Waffengewalt in den USATote durch Schüsse bei Geburtstagsparty von 16-Jähriger
Im US-Bundesstaat Alabama sind auf einer Feier mindestens vier Menschen getötet und 20 weitere verletzt worden. Am selben Abend ereignete sich auch in Kentucky eine tödliche Schusswaffen-Attacke.
Bei Schüssen während einer Geburtstagsparty unter Jugendlichen sind im US-Bundesstaat Alabama mindestens vier Menschen getötet worden. Zudem gebe es 28 Verletzte, von denen einige in Lebensgefahr seien, sagte Jeremy Burkett von der örtlichen Polizei bei einer Pressekonferenz am Sonntagabend (Ortszeit). Zum Alter der Opfer und den Hintergründen der Gewalttat machten die Behörden zunächst keine Angaben. Unklar war auch, ob die Ermittler einen oder mehrere Schützen identifiziert oder gar gefasst haben.
Die Schüsse fielen am Samstagabend (Ortszeit) in einem Tanzstudio im Zentrum von Dadeville, ein Ort mit 3200 Einwohnern rund 92 Kilometer nordöstlich von Montgomery, der Hauptstadt von Alabama. Der DJ Keenan Cooper sagte dem Sender WBMA-TV, die Party sei kurz unterbrochen worden, als Gäste gehört hätten, dass jemand eine Waffe bei sich habe. Daraufhin seien Personen mit Waffen aufgefordert worden, die Party zu verlassen. Doch sei niemand gegangen. Kurz darauf seien Schüsse abgefeuert worden. Einige Gäste hätten sich unter einem Tisch verkrochen, an dem er gestanden habe, andere seien hinausgerannt.
«Es war chaotisch»
Dadevilles Bürgermeister Frank Goodman schlief nach eigenen Angaben, als ihn ein Stadtrat kurz vor 23.00 Uhr aus dem Bett klingelte. Er sei daraufhin zu einem örtlichen Krankenhaus gegangen, wo einige Verletzte des Schusswaffenangriffs hingebracht worden seien. «Es war chaotisch», berichtete Goodman. «Leute rannten da umher. Sie weinten und schrien. Überall waren Streifenwagen, überall waren Krankenwagen. Leute versuchten, etwas über ihre Angehörigen zu erfahren. Das war eine Szene, wie wir sie noch nie in unserer Stadt hatten.»
Pastor Ben Hayes, der die Polizei und das Footballteam der örtlichen Oberschule als Kaplan betreut, erklärte, die meisten Opfer seien Jugendliche, die zur Geburtstagsfeier einer 16-Jährigen gekommen seien. Deren Bruder sei unter den Toten. Er sei ein grosses American-Football-Talent gewesen, in nur wenigen Wochen hätte er seinen Highschool-Abschluss gefeiert, sagte Hayes der Nachrichtenagentur AP. Eine College-Zusage habe der Jugendliche auch schon gehabt. «Er hatte eine glänzende Zukunft vor sich.» Unter den Verletzten soll sich auch die Mutter der Teenager befinden.
Noch am Sonntag gingen Ermittler am Tatort ein und aus, mindestens fünf Einschusslöcher klafften im Schaufenster des Tanzstudios. In der Nähe wehten die Flaggen der USA und Alabamas auf halbmast. Über die sozialen Medien drückte die Gouverneurin des Südstaats, Kay Ivey, der Bevölkerung von Dadeville und dem Rest Alabamas ihr Mitgefühl aus. Gewaltverbrechen hätten in dem Staat keinen Platz, man verfolge aufmerksam neue Entwicklungen zum Fall, schrieb die Republikanerin.
Bidens Statement
US-Präsident Joe Biden reagierte entsetzt auf das neuerliche Blutvergiessen und forderte erneut schärfere Waffengesetze in den USA, wo jedes Jahr Tausende Menschen erschossen werden. «Was ist aus unserem Land geworden, wenn Kinder nicht mehr ohne Angst zu einer Geburtstagsparty gehen können? Wenn Eltern sich jedes Mal Sorgen machen müssen, wenn ihre Kinder zur Schule, ins Kino oder in den Park gehen?»
Biden setzt sich seit langem für eine Verschärfung des Waffenrechts in den USA ein. Ohne substanzielle Gesetzesverschärfungen sehen Expertinnen und Experten keine Chance auf einen Rückgang der Waffengewalt in den USA. Um die durchzusetzen, wären Biden und seine Demokraten allerdings auf Kooperationsbereitschaft der Republikaner im Kongress angewiesen – und die ist bei diesem Thema nicht in Sicht. Viele in der Partei stehen der mächtigen Schusswaffenlobby-Organisation National Rifle Association (NRA) nah. Als diese am Wochenende zu ihrer Jahresversammlung in Indianapolis zusammenkam, traten dort auch prominente Republikaner wie Donald Trump und Mike Pence auf.
Schiesserei auch in Louisville
Der Vorfall in Dadeville war nicht der einzige tödliche Schusswaffenangriff in den USA am Wochenende: Am Samstagabend wurden laut Medienberichten in einem Park in Louisville im US-Bundesstaat Kentucky zwei Menschen durch Schüsse getötet und mindestens vier weitere verletzt. Erst am vergangenen Montag waren in Louisville vier Menschen bei einem Schusswaffenangriff in einer Bank getötet worden.
Amokläufe und Schiessereien gehören in den USA zum Alltag. In den Vereinigten Staaten sind mehr Waffen im Umlauf als irgendwo sonst auf der Welt. Die Nichtregierungsorganisation Gun Violence Archive registrierte seit Anfang des Jahres bereits mehr als 5000 Todesfälle im Zusammenhang mit Waffengewalt – Suizide nicht mitgerechnet. Erst Ende März waren bei einem Amoklauf an einer Schule in Nashville im Bundesstaat Tennessee drei Kinder und drei Erwachsene erschossen worden.
AFP/SDA/aru
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