Fortsetzung von «Spinal Tap» geplantKann man höher gehen als 11?
Rob Reiner gelang 1984 mit «This Is Spinal Tap» eine grandiose Musikerparodie. Nun arbeitet der Regisseur an einer Fortsetzung. Wie kann das gut gehen?

Man kann es selbstbewusst finden oder selbstzerstörerisch, wenn ein Regisseur die Fortsetzung eines Filmes ankündigt, der zu den lustigsten Komödien von allen gezählt wird. Und das erst noch vierzig Jahre nach dem Original.
Aber Rob Reiner («When Harry Met Sally») scheint bereit zu sein, das Risiko einzugehen. Und eine Fortsetzung von «This Is Spinal Tap» zu drehen, seinem ersten Film, der 1984 erschien. Dieser beschreibt den Niedergang einer fiktiven englischen Band, während sie ein Comeback versucht und in den USA auf Tour geht.
Die geplante Fortsetzung handelt davon, dass Spinal Tap der Witwe ihres verstorbenen Managers ein letztes Konzert schulden. Musiker wie Elton John, Paul McCartney und Garth Brooks sollen ebenfalls auftreten. Auch will Rob Reiner mit dem Sequel die bemerkenswerte Leistung wiederholen, die ihm und seinen Schauspielern im Originalfilm gelungen war: Alle Sprechszenen waren improvisiert; oft verwendete Reiner das erste Take.
«This Is Spinal Tap» wurde damals bei der Veröffentlichung übersehen, gilt aber vierzig Jahre später als komödiantischer Klassiker – und als eine der besten Musikerparodien von allen.
Nicht das eigene Erbrochene
Mitleidlos zeigt der Film den Niedergang der Band. Zwar versuchen Spinal Tap, diese aus der Mode gekommene britische Heavy-Metal-Gruppe, in den USA ein Comeback. Aber sie spielten in immer kleineren Hallen. Ihr letztes Album, in eine wortlose schwarze Hülle gepackt, findet keine Käufer. Dazu kommt, dass der Schlagzeuger der Band am Erbrochenen erstickt ist. Obwohl es nicht sein eigenes war.
Auch der Versuch der Gruppe scheitert, ihr Konzeptalbum «Stonehenge» wieder aufzuführen. Und zwar schon an der Kulisse. Wegen falscher Massangaben des Managers ist das Stonehenge-Monument auf der Bühne dermassen klein geraten, dass der Manager kleinwüchsige Männer aufbieten musste, die darum herumtanzen.
So geht es weiter mit der Band und immer weiter bergab. Zuletzt, bei ihrem letzten Konzert in Los Angeles, müssen Spinal Tap im Vorprogramm eines Puppentheaters auftreten.
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Wie genau Rob Reiner das Elend des Genres getroffen hatte, zeigte sich schon daran, dass viele Bands und Musiker davon überzeugt waren, der Film handle von ihnen. Weil sie alle in Echtzeit erlebt hatten, was der Film parodierte.
Tom Waits musste weinen
Auch die Formulierung «up to 11» ist sprichwörtlich geworden – in Anspielung auf den Einfall des Tap-Gitarristen Nigel Tufnel (Christopher Guest), die Lautstärkeknöpfe seiner Marshall-Verstärker bis auf elf zu nummerieren, weil das «eins lauter ist». Seinen Versuch, am Klavier etwas «in der Manier von Bach» zu komponieren, nennt er «Lick My Love Pump». Lutsche meine Liebespumpe.
Der Film liegt in jedem Tourbus zum Wiedersehen bereit und belebt noch das drögste Musikerinterview. Bei Sätzen wie «their career went Spinal Tap» kommen alle draus. Am besten sagte es wie immer Tom Waits: «Ich dachte, es sei ein Dokumentarfilm», bekannte er, «dauernd musste ich weinen.»
Ausserdem funktioniert «This Is Spinal Tap» nicht nur als Komödie und Parodie. Sondern Rob Reiner hatte damit ein neues, seither oft kopiertes Genre geschaffen, das sogenannte «Mockumentary». Das ist ein angeblich ernster Dokumentarfilm, der in Wirklichkeit das eigene Genre parodiert.
Nochmals denselben Witz?
Längst hat sich die Form durchgesetzt, auch wird Musik heute anders gespielt und aufgeführt als vor vierzig Jahren. Schon deshalb muss man sich fragen, ob das gut kommen kann mit dieser Fortsetzung. Sequels erweisen sich meistens als Enttäuschung, weil sie an der eigenen, formelhaften Ideenlosigkeit scheitern.
Weshalb wir zwar Reiners Fortsetzung in der Lautstärke 11 verfolgen werden. Aber jetzt schon das Schlimmste befürchten, was einem guten Witz passieren kann: dass man ihn zum zweiten Mal erzählt bekommt.
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