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25-Meter-Riss an der Decke
Gotthard-Tunnel: Bund nennt Gründe für Abbrüche und sagt, wie lange die Sperrung dauert

Die Bestandesaufnahme zeigt die sogenannten Betonabplatzungen und den Riss in einer Platte der Zwischendecke.
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Der Gotthard-Strassentunnel soll relativ bald wieder für den Verkehr geöffnet werden. Er gehe davon aus, dass dieser bis Ende dieser Woche wieder befahrbar sei, sagte Bundesrat Albert Rösti gegenüber dem SRF. Auch das Bundesamt für Strassen (Astra) geht von einer Wiedereröffnung noch in dieser Woche aus.

Der Gotthard-Strassentunnel ist seit Sonntagnachmittag in beide Richtungen gesperrt. Grund dafür ist ein Schaden an der Tunneldecke. Genauere Informationen lieferte das Astra am Montagnachmittag.

Was ist passiert?

Am Sonntagnachmittag kurz nach 16 Uhr musste der Gotthard-Strassentunnel gesperrt werden. Nahe des Tunnelportals Nord lösten sich laut Astra-Mitteilung Betonteile und fielen auf die Fahrbahn. Bei der Kantonspolizei gingen entsprechenden Meldungen ein, worauf der Tunnel umgehend in beide Fahrtrichtungen gesperrt wurde. Personen seien keine zu Schaden gekommen.

Die Ampel steht auf Rot, am Eingang des Nordportals zum Gotthard Strassentunnel, nachdem der Tunnel wegen Rissen in der Tunneldecke fuer unbestimmte Zeit gesperrt worden ist, am Montag, 11. September 2023 in Goeschenen. (KEYSTONE/Urs Flueeler).

Eine erste Bestandesaufnahme zeigte laut Astra einen Riss in der Zwischendecke auf einer Länge von 25 Metern. Am Montag gab das Bundesamt dann an, dass als Ursache für die Schäden Spannungsumlagerungen im Gebirge verantwortlich seien. Diese haben zu lokalen Druckveränderungen geführt und den Tunnel im betroffenen Abschnitt belastet. Dies hat den Riss der Zwischendecke und dieser wiederum die Abplatzungen verursacht.

Die Abbrucharbeiten werden heute Nacht beginnen, teilt das Astra mit. Die Zwischendecke werde auf 25 Meter abgebrochen und ersetzt. Die notwendigen Sicherungsarbeiten hätten bereits am Montagnachmittag begonnen. Eine Herausforderung stelle die Sicherstellung der Lüftung im betroffenen Abschnitt dar. Die Zwischendecke separiere den Fahrraum von den Zuluft- und Abluftkanälen. Ziel ist es, den Tunnel Ende dieser Woche zu öffnen.

Umleitung via A13 und Pass

Der Verkehr wird nun grossräumig über die San-Bernardino-Route (A13) und die Gotthardpassstrasse umgeleitet – allerdings ist auch dort mit hohem Verkehrsaufkommen und Wartezeiten zu rechnen. 

Am Sonntag herrschte zwischen Quinto und Rastplatz Dosierstelle Airolo als auch zwischen Wassen und Göschenen Stau. Autofahrer berichten von chaotischen Szenen und stundenlangen Wartezeiten.

Reisecar musste rückwärts aus Tunnel fahren

Fahrzeuge mussten mitten im Tunnel gewendet werden, wie Bilder in den sozialen Medien zeigten. Ein Tourist berichtet auf Facebook, dass er auf dem Weg vom Tessin nach Luzern gewesen sei, als sein Reisebus mitten im Tunnel gestoppt worden sei. Sämtliche Fahrzeuge mussten wenden, da dies für den Car nicht möglich war, fuhr er rückwärts zurück zum Südportal.

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Für die Reisenden gab es am Sonntagnachmittag offenbar lange keine detaillierten Informationen dazu, warum der Verkehr auf der wichtigen Nord-Süd-Achse unterbrochen war.

Gotthard-Basistunnel bis 2024 für Personenzüge zu

Auch der Gotthard-Basistunnel ist derzeit eingeschränkt, nachdem dort am 10. August ein Güterzug auf dem Weg nach Deutschland entgleist war. Nach einem Radbruch entstand grosser Schaden in der Röhre, wie eine Besichtigung vor wenigen Tagen zeigte.

Während Güterzüge die unbeschädigte zweite Röhre nutzen können, bleibt der Basistunnel für Personenzüge bis mindestens Anfang 2024 gesperrt, wie die SBB mitteilten. Zugpassagiere werden über die Bergstrecke umgeleitet, auf der die Fahrt ins Tessin eine Stunde länger dauert.

Verkehrsminister: «Im Berggebiet können Ereignisse passieren»

Albert Rösti hat sich am Montagmorgen zum Gotthard geäussert, dies in der Fragestunde zum neuen Bericht der Internationalen Energie-Agentur zur Schweizer Energiepolitik, der heute in Bern vorgestellt worden ist.

«Das Bundesamt für Strassen hat mich gestern um 22 Uhr informiert, was Sache ist. Und dass es alles daran setzt, diesen Schaden zu beheben, sodass die Schliessung so kurz wie möglich bleibt.» Die Sicherheit stehe natürlich an erster Stelle, machte Rösti klar. Der Gotthard bewege ihn sehr, sagte Rösti mit Blick auf den – nach dem verunglückten Güterzug – bereits zweiten «Unterbruch» im Gotthard binnen weniger Wochen. «Wir sind im Berggebiet. Wir sind in einer Umgebung, die sich bewegt. Da können einfach Ereignisse passieren, zum Glück auch hier ohne jeden menschlichen Schaden.» Zu den Ursachen könne er noch nichts sagen.

Tessiner Wirtschaftskammer fordert Krisenstab

Der Direktor der Tessiner Wirtschaftskammer Luca Albertoni zeigt sich besorgt über die Sperrung des Tunnels. Eine potenziell länger dauernde Schliessung des Autotunnels sei für die Tessiner Wirtschaft bedrohlich. Er fordert Bund und Kantone auf, für weitere Zwischenfälle einen «Gotthard-Krisenstab» einzusetzen.

Zahlreiche Firmen im Südkanton seien mit der Deutschschweiz eng verknüpft. In einem «enorm kompetitiven Umfeld» sei es von grösster Wichtigkeit, dass die Transportketten garantiert und die Kosten vorhersehbar seien. Sonst würden die Wirtschaftsbeziehungen gefährdet, sagte Albertoni.

Weitere Probleme für Transportbranche

Für die Logistikunternehmen ist die Sperrung ein Problem. Dass jetzt auch noch der Gotthard-Strassentunnel gesperrt sei, sei wirklich sehr unglücklich für die Transportbranche, sagt beispielsweise Peter Galliker, CEO des gleichnamigen Schweizer Transportunternehmens. Die Lastwagen müssten nun den Umweg über die San-Bernardino-Route nehmen, was zusätzlich zur Problematik mit dem Schienenverkehr weitere Effizienz koste.

Starker Strassenverkehr zieht durch die Schoellenenstrasse zwischen Goeschenen und Andermatt, nachdem der Gotthard-Strassentunnel wegen Rissen in der Tunneldecke fuer unbestimmte Zeit gesperrt worden ist, am Montag, 11. September 2023 in Goeschenen. (KEYSTONE/Urs Flueeler).

Galliker erinnert daran, wie wichtig die Nord-Süd-Achse etwa für den Transport von Früchten und Gemüse ist. Nun müsse abgewartet werden, was das Astra entscheide. «Wichtig ist jedoch, keinen Druck zu machen, dass die Röhre schnell geöffnet wird. Die Sicherheit geht vor.» Dauere die Sperrung jedoch länger an, müsse man sich über Alternativen Gedanken machen. Etwa eine Lockerung des Nachtfahrverbots, sagt er.

Versorgung bei Coop sichergestellt

Für Grossverteiler Coop ist die Gotthard-Sperrung kein Problem. «Die Versorgungssicherheit ist in jedem Fall gewährleistet», heisst es auf Nachfrage. Unsere Supermärkte würden nach wie vor im selben Umfang beliefert.

«Von Süd nach Nord und von Nord nach Süd werden insgesamt 80 Prozent unserer Güter mit der Bahn transportiert», erklärt Coop. Und dank einem Sonderfahrplan im ramponierten Basistunnel verkehrten die Züge derzeit wieder täglich. Die Sperrung des Strassentunnels und das Ausweichen via A13 oder Passstrasse habe deshalb eine vergleichsweise kleinere Auswirkung auf die Transporte von Coop.

Auch bei Migros ist die Sperrung kein Problem, der Grossteil der Waren werde via Bahn ins Tessin transportiert. Bei Lastwagentransporten gebe es nur minimale Verzögerungen, ohne Auswirkungen auf die Lieferungen. Es stehe also alles auf Grün.

Strassentunnel war 2001 für zwei Monate gesperrt

Der Strassentunnel war schon einmal nach einem Unglück für lange Zeit gesperrt. Im Oktober 2001 kam es zum folgenschwersten Unfall der Geschichte, als zwei Lastwagen kollidierten und in Flammen aufgingen. Im Brand mit Temperaturen über 1200 Grad starben elf Menschen, der Tunnel musste danach für zwei Monate komplett gesperrt und saniert werden.

Während der Reparaturarbeiten wurde die Sicherheit im Tunnel erhöht, unter anderem mit neuer Lüftung, Belichtung und Betriebsleitsystem. In einer Mitteilung von 2021 schrieb das Astra, dass bis 2025 rund 1,6 Milliarden Franken in die Tunnelsicherheit investiert würden. Altersbedingt brauche der Strassentunnel aber eine umfangreiche Instandsetzung. Die Sanierung soll nach dem Bau der zweiten Röhre stattfinden, wie das Astra schreibt.

Die Bohrungen für die zweite Röhre sollen 2024 beginnen, Ende 2029 ist die Eröffnung geplant. Danach wird die erste Röhre rund drei Jahre lang saniert, wonach ab 2032 beide Röhren mit jeweils einer Fahrbahn zur Verfügung stehen sollen.

Unglücke durch Tunneldecken

Schon mehrfach stürzten in den vergangenen Jahren Betonelemente von Tunneldecken auf Fahrbahnen, teilweise mit tödlichem Ausgang. Im Dezember 2012 fielen westlich von Tokio fast 150 Teile des Sasago-Tunnels auf die Strasse und begruben drei Fahrzeuge unter sich. Neun Menschen starben.

Im Juli 2006 starb in Boston ein Mitfahrer, als 26 Tonnen Deckenelemente auf ein Fahrzeug fielen.

SDA/ij/anf/chk/Christopher Gilb