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Börsencrash beendet einen Hype
Tech-Aktien im fast freien Fall

Höhenfliegerin auf Sinkflug: Der Fonds von Cathie Wood, Chefin der Investmentfirma Ark Invest, hat fast drei Viertel des Werts eingebüsst.
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Wer hoch steigt, fällt tief. Cathie Wood, die von Finanzmedien bis vor kurzem noch als «beste Investorin der Welt» bezeichnet wurde, erlebt mit ihrem Ark Innovation ETF turbulente Zeiten. Sie hatte mit dem aktiv gemanagten Fonds auf eine Reihe von Technologieaktien gewettet, die mit Ausbruch der Pandemie im Frühling 2020 zu einem Höhenflug ansetzten. Seit dem Höchststand hat ihr Fonds fast drei Viertel seines Werts verloren.

Vor ein paar Tagen hatte Wood noch zusammen mit Tesla-Gründer Elon Musk über passive Fonds gelästert. Heute wären ihre Anleger froh, sie hätten ihr Geld so investiert: Seit dem Start von Woods Fonds hätte ein simpler Indexfonds auf dem US-Aktienmarkt eine bessere Rendite erzielt, zu viel tieferen Kosten.

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Auch andere Überflieger der vergangenen Jahre werden in der aktuellen Börsenbaisse arg zerzaust. Was sind die Gründe, und wie geht es weiter?

Abkürzungen sind keine gute Anlagestrategie

Jahrelang war es das heisse Thema an der Börse: Faang – die Abkürzung steht für die Aktien von Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Google – beflügelte die Fantasie der Anleger. Doch jetzt hat es die Technologieaktien besonders schwer erwischt.

Das Prinzip funktioniert immer gleich. Clevere Finanzexperten nehmen einen Trend auf und erfinden ein wohlklingendes Akronym, ein Kurzwort aus den Anfangsbuchstaben. Das funktioniert eine Zeit lang, immer mehr Anleger springen auf den Zug – bis sich der Trend totgelaufen hat.

2001 wurde so das Schwellenländer-Thema Bric lanciert – ursprünglich Brasilien, Russland, Indien und China. Später wurde es ergänzt um Südafrika und angepasst, ab 2011 ging es bergab. Ähnlich ergeht es nun dem 2013 erfundenen Faang. Die US-Notenbank hat mit ihren Zinserhöhungen das Ende des Hypes eingeläutet.

Abhängigkeit von den Zentralbanken

Seit den 1990er-Jahren intervenierten die Zentralbanken regelmässig, wenn die Finanzmärkte ins Rutschen kamen. Die vergangenen 25 Jahre können als Abfolge geldpolitischer Rettungsaktionen gesehen werden. Die Folge der faktischen Zentralbank-Garantie: Wer sparsam und vorsichtig agierte, verlor. Wer auf Schulden und Risiko setzte, gewann.

Doch diesmal ist die Inflation so hoch gestiegen, dass die US-Zentralbank gezwungen ist, auf die Bremse zu treten. Damit geraten die spekulativsten Anlagen besonders unter Druck.

Tech-Aktien haben nicht gern steigende Zinsen

Steigende Zinsen treffen Technologie- und Wachstumsaktien besonders. Sie reagieren empfindlich, weil ihre Gewinne erst weiter in der Zukunft anfallen. Wenn aber die Zinsen steigen, steigen auch die Kosten für Kapital und Kredite. Die zukünftigen Gewinne müssen zu einem höheren Zins abdiskontiert werden, was den Unternehmenswert reduziert. Die Kurse der Technologieunternehmen verlieren bei Zinserhöhungen deshalb mehr als jene von Firmen aus weniger wachstumsstarken Branchen.

Was zu hoch steigt, muss wieder fallen

Viele Technologieunternehmen wurden in den vergangenen zwei Jahren extrem hochgejubelt. Ihre Kurse haben sich teilweise vervielfacht, obwohl sie noch wenig oder gar keine Gewinne ausweisen. Das leicht verdiente Geld hat vielerorts zu Übertreibungen geführt.

Der Elektroautohersteller Tesla war an der Börse vor kurzem mehr wert als die nächstgrössten neun Autohersteller zusammen. Seit Anfang Jahr hat er ein Drittel seines Werts eingebüsst. Firmen, die die Erwartungen nicht erfüllen, werden wieder abgestraft, zum Beispiel Netflix und Facebook.

Mit dem Ende der expansiven Geldpolitik und der Tiefzinsen werden Anlegerinnen und Anleger gezwungen, ihre Investitionsentscheide zu überdenken. In schwierigen Zeiten schauen sie weniger auf Wachstum, dafür mehr auf Rentabilität.

Wie lange dauert die Baisse?

Zur Unsicherheit bezüglich der Geldpolitik kommen der Ukraine-Krieg, die steigende Inflation, die Lieferkettenprobleme in China und immer neue Virusvarianten. Stehen wir vor einem langen Bärenmarkt, was im Börsenslang eine anhaltende Phase sinkender Aktienkurse meint?

Der letzte Bärenmarkt begann im September 2007. Der Tiefpunkt an der US-Börse war nach zwei Jahren erreicht, und es dauerte dann nochmals vier Jahre, bis das Vorkrisenniveau wieder erreicht war.

Oft erholten sich die Märkte allerdings schneller. In fünfzehn Bärenmärkten betrug der durchschnittliche Rückgang am US-Aktienmarkt 30 Prozent. Bis zum Tiefpunkt dauerte es knapp ein Jahr und danach nochmals etwas mehr als eineinhalb Jahre, bis das frühere Niveau wieder erreicht war, wie der Finanzblogger Ben Carlson berechnet hat.

Baissen gibt es immer wieder, sie können für Anleger sehr schmerzhaft sein – und irgendwann sind sie zu Ende. Aber niemand kann sagen, wie lange es diesmal dauern wird.