Grosse Rettungsaktion in der NordseeSchiffskollision vor britischer Küste: Kerosin läuft aus
Zwei grosse Schiffe stossen nahe der Küste von East Yorkshire zusammen. 37 Personen wurden an Land gebracht. Der Tanker hatte Jet-Treibstoff geladen.

Ein Öltanker steht in der Nordsee nahe der britischen Küste in Flammen. Die «Stena Immaculate» kollidierte am Montagvormittag aus bislang nicht geklärter Ursache mit dem Frachtschiff «Solong» und geriet in Brand. Auf Fotos und Videos, die Aufnahmen von der Unglücksstelle zeigen sollen, sind dichte Rauchschwaden zu sehen. Die Umrisse der Schiffe sind teilweise nur zu erahnen.
Der unter US-Flagge fahrenden Chemikalien- und Öltransporter «MV Stena Immaculate» soll gemäss Angaben der Schiffsverfolgungsseite Vesselfinder zum Zeitpunkt der Kollision vor Anker gelegen sein. Der Containerfrachter «Solong», der unter portugiesischer Flagge, fährt, war auf dem Weg von Grangemouth in Schottland ins niederländische Rotterdam. Der Notruf soll um 10.48 Uhr Schweizer Zeit erfolgt sein.
Betreiber: Flugzeugtreibstoff bei Tankerunglück ausgetreten
Bei der Kollision ist Flugzeugtreibstoff ausgetreten. Das teilte der Betreiber der «Stena Immaculate», das US-amerikanische Unternehmen Crowley, mit. Demnach wurde ein Tank mit sogenanntem Jet-A1-Treibstoff, einem Kerosin-Typ für Düsentriebwerke, beschädigt. Zur genauen Menge des ausgelaufenen Treibstoffs machte Crowley zunächst keine Angaben.
Der aus der Region stammene Parlamentsabgeordnete Graham Stuart erklärte gegenüber der BBC, er habe mit dem Verkehrsminister gesprochen: Eine der geretteten Personen sei ins Krankenhaus eingeliefert worden.
«Die anderen 36 Seeleute beider Besatzungen sind in Sicherheit», erklärte er weiter.

Die BBC zeigte Videoaufnahmen, die offenbar von einem nahe gelegenen Schiff aus gemacht wurden. Darauf war zu sehen, wie dichter schwarzer Rauch von einem der beiden Schiffe aufstieg. Der Grimsbyer Hafenleiter Martyn Boyers sagte, man habe ihm von einem «massiven Feuerball» berichtet. «Es ist zu weit draussen, als dass wir es sehen könnten – etwa zehn Meilen – aber wir haben die Schiffe gesehen, die sie hereinbringen», sagte er.
Unglückssache noch unklar
Es sei zu früh, um über die Unglücksursache zu spekulieren, sagte der Geschäftsführer der Reederei, Erik Hanell.
Der Vorsitzende des Stadtrates der nahe gelegenen Stadt Hull sprach in der BBC von einer «verheerenden» Lage. Die potenziellen Umweltfolgen seien besorgniserregend, in den kommenden Tagen müsse «sehr schnell» daran gearbeitet werden, diese zu verstehen. Die Küstenwache prüft, ob und welche Massnahmen zur Bekämpfung von Umweltbedrohungen erforderlich sein könnten.
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Die Umweltschutzorganisation Greenpeace in Grossbritannien teilte mit, man beobachte die Berichte genau. «Sowohl die hohe Geschwindigkeit als auch die Videos von den Folgen geben Anlass zu grosser Sorge», sagte ein Sprecher auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.
Es sei aber noch zu früh, das Ausmass von Schäden für die Umwelt zu bestimmen, so der Sprecher weiter. Die Grössenordnung von Auswirkungen hingen von mehreren Faktoren ab, darunter des Typs und der Menge an Öl, die der Tanker geladen habe, dem Treibstoff in beiden Schiffen und wie viel davon ins Wasser gelangt sei.
Wie sich ein Austritt von Öl auswirke, hänge auch stark von den Wetterbedingungen ab. «Im Falle einer Ölpest oder eines Verlusts von Gefahrgut aus dem betroffenen Containerschiff wird auch die Schnelligkeit der Reaktion entscheidend sein, um Auswirkungen zu begrenzen», sagte der Greenpeace-Sprecher.
Die britische Verkehrsministerin Heidi Alexander schrieb auf X, sie sei «besorgt» und in Kontakt mit den Behörden und der Küstenwache. Sie dankte allen beteiligten Rettungskräften für deren Einsatz.
DPA/far/sme
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