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Verteidiger Stefan Gartenmann
Einen solchen Debütanten hat das Schweizer Nationalteam noch nie gesehen

Stefan Gartenmann klatscht nach dem Testspiel Nordirland gegen Schweiz in Belfast am 21. März 2025.
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In Kürze:
  • Beim 1:1 gegen Nordirland bestreitet der gebürtige Däne Stefan Gartenmann sein erstes Länderspiel für das Schweizer Nationalteam.
  • Der 28-Jährige überrascht bei seinem ersten Medienauftritt mit fliessenden Deutschkenntnissen bei seiner Nationalmannschafts-Präsentation.
  • Seine Familie aus der Ostschweiz wird ihn beim nächsten Spiel in St. Gallen gegen Luxemburg am Dienstag im Stadion unterstützen.

Seinen ersten grossen Auftritt hat Stefan Gartenmann zwei Tage vor dem Länderspiel in Belfast. Im Trainingslager des Schweizer Nationalteams in Portugal stellt sich der Neue vor – und er tut das in erstaunlich flüssig gesprochenem Deutsch für einen, der doch angeblich nur ein paar Worte sprechen kann.

So hatte Nationaltrainer Murat Yakin den 28-Jährigen angekündigt. Doch Gartenmanns Deutschkenntnisse sind mindestens so überraschend wie der Fakt, dass er aufgeboten wurde. Denn bis vor wenigen Tagen wussten die meisten Schweizer ja nicht mal, dass es ihn überhaupt gibt.

Stefan Gartenmann, geboren im Februar 1997 im dänischen Roskilde, mit einem Schweizer Grossvater und fussballerischen Stationen in Heerenveen, Sönderjyske, Midtjylland, Aberdeen sowie bei Ferencvaros Budapest. Und erst seit wenigen Tagen im Besitz eines Schweizer Passes.

Gartenmann übernimmt das Zepter in der Abwehr

Am Mittwoch sitzt Gartenmann hinter ein paar Mikrofonen und erzählt. Wie er in Dänemark Deutsch in der Schule gelernt und mit seinem Grossvater Comics geschaut habe, «Sponge-Bob Schwammkopf». Wie er in der Kindheit Ferien in der Schweiz am Bodensee gemacht habe. Und auch, was für einen Fussball die Schweiz von ihm erwarten kann.

«Ich bin weder besonders schnell noch besonders kräftig. Oldschool-Verteidiger trifft es wohl gut: Ich kann die Knochen hinhalten, hart spielen.» Das klingt nach dänischer Zurückhaltung, denn Yakin attestiert Gartenmann vor dem Spiel, dass dieser «das Zepter» in der Abwehr übernommen habe.

Stefan Gartenmann lächelt während eines Interviews auf einer Medienkonferenz der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft am 19. März 2025 in Almanci.

Seinen zweiten grossen Auftritt hat Gartenmann am Freitag, bei diesem wenig schmeichelhaften 1:1 gegen Nordirland. Neben Isaac Schmidt ist er einer von zwei Debütanten, die in der Startelf stehen. Und es dauert nicht lange, bis die Schweiz einen ersten Eindruck des neuen Verteidigers erhält.

Nach 15 Minuten stimmt die Abstimmung mit Cedric Zesiger nicht, und Gartenmann fehlt die Schnelligkeit, um noch in den Zweikampf zu kommen. Er foult, es gibt Freistoss für Nordirland, dann steht es 0:1. «Die ersten 10, 20 Minuten war ich nervös», sagt Gartenmann nach dem Spiel, «da habe ich den Freistoss zu einfach hergegeben.»

Doch er zeigt auch eine andere Seite. Immer wieder sucht er seine Mitspieler mit langen Bällen in die Tiefe. Er dirigiert, er redet und holt sich eine Gelbe Karte ab. Am Ende hat er die meisten Pässe von allen gespielt. «Ich bin froh, dass ich mein Debüt geben konnte», sagt er nach dem Abpfiff, «aber mit dem Ergebnis bin ich nicht zufrieden.»

In St. Gallen schaut Gartenmanns Familie zu

Dass die Schweizer in Nordirland schon zum achten Mal in Folge nicht als Sieger vom Platz gehen, liegt nicht an Gartenmann, trotz des kleinen Fehlers vor dem 0:1. Es liegt vielmehr an ihrer Offensive. Das Team von Murat Yakin hat abermals keine Ideen, wie man einen Gegner überwinden könnte. Und wenn sich doch mal Chancen ergeben, sind die Schweizer zu ungenau.

«Wir müssen zwei oder drei Tore schiessen, um das Spiel einfacher zu gestalten», sagt Gartenmann. Aber er sagt es nicht, weil die Schweizer tatsächlich so viele Chancen gehabt hätten. Sondern eher, weil sich jedes Team grundsätzlich zwei oder drei Tore wünscht. «Wir haben nächste Woche die Chance, es besser zu machen.»

Am Dienstag trifft die Schweiz in St. Gallen auf Luxemburg, dann sollte es gegen die Nummer 92 der Welt einfacher fallen, zu Chancen zu kommen. Ob dann auch Gartenmann wieder spielt, schliesslich gibt es ja auch noch Eray Cömert, Albian Hajdari oder Aurèle Amenda. Für Gartenmann wäre sein zweites Länderspiel jedoch ein richtiges Heimspiel.

Sein Grossvater lebte damals zwischen Frauenfeld und Konstanz, ehe er der Liebe wegen nach Dänemark zog. Und auch heute hat Stefan Gartenmann noch Familie in der Region, zum Beispiel in Herisau. Seine Tanten, Onkel und Cousinen werden am Dienstag im Stadion sein und ihn in seinem zweiten Länderspiel für die Schweiz anfeuern.

Für den 28-Jährigen würde sich dann vermutlich schon alles etwas normaler anfühlen. Dabei ist sein erster Auftritt im Nationalteam ein Debüt, das die Schweiz so wohl noch nie gesehen hat.