«Spiderman» konnte erst nach vier Raubüberfällen gefasst werden
Mit einer Spiderman-Maske über dem Kopf überfiel ein 24-Jähriger den Coop Pronto in Adliswil. Drei weitere Überfälle auf Läden gehen auf sein Konto. Nach dem Urteil des Bezirksgerichts Horgen muss der Serbe dafür vierdreiviertel Jahre ins Gefängnis.

Aus Bruderliebe will ein 24-jähriger Serbe vier Raubüberfälle begangen haben. Weil sein jüngerer Bruder Spielschulden bei Kredithaien gehabt habe, sei er in die Schweiz eingereist, um Geld zu verdienen. Arbeit habe er nicht gefunden, da habe er im Feburuar 2016 den Tipp bekommen, dass der Coop Pronto in Adliswil ein gutes Ziel wäre. Der Tipp beinhaltete, dass der Hintereingang um sechs Uhr morgens offen stand.
Mit einer schwarz gefärbten Wasserpistole bewaffnet und einer Spiderman-Maske auf dem Kopf betrat er das Geschäft durch den Hintereingang. Er bedrohte eine Angestellte mit der Pistole und forderte sie auf, den Tresor zu öffnen. Dabei hat er die junge Frau gar dazu gedrängt, ihm über der Maske einen Kuss zu geben. Da sie den Code nicht kannte, musste sie ihre Chefin dazuholen. Der 24-Jährige hielt dieser das Waffenimitat an den Kopf und befahl ihr, den Tresor zu öffnen. Mit 41'250 Franken machte sich der Serbe aus dem Staub.
Innerhalb von vier Monaten schlug der Beschuldigte noch dreimal zu. Zweimal in Neuhausen, einmal in Adlikon bei Andelfingen. Die Taten hat er gestanden. Über 50'000 Franken erbeutete der Beschuldigte auf diese Weise. Geschnappt wurde er, als er im August 2016 in die Schweiz einreiste. Beim dritten Überfall zog er sich zwar ein Tuch vors Gesicht, aber zu spät. Zuvor hatte ihn eine Kamera gefilmt, das wurde dem Mann zum Verhängnis.
Überfall trotz Reue?
Der Gerichtspräsident versuchte herauszufinden, was sich der junge Räuber gedacht hatte. Er habe selber Angst gehabt bei den Überfällen, meinte der Mann, mehr als die Angestellten. Was er getan habe, sei «das Schlimmste, was ein Mensch tun kann», meinte er bezüglich der Schäden, welche die Angestellten davontrugen.
Die Bilder hätten sich in seinem Kopf eingebrannt, vor allem die ältere Frau, die er in Neuhausen überfallen hatte. «Und da überfallen Sie zehn Tage später wieder einen Laden?» fragte der Gerichtspräsident skeptisch. Er habe ja probiert aufzuhören, aber das Geld für den Bruder sei das Wichtigste gewesen.
Der Staatsanwalt spekulierte, dass der junge Mann wohl immer so weiter gemacht hätte, wäre er nicht geschnappt worden, schliesslich habe er einen Weg gefunden, leicht an Geld zu kommen. Für die Raubüberfälle und eine mehrtägige Schwarzarbeit als Maler forderte der Staatsanwalt fünfeinhalb Jahre Gefängnis. Der Mann sei krass egoistisch vorgegangen. Die Angestellten seien traumatisiert gewesen, einige hätten psychologische Hilfe in Anspruch nehmen müssen.
Ganz anders stellte die Verteidigerin die Überfälle dar. Die Angestellten seien von einem Witz ausgegangen. Die Pistole hätten viele als Fälschung gesehen, auch wenn sie sich nicht sicher waren. Dass die Pächterin in Adliswil wegen gesundheitlicher Gründe aufgehört hatte, habe andere Ursachen gehabt. Die Verteidigerin forderte eine Freiheitsstrafe von 28 Monaten. Die Hälfte solle ihr Mandant absitzen.
Unprofessionell gehandelt
Mit vierdreiviertel Jahren Freiheitsstrafe liegt das Urteil der Richter nicht weit weg vom Vorschlag des Staatsanwalts. Der Gerichtspräsident hielt fest, dass der Beschuldigte aus rein egoistischen Motiven gehandelt habe. Einzig das Geständnis und das unprofessionelle Vorgehen hielten ihm die Richter zugute. So habe ein Anwohner in Neuhausen gehört, wie der Serbe in einer Beiz mit seinen Raubzügen geprahlt hatte. Früher oder später wäre der Räuber der Polizei wohl sowieso ins Netz gegangen.
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