Konzert im KaufleutenSophie liebt Dino liebt Faber
Drei Schweizer Ausnahmetalente gemeinsam auf der Bühne: was Sophie Hunger, Faber und Dino Brandão in der Schweizer Poplandschaft gerade so einzigartig macht.
Drei rote Stühle stehen da, eng nebeneinander, daneben je eine akustische Gitarre. Das Setting unterstreicht die Intimität des Anlasses, noch bevor er anfängt. Alles sagt: Wir sind uns nah.
Sophie Hunger, Faber und Dino Brandão haben am Montagabend im Zürcher Kaufleuten zum ersten von drei Heimspielen geladen. Die Konzerte sind längst ausverkauft, zuvor hatte «die Schweizer Supergroup» ihre Mundartlieder schon in Berlin und Köln in vollen Häusern serviert.
«Ay, ay, ay, mir spieled dehei», reimt Sophie Hunger am Anfang des Konzerts.
Kurz nach 20.15 Uhr nahmen sie Platz auf ihren Stühlen, links aussen Faber, die Bassstimme und allgemein für das Raue zuständig an diesem Abend, rechts Sophie Hunger, die Anführerin des Trios, wie Faber einmal sagte, und in der Mitte Dino Brandão, der gemeinsame Freund und musikalische Kitt in der Gruppe. Den Anfang machen Faber und Brandão, die einst in einer WG im Zürcher Kreis 4 zusammengewohnt haben. In die aufmerksame Stille des vollen Saals träufelt Faber gezupfte Gitarrenklänge, Brandão zieht mit seiner beeindruckenden Kopfstimme verhallte Töne in den Raum.
Das Publikum ist gebannt, von den ersten Sekunden an, und so wird es bis zum kollektiven Gänsehautmoment am Schluss bleiben.
Der Auftritt in Zürich ist für die Musikerin und die beiden Musiker auf der Bühne ein besonderer: In dieser Stadt haben alle drei ihre Karrieren lanciert. «Ay, ay, ay, mir spieled dehei», reimt Sophie Hunger am Anfang des Konzerts. Lacher im Publikum und auch auf der Bühne.
Es wird ein Abend, getragen von Nähe und Leichtigkeit – in der Musik, die dargeboten wird, aber auch unter den Darbietenden. Immer wieder feiern sie ihre Freundschaft, applaudieren einander, lachen sich zu. An einer Stelle entschuldigt sich Sophie Hunger sogar dafür. Aber natürlich nimmt es den dreien niemand übel. Denn schöner wird es nicht mehr in diesem ausklingenden Konzertjahr.
«Es isch eifach huere geil.»
Mit dem Album «Ich liebe dich» war Brandão, Faber und Hunger Ende 2020 ein Wurf gelungen. Die drei hatten nach einem spontanen gemeinsamen Auftritt zu Beginn der Pandemie beschlossen, ein Album ganz der Liebe zu widmen, ihrer bestärkenden, aber auch zerstörerischen Kraft. Es wurde zu einem der erfolgreichsten Schweizer Alben des vergangenen Jahres. Und was schon in der Albumversion so packend ist, übertragen die drei scheinbar leicht in die Liveversionen.
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Reduziert spielen sie auf, oft begleitet nur eine einzelne Gitarre die Lieder, da ist viel Platz für die feinen Töne und Zeilen. Mit Brandão, Faber und Hunger sind auch drei Textprofis am Werk, die prägnante Sätze kreieren wie: «Reise, das isch doch nur für die Dumme / Wo dänked, d Wält seg en andere Ort», oder: «Ich ha probiert mich sälber z si / Ich ha gmerkt, ich bin es Arschloch / Jetzt, wo ich en andere bi / Bini eifach megahappy». Fans singen ganze Strophen mit, andere schliessen einfach die Augen und tauchen ab.
Einmal ruft jemand aus dem Publikum: «Danke für die schöne Musik!» Faber, wie ein Fan seiner Mitmusizierenden, dankt zurück und sagt: «Es isch eifach huere geil.» Er und Brandão hätten jahrelang davon geträumt, mal mit Sophie Hunger Musik machen zu können.
Was dieses Trio zum Ereignis in der Schweizer Musiklandschaft macht, zeigt sich sofort: Hier spielen drei Ausnahmetalente, jede und jeder für sich hat das Können und die Songs, ein grosses Publikum zu fesseln. Brandão, Faber und Hunger tragen immer wieder Stücke allein vor, teils nur minimal begleitet von den anderen beiden, und doch bleiben sie in jedem Moment eine Einheit. Doch wenn sie zusammen singen, schrummeln, schreien und die Intensität immer weiter hochschrauben, dann fährt das noch einmal ganz anders ein.
Hier ergibt ein mal drei noch mehr als drei mal eins.
Ist das jetzt das Ende? Man spürt: So richtig will das niemand.
Rund zwei Stunden dauert das Heimspiel, und trotz mutig reduziertem Setting ist es eine vielseitige Show. Sie beherrschen schunkelndes Lalala genauso wie ganz zerbrechliche Nummern, Sozialkritisches wie Persönliches, hier wird vom «Fudispalt» gesungen, aber auch vom «Subtext». Die musikalische Identität der Einzelnen ist dabei immer erkennbar – wenn etwa Brandão und Faber einen Song spielen, den Hunger geschrieben hat, hört man diese raus, obwohl sie nicht mitspielt.
Im Programm finden auch Songs aus dem umfassenden Soloschaffen Platz, ein Highlight wird Brandãos punkiges «I Don’t Want Nothing», zu dem er sich ans Schlagzeug setzt, Faber greift zum E-Bass, Hunger pusht das Stück am Piano vorwärts.
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Das Hauptset beenden Brandão, Faber und Hunger mit «Derfi di hebe», einem ihrer eindringlichsten Stücke, bittersüss. Der Song endet abrupt. Und dann: Stille. Mehrere Sekunden passiert nichts, nicht im Publikum, nicht auf der Bühne.
Ist das jetzt das Ende? Man spürt: So richtig will das niemand, nicht im Publikum, nicht auf der Bühne. Es ist natürlich das perfekte Ende.
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