Filmtage 2022Solothurn sucht nach neuer Normalität
Über die Probleme des vergangenen Jahres will man beim Festival nicht mehr reden. Was die kommende Ausgabe betrifft, stellen sich trotzdem einige Fragen.
«Wir sind ein Dienstleistungsunternehmen», sagt Thomas Geiser, Übergangspräsident der Solothurner Filmtage. «Es sind also nicht wir, die im Vordergrund stehen sollten, sondern die Filme und die Filmschaffenden.»
Damit versucht Geiser, an der Programmkonferenz der 57. Filmtage erst mal abzulenken von den Problemen, die man im vergangenen Jahr hatte. Da waren die Querelen um die bisherige Direktorin Anita Hugi, die zuerst krankgeschrieben war, dann kaltgestellt wurde und deren Arbeitsverhältnis seit Ende Oktober beendet ist. (Lesen Sie auch: Zum Abgang von Anita Hugi: Der Vorstand trägt Mitschuld)
Als mehr oder minder direkte Folge davon wurde den Filmtagen vom Bundesamt für Kultur eine bereits gesprochene Erhöhung der Gelder (20’000 Franken) wieder gestrichen – verbunden mit der Auflage, die verkrusteten internen Strukturen zu überarbeiten.
Nein, von alledem möchte man nicht mehr reden (den Namen Anita Hugi spricht vom Filmtage-Team niemand freiwillig aus), stattdessen will man so rasch wie möglich zu einer neuen Normalität übergehen. Ob das gelingt? Was die kommende Ausgabe betrifft, so stellen sich ebenfalls einige Fragen.
3-G für Kinobesuche, 2-G für Apéros
Zwar betonen die Verantwortlichen, dass man alles unternehme, um ein Präsenzfestival durchziehen zu können. Nach aktuellem Stand plant man mit einer 3-G-Regel für Kinobesuche und einer 2-G-Regel für Apéros, Konzerte und Partys. Laut Veronika Roos, der administrativen Leiterin ad interim, hat man aber auch ein entsprechendes Back-up zur Hand, um wie im letzten Januar auf eine Onlineveranstaltung umschwenken zu können.
Von insgesamt fast 600 eingereichten Werken wurden knapp 160 für die aktuellen Filmtage selektioniert. Besonders auffällig sei gemäss David Wegmüller, dem künstlerischen Co-Leiter ad interim, dass fast die Hälfte der ausgewählten Filme aus der Romandie stammte und mit massgeblicher Beteiligung von Frauen produziert wurde.
Für die drei Wettbewerbe Prix de Soleure, Opera Prima und Prix du Public wurden jeweils acht Filme ausgewählt. Bereits bekannt war der Titel des Eröffnungsfilms: In der Dokumentation «Loving Highsmith» will Eva Vitija das Doppelleben der Thrillerautorin Patricia Highsmith beleuchten; die Premiere findet exakt ein Jahr nach deren 100. Geburtstag statt.
Fragt sich bloss, ob die Eröffnung tatsächlich vor Ort und in Anwesenheit von Bundesrat Alain Berset über die Bühne gehen wird. Die Filmtage-Leitung gibt sich bezüglich Vor-Ort-Veranstaltungen noch zuversichtlich, der Kontakt mit Filmschaffenden und dem Publikum sei wichtig. Gemäss Veronika Roos ist man sich allerdings bewusst, dass auch im Fall einer Präsenzveranstaltung der Zuschauerrekord von 2020 (66’000 Besucher) nicht erreicht werden kann.
57. Solothurner Filmtage: 19.–26. Januar 2022.
Fehler gefunden?Jetzt melden.