Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

So lohnt es sich wieder, Formel 1 zu schauen

1 / 7
Hamilton kann zwar jubeln, dennoch ist der Sieger der Herzen klar Charles Leclerc. In zwei Wochen geht es weiter mit dem Grossen Preis von China, bei dem Ferrari selbstverständlich wieder alles versuchen wird, um die Silberpfeile zu stoppen.
Es bleibt alles beim Alten:Mercedes feiert einen Doppelsieg, und Ferrari macht Fehler und hat das Nachsehen.
Vom Start an dominiert Ferrari das Rennen. Vettel kommt wunderbar weg und schnappt sich direkt den Teamkollegen Leclerc.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Die Auflagen werden immer strenger. Die Rennen immer unspektakulärer. Die Sieger sind immer die gleichen. Und dann ist da noch diese verdammte Klimaerwärmung. Trotz der 2014 eingeführten leiseren und vergleichsweise umweltfreundlicheren Motoren bleibt der CO2-Ausstoss in einem Formel-1-Rennen erheblich. Hinzu kommt, dass die 21 Grands Prix auf dem ganzen Erdball verteilt sind. Man muss kein Umweltforscher sein, um zu erkennen, dass dies eher konträr zu den Forderungen der aktuellen Klimademos abläuft. Klar, dass die Formel E beginnt, mit den Messern zu wetzen. Kurz: Die Formel 1 hat ein Problem.

Auch deshalb machte Anfang Jahr das Gerücht die Runde, wonach Besitzer Liberty Media bereits wieder einen Abnehmer für die Motorsport-Königsklasse suche. Das US-Unternehmen hatte 2017 Medienberichten zufolge acht Milliarden US-Dollar bezahlt. Red-Bull-Teamchef Christian Horner sagte dazu: «Ich glaube, sie haben unterschätzt, worauf sie sich einlassen.» Der Brite sagte jedoch auch: «Sie bleiben aber überzeugt, dass Potenzial da ist, den Sport auf das nächste Level zu heben.» Keine einfache Aufgabe, schliesslich ist die Formel 1 hinter der Fussball-WM und den Olympischen Spielen der drittmeistverfolgte Sportevent der Welt.

Was die Besitzer und auch Horner wussten: Zu diesem Zeitpunkt stand ein Paukenschlag bevor. Ein Knall, der das Ansehen des Sports nachhaltig verändern könnte.

Denn mit der Anfang März lancierten Dok-Serie «Drive to Survive» ist der Formel 1 ein veritabler Coup gelungen. In zehn Episoden voller Emotionen, spektakulärer Bilder und mit einem atemberaubenden Audiodesign schaffen es die Produzenten, die Saison 2018 so nachzuerzählen, dass es auch Formel-1-Muffel begeistert. Sei es das Debakel um Aussenseiterteam Haas ganz zum Start, der Streit zwischen Red Bull und Renault oder der spätere Überlauf vom sympathischen Weltmeisterschaftsanwärter und Dauergrinser Daniel Ricciardo von Red Bull zu Renault. Die Geschichten einer vermeintlich langweiligen Saison, in der Lewis Hamilton überlegen Weltmeister wurde, sie schaffen es, den Zuschauer zu packen.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Dabei stört es auch nicht, dass Mercedes die Kooperation gänzlich verweigerte. Oder vielleicht war auch genau dieser Umstand ein Erfolgsrezept. «Wenn Ferrari und Mercedes mitgemacht hätten, hätten sie sicher selbst entschieden, welches Material von ihnen gezeigt worden wäre», sagte Haas-Teamchef Günther Steiner vor dem Saisonstart. Bei ihm und den restlichen Involvierten sei das nicht so gewesen. Und es ist genau das, was der Zuschauer sehen will: ungefilterte, spannende Geschichten, die sich hinter Dominator Hamilton abspielten. Zu finden waren sie in nahezu allen anderen Teams und im Schicksal der einzelnen Fahrer.

Gerade diese Menschlichkeit dürfte Zuschauer für die Formel 1 begeistern, die den Sport zuvor eiskalt ignoriert haben. Aber auch als Ignorant des Motorsports plagen einem plötzlich die Fragen: Geht Ricciardos Poker mit Renault auf? Gelingt ihm die späte Rache gegen den ehemaligen Teamkollegen und Erzrivalen Max Verstappen? Schafft es der 21-jährige Charles Leclerc, im Ferrari die Träume seines verstorbenen Vaters und seines tödlich verunglückten Patenonkels Jules Bianchi zu erfüllen? Wie ergeht es Red Bull nach der endgültigen Emanzipation weg von Renault hin zur Zusammenarbeit mit Honda? Und wer am Sonntag den GP von Bahrain am TV verfolgte, der wurde definitiv nicht enttäuscht.

Ein Spektakel trotz der alten Leier

Der Zuschauer sieht Kollisionen gleich nach dem Start, einen erbitterten Kampf zweier Ferraris um die Führung und hört einen Carlos Sainz jr., der via Funk bei seinem Team über Bad Boy Verstappen schimpft. Plötzlich wird es spannend, welcher Fahrer sich welcher Strategie bedient – ob nur einen, zwei oder drei Boxenstopps. Und Details wie eine kleine violette Uhr neben dem Fahrernamen, der soeben die schnellste Runde absolviert hat, oder der Hinweis, sobald irgendwo im Feld ein Überholmanöver stattfindet oder kurz bevorsteht (inklusiver direkter Zuschaltung), sorgen für ungeahnte Unterhaltung. Auf dem Bildschirm wird auch sofort informiert, wenn sich die Rennleitung ein Manöver genauer anschauen muss – inklusive anschliessender Auflösung. Als Höhepunkt sorgt das Motorendrama des lange Zeit führenden Leclerc und der beiden Renaults sowie die Safetycar-Phase zum Schluss für ein denkwürdiges Ende eines überraschenden Spektakels.

Gerade weil immer mehr Pay-TV-Sender einsteigen, droht ein dramatischer Zuschauerschwund. In England beispielsweise brach die Einschaltquote von durchschnittlich 13 Millionen auf drei Millionen ein. Den neuen Besitzern scheint die Neubelebung der vor dem Absturz stehenden Sportart gerade noch gelungen zu sein. Und das, obwohl das Resultat so war wie gefühlt immer: Mercedes siegt vor Mercedes. Wer zuoberst auf dem Podest steht, ist aber zumindest mittelfristig nur noch eine Randnotiz.