Serie statt SpielfilmSo haben wir Sylvester Stallone noch nie gesehen
In seiner ersten Fernsehserie, «Tulsa King», spielt der «Rocky»-Star einen gefühlvollen Mafiaboss, der den Frauen zu alt geworden ist.
Was ist schwieriger – sich Sylvester Stallone als bekifft oder als belesen vorzustellen?
Es ist beides nicht schwierig: In seiner ersten Fernsehserie «Tulsa King» ist der US-Schauspieler nämlich high und eloquent. Seine Figur Dwight Manfredi sass 25 Jahre im Gefängnis und lernte dort, was es bedeutet, wenn man vom Rubicon spricht. Nach seiner Haftentlassung wird Manfredi nach Tulsa, Oklahoma, verbannt und verlangt dort als Erstes Schutzgeld von einer Marihuana-Ausgabestelle (und probiert auch mal den Stoff).
Der Besitzer Bodhi fragt ihn irgendwann, wovor er den Laden genau beschützen wolle, schliesslich hätten die Probleme erst mit seiner Ankunft begonnen. Aber in «Tulsa King», geschrieben von «Sopranos»-Autor Terence Winter, bleibt niemand lange böse auf den gefühlvollen Mafia-Capo.
Manfredi ist erstaunt, dass sein geliebtes Bargeld neuerdings nicht mehr akzeptiert wird. Er nimmt eine Bekanntschaft aus der Bar in sein Hotelzimmer mit, bloss rennt die Frau am nächsten Morgen davon, nachdem sie erfahren hat, dass Manfredi 75 Jahre alt ist.
Die Kritiken interpretieren Stallones neue Rolle als eine, die ihm sehr nahe ist. Manfredi zeige Seiten von Stallone, die man bislang wenig kenne. Da ist sicher etwas dran. Der New Yorker Schauspieler mit italienischen Wurzeln ist 76, wirkt in Interviews witzig und eloquent.
Einen Gangster wollte Stallone nach eigener Aussage schon immer spielen, seit er als Statist für «The Godfather» abgelehnt worden war. Aber es solle ein aussergewöhnlicher Gangster sein, ein Teamplayer und eine Figur wie in «Die Verwandlung» von Franz Kafka, die sich unter ganz anderen Umständen zurechtfinden muss. «Variety» erzählte er, er wollte in Dwight Manfredi so viel von sich selbst reingeben wie nie zuvor.
Verbissen muskulös wirkt hier nichts, die Kriminalität geschieht eher beschwingt.
Auch mit über 70 Jahren bleibt Stallone ein imposanter Kerl, in «Tulsa King» wirken alle anderen klein neben ihm. Aber Dwight Manfredi ist weder Rocky noch Rambo. Der Mafioso mag einen Kampfwillen haben wie der berühmte Boxer; und er greift zu brutalen Mitteln, wenn er angegriffen wird.
Doch verbissen muskulös wirkt nichts an dieser Serie. Die Kriminalität geschieht hier eher beschwingt. Es gibt auch ein paar falsche Töne. Einmal ärgert sich Manfredi über all die neuen «Pronomen», dann fragt man sich, wieso ein Ex-Knacki das so wichtig findet. Aber aus dem Mafioso, der sich nervt, dass so viele Dinge laufend neu definiert werden, hört man doch wieder den Menschen Sylvester Stallone heraus.
Stallone ist nicht nur Hauptdarsteller, sondern auch Produzent der Serie, die in der Schweiz noch nicht zu sehen ist. Diesen Juli hat Stallone auch den «Rocky»-Produzenten Irwin Winkler auf Instagram angegriffen, weil er sich Rechte an der Boxerfigur erstreiten will, die er ursprünglich selbst erschaffen hat (Stallone schrieb damals das Drehbuch und hat auch in «Tulsa King» ein paar Zeilen improvisiert).
Neben solchen Fehden bleibt ihm auch noch Zeit für seine erste Reality-Sendung. Thema wird der Familienalltag bei den Stallones sein. Obschon Slys Frau Jennifer Flavin im Sommer nach 25 Jahren Ehe die Scheidung eingereicht hat. Aber die beiden scheinen nun wieder zusammen zu sein.
Auf dem «Tulsa King»-Set sei er übrigens mit Abstand der Älteste gewesen, sagte Stallone im «Variety». In die Gänge sei er nach dem Aufwärmen trotzdem immer gekommen. Das Härteste sei aber, dass Dreharbeiten für Fernsehserien so viel Zeit und Energie in Anspruch nehmen würden. Ein Spielfilm, sagt der harte Stallone, sei dagegen wie Ferien.
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