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Streifen über Schweiss und Höchsttemperaturen
Sieben heisse Filmtipps der Kulturredaktion

In der prallen Sonne: Raúl Arévalo und Javier Gutiérrez als Fahnder in «La Isla Minima».
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Das Thermometer klettert unerbittlich in die Höhe. Irgendwann nützt auch alles Lüften und jeder Ventilator der Welt nicht mehr viel. Man muss sich der Hitze hingeben. Vielleicht hilft es ja immerhin, Menschen zuzuschauen, denen es ähnlich oder schlimmer geht.

Sieht man beispielsweise Mad Max und Furiosa in der Höllenwüste beim Kämpfen zu, kommt einem die eigene Lage gar nicht mehr so schlimm vor. Oder stellen Sie sich vor, Sie sässen ohne Klimaanlage im Stau in Los Angeles – wer würde da nicht durchdrehen?

Fangen wir mit einem etwas angenehmeren Beispiel an. In «The Big Easy» kommen Remy und Anne nicht nur wegen der schwülen Temperaturen ins Schwitzen. Heisser Neo-Noir-Romantik-Thriller gefälligst?

«The Big Easy» (1986)

Es geht heiss zu und her: Die fleissige Staatsanwältin Anne Osborne (Ellen Barkin) und der charmante Schlingel Remy McSwain (Dennis Quaid) kommen sich näher.

In New Orleans ist es im Sommer immer heiss und schwül. Trotzdem trägt die Metropole am Mississippi-Delta den Übernamen «The Big Easy». Aber ganz so easy ist es eben nicht, wenn sich herausstellt, dass im Polizei-Departement der Stadt Bestechungsgelder regelmässig dazu dienen, den Sold der Gesetzeshüter aufzubessern.

Hier kommt die beflissene Staatsanwältin Anne Osborne (Ellen Barkin) ins Spiel, die auf den sympathischen Schlingel Remy McSwain (Dennis Quaid) angesetzt wird. Doch der hat zum einen gerade einen Mordfall im Drogenmilieu zu lösen und zum anderen erhält er Hilfe, wenn es darum geht, Beweisstücke, die gegen ihn vorliegen, rechtzeitig unschädlich zu machen. Magnetismus als Stichwort.

Magnetismus und die feuchte Hitze von New Orleans kommen aber auch zum Tragen, wenn es um die Beziehung zwischen Remy und Anne geht. Dass sie bei dieser Hitze auch noch joggen geht – ihr Problem. Doch keine Sorge, die heissen Rhythmen der Cajun-Familie McSwain können Wunder wirken. 

«The Big Easy» von Jim McBride ist ein toller, leider etwas obskurer Sommerfilm aus dem Jahr 1986. Nur ein Tipp an dieser Stelle: Wer sich bei grosser Hitze etwas aus dem Kühlschrank holen will, sollte einen kühlen Kopf bewahren und sich schweissgebadet nicht zu Fehlgriffen hinreissen lassen… (mw)

 «Fury Road» (2015)

In der Wüstenhölle: Furiosa (links, gespielt von Charlize Theron) und Max (gespielt von Tom Hardy) kämpfen in der unerbittlichen Wüste ums Überleben und für das Gute.

Der Film «Mad Max - Fury Road» riecht nach Kerosin, versengter Haut und Feuer. Er klingt nach dreckigen Gitarrenriffs, jaulenden Motoren und rasselnden Lungen. Und er sieht aus wie eine erbarmungslose Wüste, die alles Lebendige langsam verschlingt. 

Oranger Sand, wo das Auge hinreicht. Und mittendrin der verrückte Max (gespielt von Tom Hardy), der einst als Polizist für das Gute kämpfte. Max kennt nur noch einen Instinkt: «Überleben!» Er flieht sowohl vor den Toten, welche er nicht retten konnte, als auch vor den Lebenden, welche ihm an den Kragen wollen.

Im Wasteland gilt das Gesetz des Stärkeren. Der Stärkste ist der Tyrann Immortal Joe (gespielt von Hugh Keays-Byrne) und die Schwächsten werden als Blutreserven und Fortpflanzungsmaschinen missbraucht. 

Und es ist unerträglich heiss. So heiss, dass kaum noch jemand schwitzt. Die Gesichter sind trocken und versengt von der beissenden Sonne, welche die unendliche Sandwüste in eine Hölle verwandelt. Eine Hölle, in der das Böse regiert und das Gute trotzdem nicht stirbt. (rap)

«Do the Right Thing» (1989)

Erhitzte Gemüter: Jede Zeitung thematisiert in «Do the Right Thing» die sengende Hitze, welche für heisse Köpfe sorgt.

Es ist unsäglich heiss an diesem Tag im New Yorker Stadtteil Brooklyn. Die Schlagzeilen aller Zeitungen im Kiosk thematisieren nichts anderes als die Temperaturen. Die drückende Hitze fühlt sich in Spike Lees Meisterwerk «Do the Right Thing» aus dem Jahr 1989 schon in den ersten fünf Minuten beklemmend an.

Und wie es so passieren kann, kochen in dieser Höllenhitze die Gemüter hoch: Sal ist ein Italo-Amerikaner, der als einer der einzigen Weissen in der Stuyvesant Avenue eine Pizzeria betreibt. Ein Aktivist beklagt sich, dass Sal auf seiner «Wall of Fame» keine Schwarzen aufgenommen hat, und droht mit einem Boykott, woraufhin Sal ihm ein Hausverbot auferlegt. Die Auseinandersetzung schaukelt sich immer weiter hoch, bis Sals «Famous Pizzeria» am Ende nur noch in Trümmern daliegt.

Der Film wurde unter anderem für zwei Oscars nominiert und gewann zahlreiche Auszeichnungen. Filmkritiker Roger Ebert brachte die Qualität dieses Werks auf den Punkt, als er 2001 in der «Chicago Sun-Times» schrieb: «Lee hatte etwas beinahe Unmögliches geschafft: Er hatte einen Film über die Rassenproblematik in Amerika gedreht, der mit allen Figuren mitfühlt.» (viv)

«La Isla Minima» (2014)

Der Himmel über Andalusien: Raúl Arévalo als 80er-Jahre-Ermittler Pedro Suárez.

Die hübschen Töchter des Fährmanns sind verschollen. Haben sie das Weite gesucht, das der Himmel über Andalusien verspricht und in den undurchdringlichen Mienen der Menschen nirgends zu finden ist? 

Hier, in den Marismas, im fruchtbaren Schwemmland des Guadalquivir, ist man entweder Landarbeiter oder Grundbesitzer. Die einen haben den Schnaps, die anderen die Macht. 16-jährige Mädchen wie Carmen und Estrelle haben nichts, was den Namen Zukunft verdiente.

In «La Isla Minima», einem mit zehn Goya-Preisen dekorierten spanischen Thriller von 2014, kommen Carmen und Estrelle nur als nackte Schemen auf einem Foto-Negativstreifen vor. Und als Leichen. Im mannshohen Dickicht der Sümpfe verschwinden die Mädchen reihenweise. 

Das Volk schweigt und fügt sich. Dazu muss man wissen: Die Story spielt im Sommer 1980. Der Ungeist der Franco-Diktatur spukt höchst lebendig in den Köpfen.

Zwei Fahnder schickt Regisseur Alberto Rodriguez auf die Fährte. Ihre Beschattungen und Verfolgungsjagden enden dort, wo die meisten Strassen am Guadalquivir enden: im Labyrinth der Deiche. 

Gespielt werden die Cops von Raúl Arévalo und Javier Gutiérrez, zwei phänomenalen Darstellern in einem phänomenal fotografierten Thriller. Wer am Ende als Serienkiller gestellt wird, ist in dieser mit Zeit und Landstrich perfekt verwachsenen Geschichte gar nicht so entscheidend. Dreck am Stecken haben die meisten. (sr)

«Falling Down» (1993)

Durchgebrannte Sicherung: Michael Douglas als William Foster in «Falling Down» von 1993.

Wenn ich an unerträgliche Hitze denke, kommt mir der Streifen «Falling Down» von 1993 mit Michael Douglas in der Hauptrolle in den Sinn. Denn zu Beginn sitzt die Hauptfigur William Foster schwitzend in seinem Auto. Er steht in Los Angeles im Stau, eine Fliege umkreist ihn immerfort, der Schweiss rinnt ihm über die Stirn und den Nacken hinunter. Die Klimaanlage ist kaputt. 

Je länger der Stau dauert, desto gereizter wird der Mann vom Typ Bürogummi; die Hitze, die Fliege, das Geschrei von Kindern in einem Schulbus vor ihm, der Anblick der anderen Menschen in ihren Wagen. Wer schon einmal im Hochsommer in einem Stau stand, kann die Gefühlslage dieses William Foster perfekt nachvollziehen: Hitze kann Sicherungen durchbrennen lassen. 

Im Film von Joel Schumacher wird aus dem schwitzenden Bünzli mit Krawatte und Aktenkoffer ein rasender Racheengel, der für seine Rechte als rechtschaffener Bürger über Leichen geht. Und alles wegen einer defekten Aircondition. (juk)

«Babel» (2006)

Keine leichte Sommerbrise: Susan (Cate Blanchett) und Richard Jones (Brad Pitt) kämpfen in der marokkanischen Wüste ums Überleben.

In der Wüste Marokkos feuert der Junge Yussef mit seinem Jagdgewehr auf den Touristenbus, in dem das amerikanische Paar Susan und Richard Jones sitzt. Susan wird lebensgefährlich verletzt. Amelia, die mexikanische Haushälterin der Jones, ist nur kurze Zeit später mit deren Kindern auf der Rückfahrt von einer Hochzeit. Bei der Einreise in die USA flüchten die drei in die sengende Hitze der kalifornischen Wüste. Derweil versucht die gehörlose Japanerin Chieko den Tod ihrer Mutter und den Frust, der durch ihr Handicap entsteht, zu verarbeiten. 

«Babel» verknüpft die drei fernen Schauplätze. Verbunden werden sie zum einen durch den Handlungsstrang. Zum anderen wird über die ganze Spieldauer hinweg eindrucksvoll die Macht der Sprachbarriere aufgezeigt. Der Film ist keine leichte Sommerbrise. Eher ein Gewitter. Wer trotz des gleissenden Sonnenlichts aber noch Denk­ka­pa­zi­tät hat, dem sei der Film von Regisseur Alejandro González Iñárritu wärmstens empfohlen. (lsc)

«Dirty Dancing 2 – heisse Nächte auf Kuba» (2004)

Ansteckender Sommerhit: Katey Miller (Romola Garai) und Javier Suarez (Diego Luna) tanzen zu «Dance Like This».

In «Dirty Dancing» perlt der Schweiss in Tropfen die Haut des Frauenschwarms Johnny Castle (Patrick Swayze) hinunter. Im Prequel des Kult-Blockbusters aus den 80er-Jahren «Dirty Dancing 2 – heisse Nächte auf Kuba» aus dem Jahr 2004 ist die Haut des Tanzpaares nicht mehr einfach nur nass, nein: Sie glüht.

Die amerikanische Highschool-Studentin Katey Miller (Romola Garai) lernt den kubanischen Kellner Javier Suarez (Diego Luna) kennen, der sie mit den Salsa-Rhythmen vertraut macht. Nach leidenschaftlichen Übungsstunden in der Brandung der Küste und Patrick Swayze, der mit einem Cameo-Auftritt überrascht, werden die beiden sogar Tanzkönige des berüchtigten Nachtclubs «La Rosa Negra». Doch dann bricht draussen auf den Strassen die kubanische Revolution aus. 

Zwar reicht der Film als Ganzes an den Status des Originals nicht heran. Die Tanzszenen und der Soundtrack mit Bestimmtheit aber schon: Der Song «Dance Like This» des haitianischen Hip-Hop-Musikers Wyclef Jean beispielsweise wurde zwei Jahre später als «Hips Don’t Lie» von der kolumbianischen Popsängerin Shakira interpretiert zum Sommerhit für die Ewigkeiten. (viv)