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Zum Tod von Dick Fosbury
Sie lachten ihn aus, dann revolutionierte er seinen Sport – mit dem Rücken

«Olé», schrie das Publikum in Mexiko, als Dick Fosbury 1968 an den Spielen Sport-Geschichte schrieb.
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So mancher Laie hält das Hochspringen ja für eine simple Sache: Kurzer, schneller Anlauf, Absprung und hoch die Beine, dann Rückenflug, leichter Beinkick – und schon ist der Zauber vollbracht.

Natürlich ist die Sache sehr viel komplizierter. Denn obschon die Männer seit den ersten modernen Olympischen Spielen von 1896 hochspringen, kam sieben Jahrzehnte keiner auf die Idee, es mal mit diesem Rückenflug samt Beinkick zu probieren.

Es brauchte da schon einen schlaksigen Amerikaner namens Dick Fosbury, der primär mangels Talent in anderen Sportarten zum Hochsprung gekommen war – und auch da nicht gerade als besonders auffällig galt.

Darum erzählte Fosbury später gerne, wie er als Teenager für eine Wette über einen Stuhl springen sollte, sich dabei verhedderte und eine Hand brach. Und doch ist genau dieser Fosbury zum Revolutionär seines Sports geworden, weil mittlerweile jedes Kind so springt, wie er es sich beibrachte: mit dem Rücken zur Latte, dem Fosbury-Flop. 

Das kam so: Eine Besthöhe von 1,63 m wies der 16-Jährige auf, was für einen guten Hochspringer dieses Alters bescheiden ist. Aber mit den gängigen Techniken kam Fosbury einfach nicht klar. Weder mit dem Scheren-Sprung, noch mit dem Straddle, einer Rolle kopfvoran (siehe Video). 

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Fosbury fand jedoch heraus, dass er plötzlich sehr viel höher fliegt, wenn er seine Hüfte anhebt und die Schultern nach hinten legt. Schrittweise tastete er sich an den Fosbury-Flop heran, der aus einem ganz praktischen Grund zu jener Zeit heikel war: Gepolsterte Matten kamen damals erst auf, was das Landen auf dem Rücken gefährlich machte – und bei Fosbury zu Verletzungen führte.  

«Wenn Kinder versuchen, Fosbury zu imitieren, wird er eine ganze Generation von Hochspringern auslöschen, weil sie sich alle das Genick brechen werden», behauptete der Nationalcoach der USA kurz nach dem grossen Durchbruch des Querfliegers. Selbst Fosbury sagte: «Ich garantiere keine Resultate und empfehle meinen Stil nicht weiter, aber man kann ihn ja mal probieren.»

Denn dank der neuen Technik sprang sich Fosbury nicht nur ins Olympiateam von 1968, sondern siegte mit Olympiarekord von 2,24 m gar. Erst hatten sich die 80’000 Zuschauer noch lustig gemacht über diesen kuriosen Flieger – wie in den Jahren zuvor die lokalen Konkurrenten und Trainer.

Die «L. A. Times» schrieb stellvertretend: «Er überquert die Latte wie ein Mann, der aus einem Fenster im 30. Stock gestossen wird.» Oder «Sports Illustrated»: «Er stürmt von leicht links der Mitte mit einem Gang heran, der an ein zweibeiniges Kamel erinnern könnte.» 

Doch je höher der 21-jährige Newcomer im Olympiafinal sprang, desto begeisterter wurden die Zuschauer und verliehen dem ausgesprochenen Wettkampftypen weitere Flügel. «Olé», schrien sie zuletzt entflammt. Ob dem Revolutionär dabei half, dass er sein ganzes Olympiaabenteuer ziemlich locker nahm?

Erstmals startete Fosbury ausserhalb der USA und zelebrierte das Touristendasein. Mit Teamkollege Gary Stenlund, der seinen Camper mitgebracht hatte, fuhr er einen Tag vor der Eröffnungsfeier zur Sonnenpyramide von Teotihuacán. Sie feierten die Nacht durch und verpassten die Zeremonie, weil sie in einen Verkehrsstau gerieten (spätestens in diesem Moment hätte heutzutage die Geschichte von Fosbury geendet).

Auch nach seinem viel beachteten Sensationssieg entschwand er mit dem Camper in Mexikos Berge. Der ganze Rummel war ihm zu viel geworden. Für die Spiele von 1972 konnte sich der damals 25-Jährige nicht mehr qualifizieren, er beendete sein Ingenieurstudium und übernahm eine Firma.

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Über seine Innovation samt Olympiacoup sagte er: «Es war ein Moment, der mein Leben verändert hat. Ich habe Präsidenten und Könige getroffen, die Welt gesehen und mein Leben mit wunderbaren Menschen geteilt.» Diese Woche schlief Richard Douglas Fosbury (76), vom zurückgekehrten Lymphknotenkrebs überwältigt, für immer ein.