3:0 gegen LuganoSchlecht spielen und trotzdem siegen – so muss der FCZ Meister werden
Der Leader kann tun und lassen, was er will – er gewinnt immer weiter und tut das gegen Lugano schon zum 9. Mal in Folge. Ein verschossener Elfmeter sorgt für die Entscheidung.
Und jetzt sind es schon zehn Punkte Vorsprung für den FC Zürich auf Titelverteidiger YB. Offenbar kann er tun und lassen, was er will, im Moment läuft nichts gegen, sondern alles für ihn. So ist es auch an diesem Sonntagnachmittag im Letzigrund, als er eine schlechte erste Halbzeit bietet und schliesslich gegen Lugano doch 3:0 gewinnt.
Das 3:0 bedeutet den 9. Sieg in Folge, das hat es nicht einmal in den letzten Meisterjahren 2006, 2007 und 2009 gegeben. Es ist das 13. Spiel hintereinander ohne Niederlage, das 13. seit dem 1:3 Ende September in Basel. Das Verlieren hat der FCZ verlernt. Und wer dann so gewinnt wie er gegen Lugano, der ist vielleicht wirklich auf einmal noch Meister.
Dass sie beim FCZ vom Titel nicht reden, das hat Programm. Lieber wollen sie bescheiden bleiben und auf dem Boden. Sie könnten nur eines beeinflussen, sagt Präsident Ancillo Canepa: Das sei die eigene Leistung. Alles andere würde in den Sternen stehen. Auch André Breitenreiter lässt sich ob der Fragen nach der Meisterschaft nicht locken. Er würde sich nicht einmal im Ansatz damit beschäftigen, hat der Trainer jüngst gesagt.
Die Kritik von Breitenreiter
Nach dem Sieg gegen Lugano sagt er ungerührt: «Was ich auf jeden Fall weiss: Wenn wir in den nächsten Spielen so spielen wie in den ersten 45 Minuten, werden wir nicht mehr viele Punkte holen.» Und was er damit zum Ausdruck bringen will: Solche Leistungen können normalerweise nicht für einen Sieg reichen.
In der ersten Halbzeit haben die Zürcher ihren grossen Anteil daran, dass diese Begegnung mit dem Vierten der Liga Schlafwagen-Fussball bietet. Sie sind uninspiriert, kraftlos in ihren Aktionen, «passiv» ist das Wort, das Breitenreiter dafür verwendet. Er vermisst die Körpersprache und die Aggressivität, die die Mannschaft sonst auszeichnet.
Einen Höhepunkt liefern sie wenigstens. Guerrero tritt einen Freistoss, Ceesay verlängert mit dem Kopf zu Tosin und der zu Antonio Marchesano. Der Mann mit dem guten Riecher schleicht sich im Rücken des früheren FCZ-Captains Kevin Rüegg weg und erzielt das 1:0. Das trägt sich nach zwölf Minuten zu und ist bereits alles, was der FCZ bis zur Pause offensiv zu bieten hat. Sein Glück ist, dass die wiederholten Fehler von Mirlind Kryeziu zwischen der 39. und der 41. Minute folgenlos bleiben.
Breitenreiter will den Abstecher in die Kabine zur Umstellungen genutzt haben. Viel ist davon nicht zu sehen, als seine Mannschaft die zweite Halbzeit beginnt. Dafür leistet sich Fidan Aliti ein völlig unnötiges Foul gegen Fabio Daprelà, das der VAR entlarvt und zum Elfmeter für Lugano führt. Reto Ziegler läuft an, die 53. Minute ist angebrochen, er schiesst, aber nicht annähernd platziert genug, um Yanick Brecher zu schlagen. Der FCZ-Captain macht mit seiner Parade den Fehler von Aliti wett. Breitenreiter redet kreativ von «Signalzündung», die dieser Moment gehabt habe.
Die Patzer des Routiniers
Zieglers Fehlschuss wird zum Knackpunkt an diesem Nachmittag. Nur dreizehn Minuten später steht es 3:0 für den FCZ. Und bei beiden Treffern sieht Ziegler schlecht aus, als wäre er, der weit gereiste Routinier von 36 Jahren, komplett von der Rolle. Da ist einmal das 2:0. Wilfried Gnonto steht erst seit fünf Minuten auf dem Platz, als Ersatz für den abgesehen von seinem Assist ungesehenen Tosin. Ein Abschlag von Brecher kommt via Ceesay und Guerrero zu ihm, er kann ungehindert aufs Tessiner Tor zurennen, weil Ziegler keine Anstalten macht, ihn stoppen zu wollen. Gnontos gelingt sein viertes Tor als Joker.
Nur zwei Minuten später sorgt Ziegler wieder für den Eindruck, als habe er Interesse daran, dass der FCZ Meister wird. Er steht schlecht und sorgt dafür, dass Ceesay nicht ins Abseits rennt, sondern ungebremst mit dem Steilpass von Ousmane Doumbia, dem besten Spieler auf dem Platz, auf Lugano-Goalie Saipi losziehen kann. Er setzt Saipi mit einem Übersteiger matt und schiebt den Ball über die Torlinie. Es ist schon sein 13. Treffer in dieser Saison.
Am Ende könnte der FCZ noch höher gewinnen. Kryeziu trifft mit einem Kopfball die Latte, Kramer verstolpert à la Kramer eine Chance, Omeragics Kopfball müsste eigentlich ein Tor sein. Ein 3:0 ist auch so genug. «Wir haben viel Glück gehabt», bilanziert Breitenreiter. Widerspruch muss er für diese Aussage nicht fürchten.
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