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Saudi Golf League
Saudiarabien versetzt die Golfwelt in Aufruhr – und Trump mischt mit

«Ziemlich jeder Spieler in den Top 100 wurde kontaktiert»: Auch Phil Mickelson hat ein Angebot der Saudi Golf League erhalten. 
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Anfang Februar, als viele Golfgrössen am Turnier Saudi International in der Stadt namens King Abdullah Economic City teilnahmen, antwortete Phil Mickelson auf die Frage, ob er ein Angebot der geplanten Saudi Golf League (SGL) erhalten hätte: «Ziemlich jeder Spieler in den Top 100 wurde kontaktiert.» Welche Summe ihm, einem der charismatischsten Spieler der Szene, offeriert wurde, liess der Amerikaner offen. Doch alsbald tauchten Zahlen auf, die Kollegen von Mickelson angeblich kassieren sollten.

Der Engländer Ian Poulter, berichtete die «Daily Mail», solle 26 Millionen Euro erhalten. Poulter hat durch seine leidenschaftlichen Auftritte im Ryder-Cup Legendenstatus im Golf erworben. Kurz darauf hiess es: Der Amerikaner Bryson DeChambeau solle 120 Millionen Euro erhalten. Einfach so, als Antrittsgage für die nächsten Jahre.

Um das in Relation zu setzen: Das wäre mehr, als der grösste Spieler dieses Sports, Tiger Woods, in seiner gesamten Karriere an Preisgeldern (105 Millionen) erworben hat. Später dementierte DeChambeau dürftig die Höhe des kolportierten Betrages. Nicht aber, dass man ihn, den Muskelmann, auf die Saudi Golf League locken wolle, die nun die komplette US-Tour regelrecht spaltet und verrückt macht.

Anschaulich zu beobachten war das an den vergangenen vier Tagen beim Turnier in Pacific Palisades bei Los Angeles, das Woods als Gastgeber präsentierte. Der 46-Jährige besuchte gut gelaunt die Veranstaltung, überreichte dem Chilenen Joaquin Niemann, 23, der auf beeindruckend souveräne Art gesiegt hatte, den Pokal, und verriet am Rande, dass seine Reha nach seinem furchtbaren Autounfall vor einem Jahr bestens verlaufe und er als Profi zurückkehren wolle. Eine besondere Nachricht war dies, doch selbst der prominenteste Vertreter seiner Zunft wurde von den Debatten um die SGL in den Schatten gestellt.

Die Abwerbung der Akteure, die die PGA-Tour zur besten Profiserie im globalen Golf formen, ist längst generalstabsmässig geplant. Von mächtigen Gegenspielern. 

Die PGA-Tour zählt zu den grossen Profiserien des US-Sports, wie die NBA (Basketball), die NFL (Football) und die MLB (Baseball). 1929 wurde sie gegründet, da naht also ein Jubiläum in wenigen Jahren, und es ist anzunehmen, dass sie weitere 100 Jahre fortbestehen wird. Die Frage ist nur, mit welchen Spielern. Weiterhin mit den weltbesten? Denn die PGA Tour-wird, und so empfindet es die Institution tatsächlich, massiv angegriffen. Die Sorgen sind berechtigt, die Abwerbung der Akteure, die die PGA-Tour ja erst zur besten Profiserie im globalen Golf formen, ist längst generalstabsmässig geplant. Von mächtigen Gegenspielern.

Der frühere Weltklassegolfer Greg Norman ist das Gesicht des Projekts, schon vor Jahrzehnten wollte der nun 67-jährige Australier, ein schwerreicher Geschäftsmann, eine eigenständige globale Tour abseits der PGA-Tour aufziehen. Er scheiterte, auch, weil es ihm, wegen seiner hellen Haarpracht «The Great White Shark» genannt, an Allianzen fehlte. Nun hat er sie gefunden. Norman ist CEO der Firma LIV Golf Investments, in der vor allem saudiarabisches Geld steckt. Die ersten Handlungen deuten eher auf einen grösseren denn auf einen kleineren finanziellen Spielraum für Norman hin.

Trumps Schwiegersohn weibelt in Saudiarabien

Der saudische Public Investment Fund (PIF), einer der grössten Staatsfonds der Welt, ist seit diesem Jahr Titelsponsor des Golfturniers in King Abdullah Economic City. Da dieser erst 2019 ins Leben gerufene Event irgendwo verankert sein musste, um sportlich relevant zu sein, kaufte sich quasi das Turnier auf der Asian Tour ein, indem es rund 200 Millionen Dollar an Investitionen versprach. Da die Saudi Golf League die Mehrheit ihrer rund 14 geplanten Turniere in den USA ausrichten will, brauchte man dort Partner – und fand einen ersten in keinem Geringeren als Donald Trump, wie die «Washington Post» am Samstag berichtete.

Eine Liaison, die naheliegt: Der amerikanische Ex-Präsident ist, nachdem die PGA-Tour und auch die LPGA-Tour (Frauen-Serie) ihm Turniere auf einigen seiner exklusiven Trump-Golfanlagen entzogen hatten, offensichtlich auf neue gute Deals sowie mutmasslich auf eine Retourkutsche aus. Er soll bereits in Verhandlungen sein, ob etwa seine Meisterschaftsplätze in Bedminster (New Jersey) und Doral (Florida) Austragungsorte für SGL-Turniere werden könnten. Beim Turnier in Saudiarabien Anfang Jahr hielt sich auch sein Schwiegersohn Jared Kushner auf und war auf Fotos mit mächtigen Vertretern des Golfstaats zu sehen. Zu Saudiarabien hatte der Trump-Clan bereits während der US-Präsidentschaft Donald Trumps enge Beziehungen aufgebaut.

Hat in seiner Zeit als US-Präsident enge Beziehungen zu Saudiarabien aufgebaut: Donald Trump mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman im März 2018. 

Diese Geschichte ist aber nicht nur aufgrund Trumps Engagement politisch aufgeladen. Besonders die Strategie des Sportswashings, mit der sich Saudiarabien durch die Ausrichtung von Sportveranstaltungen einen menschenrechtsfreundlicheren Anstrich verleihen will, macht die Saudi Golf League zu einem diplomatisch hochsensiblen Thema. Kaum ein Profi wollte bezeichnenderweise offenlegen, ob er zur Saudi Golf League wechseln würde, es wurde gemauert. Noch ist ja überdies unklar, ob die US-Tour jene Überläufer sperren würde, diese Drohung steht bereits im Raum.

Mickelson steht nun da wie ein Doppelagent

Als nun just zum Turnierstart in Kalifornien Aussagen von Phil Mickelson aus einem neuen Buch des renommierten Golfreporters Alan Shipnuck auftauchten, bekam das Thema neue Dynamik. «Sie töteten Khashoggi und haben eine schreckliche Menschenrechtsbilanz. Sie exekutieren Leute dort drüben, weil sie schwul sind», sagte Mickelson und rechtfertigte sein Interesse an der SGL aber mit diesem Dreh: «Warum sollte ich das überhaupt in Betracht ziehen (dort zu spielen), wenn ich all das weiss? Weil dies eine einmalige Gelegenheit ist, die Arbeitsweise der PGA-Tour neu zu gestalten.»

Der sechsfache Major-Sieger will also deshalb in Saudiarabien spielen, weil er die US-Tour für reformbedürftig hält? Eine irre Argumentation. Mickelson präsentierte sich als Doppelagent. Und stellte sich damit in die Ecke, als gieriger Golfmillionär, der nun wildeste Haken schlägt, um seinen Ruf zu retten. Mickelson löste damit eine Gegenreaktion aus.

Am Sonntag gingen dann tatsächlich Kollegen aus der Deckung, nachdem es noch gerüchteweise geheissen hatte, bald würden 17 Profis ihre Teilnahme an der SGL verkünden. Dustin Johnson, der frühere Weltranglisten-Erste, gab eine Stellungnahme heraus, in der er sich zur PGA-Tour bekannte. Noch überraschender war ein Statement DeChambeaus, der verkündete: «Solange die besten Spieler der Welt auf der PGA-Tour spielen, werde ich das auch tun.» Eine kleine Hintertür liess er sich immerhin noch offen. Am konsequentesten hatte sich von Beginn an der Nordire Rory McIlroy gegen die SGL ausgesprochen. Stets hatte er die Herkunft des Geldes angeprangert, auch jetzt bezog er klar Stellung. Mickelson geisselte er als Egoisten. Und Norman? «Greg Norman müsste jetzt schon selbst abschlagen, um das Feld aufzufüllen», spottete McIlroy.

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