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GP Aserbeidschan: Strauchelnde Favoriten
Erst kracht Verstappen mit 320 km/h in die Mauer, dann versemmelt Hamilton alles

Reifenschaden bei 320 km/h: WM-Leader Max Verstappen scheidet fünf Runden vor Schluss aus und zeigt seinen Frust.
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«Magisch», sagt Lewis Hamilton am Ende noch via Funk. Doch in seiner Stimme schwingt für einmal so gar nichts von Freudentaumel mit, nein, es klingt nach Ernüchterung, nach bitterer Erkenntnis, nach Entsetzen.

«Magisch», so nennen sie bei Mercedes einen Knopf, der die Bremsen aufwärmt. Und dieser ist beim siebenfachen Weltmeister offenbar gedrückt, als es in Baku um 18.10 Uhr plötzlich noch einmal heisst: alle Autos in die Startaufstellung für ein Kürzestrennen von zwei Runden. Dieser Knopf aber bringt das ganze System des Autos durcheinander. Hamilton braucht nur eine Kurve, um das zu spüren.

Der Brite attackiert den führenden Sergio Pérez im Red Bull – und fährt einfach geradeaus. Fast das ganze Feld zieht am 36-Jährigen vorbei, Pérez siegt, Hamilton wird 15. Kein einziger Punkt für den Popstar der Formel 1. Dabei hat er fünf Runden vor Schluss unverhofft die grosse Chance bekommen, Pérez’ Teamkollegen Max Verstappen in der WM wieder zu überholen.

Die ganze Aggression in einem Fuss

Der Niederländer sorgt kurz zuvor dafür, dass die rote Flagge geschwenkt wird und noch einmal gestartet werden muss. Deutlich in Führung liegend, platzt sein linker Hinterreifen bei 320 km/h – und der Traum, die WM-Führung auf Hamilton auszubauen. Stattdessen bleibt ihm, aus dem Cockpit zu klettern, die ganzen Aggressionen im linken Fuss zu sammeln und heftig auf diesen elenden Pneu einzutreten.

Dieser sorgt für einigen Ärger an diesem Sonntag. Davor ist schon Lance Stroll mit seinem Aston Martin bei horrendem Tempo abgeflogen, weil der Reifen der Belastung nicht standhielt. Der Kanadier ist der einzige Fahrer, der mit den härtesten weissen Reifen gestartet ist, fast ewig sollten diese halten, hatte Hersteller Pirelli vor diesem Grand Prix von Aserbeidschan versprochen. Nach 30 von 51 Runden hängt er zerfetzt an der Felge des Aston Martin.

Stroll ist damit ein schlechter Vorbote für alle anderen im Feld, alle haben sie früh auf die weissen Pneus gewechselt und bangen nun, ob sie auch halten. Bei Verstappen tun sie das nicht, Hamilton aber macht ihm den Gefallen, dass das im WM-Klassement ohne Folgen bleibt. Verstappen führt weiter mit vier Punkten Vorsprung.

Erfrischendes Podest

So ist das Bild vom Podest in Baku ein erfrischend überraschendes. Da steht Pérez, der anständige Mexikaner, der 2011 bei Sauber seine Formel-1-Karriere lancierte – und nach seinem ersten Sieg für Red Bull erst einmal in den Funk sagt, wie leid ihm das alles tue für Verstappen. Hinterher sagt er ins Mikrofon: «Ich bin wirklich traurig, ein Doppelsieg wäre unglaublich gewesen.» Das wäre es tatsächlich, das gab es für Red Bull in der Ära der Turbo-Hybrid-Motoren, also seit 2014, erst einmal: beim GP von Malaysia 2016.

Ein ungewohntes Bild: Sieger Sergio Pérez (Mitte), der zweitplatzierte Sebastian Vettel (links) und der Dritte Pierre Gasly bei der Champagner-Dusche. 

Jetzt hält Pérez eben als einziger seines Teams und als grosser Sieger den Champagner in den Händen – und leert ihn dem Mann über den Kopf, der mit Red Bull die glorreichste Zeit erlebte, vier WM-Titel in Serie sammelte. Nun kommt das Rennen von Baku für Sebastian Vettel einer Auferstehung gleich.

Zweiter ist der Deutsche, der Pérez auf diese Saison hin aus dem Team von Aston Martin gedrängt hat, in diesem verrückten Rennen geworden. Es ist sein erster Podestplatz für den neuen Arbeitgeber. «Das bedeutet sehr viel für uns, wir hatten einen schwierigen Saisonstart», sagt Vettel und frohlockt: «Wir hatten sogar das Tempo der anderen! Es ist ein grossartiger Tag, ich bin gerade etwas aus dem Häuschen.»

Fünfter ist der 33-Jährige zuletzt in Monaco geworden. Es war schon das ein Ausrufezeichen nach vier verkorksten ersten Rennen. Und nun also dieser Podestplatz, der ihn gleich nach dem Rennen in die offenen Arme der Ingenieure und Mechaniker hüpfen lässt. Als Dritter strahlt ebenso ein seltener Gast von der Bühne der drei Schnellsten: Pierre Gasly von Alpha Tauri. Charles Leclerc, der unerwartet von Platz 1 aus losfahren konnte, muss sich mit Rang 4 begnügen, weil er im Rennen mit seinem Ferrari mit der Schlagzahl der von Honda- und Mercedes-Motoren angetriebenen Autos nicht mithalten kann.

Der Coup der Alfa-Romeo-Piloten

Ein Coup im Kleinen gelingt derweil Kimi Räikkönen und Antonio Giovinazzi: Die Fahrer des Schweizer Alfa-Romeo-Teams überholen rund zehn Runden vor Schluss Valtteri Bottas, der mit seinem Mercedes erschreckend chancenlos ist auf dem Stadtkurs von Baku. Es ist mehr als eine Ohrfeige für den Finnen, der mit dazu beiträgt, dass der grosse Dominator der letzten Jahre zum ersten Mal seit dem GP von Österreich 2018 oder 55 Rennen ohne Punkte bleibt. In der Konstrukteurswertung liegt Mercedes nun gar 26 Punkte hinter Red Bull. Alfa Romeo ist dort Achter, jetzt mit zwei Punkten, weil Räikkönen wie Giovinazzi vor zwei Wochen in Monaco Zehnter wird.

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