Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Krimi der Woche
Probleme werden mit dem Sashimi-Messer gelöst

Kim schildert eine Welt von Schmuggel, Schutzgeld, illegalen Spielhöllen und Auftragsmorden in der Hafenstadt Busan.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Der erste Satz

In Guam trugen die Gangster keine Anzüge.

Das Buch

In anderen Vierteln der südkoreanischen Hafenstadt Busan stolzieren die Ganoven in Anzügen herum. Sie fallen damit auf, auch der Polizei. Im Viertel Guam sind die Gangster diskreter unterwegs. «Wenn man im Trainingsanzug verhaftet wird, gilt man als kleiner Gauner, aber lass dich mal im Zweireiher mit einem Sashimi-Messer in der Tasche erwischen, dann wirst du gleich in die Mörder- und Mafiosi-Schublade gesteckt, zu den Bösen, die die Gesellschaft kaputt machen.»

Huisun, die Hauptfigur im neuen Roman «Heisses Blut» des koreanischen Autors Un-su Kim, der uns vor zwei Jahren mit dem brillanten Auftragsmörder-Thriller «Die Plotter» erfreute, ist einer der Gangster im fiktiven Stadtteil Guam. Er arbeitet für den Clan von Vater Son und blickt derzeit ziemlich desillusioniert auf sein Leben: «Vierzig Jahre alt. Beruf: mittlerer Kader eines Vorort-Gangsterclans und Manager des Hotels Mallijang. Vorstrafenregister: vier Verurteilungen. Wohnsitz: Hotelzimmer. Gesundheitszustand: depressiv.» Er hat genug vom Gangsterleben, jedenfalls von dem in der zweiten Reihe ohne Aussicht auf Aufstieg. Vater Son ist alt, den Clan wird aber wohl der Neffe des Bosses dereinst übernehmen. Huisun träumt davon, mit seiner Jugendliebe zusammenzuziehen, die früher als Prostituierte arbeitete und jetzt eine Bar betreibt. Dann bietet ihm ein jüngerer Gangster an, eine eigene Gang gegen die Sons aufzubauen. Es brodelt im Untergrund in Guam.

Kim schildert eine Welt von Schmuggel, Schutzgeld, illegalen Spielhöllen, Auftragsmorden und dergleichen mehr. Die meisten Bandenmitglieder haben kaum Geld und stehen in einem steten Überlebenskampf. Sie sind hinterhältig und niederträchtig, sie quälen Schwächere und schleimen sich bei den Starken ein. Intrigen und Verrat sind alltäglich. Probleme werden mit dem Sashimi-Messer gelöst, Menschen werden zu Fischfutter. Huisun weiss, weshalb er den Fisch aus der lokalen Zucht nicht isst.

Huisun versucht, die Menschen um ihn herum besser zu behandeln. Aber auch er kann sich dem Druck der Gruppe nicht einfach entziehen. «Von seinem Wesen her ähnelt der Gangster ja der Hyäne, die bekanntermassen ausschliesslich in Rudeln lebt», heisst es einmal. «Gangster wagen es nur im Schutz ihrer Bande, Leute zu provozieren und zu bedrohen. An sich sind sie echte Angsthasen.»«Heisses Blut» ist ein fast 600 Seiten starkes Gangster-Epos, das ein bisschen an den amerikanischen Mafia-Klassiker «Der Pate» erinnert. Ein packender Noir-Roman, der knallhart und brutal ist, gleichzeitig aber auch ganz schön melancholisch.

Die Wertung

  • Originalität: ★★★★★
  • Spannung: ★★★★☆
  • Realismus: ★★★☆☆
  • Humor: ★★★☆☆
  • Gesamteindruck: ★★★★☆

Der Autor

Der koreanische Autor Un-su Kim.

Un-su Kim, geboren 1972 in der südkoreanischen Hafenstadt Busan, studierte koreanische Literatur an der Kyung-Hee-Universität. Er veröffentlichte Kurzgeschichten, für die er verschiedene Preise gewann, bevor er 2006 seinen ersten Roman «Kaebinit» publizierte, der mit dem renommierten Munhakdongne-Romanpreis ausgezeichnet wurde und der auf Englisch als «The Cabinet» erschien. Sein zweiter Roman «Seolgyejadeul» (Deutsch: «Die Plotter», 2018) erschien 2010. Das jetzt auf Deutsch erschienene Werk «Heisses Blut» (Original: «Tteugeoun Pi», 2016) ist sein vierter Roman. Kim lebt in Jinhae-gu; der Ort ist bekannt als Basis der südkoreanischen Marine und Stützpunkt der US Navy sowie für das jährliche zehntägige Kirschblütenfestival.

Un-Su Kim: «Heisses Blut». Aus dem Französischen von Sabine Schwenk. Europa Verlag, Berlin 2020. 585 S., ca. 30 Fr.