Grosser Einsatz am ZürichhornPolizeitaucher bergen Minenwerfergeschoss aus dem Zürichsee
Ein Taucher stiess am Dienstag im See auf ein grösseres Geschoss aus dem Ersten Weltkrieg. Spezialisten der Armee halfen bei der Bergung.
Am Dienstagabend meldete sich ein Mann bei der Stadtpolizei Zürich: Er sei beim Tauchen im Zürichsee, direkt beim Restaurant Fischerstube beim Zürichhorn auf Munition gestossen. Polizeitaucher der Wasserschutzpolizei rückten aus und stellten bei ihrem «Erkundungstauchgang» fest, dass da tatsächlich ein grösseres Geschoss am knapp fünf Meter tiefen Grund lag.
Die Stadtpolizei informierte das Kommando Kamir der Schweizer Armee. Kamir bedeutet Kampfmittelbeseitigung und Minenräumung. Diese in Spiez stationierte Spezialeinheit ist auf die Beseitigung explosiver Objekte spezialisiert.
Produziert in Deutschland zwischen 1914 und 1918
Zwei Tage nach dem Anruf des Tauchers stiegen dann die Spezialisten ins Wasser, schossen Fotos vom «Objekt» und stellten fest, dass da tatsächlich ein Minenwerfergeschoss aus dem Ersten Weltkrieg lag – produziert in Deutschland zwischen 1914 und 1918.
Unklar blieb den Spezialisten, wie lange dieses schon dort lag.
Minenwerfer sind deutsche Steilfeuergeschütze, die im Ersten Weltkrieg zum Einsatz kamen, um in die gegnerischen Schützengräben zu treffen. Die Geschosse können auch nach Jahren im Wasser noch explodieren. In den letzten Jahren ist es beim Rückbau solcher Geschosse zu Explosionen mit Verletzten gekommen.
Am Freitagmorgen um acht Uhr dann bargen ein Taucher des Kamir und ein Taucher der Wasserschutzpolizei das Geschoss aus dem See. An Land unterstützten weitere Spezialisten die Bergung. Das Geschoss wurde dann mit einem Spezialfahrzeug abtransportiert.
Die Stadtpolizei sperrte das Gebiet see- und landseitig während der Bergungsarbeiten grossräumig ab.
Vor einigen Jahren bereits stiess ein Taucher im Katzensee auf ein Minenwerfergeschoss – es hatte sich offenbar schon länger im Wasser befunden, wie Polizeitaucher schätzten.
Über 90 Tonnen Munition im Zürichsee
Munition im Zürichsee ist Übrigens nichts Ungewöhnliches: Auf dem Grund liegen nämlich über 90 Tonnen Kriegsmunition. Die ehemalige Maschinenfabrik Oerlikon Bührle hat zwischen 1935 und 1966 rund 90 Tonnen Munitionsausschuss im Zürichsee versenkt. Dazu kamen im gleichen Zeitraum von der Stadtpolizei Zürich gelegentlich versenkte Blindgänger und beschlagnahmte Munition.
Die Munition liegt weiterhin im See – nach umfangreichen Abklärungen kam der Kanton zum Schluss, dass sie keine Gefahr für die Bevölkerung darstellt, im Gegensatz dazu, wenn man sie bergen würde.
Korrektur vom 5. August, 12:45 Uhr: In einer früheren Version des Artikels stand, die Stadtpolizei Zürich habe gelegentlich Überproduktionen, Blindgänger und beschlagnahmte Munition im See versenkt. Korrekt ist, dass die Stadtpolizei lediglich Blindgänger und beschlagnahmte Munition versenkte, jedoch keine Überproduktionen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.