Kleinkinder betreuenPlötzlich viel Platz in den Kitas
Die Kitas tragen dazu bei, die Corona-Pandemie nach den Vorgaben des Bundes einzudämmen. Das Social Distancing ist mit Kindern jedoch nahezu unmöglich.

Seit die Schulen geschlossen sind und die Kinder den ganzen Tag zu Hause betreut werden müssen, sind viele Eltern überfordert. Gerade für berufstätige Eltern ist unklar, wie sie die Betreuung der Kinder organisieren sollen. Viele Eltern gehen Berufen nach, die sie nicht von zu Hause aus erledigen können, beispielsweise Kassierinnen bei Detailhändlern oder Ärzte. Grundsätzlich gilt gemäss der Covid-19-Verordnung, dass Kindertagesstätten und Krippen nur dann geschlossen werden dürften, wenn geeignete Betreuungsangebote zur Verfügung stehen. Im Kanton Zürich müssen Krippen für die Kinder von Eltern, welche systemrelevanten Berufen nachgehen, geöffnet bleiben. Allerdings weist die Bildungsdirektion des Kantons darauf hin, dass die Kinder aller anderen Familien wenn möglich zu Hause betreut werden sollten.
In den meisten Krippen rund um den Zürichsee werden daher aktuell weit weniger Kinder in Kitas betreut als vor dem Ausbruch der Pandemie. In der Kita Freihofstrasse in Oberrieden momentan statt rund dreissig Kinder nur noch drei bis fünf. In Kilchberg ist die Kinderkrippe für den Normalbetrieb geschlossen. Derzeit nehmen aber fünf bis sechs Familien die Notfallbetreuung der Gemeinde in Anspruch, da die Eltern in Bereichen arbeiten, welche zur Sicherstellung von vitalen Leistungen für die Gesellschaft beitragen.
Auch die beiden Kitas, die der Schule Männedorf angegliedert sind, sowie die Kita Rumpelchiste in Herrliberg bieten eine Notfallbetreuung für Kinder an, deren Eltern in Bereichen wie der Gesundheit, Sicherheit, Verkehr, Logistik, in der öffentlichen Verwaltung oder den Medien tätig sind. Darüber hinaus richtet sich das Angebot laut Anette Hauri, Leiterin der familien- und schulergänzenden Betreuung in Männedorf, an Kinder, die sich in sozial oder erzieherisch schwierigen familiären Verhältnissen befinden und bei denen von der Sozialbehörde oder der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) eine externe Betreuung angeordnet wurde. Gemäss Anette Hauri gehen die Eltern sehr verantwortungsbewusst mit der Situation um und versuchen, wenn immer möglich, die Kinderbetreuung privat zu organisieren.
Abstand halten
In den elf Horgner Kinderbetreuungsbetrieben mit 330 bewilligten Kita-Plätzen liegt die Auslastung derzeit bei 20 bis maximal 50 Prozent. «Pro Kindergruppe sind täglich zwei bis sieben Kinder anwesend», sagt Gaby Fuhrimann, die Leiterin der familienergänzenden Betreuung in der Gemeinde Horgen. Die Betreuung der Kinder erfolge wie gewohnt in möglichst konstanten Gruppen durch die den Kindern vertrauten Bezugspersonen.
Nach wie vor ist der Grossteil der Mitarbeitenden im Einsatz und sorgt dafür, dass die Hygiene- und Verhaltensmassnahmen des Bundes befolgt werden. «Es versteht sich aber von selbst, dass Social Distancing in der Betreuung von Kleinst- und Kleinkindern nur eingeschränkt möglich ist», sagt Fuhrimann. Man versuche jedoch, wo immer möglich, den Kontakt unter den Erwachsenen – etwa zwischen Eltern und Mitarbeitenden – zu vermeiden und vermehrt Aktivitäten nach draussen zu verlegen, um dem gebotenen Abstand Rechnung zu tragen.
Auch in Kilchberg halten sich die Kinder so viel wie möglich im Freien auf. Dank dem neuen Standort im Schwellenhüsli verfüge man über genügend Platz im Aussenbereich, was momentan ein riesiger Vorteil sei, heisst es auf Anfrage von der Gemeinde. Bei den Ruhepausen verteile man die Kinder auf verschiedene Räumlichkeiten und sorge dafür, dass die Matratzen mit genügend Abstand voneinander hingelegt werden.
Viren-Wissen vermitteln
Dass Abstandhalten zwischen den Kindern nur schwer möglich ist, findet auch Claudia Bühlmann, Präsidentin des Krippenvereins Wädenswil. Da momentan nur acht bis zwölf Kinder anwesend sind auf 41 Krippenplätzen, ist grosszügig Platz vorhanden. Beim Mittagessen würden die Kinder so verteilt, dass maximal zwei Kinder und zwei Mitarbeitende an einem Tisch sitzen. Normalerweise wären es sechs Personen. «Wir achten zudem darauf, Spielzeug und Türgriffe regelmässig zu desinfizieren und thematisieren das gründliche Händewaschen mit allen Kindern», sagt Bühlmann. Die Arbeit im Krippenalltag verlaufe wie immer, wenn auch auf Rituale wie Händehalten verzichtet werde. «Wir beschäftigen uns vermehrt mit Gesellschaftsspielen, da wir durch die Eins-zu-eins-Betreuung gezielt Spiele einführen können», sagt Bühlmann. Auch für aufwendigere Bastelarbeiten habe man mehr Zeit. Da öffentliche Spielplätze derzeit tabu seien, nutze man stattdessen den alten Garten der Krippe an der Etzelstrasse.
In den Kindertagesstätten in Thalwil, wo momentan rund 45 Kinder betreut werden, werden strikte Hygieneregeln eingehalten. «Wir besprechen die Massnahmen auch mit den Kindern und zeigen ihnen etwa anhand eines Versuchs mit Pfeffer in einem Teller mit Wasser, wie die Viren flüchten, wenn man die Hände mit Seife wäscht», sagt Sandra Ringger, Leiterin der Stiftung Kindertagesstätten Thalwil. Auch die rasche Verbreitung der Viren werde thematisiert und visualisiert, etwa indem die Kinder eine Zeit lang mit Glitter an den Händen spielen würden und man danach schaue, wo der Glitter sich überall verteilt habe.
Fehler gefunden?Jetzt melden.