Paarung in der TierweltSchlaue Fische sind sexy – und haben mehr Nachwuchs
Intelligenz ist für Menschen ein wichtiges Kriterium bei der Partnerwahl. Offenbar ist das auch bei Fischen so.

- Intelligenz spielt auch bei Fischen eine Rolle bei der Partnerwahl.
- Die Wissenschaftlerinnen massen die Intelligenz männlicher Moskitofische mit kniffligen Unterwasser-Aufgaben.
- Männchen, die die Unterwasser-Aufgaben mit Bravour gelöst hatten, zeugten anschliessend deutlich mehr Nachkommen.
Ehrlich, verständnis- und humorvoll wünschen sich die meisten heterosexuellen Frauen ihren Traummann – zumindest, wenn man den zahlreichen Umfragen zur Partnerwahl Glauben schenkt. Fast alle Frauen bevorzugen demnach ausserdem Männer, die grösser sind als sie selbst. Und wichtiger als Schönheit ist Frauen den meisten Umfragen zufolge, dass ihr Partner intelligent ist.
Nach einer Studie, die kürzlich im Wissenschaftsjournal «Nature Ecology and Evolution» erschienen ist, stellt Intelligenz nicht nur bei Menschen ein wichtiges Kriterium bei der Partnerwahl dar, sondern wohl auch beim Östlichen Moskitofisch – übrigens eine der wenigen Tierarten, bei denen die Weibchen mit einer Länge von bis zu acht Zentimetern deutlich grösser sind als die Männchen.
Die Wissenschaftler massen die Intelligenz männlicher Moskitofische, indem sie diese vor eine Reihe kniffliger Unterwasser-Aufgaben stellten. In einem ersten Experiment platzierten die Forschenden eine Plexiglasscheibe zwischen einem Männchen und mehreren paarungsbereiten Weibchen. Kluge Männchen begriffen schnell, dass sie nicht mit dem Kopf durch die Wand konnten, um zu den Weibchen zu gelangen, sondern dass sie um das unsichtbare Hindernis herumschwimmen mussten. Weniger intelligente brauchten dafür länger oder scheiterten ganz.
Im zweiten Experiment mussten die Männchen einen Weg durch ein Labyrinth finden. Im dritten sollten die Männchen anhand farbiger Punkte erkennen, ob sie nach links oder nach rechts schwimmen mussten, um die Weibchen zu erreichen. Im letzten Intelligenztest schliesslich ging es darum, alles Gelernte zu vergessen und Flexibilität beim Lernen zu zeigen.
Mehr als eine lustige Geschichte aus dem Tierreich
Nachdem die Männchen die Intelligenztests absolviert hatten, liessen die Forschenden sie zwei Monate lang um Weibchen konkurrieren und Nachwuchs zeugen. 2000 der kleinen Moskitofische, die anders als die meisten anderen Fischarten nicht aus einem Ei schlüpfen, sondern lebend geboren werden, unterzogen sie einem Vaterschaftstest. Dabei stellte sich heraus, dass Männchen, die die Unterwasser-Aufgaben mit Bravour gelöst hatten, deutlich mehr Nachkommen gezeugt hatten als Geschlechtsgenossen, die in den Tests nicht so gut abgeschnitten hatten.
Der Grund dafür könnte nach Ansicht der Studienautorinnen sein, dass weibliche Moskitofische – ähnlich wie Menschen – intelligente Partner bevorzugen: «Intelligenz ist eine attraktive Eigenschaft für das andere Geschlecht», schlussfolgert Ivan Vinogradov von der Australian National University. «Ein besseres Gehirn könnte einem Tier dabei helfen, mehr Paarungspartner zu finden, mehr Sex zu haben und eventuell mehr Babys.»
Diese Erkenntnis ist aus Vinogradovs Sicht viel mehr als eine lustige Geschichte aus dem Reich der Tiere. Sie lasse auch Rückschlüsse darauf zu, wie Intelligenz überhaupt entstanden sei. Bisher ging man davon aus, dass schlauere Tiere mehr Futter und sicherere Verstecke finden und die Finten ihrer Fressfeinde besser durchschauen. Dadurch haben sie einen Überlebensvorteil, und weil sie die Intelligenz-Gene an ihre Nachkommen weitergeben, werden künftige Generationen mit der Zeit immer schlauer. Die aktuelle Studie lässt nach Ansicht der Forscher vermuten, dass es noch einen anderen Grund geben könnte: Intelligenz macht einfach sexy.
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