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Anna Netrebko singt nicht in Zürich
Russische Starsopranistin sagt ihre Auftritte im Opernhaus ab

Anna Netrebko bei einem Auftritt an ihrem 50. Geburtstag im September 2021 im Kreml in Moskau.
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Das Opernhaus sagt die Auftritte der russischen Opernsängerin Anna Netrebko ab, wie es am Dienstag mitteilt. Das Opernhaus schreibt, «dass unsere entschiedene Verurteilung von Wladimir Putin und seinem Handeln einerseits und Anna Netrebkos öffentliche Position dazu andererseits nicht kompatibel sind».

Ob nicht eher der Entscheid der Künstlerin für die Mitteilung des Opernhaus ausschlaggebend war, bleibt unklar. Denn auch Netrebko sagt nun: «Nach reiflicher Überlegung habe ich die äusserst schwierige Entscheidung getroffen, mich bis auf Weiteres aus dem Konzertleben zurückzuziehen.» Davon betroffen sind nicht nur die Auftritte in Zürich, sondern auch in anderen Städten wie etwa in Hamburg an der Elbphilharmonie.  Dies schrieb der Veranstalter River Concerts am Dienstag. «Es ist nicht die richtige Zeit für mich aufzutreten und zu musizieren. Ich hoffe, dass mein Publikum diese Entscheidung verstehen wird», wird Netrebko zitiert. 

Am Samstagabend hatte Anna Netrebko in einem Statement auf Instagram den Krieg in der Ukraine verurteilt und den Menschen in der Kriegsregion ihr Mitgefühl ausgedrückt. «Ich bin eine Russin und liebe mein Land, aber ich habe viele Freunde in der Ukraine, und der Schmerz und das Leid brechen mir das Herz. Ich möchte, dass dieser Krieg aufhört und die Menschen in Frieden leben können. Das erhoffe ich mir und dafür bete ich.»

Der Künstlerin Zeit gelassen

Trotz dieser Stellungnahme stand das Opernhaus wegen den für am 26. und am 29. März in Zürich geplanten Auftritten unter Druck. Die Sängerin gilt nämlich als Putin-Freundin. So hatte sie sich im Jahr 2014 mit der grossrussischen Flagge fotografieren lassen, die sie nicht als solche erkannt haben wollte. Ebenso feierte sie ihren 50. Geburtstag im Kreml, wo Putin eine Gratulationsbotschaft verlesen liess.

Der geplante Auftritt sorgte nach dem Kriegsausbruch in verschiedenen Medien für Kritik. Dass das Opernhaus die Veranstaltungen nicht unmittelbar abgesagt hat, halten die Verantwortlichen dennoch für richtig. 

Bereits am Tag nach Putins Invasion seien erste Forderungen laut geworden, das Engagement mit der russischen Sopranistin Anna Netrebko für zwei Vorstellungen «per sofort gewissermassen als ein Zeichen an den Kreml zu kündigen», heisst es in der Mitteilung. So wurde gefordert, dass ein Auftritt von Netrebko nur stattfinden sollte, wenn sie sich unverzüglich von Russland und Putin distanzieren würde. «Wir fanden insbesondere den zeitlichen Druck dieser Forderung nicht fair und haben der Künstlerin ganz bewusst Raum gegeben, die Situation zu reflektieren und eine eigene Position zu den Ereignissen zu finden und zu artikulieren», schreibt das Opernhaus. Auch rückblickend sei man der Auffassung, dass dieses Vorgehen richtig gewesen sei und einem wertschätzenden Umgang mit Künstlerinnen und Künstlern des Hauses gerecht werde.

Kein politisches Bekenntnis 

Anna Netrebko und ihr Ehemann Yusif Eyvazov hatten sich schon am Samstag dagegen gewehrt, «Künstler oder irgendeine öffentliche Person zu zwingen, ihre politischen Ansichten öffentlich zu machen und ihr Vaterland zu beschimpfen». Aus Ansicht des Ehepaars sollte dies eine freie Entscheidung sein. «Ich bin keine politische Person», erklärte Netrebko. «Ich bin keine Expertin für Politik. Ich bin Künstlerin und mein Ziel ist es, über politische Unterschiede hinweg zu vereinen.»

Netrebkos Rolle der Lady Macbeth in Zürich wird von Veronika Dzhioeva übernommen. Da die Ticketpreise für die Vorstellungen mit der Starsopranistin Netrebko höher gewesen wären, gleicht das Opernhaus die Differenz aus. Besucherinnen und Besucher würden direkt kontaktiert, heisst es in der Mitteilung.

sip