«Oper für alle» in ZürichTausende geniessen «Carmen» auf dem Sechseläutenplatz
Die live aus dem Opernhaus auf Grossbildschirm übertragene Oper lockt Zürcherinnen und Zürcher in Scharen an.
«Ich würde die Menschen draussen gern sehen», sagt Marina Viotti. Aber das geht nicht, Viotti steht in wenigen Minuten als Carmen auf der Bühne des Opernhauses. «Ich bin sicher, ich werde ihre Energie spüren», sagt Viotti. Interviewt wird sie in ihrer Garderobe, das Gespräch wird live auf Grossleinwand nach draussen übertragen.
Draussen sitzen die Menschen zu Tausenden auf dem Sechseläutenplatz. Es ist «Oper für alle», jener eine Samstag im Jahr, an dem draussen alle kostenlos verfolgen können, was drinnen auf der Bühne gespielt wird. Zum elften Mal findet die «Oper für alle» statt, sie ist längst zum festen Bestandteil im Zürcher Kulturleben geworden.
Besucherzahlen wie an einem Popkonzert
Es ist ein Happening mit Besucherzahlen, wie man sie sonst nur von Popkonzerten kennt. Die Menschen sitzen auf gemieteten Stühlen, auf Decken, manche schleppen eigene Sitzgelegenheiten an. So etwa Mara Schaffner und Rebecca Weber. Die beiden Studentinnen haben eine Gartenbank mitgebracht. «Das haben wir schon letztes Jahr gemacht», erzählen sie lachend, «es war total friedlich.»
Wie viele hier ist Mara keine regelmässige Operngängerin. Vielleicht einmal im Jahr begleitet sie Rebecca, die öfter geht. Aber an diesem Abend kommt Mara gern mit, die Stimmung auf dem Platz findet sie grossartig.
Was auch dazugehört: das Picknick. Viele Leute haben Snacks und Bier mitgebracht, manche tischen auch Wein, Brot und Käse auf. Auch die beiden Studentinnen sind eingedeckt, sie haben Chips, Pastasalat und Brot dabei.
Dass der Musikgenuss nicht ganz ungestört ist – mal rumpelt ein Tram vorbei, mal zerreisst eine Sirene eine Arie, mal überdröhnt ein lautes Motorrad das Orchester –, kümmert hier niemanden. Und man darf auch mal verstohlen auf die Fussballresultate gucken. Hier ist die Oper ein Fest für alle.
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