Noch 300 Kilometer: Ruderin Gabi Schenkel bald im Ziel
Die Schweizer Atlantik-Überquererin hatte mehr Pech als Glück auf ihrer Reise. Nun ist sie in den Endzügen.
Im English Harbour von Antigua steht ein Schild. «The Swiss 1s» steht da, und ein Datum: der 25. Februar 2020. Es ist der Tag, der für Gabi Schenkel das Ende einer langen Reise bedeuten soll. Das Ende einer Qual, das Ende aller Strapazen, aber auch das Ende eines ungeheuren Abenteuers, das die 43-Jährige im vergangenen Jahr zu ihrem Lebensinhalt machte. An diesem 25. Februar soll Schenkel in Antigua ankommen, das erste Mal wieder festen Boden unter den Füssen haben und eine ganz normale Dusche geniessen. Nach 75 Tagen und etwa zwölf Stunden.
Schenkel ist Teilnehmerin der Talisker Whisky Atlantic Challenge, die einzige Frau in der Kategorie Solo. Und eine der letzten vier, die es noch nicht ins Ziel geschafft haben. Alle anderen sind angekommen. Abgesehen von einem Österreicher stammen alle aus Ländern mit Meeranschluss. Und viele von ihnen waren in einem Zweierteam unterwegs, andere waren zu dritt, zu viert oder gar zu fünft. Schenkel bringt die fast 5000 Kilometer alleine hinter sich. Das Glück war nicht immer auf ihrer Seite. Einmal wurde sie vom Boot gespült, sie war angebunden. Das Video (siehe oben) ist spektakulär, die Erinnerung sorgt für mulmige Gefühle.
Und nun, so kurz vor dem Ziel, der nächste Rückschlag. Der Autopilot fiel aus, eine Strömung trug sie weit in den Süden, weg von der Route. Schenkel verlor viele Stunden, wurde zurückgeworfen. Die Route, die der Livetracker aufzeichnet, verlief eine Weile ziemlich wirr, Schenkel musste gelotst werden. Noch liegt John Davidson hinter ihr, ein Schotte, der das Rennen ebenfalls alleine absolviert. Auch sein Name ist auf dem eingangs erwähnten Schild im Hafen von Antigua vermerkt: Mad Giraffe, verrückte Giraffe, geplante Ankunft: 1. März 2020. Dann ist das Rennen beendet.
Das halbe Ersparte investiert
Trotz all der Einsamkeit und Mühen, die dieses Rennen mit sich bringt, erlebte Schenkel in den vergangenen Monaten durchaus schöne Momente. Anfang Februar zum Beispiel, da tauchte ein grosser Wal neben ihr auf, Delfine begleiteten sie ein Stück. Es waren die ersten Lebewesen seit langem, die die Ultramarathonläuferin zu Gesicht bekam. Momente wie diese seien es, für die sie diese Challenge absolviere, sagte sie.
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Doch da ist auch der gute Zweck, für den die Teilnehmer rudern. Schenkel unterstützt mit ihrem Abenteuer zwei Projekte, die sich für die Säuberung der Ozeane einsetzen. Wenn sie aus Sponsorengeldern einen Überschuss erzielt, wird dieser gespendet. So sind die Regeln der Challenge. Um ihre eigenen Ausgaben zu decken, verkauft Schenkel Meilen, wer rechtzeitig kam, dessen Name wurde auf ihrem Boot «Miss Universe» aufgedruckt. Wer sie jetzt noch unterstützen will, kann das weiterhin tun. Schenkel sagte vor dem Rennen, sie habe ihr halbes Lebensersparte in dieses Projekt investiert.
Zwei Schweizer Teams im Ziel
Neben der Zürcherin starteten noch zwei weitere Schweizer Teams in die Challenge. Wobei aus einem Duo dann auch ein einsamer Wolf wurde. Beim «Team Atventure» musste Dominic Schaub wegen anhaltender Seekrankheit evakuiert werden. Kollege Florian Ramp ruderte alleine weiter und kam am Morgen des 10. Februars als 29. von 35 Gestarteten ins Ziel. Zwei Wochen vor ihm stiegen in Antigua die «Swiss Ocean Dancers» von ihrem Boot, ein Viererteam, dem auch Gabi Schenkel einst angehören sollte. Als die Vorbereitungen liefen, merkte sie, dass es nicht harmonierte, so nahm sie das Projekt alleine in Angriff.
Stand Freitagmittag fehlen Schenkel noch 287,06 Kilometer bis zum Ziel im Hafen von Antigua. Sie hatte geplant, früher fertig zu sein. Doch dieses Rennen lässt kaum Prognosen zu. Etwas wird Schenkel ohnehin für sich behaupten dürfen: Sie wird die erste Schweizerin sein, die den zweitgrössten Ozean der Welt alleine bezwungen haben wird.
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