Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Nicht «Detektiv spielen», wenn das Velo geklaut wird

Viele Diebe haben es auf einfache «Bahnhofsvelos» abgesehen.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Es verschwand mitten in der Stadt, spurlos, und ohne dass irgend jemand etwas sah oder hörte. Am Fischmarktplatz hatte sie ihr Velo abgestellt um Freunde zu treffen, ein Freitagabend war es, doch als sie nach Mitternacht zurückkehrte, war das Zweirad unauffindbar. Auch das Schloss, mit dem das Bike gesichert war, konnte den Langfinger nicht abhalten. Der Fall, wie ihn die Besitzerin des Bikes schildert, hat sich vor Kurzem in der Rosenstadt zugetragen.

Er ist bei Weitem nicht der Einzige: Dass in den letzten Wochen in Rapperswil-Jona laufend Velos verschwinden, wird auf Social Media rege dokumentiert. Mehrmals wöchentlich machen in der Facebook-Gruppe «Du bisch von Rappi, wenn» empörte Velobesitzer ihrem Ärger Luft. Eine Nachfrage bei der Kantonspolizei St. Gallen ergibt: 40 Velos wurden in Rapperswil-Jona seit anfang August als gestohlen gemeldet. Das klingt zwar nach viel, fällt aber gemäss Polizeisprecher Florian Schneider immer noch in den für diese Jahreszeit üblichen Bereich. «Im Sommer registrieren wir regelmässig, dass zahlreiche Velos abhanden kommen», sagt er.

In jedem Fall zur Polizei

Zu den 40 gestohlenen Velos der letzten zwei Monate dürften noch weitere dazukommen: Etwa jene Zweiräder, die herrenlos an einer Strassenecke gefunden werden. Die Polizei erfasse nur jene Fälle, in denen die Besitzer eine Strafanzeige gegen unbekannt erstatten, erklärt Schneider. Liegt ein entwendetes Velo tagelang irgendwo herum, empfiehlt er darum, dies der Polizei zu melden – und nicht etwa mit einem Foto auf Facebook den Besitzer zu suchen. «Das bringt etwa so viel, wie einfach am Velo vorbeizuspazieren», sagt der Polizeisprecher – nämlich gar nichts. Die Polizei habe keine Zeit, die Facebook-Seiten der Gemeinden nach solchen Meldungen zu durchforsten. Meldet man das gefundene Velo indes direkt bei der Polizei, könne sie vor Ort die Rahmennummer überprüfen und in der Datenbank mit den vorhandenen Diebstahls-Anzeigen abgleichen.

Ebenso rät die Polizei den Bestohlenen davon ab, auf eigene Faust – etwa mit Aussicht auf eine Belohnung – im Internet zur Fahndung nach dem Velodieb aufzurufen. Dies ist auf Social Media allerdings nicht selten: «Zahle 50 Franken Belohnung an denjenigen, der mein geklautes Velo findet», schrieb unlängst ein Bürger in der Rapperswil-Joner Facebook-Gruppe. Und: «Dem, der mir den Dieb zeigt, zahle ich 100 Franken». Das sei problematisch, sagt Schneider: Geht jemand daraufhin mit dem Namen des Velodiebes zur Polizei, sind dieser die Hände gebunden. «Liegt keine Anzeige für den Velodiebstahl vor, fehlt uns die rechtliche Grundlage, etwas zu unternehmen», erklärt er. Allein aufgrund von Beobachtungen und ohne Beweise könne ein Velodieb nicht gebüsst werden.

Ernüchternd ist aber: In den vergangenen zwei Jahren konnten kantonsweit jeweils nur zwei Prozent aller Velodiebe geschnappt werden. Dies bei jährlich rund 1600 entwendeten Zweirädern.

«Bahnhofsvelos» im Visier

Um sich vor Velodiebstahl zu schützen, raten Polizei und Experten zu einfachen Massnahmen (siehe Kasten). Ganz verhindern lassen sich aber trotzdem nicht alle Diebstähle, weiss Schneider: Gerade, wenn Profis am Werk sind, die es auf hochwertige Rennvelos angelegt haben. Diese seien mit entsprechendem Werkzeug ausgerüstet und könnten selbst robuste Schlösser knacken. Weitaus häufiger ist allerdings ein anderer Typ Velodieb: der «Partygänger», der sich spontan auf dem Nachhauseweg ein Bahnhofsvelo ausleiht. Und diesen dürfte man gemäss Fachleuten mit einem halbwegs vernünftigen Veloschloss in die Flucht schlagen.