Kantonsderby in der Super LeagueDie Grasshoppers glänzen nicht, aber sie verschaffen sich Luft
Gegen den Tabellenletzten aus Winterthur zeigt GC keine überragende Leistung, Tore von Dadashov und Schettine reichen aber zum Sieg.
Natürlich wird noch gezittert. Natürlich werden die Chancen auf das 3:1 nicht genutzt. Und darum ist erst einmal ganz viel Erlösung da, als das Spiel zu Ende ist. Renat Dadashov fällt auf die Knie, hämmert mit den Fäusten auf den Rasen, Ayumu Seko setzt sich erst einmal hin, Amir Abrashi klatscht alle ab, es gibt keine Jubeltrauben. Das grosse Feiern kommt erst dann, als die GC-Spieler alle gemeinsam zur Kurve gehen.
Ihre spontanen Reaktionen nach dem Schlusspfiff zeigen: Sie wurden ihren Ansprüchen gerecht, aber auch nur zum Minimum. Sie gewinnen gegen den FC Winterthur 2:1, den Sieg haben sie sich erarbeiten müssen. Aber drei Punkte haben sie halt auch schon lange nicht mehr gewonnen, letztmals Anfang Februar gegen den FC Basel. Seither blieb GC viermal hintereinander sieglos.
«Punkte, Punkte, Punkte!», forderte Captain Abrashi am Donnerstag noch. Nun, nach dem 2:1, redet er energisch auf seine Kollegen ein, als diese noch jubeln – weil er weiss, dass das Team dazu neigt, Vorsprünge zu verspielen. Er müsse jetzt eben schauen, dass GC von Sion und Winterthur wegkomme, sagt er. Der Sieg vom Sonntag ist ein erster Schritt, GC verschafft sich Luft, der Vorsprung auf Sion und Winterthur beträgt nun fünf Punkte. Dazwischen liegt auch noch der FCZ.
GC-Fans klauen Fahnen in Winterthur
So ist die Situation ganz unten in der Tabelle, das Spiel zwischen GC und Winterthur ist jenes des nun Siebten gegen den Letzten und entsprechend nicht die Partie der grossen Momente. In der ersten Halbzeit haben die Grasshoppers genau einen solchen, wie so oft in dieser Saison ist Hayao Kawabe dafür zuständig, er lanciert Bendeguz Bolla, der davon profitiert, dass der Winterthurer Tobias Schättin schlecht steht, und deshalb in der Mitte Renat Dadashov findet.
Dadashov trifft zum siebten Mal in dieser Saison, er ist zwar nicht der Knipser, der GC so sehr fehlt, aber es ist immerhin sein drittes Tor aus den letzten sechs Spielen. Und auch Bolla wird der Assist guttun, der Ungar war seit Oktober ohne Skorerpunkt in der Liga, zuletzt stellte ihn Giorgio Contini auf dem Flügel auf, weil er sich von seiner Schnelligkeit und Torgefährlichkeit viel erhoffte, es war ein Experiment ohne grossen Erfolg. Der junge Leihspieler der Wolverhampton Wanderers erlebt gerade nicht seine besten Wochen im GC-Trikot.
Vielleicht auch, weil GC sich derzeit wieder einmal auf seine defensiven Qualitäten konzentrieren muss. Davon ist auch dieses Spiel gegen Winterthur geprägt. Bruno Berner, der Trainer der Winterthurer, spricht von einer mühsamen ersten Halbzeit, Giorgio Contini, sein Gegenüber, von einem zähen Match. Berner findet, sein Team sei besser gewesen, es habe an Effizienz gemangelt. Contini sagt, er habe in letzter Zeit oft über gute Leistungen und wenige Punkte diskutieren müssen, darum könne er damit leben, dass seine Mannschaft nicht die bessere gewesen sei.
Die Winterthurer kommen in der zweiten Halbzeit tatsächlich besser ins Spiel. Matteo di Giusto hat seinen Auftritt, als er Noah Loosli austanzt und auf Francisco Rodriguez zurücklegt. Der Zürcher trifft keine zwei Minuten nach seiner Einwechslung. Aber eine Konstante in der Saison des FCW ist, dass er (bis auf eine Ausnahme) nie mehr als ein Tor schiesst. Auf das 2:1 von Guilherme Schettine kann der Aufsteiger nicht reagieren.
Der Brasilianer hat vor einer Woche auch in St. Gallen getroffen. Nun ist er mitverantwortlich dafür, dass sein Team eine ruhige Woche vor sich hat. Eine schlechtere Figur geben derweil einige Fans der Grasshoppers ab, sie brachen in der Nacht auf Freitag in die Schützenwiese ein, klauten zwei Fahnen und das Banner, das sonst vor der Bierkurve hängt, und verbrennen alles kurz nach Rodriguez’ Ausgleich. Die Winterthurer Anhänger reagieren mit einem anderen Plakat: «Alte Masche, am Container (in einem solchen waren die Banner und Fahnen gelagert) rumbasteln – Bravo GCN», steht darauf – das N steht für Niederhasli. Die Geschichte trübt das Bild zweier Fankurven, die im Letzigrund für eine ansonsten schöne Stimmung sorgen.
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