Herzogin als AktivistinMeghan Markle for President?
Die Duchess of Sussex macht erste Schritte in Richtung Politik. Manche munkeln, da seien Strategie und Ehrgeiz im Spiel. Wieso auch nicht?
Der Pleitegeier soll über ihnen kreisen, weil sie ihren millionenteuren Sicherheitsdienst in L.A. auf einmal selbst berappen müssen. Zudem stottern sie die Renovierungskosten für ihren britischen Landsitz Frogmore Cottage ab, und die Monatsmiete für diesen zweiten Wohnsitz ist auch nicht ganz billig. Aber während Meghan und Harry von Experten noch als die Pandemie-Verlierer der königlichen Familie taxiert werden – Kate und William haben dagegen mit berührenden Corona-Videos gepunktet – und auch ihre neue Wohltätigkeitsorganisation einfach nicht in die Gänge kommt, hat sich die Duchess of Sussex nach anfänglichem Zögern für die Black-Lives-Matter-Bewegung starkgemacht. Und damit auch für sich selbst.
Nicht zuletzt war Meghan Markle ihrerseits mehrfach ein Opfer von Rassismus – sowohl in ihrer Kindheit in den USA, wo ihre schwarze Mutter bisweilen für ihre Nanny gehalten wurde, wie auch später, als sie ins britische Königshaus einheiratete und man auf der Insel teils extrem rassistisch reagierte.
In ihrer Video-Ansprache für die Abgänger 2020 der Highschool, die sie einst besucht hatte, erinnerte die 38-Jährige jüngst an die Unruhen in Los Angeles 1992, die sie als Kind erschüttert hatten. Auch damals stand ein «sinnloser rassistischer Akt» am Anfang. Es habe Asche vom Himmel geregnet, sogar der Baum in ihrem Vorgarten sei komplett verkohlt gewesen. Und, so fuhr die Duchess of Sussex fort – eine erstklassige Performerin, die definitiv auch das Register «authentisch» perfekt beherrscht –, es tue ihr so leid, dass ihre Generation den jetzigen Schulabgängern eine Welt übergebe, die keinen Deut besser geworden sei.
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Lange habe sie geschwiegen, weil sie wisse, wie alles zerpflückt und als falsch beschimpft werde, was sie sage. Aber am Ende sei das einzig Falsche, nichts zu sagen. Dann rief Markle die Toten in Erinnerung. All die verlorenen Leben zählten, das von George Floyd, Breonna Taylor, Philando Castile und den vielen anderen.
Bei allem Schmerz aber: Ein solcher Moment stärke auch den Zusammenhalt und die Solidarität. «Ihr werdet Teil dieser Bewegung sein, ihr werdet eure Stimme nutzen, bald werdet ihr wählen gehen», ermutigte sie die Teenager und winkte mit dem Zaunpfahl. «Und ihr habt Empathie, ihr wisst, dass schwarze Leben zählen. Wir brauchen euch, und ihr seid vorbereitet.» Sie applaudiere den künftigen Führungsfiguren, die das Land so sehr ersehne.
Kleiner Anlass, grosse Rede
Kurz, der Anlass war ein eher kleiner, die Rede aber eine gross entworfene. Eine fast schon präsidiale, wie manche munkeln. Offenbar hat Meghan Markle schon mehrfach den Wunsch geäussert, mehr tun zu wollen als Schauspielerei und Wohltätigkeit. Sie wolle ihre Stimme für den gesellschaftlichen Wandel erheben und schliesse eine politische Karriere nicht aus: eine durchaus interessante Wendung im Leben dieser Frau, die den amerikanischen Traum offenbar bis ins Letzte auslebt. Warum auch nicht?
Dass der ehemalige Serienstar jedoch tatsächlich eine US-Präsidentschaft anvisiert, wie die 70-jährige Autorin Lady Colin Campbell in Interviews behauptet – sie vermarktet gerade ihr neues Buch «Meghan and Harry: The Real Story» –, scheint so unwahrscheinlich, wie es seinerzeit bei einer anderen TV-Personality schien.
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