Mbabu war ein Schnäppchen, hat aber Starpotenzial
Kevin Mbabu kehrt für die Partie bei Manchester United nach England zurück. Wie tief sein Wert vor dem Wechsel zu YB taxiert wurde, zeigen Unterlagen von Football Leaks.
Als Kevin Mbabu im Oktober 2015 für Newcastle United bei Manchester City nach der Pause verletzt ausgewechselt wird, kann er nicht ahnen, dass er in der Premier League nur eine einzige weitere Minute bestreiten wird. Schliesslich ist der junge, wilde, kampfstarke Aussenverteidiger mit seinen physischen Voraussetzungen wie geschaffen für den englischen Fussball.
Eine Woche zuvor bei seinem Debüt bei Chelsea meldete Mbabu den spanischen Weltmeister Pedro neunzig Minuten lang ab. In «Match of the Day», dem englischen Pendant zum «Sportstudio» des ZDF, das am Samstagabend bei BBC jeweils von einem Millionenpublikum verfolgt wird, werden mehrere Szenen Mbabus herausgestrichen und von den englischen Fussballgrössen im Studio lobend kommentiert. Der Romand scheint angekommen in der attraktivsten Liga der Welt.
Der Rat Fernandes'
Es sind Wochen und Partien, die trügen. Gelson Fernandes, der 2007 als 21-Jähriger zu Manchester City wechselte und nun in der Bundesliga bei Frankfurt engagiert ist, meint, in England sei die Gefahr, abzuheben, für einen jungen Spieler besonders gross. Der frühere Nationalspieler erzählt vom Nachtleben mit seinen Verlockungen, von Mitspielern, deren Geld verführen kann. «Plötzlich hat man das Gefühl, es auch geschafft zu haben. Dabei reichen ein paar Spiele nicht, sich in der Premier League festzusetzen.»
Fernandes und Mbabu lernen sich vor Jahren über den gemeinsamen Berater kennen. Wenn Fernandes mit dem Nationalteam in Genf ist, trifft er sich mit Mbabus Familie zum Essen. Als Mbabu vor neun Tagen mit dem Schweizer Nationalteam in Luzern gegen Belgien gross aufspielt, sitzt der Mittelfeldspieler mit Mbabus Mutter, die aus dem Kongo stammt, auf der Tribüne.
Der 23-Jährige nennt Fernandes einen Bruder und Mentor. Mit ihm tauscht er sich aus, als er im Sommer 2016 das Angebot der Young Boys vorliegen hat. Mbabu zögert, weil er findet, der Wechsel zurück in die Schweiz sei ein Rückschritt. Fernandes rät ihm, zu unterschreiben. Er sagt ihm: «Das Wichtigste ist, dass du regelmässig spielst.»
Die enorme Wertsteigerung
Hinter Mbabu liegen da schwierige, von Verletzungen geprägte Monate. Er ist nicht mehr der Jungstar, der im Fernsehen gefeiert wird. Wie rapide sein Wert gesunken ist, zeigen Unterlagen, die der «Spiegel» von der Onlineplattform Football Leaks erlangte und die er mit dem Journalistennetzwerk European Investigative Collaborations (EIC) geteilt hat. Darin sind Leih- sowie Kaufvertrag enthalten, die YB mit dem englischen Club abschloss.
«Plötzlich hat man das Gefühl, es auch geschafft zu haben. Dabei reichen ein paar Spiele nicht, sich festzusetzen.»
2016 verlangt Newcastle läppische 24000 Pfund, damit es Mbabu für ein Jahr an YB ausleiht. Eine Saison später, in der sich Mbabu einen Stammplatz erobert und sein grosses Potenzial angedeutet hat, gelingt es YB-Sportchef Christoph Spycher, Mbabu nach wochenlangen Verhandlungen für lediglich 120'000 Euro zu verpflichten.
Die Engländer wollen im Vertrag einzig die Option festgeschrieben haben, dass sie im Falle eines Weiterverkaufs mit 15 Prozent an der Ablösesumme beteiligt werden. Es ist in einem überhitzten Markt, in dem kaum erprobte Jungprofis zweistellige Millionensummen kosten können, ein ausserordentliches Schnäppchen.
Auf das Geschäft angesprochen, meint Spycher, die Verhandlungen mit Newcastle seien ja auch zäh gewesen. Seine Hartnäckigkeit hat sich gelohnt, Mbabu ist nun rund das Hundertfache wert. Spycher wird ihn bald mit einer riesigen Gewinnmarge verkaufen können.
Die Anerkennung der Stars
Die Frage ist nur wann. Mbabu erzählt, wie er im Sommer Vorbehalte gespürt habe. Weil er seine Leistungen in der Super League und nicht auf höchstem Niveau erbracht habe. Mbabu kann das verstehen, er nimmt die Einwände als Ansporn. «Ich wollte es den Zweiflern zeigen», sagt er und findet, dies sei ihm in der Vorrunde ganz gut gelungen.
Das hängt damit zusammen, dass sich Mbabu seit September neben der Champions League auch im Nationalteam international präsentieren kann. Das Debüt beim 6:0 gegen Island ist fulminant, die Darbietung beim 5:2 gegen Belgien furios. Nach dieser habe er viele Nachrichten erhalten – auch aus England, sagt Mbabu. Er wertet es als Zeichen, dass seine Leistungen erkannt würden.
Den Respekt der Teamkollegen hat er sich schon erarbeitet. Mbabu erzählt, dass er überrascht gewesen sei, dass ihn Xhaka und Shaqiri beim ersten Zusammenzug mit dem Nationalteam für seine Darbietungen bei YB gelobt hätten. Beim letzten Zusammenzug im November hätten die Teamkollegen wissen wollen, wann er den Wechsel anstrebe, sagt er.
Ja, wann eigentlich? Mbabu sagt, die Zeit, den nächsten Schritt zu machen, sei fast gekommen – ob im Winter oder Sommer, werde sich zeigen. Er hat in den letzten Monaten den Berater gewechselt, auch das kann als Zeichen für sein Bestreben gewertet werden.
Im November 2018 gastiert Kevin Mbabu erneut in Manchester. Er tut es als Leistungsträger und Publikumsliebling, als Nationalspieler mit Erfahrungen in der Champions League. Es ist eine triumphale Rückkehr.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch