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«Masters of the Air» auf AppleTV+
Diese Kriegs­erzählung setzt neue Massstäbe

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Mit Buck und Bucky fängt es an, zwei Piloten der 100th Bomb Group der amerikanischen Luftwaffe. Es ist der Abend, bevor sie nach England gebracht werden, 1943, um «Hitler den Krieg an die Hausschwelle zu karren»: Major John «Bucky» Egan und Major Gale «Buck» Cleven, mit sprödem Charme gespielt von Callum Turner und Austin Butler. Buck & Bucky: «Sind euch die Spitznamen ausgegangen?», fragen spöttisch die Kameraden in der Fliegerbaracke in Thorpe Abbotts in Norfolk. «Nein, die Crews …»

Der Tod ist präsent bei den Einsätzen über Deutschland, nur selten kommen alle B-17-Bomber zurück, die gestartet sind. Piloten und Crewmitglieder sterben beim Absturz oder geraten in Kriegsgefangenschaft. Freunde, die man an einem Abend findet, kann man am nächsten Tag schon wieder verlieren. «The Bloody 100th» werden sie bald genannt.

Die amerikanischen Heldentaten

«Masters of the Air» gilt schon heute als eine der teuersten Streamingserien, produziert von Steven Spielberg, Tom Hanks und Gary Goetzman für AppleTV+, nach dem Buch von Donald L. Miller. Es ist die dritte grosse Serie, die von den Heldentaten amerikanischer Soldaten im Zweiten Weltkrieg erzählt. Die beiden vorigen, produziert von HBO, widmeten sich dem Kampf der Infanterie auf dem Boden, «Band of Brothers» (2001), sowie dem zur See, «The Pacific» (2010).

Die ersten vier der «Masters»-Folgen hat Bond- und «True Detective»-Regisseur Cary Joji Fukunaga inszeniert. Schnell wird die Routine in den Baracken und auf den Einsätzen sichtbar, das tägliche Ritual. Lagebesprechung mit Ankündigung des anzufliegenden Ziels, Bremen, Trondheim oder Regensburg, Start, lange Flüge ins Feindesland, Luftkämpfe mit deutschen Fliegern, Bombenabwurf, Rückflug … Manchmal klemmt das Fahrwerk und es gibt eine hochriskante wirbelige Bauchlandung. Wegen der eisigen Temperaturen in der Höhe kommen Männer mit schmerzhaften Erfrierungen zurück.

Oft werden die Protagonisten von unten gefilmt, quasi in Heldenpose: Callum Turner (l.) und Austin Butler in «Masters of the Air».

Die Akteure der Serie, auch die der kleinsten Rollen, sind ungemein emotional und lakonisch, bisweilen angenehm pathetisch (Barry Keoghan, Ncuti Gatwa und viele andere, auch ein Sohn von Spielberg ist darunter und einer von Jude Law). Etwas zu kurz kommen die Navigatoren, die die Routen der Flieger austüfteln, oder das Bodenpersonal, das die Bomber nachts für die Einsätze herrichtet.

Und auch die Bodennähe der beiden früheren Serien fehlt, die manchmal blutige Hektik der Stosstrupps und Sniper-Attacken, das verbissene Mann-gegen-Mann – dieses tief empfundene Gefühl der Brüderlichkeit, das die Kämpfer verband. Mit den Masters kommen Vorstellungen von Hierarchie und Ordnung, Lufthoheit und Distanz ins Spiel. Am aufregendsten allerdings ist gegen Anfang ein Fahrradwettrennen in einer Baracke, das in einer Massenkarambolage endet.

Melancholie und Heroismus

Die Piloten sind oft leicht von unten aufgenommen, gegen den Himmel, in ihrer Aura von Melancholie und Heroismus. Einmal wird der Unterschied diskutiert zwischen der britischen und der amerikanischen Angriffsmethode – die Briten operieren mit nächtlichen Flächenbombardements, die Amerikaner mit singulären präzisen Angriffen am Tag, die freilich grössere Verluste mit sich bringen.

Je weiter die Serie voranschreitet, desto stärker werden die Masters auf den Boden zurückgeholt. Sie geraten in Gefangenschaft, werden zu Gewaltmärschen gezwungen, erleben Zerstörung und die Leiden der Zivilbevölkerung, die ihre Bomben anrichteten, treffen feige Hitlerjungen, werden mit dem Horror der Vernichtungspolitik der Nazis konfrontiert. Müssen den leeren Blick eines alten Juden aushalten, der seine Familie verloren hat. Geh mit Gott, sagen sie ihm, und er: Gott existiert nicht. Er hat uns vergessen.

AppleTV+, 9 Folgen.