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Sängerin und Schauspielerin
Marianne Faithfull ist im Alter von 78 Jahren gestorben

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Ihre Stimme wurde in den letzten Jahren gern als kratzig beschrieben, auch mal als krächzend oder kaputt. Doch zu Beginn von Marianne Faithfulls Karriere Mitte der 1960er Jahre, im traurigen Lied «As Tears Go By», klang sie noch ganz anders: mädchenhaft zart, schüchtern, verletzlich. Nach und nach wurde ihr Gesang dann vom Leben gegerbt und aufgeraut – und das war nun wirklich kein Zufall.

Blondes Symbol des «Swinging London» und Teenie-Mutter, zeitweise obdachloses Drogenwrack der 70er, Überlebende des Rock’n’Roll-Lebensstils, nach einem wundersamen Comeback hoch angesehene Songschreiberin, Charakterdarstellerin im Kino und schliesslich Grande Dame des Pop: Faithfulls Lebensweg war ohne Übertreibung aussergewöhnlich.

Nun ist sie im Alter von 78 Jahren in London gestorben, wie die britische Nachrichtenagentur PA unter Berufung auf einen Sprecher meldete. «Mit grosser Trauer geben wir den Tod der Sängerin, Songschreiberin und Schauspielerin Marianne Faithfull bekannt», hiess es in einer Stellungnahme, aus der auch andere Medien wie die BBC zitierten.

Die Beziehung mit Mick Jagger

Dass viele sie lange Zeit vorrangig als (Ex-)Freundin von Rolling Stones-Sänger Mick Jagger einordneten, hat die 1946 in London geborene Künstlerin oft geärgert. «Es wäre grossartig, wenn die Leute mich als arbeitende Musikerin mit einem unglaublichen Werk sehen könnten», sagte sie einmal. «Das ist viel wichtiger als mein sagenhaftes Leben. Das meiste ist eine Lüge, eine Klatschspalten-Version von mir.»

Und doch war es eben Jagger, der zusammen mit Keith Richards den ersten grossen Hit seiner damaligen Flamme schrieb. Mehrfach kehrte Faithfull zu «As Tears Go By» (1964) zurück, diesem Schlüssellied ihres Lebens, interpretierte es neu mit ihrer veränderten Stimme: 1987, als reife Frau, und 2018, mit über 70 auf ihrem hervorragenden Alterswerk «Negative Capability».

Englische Sängerin auf der Bühne des Montreux Jazz Festivals 2005 mit Mikrofon.

Damals sagte sie im Deutschlandfunk über den berührenden Jagger/Richards-Track, er stamme von «zwei Jungen, die noch nicht einmal Männer waren und aus der Perspektive einer älteren Frau schrieben. Es war ein aussergewöhnlicher Song, und ich hatte grosses Glück, dass sie ihn mir gaben.»

«Es hat mich kaputt gemacht»

Immer wieder geriet sie in die Schlagzeilen. Eine berüchtigte Razzia im Haus von Richards im Februar 1967, bei der sie dem Vernehmen nach nackt in einem Fell vor den Polizeibeamten stand, hing ihr lange nach. «Nacktes Mädchen auf Stones-Party» lautet die Schlagzeile des «Evening Standard». Laut Faithfull geriet ihr Leben nach der Razzia aus den Fugen.

«Es hat mich kaputt gemacht», schrieb sie in ihrer Autobiografie. «Wenn man als Mann drogenabhängig ist und sich so benimmt, gilt das immer als aufwertend und glamourös. Eine Frau in so einer Situation wird als Schlampe und schlechte Mutter betrachtet.»

Später feierte Faithfull, die zeitweise mit Hepatitis, Krebs und auch mit der Lungenkrankheit Covid-19 kämpfte, wieder musikalische Erfolge. Songwriter und Künstler wie Nick Cave begleiteten sie im Laufe ihrer Karriere ebenso wie Beck, PJ Harvey, Damon Albarn, Jarvis Cocker oder Roger Waters.

Szene aus dem Film ’Irina Palm’, zeigt eine Frau durch eine runde Öffnung blickend, roter Hintergrund.

Auf ihrer aus Trotz und Wut geborenen Songsammlung «Broken English» stach «The Ballad Of Lucy Jordan» hervor – eine Single, die Faithfull 1979 schlagartig wieder ins Bewusstsein einer breiten Pop-Öffentlichkeit zurückgebracht hatte, ein zweites Schlüssellied ihrer Laufbahn. Das dritte (mit direkter Verbindung zu den Drogen) ist der Stones-Song «Sister Morphine», den Faithfull zusammen mit Jagger und Richards schrieb.

Als sie in den 80er Jahren endlich clean war, folgten weitere grosse Werke wie «Strange Weather» und «Before The Poison». Zwischendurch begeisterte sie als Kurt-Weill-Interpretin und als Charakterdarstellerin im Kino, etwa in der Tragikomödie «Irina Palm». Auf ihrem Album «She Walks In Beauty» sprach Marianne Faithfull nur, aber man hörte ihre Kurzatmigkeit. Nun starb sie umgeben von ihrer geliebten Familie, wie PA aus der Stellungnahme zitierte.

So reagieren Jagger und die Stones auf Faithfulls Tod

Rocklegende Mick Jagger (81) und seine Bandkollegen von den Rolling Stones trauern um Marianne Faithfull. Er sei so traurig, von ihrem Tod zu erfahren, teilte Jagger in sozialen Medien mit. Die beiden waren früher ein Paar. «Sie war so lange Teil meines Lebens. Sie war eine wunderbare Freundin, eine wunderschöne Sängerin und eine grossartige Schauspielerin.»

Auch Jaggers Bandkollegen erinnerten an Faithfull. «Ich bin so traurig und werde sie vermissen», hiess es auf dem Instagramprofil von Keith Richards (81). Richards und Jagger hatten das Lied «As Tears Go By» geschrieben, das Faithfull in den 1960ern bekanntgemacht hatte.

Die Rolling Stones veröffentlichten in sozialen Medien ein altes Video, in dem Jagger das Lied sang. Bandkollege Ronnie Wood (77) postete auf seinem Instagramprofil: «Marianne wird schmerzlich vermisst werden.»

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DPA/anf