Drei Tote in Vétroz Mann tötet eine Frau und deren Lebensgefährten
Am Sonntagmorgen wurden im Wallis eine Frau und ein Mann getötet. Der mutmassliche Täter soll der Ex-Mann des Opfers sein und nach der Tat Suizid begangen haben. Das Dorf trauert.
Vétroz, ein friedliches Dorf, nur wenige Minuten von Sitten entfernt, wird am Sonntagmorgen von Schüssen und Polizeisirenen geweckt. Drei Menschen sterben bei einem Drama, das noch aufgeklärt werden muss. Der mutmassliche Täter gehört zu den Opfern, er hat sich mit seiner Schusswaffe das Leben genommen. Der Verdächtige soll gemäss «Blick» der Ex-Mann der getöteten Frau sein. Eine offizielle Bestätigung steht noch aus.
Um 6.53 Uhr erhält die Einsatzzentrale der Walliser Kantonspolizei einen ersten Anruf. Schüsse im Dorfkern werden gemeldet. Es folgen weitere Anrufe. «Die Priorität besteht darin, das Gebiet sofort abzusperren», erklärt Christian Varone, Kommandant der Walliser Kantonspolizei, an der Pressekonferenz am Sonntag. Alles geht sehr schnell, und eine grosse Anzahl von Patrouillen rückt an. Laut einer Zeugenaussage seien «sechs oder sieben Detonationen zu hören» gewesen, berichtet die Redaktion des «Nouvelliste».
Verdächtiger wird schnell lokalisiert
Es ist 7.40 Uhr, als die Polizei am Ort ankommt und zwei leblose Körper vorfindet: eine Frau aus dem Wallis mit Wohnsitz in Vétroz und einen Mann aus dem Kanton Waadt. Beide sind 55 Jahre alt. Während das Gebäude sofort gesichert wird und die Kriminalpolizei sowie die Gerichtsmedizin ihre Arbeit aufnehmen, geht eine erste Meldung von Zeugen ein. Ein Mann sei gesehen worden, der weggelaufen sei. Die Polizei braucht drei Minuten, um sich ein genaues Bild des mutmasslichen Täters zu machen.
Das Haus des Verdächtigen wird in der Nähe lokalisiert und die Einsatzgruppe der Kantonspolizei sichert das Gebiet ab. «Ich sage Ihnen mit zwanzig Jahren Berufserfahrung, dass alles extrem schnell ging», erklärt Kommandant Varone später. Als die Polizei in die Wohnung eindringt, stösst sie auf den leblosen 55-jährigen mutmasslichen Täter. Er hat sich mit seiner Schusswaffe das Leben genommen.
In welcher Beziehung standen die Opfer zueinander? Viele Fragen sind derzeit noch offen. Es wurde eine Strafuntersuchung eingeleitet, die auf eine vorsätzliche Tat hindeutet. Die Generalstaatsanwältin des Kantons Wallis, Beatrice Pilloud, erklärt an der späteren Pressekonferenz, die Vorgeschichte des mutmasslichen Täters prüfen zu wollen. Es habe den Anschein, dass es ein privater Streit gewesen sei.
«Sie waren Kinder des Dorfes»
Es gibt zudem Hinweise für eine geplante Tat. Mit Ausnahme des Opfers, das aus dem Kanton Waadt stammte, waren die beiden anderen Personen – die Frau und der mutmassliche Täter – im Dorf gut bekannt.
Der sichtlich schockierte Gemeindepräsident Olivier Cottagnoud beschreibt die beiden vor den Medien als «Kinder des Dorfes», die er persönlich gekannt habe, von denen einer in der Blaskapelle der Union spielte und die andere Gemeindeangestellte war. Er sagt: «Was soll man in einer solchen Situation sagen?»
Die Ermittlungen stehen noch am Anfang, und Beatrice Pilloud appelliert an alle, sich zu hüten, «die begangenen Taten zu beurteilen; das werden andere übernehmen». Die Frage nach der Tatwaffe zieht jedoch bereits eine gewisse Aufmerksamkeit auf sich. Ohne Details zu nennen, sagte der Kommandant der Kantonspolizei, dass der Mann Anfang Juli einen Antrag auf Erwerb einer Waffe gestellt habe.
Die vom Bundesgesetz über Waffen vorgeschriebenen Überprüfungen seien durchgeführt worden. Der Mann war nicht vorbestraft und der Polizei unbekannt, sodass dem Antrag stattgegeben wurde. Allerdings musste der Mann nach Erhalt des Dokuments eine Waffe bei einem Waffenhändler erwerben, und dieser ist gesetzlich verpflichtet, den Kauf innerhalb von 20 Tagen den Strafverfolgungsbehörden zu melden. Bisher ist nichts dergleichen geschehen, was darauf hindeutet, dass der Kauf einige Tage vor der Tat stattgefunden haben muss. Auch dieser Aspekt gehört zu den laufenden Ermittlungen.
Zweiter Amoklauf in kurzer Zeit
Es ist das zweite Mal in weniger als einem Jahr, dass im Zentralwallis ein Amoklauf mit Schusswaffen stattgefunden hat. Im Dezember letzten Jahres tötete ein Mann mitten in der Stadt Sitten eine 34-jährige Frau und einen 41-jährigen Mann. Auch er hatte ohne grosse Bedenken eine Waffe erwerben können.
In einem Interview mit dem «Nouvelliste» kurz nach der Tragödie im Dezember war Kommandant Varone der Ansicht, dass eine Verschärfung des Gesetzes nicht viel ändern würde. «Im Wallis gibt es 80’000 angemeldete Waffen, und man schätzt, dass es ebenso viele gibt, die nicht angemeldet sind.» Wer sich eine Waffe besorgen wolle, könne dies immer im Internet tun. «Dieser Schwarzmarkt entzieht sich jeglicher Kontrolle.»
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