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Geldblog: Anlegen in Aktien
Lohnt sich ein Engagement bei SAP?

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Auf meinem Fremdwährungskonto lagern zinslos 30’000 Euro. Ich erwäge, diese in SAP-Aktien anzulegen. Meine Bedenken: Sichere Börsenwerte zeichnen sich durch hohe Stabilität aus und reagieren auf nicht erfüllte Gewinnerwartungen nicht mit einem Kurssturz wie die SAP-Aktie Ende Oktober. Wie sehen Sie das? Leserfrage von W. K.

Sichere Börsenwerte gibt es aus meiner Sicht nicht. Selbst ein Börsenstar, der lange mit Top-Leistungen glänzte, bietet nie eine Garantie, dass die Erfolgssträhne immer weitergeht. Anschauungsunterricht dafür bieten etwa die amerikanische General Electric oder die finnische Nokia, die auch gefeiert wurden – bis der Absturz kam.

Auch SAP war ein vermeintlicher Top-Wert. Die Firma mit Sitz im Baden-Württembergischen Walldorf ist umsatzmässig der grösste Softwarekonzern Europas und zählt zu den weltweit führenden Softwareunternehmen. Seit 1988 schüttet der Konzern regelmässig Dividenden an die Aktionäre aus und verwendet dafür stets 40 Prozent oder mehr des Konzerngewinns nach Steuern. Dies hat mit dazu beigetragen, dass SAP lange ein Börsenliebling war und zum wertvollsten Konzern Deutschlands aufsteigen konnte.

Und dann kam der grosse Absturz: SAP hat – für die Investoren völlig überraschend – seine Jahresziele gestrichen und die bisher verfolgten Gewinnziele nach unten revidiert. Dass die Aktionäre so ungnädig reagierten und die Aktie zeitweise über ein Fünftel an Wert verlor, hat nicht zuletzt damit zu tun, dass die Streichung der bisherigen Wachstumsziele aus heiterem Himmel kam und dies bereits die zweite Gewinnzielrevision innert weniger Monate war.

Der Umfang der Prognoserevision schockierte die Anleger.

Zwar war den meisten Aktionären klar, dass die Corona-Krise auch bei SAP negative Spuren hinterlassen würde. Der Umfang der Prognoserevision und der Zeitpunkt schockierten indes die Anleger so sehr, dass SAP den höchsten Tagesverlust seit 1999 hinnehmen musste. Innert eines Tages hatten sich 30 Milliarden Euro Börsenkapitalisierung in Luft aufgelöst.

Inzwischen hat sich der Aktienkurs etwas erholt, notiert aber immer noch weit unter dem Höchststand von 143 Euro, den die Aktie diesen Sommer erreicht hatte. So bald werden wir solche Werte bei SAP nicht wieder sehen. Denn die SAP-Führung hat dem Markt klargemacht, dass es nicht nur im Corona-Jahr 2020 eine Delle in den Zahlen geben werde, sondern dass noch weit ins nächste Jahr hinein mit negativen Folgen der Pandemie zu rechnen ist und die bisherigen Umsatz- und Gewinnziele daher unrealistisch waren.

2020 stellt das Unternehmen nur noch einen Umsatz von 27,2 bis 27,8 Milliarden Euro in Aussicht und schliesst damit im Vergleich zum Vorjahr einen Umsatzrückgang nicht aus, zumal viele Kunden angesichts der Krise Neuinvestitionen erst einmal zurückstellen. Auch der operative Gewinn dürfte sich nur noch in einer Bandbreite von 8,1 bis 8,5 Milliarden Euro bewegen.

Dass die Aktionäre so entschieden auf Distanz gingen, hatte nicht allein mit den negativen Corona-Folgen zu tun. Im Vergleich zu Konkurrenten liegt SAP bei Cloudlösungen, die von den Kunden stärker gefragt sind, zurück. Deshalb forciert SAP den Bereich Cloudsoftware und strebt neues Wachstum an. Doch dieses gibt es nicht gratis. Dafür muss der deutsche Konzern in den nächsten Jahren viel Kapital in die technische Infrastruktur investieren, womit sich der Gewinn schmälert.

Ich bin überzeugt, dass die Aktie derzeit günstig bewertet ist.

Weil in den kommenden Jahren Investitionen im Umfang eines mittleren dreistelligen Millionenbetrags angedacht sind, waren die alten Gewinnziele nicht mehr haltbar. Kurzfristig ist dies negativ, mittel- bis langfristig schafft dies aus meiner Sicht aber die Basis dafür, dass SAP ein Wachstumsunternehmen bleiben kann. Daher bin ich auch überzeugt, dass die Aktie derzeit günstig bewertet ist.

Ob sich für Sie ein Engagement lohnt, hängt von Ihrem Anlagehorizont ab. Vorderhand wird die Aktie gedrückt bleiben. Sobald sich aber abzeichnet, dass die negativen Corona-Folgen überwindbar werden, die Kunden wieder vermehrt investieren und sich die Investitionen in den Cloudbereich auszuzahlen beginnen, erwarte ich eine stärkere Erholung bei den SAP-Papieren.

Interessant ist übrigens die Tatsache, dass mehrere SAP-Führungsleute im grossen Stil eigene Aktien gekauft haben. So hat etwa SAP-Mitgründer und Aufsichtsratschef Hasso Plattner gemäss Börsenmeldungen für riesige Summen eigene Aktien erworben. Für mich ist dies ein gutes Zeichen. Die SAP-Gründer und Führungsleute kennen den Zustand des Unternehmen am Besten. Wenn sie mit eigenem Geld ins Risiko gehen, ist dies aus meiner Sicht ein positives Signal.

Dennoch haben Sie als Privatanleger keine Garantie, dass die Erholung gelingt und der Kurs mittelfristig wieder anzieht. Immerhin stufe ich die Chance dafür aber als intakt ein.