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4500 schwimmen durch Zürich
«Das Limmatschwimmen ist einer der lustigsten Events in Zürich»

58. Zürcher Limmatschwimmen
Zuerich, 24.8.2024
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Es gibt nur diese eine Gelegenheit im Jahr. Nur am traditionellen Limmatschwimmen darf man sich von der Frauenbadi gegenüber dem Grossmünster zwei Kilometer bis hinunter an den Oberen Letten treiben lassen.

Doch wer dabei sein will, braucht zuerst Glück und dann Geduld. Glück, weil die Tickets meist innert Minuten weg sind – vor allem, wenn 30 Grad Lufttemperatur, Sonnenschein und eine mit 25 Grad fast badewannenwarme Limmat angesagt sind. Geduld, weil sich vor der Frauenbadi am Stadthausquai rasch eine lange Schlange bildet (man muss 45 Minuten vor der gebuchten Startzeit vor Ort sein).

Hier treffen wir den Tessiner Martino. Er ist regelmässig dabei, das Limmatschwimmen sei «einer der lustigsten Events in Zürich». Warum? «Weil man wieder Kind sein kann.»

Bevor er sich in die Schlange einreihen kann, muss er aber noch zwei Tickets von Freunden loswerden, die kurzfristig absagen mussten. Lang braucht er nicht; viele, die beim Online-Ticketverkauf leer ausgegangen sind, versuchen hier noch einen Startplatz zu ergattern. Zum Beispiel Samira. Letztes Jahr habe sie den Anlass verpasst, nun wollte sie unbedingt mitmachen. Sie hat extra eine «Tickets gesucht»-Tafel gebastelt – und wird schon nach zwei Minuten von Martino angesprochen. «Ging ja fix», freut sie sich.

Gummi-Seehunde im Akkord aufblasen

In der Frauenbadi herrscht derweil geordnetes Chaos. Die Leute ziehen sich nicht nur in den Garderoben um, Ungeduldige schlüpfen schon beim Anstehen aus den Kleidern. Vor einem winzigen Spiegel setzt eine Frau Kontaktlinsen ein. Nebenan grübelt ein Mann über der Frage, wie er seine Klamotten in den winzigen Schwimmsack kriegt.

Ein paar Helfer blasen im Akkord gelbe Gummiseehunde auf. Jede und jeder, der ins Wasser hüpft, muss so ein Tier dabeihaben. Der Seehund macht die Schwimmenden sichtbar und gibt Müden Auftrieb, denn die Strecke bis zum Letten ist lang.

58. Zürcher Limmatschwimmen
Neil, 47, Australier, Eden, 47, USA und Kristin, 50, Schweden
Zuerich, 24.8.2024

Neil, Eden und Kristin wissen das. Trotzdem erwarten sie jede Menge Spass und eine «chillige» Zeit. «Das Wasser ist ja warm», sagt Kristin. Für die Schwedin, den Australier Neil und die US-Amerikanerin Eden ist es die erste Teilnahme. Alle drei leben seit Jahren in Zürich, wollten schon immer mal mitschwimmen. «Aber wir haben bisher nie Tickets ergattert», sagt Eden.

58. Zürcher Limmatschwimmen
Blerian, 13, und Xeni, 50
Zuerich, 24.8.2024

Wenig später steht mit breitem Grinsen der 13-jährige Blerian am Start, begleitet von seinem Papa Xeni. Für den Buben geht ein Traum in Erfüllung. Drei- oder viermal ging sein Vater allein ans Limmatschwimmen, jetzt darf er zum ersten Mal mit. «Mega», findet er.

Auf einem Steg ein paar Meter limmatabwärts sitzt Beda Binder unter einem Sonnenschirm. Seine Aufgabe ist es, möglichst von jedem und jeder Einzelnen beim Sprung ins Wasser ein Foto zu schiessen. Fünf Stunden lang. Er macht das seit Jahren, er mag den Job, schliesslich sei immer schönes Wetter (andernfalls wird der Anlass verschoben oder abgesagt). Mitgeschwommen ist der 46-jährige Marketingfachmann noch nie, «aber irgendwann muss ich das mal nachholen».

Warum schwimmen, wenn man treiben kann?

Nach der ersten Euphorie, viel Gelächter und Geschrei am Start pendelt sich auf dem Fluss rasch ein entspanntes, gemächliches Sich-treiben-Lassen ein. Warum auch hetzen, wenn einen das Wasser sowieso ans Ziel trägt? Vom Ufer aus beobachten Neugierige das Geschehen.

58. Zürcher Limmatschwimmen
Zuerich, 24.8.2024

Beim Jugendkulturhaus Dynamo gesellen sich etliche «Quereinsteiger» zu den Limmatschwimmern – ab hier darf man auch sonst im Zürcher Stadtfluss baden. Zwei muskelbepackte junge Männer wollen trotz Verbotsschildern gar vom Drahtschmidlisteg springen, werden aber von einem Helfer zurückgepfiffen, als sie übers Geländer klettern wollen: «Heute nicht.» Die beiden zotteln murrend ab und hüpfen wenig später von der Seite ins Wasser.

58. Zürcher Limmatschwimmen
isabelle und karin
Zuerich, 24.8.2024

Keine 500 Meter flussabwärts ist der Spass zu Ende. Am Oberen Letten heisst es aussteigen. Karin und Isabelle klettern eben aus dem Wasser. Eine Stunde und zwanzig Minuten haben sie gebraucht, deutlich länger als erwartet. «Der Fluss hat kaum gezogen», sagt Isabelle.

Anders als Isabelle, die eine geübte und regelmässige Limmatschwimmerin ist, war Karin anfangs etwas unsicher: «Aber das Wasser war sehr angenehm und die Stimmung grossartig.» Für die Mexikanerin, die ein paar Monate in Zürich weilt, ist klar: Das Flussschwimmen wird ihr lange in Erinnerung bleiben.