Fortsetzung der Krimiserie«Tschugger» ist wieder da – mit Witzen über Loredana
Der Walliser Polizist Bax hat sich nach Bern abgesetzt und ist zum Hipster geworden. Auch die dritte Staffel des schrägen Schweizer Krimis bleibt frisch.
Es ist wahrscheinlich nicht die schlechteste Idee, in Bern als Eso-Hipster unterzutauchen. Mit Bürzi, Bart und Smoothie-Stand an der kleinen Schanze fällt man in der Stadt ja gar nicht mehr auf.
In der dritten «Tschugger»-Staffel geht Bax (David Constantin) sogar in die Therapiegruppe. Sie sitzen im Kreis und befreien ihren Animus, und wenn wir richtig gesehen haben, liegen auch Donuts bereit («Tschugger» ist ja immer sehr amerikanisch inspiriert). Aber natürlich platzt irgendwann das Wallis herein.
«Was isch denn mit dir passiert?»
Und zwar in Form von Pirmin (Dragan Vujic), der wegen eines Testaments und eines toten Notars dringend Hilfe benötigt. «Was isch denn mit dir passiert?», fragt er Bax, wir fragen uns das auch, und Bax, der sich eigentlich gar nicht nach Bern absetzen wollte, weil das 2.-Klasse-Billett 100 Franken kostet, es dann aber doch getan hat, muss jetzt wieder ins Wallis zurück – auch wenn er es dann mit der Bundespolizistin Annette (Anna Rossinelli) vergessen kann, in die er immer noch schwer verknallt ist.
Item, es geschehen wieder Verwicklungen mit der Rapperin Valmira (Annalena Miano) und ihrem Manager Juni (Arsène Junior Page), die diesmal versuchen, mit einem falschen Dating-Profil und einem angeblich todkranken Kind einer Bernerin Geld für den nächsten Karriereschritt abzuluchsen. Es ist offensichtlich eine Anspielung auf die Betrugsgeschichte um die Rapperin Loredana, in deren Zentrum damals ein Walliser Paar stand. Erleben wir jetzt die Rache von «Tschugger»?
Im Wallis übrigens haben die Welschen nun das Chaos im Griff, das die Oberwalliser Polizei angerichtet hat. Jedenfalls sieht es so aus, wenn die beiden Flics auftreten (die RTS-Comedy-Stars Vincent Kucholl und Vincent Veillon). Wobei dann auch noch Smetterling (Cédric Schild) etwas zur Situation beiträgt, der sich seinerseits verbuddelt hat.
Aber das kann man sich ja ab Sonntag alles selber anschauen, wir können hier auch nur die Genres aufzählen, die Season 3 von «Tschugger» unterwegs parodiert: den Actionthriller, das Überlebensdrama, das, jawohl, Werwolf-Fantasykino, den Mafiafilm und ein paar mehr.
Vergrösserung des Kleinen
Aber was heisst parodiert, es ist ja eher ein Zitieren aus Zuneigung. Mit dem Genrekino sind die Creators David Constantin und Mats Frey und Co-Regisseur Johannes Bachmann aufgewachsen, unterstützt werden sie von ganzen sechs weiteren Autorinnen und Autoren im Writers’ Room.
«Tschugger» war ja von Anfang an «Mission Impossible» im Wallis, einfach mit deutlich mehr Blödsinn. Auch die neue Staffel wirkt wieder fresh; selbst wenn ein paar Gags flachfallen, es gibt genügend, die zünden.
«Tschugger» ist vor allem gross darin, die Dinge imposanter aussehen zu lassen, als sie beim Dreh ausgesehen haben müssen. Der Sprung von der Staumauer am Ende der zweiten Staffel etwa, da sah man ein Häufchen Kleider am Boden und als Nächstes ein paar Wellen im Wasser, als sei jemand abgetaucht.
Mehr nicht, aber es funktioniert, weil «Tschugger» sorgfältig gemacht ist und das Lokal-Kleine auf die Ebene jener Filmformen vergrössert, die wir alle kennen. Anstatt umgekehrt dem gängigen Actionfilm ein bisschen Wallisness anzuklatschen, was nie funktioniert.
«Tschugger» bringt auch das Kunststück fertig, ein paar erzählerische Ideen über die Staffeln hinweg weiterzuentwickeln. Der beste Running Gag bleibt sicher der, dass die Männer in dieser Serie immer wieder über ihre Gefühle reden möchten, bloss interessiert sich niemand dafür – oder es passt schlecht zur brenzligen Situation, in der sie sich gerade befinden.
Trotzdem wird Bax im Wallis nicht ausgelacht, als er von seiner Therapiegruppe erzählt. «Finds guet, dass a dir schaffsch», meint Smetterling, und da ist «Tschugger» halt sehr gut: im progressiven Blödeln.
3. Staffel, ab 19. November auf SRF 1 und Play Suisse.
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