Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Schach-Problemteil 
Finden Sie die Lösung? 

Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Problem Nr. 4938

Andrej Schurawljow (Russland)
Wettkampf Tula – Moskau 1987 3. Platz
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Auch den zweiten Dreizüger der diesjährigen 38. Schweizerischen Lösermeisterschaft wollen wir unseren Lesern nicht vorenthalten.

Lösung an Klaus Köchli,
Fontana 1, 6535 Roveredo
Tel. 079 519 58 64
E-Mail:
k.koechli@bluewin.ch

Problem Nr. 4939 folgt am Samstag, 18. November.

Lösung Nr. 4937

Fadil Abdurahmanović (Bosnien)
Schach-Echo 1975, 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Der weisse Turm im Zentrum ist ungedeckt und zudem durch vier weitere Steine angegriffen. Falls Schwarz zugreifen würde, hätte Weiss darauf bereits vier Antworten:
1. … Kxe5 2. Df6 oder Lg7 matt
1. … Txe5 2. c3 matt
1. … Lxe5 2. Dxd2 matt
1. … dxe5 2. Lc5 matt

Räumt nun der Springer das Feld, um dem Te5 ein Drohmatt zu ermöglichen, muss er aufpassen, dass er die vier bestehenden und die nun neu geschaffene Mattmöglichkeit auf 1. … Sxe5 nicht beeinträchtigt.
1. Se7? (droht 2. Td5 matt), aber 1. … dxe5!, da der Lf8 verstellt ist.
1. Sf6? aber 1. … Kxe5! und es gibt kein Matt auf der langen Diagonalen.
1. Se3? aber 1. … Lxe5!, weil das Damenmatt auf d2 unmöglich ist.
1. Sc3? aber 1. … Txe5!, da das Mattfeld auf c3 blockiert ist.
1. Sb6? aber 1. … Sxe5! und der Ta6 kann die neu geschaffene Mattmöglichkeit auf d6 nicht nutzen.

Nur auf c7 kommt der Springer keinem Mitstreiter in die Quere:

1. Sc7! droht 2. Td5 matt

1. … Kxe5 2. Lg7 matt

1. … Txe5 2. c3 matt

1. … Lxe5 2. Dxd2 matt

1. … Sxe5 2. Txd6 matt

1. … dxe5 2. Lc5 matt

Ein sechsfacher Auswahlschlüssel des Sd5, der durch fünf verschiedene Opferannahmen auf e5 differenziert wird und dort viermal einen Block verursacht. (Für Stocchi-Blocks fehlt die alleinige Blocknutzung beim Mattzug. So werden die Matts zusätzlich durch Linienöffnungen bzw. Aufgabe der Deckung des Mattfeldes ermöglicht.)

1. … Se3 2. Txe4 matt

Das altbekannte Thema eines Auswahlschlüssels wird hier mit auf wunderbare Weise mit einheitlich motivierten Verführungswiderlegungen auf dem gleichen Feld kombiniert: Ein brillant konzipiertes, zeitloses Meisterwerk.

Kommentare: Das Informalturnier des Schach-Echo war damals weltweit eine der besten Adressen, und man sieht, warum dieser prächtige Zweizüger sogar dort obenausschwang. (Th. Maeder, Bern) Nicht schwer, aber eindrücklich, dass der ungedeckte Te5 von Schwarz fünfmal geschlagen werden kann, dabei aber Linien öffnet bzw. versperrt. Damit dies gelingt, darf der feldfreigebende Sd5 keine der folgenden Mattzüge behindern. (C. Nordt, Hombrechtikon) Brillant, wie sich durch die schwarzen Abwehrzüge – fünfmal wird der Turm geschlagen – Linien öffnen und schliessen und neue Matts ermöglichen. (D. Friedli, Ostermundigen) Trotz einer leicht zu erkennenden Schlüsselfigur, da der benachbarte Turm am Knotenpunkt der schwarzen Angriffe steht, ein Meisterstück der Konstruktion! (R. Gygax, Genf) Prächtiger Auswahlschlüssel mit fast vollständigem Springerrad, fünf von sechs Verführungen scheitern an der Verstellung einer eigenen Linie. (N. Biveroni, Effretikon) Attraktives Problem mit einem Mattfeld räumenden, virtualen 7/8-Springerrad. (S. Bomio, Bordighera) Ein recht didaktisches Problem für (fortgeschrittene) Anfänger! Da schon fünf Matts im Satz vorhanden sind, versuchte ich es zuerst mit 1. Sc7! und musste feststellen, dass alles klappte. (C.-H. Matile, R. Hauser, Fontainemelon) Cinq essais et la clé. Jolis mais relativement faciles. (Th. Ott, Genf) Ein herrlicher Reigen von Verführungen mit identischer Drohung, ausgelöst durch ein beinahe perfektes Springerrad und verbunden mit dem Kunststück, dass jede Verführung durch eine andere Figur widerlegt wird! Dass es dann trotzdem der Springer ist, der den entscheidenden ersten Zug ausführt, schmälert die Schönheit dieser Komposition in keiner Weise und wird auch wettgemacht durch die Vielfalt der Mattzüge. (G. Rusch, Spreitenbach)

Weitere richtige Lösung sandten: R. Wüthrich, Langenthal; R. Schweizer, Neuhausen.

Lösung Nr. 4936

Alexander Kusowkow (Russland)
Probleemblad 1987, 2. ehr. Erw.
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Mitten in einem imposanten Figurenhaufen steht der Se5, der von gleich fünf schwarzen Steinen bedroht wird. Würde er geschlagen, entstünde in vier Fällen immerhin ein Fluchtfeldblock. Greift allerdings der schwarze König selbst zu, hat Weiss schlicht keine klugen Fortsetzungen. Er muss also in erster Linie etwas gegen die Drohung 1. … Kxe5 bereitstellen und dies gelingt mit einem feldräumenden Schlüssel:

1. Th4! droht 2. Dxd3+ Kxe5 3. Sg4 matt

1. … Kxe5 2. Sg4+! Ke4 3. De2 matt

Mit einem Schachgebot wird der König wieder aus seiner Festung geholt. Nun folgen aber vier pointierte Hauptvarianten mit stillen, fein differenzierten Fortsetzungen durch den Springer:

1. … Dxe5 2. Sf1! (droht 3. De2 matt und 3. Sg3 matt) De5~ / Tf6 3. De2 / Sg3 matt

1. … dxe5 2. Sd1! (droht 3. De2 matt und 3. Sc3 matt) Td6 3. Sc3 matt

Die stillen Fortsetzungen lassen Schwarz Zeit für eine Reaktion. Daher muss bei der Wahl des Springerzugs die jeweils beste schwarze Entgegnung in Betracht gezogen werden, also diejenige, die dem König ein Luftloch schaffte.

1. … Tfxe5 2. Sf5!! (droht 3. Sg3 matt) D, T, L, Bxf5 / Kxf5 3. De2 / Txf4 matt

1. … Tdxe5 2. Sd5!! (droht 3. Sc3 matt) T, Lxd5 / Kxd5 3. De2 / a8=D, L matt.

In beiden Varianten besetzt Weiss die von Schwarz soeben verlassenen Felder: Das ist zweimal das paradoxe Thema Umnow 1. Überraschenderweise kommt Weiss nicht zum Ziel, wenn der Se3 die Türme schlägt, sondern erst, wenn dieser sich ihnen auf ebendiesen Feldern selbst opfert!

Diese attraktiven Fortsetzungen werden dadurch begründet, dass dem Le6 jeweils die Diagonalen zu den weissen Türmen unterbrochen werden müssen. Die entsprechenden Springerzüge auf die Grundlinie, die dieselben Drohungen auslösten, scheiterten an 2. … Lxg4! bzw. an 2. … Lxc4! und die nun entfesselten Bauern verhinderten die Drohmatts. Ein überraschend reichhaltiges Problem mit raffiniertem Variantenspiel!

Zum Thema Umnov 1 siehe auch die Nr. 4888 Matthews & Burger. Beim ebenfalls paradoxen Thema Umnov 2 verteidigt sich Schwarz hingegen mit der Besetzung des Drohmattfeldes.

Kommentare: Die beiden Umnov-Varianten kommen ziemlich überraschend. Dafür gibt es mit der ungedeckten Satzflucht und dem Bauern a7 deutliche Wegweiser Richtung Lösung. (Th. Maeder, Bern) Sozusagen Blackbox mit Nebenkammern, überraschende Umnov-Fortsetzungen nach den beiden Turm-Paraden. (N. Biveroni, Effretikon) Ein sehr schönes symmetrisch Problem, mit glasklarer Idee. Überraschend, dass beide Springer geopfert werden, ist doch der schwarze König von eigenen Steinen gefangen. (C. Nordt, Hombrechtikon) Parce qu'apparemment insignifiante, la clé est plus difficile à trouver que la menace. Les coups tranquilles du cavalier provoquent à leur tour des mats inattendus! (C.-H. Matile, R. Hauser, Fontainemelon) Da hat Weiss eine gewaltige schwarze Festung zu knacken! Dass Weiss mit einem Turm dem Se3 Platz machen muss für die anschliessende Mattdrohung De2, liegt einigermassen nahe. Aber für die Ermittlung des richtigen Turmes müssen alle Varianten fein säuberlich durchgerechnet werden. Huch! (G. Rusch, Spreitenbach) Gegen die Drohung kann Schwarz im ersten Zug fünffach parieren, indem er den Se5 schlägt. (R. Wüthrich, Langenthal) Schwarz in einem kompakten Block von 14 Figuren; davon sind neun unbeweglich: ein origineller, witziger, nicht im geringsten trivialer Dreizüger! (R. Gygax, Genf) Die kompakte Ansammlung von Figuren macht es zuerst schwierig, den Überblick zu behalten. Aber dann opfert sich der Se5 insgesamt sechsmal und zweimal auch noch sein Kollege für das Matt; mit wundervollem Sinn für Symmetrie. (D. Friedli, Ostermundigen) Après la clé, il y a quatre coups du cavalier superbes. (Th. Ott, Genf) Das verlockende Damenschach auf d3 legt den Schlüssel nahe. Der fünffach einstehende Se5 sorgt für ein eindrückliches halbes Springerrad des Se3, und der Le6 verhindert duale Fortsetzungen. Da mussten sich die Teilnehmer an der Lösermeisterschaft schon anstrengen. (W. Weidert, Zürich)

Lösung Nr. 4935

Wjatscheslaw Piltschenko (Russland)
«64» – SHahmatnoe obozrenie, 1986, 2. ehr. Erw.
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Beliebige Züge des Ld6 ermöglichten die Drohung 2. Td6 matt. Schwarz kann als Verteidigung dreimal die 4. Reihe besetzen:
1. Ld6 ~? droht 2. Td6 matt
1. … Le4 2. Dxe4 matt  x1
1. … Sd4 2. Sf4 matt!  x2
1. … Sc4 2. Dxc4 matt  x3
zudem: 1. … Sb5 2. Dc4 matt
Aber 1. … Sxb4! lässt diesen primären Angriff scheitern.

Um diese Parade schädlich werden zu lassen, setzt der Läufer den Angriff fort. Mit einem sekundären Angriff präzisiert er das Zielfeld und deckt das Feld d4 ein zweites Mal.
1. Lc5!? droht 2. Td6 matt
1. … Le4 2. Dxe4 matt  y1
1. … Sd4 2. Dxd4 matt  y2
1. … Sc4 2. Sf4 matt!  y3
Ferner: 1. …Sxb4 2. Dd4 matt,
aber 1. … Sb5!

Der sekundäre Angriff ist erst erfolgreich, wenn die zweite Deckung des Feldes d4 von der anderen Seite erfolgt:

1. Le5! droht 2. Td6 matt

1. … Le4 2. Sf4 matt!  z1

1. … Sd4 2. Dxd4 matt  z2

1. … Sc4 2. Dxc4 matt  z3

Vergleicht man die ersten beiden Varianten der Lösung (z1 und z2) mit den ersten beiden des primären Angriffs 1. Ld6~? (x1 und x2) ist ein Wechsel der Schädigungsnutzungen erkennbar. Dies ist das Merkmal des Bikos-Themas, das so definiert wird: Bei einem Variantenpaar werden in zwei Phasen Schlagnutzung und Blocknutzung reziprok vertauscht. (nach dem griechischen Komponisten Spyros Bikos (1911-1987).

Da es in dieser Aufgabe aber drei für das Thema interessante Varianten und drei Phasen gibt, können zwei weitere Variantenpaare ausgemacht werden, die das Bikos-Thema zeigen: x2 / x3 und y2 / y3, sowie y1 / y3 und z1 / z3. Somit ergibt sich ein Zyklus von Variantenpaaren, die das Bikos-Thema insgesamt dreimal darstellen.

Weitere Varianten:

1. … Sxb4 2. Dd4 matt

1. … Sb5 2. Dc4 matt

Zudem ist interessant, dass der Zug 2. Sf4 in allen drei Phasen als Thema B2 - Matt erscheint; jeweils nach verschiedenen Fluchtfeldblocks auf d4, c4 und e4. Beim Thema B2 darf mit dem Mattzug ein eigener Langschrittler verstellt werden, da das von ihm kontrollierte Fluchtfeld des gegnerischen Königs von Schwarz geblockt wurde. Ein viertes Mal taucht der besagte Springerzug zudem als Drohmatt in der Verführung 1. Df2? (aber 1. … g5!) auf.

Ein fortgesetzter Angriff, die dreifache Darstellung des Bikos-Themas und drei Thema-B2 - Matts des Sh3 auf der 4. Reihe ergeben einen leichtbekömmlichen Themenmix: Eine für die Teilnehmer angenehme Aufgabe zum Auftakt des Wettkampfs.

Kommentare: Fortgesetzter Angriff und dreimal Thema B2. Entweder die Dame kann auf c4, d4 oder e4 schlagen, oder der Springer kann eine Blockade nutzen: Matt- und Paradenwechsel in einer wunderbar lockeren Stellung. (N. Biveroni, Effretikon) Ein guter Einstieg in ein Lösungsturnier. Ökonomisch und übersichtlich, aber man muss genau hinschauen. (Th. Maeder, Bern) Après l’essai et la clé, il y a deux mats qui varient complètement. Jolis! (Th. Ott, Genf) Ein geeignetes, einfaches Aufwärm-Problem zum Einstieg in die Meisterschaft. (C. Nordt, Hombrechtikon) So eine «Bananenschale» von Problem verlangt vor allem grosse Aufmerksamkeit (C.-H. Matile; R. Hauser, Fontainemelon) Ein Räumungsschlüssel liegt auf der Hand, aber nicht, dass der Läufer ausgerechnet auf das einzige Feld zieht, auf dem er geschlagen werden kann, was übrigens nicht das Geringste am Drohmatt ändert. (D. Friedli, Ostermundigen) Eine Lösung, die Spass gemacht hat. Die Drohung 2.Te6 matt nach Wegzug des Läufers ist vielversprechend, aber wohin wohl? Ausgerechnet das Läuferopfer bringt die Lösung. (B. Wernly, Muri BE) Man sieht schnell, dass der Ld6 wegziehen muss und das Feld e5 bietet sich an, damit der Te8 Sinn macht. Ein gefälliges, einfaches Problem. (W. Weidert, Zürich) Unterhaltsames und elegantes Auswahlschlüsselrätsel, eine herbstliche Leichtkost! (R. Gygax, Genf) Leicht verdaulich ohne Hintersinne. Der weisse Läufer räumt seinen Platz für die Mattdrohung durch den Turm. Auf alle Abwehrvarianten von Schwarz hat Weiss eine passende Antwort exklusiv auf der vierten Linie. (G. Rusch, Spreitenbach)

Weitere richtige Lösungen sandten: B. Kunzi, Ebmatingen; R. Wüthrich, Langenthal.

Lösung Nr. 4934

Lauri Ruonala (Finnland)
Suomen Shakki, 1977, 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Feldräumungszüge des Le5 würden der Dame sogleich eine Mattmöglichkeit im Zentrum verschaffen. Aber Schwarz kann sowohl mit dem La3 wie mit dem Sc1 dagegenhalten. Zum Beispiel:
1. Lf6? droht 2. De5 matt, aber 1. … Lb2! oder 1. … Sd3!

Dabei öffnen die Verteidiger der Dame allerdings Linien, die ihr den Zugang zu den Felder a8 bzw. h1 ermöglichen. Die Damenzüge auf diese Eckfelder wären Matt, wenn nicht der schwarze Turm sie bewachte. Präzisierende, fortgesetzte Angriffszüge des Le5 mit Unterbrechung einer Deckungslinie des Th8 können die beiden Verteidigungen nur differenzieren:
1. Lb8!? (droht 2. De5 matt) Lb2?? 2. Da8 matt!, aber 1. … Sd3! und
1. Lh2!? (droht 2. De5 matt) Sd3?? 2. Dh1 matt!, aber 1. … Lb2!

Um trotzdem mit diesem Plan zum Ziel zu gelangen, braucht Weiss die Hilfe des Gegners: Er lenkt daher zweimal den Sg7 auf die Randlinien, um eine erste Verstellung des Turms zu erwirken. Danach räumt er der Dame das Mattfeld mit demjenigen Läuferzug, der die zweite Turmlinie verstellt. Nun sind die Linienöffnungen der beiden ursprünglichen Paraden fatal:

1. Sd7! (droht 2. Sf6 matt)

1. … Sh5 2. Lb8! (3. De5 matt) Lb2 / Sd3 2. Da8 / Dh1 matt

1. … Se8 2. Lh2! (3. De5 matt) Lb2 / Sd3 2. Da8 / Dh1 matt

Auf die gewährte Königsflucht folgt jeweils ein Läufermatt auf f3: 2. … Kd5 3. Lf3 matt

So auch in der Nebenvariante

1. … Lb2 2. Sexc5+ Kd5 3. Lf3 matt

Zu einer Verlängerung der Kurzdrohung führt:

1. … e2 2. Sf6+ Ke3 3. Lf4 matt

Der Schlüsselzug gewährt zwar eine Königsflucht, die aber mit einem Kurzmatt beantwortet wird. Somit dürfte er trotzdem rasch in Erwägung gezogen werden. Danach kommt es zu raffinierten, stillen Feldräumungszügen des Läufers an den Brettrand. Eine Aufgabe mit einem unterhaltsamen, das Brett optimal nutzenden Lösungsverlauf.

Kommentare: Ein beeindruckendes Turm-Dame Fernduell, Dame und Le5 mit spektakulären entscheidenden Schachbrettquerungen: ein 1. Preis der Extraklasse! (R. Gygax, Genf) Ein attraktives Problem. Zuerst versuchte ich, mit dem Wegzug des Le5 der Dame Platz fürs Matt zu machen, aber das scheiterte jedes Mal an 1. … Lb2 oder 1. … Sd3. Nur mit dem Springerzug gelingt es, gleichzeitig die obere und die rechte Seite des Bretts für den Turm zu sperren sowie die linke oder untere Seite für die Dame zu öffnen. (D. Friedli, Ostermundigen) Bei der Brettausnutzung kriegt dieses Problem die Höchstnote. (Th. Maeder, Bern) Präzise wie eine Uhrmacherarbeit: Ein schönes Problem aus dem Norden! (C.-H. Matile, Fontainemelon) Weiss muss spätestens im zweiten Zug mit Matt drohen, da sonst Schwarz aktiv wird. Das fast vollständig eingezäunte freie Feld f6 verlockt schon rein optisch dazu, den Sb6 im zweiten Sprung von dort matt setzen zu lassen. Nach dem Schlüsselzug ergeben sich variantenreiche, gefällige Fortsetzungen, wobei mir besonders die Mattbilder mit der Dame auf a8 und h1 gefallen. (G. Rusch, Spreitenbach) Dass es da um die Diagonale a8-h1 geht, ist bald erkannt. Dass man dafür aber dem schwarzen König ein Fluchtfeld gewähren muss, ist nicht so offensichtlich. Pfiffiger Kampf um die grosse weissfeldrige Diagonale. Dass die Mattzüge in beiden Hauptvarianten die gleichen sind, stört mich etwas, liegt aber am Thema. (N. Biveroni, Effretikon) Es ist überraschend, dass der Turm neutralisiert und der Dame der Zugang zur Diagonalen h1/a8 freigemacht werden kann. Ein einfacher Schlüsselzug, aber die Züge von Le5 waren dann nicht leicht herauszufinden. (W. Weidert, Zürich) Es lebe die Symmetrie! (R. Schweizer, Neuhausen) Ein schönes Problem mit ansprechender Nutzung der langen Diagonale. (C. Nordt, Hombrechtikon) Nach der ziemlich naheliegenden Kurzdrohung mit Fluchtfeldfreigabe folgen zwei sehr schöne analoge Mattführungen mit Turmverstellungen und Damenlinienöffnungen in den Hauptvarianten. (S. Bomio, Bordighera ITA) La clé est facile, mais alors, il y a deux variantes magnifiques! (Th. Ott, Genf)

Eine weitere richtige Lösung sandte: R. Wüthrich, Langenthal.

Lösung Nr. 4933

Richard Büchner (Deutschland)
Promadas 1930
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt

In diesem trotz der vielen Steine übersichtlichen und einladenden Diagramm gibt es auffällige Stellungsmerkmale. Die weissen Türme fesseln ihre schwarzen Kontrahenten und die weissen Läufer hinterstellen die eigenen Springer. In einem Fall ergibt sich so eine Batterie, während im anderen Fall der Springer den Läufer faktisch vom Geschehen ausschliesst. Somit liegt der attraktive Schlüsselzug ziemlich auf der Hand:

1. Sd6! droht 2. Se4 matt

1. … Kxd6 2. Df8 matt

1. … cxd6 2. Sxf1 matt!

Die zwei thematischen Varianten ergeben sich, wenn der Sf1 das Drohmattfeld deckt.

1. … Sd2 2. Sc4 matt! (2. Sf5+? Txg1!)

1. … Sg3 2. Sf5 matt! (2. Sc4+? Tf2!)

Der Springer gibt die Kontrolle über die Batterie auf und somit kann Weiss diese abziehen. Dabei muss er aber auch den hängenden Sd6 decken, was bei beiden möglichen Zügen die Entfesselung eines schwarzen Turmes verursacht. Matt ist nur derjenige Abzug, bei dem der nun entfesselte Turm wegen der vorausgehenden Verstellung das Abzugsschach nicht stören kann. Das ist zweimal das Thema Goethart (benannt nach dem Niederländer Gerardus Goethart, 1892-1969), dessen Definition so lautet: Weiss darf einen schwarzen Stein indirekt entfesseln, weil dieser zuvor verstellt wurde und somit nicht mehr parieren kann.

Ganz ähnlich ist das Thema Gamage. Der einzige Unterschied besteht darin, dass der gefesselte Stein nach dessen Verstellung direkt entfesselt werden darf. Das bedeutet in einem Zweizüger, dass der entfesselnde Mattzug durch die Dame ausgeführt wird. Weitere Varianten:

1. … Te5 2. Dxe5 matt

1. … Lb7 2. Sxb7 matt

Eine instruktive Aufgabe mit gutem, fluchtfeldgebendem Schlüssel, die das Thema Goethart in Doppelsetzung zeigt.

Kommentare: Gamage oder Goethart, das ist hier die Frage. Wie üblich wird man fündig im Themenlexikon «kunstschach in begriffen»: es handelt sich um das Goethart-Thema! (Th. Maeder, Bern) Nach dem zweifachen Springeropferschlüssel mit Läuferlinienöffnung entstehen zwei wunderschöne analoge Hauptvarianten mit ausdifferenzierter Batterie-Ausnützung: Weiss kann jeweils nur den Turm entfesseln, der zuvor vom Springer verstellt wurde. (S. Bomio, Bordighera ITA) Nachdem Schwarz in den beiden Themavarianten mit seinem Sf1 einen eigenen Turm von der weissen Batterie weggesperrt hat, kann Weiss diesen Turm gefahrlos mit seinem Se3 entfesseln und dabei gleichzeitig den hängenden Springer-Kollegen decken. Die Zugrichtung hat ihm der Sf1 ja schon vorgegeben: ein perfekter «Paso doble»! Nicht allzu schwierig, weil ja der Lg8 auch noch gerne einen Job hätte. (N. Biveroni, Effretikon) Passive Dualvermeidung in den Hauptvarianten nach einem Opferschlüssel und feinen Nebenvarianten: Ein gefälliger Zweizüger! (C.-H. Matile, Fontainemelon) In drei Varianten kann Weiss die Turmfesselungen ausnützen. Besonders elegant ist die doppelte Fesselung nach Annahme des Springeropfers durch den Bc7 und Abzugsschach durch den anderen weissen Springer. (W. Weidert, Zürich) Beide weissen Läuferdiagonalen spielen eine Rolle. Die eine wird durch den Schlüsselzug geöffnet (dass der Sf7 wegziehen muss, ist recht offensichtlich), die andere erlaubt mehrfach ein Abzugsmatt. (D. Friedli, Ostermundigen) Wunderschön dualfrei, mit einem achsenfreigebenden Opferschlüssel und Entfesselung des richtigen Turms: eine grossartige Kreation! (R. Gygax, Genf) Die Verführung mit Doppelschach (1. Sxg5!?) scheitert einzig an 1. ... hxg5 2. De5+ d5! In der Lösung muss der weisse Springer einen anderen Weg nach e4 wählen, der recht viele komplexe Mattbilder erfordert, insbesondere im Vergleich zur Verführung. (C. Nordt, Hombrechtikon) Alle vier Türme sind zwar lebenswichtig, aber hier zu einer Statistenrolle gezwungen. Der Held ist der Sf7: Drohung und gleichzeitiges Opferangebot. Stirbt er den Opfertod, wird er von seiner Dame oder seinem Springerkollegen gerächt, ansonsten springt sein Kollege ein oder er schlägt selbst zu. Eine kreative und witzige Komposition! (G. Rusch, Spreitenbach) La clé est relativement facile, mais il y a, parmi d’autres, deux mats magnifiques (Th. Ott, Genf) Das vermeintliche Springeropfer lässt diverse Matts zu und ist gut ausgedacht. (J. Meli, Bern)

Weitere richtige Lösungen sandten: R. Wüthrich, Langenthal; R. Schweizer, Neuhausen; K. Köchli, Bonstetten.

Lösung Nr. 4932

Joseph Goldschmidt (Israel)
Al Hamishmar 1956
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Von den Problemen, die vor einem knappen Monat an der 46. Weltmeisterschaft im Lösen von Schachproblemen in Batumi (GEO) gestellt wurden, haben wir für unsere Löser eine Knacknuss aus dem Open ausgewählt. In dieser «Aufwärmrunde», die einen Tag vor der eigentlichen Weltmeisterschaft stattfindet, gibt es in zwei Runden je ein Problem aller sechs Disziplinen zu lösen. Da eine Runde 90 Minuten dauert, ist der Löser zu Beginn etwas weniger unter Zeitdruck. Trotzdem lohnt es sich zu planen, in welcher Reihenfolge man die Aufgaben anpackt und wieviel Zeit man pro Problem aufzuwenden bereit ist, damit am Schluss für die jeweils investierte Bedenkzeit möglichst viele Punkte resultieren.

Schon bei diesem rätselhaften Dreizüger könnte jedoch ein gefasster Zeitplan mit budgetierten Lösungszeiten durcheinandergebracht werden: In dieser etwas verwirrenden Stellung kontrolliert Weiss die schwarze Königstellung zwar gut, aber es gibt keine Indizien auf ein Thema oder auf welche Weise Weiss an besten angreifen soll. Die Dame steht von einer Gruppe schwarzer Steine abgeschirmt fernab des Kf5 und kann nicht in nützlicher Frist eingreifen. Der Sa3 kann hingegen Mattdrohungen aufstellen, die aber ziemlich offensichtlich widerlegt werden:

1. Sb5?  (droht 2. Sxd6 matt) cxb5 2. Dxd5! mit mehrfacher, undeckbarer Mattdrohung. Aber Schwarz pariert mit 1. … La3!
1. Sc4? scheitert ebenfalls an diesem Zug, aber in erster Linie an 1. … Txc4!
Auch der andere Springer hat einen Versuch, der doppelt scheitert:
1. Sf8? (droht 2. Le6 oder Lg6 matt) Txf7 2. Dxf7 Sf4 3. Dxf6 matt, aber 1. … Sf4! oder 1. … fxe5!

Irgendwann wird man dann auch den subtilen, unauffälligen Schlüssel versuchen, der ein hübsches Drohspiel auslöst:  

1. exf6!! droht 2. Lg6+ Ke6 3. Sf8 matt!
Weiss deckt präventiv das zukünftige Fluchtfeld e7, um so ein Matt zu drohen, das den Block des Sd5 nutzt. Schwarz kann sich nun mit «Anti-Fernblock-Zügen» des Springers verteidigen:

1. … Sb4 2. Sb5! (droht 3. Sxd6 matt) cxb5 / Txd7 3. De4 / Dxd7 matt

1. … Sc3 2. Sc4! ~ 3. Sxd6 bzw. Sxe3 matt

1. … Se7 2. Sf8! ~ 3. Le6 matt 

Im Bestreben seinem König eine Fluchtmöglichkeit zu verschaffen, verursacht der Sd5 Verstellungen und lässt die zuvor harmlosen Angriffsversuche der beiden weissen Springer zu Gewinnzügen werden!

1. … Sf4 2. gxf4 ~ 3. Tg5 matt 

1. … Sxf6 2. Lxf6 ~ 3. Tf4 matt bzw. 3. Tg5 matt 

Der Springer entblockt also insgesamt fünfmal ein künftiges Fluchtfeld seines Königs. Um die volle Punktzahl zu erhalten (5 Punkte gibt es maximal für eine richtig und vollständig gelöste Aufgabe) mussten diese fünf Varianten aufs Lösungsblatt. Eine weitere Variante, bei der nur das Matt der Drohung ändert, konnte hingegen weggelassen werden.

1. … Tc8 2. Lg6+ Ke6 3. Te4 matt

In dieser zunächst schwer lesbaren Position gibt es überraschenderweise doch fünf thematisch zusammenhängende Varianten. Ein ideales Problem für ein Lösungsturnier, um auch routinierte Löser zu fordern.

Kommentare: Das hat mich viel Zeit gekostet in Batumi. Der abseits stehende Sa3 führt einen schnell auf die Varianten 1. … Sb4 2. Sb5 und 1. … Sc3 2. Sc4, aber ich hatte Mühe, eine Drohung zu finden, gegen welche die Züge des Sd5 verteidigen. (Th. Maeder, Bern) Nach dem Schlüsselzug muss der Sd5 seine starke Verteidigungsposition aufgeben, um seinem König ein Fluchtfeld zu verschaffen. Sein 5/8-Rad macht dann in zwei Varianten aus den anfänglichen Versuchen des abseits stehenden Sa3 wirksame Angriffszüge. Ein tolles Problem und eine echte Knacknuss mit vielen Versuchungen, einem nicht leicht zu findenden Schlüssel und komplexen Abspielen. (W. Weidert, Zürich) Sehr originell, verführungsreich, Schwarz mit einem ausgeklügelten Verteidigungsplan und einem überraschenden Springerrad in Nahduell-Modus: besonders anspruchsvoll für ein Lösungsturnier! (R. Gygax, Genf) In letzter Verzweiflung versucht man Schlagschlüssel, ungern, auch wenn es «nur» einen Bauern trifft. (R. Schweizer, Neuhausen) Eine schwer durchschaubare Drohung, aber auch die ausdifferenzierten Mattführungen nach den fünf Fluchtfeld räumenden Springerzügen sind nicht leicht zu finden! Ein prächtiges, sehr reichhaltiges, schwieriges Problem! (S. Bomio, Lugano) Mit dem Wegzug des Springers verschafft Schwarz seinem König ein entferntes Luftloch! (R. Wüthrich, Langenthal) Ein merk-würdiger Brocken! (C.-H. Matile, Fontainemelon)

Lösung Nr. 4931

Martin Hoffmann (Schweiz)
Die Schwalbe 1989, 5. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Dem Zürcher Internationalen Meister der Schachkomposition gelang hier eine exemplarisch schöne Darstellung eines komplexen Linienthemas. In der übersichtlichen unteren Bretthälfte sind die weissen Langschrittler und die beiden vorgelagerten Springer derart ordentlich aufgestellt, dass die wichtigen Linien und Schnittpunkte schnell ins Auge fallen. Der Te1 und der Lf2 decken allein die Fluchtfelder e6 und c5 und deren Linienschnittpunkt e3 ist ein Angriffsfeld beider Springer. Deren Schachgebote verstellten aber die beiden Langschrittler, öffneten aber immerhin je eine neue Deckungslinie zu einem der beiden Feldern c5 und e6, so dass der schwarze König nur ein Fluchtfeld hätte:

1. Sce3+?  Ke6! und 1. Sge3+? Kc5!

Nun könnte Weiss versuchen, mit antikritischen Zügen diese Verstellungen zu vermeiden, aber Schwarz widerlegt zweimal mit einer Lewman-Parade:

1. Te4!? vermeidet die Verstellung des Te1 mit dem Drohmattzug 2. Sce3 matt!, der zwar den Lf2 verstellt, dafür aber kompensatorisch die c-Linie öffnet. Aber Schwarz unterbricht die noch maskierte c-Linie mit 1. … Sc3! (Lewman-Parade)
1. Ld4!? vermeidet die Verstellung des Lf2 mit dem Drohmattzug 2. Sge3 matt!, der zwar den Te1 verstellt, dafür aber kompensatorisch die Diagonale c8-h3 öffnet. Diesmal unterbricht Schwarz mit der Lewman-Parade 1. … f5! die noch maskierte Diagonale.

Die weisse Dame, die bislang nur für die Matts in zwei Satzspielen verantwortlich war (1. … cxb5 2. Dxb5 matt und 1. … Td7~ 2. Dxd6 matt), schafft mit einem subtilen, doppelten Hinterstellungszug die entscheidende Verstärkung:

1. Dc8! droht 2. Dxc6 matt

In zwei Hauptvarianten ermöglicht nun Schwarz der Dame die Kontrolle über die beiden Felder e6 und c5, so dass die beiden Springer alternierend auf e3 mattsetzen können.

1. … Td7~ 2. Sce3 matt!! (2. Sge3+?? Kc5!)

Mit der Öffnung der c-Linie zur Deckung des Feldes c5 darf der Springer nun die e-Linie verstellen, da das Feld e6 jetzt von der Dame kontrolliert wird.

1. … cxb5 2. Sge3 matt!! (2. Sce3+?? Ke6!)

Und weil die Diagonale des Lh3 zur Deckung des Feldes e6 geöffnet wird, darf die Diagonale des anderen Läufers mit dem Mattzug verstellt werden, da die Dame nun das Feld c5 kontrolliert.

Diese thematischen Eigenschaften mit der Dualvermeidung bei den zwei sich anbietenden Mattzügen zeichnen das Thema E der Linienkombinationen aus. Auf dieses Diagramm bezogen nochmals zusammengefasst: Weiss deckt mit zwei Langschrittlern je ein Fluchtfeld des schwarzen Königs. In zwei Themavarianten öffnet Schwarz eine weisse Linie, so dass je ein Fluchtfeld seines Königs nun doppelt gedeckt ist. Da die sich anbietenden Mattzüge die Deckungslinien dieser Langschrittler in ihrem Schnittpunkt unterbrechen, führt nur derjenige Zug zum Matt, der eine weitere Linie zum nur einmal gedeckten Fluchtfeld öffnet.

Im Vergleich zu den oben erwähnten Satzspielen haben sich in den beiden Hauptvarianten zudem zwei Mattwechsel ergeben. Zwei weitere Varianten runden das reichhaltige Programm ab:

1. … Lc7 2. Sxf6 matt

1. … Sc7 2. Sb6 matt

Auch ohne Fachwissen wird der Lösergenuss über dieses perfekt inszenierte Wechselspiel zwischen Linienöffnungen und Linienschliessungen, den analogen Verführungen und Mattwechseln nicht geschmälert!

Kommentare: Nachdem die beiden thematischen Verführungen einheitlich an Lewman-Paraden scheitern, zeigt sich in der Lösung das Thema E. Man muss sehr genau schauen, welcher Springer wann wo mattsetzen kann. (N. Biveroni, Effretikon) Thema E, dessen Definition für mich aber kompliziert ist. Egal, es war ein angenehmer Spass und ein Erfolgserlebnis, das sicher jeder theoretisch nicht versierte Löser empfindet, der alle Verführungen vermieden hat! (C.-H. Matile, Fontainemelon) Die Verführungen scheitern daran, dass dem König ein Fluchtfeld bleibt, entweder auf den Läuferdiagonalen oder auf den vertikalen Turmlinien. Nur der Schlüssel erlaubt den beiden Springern auf dem Schnittpunkt e3 mattzusetzen. (D. Friedli, Ostermundigen) In den Hauptvarianten erzwingt der feine Schlüssel zwei Damenlinienöffnungen und ermöglicht Weiss die Verstellung mit den Mattzügen von zwei anderen Deckungslinien. (S. Bomio, Lugano) Die vier möglichen Schachgebote der weissen Springer schlagen erst durch, nachdem die Dame von c8 aus die Felder e6 und c5 ins Visier genommen hat. Ein komplexes Problem durch die Vielzahl von weissen und schwarzen Liniensperrungen und -öffnungen. Das Problem hat Spass gemacht. (W. Weidert, Zürich) Ein wirklich sehr gehaltvolles Linienthema. Mit dem Schlüsselzug werden neue Matts sowie die Deckung der c-Linie und der Diagonale c8-h3 erreicht, was nötig ist, weil die Springer beim Matt auch eigene Linien verstellen. Die Verteidigungsversuche der schwarzen Steine blockieren und öffnen wiederum Linien. Zudem können die Springer schlussendlich auf allen vier möglichen Positionen mattsetzen, jedoch keine der weissen Türme oder Läufer. (C. Nordt, Hombrechtikon) Man ist ja geneigt, die ansonsten fast nutzlose Dame zu bewegen: eindrucksvolles Festival von Linienöffnungen und -schliessungen, mit einer heissen Verführung! (1. Ld4!?) (R. Gygax, Genf) Weder mit Turm noch Läufer den gemeinsamen Schnittpunkt zu überschreiten, braucht einige Überwindung. (R. Schweizer, Neuhausen) Das Feld c7 steht im Zentrum dieses Problems. Besonders schön: 1. … cxb5, die Dame deckt das Feld c5 und Sge3 matt wird möglich. (B. Wernly. Muri BE) Die Dame schielt mit dem Schlüssel nach c5 und e6 (R. Wüthrich, Langenthal); Zum Glück stellt uns der Autor Martin Hoffmann mit «kunstschach in begriffen» ein Themenlexikon zur Verfügung, wo man fündig wird: Thema E! (Th. Maeder, Bern)

Weitere richtige Lösungen sandten: Th. Ott, Genf; K. Köchli, Bonstetten.

Lösung Nr. 4930

Wolfgang Pauly (Rumänien)
La Stratégie, 1911
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Schwarz droht zwar den Bauern auf a1 umzuwandeln, aber unangenehmer wäre es für Weiss, wenn der König in die Ecke flüchtete, um sich dann mit einer Umwandlungsfigur auf b1 abzuschotten.

1. Le5? (droht 2. Tf1 matt) scheint vorerst das probate Mittel, um auf 1. … Ka1?? mit 2. c4! diese Umwandlung zu verunmöglichen und die Drohung durchdringen zu lassen. Aber nun rettet sich der König mit der Flucht gegen die Brettmitte. Weiss wartet also ab und beginnt mit dem Bauernzug:

1. c4! Zugzwang

1. … Ka1 2. Le5! Kb1 3. Tf1 matt

1. … a1=D oder T 2. Lg5! und 3. Tf1 matt

1. … a1=S 2. Td5! und 3. Td1 matt

1. … a1=L! 2. Lh6! gxh6 und 3. Tf1 matt

Viermal blockt Schwarz seinem König das Fluchtfeld a1 mit einer Bauernumwandlung, was überraschenderweise gleich drei präzise und verschiedenartige Fortsetzungen erfordert. Während es bei den meisten Problemen für Weiss nur einen Unterschied macht, ob sich der schwarze Bauer, wegen der unterschiedlichen Zugsarten, in eine Dame oder aber in einen Springer umwandelt, kommt hier der attraktive Zusatz einer wegen der Pattdrohung spezifisch zu behandelnden Umwandlung in einen Läufer dazu.

Ein unterhaltsamer Meredith des bedeutenden, vielseitigen Komponisten, der in der Entwicklung vieler Disziplinen des Kunstschachs eine Vorreiterrolle einnahm.

Kommentare: Nach dem unauffälligen Bauernzugzwangschlüssel mit Läuferlinienöffnung wird der Läufer zur Hauptfigur des Problems: er widerlegt eine raffinierte Pattdrohung, schützt seinen König vor einer Schachdrohung oder fesselt einen Bauern. Ein hübscher, rätselhafter Oldtimer des grossen deutsch-rumänischen Komponisten! (S. Bomio, Lugano) Nicht schwer, doch originell, unterhaltsam, mit herrlichen Varianten: ein Meredith-Juwel! (R. Gygax, Genf) Drei Umwandlungen in einem Meredith-Dreizüger! Die Genauigkeit der zweiten Züge ist beeindruckend. (C.-H. Matile, Fontainemelon) Pauly gehört zu meinen Lieblingskomponisten. Wie immer subtil und mit Ueberraschungseffekten, wie, den Läufer nicht sofort ziehen zu dürfen. (M. Hoffmann, Zürich) Der Schlüssel öffnet die Diagonale a1-e5 für den Läufer und schliesst gleichzeitig die Diagonale a6-f1 für die schwarze Dame. Bejahrte und junggebliebene 3/4-Allumwandlung mit hübscher Umgehung der Pattfalle nach der Läufer-Unterverwandlung. (N. Biveroni, Effretikon) Für einmal ein ziemlich einfach zu lösender Dreizüger. Dennoch ergeben sich überraschende Mattführungen. (D. Friedli, Ostermundigen) Ein hübscher Zugzwang mit Unterverwandlung. (C. Nordt, Hombrechtikon) Ansprechende, gelungene Komposition, bei der schnell einmal klar wird, dass Weiss die Beherrschung von c1 und c2 nicht aufgeben darf, und dass der Turm das Matt ausführen muss. Gleichzeitig gilt es aber auch, ein Patt zu vermeiden. Etwas schade, dass die Umwandlungen a1D und a1T die gleiche Fortsetzung haben. (G. Rusch, Spreitenbach) Es ist nicht unmittelbar ersichtlich, dass der Bauer auf c4 vorrücken muss, um die Diagonale a6-f1 für die umgewandelte Dame zu sperren und die Diagonale e5-a1 für den Läufer zu öffnen. Etwas schade, dass die Umwandlung in Dame und Turm zur gleichen Fortsetzung führt. (W. Weidert, Zürich) Seulement onze pièces et les quatre deuxième coups sont extrêmement beaux! (Th. Ott, Genf) Gut konstruiert, aber relativ einfach und übersichtlich. (J. Meli, Bern)

Weitere richtige Lösungen sandten: R. Schweizer, Neuhausen; R. Wüthrich, Langenthal; Th. Maeder, Bern; K. Köchli, Bonstetten; H. Locher, Grenzach-Wyhlen, DEU.

Lösung Nr. 4929

Julius Buchwald (USA)
2nd Friendship Match 1970 18. Platz
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Die Fesselung der weissen Dame verhindert, dass diese auch gleich drei Feldern mattsetzen kann. Der einzige taugliche Versuch, die Dame zu entfesseln ermöglichte ihr sogar eine vierte Mattmöglichkeit:

1. Se5!? droht 2. Dc4 / Dc2 / Dd3 und nun auch Dd4 matt

Diese vierfache Fleck-Drohung kann durch vier Verteidigungen der schwarzen Springer auf die e-Linie dank der gleichzeitig erfolgenden Linienöffnungen differenziert werden. Ein erste Totalparade 1. … Txe4 2. Sxe4 matt kann Weiss noch meistern, aber 1. … d1=D! lässt diesen Versuch scheitern. Weiss bringt seinen Gegner jedoch auf andere Art dazu diese Springerzüge zu spielen, so dass die De4 viermal entfesselt wird und aktiv werden kann:

1. Ta8! droht 2. Tc8 matt

1. … Se7 2. Dc4 matt!

1. … S6e5 2. Dd4 matt!

1. … S4e5 2. Dc2 matt!

1. … Se3 2. Dd3 matt!

Durch die Entfesselung der Dame sollten eigentlich die eingangs erwähnten Damenmatts gleichzeitig möglich sein. Aber die hinter den Springern stehenden Langschrittler decken jeweils zwei Mattfelder und der Springer deckt bzw. lässt das dritte Mattfeld gedeckt, so dass die Dame jedesmal ein unterschiedliches, viertes Mattfeld findet. Eine reizende und elegant realisierte Idee!

1. … Txe4+ 2. Sxe4 matt

Am 14. Oktober findet in Bern die alljährliche, internationale Schweizermeisterschaft im Lösen von Schachproblemen statt. Der Wettkampf wird in 2 Kategorien ausgetragen. Während die Resultate der Kategorie A wiederum für die Titelvergabe und den Weltcup zählen, wäre die Teilnahme in der Kategorie B für alle Löser, die einmal ihre Löserstärke einschätzen und messen wollen, empfehlenswert!

Der obige Zweizüger, der an der Schweizermeisterschaft im Lösen von Schachproblemen 1994 gestellt worden war, entspricht vom Schwierigkeitsgrad her ungefähr demjenigen eines Zweizügers der heutigen Kategorie B. Genauere Informationen zur SLM 2023 können Sie auf https://www.kunstschach.ch erfahren oder über die Redaktion.

Eckdaten: Bern, 14. Oktober, Schwarztorstr. 31 (12:30 - 17:00 Uhr).

Kommentare: Schöne Linieneffekte mit Bi-Valven und an Herpai erinnernden Verstellungen. Leider gibt es den Dual in der Fleck-Verführung: 1. Se5? Se7 2.De4 und Dd4 matt (M. Hoffmann, Zürich) Die viermalige Entfesselung der weissen Dame erlaubt dualvermeidend vier perfekt differenzierte Damenmatts. Entgegen ersten Vermutungen kommt also nicht das Fleck-Thema zur Darstellung. Sehr schön! (N. Biveroni, Effretikon) Weiss kann seine Dame nicht aktiv aus dem Schussfeld nehmen, sondern muss eine Drohung finden, die Schwarz zu dieser Arbeit zwingt. Mit dem Ausfallschritt 1. Ta8 und der darauffolgenden Mattdrohung auf c8 durch die «hohle Gasse» gelingt dies hervorragend. Gar nicht so einfach wie zu Beginn gedacht. (G. Rusch, Spreitenbach) Lustige und köstliche, dualfreie Konfrontation zwischen der entfesselten Monarchin und dem schwarzen Springerduo! (R. Gygax, Genf) Nach naheliegendem Schlüsselzug folgen vier Entfesselungen der Dame. Die Liniensperrungen der schwarzen Figuren ermöglichen dualfreie Matts auf den vier Feldern um den schwarzen König. Sehenswert. (W. Weidert, Zürich) Beim Versuch, die Dame durch 1.Se5? zu entfesseln, erhält der schwarze König mit 1. … d1=D! ein Fluchtfeld. Doch wenn der Turm durch die Hintertür ein Matt auf c8 droht, wird die weisse Königin durch die Abwehrversuche der beiden Rappen entfesselt und kann auf die vier Züge auf ebenso vielen Feldern mattsetzen. (D. Friedli, Ostermundigen) Nach den fein erzwungenen Damenentfesselungen folgen vier ausdifferenzierte, gut harmonierende Mattbilder. Ein schönes, auch ästhetisch attraktives Problem! (S. Bomio, Lugano) Fein ausdifferenzierte Entfesselungsvarianten. (A. Nievergelt, Winterthur) Schwarz droht 1. … Txe4+, was aber mit 2. Sxe4 matt pariert werden kann. Die Finesse des Problems ist nun, dass vier schwarze Springerzüge – mit dem Ziel, die c-Linie zu kontrollieren – diese Schachdrohung verunmöglichen und die damit entfesselte Dame auf vier unterschiedlichen Feldern ganz nah dem schwarzen König mattsetzen kann. (C. Nordt, Hombrechtikon) Après la clé, il y a quatre superbes mats, après des déclouages. Bien joué! (Th. Ott, Genf) Ein relativ leichtes Problem, wenn man sieht, dass der Turm auf a4 sonst keine Aufgabe hat. (J. Meli, Bern) Lückenlose Darstellung einer geistreichen Idee! (C.-H. Matile, Fontainemelon) Schön, dass die vier Springerzüge, die das Drohmatt verhindern, vier verschiedene Matts der Dame ermöglichen. (H. Locher, Grenzach-Wyhlen, DEU)

Weitere richtige Lösungen sandten: R. Schweizer, Neuhausen; R. Wüthrich, Langenthal; Th. Maeder, Bern; K. Köchli, Bonstetten.

Lösung Nr. 4928

Petko A. Petkov (Bulgarien)
Shahmatna mis'l 1968, 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

In dieser interessanten Stellung scheitern die sofortigen Angriffsversuche 1. Lxd5+? und 1. Txe5+? an der genügenden Deckung der beiden Zentrumsbauern d5 und e5 durch das schwarze Läuferpaar und die beiden Türme. Dabei stehen die vier Langschrittler so auf dem Brett, dass sich diese Deckungslinien auf den Feldern d4 und e6 überschneiden. Weiss versucht nun seinen Gegner zu Verstellungen auf diesen Schnittpunkten zu zwingen. Er hat dazu zwei Pläne:

1. Sh6!? droht 2. Tg4 matt, aber 1. … Le6!
1. Lg7!? droht 2. Sf6 matt, aber 1. … Te6!

Noch haben jeweils die beiden Verstellungen auf e6 keine Auswirkungen, da die beiden Bauern ja auch von den beiden Langschrittlern in der unteren Bretthälfte gedeckt werden. Weiss versucht also zuerst eine Verstellung auf dem anderen Schnittpunkt zu provozieren, was ihm mit einer feinen Einleitung gelingt:

1. Da7! droht 2. Dxe3+!! Txe3 3. Sf2 matt

1. … Td4 2. Sh6! (droht 3. Tg4 matt) Le6 3. Txe5 matt!

1. … Ld4 2. Lg7! (droht 3. Sf6 matt) Te6 3. Lxd5 matt!

Um die Drohung abzuwenden, unterbricht Schwarz der Dame zweimal die Linie zum Opferfeld. Da dies aber auf d4, dem Schnittpunkt der beiden Langschrittler geschieht, wird jeweils eine erste Deckung der Zentrumsbauern aufgehoben. Entsprechend dieser Liniensperrzüge greift Weiss denjenigen Plan wieder auf, der mit der Drohparade auf e6 einen der beiden Zentrumsbauern definitiv ungedeckt lässt und von Weiss mit Matt geschlagen werden kann.

Die beiden ursprünglich mehrfach gedeckten Felder d5 und e5 werden also durch die Verstellungen der Deckungslinien von Weiss erobert und somit Treffpunkte genannt. Dies geschieht mittels der Nutzung zweier aufeinander folgenden Grimshaws auf den Linienschnittpunkten.

Diese ambitionierte Idee mit logisch strukturiertem Lösungsverlauf ist vom bulgarischen Grossmeister brillant umgesetzt worden. Alle technischen Schwierigkeiten wurden gemeistert (so auch der drohende Dual im Drohspiel 2. Sd2+?, aber exd2+!) und was vor allem verblüfft: Kein einziges Nebenspiel trübt die Klarheit der Ideendarstellung. Ein köstlicher, ästhetischer Leckerbissen!

Kommentare: Nach der feinen Drohung mit Damenopfer entstehen zwei prächtige analoge Varianten. Weiss erzwingt zwei paarweise gestaffelte schwarze Grimshaws und kann dadurch gerade auf den anfangs von Schwarz zweimal gedeckten Feldern Matt geben! (S. Bomio, Lugano) Nach überraschendem Schlüssel werden die beiden doppelt gedeckten Bauern d5 und e5 durch gestaffelte Grimshaw-Verstellungen auf d4 und e6 ihrer Deckung beraubt. Klipp und klar und schlackenlos: Preis verdient! (N. Biveroni, Effretikon) Zweimalige Ausführung einer doppelten Grimshaw-Verstellungsparade gegen eine Damenopferdrohung: ein originelles, grossartiges Szenario! (R. Gygax, Genf) Der schwarze König ist durch die doppelt gedeckten Bauern d5 und e5 abgeschirmt und es sieht nicht so aus, dass diese Deckung geknackt werden könnte. Aber ein doppelter Grimshaw ermöglicht das Matt auf d5 und der andere das Matt auf e5. Sehr stark. (W. Weidert, Zürich) Optimaler, versteckter Schlüssel mit Damenopferdrohung. Zweimal doppelter Grimshaw. Petkov ist ja ein Grosser unter den Grossen! (C.-H. Matile, Fontainemelon) Perfekt analoger Doppel-Grimshaw, in Gang gesetzt mit einem eleganten Damenschwenker. (A. Nievergelt, Winterthur) Schwarzer Grimshaw als Vorbereitung für schwarzen Grimshaw. (Th. Maeder, Bern) Ein schönes, aber recht schwer zu lösendes Problem. (C. Nordt, Hombrechtikon) Après la clé, il y a deux mats absolument géniaux. Grandiose! (Th. Ott, Genf)

Weitere richtige Lösungen sandten: R. Schweizer, Neuhausen; R. Wüthrich, Langenthal.

Lösung Nr. 4927

Arnoldo Ellerman (Argentinien)
Good Companion 1921, 2. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Eine typische Komposition aus der Zeit, als die meisten Zweizüger noch keine definierten Themen zeigten und einphasig waren (d.h. es gab weder für die Lösung wichtige Verführungen noch Satzspiele). Merkmale ihres Inhalts waren vielmehr raffinierte Schlüssel, auf die viele effektvolle Varianten mit verschiedenartigen Schädigungen folgten.

Arnoldo Ellerman, der als Spezialist für Zweizüger einer der wichtigsten und produktivsten Komponisten des letzten Jahrhunderts war, vermochte in diesem Problem klassischer Stilrichtung aber auch moderne Elemente einzubringen. So scheint hier die Häufung des gleichbleibenden schädlichen Effekts der Verteidigungen bzw. der darauffolgenden Nutzungen die Grundidee der Komposition zu sein, der auch die Qualität des eher leichten Schlüssels untergeordnet wird. Gelungen sind neben der perfekten Konstruktion auch die Entsprechungen der Figurentypen der Verteidiger und verstärken den Eindruck eines harmonischen, durchkomponierten Werks.

1. Lg6! droht 2. Te4 matt

1. … Sd6 2. Sxe6 matt!

1. … Se3 2. Tf2 matt!

1. … Sxe2 2. Dxd2 matt!

1. … Sf5 2. Lxd4 matt!

Viermal verlässt ein Springer die 4. Reihe um zu verteidigen, verursacht dabei aber die Fesselung seines Kollegen. Die vier Verteidigungen verursachen zwar zwei schädliche Verstellungen, einen Block und zwei Linienöffnungen, aber schlussendlich sind jedes Mal die darauffolgenden Matts nur dank der Fesselung des auf der 4. Reihe verbliebenen Springers möglich. Ein effektvoller und durch die Einheitlichkeit der vier fesselungsnutzenden Matts attraktiver Inhalt! Weitere Varianten:

1. … Tf5 2. Dh4 matt

1. … Lf5 oder Ld5+ 2. S(x)d5 matt

Kommentare: Gefesselte Springer, Linienöffnungen und -schliessungen: ein wunderschöner, stilvoller Klassiker dieses argentinischen Schachkomponisten von legendärer Weitschweifigkeit! (R. Gygax, Genf) Eine reichhaltige Geschichte mit schwarzer Halbfesselung und vielen Verstellungen. (Th. Maeder, Bern) Dank einem relativ leichten Drohschlüssel muss viermal ein Springer die Halbfesselung verlassen, so dass das andere gefesselte Ross das Matt nicht verhindern kann. (C.-H. Matile, Fontainemelon) Jeder Zug eines schwarzen Springers aus der Halbfesselung lässt den Kollegen gefesselt zurück, was Weiss ausnützt. Ein hübscher Reigen komplexer Varianten! (N. Biveroni, Effretikon) Hochartistisches Gefüge von Selbstschädigungen, aber der Schlüsselzug ist praktisch die einzige Möglichkeit, eine Drohung aufzustellen. (A. Nievergelt, Winterthur) Leicht zu findender Schlüsselzug, aber dann beeindruckte die Fülle von Varianten mit ihren Liniensperrungen und Fesselungen. (W. Weidert, Zürich) Eleganter Schlüssel mit Schnittpunktüberschreitung und sehr gut harmonierende Mattbilder durch eine überraschende Kombination von schwarzen Verstellungen, Fesselungen und weissen Linienöffnungen. (S. Bomio, Lugano) Der Läufer muss über das kritische Feld e4 ziehen, damit der Turm auf diesem Feld mattsetzen kann. Zudem gibt es schöne Fesselungen und Selbstverstellungen. (C. Nordt, Hombrechtikon) Die Mattdrohung auf e4 durch den Turm liegt auf der Hand. Aber damit dieses Vorhaben gelingen kann, muss der weissfeldrige Läufer zuerst in den Nordosten wechseln, damit das Feld f5 durch den Turmzug nicht in seinen Diagonalschatten fällt und so zum Fluchtfeld für den schwarzen König wird. Ziemlich leicht. (G. Rusch, Spreitenbach) Der Schlüssel ist nicht gleich offensichtlich. Danach gibt es lauter Überraschungen in Form sich öffnender Linien, blockierter Fluchtfelder und gefesselter Figuren. Ein unterhaltsames Stück! (D. Friedli, Ostermundigen) Verstellungen, Fesselungen, Entfesselungen: Dies alles ist in diesem Problem vorhanden. (H. Wyss, Sierre) Il y a cinq mats extraordinaires; quatre sont cloués par la Ta4! Magnifiques, mais… assez faciles! (Th. Ott, Genf) Der Zweizüger hat Spass gemacht und war gut lösbar. (B. Wernly. Muri BE)

Weitere richtige Lösungen sandten: R. Schweizer, Neuhausen; R. Wüthrich, Langenthal; K. Köchli, Bonstetten.

Lösung Nr. 4926

Michael Keller (Deutschland)
idee & form 1991, 1. ehr. Erw.
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Ein logisches Thema wird hier in origineller Form doppelt dargestellt und gekonnt mit einem Zweizügerthema kombiniert.

Sofortige Schachgebote des Se1 verstellen weisse Linien und erlaubten dem schwarzen König auszubrechen. Daher bieten sich vorbereitende, antikritische Züge dieser beiden weissen Langschrittler an. Die beiden Probespiele sind:
1. Ld5? droht 2. Sg2 matt, aber 1. … Ta2!
1. Tg3? droht 2. Sd3 matt, aber 1. … Sc5!

Mit präzisen Zügen vermag Schwarz also die beiden Angriffsversuche zu widerlegen. Weiss versucht nun mit einem neuen Plan die beiden Verteidiger so zu stören, dass die Probespielparaden nicht mehr möglich sind. Dies gelingt mit einem subtilen Schlüssel der unauffälligen Dh7, der die beiden Verteidiger zu einer Reaktion zwingt.

1. De7! droht 2. Lxe5+ fxe5 3. Dg5 matt  

1. … Txb4 2. Ld5! (droht 3. Sg2 matt A) Se3! 3. Sd3 matt B

Weiss greift die erste Angriffsidee wieder auf, da der Turm nach seinem Verteidigungszug die Probespieldrohung nicht mehr verhindern kann. Da dieser aber den Sc4 entfesselt hat, wird Letzterer zum Ersatzverteidiger. Dessen neue Verteidigung lässt aber ein blocknutzendes Matt zu. Exakt analog verläuft die zweite Variante:

1. … Sxd6 2. Tg3! (droht 3. Sd3 matt B) e4! 3. Sg2 matt A

Durch das Schlagen des Ld6 wird der Springer so gelenkt, dass er nichts mehr ausrichten kann, wenn Weiss das andere Probespiel ausführt. Da dieser aber wiederum den fesselnden Stein eliminiert, wird so ein neuer Ersatzverteidiger einsatzbereit. Dessen Eingreifen erlaubt ebenfalls ein blocknutzendes Matt. Der Einsatz eines Ersatzverteidigers bei erneuter Ausführung des anfänglich scheiternden Probespiels ist ein Merkmal des logischen Themas Dresdner.

In unserer Aufgabe wird zweimal der vorerst das Probespiel parierende Verteidiger ins Abseits gelenkt, wobei er aber einen neuen Verteidiger aktiviert, der seine Aufgabe übernehmen kann. Diese Übergabe der Verteidigungsaufgabe an einen anderen Stein zeichnet den Palitzsch-Dresdner aus. Wird der ursprüngliche Verteidiger hingegen durch einen eigenen Stein behindert, der dann die Verteidigungsaufgabe übernimmt, haben wir einen Brunner-Dresdner. (siehe Nr. 4788 Keller oder Nr. 4860 List)

Wir sehen hier also zwei Palitzsch-Dresdner mit origineller, analoger Aktivierung der anfänglich gefesselten Ersatzverteidiger. Zusätzlich ergibt sich in den beiden Varianten mittels der stillen weissen Fortsetzungen mit Drohspiel das Thema Pseudo Le Grand, weshalb die weissen Züge in der Lösung mit Buchstaben markiert sind: Die Drohung der einen Variante wird zum Mattzug der anderen und umgekehrt. Da die beiden zweiten schwarzen Züge nicht identisch sind, handelt es sich nicht um einen Le Grand, sondern eben um einen Pseudo Le Grand. Beide blocknutzenden Matts erfolgen zudem gemäss dem Thema B2, da Weiss wegen der Fluchtfeldblocks Deckungslinien bei den Mattzügen unterbrechen darf.

Neben dieser Themenkombination lässt aber vor allem die brillante Doppelsetzung eines Palitzsch-Dresdners mit durchgehenden Analogien bei den Probespielen, den Effekten der Verteidigungszüge und den Mattzügen dieses Problem zu einem herausragenden Meisterwerk werden.

Kommentare: Schöne Kombination von zwei Dresdnern mit dem Pseudo-le Grand-Thema. (Th. Maeder, Bern) Die Probespiele 1. Tg3? und Ld6? sind verfrüht und werden beide leicht widerlegt. Durch den feinen Vorplan mit Läuferopfer und Damenlinienöffnung werden zwei Lenkungen mit weissen Opfern und schwarzen Entfesselungen erzwungen. Schwarz verteidigt sich jetzt mit den entfesselten Steinen, kann aber die Drohmatts der Probespiele (auf entgegengesetzte Weise, dank zwei Blocks) nicht vermeiden. (Doppelter Dresdner). Una bellissima composizione logica del noto autore tedesco! (S. Bomio, Lugano) Die beiden Verteidiger der Probespiele (Ta4 und Sb7) schalten sich zwar aus, erlauben aber gleichzeitig neue Verteidigungen durch die zuvor gefesselten Sc4 und Be5. Dummerweise haben deren Paraden aber einen Blockschaden zur Folge, worauf in beiden Varianten das Drohmatt der anderen Variante zum Ziel führt. Schön und im Schwierigkeitsgrad der momentanen Hitze angepasst! (N. Biveroni, Effretikon) Absolument incroyable. Génial! J’aime beaucoup! (Th. Ott, Genf) Der Schlüsselzug droht ein elegantes Matt in 2 Zügen und zwingt Schwarz, die ursprüngliche Verteidigung gegen die Probespiele Ld5 und Tg3 aufzugeben. Die Probespiele als zweite Züge führen dann zum Erfolg, weil Schwarz jetzt Fluchtfelder verstellen muss. (W. Weidert, Zürich) Zwei gefesselte Elemente, deren Entfesselung Schwarz nur noch eine Verteidigung mit Fluchtfeldblock übriglässt, zudem Inversion der weissen Züge: eine geniale Konstruktion! (R. Gygax, Genf) Wieder ein angenehmes, keineswegs leichtes logisches Problem, dessen Mechanismus man schätzen kann, ohne den Namen des Themas zu kennen! (C.-H. Matile; R. Hauser, Fontainemelon) Würde der Se1 nicht die Linien des Tc3 bzw. des Lh1 unterbrechen, könnte Matt gesetzt werden. Also muss der Läufer nach d5 bzw der Turm nach g3 ziehen. Das wird aber durch 1. … Ta2 bzw. 1. … Sc5 gekontert. Deshalb muss zuerst De7 gezogen werden, was den Sb7 und den Ta4 zu anderen Zügen zwingt. (C. Nordt, Hombrechtikon) Bei diesem Dreizüger steht die Dame abseits, also muss sie etwas unternehmen. Das Problem hat leider viele unbeteiligte Figuren. (J. Meli, Bern)

Weitere richtige Lösungen sandten: R. Schweizer, Neuhausen; R. Wüthrich, Langenthal.

Lösung Nr. 4925

Mircea Manolescu (Rumänien)
Bukarester Stadtmeisterschaft 1987, 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Alles dreht sich in dieser elegant gebauten Komposition um den Bauern d4 im Zentrum, der als Vorderstein einer Batterie gleich von vier schwarzen Figuren geschlagen werden könnte. Dabei liefen diese jedoch in eine fatale Fesselung, die von Weiss mit unterschiedlichen Matts ausgenützt würde. Zieht Weiss die Batterie ab, kann die Dd8 gerade noch parieren, da der Bauer auf d5 dem Sf6 das Mattfeld blockiert: 1. d5+? Db6!! 2.?  

In der Lösung opfert sich die weisse Dame just auf diesem Feld:

1. Db6! droht 2. Db3 matt
1. … Dxb6 2. Sd5 matt
1. … Txb6 2. Txe4 matt

Schwarz hat aber noch eine raffiniertere Verteidigungsidee: Er schlägt mit seinen Figuren nun doch in die Batterie und hofft, dass er bei Ausführung der Drohung wieder direkt entfesselt und somit verteidigungsfähig würde. Die Konsequenzen bleiben sich allerdings gleich, da Weiss mit fesselungsnutzenden Matts reagieren kann.

1. … Dxd4 2. Sd5 matt!
1. … Txd4 2. Lf4 matt!
1. … Scxd4 2. Te1 matt!
1. … Sfxc4 2. Th3 matt!

Verteidigungen mit dieser Idee heissen Nietvelt-Paraden, nach dem Belgier Gustaav J. Nietvelt (1897-1961), der dem Thema vor bald 100 Jahren seinen Namen gab. Im Unterschied zur verwandten Schiffmann-Parade, bei der die sich selbstfesselnden Verteidiger bei Ausführung der Drohung indirekt entfesselt würden, droht hier der Batteriehinterstein selbst das Matt, so dass die Entfesselung direkt wäre. (Dieser weisse Stein muss also zwangsläufig eine Dame sein.) Wie bei der Schiffmann-Parade ist es wichtig, dass die Variantenmatts dank der Fesselungsnutzung möglich werden. (zur Schiffmann-Parade siehe Nr. 4913 Fulpius)

Ein weiteres Abspiel:
1. … Sb4, Sa1, Se1 2. T(x)e1 matt

Wir sehen in dieser ansprechenden und geschickt konstruierten Aufgabe die Häufung von gleich 4 Nietvelt-Paraden.

Kommentare: Schwarz schlägt in eine Batterie in der Erwartung, durch den Drohzug wieder direkt entfesselt zu werden: die Nietvelt-Parade, hier gleich in vierfacher Darstellung! (N. Biveroni, Effretikon) Vier Nietvelt-Verteidigungen sind eine gute Leistung, zumal sie hier durch ein doppeltes Damen-Opfer eingeleitet werden. Das bei solchen Vorwürfen immer auftauchende Problem 1. d5+ ist mit dem weissen Selbstblock zudem elegant gelöst. Ich finde die Darstellung solcher Themen aber prägnanter, wenn nicht auch noch andere Verteidigungen zu den gleichen Matts führen, die man mit etwas bösem Willen als schwarze Duale bezeichnen kann; davon gibt es hier leider gleich drei. (Th. Maeder, Bern) Sehr ansprechende, vierfache Darstellung einer Nietvelt-Parade. (S. Bomio, Lugano) Vier Nietvelt-Paraden: Die Ausführung der Drohung würde den selbstgefesselten schwarzen Stein direkt entfesseln. Diese Nietvelt-Paraden sind durchaus sehenswert. Sie werden aber ersäuft in einem Meer von unzusammenhängenden Versuchen. Zur Eigenschaft «elegant» gehört auch eine gewisse Schlankheit. Das hier ist für meine Begriffe eher mit zu vielen nicht zur Lösung gehörenden Zügen vollgestopft als elegant. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Schlägt Schwarz freiwillig auf d4, dann nützt Weiss die Fesselung aus. Weiss muss also etwas unternehmen, damit Schwarz jeweils auf d4 schlagen muss. (R. Wüthrich, Langenthal) Ein Schlüssel mit Damenopfer, der aber die Kontrolle über das Feld d4 beibehält, so dass die vier schwarzen Figuren, die den Mattzug von dort aus verhindern wollen, gefesselt bleiben. (D. Friedli, Ostermundigen) Eine grossartige Inszenierung von Schwer- und Leichtfiguren, kein einfacher Schlüssel trotz dem offensichtlichen Variantenquartett mit Selbstfesselung: ein atemberaubendes Meisterwerk! (R. Gygax, Genf) Wenn d4 geschlagen wird, werden die vier schwarzen Steine gefesselt, was bereits in der Ausgangsstellung der Fall ist. (C. Nordt, Hombrechtikon) Das drohende Matt nach dem Schlüsselzug wird viermal durch Schlagen auf d4 verhindert, aber die Fesselung führt dann zu vier verschiedenen Matts. Schlägt eine Schwerfigur, setzt eine Leichtfigur matt und umgekehrt. (W. Weidert, Zürich) A chaque fois, les mats ont un clouage chez les Noirs (Th. Ott, Genf) Die Dd8 wird von der d-Linie weggelockt. Die weisse Dame muss aber d4 im Auge behalten. (J. Meli, Bern) Ein doppeltes, würziges Damenopfer führt zum Ziel! Danach muss Schwarz eigene Figuren fesseln, um sich zu verteidigen. (C.-H. Matile; R. Hauser, Fontainemelon) Mit Ausnahme des Sf6 und der Bauern kommen alle weisse Figuren für eine Verführung in Frage (wenn auch manchmal etwas plump). Die Dame allerdings findet mit b6 ein «Super-Triple-Feld»: Aufrechterhaltung der Abzugsdrohung von d4, eigene Mattdrohung auf b3 und doppelte Exposition als Opfer – wunderbar komponiert! (G. Rusch, Spreitenbach)

Weitere richtige Lösungen sandten: R. Schweizer, Neuhausen; H. Wyss, Sierre.

Lösung Nr. 4924

Godfrey Heathcote (England)
1. Problemturnier des Schweizerischen Schachvereins 1905, 2. Preis
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Wegen der grossen weissen Überlegenheit könnte man beinahe zweifeln, ob dieses Problem überhaupt eine dualfreie, preiswürdige Lösung haben kann. In der Tat gibt es bereits in der Diagrammstellung auf fast alle schwarzen Züge recht naheliegende Fortsetzungen:

1. … Le3?? 2. Da1 matt
1. … Lf2 2. Da1+! Ke3 3. Lc1 matt! Ein Modellmatt mit Nutzung des Fernblocks auf f2.
1. … a4 2. Lb4! und 3. Dc3 matt
1. … g5 2. Lf5! (droht 3. c3 matt) Le3 3. Da1 matt, aber auch direkt 2. Sf5+ Kc4 3. Le2 matt

Nur 1. … Sf7 verursacht keine Schädigung, so dass Weiss nach mehr als einem neutralen Wartezug suchen muss. Ideal wäre ein Zug, der den Kd4 weiter unter Kontrolle hält, aber zusätzlich mit einem Drohspiel Druck aufsetzte.

1. Dg3? (droht 2. c3 matt) wäre daher interessant, aber Schwarz verteidigt sich mit der Linienunterbrechung 1. … Le3! Der Block des Le3 bleibt folgenlos, da die Dame nicht mehr auf die lange Diagonale ziehen kann.
Mit 1. Lf5!?, das dieselbe Kurzdrohung 2. c3 matt schafft, wird nach der Opferannahme die Blocknutzung wieder aktuell:
1. … gxf5 2. Dg3!? (droht erneut 3. c3 matt) Le3?? 3. Dg7 matt!, aber Schwarz hat die versteckte Verteidigung 2. … f4!! und schafft so seinem König ein Fluchtfeld.

Würde dieser Bauer auf die andere Seite abgelenkt, käme Weiss zum Ziel. Zieht der Lg4 also an den Rand, gibt es zwar keine Drohung, aber nun ist auch der Sh8 an ein Feld gebunden:

1. Lh5!! Zugzwang!

1. … gxh5 2. Dg3! (droht 3. c3 matt!) Le3 3. Dg7 matt! (ein weiteres Modellmatt)

1. … Sf7 2. c3+! Kd3 3. Lxg6 matt

Die anderen Abspiele bleiben sich gleich, wobei der Dual nach 1. … g5 verschwunden ist:

1. … Lf2 2. Da1+! Ke3 3. Lc1 matt! (Modellmatt)

1. … a4 2. Lb4! und 3. Dc3 matt

1. … g5 2. Sf5+ Kc4 3. Le2 matt

Wenn man die Drohung in der ersten Variante zulässt, haben wird zudem das dritte Modellmatt, das es braucht, um das Problem der böhmischen Schule zuordnen zu können. Dies wurde den Komponisten der damaligen Zeit angestrebt.

Mit einem abwegig erscheinenden Opferschlüssel wird der Dame die g-Linie freigelegt, so dass die Parade 1. … Le3 des ursprünglichen Angriffsplans wiederum als Block genutzt werden kann; nun mit einem vertikalen Damenzug auf die lange Diagonale. Ein spannendes Rätselproblem, dessen Lösung schrittweise erschlossen werden kann!

Kommentare: Ein besonders hartnäckiges Zugzwangsrätsel, da verführungsreich und mit einem unwahrscheinlichen Opferschlüssel: Fünf schwarze Verteidigungen, wovon zwei von einem Modellmatt gekrönt sind; ein beachtliches Kunststück! (R. Gygax, Genf) Man wittert Zugzwang. Und weil der weissfeldrige Läufer bei fast allen (Satz-)Matts gebraucht wird, kommt nur das Läuferopfer auf h5 in Frage. Dass man den weissfeldrigen Läufer aus dem Spiel nehmen muss, ist allerdings nicht gerade der naheliegendste Zug. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Wenn man die Opfervariante gesehen hat, weiss man, dass man richtig liegt. (Th. Maeder, Bern) Versteckter Schlüssel, spannende Fortsetzungen mit prächtigen Mattbildern, darunter zwei Mustermatts: Danke fürs Vergnügen! (N. Biveroni, Effretikon) Versucht Weiss, mit seinem ersten Zug aktiv zu drohen, erweist sich der schwarze Läufer als ein wahrer Spielverderber! Je länger man sich aber mit der Stellung auseinandersetzt, umso mehr wächst die Überzeugung, dass der erste Zug ein Wartemanöver sein und vom weissfeldrigen Läufer ausgeführt werden muss, bzw. dass die anderen weissen Figuren ihre sehr starke Stellung halten müssen. Prächtige, abwechslungsreiche Mattbilder, und mit einer Ausnahme spielen immer vier oder sogar fünf weisse Figuren eine wichtige Rolle. Das war tatsächlich eine sehr nahrhafte Knacknuss! (G. Rusch, Spreitenbach) Hat man den Verdacht, dass es sich um Zugzwang handelt, merkt man, dass mit Schwarz am Zug schon drei Matts vorhanden sind, darunter ein schwieriges, glänzendes Modellmatt nach 1. … Lf2! Zu schön, um nicht wahr zu sein! Wie könnte man die Stellung verbessern, um nach 1. … Sf7 eine Fortsetzung zu haben? Nur mit einem verblüffenden Schlüssel, der noch zwei zusätzliche Modellmatts erlaubt! Ja, ja, Heathcote! Gehört er zur böhmischen Schule? Jein... eher zu Heathcote-Schule! (C.-H. Matile, Fontainemelon) Après la super-clé, il y a cinq variantes et, en plus, un mat incroyable: 3. Dg7 mat (Th. Ott, Genf)

Weitere richtige Lösungen sandten: R. Schweizer, Neuhausen; R. Wüthrich, Langenthal.

Lösung Nr. 4923

Beat Züger (Schweiz)
Basler Zeitung 2003
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Anfangs Juli ist IM Beat Züger, der den Problemteil des Tages-Anzeigers 20 Jahre lang betreute, nach langer Krankheit verstorben. Der Schwyzer, langjähriges Mitglied der Schweizer Nationalmannschaft und Internationaler Meister, der in seinen besten Jahren zweifelslos die Stärke eines Grossmeisters hatte, war einer der seltenen Spitzenspieler, die keine Berührungsängste vor dem Kunstschach kannten und somit in der Tradition des Rekordmeisters Hans Johner oder eines IM Josef Kupper standen.

Bereits als 12-Jähriger war er im Dauerlösungsturnier des Tages-Anzeigers, das fast genau vor 50 Jahren unter der Leitung von Alois Nagler gestartet worden ist, einer der absoluten Spitzenlöser in einem Teilnehmerfeld, das im Verlauf der folgenden Jahre über 120 Löser hatte. Eine in der heutigen Zeit unglaubliche Zahl, aber bevor die ersten Schachcomputer auf den Markt kamen, galt das Lösen von Schachproblemen auch unter vielen Vereinsspielern als eine erstrebenswerte Leistung. Im folgenden Jahr gab Beat dann im Tages-Anzeiger bereits seinen Einstand als Komponist; mit einem kniffligen, variantenreichen Dreizüger. Rund 20 Jahre später wurden die Teilnehmer der Schweizer Lösungsmeisterschaft in beiden Kategorien mit Aufgaben des vielseitigen Schachprofis konfrontiert – wiederum waren diese rätselhafter Natur, ideal, um die Löser zu fordern.

Diesen Stil hatte Züger in vielen seiner zumeist im Tages-Anzeiger publizierten Originale beibehalten. Aber auch Aufgaben mit klarer Ideenausarbeitung sind entstanden, wie der vorliegende Zweizüger zeigt:

1. Sh5! droht 2. Sg3 matt

1. … Sxg6 2. Dd5 matt

1. … Sf7 2. Sxg7 matt

1. … Sd7 2. Sxe7 matt

1. … Sc6 2. Sd6 matt

1. … Sc4 2. Dxb1 matt

1. … Sd3 2. e4 matt

1. … Sxf3 2. Dxf3 matt

1. … Sg4 2. hxg4 matt

Da Weiss bei Ausführung der Drohung den Lh2 verstellt und so den Springerblock auf e4 zu einem Thema B2-Matt nutzen würde, kann sich Schwarz mit beliebigen, entblockenden Springerzügen verteidigen. Das ergibt in unserem Problem ein komplettes Springerrad an Verteidigungen, die verschiedenartige Schädigungen verursachen und mit acht verschiedenen Matts beantwortet werden. Ein attraktives, Löser-freundliches Problem in einer übersichtlichen, offenen Stellung!

Kommentare: Vielen Dank für diese Hommage an den grossen Schachspieler und Kunstschachspezialisten Beat Züger. Ein wunderbarer Zweizüger; selten habe ich ein Problem mit so viel Genuss und Vergnügen gelöst. Die acht Abspiele mit dem vollständigen Springerrad haben mich richtiggehend begeistert. (B. Huss, Hittnau) Ein tolles Problem von Beat, über dessen Ideenreichtum ich in der Zeit, in der ich mit ihm zusammen in der Nationalmannschaft spielen durfte, oft beeindruckt war! Nach dem Schlüsselzug verfügt Schwarz über acht verschiedene Verteidigungen mit seinem Springer, auf die acht verschiedene Matts folgen! (M. Rüfenacht, Basel) Dieses Springerrad der Extraklasse ist eine wunderbare Hommage an unseren lieben Beat Züger, den wir nicht vergessen werden. (R. Gygax, Genf) Verteidigung mittels vollständigem Springerrad mit überraschenden schädlichen Selbstverstellungen. Das Verteidigungsmotiv beruht auf Linienthematik (Wegzug eines Selbstblocks in Erwartung einer weissen Selbstverstellung). Das in der Ausgangsstellung verheerende 1. … Sxg6 macht den Schlüssel aber praktisch zur einzigen Option. (A. Nievergelt, Winterthur) Nach einem guten Schlüssel kann das tapfere Rössel mit acht möglichen Versuchen seinen König nicht retten! Ein sehenswertes Problem und würdiges Andenken an Beat Züger. (C.-H. Matile, Fontainemelon) Besten Dank für die Aufgabe zum Gedenken an Beat Züger, dessen Problemteil im Tagesanzeiger mein langfristiges Interesse am Problemschach weckte: Recht schnell wird klar, dass der Sf4 abziehen muss, um das Feld e5 zu decken. Eindrücklich dünkt mich, wie das volle Springerrad des Se5 überwiegend durch Selbstverstellungen zum Matt führt und dass keine Nebenlösung auftaucht. (C. Nordt, Hombrechtikon) Bildhübsches vollständiges Feldräumungs-Springerrad. Bei Ausführung der Drohung würden die schwarzen Paraden ein Fluchtfeld schaffen. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Der Schlüssel liegt zwar auf der Hand. Aussergewöhnlich ist dann aber das komplette Springerrad mit acht verschiedenen Abspielen, wovon 1. … Sxg6 zu einem besonders eleganten Mattbild führt. Ein gelungener Wurf von Beat Züger. (W. Weidert, Zürich) Mit dem Drohzug zwingt Weiss den schwarzen Springer, seinen Platz dem König als Fluchtfeld zu überlassen. Aber Weiss hat vorgesorgt… Leichte Kost, aber nichtsdestotrotz sehr gefällig – vor allem besticht das perfekte schwarze Springerrad! (G. Rusch, Spreitenbach) Wunderbar, die acht verschiedenen Mattstellungen auf die Drohung Sg3 matt. (B. Wernly, Muri BE) Ein schönes Springerrad! (R. Wüthrich, Langenthal) Hoffnungslos altmodisch, aber gut konstruiert. (Th. Maeder, Bern) Si après la clé le Cavalier libère la case e5, il y a huit mats tous différents! Superbe! (Th. Ott, Genf) Vergeblicher Galopp des Springers im gesamten Rad – eine wunderbare Komposition der leider verstorbenen, bedeutenden Schweizer Schachkoryphäe Beat Züger. (K. Köchli, Bonstetten) Eine herrliche Darstellung eines schwarzen Springerrads! Schwarz will die weisse Läuferverstellung durch das Springerdrohmatt auf g3 ausnützen und dem König ein Fluchtfeld auf e5 geben, aber wohin der Springer auch geht, ermöglicht er immer neue, gut ausdifferenzierte Matts dank Verstellungen, Selbstfesselung und Lenkungen. Eine prächtige Komposition des starken Problemkenners und Partiespielers, der uns viel zu früh verlassen hat. (S. Bomio, Lugano) Gegen den Drohzug, der den eigenen Lh2 verstellt, hilft einzig der Wegzug des Sd5. Daraus resultiert ein wunderschönes schwarzes Springerrad, bei welchem fünf Speichen eigene Linien verstellen. Hübsch ist auch die Selbstfesselung 1. … Sxg6. Der Umstand, dass darauf (und generell auf den Abzug des Se5) kein Satzmatt vorliegt, gibt allerdings einen deutlichen Hinweis auf den Schlüssel. Irgendwie spürt man in den Problemen von Beat Züger meist die Autorschaft des starken Schachspielers. Insofern finde ich die vorliegende Aufgabe mit ihrer sehr klaren Thematik eher atypisch für seine Kompositionen. Im Chor der Schweizer Problemisten hatte er eine durchaus eigene Stimme, die nun fehlen wird. (N. Biveroni, Effretikon)

Weitere richtige Lösungen sandten: R. Schweizer, Neuhausen; D. Friedli, Ostermundigen.

Lösung Nr. 4922

Hidajat Maruta (Indonesien)
Probleemblad 1969, 3. Preis
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

«Wie eine von Schülern verballerte Zielscheibe» beschrieb ein Leser treffend diese etwas wilde Stellung, in der man sich erst mal zurechtfinden muss. Neben den allesamt am Rand stehenden weissen Figuren und den acht schwarzen Bauern fällt bald auf, dass Schwarz mit 1. ... e2 seinem König eine Fluchtmöglichkeit schaffen könnte. Da die in der Ecke eingeschlossen Dame dies nicht rechtzeitig verhindern kann, liegt es nahe, das Feld e3 mit dem bislang unbeschäftigten Lh4 präventiv zu kontrollieren. Obwohl dadurch kein Drohspiel entsteht, schafft dieser vorausschauende Zug aber bereits die entscheidende Stellungsverbesserung, um ans Ziel zu kommen. Denn überraschenderweise befindet sich nun Schwarz im Zugzwang!

1. Lg5! Zugzwang!
1. … b4 2. Td8+! A Kxc5 3. Lxe3 matt B
1. … f2 2. Lxe3+!! B Kxe3 3. Dxe5 matt C
1. … e6 2. Dxe5+!! C Kxe5 3. Sxf3 matt D
1. …. e2 2. Sxf3+! D Kd3 3. Td8 matt A

Notiert man die Bauernzüge in der richtigen Reihenfolge, entdeckt man einen Zyklus der weissen Fortsetzungen und Mattzüge, bei dem ein Damen- und ein Läuferopfer inbegriffen sind. In allen Varianten werden die vier unterschiedlichen Königsfluchten von einem zuvor hingezogenen Bauern blockiert. Alle vier Bauern bilden also je einen Fernblock, zu denen der Kd4 im 2. Zug gelenkt wird.

Nebenspiel:
1. … Sf6 2. De8+ und 3. DxS matt!

Abgesehen vom etwas schwachen, zurechtstellenden Schlüssel haben wir also einen grossartigen, harmonischen Lösungsverlauf mit einem auf einheitlichen Schädigungen gründenden Zyklus, den man auf Grund des Stellungsbildes kaum erahnen kann.

Kommentare: Ein sehr schönes Problem mit überraschendem Zugzwangschlüssel und sehr ansprechenden, analogen Mattführungen durch jeweilige Bauernfernblocks und zwei Figurenopfern. Magnifico! (S. Bomio, Lugano) Aus der Zeit, bevor solche Zyklen in Mode kamen. Der Autor hat es erfolgreich vermieden, dass wegen Symmetrie Langweile entsteht. (Th. Maeder, Bern) Der Schlüsselzug liegt irgendwie nahe, schliesslich muss der Lh4 ja auch eine Aufgabe haben und kann nicht nur zur Zierde dastehen. Danach Viererzyklus der 2. und 3. Züge von Weiss nach Fernblocks durch vier schwarze Bauern, dazu beinahe noch eine Sternflucht des Kd4. Qualitativ hochstehend! (N. Biveroni, Effretikon) Nach allen vier Bauernzügen geschehen vier weisse Züge doppelt, versetzt als 2. und 3. Züge. Ein sehr schönes «Buchstabenproblem» mit Fernblocks. (R. Wüthrich, Langenthal) M. Maruta créait des problèmes magnifiques! Après la clé avec Zugzwang, il y a quatre variantes étonnantes grâce aux cases occupées. C’est superbe! (Th. Ott, Genf) Ich brauchte einige Zeit, um zu verstehen, dass die schwarzen Bauernzüge auch ein zwei Felder vom König entferntes Fluchtfeld blockieren können. Jede der mattsetzenden Figuren lenkt den König in einer anderen Variante neben ein derartiges, blockiertes Fluchtfeld und es ergibt sich ein Kreis von Lenkung und Mattsetzung. Die Stellung hat überraschend viel zu bieten. (W. Weidert, Zürich) Der Schlüsselzug 1. Lg5 überrascht wenig, bringt er doch diesen ins Spiel und verhindert, dass der Lh7 ins Geschehen eingreifen kann. Bei vier Abspielen wechseln der 2. weisse schachbietende Zug jeweils zum mattsetzenden 3. Zug des folgenden Abspiels, was wohl mit dem harmonischen Lösungsverlauf angesprochen wird. (C. Nordt, Hombrechtikon) Mit nur vier verschiedenen Zügen erreicht Weiss vier ansehnliche Mattbilder. Jeder weisse Zug bietet einmal Schach und setzt einmal matt. Ein wunderbarer Task mit böhmischem Geschmack, obwohl keine Modellmattbilder dabei sind. Das Ganze wird zudem mit zwei Figurenopfern gewürzt. (C.-H. Matile, Fontainemelon) Wäre Schwarz am Zuge, hätte er nur sechs Möglichkeiten – schon allein dies riecht nach einem Zugzwangproblem. Je länger man sich mit dem Problem befasst, desto mehr wird einem die Wichtigkeit des unscheinbaren Lh4 bewusst. Es ergeben sich anmutige, abwechslungsreiche Mattbilder! (G. Rusch, Spreitenbach) Die schwarze Bauernschaft ist vollständig, kann jedoch von einem gezähmten Gaul und von einem eingesperrten Läufer nicht viel erwarten -wer ist am besten bewaffnet? Ein verblüffendes Szenario mit einer schönen Vielfalt an Schachzügen, dazu tolle Figurenopfer! (R. Gygax, Genf) Der randständige Läufer ist doch sehr passiv und die Bauernzüge führen zu Blocks. (R. Schweizer, Neuhausen)
Eine weitere richtige Lösung sandte: D. Friedli, Ostermundigen.

Lösung Nr. 4921

Kenneth H. Braithwaite (Kanada)
The Problemist, 1985
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

In diesem optimal gebauten Zweizüger wird ein Linienthema, das Dualvermeidung beinhaltet, doppelt gezeigt. Auffällig sind die beiden ideal stehenden weissen Springer, die vier Mattfelder anpeilen. Alle diese Felder werden aber zunächst vom Lb5 und dem Tg3 kontrolliert. Die Lösung beginnt mit einem feinen, unauffälligen Schlüssel, der das Drohmattfeld räumt:

1. fxe6! droht 2. Tf5 matt

Danach gibt es zwei Nachbarfelder des schwarzen Königs, die nur einmal überdeckt sind: Das Feld d6 vom Td2 und das Feld e6 vom La2. Die hauptsächliche Verteidigungsidee von Schwarz ist nun nicht die Deckung des Drohmattfeldes, sondern diese beiden einfach gedeckten Felder mit Linienunterbrechungen zu Fluchtfeldern zu machen.

1. … Tb3 2. Sg4 matt! (2. Sg6 matt?? Kxe6!)

1. … Td3 2. Sg6 matt! (2. Sg4 matt?? Kd6!)

Der Wegzug des Turms von der g-Linie provoziert einen Mattdual der beiden Springer auf den Feldern g6 und g4, der aber durch die linienverstellenden Verteidigungszüge vermieden wird. Es setzt nur derjenige Springerzug matt, der kompensatorisch eine neue weisse Deckungslinie zu den besagten Nachbarfeldern des Ke5 öffnet.

Dies ist das Thema C der Linienkombinationen, das zwei Themenvarianten voraussetzt. Es gehört zur derjenigen Themengruppe, die mit Buchstaben bezeichnet werden: Vom Thema A bis zum Thema J. Besonders gängig sind die Themen A, B und B2; auch bereits angetroffen hatten wir das Thema F (Nr. 4835 Bruch)

Das Thema C wird so definiert: Zwei Felder im Bereich des schwarzen Königs sind durch zwei verschiedene Langschrittler je einmal gedeckt. Nachdem Schwarz eine der Linien verstellt, führt von zwei scheinbar möglichen Zügen nur derjenige zum Matt, der eine maskierte, weisse Linie zum nun ungedeckten Fluchtfeld öffnet.

Nach den Verteidigungen mit dem Lb5 geht es genauso:

1. … Lc4 2. Sd7 matt! (2. Sc6 matt?? Kxe6!)

1. … Ld3 2. Sc6 matt! (2. Sd7 matt?? Kd6!)

Eine Doppelsetzung des Thema C in sehr ansprechender Form!

Nebenvarianten: oder

1. … Tg5 2. Dxg5 matt

1. … Lxf6 2. Dxf6 matt

1. … Tf1 2. Te4 matt

1. … Tf3 2. Sg6 matt, Sg4 matt oder Dg5 matt

Kommentare: Thema C in Doppelsetzung. Vier blitzsauber differenzierte Springermatts nach Schlagschlüssel, den man natürlich aus purer Gewohnheit (oder aus alter Verpöntheit) lange nicht in Erwägung zieht. Sehr schön! (N. Biveroni, Effretikon) Zweimal Thema C der weissen Linienkombinationen. Die Variante 1. … Tf3, wo zwei der Themamatts nochmals auftauchen, und das erst noch dualistisch, stört mich da sehr. (Th. Maeder, Bern) Nach dem Schlüsselzug wird die zweimal mögliche Linienverstellungen des La2 durch die beiden Matts des Sf6 widerlegt und der Se7 leistet dasselbe für die beiden Linienverstellungen des Td2. Sehr ansehnliche doppelte Darstellung der gleichen Idee. Die übrigen Varianten sind da nur notwendiges Beigemüse (das dreifache Matt nach 1. … Tf3 ist nicht so toll), (W. Weidert, Zürich) Ein diskreter Feldräumungsschlüssel als Vorbereitung der schwarzen Paraden: Schwarz verstellt die weisse Deckungslinie des La2 nach e6. Matt ist derjenige Springerzug, der die Deckungslinie der Dh6 nach e6 öffnet. Schwarz verstellt die weisse Deckungslinie des Td2 nach d6. Matt ist derjenige Springerzug, der die Deckungslinie des Lf8 nach d6 öffnet. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Schwierig, solange man sich nicht für einen unkonventionellen Schlüssel interessiert... Geschickt durchdachtes Lipizzanerballett! (R. Gygax, Genf) Après la clé il y a, entre autres, quatre mats incroyables! Ce sont les deux Cavaliers blancs, qui matent, mais attention: chaque fois seulement un Cavalier mate. Magnifique! (Th. Ott, Genf) Nach dem feinen, das Mattfeld räumenden Bauernschlüssel folgen sehr gut ausdifferenzierte Mattbilder dank schwarzen, verstellenden Figurenlenkungen in den Hauptvarianten. (S. Bomio, Lugano) Die zahlenmässig unterlegenen schwarzen Figuren weisen erstaunliche Defensivstärken auf; trotz weisser Übermacht ist die Lösung aber nicht offensichtlich. Mir geht Schlagen im ersten Zug «gegen den Strich»… Ist dies der Grund, weshalb das Problem keinen Preis erhielt? (G. Rusch, Spreitenbach) Abzüge? Aber wozu? Doppelschach? Materialgewinn? Nein, viel subtiler! Die vier Springerabzüge dienen zugleich zum Schachmatt und zur Kontrolle der durch die Paraden visierten Fluchtfelder d6 und e6. Der ganze Unterschied zwischen Kunst- und Kampfschach! (C.-H. Matile, Fontainemelon)

Weitere richtige Lösungen sandten:  C. Nordt, Hombrechtikon; D. Friedli, Ostermundigen; R. Schweizer, Neuhausen; R. Wüthrich, Langenthal; K. Köchli, Bonstetten.  

Lösung Nr. 4920

Spartaco Bomio (Lugano) und Klaus Köchli (Roveredo)
Original
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Ein kleines Problem für heisse Sommertage, das mit einer logischen Abfolge von Zügen gelöst werden kann.

Es handelt sich also um ein «logisches Schachproblem», dessen Lösung somit nach einem bestimmten Schema strukturiert ist: Weiss verfügt über einen grundsätzlichen Plan, wie er den gegnerischen König mattsetzen will. Versucht er jedoch diesen Hauptplan auszuführen, scheitert dies an einem von Schwarz gesetzten Hindernis. Dieser Versuch, das Probespiel, kann also von Schwarz pariert werden. Die Widerlegung des Probespiels kann Weiss aber mittels eines weiteren Planes ausschalten oder unwirksam machen. Dieser vorangestellte Plan ist der Vorplan, der mit dem Schlüsselzug beginnt. Schwarz muss nun auf die neue Drohung des Vorplans reagieren, so dass Weiss danach den Hauptplan erfolgreich ausführen kann.

In unserem Beispiel, bei dem 1. … Txd4 wegen 2. Tc6 matt keine Gefahr darstellt, gibt es sogar zwei Hauptpläne, bzw. zwei Angriffsideen, die als Probespiele zuerst scheitern:
1. Sb6 !? droht 2. Sd7 matt, aber 1. … Tg7!
1. Sc7 !? droht 2. Sa6 matt, aber 1. … c3!

Mit einem Vorplan, der eine recht versteckte Drohung hat, gelingt es nun Weiss, die beiden Paraden der Probespiele auszuschalten:

1. Le4! droht 2. T6d5+! Kc6 3. Tb5 matt!

Schwarz verteidigt sich zweimal auf analoge Weise mit Angriff auf den Batteriehinterstein des Drohmatts. Dabei geraten die beiden schwarzen Steine aber ins Abseits.

1. … Te3 2. Sb6! und 3. Sd7 matt

1. … Lf3 2. Sc7! und 3. Sa6 matt

Nachdem die beiden Verteidiger weggelenkt sind, kann Weiss die beiden Hauptpläne ohne weitere Gegenwehr ausführen. Die Aufgabe zeigt einen logischen Inhalt in seiner knappsten möglichen Form, da Schwarz mit seinem zweiten Zug nicht mehr reagieren kann. Hätte der weggelenkte Verteidiger nach der Ausführung des Hauptplans im 2. Zug selbst wiederum eine neue Verteidigungsmöglichkeit, hätten wir es mit einem Römer zu tun. Ergäbe sich nach der Weglenkung des Verteidigers bei Ausführung des Hauptplans im 2. Zug eine neue Verteidigungsmöglichkeit für einen anderen schwarzen Stein, hätten wir es mit einem Dresdner zu tun. Ein hübsches Musterproblem der «Neudeutschen Schule» aus der Südschweiz.

Kommentare: Schwarz hat die Felder a6 und d7 durch den Le2 und den Tg3 unter Kontrolle und daher scheitern die Probespiele 1. Sb6 und 1. Sc7. Die Drohung nach dem Schlüsselzug lenkt einen der Verteidiger weg und dann funktionieren die Probespiele. Ein reizvolles, gar nicht triviales Problem. (W. Weidert, Zürich) Nach Weglenkungen dringen die Probespiele ohne weitere Gegenwehr durch (A. Nievergelt, Winterthur) Besten Dank für euer schönes Original, dessen Schlüsselzug nicht ganz einfach zu finden ist. Die Probespiele gelingen in der Lösung, weil der Turm nicht mehr auf die 7. Reihe ziehen kann, bzw. der Läufer die Diagonale b6-f1 verlässt, in der Absicht, jeweils den Le4 schlagen zu können. (C. Nordt, Hombrechtikon) Nur ein nicht auf der Hand liegender Schlüssel mit einer zweizügigen Drohung erlaubt es, den Le2 und den Tg3 auf ungünstige Felder zu lenken. Dieses gefällige Problem ist vielleicht leichte Kost für «Kanonen», aber genug nahrhaft für die übrigen Mitglieder der Lösergemeinde! (C.-H. Matile; R. Hauser, Fontainemelon) Weiss muss ausnutzen, dass der Td4 im ersten Zug nicht geschlagen werden darf, aber gleichzeitig mit seinem zweiten Zug ein Schachgebot androhen, da sonst Schwarz die Initiative übernimmt. Der einzige Zug, gegen den kein schwarzes Kraut gewachsen ist, ist 1. Le4: Entschliesst sich Schwarz, das im dritten Zug drohende Abzugsschach durch den Angriff auf den Le4 zu verhindern, weiss der Springer hervorragenden Rat. Eine feine Aufgabe mit fast ausgeglichenem Material. (G. Rusch, Spreitenbach) Der Läufer verhindert mit dem Schlüssel vorsorglich die Sperrung seiner Wirkungslinie. (R. Schweizer, Neuhausen) Dass sich der Lh1 auf der Diagonale bewegen muss, war zu vermuten, aber wohin? (D. Friedli, Ostermundigen) Natürlich habe ich zuerst 1. Td3 versucht… (Th. Maeder, Bern). Im Gegensatz zu seinem Diagonalen-Visavis, soll der Läufer nicht im Hinterhalt liegen. Erfrischend, mit einem fulminanten Drohmatt. Herzlichen Glückwunsch an die Autoren! (R. Gygax, Genf) Eigentlich ein sommerliches Leichtgewicht, aber wegen der sehr gut versteckten Drohung nicht einfach zu knacken. Auch kleine Probleme können Kopfzerbrechen verursachen, besonders bei diesen Temperaturen! Herzliche Gratulation den beiden Komponisten! (N. Biveroni, Effretikon)

Eine weitere richtige Lösung sandte: R. Wüthrich, Langenthal.

Lösung Nr. 4919

Dragan Stojnić (Serbien)
H. Bartolović – 70 JT 2003, 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Diese elegante Aufgabe des Grossmeisters besticht durch die exemplarisch klare Darstellung eines fortgesetzten Angriffs und wurde, obwohl sie nicht allzu schwierig ist, ins Fide-Album aufgenommen.

Tatsächlich ist der weisse Läufer in der Ecke ein starkes Indiz, welche Figur den Schlüsselzug ausführt. Denn nur wenn der Tf6 sich bewegt, kann der Lh8 eine Funktion haben. Nähme man also den Tf6 vom Brett, was einem beliebigen Turmzug entspräche, drohte jeweils dank der nun offenen langen Diagonale 2. Txc3 matt. Aber Schwarz hat auf diese Drohung eine starke Entgegnung, die diesen primären Angriff pariert:

1. Tf6 zieht? (droht 2. Txc3 matt), aber 1. … d4!

Weiss setzt nun mit demselben Stein und gleichbleibender Drohung den Angriff fort und versucht das Feld für den Tf6 so zu wählen, dass auf die besagte Parade ein Matt möglich wird. Bei gleich vier Turmzügen werden Schwächen des Bauernzuges erkennbar, die Weiss mit einem Matt ausnützen kann. Aber bei drei dieser sekundären Angriffe behindert sich Weiss selbst, so dass Schwarz jeweils eine neue Ausrede hat. Erst der vierte Versuch korrigiert alle Mängel der Angriffsversuche und wird zum Schlüsselzug. («Correction» und die entsprechenden Übersetzungen werden daher als Themenbegriff ausserhalb des deutschen Sprachraums gebraucht.)

1. Tc6!? (droht 2. Txc3 matt) d4 2. Dxd4 matt! Der Bauer bahnt der Dd7 auf schädliche Weise den Weg zum Mattfeld. Aber 1. … Sb5! und nun ist 2. Dxb5 matt unmöglich.

1. Td6!? d4 2. Se5 matt! Die Blockierung des Fluchtfeldes d4 kann dank des verstellten Lc7 genutzt werden. Aber 1. … La5!, weil 2. Sd6 matt unmöglich ist.

1. Tg6!? d4 2. Lxg8 matt! Durch den Bauernzug wird die Diagonale a2-g8 geöffnet, was Weiss wegen der Verstellung der Dh5 ausnützt. Aber 1. … Sd3!, denn 2. Lxd3 matt ist unmöglich.

Der vierte sekundäre Angriff ist schliesslich erfolgreich:

1. Tf7! droht 2. Txc3 matt

1. … d4 2. De6 matt!

Wiederum ist die Öffnung den Diagonale a2-g8 die Schädigung, die nun von der Dd7 genutzt werden kann.

1. … Sb5 2. Dxb5 matt

1. … La5 2. Sd6 matt

1. … Sd3 2. Lxd3 matt

1. … Le5 2. Sb6 matt

Zusätzlich zur vierfachen Auswahl des sekundären Angriffs ergibt sich ein vierfacher Mattwechsel auf die Parade des primären Angriffs, 1. … d4!, mit erfrischend abwechslungsreichen Schädigungsnutzungen. Eine attraktive, unterhaltsame Aufgabe!

Kommentare: Fortgesetzter Angriff mit Vierphasenmattwechsel nach dem Widerlegungszug des Primärangriffs. Dank der Nebenvariante 1. … Le5 hat der Sf3 mehr Funktion, als bloss die dritte Reihe zu verstellen. (Th. Maeder, Bern) Il y a trois essais géniaux, une clé superbe et des mats changés. (Th. Ott, Genf) Es wird rasch klar, dass der Tf6 das Feld räumen muss, um den Lh8 zu aktivieren. Der Turm darf dabei Felder für Mattvarianten der eigenen Steine nicht behindern und muss den Lg8 aussperren. (C. Nordt, Hombrechtikon) Von den zahlreichen Feldern, auf die der Tf6 ziehen kann, um die Läuferdiagonale des Lh8 freizumachen, eignet sich nur f7, das die Diagonale des Lg8 sperrt. (D. Friedli, Ostermundigen) Gegen die Verteidigung 1. ... d4! hat Weiss mehrere Turmschlüssel mit Läuferlinienöffnung zur Verfügung, aber nur einer führt zum Ziel. Die anderen scheitern alle an Selbstbehinderungen. (S. Bomio, Lugano) Ein bemerkenswerter Auswahlschlüssel. Der Bd5 und der Lc7 widerlegen 10 der 11 möglichen Turmzüge. Der Schlüsselzug bietet der Dame das Mattfeld e6 und verhindert damit die Verteidigung durch den Bd5. (W. Weidert, Zürich) Voreilig meinte ich schon, die Lösung in 1. Tg6 gefunden zu haben… Dass es dann aber – mit immer gleicher Drohung! – doch dieser Turm ist, dem die Ehre zukommt, erstaunt nicht – zu vielfältig sind seine Möglichkeiten. (G. Rusch, Spreitenbach) Eher leichte Kost, obwohl ich anfangs 1. Tg6 wegen dem ansprechenden 1. … d4 2. Lxg8 matt in Betracht gezogen hatte. (K. Köchli, Bonstetten) Ein Turm opfert sich zugunsten seines Kumpels: schön konstruiert, mit einem reizenden Läufer-Springer Pas de deux! (R. Gygax, Genf) 1. Tb6 scheitert leider nicht nur an 1. … Le5, sondern auch an 1. … d4, sonst wäre das Verführungsquartett perfekt gewesen. (Das sagt man so leicht als Löser, der keine Ahnung hat von den Kompositionsproblemen der Problemkomponisten!) Fortgesetzter Angriff mit sehr schönen Mattwechseln auf 1. … d4. Aber ich bin wohl nicht der einzige Löser, der zuerst die Lösung und erst dann die Verführungen gefunden hat... (N. Biveroni, Effretikon)

Weitere richtige Lösungen sandten: R. Schweizer, Neuhausen; H. Wyss, Sierre; J. Meli, Bern.

Lösung Nr. 4918

Dolf Wissmann (Niederlande) und Eddy van Beers (Belgien)
Horizon 2011
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Diese attraktive Aufgabe ist das Gemeinschaftswerk zweier renommierter Grossmeister im Lösen von Schachproblemen. Gerade kürzlich konnte Eddy van Beers anlässlich der Europameisterschaften in Bratislava sowohl im Open wie danach an der offiziellen Europameisterschaft den ausgezeichneten 3. Platz erringen. Sicherlich einer der Höhepunkte in Dolf Wissmanns Karriere war hingegen sein Sieg als Komponist im 7. WCCT (World Chess Composition Tournament), in der Kategorie «Hilfsmatt», vor knapp 20 Jahren.

Beide wissen daher bestens, was den Lösern gefällt: Weiss hat eine Batterie auf der 4. Reihe, die jedoch bei einem Abzug dem gegnerischen König das Fluchtfeld e3 freigäbe. Würde dieses Feld jedoch durch den Tb3 blockiert, wäre ein beliebiger Abzug des Sg4 erfolgreich und Weiss könnte nach 2. … Te4 mit 3. Txe4 mattsetzen. Somit kann sich der weisse König zur Unterstützung seiner Farben bedenkenlos annähern – allerdings muss man dabei den ersten Knalleffekt bereits gesehen haben, sonst machte der Zug keinen Sinn:

1. Ke7! droht 2. Dd5+!! Kxd5 3. Sxf6 matt

Eine prächtige Drohung mit einem ersten Damenopfer! (2. … Kc3 3. Dd3 matt.) Und die weiteren folgen sogleich:

1. … Sc3 2. Dc4+!! Kxc4 3. Se3 matt

1. … Se3 2. De4+!! Kxe4 3. Sxf6 matt (2. … Kc3 3. Dd3 matt)

Nach Fluchtfeldblockierungen wird der Kd4 mittels Damenopfern auf Felder gelenkt, auf denen er fatalen Doppelschachs mit Matt ausgesetzt ist.

1. … Te3+ 2. Se5+ Te4 3. Txe4 matt

1. … Lc3 2. Dc4+!! Kxc4 3. Se3 matt

1. … Tb5 2. Dxb5 und 3. Dd3 matt

Eine spektakuläre Häufung von Damenopfern, die man in dieser Stellung mit einem im Zentrum freistehenden König kaum vermuten würde. Eine ebenso verblüffende wie unterhaltsame Aufgabe!

Kommentare: Ein erstklassiges, schwieriges Problem! Nach der raffinierten Drohung mit Schachprovokation und Damenopfer folgen wertvolle Mattführungen durch zwei weitere analoge Damenopfer, Blocks und Kreuzschach. Complimenti per la scelta di questo bellissimo problema! (S. Bomio, Lugano) Ein sehr schönes Problem. Nach einem Königszug, der den Ld6 beschützt, aber auch ein Gegenschach erlaubt, folgen Damenopfer auf insgesamt drei verschiedenen Feldern, unmittelbar beim schwarzen König. (C. Nordt, Hombrechtikon) Der freistehende schwarze König wird in einem idealen Zusammenspiel der weissen Angreifer zur Strecke gebracht, wobei der Dame eine aufopferungsvolle Rolle zukommt. Das wenige weisse Figurenmaterial gibt überraschend viel her. (W. Weidert, Zürich) Schöne Damenopfer! (Th. Maeder, Bern) Après la clé, il y a trois superbes sacrifices de Dame. Génial! (Th. Ott, Genf) Effektvolle Damenopfer lassen die Batterie voll zur Geltung kommen. Die schwarzen Springerzüge auf die 3. Reihe entpuppen sich als verzögert genutzte Blocks. (N. Biveroni, Effretikon) Thanks a lot for selecting this problem! (E. van Beers, Belgien)

Eine weitere richtige Lösung sandte: R. Schweizer, Neuhausen.

Lösung Nr. 4917

Ferenc Fleck (Ungarn)
Magyar Sakkvilag 1943, 1. ehr. Erw.
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Beim Überprüfen der schwarzen Züge nach nutzbaren Selbstschädigungen bemerkt man, dass gleich nach jedem der schwarzen Züge ein Matt möglich wäre. Das ergibt einen vollständigen Satz mit fünf Satzspielen:

1. … e6 2. Sf6 matt
1. … exd4 2. Txe7 matt
1. … d2 2. Lc2 matt
1. … Sf1 zieht 2. S(x)g3 matt
1. … g3 2. Lf3 matt

Es handelt sich somit um eine Aufgabe mit dem Thema White to play, auch Zugwechsel genannt.

Obwohl der von der Da4 blockierte Ba5 ein Indiz ist, dass es in der Stellung keine schlichten Wartezüge zur Abwälzung der Zugspflicht gibt, sind doch ein paar derartige Versuche interessant:

1. Tf8!? oder 1. Tf5!?, aber 1… exd4! und 2. Txe7 matt ist unmöglich.
1. Tf6!?, aber 1. … e6!! und 2. Sf6 matt ist unmöglich.
1. Lg3!?, aber 1. … Sf1 zieht! und 2. Sg3 matt ist unmöglich.

Von den möglichen Schlüsseln, die eine Drohung aufstellen bietet nur  1. Lb3!? (droht 2. Lxd5 matt) reelle Chancen, was aber Schwarz mit 1. … e6! (2. Sf6+? Kf3!) parieren kann. Weiss muss sich also auf den Zugzwang verlassen und folglich bei mindestens einem der Satzspiele ein neues Matt bereitstellen. In unserem Problem wird dies bei weitem übertroffen: Nach einem raffinierten Schlüssel, der Funktionswechsel der Figuren bewirkt, ändern gleich alle Mattzüge im Vergleich zum Satz!

1. Sf5!! Zugzwang

1. … e6 2. Sxd6 matt!

1. … exd4 2. Dxd4 matt!

1. … d2 2. Dc2 matt!

1. … Sf1 zieht 2. Sf(x)g3 matt!

1. … g3 2. f3 matt!

Das sind fünf Mattwechsel, bei denen zudem in drei Varianten die Mattfelder des Satzes wiederum besetzt werden. Eine ideale White to play-Aufgabe!

Kommentare: White to play – Alles neu macht der Schlüssel: Aus dem weissen Zugzwang wird ein schwarzer Zugzwang, fünf neue Matts ersetzten die Satzmatts. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Vollständiger Mattwechsel im Vergleich zum Satz; ein lupenreiner Bilderbuch-White-to-play! (A. Nievergelt, Winterthur) Die schwarzen Zugmöglichkeiten des Satzspiels bleiben nach dem Schlüssel unverändert erhalten, aber Weiss ersetzt sämtliche Satzmatts: fünf Mattwechsel, wobei in drei Fällen das Matt auf dem gleichen Feld, aber durch einen anderen Stein erfolgt. Ein begeisterndes Zugwechsel-Problem! (N. Biveroni, Effretikon) Die Tatsache, dass auf jeden schwarzen Zug ein Matt bereitsteht, macht es wahrscheinlich, dass die Trumpfkarte «Zugzwang» sticht. Dass der unscheinbare Se3 eine Schlüsselposition findet, aus der er je nach Antwort von Schwarz entweder eine Schutzfunktion ausübt oder selbst zum Vollstrecker wird, ist beeindruckend. (G. Rusch, Spreitenbach) Sehr bemerkenswert: bei drei der fünf Varianten zieht ein anderer Stein auf das gleiche Feld wie zuvor in den Satzspielen. (C. Nordt, Hombrechtikon) Das scheinbar einfache Problem hat sich als recht schwierig entpuppt. Weiss hat mangels Wartezug keine Möglichkeit, alle Matts der Ausgangsstellung aufrecht zu erhalten. Mit dem Schlüsselzug tauschen der Se3 und der Sh5 ihre Aufgaben und dann klappt es. (W. Weidert, Zürich) Die Versuchung ist zwar gross, die Dame von der Deckungsaufgabe des d-Bauern zu befreien, dennoch ist dieser «White-to-play» mit vollständigem Mattwechsel eine meisterhafte Leistung! (R. Gygax, Genf) Interessant, dass alle Matts gegenüber den Satzspielen verändert sind. (D. Friedli, Ostermundigen) Avant la clé, tous les coups noirs finissent par un mat. Après la clé, tous les mêmes coups finissent par un mat différent! Magnifique! (Th. Ott, Genf) Ein anmächeliges Problem, das gar nicht so einfach ist, da plötzlich der Se3 die Regie übernimmt. (K. Köchli, Bonstetten) Sehr schönes White to play-Problem mit gar nicht naheliegendem Zugzwangschlüssel und prächtigen Mattwechseln in allen Varianten. (S. Bomio, Lugano) Auf alle schwarzen Züge wird der König mattgesetzt. Nach dem Schlüsselzug gibt es fünf Mattwechsel zu bestaunen. (R. Wüthrich, Langenthal) Alle ursprünglichen Mattzüge werden ersetzt. (R. Schweizer, Neuhausen) Wenn man dieses wunderbare Stück mit denjenigen vergleicht, die in diesem Turnier mit Preisen bedacht wurden, schneidet es aus heutiger Sicht sehr vorteilhaft ab. Damals waren die gehäuften Mattwechsel wohl noch nicht so in Mode. Der Autor wird sich damit getröstet haben, dass er mit einem anderen Stück den 1. Preis erhalten hat. (Th. Maeder, Bern)

Lösung Nr. 4916

Gerald F. Anderson (England)
The Problemist, 1975, 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Hat man sich auf dem gut besetzten Brett erst einmal orientiert, fällt die drohende Fesselung der weissen Dame durch den Lh7 auf. Um diese zu vermeiden, wäre 1. Kb8!? mit z.B. der Drohung 2. Txb6+! interessant, aber nach 1. … Lxd8!! erneuert Schwarz die Gegenschachdrohung und gleichzeitig kann die Dh6 auf der 6. Reihe eingreifen. Und so geht weder 2. Tg6? wegen 2. … Lxc7+!, weil der nun gefesselte Se8 nicht mit Matt zurückschlagen kann, noch 2. Dc8? wegen 2. … Dxc6! und der Angriff ist neutralisiert.

Auf andere Verteidigungszüge des Lf6 zur Öffnung der 6. Reihe wäre Weiss jedoch mit der Aussperrung des lästigen Lh7 mittels 2.Tg6! erfolgreich – diese Idee führt zur Lösung des Problems. Präventive Liniensperren durch den Tc6 genügen aber vorerst nicht, da der Lh7 entweder das Drohmattfeld deckt oder die Dd7 fesselt: 1.Te6!? (droht 2. Db5 matt), aber 1. … Ld3! bzw. 1.Tc4!?, aber 1. … Lf5! Schwarz muss zu selbstbehindernden, schädlichen Lenkungen gezwungen werden, was mit einem idealen Hinterstellungsschlüssel gelingt:

1. Tb1!! droht 2. Sc5+ Ka5 3. b4 matt

1. … Sd3 2. Te6! und 3. Db5 matt (2. … Ld3?? ist unmöglich)

1. … Se6 2. Tc4! Sxc7 3. Sxc7 matt (2. … Lf5?? ist unmöglich)

Mit der erzwungenen Mithilfe von Schwarz gelingen nun die präventiven Liniensperren und der Lh7 bleibt ausgegrenzt. Deckt hingegen der Lf6 das Mattfeld, wird der Lh7 vom Tc6 direkt aus dem Spiel genommen:

1. … Le7 2. Tg6! und 3. Db5 matt

Diese Variante findet ihre vertikale Entsprechung bei der Opferannahme des Schlüsselsteins:

1. … Lxb1 2. Tc2! und 3. Db5 matt

Der Lh7 tappt in die Falle und der Turm versperrt den Ausgang. In diesem zweiten Variantenpaar agiert der Tc6 also ähnlich dem Mausefallethema, bei dem allerdings der weisse Stein dem Gegner zuerst die Falle öffnet, um sie dann wieder zu schliessen. Es ergibt sich also ein imposantes Quartett von analog motivierten Varianten mit Sperrzügen des Tc6 zu Lasten des Lh7.

Um diese ambitionierte Idee korrekt darstellen zu können musste der Komponist allerdings bei der Konstruktion Kompromisse eingehen, was er aber auf einfallsreiche Art tat. Um den erwähnten, knapp scheiternden Versuch 1. Kb8!? nicht zur Nebenlösung werden zu lassen, musste die 8. Reihe mit dem Tf8 verstärkt werden, was wiederum eine «linienstopfende» weisse Figur auf d8 erforderte.

Unerklärlich ist hingegen der untätige Sf3, der weder Nebenlösungen noch Duale vermeidet und weder dem Preisrichter des «Problemist» noch den Juroren des FIDE-Albums aufgefallen war. Ein doch auffälliger «Tolggen im Reinheft».

Nebenvariante: 1. … bxc6 2. Kb8! und 3. Dc8 matt, bzw. 3. c8=D matt.

Kommentare: Wunderbare Verstellungen des Läufers durch den Turm, je zweimal sofort und im Voraus. Der passive Läufer d8 trübt das Bild etwas. (Th. Maeder, Bern) Dieser Dreizüger macht mich etwas ratlos. Einerseits zeigt er ein Quartett von sehr schönen und einheitlichen Abspielen um die Abschirmung von weissfeldrigen Diagonalen. Anderseits stehen da diverse Figuren auf dem Brett, deren Job etwas bescheiden ist. Für einen ersten Preis dünken mich das etwas viele Minuspunkte. (N. Biveroni, Effretikon) Die Türme als Stardarsteller einer spannenden Inszenierung, wo es gilt, Achsen zu sperren oder eine Fesselung zu verhindern, zwar mit der wertvollen Hilfe von Schwarz! (R. Gygax, Genf) Der sofortige Wegzug von Tc6 scheitert am Lh7. Die Mattdrohung durch den Schlüsselzug lenkt die schwarzen Verteidiger viermal auf schlechtere Felder und der Turm kann dann jedesmal die Verteidigung durch den Lh7 ausschalten. Grandios. (W. Weidert, Zürich) Schöne vierfache Aussperrung! (R. Wüthrich, Langenthal) Nach dem verblüffenden Schlüsselzug mit der höchst originellen Drohung avanciert der andere Turm mit seinen Sperrzügen zum Helden. (K. Köchli, Bonstetten)

Eine weitere richtige Lösung sandte: R. Schweizer, Neuhausen.

Lösung Nr. 4915

Christian Styger, Flurlingen (Schweiz)
Original
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Um in diesem reich besetzten Diagramm an den gegnerischen König heranzukommen, muss Weiss eine der umstellenden Figuren wegziehen. Der Sd4 wäre eigentlich die typische Schlüsselfigur, aber in unserem Beispiel muss dieser am Platz bleiben, um den exponierten Tf5 bei der Deckung des Fluchtfeldes f3 zu unterstützen. Es bleibt also der Td5, dessen beliebige Züge dem Le6 eine Mattdrohung auf d5 ermöglichen.

1. Tc5?, aber 1. … bxc5; 1. Td6?, aber D oder Txf5 ! und schliesslich 1. Td7!?, aber 1. … Sxd7! Es geht nur:

1. Td8! droht 2.Ld5 matt

1. … Df7 2. f3 matt

1. … Txd8 2. Tf4 matt

1. … Td7 2. Sg3 matt

1. … Ld6 2. Sc3 matt

1. … Lxc2 2. Dxc2 matt

1. … Sd7 2. Da8 matt

1. … c3 2. d3 matt

Jeder bewegliche Stein hat genau einen Verteidigungszug! Dies ist ein für ein Schachproblem typisches, den Inhalt einendes Motiv und ergibt hier einen attraktiven Strauss von gleich sieben Varianten. Ein gefälliges, löserfreundliches Original!

Kommentare: Subtiler Auswahlschlüssel, variantenreich mit einer Parade für jede bewegliche Figur: ein grossartiges Zweizüger-Original! (R. Gygax, Genf) Glückwünsche an den Autor! (H. Wyss, Sierre) Die zusätzliche Mattdrohung auf d5 überlastet die mit der Deckung von Mattfeldern ausgelasteten schwarzen Figuren. Ein abwechslungsreiches, nicht zu forderndes Problem für warme Frühlingstage (W. Weidert, Zürich) Neben der Drohung gibt es noch sieben verschiedene Mattzüge. Ein Bravo dem Komponisten! (B. Wernly, Muri BE) Der Feld- und Linienräumungs-Auswahlschlüssel verstellt vorausschauend den Tf8 und startet ein vielfältiges Geschehen. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Um das sofort ins Auge stechende Damenmatt auf a8 zu realisieren, kommt als Schlüssel einzig 1. Td8 infrage. (K. Köchli, Bonstetten) Räumungs- und Auswahlschlüssel mit Turmopfer, aber nur bei einem der vier möglichen Felder kann Weiss dieses Opfer zu einem Matt nutzen. (D. Friedli, Ostermundigen) Die Widerlegung von 1. Td7? sieht wenig subtil aus, aber ich brauchte dennoch eine Weile, um den Unterschied zu 1. Td8! zu erkennen. (Th. Maeder, Bern) In der Tat, ein schönes Original! Der Td5 muss das Feld für den Läufer freigeben und zudem die 8. Reihe unterbrechen. (C. Nordt, Hombrechtikon) Schon ein flüchtiger Blick macht klar, dass ein Angriff von Osten her kaum in Frage kommt. Hingegen ahnt man schnell, dass die Drohung über das von Schwarz schlecht verteidigte Feld d5 aufgebaut werden muss. Die entsprechenden Verführungen sind schnell abgehandelt. (G. Rusch, Spreitenbach) Ein ansprechendes Original mit vielen verschiedenen Abspielen. (J. Meli, Bern) Präziser Mattfeld räumender Auswahlschlüssel mit Turmopfer und überraschend viele Mattbilder durch schwarze Lenkungen. (S. Bomio, Viganello) Schwarz hat sieben Verteidigungszüge. Ein gut gelungenes Problem. (R. Wüthrich, Langenthal) Stein- und variantenreich, nicht schwierig, aber verdankenswerterweise wieder einmal ein Original! (N. Biveroni, Effretikon) Weiss hat, wie zu erwarten, weitaus die besseren Karten. Mit Turm nach d8 setzt er glatt im nächsten Zug den Gegner matt. (H. Fehr, Erlinsbach)

Weitere richtige Lösungen sandten: R. Schweizer, Neuhausen; R. Frick, Nendeln (FL).

Lösung Nr. 4914

Dieter Kutzborski (Deutschland)
Deutsche Schachblätter 1974, 2. Preis
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Die Gruppierung der weissen Steine Te6, Le5 und Sd4 ist auffällig, denn sie bilden ein Ring von sich deckenden Figuren. Somit kann auf jeden Zug dieses Trios das verlassene Feld von einer der beiden andere Figur besetzt werden; in unserem Fall jeweils mittels einer Mattdrohung!

1. Tf6!? A droht 2. Se6 matt B, aber 1. … Lxg4! x
1. Sb5!? C droht 2. Ld4 matt D, aber 1. … Txg4! y
1. Lc7!? E droht 2. Te5 matt F, aber 1. … Sxg4! z

Es ergibt sich ein zweifarbiger Figurenzyklus mit dem Ablauf «X räumt für Y, aber Z widerlegt». Dass die Parade immer auf demselben Feld stattfindet, ist eine zusätzliche Feinheit! (Die hinter die Züge gesetzten Buchstaben stehen hingegen im Zusammenhang mit den weiteren dargestellten Themen.) Es ist naheliegend, dass dieser Zyklus auch in der Lösung eine Rolle spielt, nur dass sich nun zuerst Schwarz festlegen muss und Weiss entsprechend reagieren kann.

Ein unscheinbarer Zug bringt das Karussell in Schwung:

1. a5! droht 2. Txc6+ Txc6 3. Sb3 matt

1. … Txg4 y 2. Tf6! A droht 3. Se6 matt B

2. … Txd4 3. Lxd4 matt! D

2. … Tb3 3. Txc6 matt; 2. … Sd6+ 3. Lxd6 matt

1. … Sxg4 z 2. Sb5! C droht 3. Ld4 matt D

2. … Sxe5+ 3. Txe5 matt! F

2. … Sd6+ 3. Lxd6 matt

1. … Lxg4 x 2. Lc7! E droht 3. Te5 matt F

2. … Lxe6+ 2. Sxe6 matt! B

2. … Tb3 2. Txc6 matt; 2. … Sd6+, Sxe7 2. L(x)d6 matt

In der Lösung entsprechen sich nun die Figurentypen bei den Verteidigungen und den weissen Fortsetzungen. Bei der Wahl dieser Züge muss Weiss auf die Schachgefahr achten, die durch die Schläge auf g4 entsteht.

Dieser wunderbar abgerundete Inhalt spricht eigentlich für sich, aber es gibt darin auch zwei typische Zweizügerthemen zu entdecken. Die Erstzüge A, C und E scheitern in den Verführungen an x, y und z. In der Lösung werden aus diesen Widerlegungszügen die Verteidigungen x, y und z, auf die die Erstzüge der Verführungen als Fortsetzungen folgen, aber in anderer Reihenfolge. Wenn die weissen Erstzüge zweier Verführungen in der Lösung reziprok vertauscht als Fortsetzungen auf diejenigen schwarzen Züge folgen, an denen sie in den Verführungen scheiterten, wird das Banny-Thema dargestellt.  Hier sind in diesen Tausch drei Verführungen einbezogen und somit ergibt sich ein «zyklischer Banny».

Zudem erscheinen in der Lösung die Drohungen (B, D und F) auf die stillen Fortsetzungen wieder als Matts in einer anderen Variante. Beim reziproken Tausch des Droh- und Variantenmatts in 2 Phasen (zwischen Verführung und Lösung, aber auch zwischen zwei Verführungen) bei einer unterschiedlichen Verteidigung ergibt sich das Pseudo Le Grand-Thema. Bei drei Varianten mit stillen Fortsetzungen kann sich dadurch, wie in unserem Fall, ein «zyklischer Pseudo Le Grand» ergeben.

Diese beiden Themen scheinen aber mehr ein Nebeneffekt zu sein. Die Schönheit dieses Problems gründet auf dem perfekten zyklischen Geschehen, das man auch ohne jegliche theoretischen Kenntnisse erkennen und geniessen kann. Dieter Kutzborski war ein herausragender Komponist, spezialisiert auf logische Drei- und Mehrzüger. Das Buch «Verschlüsselte Steine» fasst 260 seiner Aufgaben zusammen und sei hier den Lesern nachdrücklich empfohlen!  Verfasser: Wieland Bruch Herausgeber: Udo Degener. Jahr: 2017; ISBN-13: 978-3954978564, gebunden, 340 Seiten, ca. 28 sFr.

Kommentare: Weiss überlässt dem Gegner die Entscheidung, wer auf g4 schlagen soll, und erwischt ihn so auf dem falschen Fuss. Die weissen Figuren räumen sich gegenseitig das Feld unter zyklischer Vertauschung von Droh- und Mattzug. Ein richtiger Frühlingsreigen, der vollen Lösergenuss bietet! (N. Biveroni, Effretikon) Die Aufstellung der weissen Figuren legt zyklische Räumungsopfer nahe, und diejenige der schwarzen Steine die zyklischen Blocks auf g4. Aber man muss gut aufpassen, dass man beim Zusammensetzen alles richtig macht. Man kann in den Varianten einen zyklischen Pseudo-Le Grand erkennen; das wird 1974 aber noch kaum jemanden interessiert haben. (Th. Maeder, Bern) Dass die exponierte Stellung des weissen Königs nicht aufgegeben werden muss, hat viel Zeit gekostet. Nach der Deckung des Fluchtfelds b6 ergibt sich ein beeindruckender zyklischer Banny. Ein komplexes, nicht leicht zu knackendes Problem. (W. Weidert, Zürich) Die drei Probespiele scheitern alle jeweils an ausdifferenziertem Turmschlag auf g4. Der feine Vorplan mit unauffälligem Bauernschlüssel und Turmopfer erzwingt eine reziproke Beeinträchtigung der schwarzen Figuren. Schwarz muss also Ersatzverteidigungen erfinden, die «dresdner-artig» zu neuen Schädigungen führen. Ein erstklassiges, logisches Problem! (S. Bomio, Bordighera ITA) Ein sehr schönes Buchstabenproblem (R. Wüthrich, Langenthal) Die weissen Figuren – obwohl in Unterzahl – stehen hervorragend. Was also ist zu tun, um diese Stellung nicht zu schwächen? Eine echte Knacknuss, fast zum Verzweifeln! Sehr lange dachte ich, es müsse sich um ein Zugzwang-Problem handeln… (G. Rusch, Spreitenbach) Die weissen Figuren müssen einander Platz machen und gleichzeitig Angriffe auf den eigenen König verhindern. (D. Friedli, Ostermundigen) Wenn einer der weissen Steine (Sd4, Le5, Te6) sein Feld freigeben würde, könnte ein Stein dieser Dreiergruppe Matt drohen, was aber durch das Schlagen auf g4 durch eine der drei Figuren (Tg3, Sh2, Lh5) widerlegt werden kann. Wenn nun aber mit 1. a5! begonnen wird, muss Schwarz mit seinem zweiten Zug die Matt drohende Figur schlagen, was der dritten Figur ein Matt erlaubt. Mein Fazit: Ein raffiniertes Problem, dessen Grundprinzip nur schwerlich mit wenigen Worten zu beschreiben ist. (C. Nordt, Hombrechtikon) Nach den richtigen Einleitungen – den Widerlegungen der Probespiele – kommen die Probespiele zum Tragen, aber heimtückische Verwicklungen erschweren den Durchblick. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Il y a trois superbes variantes étonnantes. J’ai beaucoup aimé! (Th. Ott, Genf) a5! Ein Zug – man glaubt es kaum – für Schwarz gleichsam: «aus ist der Traum»! Obwohl Schwarz noch viel Kampfkraft hat – Es ist im übernächsten Zug «schachmatt». (H. Fehr, Erlinsbach)
Eine weitere richtige Lösung sandte: R. Schweizer, Neuhausen.

Lösung Nr. 4913

Jaques Fulpius (Schweiz)
Die Schwalbe, 2004
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Der Genfer Jaques Fulpius war bekannt für seine Task-Probleme, also Aufgaben, bei denen es darum geht, ein Motiv so oft wie möglich darzustellen. Das Motiv in unserem Problem ist die Schiffmann-Parade, eine Verteidigungsidee, die vor 96 Jahren vom Rumänen Israel A. Schiffmann entdeckt wurde. Sein Stammproblem zeigte dieses eingängige, attraktive Thema nur in einer Variante, zudem noch ohne fesselungsnutzendes Themamatt. Aber bereits im folgenden Jahr gewann er mit einer dreifachen Darstellung und nun themagerechten Mattzügen den 2. Preis im Turnier der British Chess Problem Society. Dieser Erfolg machte die Idee bekannt und rief die Komponisten auf den Plan, die Anzahl der Themenvarianten zu übertreffen. Noch im selben Jahr wurden dann schon verschiedene vierfache Darstellungen realisiert; der Belgier L. De Langhe benützte dabei das obenstehende Schema.

Dann allerdings blieben überraschenderweise neue Rekorde aus: Bis heute scheint es keine fünffache, zudem thematisch exakte Darstellung zu geben, die ohne Umwandlungsmaterial oder Mattwiederholungen auskommt. Unter den Dutzenden bis heute entdeckten Vierfachsetzungen stellt das obige Diagramm aber die ökonomischste Fassung dar, die mit nur gerade 16 Steinen auskommt. Dieser Rekord besteht bis heute.

Satzspiel: 1. … Ke4 2. Lc6 matt

1. Td8! droht 2. Lf5 matt

1. … Dxe5 2. Dxf3 matt!

1. … Lxe5 2. Sf6 matt!

1. … Sdxe5 2. Dc4 matt!

1. … Sfxe5 2. Dxd3 matt!

Die Schiffmann-Parade wird so definiert: Nach dem Schlüssel droht Weiss mit dem Abzugsmatt einer Batterie, bei dem eine zweite, eigenen Batterie verstellt wird. Schwarz verteidigt sich jetzt durch ein selbstfesselndes Schlagen in die zweite Batterie, da er bei Ausführung der Drohung wieder entfesselt und verteidigungsfähig würde. Dank der Selbstfesselung des Verteidigers kann Weiss nun aber auf eine andere Art mattsetzen.

Bei der Schiffmann-Parade schlägt also der Verteidiger in die Batterie in der Erwartung, dass er indirekt wieder entfesselt wird. Dies im Unterschied zur verwandten Nietvelt-Parade, wo der sich selbstfesselnde Verteidiger ausrechnet, direkt wieder entfesselt zu werden. (Dazu braucht es zwangsläufig eine Dame als Batteriehinterstein, die das Drohmatt ausführen würde.)

Nebenspiele:
1. … Dh4 2. Dxf3 matt
1. … Lf8 oder Lf6 2. S(x)f6 matt

Der Mattdual nach der Königsflucht (2. Lc6 und 2. Lf5) fällt glücklicherweise nicht ins Gewicht, weil 1. … Ke4 die Drohung nicht widerlegt und daher keine Variante ist. Ein aussergewöhnlich elegantes Rekordproblem!

Kommentare: Vier Schiffmann-Paraden waren 2004 sicherlich kein Rekord mehr. Aber ist vielleicht die Konstruktion sparsamer als in früheren Darstellungen? (Th. Maeder, Bern) Die vier schwarzen Paraden mit Schlag auf e5 sind wirksam, weil die Drohung die schwarze Selbstfesselung indirekt wieder aufheben würde: Schiffmann-Paraden. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Durch die feine Drohung mit Turmhinterstellung im Schlüssel entstehen vier prächtige Schiffmann-Paraden. (S. Bomio, Bordighera ITA) Schwarz verteidigt sich, indem er unter Selbstfesselung in eine weisse Batterie schlägt, in der Hoffnung, durch den Drohzug wieder entfesselt zu werden, welchen Gefallen ihm Weiss allerdings verweigert. Schiffmann-Parade im Quartett. (N. Biveroni, Effretikon) Origineller, nicht allzu schwieriger Schlüssel, denn die Springer-Ausrichtung auf der d-Linie suggeriert die des Tc8; tolle vier verschiedene Matts beim Schlagen des Be5 mit Selbstfesselung: eine stillvolle Konstruktion! (R. Gygax, Genf) Wie Schwarz auch schlägt, er läuft in eine Selbstfesselung hinein. (R. Schweizer, Neuhausen) Quatre mats sont joliment cloués. Génial! (Th. Ott, Genf) Der Th5 kommt erst richtig zur Geltung, wenn Schwarz auf e5 schlägt, um das durch Lf5 drohende Abzugsschach zu verhindern. Die dadurch entstehenden Fesselungen führen zu vier schönen Mattbildern. Nicht schwierig, aber ein vielfältiger Inhalt. (W. Weidert, Zürich) Mit der Turmhinterstellung klappt es schliesslich, nachdem sich z.B. die Verführungen 1. Th6? und 1. Te8? als falsch herausgestellt haben. Gar nicht so einfach zu durchschauen. (D. Friedli, Ostermundigen) Turm nach d8, der Schlüsselzug, unscheinbar, aber listig klug. Schwarz sieht wohl selbst: das Ende naht – es ist im nächsten Zug «schachmatt». (H. Fehr, Erlinsbach)

Weitere richtige Lösungen sandten: C. Nordt, Hombrechtikon; K. Köchli, Bonstetten; R. Wüthrich, Langenthal; G. Rusch, Spreitenbach.

Lösung Nr. 4912

Edith E.H. Baird (England)
Manchester Weekly Times, 1893, 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Edith Elina Helen Baird, geborene Winter-Wood, (1859-1924) war die bedeutendste Komponistin ihrer Epoche und wohl bis heute auch die produktivste. Sie schuf nach Angaben etwa 2000 Probleme, vor allem Zwei- und Dreizüger, die sie an zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften für deren Schachrubriken und Rätselseiten sandte. Ihr Name dürfte so auch ausserhalb der Schachzirkel landesweit einer breiten Leserschaft bekannt gewesen sein. Mit ihren Kompositionen, die sie unter dem Namen ihres Mannes veröffentlichte (Mrs. W.J. Baird), gewann sie aber auch viele Preise bei Kompositionsturnieren; auch gegen namhafte Konkurrenten der damaligen Epoche. Besondere Beachtung fanden ihre Turniererfolge in der seit Jahrhunderten bekannten Disziplin «Selbstmatt», der Umkehrung des direkten Matts, (Weiss erzwingt, dass Schwarz ihn mattsetzt.) was ein weiterer Beweis ihres aussergewöhnlichen Talents war. Sie hatte zudem zwei ältere Brüder, die ebenfalls erfolgreich komponierten (E.J. Winter-Wood und C.W. Wood), sowie eine Tochter (Lilian Baird), die bereits im Kindesalter sehr respektable Kompositionen schuf.

Edith Elina Helen Bairds Aufgaben waren durch einen effektvollen, für den Löser attraktiven Stil gekennzeichnet. Fluchtfeldfreigaben und fesselungsnutzende Matts waren neben der damals üblichen Variantenfülle typische Elemente ihrer Kompositionen. In jener Zeit noch toleriert, beeinträchtigen jedoch aus heutiger Sicht die oft zurechtstellenden Schlüssel zur Kompensierung der fehlenden Satzmatts auf starke schwarze Züge (wie z.B. Königsfluchten) den Gesamteindruck. Unser Beispiel zeigt aber einen stilistisch zeitlosen Dreizüger, mit dem Mrs. Baird bereits wenige Jahre nach ihren Anfängen als Komponistin einen 1. Preis gewinnen konnte.

Reduziert Weiss die Fluchtmöglichkeiten des Kd5 auf partieartige Weise mit z.B. 1. De7? oder 1. De8?, stehen in der Folge seine Leichtfiguren dermassen ungünstig, dass kein Matt im dritten Zug möglich ist. Es braucht einen subtilen Positionswechsel der Dame, bei dem diese ein weiteres Fluchtfeld gewährt und sich überraschenderweise bis zum Mattzug auf Distanz zum gegnerischen König hält:

1. Db8! Zugzwang!

1. … Ke4 2. Db3!! Kf5 3. Ld3 matt!! (Modellmatt)

1. … Kc6 2. Lc4!! Kc5 3. Dc7 matt!!; 2. … Kd7 3. Sf5 matt!! (beides Modellmatts)

1. … Kc5 2. Lb5!! Kd5 3. De5 matt

1. … Ke6 2. Lc4+! Kf5 3. Db1 matt!!; 2. … Kd7 3. Sf5 matt!! (beides Modellmatts)

Ein für die damalige Zeit typisches Mattbilderproblem, das sich neben der guten Ökonomie und Raumausnützung aber vor allem durch die stillen Fortsetzungen und eine beachtliche Anzahl von Modellmatts auszeichnet.

Kommentare: Die drei Fluchtfelder des freistehenden Königs machten die Komplexität dieses Problems rasch klar. Und dass noch ein zusätzliches Fluchtfeld ermöglicht werden muss, war schwierig herauszufinden. Die Entschädigung für die Lösungsmühe sind wunderbare Mattführungen mit vier verschiedenen Mustermatts. Ein herausragendes böhmisches Problem und der 1. Preis geht voll in Ordnung. (W. Weidert, Zürich) Eine schwierige Aufgabe, den schwarzen König – der allein auf weiter Flur mitten im Brett sitzt – in einem Mattnetz zu fangen, und das erst noch mit einem Schlüssel, der ihm ein zusätzliches Fluchtfeld gewährt. Bewundernswert! (D. Friedli, Ostermundigen) Ein völlig verlassener König mit vier Fluchtfeldern, fünf von sechs Matts sind Modellmattbilder: die produktivste Komponistin mit einem exquisiten Zugzwangsrätsel der Extraklasse! (R. Gygax, Genf) Ein Dreizüger der schwierigeren Sorte, sprich Mattbilderproblem. Hübsche Details: in einer Lösungszeile spielt sich alles in der 5. Reihe ab, in einer anderen alles in der c-Linie, und in zwei weiteren Zeilen werden die Funktionen von Dame und Läufer vertauscht. Böhmisches aus England: grosse und zeitlose Klasse mit vier verschiedenen, prächtigen Modellmatts! (N. Biveroni, Effretikon) Der Schlüssel scheint «natürlich», weil Weiss im Diagramm rechts viel stärker aufgestellt ist als links. Aber für 2. Db3 brauchte ich sehr lange. (Th. Maeder, Bern) Wunderschöner, schwieriger Oldtimer mit präzisem, ein weiteres Fluchtfeld gebendem Zugzwangschlüssel und sehr fein ausdifferenzierten Mattführungen. Und das alles mit knappem Materialaufwand! (S. Bomio, Bordighera ITA) Ein sehr elegantes Problem; geradezu ein variantenreicher Tanz um den König. (C. Nordt, Hombrechtikon) Ein köstlicher Auffahrtsschmaus, macht richtig Appetit nach mehr von dieser tollen Schachproblem-Köchin! (G. Rusch, Spreitenbach) Aprés la clé, qui donne au Roi une case de plus, il n’y a aucune menace, mais Zugzwang. Génial! (Th. Ott, Genf) Erdrückend ist die weisse Macht! Nach Schlüsselzug «Dame b8» setzt Weiss den schwarzen König glatt nach weiteren zwei Zügen Matt. (H. Fehr, Erlinsbach)

Eine weitere richtige Lösung sandte: R. Schweizer, Neuhausen.

Lösung Nr. 4911

Francisco Salazar López (Spanien)
El Ajedrez Español, 1949, 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Angesichts der ungleichen Verteilung der Kräfte ist es beinahe unglaublich, dass es in dieser Stellung nur eine einzige und zudem dualfreie Lösung gibt. Dem fast vollständigen Aufgebot der weissen Figuren steht ein einsamer König gegenüber. Immerhin verfügt dieser über drei Fluchtfelder und ist so flexibel genug, um den gröbsten Angriffsversuchen ausweichen zu können. Beim gefährlichsten Abzugsschach 1. Te6+? kommt ihm zudem der Bauer zu Hilfe: 1. … b6! und es ist kein Matt möglich.

Da er König besonders auf dem Feld e5 sicher vor weiteren Angriffen wäre, liegt ein Feldräumungszug des Se4 zur Aktivierung der Dh1 nahe, obwohl so dem König zusätzlich die beiden Fluchtfelder c5 und c3 offeriert werden. Auf der Suche nach den richtigen Schlüsselfeld für den Springer ergibt sich nun eine spektakuläre Übereinstimmung: Fünf Fehlversuche des Springers werden durch verschiedene Königszüge widerlegt! Dabei verstellt der Se4 bei seinen Versuchen entweder Matt- oder Felddeckungslinien.
1. Sd6? Ke5!!
1. Sc5? Kc3!!
1. Sc3? Kd3!!
1. Sd2? Ke3!!
1. Sf2? Kc5!!

Das exklusive Duell zwischen Springer und König bildet den inhaltlichen Kern dieser vorzüglich konstruierten Komposition. Es ergänzt das klassische Thema eines Auswahlschlüssels auf originelle Weise. Die Lösung ist eigentlich nur noch die Zugabe. Der Springer wählt das einzige Feld, wo er seinen Mitstreitern nicht in die Quere kommt:

1. Sg3! Zugzwang

1. … Ke5 2. De4 matt

1. … Kc3 2. Tb3 matt

1. … Kd3 2. Tb3 matt

1. … Ke3 2. De4 matt

1. … Kc5 2. Dg1 matt

Kommentare: Spannende Springerrad-Analyse bei einem aussergewöhnlichen Szenario mit ausschliesslich Königsparaden und einer von drei auf fünf erhöhten Anzahl Fluchtfelder: eine brillante Kreation! (R. Gygax, Genf) Schön, dass jeder Zug des schwarzen Königs einen Fehlversuch eindeutig widerlegt. (Th. Maeder, Bern) Nur auf g3 ist der Se4 einem Matt nicht im Weg. Sternflucht, kombiniert mit einem fast vollständigen weissen Springerrad, in einer erstaunlich offenen Stellung. Zudem überrascht, dass die weisse Batterie nur indirekt zum Zug kommt. (N. Biveroni, Effretikon) Ein hübscher Zugzwang mit Räumungsschlüssel und Freigabe von zwei zusätzlichen zu den drei bereits bestehenden Fluchtfeldern für den schwarzen König. Der Springer Se4 darf nur auf g3 springen, weil er sonst eigene Linien unterbrechen oder den Zugzwang aufheben würde. (C. Nordt, Hombrechtikon) Formidablerweise hat der schwarze Monarch nach dem Schlüssel gleich fünf Ausgehmöglichkeiten – obwohl er eigentlich gar nicht ziehen möchte! Witzig inszeniert! (K. Köchli, Bonstetten) Eine erdrückende weisse Übermacht! Ein komplettes Springerrad mit sieben Verführungen und dem Lösungszug wäre noch der Clou gewesen. Nicht allzu schwierig. (G. Rusch, Spreitenbach) Dem König werden durch den Abzug des Springers zusätzliche Fluchtfelder eingeräumt, damit die Dame gegebenenfalls auf e4 mattsetzen kann. Aber wohin soll sich der Springer wenden? Raffiniertes 7/8-Springerrad an Verführungen. (D. Friedli, Ostermundigen) Cinq jolis essais et une clé très jolie. Ce qui importe le plus, ce sont les quinze pions seulement et il n’y a pas de menace, mais un Zugzwang! (Th. Ott, Genf) Der Springerrad Auswahlschlüssel war, weil nur der schwarze König ziehen kann, nicht schwierig zu finden. Ein attraktives Problem, aber ein 1. Preis scheint mir doch etwas übertrieben. (W. Weidert, Zürich) Hübsches Zugzwangproblem mit zwei weitere Fluchtfelder gebendem, virtuellem 7/8-Springerrad im Schlüssel und anschliessender Sternflucht. (S. Bomio, Bordighera ITA) Trotz der Übermacht von Weiss nicht ganz einfach. (B. Wernly, Muri BE) Eine geglückte Konstruktion! (R. Wüthrich, Langenthal) Der Schlüsselzug, mein‘ ich, hier sei: Springer e4 zieht nach g3! Dem schwarzen König, im Zugszwang, droht, was er auch macht, der «Heldentod». (H. Fehr, Erlinsbach)

Eine weitere richtige Lösung sandte: R. Schweizer, Neuhausen.

Lösung Nr. 4910

Michajlo Marandjuk (Ukraine)
SHahmatnaya kompoziciya, 1996
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Sechs weissen Figuren haben die Stellung um den gegnerischen König fest im Griff. Aber trotz der erdrückenden, positionellen Überlegenheit und obwohl es auf verschiedene schwarze Züge bereits Mattführungen gäbe, ist es nicht offensichtlich, wie der finale Angriff aussehen soll.

Überraschenderweise kommt Weiss nur zum Ziel, wenn er die Umklammerung des schwarzen Königs etwas lockert. Er profitiert davon, dass die schwarze Verteidigung zwar solide, aber durch die eingeengte Position auch schwerfällig ist. Dadurch kann er sich eine stille Drohung erlauben. Die Idee besteht darin, mit dem Turm das Feld f6 zu stützen, so dass die Dc6 von der 6. Reihe wegziehen kann. Dies gelingt mit einem raffinierten Umgehungsmanöver:

1. Ta4!! droht 2. Ta6! nebst 3. De4 matt

Hat man diese Hürde genommen, kommt man in den Genuss von drei aussergewöhnlichen Abspielen:

1. … Tg5 2. Te4! und 3. Txe5 matt (2. … Lxf6?? ist unmöglich)

1. … Lg5 2. De4+! Kxf6 3. Dxe5 matt (2. Le4+? Kg4 und 3. … Kh4!)

1. … g5 2. Le4+! Kxg4 3. Sxe5 matt (2. De4+? Kxf6 3. Dxe5+? Kg6)

Schwarz verursacht einen Grimshaw auf g5, der von Weiss mit dem Mattzug genutzt wird. Aber es geht vor allem um die Entsprechungen der schwarzen und weissen Züge: Die drei Verteidigungen besetzen allesamt das Feld g5, die Fortsetzungen das Feld e4 und schliesslich die Mattzüge das Feld e5! 

Zielen schwarze Verteidigungen auf das gleiche Feld und folgen dann die entsprechenden Mattzüge auf ein anderes, gleiches Feld, wird das Ostsee-Thema (englisch Baltic theme) dargestellt. Es wird also die Übereinstimmung der Zielfelder beider Parteien verlangt. Dies im Vergleich zum Balbo-Thema, bei dem die Figurentypen der Verteidiger und der entsprechenden, mattsetzenden Angreifer übereinstimmen (siehe Nr. 4871 Monteiro da Silveira)

Hier wurde die Darstellung dieses Zweizügerthemas auf attraktive Weise erweitert: Bereits die weissen Fortsetzungen zielen auf dasselbe Feld, so dass wir insgesamt drei Übereinstimmungen von Zielfeldern haben. Ein faszinierender Fund, mit einem exzellenten, rätselhaften Schlüssel!

Nebenspiel: 1. … e4 2. Ta6 exf3 3. Dxf3 matt

Kommentare: Absolut fantastisch: Schwarz verteidigt dreimal auf g5, Weiss kontert dreimal auf e4 und setzt dreimal auf e5 matt. Hat das keinen Preis gegeben? (N. Biveroni, Effretikon) Ein beeindruckender Task, auch weil man ihn mangels Nebenspiel als Löser nicht verpassen kann. (Th. Maeder, Bern) Mir fällt nur auf, dass wenn Schwarz zuerst auf g5 zieht, dass dann jeweils ein anderer weisser Stein auf e4 zieht und wiederum ein weisser Stein auf e5 mattsetzt. (C. Nordt, Hombrechtikon) Es brauchte die Erkenntnis, dass der weisse Turm auf die Felder a6 und e4 zielen muss und das geht nur von a4 aus. Ein schwieriges Problem durch die vielfältigen Versuchungen und Varianten. Insgesamt sehenswerte, dualfreie Matts. (W. Weidert, Zürich) Läufer oder Turm? Wie lässt sich der Bf6 schützen, um die Dame zu befreien? Unterhaltsam, mit schönen Abschlüssen! (R. Gygax, Genf) Der Schlüsselzug von Weiss ist hier: Der Turm g4 zieht nach a4! Schwarz wird dann kaum mehr lange leben – und könnte jetzt schon «Forfait» geben. (H. Fehr, Erlinsbach)

Lösung Nr. 4909

Joachim Brügge, Salzburg (AUT) und Klaus Köchli, Roveredo
Original
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

In der Stellung fällt auf, dass ein beliebiger Wegzug des Te3 oder auch 1. … Lxc2 dem schwarzen König auf der dritten Reihe Fluchtfelder verschafften. Daher liegt ein feldräumender Schlüsselzug des Sd4 nahe, weil die so entstehende Drohung 2. Dd4 matt diese Felder mit kontrollieren würde.

Nähme man also den Sd4 vom Brett, was 1. Sd4 ~? entspräche, könnte Schwarz mit 1. … Td6! oder 1. … Sf3! parieren. Nach fortgesetzten Angriffen 1. Se2!? Sf3?? 2. Sg3 matt bliebe noch die Parade: 1. … Td6! bzw. nach 1. Sb5!? Td6?? 2. Sxd6 matt die andere: 1. … Sf3!

Der Schlüsselzug muss also sowohl das Feld d6 wie auch f3 kontrollieren. Das gelingt mit:

1. Sf5! droht 2. Dd4 matt

1. … Sf3 2. Sg3 matt!

1. … Se6 2. Sd6 matt!

Konzentrieren wir uns auf diese beiden Varianten, von denen die zweite in den Verführungen mit 2. Te5 matt beantwortet worden war: Sie zeigen beide das Thema Anti-Lewman, der Umkehrung der Lewman-Parade.

Dabei geht es um die Themafelder d5 und e5, die von der Dd8 bzw. dem Lh2 gedeckt werden. (Dass der Lg8 das Themafeld d5 eingangs ebenfalls deckt, spielt für das Thema keine Rolle) Ebenfalls auf diese Felder ist der Th5 gerichtet, der aber vom Sg5 verstellt ist. Mit dem Schlüssel wird die 5. Reihe neben der Verstellung zudem vom weissen Springer maskiert. Jetzt befinden wir uns in der Ausgangssituation für das Thema Anti-Lewman: Gegen die Drohung 2. Dd4 matt kann der Sg5 zweimal verteidigen, aber er muss dazu die Verstellung der 5. Reihe aufgeben. Dadurch darf der Sf5 mit dem Mattzug je einen der beiden auf die Themafelder gerichteten weissen Langschrittler verstellen, weil er kompensatorisch die Maskierung des Th5 aufhebt. Das Thema Anti-Lewman könnte man auch als «maskiertes Thema B» umschreiben, sowie man die Lewman-Parade als «maskiertes Thema A»  bezeichnen kann.

Nachdem der Sg5 die 5. Reihe verlassen hat, sollten eigentlich zwei Springermatts möglich sein, aber sie werden durch die beiden schwarzen Türme differenziert. Die analoge Verstellungsnutzung bei den Mattzügen der Themenvarianten macht diese doppelte Darstellung des Themas speziell.

Es geschieht inhaltlich also genau das Gegenteil wie bei der Lewman-Parade. Bei jener verstellt der verteidigende Stein eine maskierte Linie zusätzlich, damit die Drohung nicht durchdringt. Das Drohspiel bei der Lewman-Parade entspricht dem Verlauf der Themavariante beim Anti-Lewman: Was bei der Lewman-Parade angedroht wird, kommt beim Anti-Lewman in der Themavariante zur Ausführung. (zur Lewman-Parade siehe Nr. 4845 von Joachim Brügge!).

Weitere Varianten:

1. … Td6 2. Sxd6 matt

1. … Td3 2. Dxd3 matt

1. … Lxc3 2. Sxf2 matt

Kommentare: Es beginnt mit einem fortgesetzten Angriff nach einem beliebigen Zug des Sd4. Der Schlüsselzug maskiert nun die Linie vom Th5. Die Verteidigungen des Sg5 öffnen diese maskierte Linie und erlauben es dem Sf5, eine andere weisse Linie zu verstellen: Gefälliger doppelter Anti-Lewman! Gleichzeitig verstellen die schwarzen Springerzüge die Linien der schwarzen Türme auf die Zielfelder des Sf5. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Sehr schöner Zweizüger mit präzisem, Feld räumendem Springerschlüssel. In den prächtigen analogen Hauptvarianten öffnet Schwarz die weisse Turmlinie und erlaubt Weiss die Verstellung der Damen-, bzw. der Läuferlinie (Thema B, maskiert). Gleichzeitig nützt Weiss die Turmverstellungen durch den schwarzen Springer. Complimenti agli autori per il magnifico problema! (S. Bomio. Bordighera ITA) Zweimal Thema B (maskiert): Weiss kann mit dem Mattzug die Damen- bzw. Läuferlinie nach d5 bzw. e5 verstellen, da der Sg5 die Turmlinie zu diesen beiden Feldern geöffnet hat. Eine zusätzliche Finesse ist, dass 1. … Se6 auch die Deckung von d5 durch den Lg8 verstellt. (N. Biveroni, Effretikon) Der schwarze Springer kann das Feld d4 zweimal decken, verstellt dabei aber jeweils eine eigene Turmlinie und durch die Öffnung der weissen Turmlinie werden Läufer und Dame nicht mehr zur Deckung von Fluchtfeldern benötigt. Sehr effektvoll. (W. Weidert, Zürich) Dass Sd4 das Feld und die Damenlinie räumen muss, wird schnell klar. Die beiden erzwungenen Selbstverstellungen der schwarzen Turmlinien durch den Sg5 sind jedoch unerwartet, da der Sf5 selbst eigene wichtige Linien unterbricht. (C. Nordt, Hombrechtikon) Springerrad-Auswahlschlüssel, tolle Ausnutzung der Selbstblockaden von Schwarz: ein spannendes, grossartiges Zweizügeroriginal! (R. Gygax, Genf) Das Verführungspotential des Sd4 ist beeindruckend, und dies erst noch mit der immer gleichen Mattdrohung! Und dennoch gelangt man schnell zur (berechtigten) Überzeugung, dass eine «Speiche» seines Rades die Lösung sein muss. (G. Rusch, Spreitenbach) Glückwünsche an die Autoren! (H. Wyss, Sierre) Der schwarze Springer unterbricht zweimal die horizontale Wirkungslinie eines eigenen Turms und öffnet jene des weissen Turms. (R. Schweizer, Neuhausen) Sieben mögliche Springerzüge und nur einer führt zum Matt einen Zug später! Die Punkte d6 und g3 sind entscheidend und müssen vom weissen Springer erreichbar sein. (M. Rüfenacht, Basel) Aus den sieben Springerzügen den Schlüsselzug herauszufinden, kostete recht viel Zeit. Ich gratuliere den Komponisten! (B. Wernly, Muri BE) Feiner Auswahlschlüssel mit einem 7/8-Springerrad. Ausser bei 1. Sf5 scheitern alle andern Springerzüge an 1. … Td6! oder 1. … Sf3! (oder beiden). (D. Friedli, Ostermundigen) Joli problème! Un petit peu facile, mais il y a les deux essais. (Th. Ott, Genf) Der abwehrwillige schwarze Gaul schränkt bei seinen Verteidigungs-Sprüngen zweimal die Wirksamkeit seiner Türme ein. (K. Köchli, Bonstetten) Experten sagen Jüngern: Achtung vor listigen Springern! Sie können, wie die beiden, oft gar ein Spiel entscheiden: Sd4 springt nach f5 im Flug, ein meisterlicher Schlüsselzug! (H. Fehr, Erlinsbach)

Weitere richtige Lösungen sandten: Th. Maeder, Bern; R. Wüthrich, Langenthal.

Lösung Nr. 4908

Kjell Widlert (Schweden)
1. WCCT 1972, 23. Platz
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Zum ersten Weltkompositionsturnier vor über 50 Jahren steuerte der junge, zukünftige Grossmeister diese spannende Aufgabe bei.

Weiss verfügt zwar über eine abzugsbereite Batterie am oberen Brettrand und auch auf der Grundlinie lauert hinter dem anderen Springer ein Turm auf den Einsatz. Aber auf beinahe mirakulöse Weise reicht es nicht, wenn Weiss mit einem Batterieabzug loslegt, denn der Kd5 greift von seinem einzigen Fluchtfeld c5 den Lb5 an und die nun entstandene Batterie auf der c-Linie kann von den beiden Leichtfiguren Sb2 und Lf1 dank eines Gegenschachs gerade noch kontrolliert werden: 1. Sd7 zieht +? Kc5 2. Sd4+ Lc4+!

Bei einer präventiven Deckung des Fluchtfeldes c5 durch ein linienöffnendes Schachgebot des anderen Springers entweicht der König hingegen über d4 in die untere Bretthälfte: 1. Sb4+? oder 1. Se3+? Kd4 gefolgt von K(x)e3. Nur nach einem mutigen Einleitungszug kann die weisse Batterie ihre Kraft entfalten:

1. Ke7!! droht 2. Dg8+ Se6 3. Dxe6 matt

1. … Da3+ 2. Sb4+!! Dxb4+ 3. Sc5 matt! bzw. 2. … Kd4 3. Dxb6 matt

1. … De1+ 2. Se3+!! Dxe3+ 3. Se5 matt! bzw. 2. … Kd4 3. Dxb6 matt

Auf spektakuläre Weise kann sich Weiss in beiden Varianten einem zweiten Gegenschach aussetzen, was aber die Batterie wirksam werden lässt. Der Grund liegt darin, dass Schwarz mit seinen ersten Schachgeboten die Deckung von b6 aufgibt. Somit ist die Königsflucht nach d4 auf die linienöffnenden Schachgebote des Sc2 wegen des nun möglichen Matts auf b6 nicht mehr wirksam. Die Dame kann zwar nochmals mit einem Gegenschach reagieren, aber jetzt kann die Batterie mit Hilfe des Tc1 endlich erfolgreich abziehen. Ein  unterhaltsames Kreuzschach-Festival!

Weitere Varianten:

1. … Db4+ 2. Sxb4+ Kd4 3. Dxb6 matt

1. ... Dxb5 oder Lxb5 2. Sxb6+ Kc5 3. Dd6 matt bzw. 2. ... Kc6 3. Dc7 matt

1. … Se6 2. Sxf6+ Kc5 3. Dd5 matt

Kommentare: Zwei prächtige Kreuzschach-Feuerwerke: die beiden Räumungsopfer des Sc2 zwecks Freilegung der Turm-Linie erlauben seinem Kollegen von d7 effektvolle Abzugsschachmatts. (N. Biveroni, Effretikon) Ein anspruchsvoller Dreizüger mit zwei fortgesetzten Kreuzschachs und vielfältigen, überraschenden Mattstellungen. (C. Nordt, Hombrechtikon) Das Königspaar schafft sich eine zweite Offensivachse und eröffnet ein stilvolles Schachaustauschfestival: eine grossartige Komposition! (R. Gygax, Genf) Eine ziemlich harte Knacknuss; auch die zweiten Züge von Weiss sind nicht einfach zu finden, selbst wenn man ahnt, dass der Gegenschach provozierende Schlüssel der richtige sein könnte. (D. Friedli, Ostermundigen) Als Satzspiele zeigten, dass der Lb5 nicht geschlagen werden darf, musste der Königszug in Erwägung gezogen werden, obwohl sich beim ersten Betrachten alle Nackenhaare sträubten. Die Abwehr der schwarzen Schachgebote durch die Springer öffnet die Linien der Langschrittler und das Matt auf der Diagonalen durch Dxb6 ist eine reizvolle Zugabe. (W. Weidert, Zürich) Dem weissen König ist bewusst, dass er nichts zu befürchten hat, wenn er sich auf e7 der schwarzen Dame aussetzt; er kann sich voll und ganz auf seine eigene Gemahlin verlassen. Und sie lässt es sich auch nicht nehmen, in jeder Variante am Matt beteiligt zu sein. Eine sehr hübsche Komposition! (G. Rusch, Spreitenbach) Après la superbe clé il y a des échecs consécutifs par la Da5. C’est vraiment un problème magnifique! (Th. Ott, Genf) Interessant, dass der König durch seinen Mut etwas zur konstruktiven Lösung beitragen kann. Insgesamt ergeben sich fünf unterschiedliche Matts mit der weissen Dame und, nach Schachs der schwarzen Dame, zwei mit dem Sd7. (L. Lippert, Appenzell) Nach dem feinen Königschlüssel mit mehrfacher Schachprovokation entstehen sehr ansprechende Mattführungen durch ausdifferenzierte Batterienausnützung, Damen- und Läuferblock, Lenkungen und Kreuzschachmatts. (S. Bomio, Bordighera ITA) König nach e7! Diese Wahl scheint mir als «Zug eins» ideal. Harmlos zwar, aber listig, klug! Spektakulärer Schlüsselzug! (H. Fehr, Erlinsbach)

Weitere richtige Lösungen sandten: Th. Maeder, Bern; R. Schweizer, Neuhausen.

Lösung Nr. 4907

Otto Wurzburg (USA)
The New Clipper, 1895
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Auf die ungewöhnliche, happige Knacknuss zum 1. April war zu Ostern ein leichtgewichtiger Meredith aus dem vorletzten Jahrhundert zu lösen.

Mit gerade mal 11 Steinen war es dem bekannten und einflussreichen Komponisten gelungen, eine beachtliche Anzahl an reizvollen Abspielen aufs Brett zu zaubern. Dies, nachdem ein idealer Entfernungsschlüssel Schwarz in Zugzwang bringt, obwohl dem gegnerischen König ein Fluchtfeld gewährt wird.

1. Df8!! Zugzwang

1. … Ke5 2. Sc6 matt

1. … Th4 zieht 2. D(x)f4 matt

1. … Te4! 2. Sf3 matt

1. … Tg4! 2. Dxh8 matt

1. … Lg7 2. Dxg7 matt

1. … Lf6 2. Dxf6 matt

1. … Le5 2. Df2 matt

1. … c4 2. Sc6 matt!

Erwähnen könnte man noch die beiden fortgesetzten Verteidigungen des Th4 und ein Modellmatt nach 1. … c4, aber das Problem beeindruckt vor allem durch den überraschenden Schlüssel und die Variantenfülle.

Kommentare: Dieses Osterei war leichter zu finden als der Aprilscherz von letzter Woche. (D. Friedli, Ostermundigen) Wirklich ein kleines, feines Ostergeschenk. (B. Wernly, Muri BE) Reichhaltiger Meredith mit einer Reihe schöner Mattbilder. Es ist spannend zu verfolgen, wie das überraschend freigegebene Fluchtfeld e5 im zweiten Zug wieder unter Kontrolle gebracht wird. (N. Biveroni, Effretikon) Wohin mit der Dame, damit die untere Schachbretthälfte zugänglich ist? Dieser unerwartete Zugzwangs-Meredith ist ein geniales Kunststück! (R. Gygax, Genf) Erstaunlich reichhaltig! (Th. Maeder, Bern) Après la clé, il y a un Zugzwang et, avec seulement onze pièces, sept mats différents – notamment cinque mats donnés par la Dame! C’est magnifique! (Th. Ott, Genf) Sehr hübscher Oldtimer vom berühmten amerikanischen Autor mit feinem, Fluchtfeld gebendem Zugzwangschlüssel und überraschend vielen Mattbildern, trotz knappem Materialaufwand. Molto grazioso! (S. Bomio, Bordighera ITA) Ein wirklich hübscher «Zugzwang-Oldie» mit Fluchtfeldfreigabe und reichhaltigen Abspielen. (C. Nordt, Hombrechtikon) Ein luftiges Problem mit überraschend abwechslungsreichen Varianten. Neben vielen schönen Mattbildern entschädigt insbesondere ein Mustermatt mit dem Springer für die Lösungssuche. (W. Weidert, Zürich) Wieder ein luftiger Zweizüger, der zum Lösen animiert. Die Frage ist eigentlich nur, wo die Dame strategisch am besten steht. (J. Meli, Bern) Ein ansprechender, Fluchtfeld gewährender und gar nicht offensichtlicher Zugzwang. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Ein schlichtes Problem mit Fluchtfeldfreigabe und hübschen Wendungen. Die Pferde sind allerdings etwas stolz und lassen sich nicht für Verführungen einspannen. (G. Rusch, Spreitenbach) Die schwarze Kampfkraft schwächelt, die weisse Dame lächelt – hat dann, nach Df8, den Schlüsselzug gemacht! (H. Fehr, Erlinsbach)

Weitere richtige Lösungen sandten: R. Wüthrich, Langenthal; K. Köchli, Bonstetten; R. Schweizer, Neuhausen.

Lösung Nr. 4906

John L. W. Lillja (Finnland)
Hufvudstadsbladet, 1931
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Dieser am 1. April nachgedruckte, etwas eigentümlich gebaute Dreizüger sollte die Löser dazu verleiten, an einen Scherz zu glauben. Tatsächlich scheint es ein unerwartet einfache oder aber eben gar keine Lösung zu geben – je nachdem, ob man die Rochademöglichkeit von Schwarz gesehen hat.

Gleich vorweg sei klargestellt, dass es eine regelkonforme Lösung gibt. Allerdings sind einige retroanalytische Aspekte zu berücksichtigen, um die offensichtliche Zugfolge mit der Überführung des Tf2 nach b8 als Lösung bestätigt zu sehen. Denn der schwarze König verfügt nach dem Wegzug des Tf2 eben über eine neue Verteidigungsressource, die man leicht übersehen könnte:
1. e4 ~ 2. Tb2 (droht 3. Tb8 matt) 0-0!

Gemäss einer Konvention geht man bei Schachproblemen davon aus, dass das Rochaderecht bei beiden Parteien intakt ist; will man in einem Diagramm hingegen einen e.p.-Schlag ausführen, muss bewiesen werden, dass der vorhergegangene Zug der Doppelschritt des gegnerischen Bauern war. (siehe Nr. 4822 Keym) Weiss bleibt hier also nur noch eine Chance: Er muss beweisen, dass Schwarz sein Rochaderecht verwirkt hat!

Das gelingt tatsächlich, aber dazu braucht es einen Blick zurück in die «Vergangenheit» der Partie bzw. eine Analyse, wie es zu dieser Diagrammstellung gekommen ist. Dies ist in allen Details natürlich unmöglich, aber es gibt durchaus beweisbare Anhaltspunkte, die den bisherigen Partieverlauf betreffen:
- Weiss hat noch 9 Steine auf dem Brett, Schwarz 12. Weiss hat also bis jetzt viermal geschlagen, Schwarz hingegen siebenmal.
- Der Lh1 muss durch Umwandlung eines Bauern entstanden sein, sonst wäre er wegen des Bg2, der ja noch in seiner Grundposition steht, nicht in die Ecke gekommen. Er war also der achte schwarze Bauer, während sich alle anderen 7 noch auf dem Brett befinden.
- Diese mussten, um in die Diagrammstellung zu kommen, im Minimum sechsmal geschlagen haben: Betrachten wir den Lh1 als ehemaligen h-Bauern, muss der Bh3 muss von f7, der Bg5 von e7 und der Be5 von d7 gekommen sein. Der Bc6 kam schliesslich von b7, was insgesamt 6 Schlagfälle nur durch die Bauern bedeutet.
- Der siebte geschlagene weisse Stein war nachweislich der ursprüngliche Lf1 auf seinem Ausgangsfeld gewesen, das dieser ja wegen der beiden Bauern e2 und g2 nie verlassen hat. Der Lb1 muss daher ein umgewandelter Läufer sein. Damit sind alle Schlagfälle der fehlenden weissen Steine erklärt.
- Für die fehlenden schwarzen Steine gibt es hingegen 4 Schlagfälle zu erklären. Einer ist durch den weissen Doppelbauer auf der g-Linie «sichtbar»: der Bg6 musste, von der h oder der f-Linie kommend, einen schwarzen Stein geschlagen haben.
- Der Lb1 ist ein Umwandlungsläufer, das heisst, dass sich ein weisser Bauer im günstigsten Fall auf den weissen Feldern a8 oder c8 in ihn umgewandelt hat. (Wäre dies auf g8 geschehen, hätte es insgesamt auf beiden Seiten zu viele Schlagfälle gebraucht.) Dies konnte aber wegen der verstellten a- und c-Linie nur mittels eines Schlagfalls passiert sein. (bxa8=L oder bxc8=L) Somit ist der zweite fehlende schwarze Stein erklärt.
- Nehmen wir also an, dass sich der b-Bauer in den Lb1 umgewandelt hat. Somit muss der Ba6 von a2 gekommen sein. (Der weisse c-Bauer wurde auf c6 vom Bb7 geschlagen; das einzige Feld, wo er sich einem schwarzen Bauern opfern konnte.) Da aber Schwarz keine Schlagfälle mehr übrighat, muss der Ba5 der schwarze a-Bauer sein, der folglich vom Ba6 mit zwei Schlägen „umkurvt“ wurde!  Damit ist auch der fehlende dritte und vierte schwarze Stein erklärt.

Die Kontingente an Schlagfällen sind also bei beiden Parteien ausgeschöpft. Nun löst eine einfache Frage das Problem: Wo ist der weisse d-Bauer geblieben?

Ein schwarzer Bauer kann ihn nicht geschlagen haben, da diese sich allesamt gegen den Königsflügel orientierten. Da aber 6 weisse Steine durch die schwarzen Bauern geschlagen wurden, um die Diagrammposition zu erreichen, muss der d-Bauer sich zwangsläufig zuerst in eine Figur umgewandelt haben, die sich dann am Königsflügel einem der Bauern opferte. Wegen der erschöpften Anzahl an Schlagfällen konnte diese Umwandlung aber nur direkt auf dem Feld d8 erfolgt sein. Der Bauer ist also schnurstracks geradeaus marschiert und so dem gegnerischen König auf d7 in die Quere gekommen. Dieser wurde wegen des Schachgebots zum Ausweichen gezwungen und hatte so, auch wenn er in der Folge wieder nach e8 zurückgekehrt war, sein Rochaderecht verwirkt.

Die Lösung lautet daher tatsächlich:

1. e4 ~ 2. Tb2 ~ 3. Tb8 matt

Ein reizvolles Problem, das nur mittels einer Retroanalyse gelöst werden kann. Auf attraktive Weise sind verschiedene retroanalytisch relevante Elemente eingebaut worden, ohne dass die Stellung ein zu absurdes Aussehen bekommen hätte oder die Beweisführung nur schwerlich nachvollziehbar wäre.

So stark wie sich Schachprobleme normalerweise von Gewinnkombinationen gespielter Schachpartien unterscheiden, so wenig haben die gewohnten Schachprobleme mit Retro-Problemen gemeinsam.  Zwar werden wiederum dieselben Regeln angewandt und dasselbe Material verwendet, aber an Stelle von Verführungen, Varianten und Themen tritt die Beweisführung einer Vorgabe, die nicht zwangsläufig eine Forderung zum Mattsetzen des Gegners sein muss. Statt schachlicher Kompetenz ist also mehr logisches Denken gefragt. Ein faszinierendes Gebiet der Schachkomposition!

Kommentare: Logo, dass es am 1. April etwas unkonventionell zugehen muss. (…) Der weisse d-Bauer fehlt auf dem Brett. Für ihn haben wir leider keine Schlagmöglichkeit übrig (weder aktiv noch passiv), d.h. er muss gradlinig durchmarschiert sein und wurde erst nach seiner Umwandlung geschlagen. Folglich muss der schwarze König bereits gezogen haben und hat damit die Rochade verwirkt. Ich versuchte zuerst, die Rochade wegen dem weissen König auf a8 auszuschliessen, aber er könnte über a6 in die Ecke gelangt sein, ohne den schwarzen König wegzubemühen. Geistige Akrobatik der eher unüblichen Art und daher auch willkommen! (N. Biveroni, Effretikon) So gemein. Der Bauer d2 ist umgewandelt, darum hat der schwarze König gezogen.
(Th. Maeder, Bern) Der Schlüsselzug e2-e4 sichert Weiss den Spielsieg hier! (H. Fehr, Erlinsbach)

Weitere richtige Lösungen sandten: R. Gygax. Genf; W. Weidert, Zürich;
Th. Ott, Genf; G. Rusch, Spreitenbach.

Lösung Nr. 4905

Anatolij Wassylenko (Ukraine) und Waleri Schanschin (Kirgisistan)
64 Shakhmatnoye obozreniye 1991 2. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Eine Idee bei der Suche nach dem Schlüssel ist die Stützung des Le5, um das Batteriematt 2. fxg5 zu drohen. Nach 1. Te7? kann jedoch die Df3 als Batteriehinterstein ohne Schädigung mit 1. … Dxd1! angegriffen werden. Das ändert, wenn der Ta7 mit derselben Absicht auf die 5. Reihe zieht, da nun die Db1 eine Kontrollaufgabe mehr hat:

1. Ta5!? A droht 2. fxg5 matt
1. … Dxd1 x 2. Ld4 matt! C
1. … gxf4 y 2. Dxf4 matt
aber 1. … Sg6!

Bei der anderen Batteriebildung auf der 5. Reihe geht es primär um eine Linienräumung für den Ld1:

1. Dd5!? B droht 2. Lg4 matt
1. … Dxd1 x 2. Dd3 matt!
1. … gxf4 y 2. Ld4 matt! C
aber 1. … e2!

Es funktioniert erst, wenn sich der Le5 selbst in Sicherheit bringt:

1. Ld4! C droht 2. fxg5 matt
1. … Dxd1 x 2. Ta5 matt! A
1. … gxf4 y 2. Dd5 matt! B

Das mit den Buchstaben x und y gekennzeichnete Variantenpaar kommt in allen drei Phasen vor und jedes Mal wechseln dabei die Matts. Da dies in 3 Phasen bei den gleichen 2 Varianten geschieht, ist dieser Mehrphasenmattwechsel ein 3x2- Zagoruiko.

Noch spektakulärer ist jedoch, dass bei diesen beiden Verteidigungen die weissen Züge (mit A, B und C bezeichnet) in jeweils einer Verführung im Vergleich zur Lösung vertauscht werden: Die beiden Erstzüge der Verführungen werden zu Variantenmatts, und zwar auf die gleichen Verteidigungen. Dieser reziproke Wechsel der weissen Züge ist die vereinfachte Form des Salazar-Themas, das ursprünglich umfänglicher definiert wurde. Hier wird dieser Tausch gleich doppelt dargestellt.

Dazu kommt ein Strauss an Nebenvarianten:

1. … De4 2. Dg4 matt
1. … Db8 2. Lc2 matt
1. … Th4 2. Txg5 matt
1. … Sg6 2. Tf7 matt
1. … g4 2. hxg4 matt

Ein harmonisches, thematisch dichtes und trotzdem übersichtliches Gemeinschaftswerk des ukrainischen IM Wassylenko, der jüngst Gast an der Hauptversammlung der Schweizerischen Vereinigung der Kunstschachfreunde (SVKSF) in Zürich war.

Kommentare: Zagorujko-Mattwechsel, wobei die Erstzüge der Verführungen die Themamattzüge der Lösungsphase sind. (Th. Maeder, Bern) 3x2 Zagorujko, wobei die Erstzüge der Verführungen zu Mattzügen in der Lösung werden. Zudem erscheint der Schlüsselzug bereits in beiden Verführungen als Variantenmatt auf die beiden schwarzen Themaparaden. Wunderschön; ich vermute, die Aufgabe hat leider den ersten Preis verpasst, weil zwei der drei Phasen die gleiche Drohung haben. (N. Biveroni, Effretikon) Des essais magnifiques et une clé remarquable. Joli! (Th. Ott, Genf) Nur 1. Ld4! ist zielführend. Schwarz muss das Feld f4 kontrollieren, gibt dabei in einer Vielzahl von attraktiven Varianten aber Linien frei oder blockiert Fluchtfelder. (W. Weidert, Zürich) Reichhaltige und differenzierte Aufgabe, die auf den ersten Blick gar nicht so leicht zu durchschauen ist. (D. Friedli, Ostermundigen) Reichhaltiger, sehr gut gebauter Zweizüger mit prächtig ausdifferenzierten Mattbildern durch Lenkungen und Blocks und schönen Mattwechseln zwischen den Verführungen und der Lösung. (S. Bomio, Bordighera ITA) Ein spannender Zweizüger, ein Juwel zur Erinnerung an die Befreiung der sozialistischen Sowjetrepubliken! (R. Gygax, Genf) Auf 1. Ld4 muss Schwarz die Waffen strecken. War schwieriger als erwartet. (H. Wyss, Sierre) Etwas viel weisses Material und dementsprechend einige Verführungen… Also letzten Endes eine Fleissarbeit nach dem Ausschlussprinzip. (G. Rusch, Spreitenbach) Der Schlüsselzug lag für mich nicht auf der Hand! (B. Wernly, Muri BE) Ein genialer Zug, scheint mir, ist «Läufer e5 nach d4»! Schwarz – wage ich zu sagen – verliert so Kopf und Kragen. Weiss kann auch sonst wie siegen, aber nicht in nur zwei Zügen! (H. Fehr, Erlinsbach)

Weitere richtige Lösungen sandten: C. Nordt, Hombrechtikon; R. Schümperli, Herrenschwanden; Robert Schweizer, Neuhausen.

Lösung Nr. 4904

Iuri Schost (Georgien)
Shakhmaty v SSSR 1955, Lob
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Dieses Problem mit seiner unauffälligen, ziemlich geschlossenen Stellung zeigt ein Thema, das bereits vor knapp 180 Jahren das erste Mal dargestellt worden war und als eines der wichtigsten in der Entwicklung der Schachkomposition gilt. Das Stammproblem war 1845 in Dehli vom englischen Reverenden Henry A. Loveday erschaffen worden und wurde von Howard Staunton in seiner Zeitschrift «The Chess Players Chronicle» dem europäischen Publikum, ohne Nennung des Autorennamens, als «das indische Problem» vorgestellt. Die darin verwendete strategische Idee mit Nutzung eines Schnittpunktes war für die damaligen Löser, die an Probleme mit opferreichen, schachbietenden Zugfolgen gewöhnt waren, überraschend und schwierig zu sehen.

Zwar waren Effekte mit Schnittpunktbesetzungen schon ein Jahrzehnt vor der Veröffentlichung der Stammprobleme der bekannten Schnittpunktthemen von Walter Grimshaw (1850) und Anton Nowotny (1854) keine Neuheit mehr. Adolf Anderssen, der Bezwinger Stauntons im Wettkampf-Turnier um den inoffiziellen Titel des weltbesten Spielers in London 1851, hatte bereits um 1840 die Nutzung eines Schnittpunktes entdeckt, bei dem Weiss einen seiner Langschrittler verstellt und danach diese Verstellung mit einem Abzugsmatt wieder aufhebt. Diese Idee erhielt den Namen Anderssen-Verstellung.

Neu war beim «indischen Problem» von H. Loveday hingegen, dass eine solche Verstellung durch einen kritischen Zug eines Langschrittlers vorbereitet wird, dessen Zweck man nur erkennen kann, wenn man den ganzen Variantenverlauf bereits gesehen hat. Diese Abfolge eines einleitenden kritischen Zuges, der eine Anderssen-Verstellung vorbereitet wurde daher indisches Thema oder einfach Inder genannt.

Probespiel:
1. Tc4? oder 1. Tb4? fxg5! und Schwarz steht bei beliebigen Zügen patt. Darum:

1. Ta4! fxg5 2. Lb4!! gxf3 3. Le7 matt!

Diese Variante zeigt einen Inder. Der Turm überschreitet mit einem kritischen Zug den Schnittpunkt b4, damit er vom Ld2 pattverhütend verstellt werden kann. Danach hebt der Läufer die Verstellung mit dem Mattzug wieder auf. Dazu kommen zwei weitere Anderssen-Verstellungen, bei denen auf gediegene Art auch die beiden anderen weissen Figuren zu Sperrsteinen werden:

1. … f5 2. Tf4! Kxg5 3. Txg4 matt!
1. … fxe5 2. Ke4! gxf3 3. Kxe5 matt!

Ein reichhaltiges, eingängiges Musterproblem zu diesen beiden Themen! Die einleitenden problemgeschichtlichen Informationen sind dem überaus empfehlenswerten Buch «Eines Reverends Einfall, der Geschichte machte» von Herbert Grasemann entnommen, das 2014 neu aufgelegt und mit einem Aufsatz und einer Auslese hervorragender logischer Probleme durch Stephan Eisert und Hans Peter Rehm angereichert wurde. Erschienen ist es im feenschach-Verlag, Aachen (ISBN 978-3-9812128-6-0).

Kommentare: Ein «Inder» mit der Besonderheit, dass Schwarz zur Verteidigung aktiv das Patt sucht. Dank dem kritischen Zug kann Weiss die entstehende Zugzwangstellung ausnutzen. (Th. Maeder, Bern) Drei Anderssen-Verstellungen durch Turm, König und Läufer, wobei die Variante mit dem Läufer sich als «Inder» entpuppt, da der Turm zuvor das kritische Feld b4 überschritten hat. Ein in seiner Schlichtheit vollendetes Problem! (N. Biveroni, Effretikon) Nach dem kritischen Zug in diesem vorzüglichen «Inder» kann Weiss auf jede Antwort des Bauern f6 eine Pattstellung durch Linienblockade verhindern. Vor allem die beiden Abspiele mit den wechselseitigen Verstellungen der weissen Langschrittler auf b4 und f4 beeindrucken. (W. Weidert, Zürich) Nach dem überraschenden Turmschlüssel entstehen in diesem hübschen Zugzwang-Meredith prächtige Mattführungen durch Bauernentfesselung samt Turmlinienöffnung und Batterienausnützung («Inder») und ein sehr schönes Doppelschachmatt. (S. Bomio, Bordighera, ITA) Beeindruckend, wie in der auf den ersten Blick einfachen Stellung mit lediglich vier Zugmöglichkeiten von zwei schwarzen Bauern, Zugzwang nach unauffälligem Schlüsselzug, (Selbst-)Verstellung, Doppelschach und Fesselung dargestellt werden. (C. Nordt, Hombrechtikon) Der Hinweis auf das Alter der Problemidee war schon die halbe Lösung. (R. Schweizer, Neuhausen) Ein tolles Schachrätsel, bei dem sich der Turm auf der 4. Reihe so weit wie möglich entfernen muss, damit der Läufer dazwischen ziehen kann. (M. Rüfenacht, Basel) Unheimlich reichhaltiger Meredith, mit einem grossartigen Schlüssel, Pattgefahr, Abzugs- und Doppelschachmatt, und als Krönung ein Läufereinsatz mit Turmausperrung gefolgt von Bauernfesselung: ein Kunststück! (R. Gygax, Genf) Es dauerte eine Ewigkeit, bis ich auf die Lösung kam! Nach 1. … fxg5 ist einzig der Läufer in der Lage, einerseits im zweiten Zug das Patt zu verhindern und dann andererseits im dritten Zug den Bauern auf g5 durch Abzugsschach zu fesseln. Warum dieses grandiose Problem nur ein «Lob» erhielt, ist mir nicht klar. Oder muss man «Lob» als «summa cum laude» verstehen? (G. Rusch, Spreitenbach) Läufer und Turm verstellen sich gegenseitig perfekt. Gelungenes Doppelschach. (J. Meli, Bern) Après la clé superbe il y a trois variantes étonnantes et magnifiques. (Th. Ott, Genf) Schwarz ist in Not! Ich möchte wetten, er hofft sich in ein Patt zu retten. Weiss sieht’s – drum seine Antwort hier: Der Schlüsselzug Turm nach a4! Vergeblich sucht f6 die Wende – Schwarz steht vor seinem bitteren Ende. (H. Fehr, Erlinsbach)

Weitere richtige Lösungen sandten: R. Wüthrich, Langenthal; H. Locher, Grenzach-Wyhlen (DEU).

Lösung Nr. 4903

Hubert Gockel (Deutschland)
Deutsche Schachblätter 1986 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Züge des Se7 mit Aktivierung des dahinterstehenden Te8 bieten die besten Angriffschancen. Zweimal kann so der Springer eine Drohung aufstellen:

1. Sg6!? droht 2. Se5 matt A, aber 1. … Lc4! x
1. Sf5!? droht 2. Sd4 matt B, aber 1. … Le6! y

Durch die Öffnung der Turmlinie wird das Feld e4 jeweils ein zweites Mal überdeckt. Mit dem Drohzug unterbräche der Springer jedoch erneut eine der beiden Linien, so dass Schwarz gemäss dem Thema A parieren kann: Ein Fluchtfeld des schwarzen Königs wird durch zwei weisse Langschrittler gedeckt. Da Weiss bei Ausführung der Drohung die eine Linie verstellt, pariert Schwarz mit der Verstellung der anderen Linie.

Weiss hat aber einen weiteren, überraschenden Springerzug, der den Ld5 zwingt, die besagten Linien als Erster zu verstellen:

1. Sxc6! Zugzwang!
1. … Lc4 x 2. Sd4 matt! B (2. Se5 matt??)
1. … Le6 y 2. Se5 matt! A (2. Sd4 matt??)

Die sofortige Entfesselung des Sc6 provoziert einen Mattdual durch den Springer. Der Dual wird aber wegen der linienverstellenden Läuferzüge vermieden, so dass dem Sc6 nur eine Möglichkeit zum Mattsetzen bleibt. Diese dualvermeidende Idee heisst Java-Thema. Wie beim Thema A geht es darum, dass ein Fluchtfeld des schwarzen Königs von zwei weissen Langschrittlern gedeckt wird. Da Schwarz eine dieser beiden Linien verstellt, darf Weiss mit dem Mattzug die andere nicht auch noch verstellen.

Betrachtet man auch noch die mit Buchstaben markierten Züge, erkennen wir das Hannelius-Thema, bei dem die Drohungen der Verführungen in der Lösung als Variantenmatts wieder auftauchen, und zwar reziprok vertauscht auf diejenigen Verteidigungen, an denen sie im Verführungsspiel scheiterten.

Weitere Abspiele:

1. … Lxc6+ 2. Dxc5 matt
1. … Le4 2. Dxe4 matt

All diese vier Varianten zeigen zudem einen Läuferstern!

1. … Dh5 zieht 2. D(x)g4 matt
1. … Sd1 zieht 2. T(x)e3 matt
1. … b2 2. Dxd1 matt
1. … g4 2. Df4 matt

Ein spannendes Problem mit überraschendem Zugzwang, das in einer attraktiven, offenen Stellung einen thematisch hochwertigen und vielfältigen Inhalt präsentiert. Th. Maeder schlägt die folgende, gelungene Stellungsänderung vor: Mit einem schwarzen Bf7 an Stelle des Springers wird die Lösung um zwei Nebenvarianten bereichert und der Tf8 bekommt dadurch eine aktive Rolle. (1. … f6 2. Txf6 matt und 1. … f5 2. Txf5 matt). Ferner wird die Stellung weiter aufgelockert, wenn der Sg2 nach h1 und der Le1 nach c1 gestellt wird; mit Tausch der Deckungsaufgaben der beiden Leichtfiguren.

Kommentare: Thema A in den Widerlegungen der Verführungen, Java-Thema in der Dualvermeidung der Mattzüge, und Hannelius-Thema. Sehr beeindruckend. (Th. Maeder, Bern) Der Schach provozierende, selbstfesselnde Springerzug ohne Drohung ist der richtige. In den Verführungen verteidigt sich Schwarz erfolgreich durch Linienverstellungen, gemäss dem Thema A. In der Lösung versucht das der schwarze Läufer ebenfalls mit einem schwarzen Läuferstern, aber erfolglos. Der weisse Springer verstellt einfach die gleiche, schon verstellte Linie. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Ein völlig «unmöglicher» Schlüssel ist des Rätsels Lösung: Der Springer fesselt sich selbst, provoziert Gegenschach und statt der Drohspiele der Verführungen kommt es in der Lösung zu einem Zugzwang. Wirklich ein starkes Stück! (D. Friedli, Ostermundigen) Nach dem brillanten, selbstfesselnden Springeropferschlüssel ist Schwarz im Zugzwang. In den Hauptvarianten entstehen ein aparter schwarzer Läuferstern und anschliessend zwei prächtige Matts durch den wieder entfesselten Springer. Zwei ähnliche knapp widerlegte Verführungen ergänzen dieses erstklassige Problem. (S. Bomio, Bordighera ITA) Unkonventioneller, brisanter Opferschlüssel, wobei sich der Se7 zugunsten einer strategischen Linienöffnung fesseln lässt, und fein differenzierte Mattzüge: eine grossartige Komposition! (R. Gygax. Genf) Beide Verführungen haben die gleichen Lösungszüge wie die Lösung, scheitern aber beide an der fehlenden Deckung von e4, weil der schwarze Läufer die Linien blockiert. Die ergänzten Symmetrien in der Lösung gefallen, besonders der schwarze Läufer, der je einen Schritt in alle vier Richtungen ziehen kann. (C. Nordt, Hombrechtikon) Wegen der Fesselung des Springers ein unerwarteter Schlüssel. Obwohl nicht besonders elegant, bringt nur das Schlagen im ersten Zug die weissen Steine in optimale Position und Schwarz in Zugzwang. Sehr elegante Varianten: Der gefesselte Springer verhindert duale Lösungen. (W. Weidert, Zürich) Schnell verdächtigt man den Springer f7 als Verführer zu den Scheinlösungen. Dass er aber trotzdem auch für den richtigen Lösungszug zuständig ist – und dies erst noch ohne Drohung, sondern mit Zugzwang! – überrascht doch etwas, bringt er doch damit seinen König in Lebensgefahr. (G. Rusch, Spreitenbach)  «Zugzwang» après la clé, c’est génial! (Th. Ott, Genf) Eine wundervolle Aufgabe mit überraschendem Schlüssel – selbst ein Hellseher sieht den Zugzwang kaum auf Anhieb. (K. Köchli, Bonstetten) Dass es trotz der interessanten Drohungen zu Zugzwang kommt, ist überraschend. (B. Wernly, Muri BE) Weiss darf die von Schwarz bereits unterbrochene Deckungslinie schadlos ebenfalls betreten. Ein reichhaltiges Zugzwang-Problem! (N. Biveroni, Effretikon) Das neue Problem verdient sicher seinen ersten Preis! Weiss auf dem Brett ist, ohne Frage, in einer komfortablen Lage. Nur: «Schach bieten» schon im ersten Zug, ist zwar verlockend, doch nicht klug. Hier, wie so oft, ist der «Glücksbringer» ein gut platzierter weisser Springer. «S schlägt c6» – verdient Applaus! Schwarz hat verloren – das Spiel ist aus! (H. Fehr, Erlinsbach)

Weitere richtige Lösungen sandten: R. Schweizer, Neuhausen; H. Wyss, Sierre.

Lösung Nr. 4902

Wladislaw Metlyzkyj (Ukraine)
Gazeta Częstochowska 1965, 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Schwarz droht nicht nur, sich mit seinem König gegen den Brettrand davonzumachen, sondern auch gleich den Lb6 zu eliminieren. Da helfen überraschenderweise auch sofortige Bauernumwandlungen wenig; zu sehr stehen sich die weissen Steine im Weg, so dass die schwarzen Leichtfiguren die Stellung problemlos halten können. Die abseitsstehende Dh4 sollte also schnellstens ins Geschehen eingreifen, aber die naheliegende Batteriebildung 1. Dg5? scheitert knapp an 1. … Kc6! 2. Sd4+ Kxb6, weil nun der Lg2 das Umwandlungsmatt 3. b8=D matt?? verunmöglicht. Es braucht eine mutigeren Schlüsselzug, um zum Ziel zu gelangen:

1. De7! droht 2. Dd6+! Sxd6 3. Se7 matt!!

Die erzwungene Annahme des zweiten Damenopfers führt zu einem ersten Modellmatt.

1. … Sxe7 2. Sxe7+! Kd6 3. c8=S matt!!

Wird die Dame hingegen sofort genommen, ergibt sich ein fantastisches Modellmatt mit drei Springern und einem Läufer. Aber damit ist nicht genug:

1. … Kc6 2. Sd4+ Kxb6 3. bxc8=S matt!!

Auf die Königsflucht schafft der andere Bauer ein erneutes Modellmatt; wieder mittels Umwandlung in einen Springer auf dem gleichen Feld und wieder mit Hilfe von zwei anderen Springern. Eine treffende Pointe!

2. … Kd5 3. De5 matt

1. … Lxb6 2. De5+ Kc6 3. Sd4 matt!!

Abschliessend noch ein viertes Modellmatt, das sich den Fernblock des Läufers auf b6 zu Nutzen macht. (Bei einem Modellmatt wird unter Einbezug aller weisser Figuren jedes Fluchtfeld des schwarzen Königs nur einmal überdeckt.)

Ein grandioses Problem der böhmischen Schule, bei dem zwei exklusive und spektakuläre Modellmattbilder mit drei weissen Springern hervorstechen.

Kommentare: Das keineswegs naheliegende Damenopfer auf e7 bereitet den grandiosen Auftritt von drei Schimmeln vor. Die Mattbilder sind wirklich spektakulär! (W. Weidert, Zürich) Ein witziger Damenopferschlüssel, der darin gipfelt, dass es drei Schimmel braucht, um den König Matt zu setzen. (D. Friedli, Ostermundigen) Originelle doppelte Springerumwandlung durch zwei verschiedene Bauern auf demselben Feld! (A. Nievergelt, Winterthur) Der Schlüsselzug De7 ist phänomenal: Verschmäht Schwarz das Opfer, bietet sich die weisse Dame gleich noch einmal als Opfer an, das Schwarz dieses Mal annehmen muss. Und wenn Schwarz schon im ersten Zug das Damenopfer annimmt, schlägt die Kavallerie zu dritt zu. (G. Rusch, Spreitenbach) Ein rätselhaftes Problem mit wunderschönen Mattführungen durch verblüffende Damenopfer, sehr fein ausdifferenzierte Bauernunterverwandlungen und Läuferblock. Un problema straordinario! (S. Bomio, Bordighera ITA) Une superbe clé et deux variantes étonnantes et stupéfiantes (Th. Ott, Genf) Das war ja ein schwieriges Ding! Ich brauchte ewig, bis ich sah, dass Schwarz nach 1. Dg5? Kc6 2. Sd4+ Kxb6 3. b8D nicht matt ist. (Th. Maeder, Bern) Für die Lösung braucht es eine überaus opferbereite Dame. (C. Nordt, Hombrechtikon) Die Freibauerlockvögel haben mich vorerst ordentlich lange von der richtigen Lösung abgelenkt: Zum Sieg in Richtung Matt und Amen, führen nicht so selten Damen. Mit De7, dem «Opferzug», beendigt Weiss den Kampf sehr klug! (H. Fehr, Erlinsbach)

Eine weitere richtige Lösung sandte: R. Schweizer, Neuhausen.

 

Lösung Nr. 4901

Henry D’O. Bernard (England)
Grantham Journal 1929, 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Wegen der drei freibeweglichen schwarzen Steine auf der linken, oberen Brettseite scheint es auf den ersten Blick unrealistisch, dass Weiss durch Zugzwang zum Ziel kommen könnte. Entdeckt man aber, dass die Da6 die zwei Mattfelder e6 und d3 gleichzeitig im Auge behalten muss, wird diese Idee schon wahrscheinlicher. Die Dame steht auf a6 in einer Brennpunktstellung: Nicht nur ginge bei jedem ihrer Züge die Kontrolle über einen der beiden Brennpunkte e6 oder d3 verloren, sondern auch nach allen Zügen des Sa5 und des Bb7, die dabei je einen der beiden Vektoren, wie die Linien zwischen Bewacher und Brennpunkt genannt werden, unterbrechen würden. Dadurch wären jeweils Springermatts auf e6 oder d3 möglich und da auch die Züge der anderen Bauern zu Matts führten, reichte ein simpler Wartezug zur Abwälzung der Zugspflicht zum Erfolg. Es handelt sich also um eine Zugwechsel- oder «White to play»-Aufgabe. Die Satzspiele sind:

1.… Da6 zieht 2. Se6 matt bzw. 2.Se3 matt
1. … Sc6 2. Se6 matt
1. … Sc4 2. Sd3 matt
1. … b6 2. Se6 matt
1. … b5 2. Sc3 matt
1. … f5 2. e5 matt!
1. … c1=D oder S 2. Dh2 matt
1. … e2 2. Dc1 matt

Da jedoch ein Wartezug fehlt und Vektorunterbrechungen wie 1. d6? an 1. … Dc4!! und 1. Tc4? an 1. … Sxc4! scheitern, muss Weiss den Plan wechseln:

1. Td1!! Zugzwang

1. … Da6 zieht 2. Dxf6 matt! bzw. 2.Tf1 matt!

1. … Sc6 2. Dxf6 matt

1. … Sc4 2. Tf1 matt

1. … b6 2. Dxf6 matt

1. … b5 2. Tf1 matt

1. … f5 2. De5 matt!

1. … c1 oder cxd1=D oder S 2. Dh2 matt

1. … e2 2. Dc1 matt

Mit dem optimalen Opferschlüssel werden gleich beide Brennpunkte ersetzt! Der Turmzug auf die Grundreihe bindet nun den Sc5 an die Deckung von e4, öffnet aber der Db2 die Diagonale zum neuen Brennpunkt f6 und nimmt den zweiten, neuen Brennpunkt f1 gleich selbst ins Visier. Dies führt automatisch zu sechs Mattwechseln; ein weiterer, interessanter Mattwechsel ergibt sich nach 1. …f5.

Aber nicht die Anzahl der Mattwechsel, sondern die Brennpunkt-Thematik steht inhaltlich im Mittelpunkt. Diese wird durch den Wechsel der Brennpunkte zwischen den Phasen eindrücklich dargestellt und mit den geschickt eingefügten Steinen Sa5 und Bb7, die weitere, thematische Varianten ermöglichen und zudem durch ihre Stellung die Mattduale auf die beliebigen Damenzüge auf ein Minimum reduzieren, auf vorzügliche Weise akzentuiert. Eine prächtige «White to play»-Aufgabe!

Kommentare: Ein Wartezug ist weit und breit nirgends zu sehen: Des Rätsels Lösung ist 1. Td1! und nun nutzen die Dame und der Turm die Brennpunktstellung der Da6. (N. Biveroni, Effretikon) Nachdem ich die Brennpunktstellung der Da6 gesehen hatte, dauerte es noch etwas, bis ich den Schlüssel fand. (Th. Maeder, Bern) «White to play»-Aufgabe mit einem die Batterie abbauenden Opferschlüssel, der die Linie für die Db2 öffnet und den Sc5 an e4 bindet. (R. Schümperli, Herrenschwanden) In der Ausgangsstellung hat Weiss auf jeden schwarzen Zug ein sofortiges Matt parat. Nach dem Schlüsselzug ist Schwarz erneut in Zugzwang und muss mit jedem Zug eine Linie öffnen oder sperren. Das führt zu einer Vielzahl von attraktiven Varianten. (W. Weidert, Zürich) Ein reichhaltiges, gut lösbares Zugzwangproblem. Der Turmopferschlüsselzug öffnet der Dame die lange Diagonale und ermöglicht durch die Verstellung mit zwei Steinen oder den Abzug der Dame jeweils das Matt mit Tf1 oder Dxf6. Drei Varianten durch Bauernzüge ergeben drei weitere, ansprechende Mattstellungen durch die Dame. (C. Nordt, Hombrechtikon) Sehr hübsches Zugzwangproblem mit präzisem, die Damenlinie öffnendem Turmopferschlüssel und gut harmonierenden Mattbildern dank schwarzen Damen-, Springer- und Bauernlenkungen. (S. Bomio, Bordighera, ITA) Eine auf den schwarzen Feldern unwiderstehliche weisse Dame: ein schön durchdachter, raffiniert konstruierter Klassiker! (R. Gygax, Genf) Auf den ersten Blick verführt die Stellung dazu, nach Drohungen zu suchen. Was aber, wenn alle pariert werden können? Da hilft zum Glück «abwarten und Tee trinken»: Entweder blockiert Schwarz mit jedem seiner möglichen Züge eine eigene Verteidigungslinie oder öffnet dem Weissen eine Angriffslinie. Eine gediegene Komposition! (G. Rusch, Spreitenbach) Die Matts werden ausschliesslich durch den Turm und die Dame herbeigeführt, die durch den Schlüssel die nötige Bewegungsfreiheit erlangt haben. (D. Friedli, Ostermundigen) Avant la clé, chaque jeu des Noirs amène un mat par les Blancs: Magnifique! (Th. Ott, Genf) Verräterisch: die Dame schielt nach h2. (J. Meli, Bern) Ein Zugzwangproblem allererster Klasse! (B. Wernly, Muri BE) Der «Schlüsselopferzug» ist richtig genial und klug! Für Schwarz, samt seinem Bauernheer, gibt‘s hernach keine Rettung mehr! (H. Fehr, Erlinsbach)

Weitere richtige Lösungen sandten: J. Wyss, Sierre; R. Schweizer, Neuhausen.

Lösung Nr. 4900

Martin Hoffmann (Schweiz)
Neue Zürcher Zeitung 1986, 3. Preis
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Die Aufstellung der schwarzen Figuren auf der Grundlinie lassen zu Recht Schnittpunktthematik vermuten, da sich die Linien der Langschrittler auf drei verschiedenen, freien Feldern überschneiden und sowohl der Te1 wie der Lf1 von ihren Standfeldern aus die sofortigen Matts 1. Lxc4 und 1. T4e5 verhindern.

Ein sofortiger Versuch mit einem Nowotny auf e3 scheitert noch knapp, denn nach 1. Le3? (droht 2. T4e5 matt und 2. Txd4+ Txd4 3. Sc3 matt) Txe3! 2. Txd4+? Txd4 3. Sc3 matt?? deckt der Te3 das Mattfeld c3 weiterhin.

Der Sa2 steht aber nur scheinbar in Lauerstellung, um auf c3 mattsetzen zu können; seine wahre Funktion ist die Rolle eines Nowotny-Opfersteines auf dem Schnittpunkt e2. Dadurch werden die beiden eingangs erwähnten Mattdrohungen gleichzeitig aufgestellt, so dass sie nur noch differenziert werden können.

1. Sc1! droht 2. Se2! (droht 3. T4e5 matt A und 3. Lxc4 matt B) Lxe2 3. T4e5 matt bzw. Txe2 3. Lxc4 matt

Sowohl der Te1 wie der Lf1 stehen also nach der Besetzung des Schnittpunktes bezüglich der zu deckenden Mattfelder kritisch. Ihre Verteidigungsidee besteht nun darin, den Schnittpunkt mit anti-kritischen Zügen zu überqueren, um die doppelte Verstellung wirkungslos zu machen. Aber diese Züge verursachen neue, von Weiss wiederum mit Nowotnys nutzbare Verstellungen!

1. … Te3! 2. Sd3!! (droht 3. Lxc4 matt B und 3. Txd4 matt C) Txd3 3. Lxc4 matt bzw. Lxd3 3. Txd4 matt

1. … Ld3! 2. Le3!! (droht 3. Txd4 matt C und 3. T4e5 matt A) Txe3 3. Txd4 matt bzw, Lxe3 3. T4e5 matt

Die beiden Verteidigungen verstellen jeweils eine Deckungslinie zum doppelt gedeckten Mattfeld d4, so dass Weiss nun mit seinen beiden Nowotnys auf der dritten Reihe die zweite schwarze Deckungslinie unterbrechen und somit das Feld erfolgreich angreifen kann. Beide Male kann Schwarz die thementypische Doppeldrohung nur noch differenzieren. Der abgerundete Inhalt wird durch den Zyklus der Nowotny-Doppeldrohungen, der sich zwischen der Drohung und den beiden Hauptvarianten ergibt, akzentuiert.

Eine weitere Feinheit besteht darin, dass das grobe Schlagen der beiden Verteidiger im 2. Zug analog durch den Einsatz je eines weiteren Langschrittlers scheitert:
1. … Te3 2. Lxe3?? Lh2! bzw. 1. … Ld3 2. Sxd3?? Tc1!
Nebenvariante:
1. … Txc1 2. Le3! usw.
Ein eindrückliches, beidfarbiges Verstellungsfestival des Internationalen Meisters der Schachkomposition aus Zürich!

Kommentare: Die Orgelpfeifen* führen zu Nowotnys mit zyklischen Doppeldrohungen. (Th. Maeder, Bern) Die wechselseitigen Verstellungen der schwarzen Langschrittler springen sofort ins Auge. Aber es war schwierig herauszufinden, dass der Sa2 seine Schachdrohung auf c3 zugunsten eines Nowotny von c1 aus aufgeben muss. Sehr eindrucksvoll. (W. Weidert, Zürich) Trotz Hinweis ein anspruchsvolles Problem! Für die Lösung braucht es den Springer mit einem Opferangebot als zusätzlichen Linienblocker. (C. Nordt, Hombrechtikon) Dieses Problem hat mir ziemliches Kopfzerbrechen bereitet. Diesen Schlüsselzug probiert man wohl zuallerletzt, wenn einen die Widerlegungen anderer Züge schon an der Lösbarkeit des Problems haben zweifeln lassen. (D. Friedli, Ostermundigen) Springer am Rande bringt Schimpf und Schande - hier aber dem Gegner. (R. Schweizer, Neuhausen) Après la clé assez difficile, il y a deux étonnantes variantes. Et tout cela sans les Dames! (Th. Ott, Genf) Eine heisse Verführung (1. Ka4?), Provokationsschlüssel und Nowotnyfallen bei allen vier schwarzen Turm-Läufer- Kombinationen: eine geniale Kreation! (R. Gygax, Genf) Die Anordnung der schwarzen Langschrittler ist wirklich verräterisch und bewirkt die drei Drohungen der weissen Langschrittler auf d2, e2 und e3. Die Lösung bringt aber der Sa2 mit der versteckten Drohung 2. Se2. (B. Wernly, Muri BE) Das Brett zeigt – ausser Damen – alles mit «Rang und Namen»! Der Schlüssel weist Schwarz in die Schranken, es bleibt ihm nur eins: «höflich bedanken»! (H. Fehr, Erlinsbach) Nach Nowotny-Verstellungen à discrétion ergeben sich fast logischerweise zyklische Mattzüge. Orgelpfeifen in etwas ungewohnter Aufstellung! Gar nicht so einfach, weil man nicht so gerne die latente Drohung Sc3+ aufgibt. (N. Biveroni, Effretikon)

(* = Der Begriff «Orgelpfeifen» wird für die orthogonale Anordnung von vier nebeneinanderstehenden Langschrittlern verwendet, bei der vier gemeinsame Linienschnittpunkte entstehen.)

Lösung Nr. 4899

Michael Schreckenbach (Deutschland)
Sächsische Zeitung 1992, 3. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Am diesjährigen International Solving Contest war in der Kategorie A dieser interessante und auch aussergewöhnliche Zweizüger zu lösen gewesen.

Einen aussichtsreichen Angriff kann es bei genauer Betrachtung nur auf der langen, weissen Diagonalen geben und so liegt es nahe, den Le6 für eine Mattdrohung auf d5 zu unterstützen. Weiss hat dazu fünf Möglichkeiten; die thematische Idee scheint also ein Auswahlschlüssel zwischen diesen gleich motivierten weissen Zügen zu sein. Der Löser könnte so nach vier aufgefundenen Widerlegungen der fünften Möglichkeit den Zuschlag geben, ohne noch genauer hinzuschauen – und somit in die Falle tappen. Denn alle fünf Versuche, die die Drohung 2. Ld5 matt aufstellen, scheitern an mehr oder weniger versteckten Widerlegungen!

1. Df7?, aber 1. … Txe5!
1. Td8?, aber 1. … Sxf4!
1. Sc7?, aber 1. … Dc5!
1. Sb6?, aber 1. … Dd6!
1. c4?, aber 1. … Se3!

Es löst nur ein linienfreilegender Zug der vermeintlichen Drohfigur, so dass nun die Dame mattzusetzen droht.

1. Lc4! droht 2. Dc6 matt

1. … Txe5 2. Dxe5 matt

1. … Sxf4 2. Dxf4 matt

1. … Dc5 2. Sxc5 matt

1. … Dd6 2. Sxd6 matt

1. … Se3 2. Txd4 matt

Da die Drohung wiederum auf der langen Diagonalen erfolgt, werden alle Verführungswiderlegungen zu Varianten; ein gediegenes Detail, das der Lösung ein Variantenquintett beschert. Dadurch wird die Lösung auf ideale Weise mit dem reichen, virtuellen Spiel verbunden, auf dem in diesem Problem inhaltlich das Hauptgewicht liegt. Darin eingeschlossen ist auch der besondere Auswahlschlüssel, bei dem es für einmal nicht um die richtige Wahl des Feldes für eine Figur geht, sondern um die Wahl der richtigen Figur für den gleichen Plan.

Kommentare: Für mich war dieses Problem ein idealer Einstieg ins ISC. Die fünf Fehlversuche waren naheliegender als die Lösung – jedenfalls für mich, ich habe sie alle durchprobiert. Die Drohung der Lösung muss ähnlich funktionieren, denn die fünf Widerlegungen sollen ja zu Varianten werden, und so kommt man nach nützlicher Frist auf den richtigen Schlüssel. (Th. Maeder, Bern) Die Deckung von d5, um mit 2. Ld5 matt zu setzen zu können, könnte mit verschiedenen Zügen versucht werden, aber diese Verführungen können von Schwarz pariert werden. Zur Lösung muss der Weg für die Dame nach c6 freigemacht werden, damit diese matt setzen kann. (C. Nordt, Hombrechtikon) Das Feld d5 darf nicht gedeckt werden, weil alle dafür in Frage kommenden Steine für ein Matt auf ihrem Standfeld ausharren müssen. Mit den perfiden Verführungen prädestiniert für ein Lösungsturnier! Vermutlich wäre ich auf 1. c4 hereingefallen... (N. Biveroni, Effretikon) Versuche mit dem naheliegenden Drohmatt 2. Ld5 scheitern an zum Teil feinen Widerlegungen. Nur 1. Lc4! führt zum Ziel. Eine attraktive, reichhaltige Komposition! (S. Bomio, Bordighera, ITA) Fünf Verteidigungen der Lösung widerlegten je eine Verführung (R. Schümperli, Herrenschwanden) Jolis essais, étonnant la clé, pas facile à trouver! (Th. Ott, Genf) Die Verführungen dieses Auswahlschlüssels sind leicht zu widerlegen. Nur der Abwehrzug Se3 führt zu einer originellen Variante mit Fluchtfeldblockade und Liniensperrung. Die übrigen Varianten sind eher banal. (W. Weidert, Zürich) Auswahl- und Ausweichschlüssel: Die Monarchin bedankt sich! (R. Gygax, Genf) Ein Räumungsschlüssel, bei dem sich wie immer die Frage stellt, wohin die aus dem Weg zu räumende Figur soll, damit sie nicht wieder im Weg steht. In diesem Fall kann sie auch noch das Feld d5 decken. (D. Friedli, Ostermundigen) Ein relativ einfaches Problem, bei dem es eigentlich um das Feld d5 geht. (J. Meli, Bern) Das war auch für mich, trotz der Verführungen, rasch lösbar. (B. Wernly, Muri BE) Das Schachproblem war halb so schwer: Der Schlüsselzug heisst Lc4! Wonach die weisse Dame dann, auf c6 «Schachmatt» bieten kann. Für Schwarz ist das – man glaubt es kaum – «Ende Feuer, aus der Traum». (H. Fehr, Erlinsbach)

Weitere richtige Lösungen sandten: K. Köchli, Bonstetten, R. Schweizer, Neuhausen.

Lösung Nr. 4898

Gunnar Rehn (Schweden)
Arbejder-Skak 1946, 3. Preis
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Dieses aussergewöhnliche, faszinierende Problem war anlässlich des International Solving Contest, der wie jedes Jahr am letzten Januarwochenende auf der ganzen Welt abgehalten wird, den Teilnehmern der Kategorie B vorgelegt worden. Die Aufgabe ist speziell, weil ihre Lösung wie ein prosaischer Partieverlauf beginnt und auch eine entsprechende, grobe Drohung aufweist. Erst danach verästelt sie sich auf eine für Schachprobleme typische Art und wartet mit präzisen, differenzierten Fortsetzungen auf.

Gegen die schwarze Drohung 1. … cxb6 mit Schaffung eines Fluchtfeldes auf c5 hilft nur ein Zug zur Rettung des Lb6, so dass das Schlagen des Sg6 zur Drohung werden kann. (1. Lxg6? cxb6!)  Um nicht von c5 abgeschnitten zu werden, darf dabei der Lb6 das Zentrum nicht überqueren. Darum geht nur:

1. La7! droht 2. Lxg6 und 3. Ld3 matt

Nun beginnt das Spektakel: Der Sg6 hat gleich sechs Fluchtmöglichkeiten, beeinträchtigt dabei aber die schwarzen Verteidigungsmöglichkeiten jedes Mal auf eine andere Art:

1. … Sh4 2. Lf7! und 3. Lxd5 matt   

1. … Sf4 2. Se4! (droht 3. Sd2 matt) dxe4 3. Td4 matt und
2. … Sxe2 3. Lxe2 matt (2. Sf1?? Sxe2!)

1. … Se5 2. Tb3! (droht 3. Tc3 matt) d4 3. Txd4 matt

1. … Se7 2. Tb5! und 3. Tc5 matt

1. … Sf8 2. Kxa5! und 3. Tb4 matt

1. … Sh8 2. Lf3! und 3. Lxd5 matt

Eine erstaunliche Variantenvielfalt und es ist unterhaltsam nachzuvollziehen, warum jeweils nur eine Fortsetzung durchdringt!

Diese sechsfache Differenzierung der Fortsetzungen auf die Fluchtzüge des Sg6 wiegt den schwachen Schlüssel, bei dem sich die angegriffene, fluchtfelddeckende Figur rettet, zwar auf, hat aber sicherlich eine bessere Klassierung im Kompositionsturnier gekostet. Normalerweise fiele ein Problem mit einem solchen Schlüssel ausser Rang und Traktanden, aber bei besonders ambitionierten und schwierig darzustellenden Inhalten werden Kompromisse an die Kunstgesetze gemacht. Ein solcher Kompromiss könnte gegebenenfalls auch ein Schlüsselzug mit Schachgebot sein. Dass der Wert des Problems erkannt wurde, beweist jedenfalls dessen Aufnahme ins damalige FIDE-Album, der Sammlung der besten publizierte Originale der entsprechenden Zeitperiode.

Kommentare: Der erste Zug schützt den Läufer, öffnet die b-Linie für den Turm und deckt immer noch c5, weshalb er schon fast zu naheliegend scheint. Der zweite naheliegende Zug Lxg6 muss wegen der Sicherstellung der Deckung von c5 noch warten. Der anschliessende Tanz der weissen Steine auf die Verteidigungsversuche des schwarzen Springers ist dann wirklich ganz grosses Kino. (C. Nordt, Hombrechtikon) Der Schlüssel ist gewöhnungsbedürftig, aber die Differenzierungen nach der Selbstrettung des Springers sind sehenswert! (Th. Maeder, Bern) Ein tolles Springerrad mit dualfreien Antworten des Weissen. Der schwarze Läufer kann nichts mehr unternehmen und ist dadurch völlig entwertet. Der weisse Lh5 kann sich hingegen erst richtig entfalten. Ein kleiner Wermutstropfen in diesem schönen Problem ist der naheliegende Schlüsselzug. (W. Weidert, Zürich) Die Läufer als Hauptfiguren eines spannenden und lustigen Szenarios, wo sich der schwarze Springer ausser Position bringt oder seinem Partner den Weg versperrt! (R. Gygax, Genf) Der Läufer b6 muss von dem Feld, wo er geschlagen werden kann, weg. Danach entfaltet sich ein interessantes Dreiviertel-Springerrad. (D. Friedli, Ostermundigen) Wunderschönes, schwieriges Problem mit vorbeugendem Läuferschlüssel und vier sehr fein ausdifferenzierten Mattführungen dank schwarzen Selbstbehinderungen, darunter nach 1. … Sf4 mit einer eleganten, «dresdner-artigen» Fortsetzung (S. Bomio, Bordighera ITA) Schwarzes 6/8-Springerrad mit fabelhaft differenzierten zweiten Zügen von Weiss. Es ist spannend zu untersuchen, warum immer nur eine von sechs scheinbar gleichwertigen Fortsetzungen zum Ziel führt! (N. Biveroni, Effretikon) Das prächtige Springerrad macht den etwas enttäuschenden Schlüsselzug mehr als wett. (R. Schweizer, Neuhausen) Pour moi ce problème était un premier prix, car il n’y a pas moins de six coups du Cavalier! Il n’y a ni Dame noire ni Dame blanche. C’est génial! (Th. Ott, Genf) Zieht Weiss nach a7, sitzt Schwarz wohl in den Rüben. Er mag sich dreh‘n und biegen, «aus» ist es nach drei Zügen. (H. Fehr, Erlinsbach)

Eine weitere richtige Lösung sandte: J. Meli, Bern.

Lösung Nr. 4897

Guido Cristoffanini (Italien)
Memorial Issaew 1934, 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt

Der schwarze König steht exponiert im Bereich verschiedener weisser Figuren und wird zudem von einer Batterie bedroht. Aber trotz aller weisser Kräfte ist ein sofortiges Matt nicht möglich, da sich die weissen Figuren mit ihren Schachgeboten entweder selbst in die Quere kommen oder direkt die Kontrolle über Fluchtfelder d2 oder e2 aufgeben. Stünde die schwarze Dame nicht auf der 2. Reihe, würden diese beiden Felder zusätzlich durch den Ta2 kontrolliert und die Selbstverstellungen bei den Mattzügen hätten keine negativen Auswirkungen. Es gilt also die Dc2 wegzulocken, und dies gelingt mit einem Schlüssel, der etwas überraschend auch die Batterie abbaut:  

1. Df6! droht 2. Df5 matt

1. … Dg2 2. Sce5 matt!

1. … Df2 2. Le4 matt!!

1. … De2 2. Txd7 matt!

1. … Dxb3 2. Sge5 matt!

Um die Drohung zu erwidern, muss die Dame also den Ta2 ins Spiel kommen lassen, so dass Weiss mit seinen Mattzügen dreimal den Te7 verstellen darf. Dies macht er gemäss dem Thema B, das so definiert wird: Weiss deckt mit einem Langschrittler ein Fluchtfeld des schwarzen Königs. Er darf nun mit dem Mattzug diese Linie verstellen, weil Schwarz zuvor eine andere weisse Linie geöffnet hat, die auf dieses Feld zielt.

Zählt man noch den Mattzug des entlasteten Te7 dazu, sollten eigentlich nach jeder Verteidigung der Dame vier Matts möglich sein. Aber jeder ihrer Züge differenziert durch zusätzliche Effekte, wie Fesselungen oder Liniensperren, diese mehrfachen Möglichkeiten so, dass nur ein einziges Matt durchdringt! Damit ergibt sich eine verblüffende Quadrupel-Vermeidung in einer bewundernswerten Konstruktion.

Nebenspiel:

1. … Se3 oder Sf2 2. T(x)e3 matt

Eine grossartige kompositorische Leistung!

Kommentare: Zyklische Quadrupelvermeidung mit drei Thema B-Matts. Erstaunlich, dass das mit orthodoxen Mitteln möglich ist. (Th. Maeder, Bern) Dreimal öffnet Schwarz eine Deckungslinie, was es Weiss erlaubt, eine eigene Linie zu verstellen: Thema B. Wann welche Linie zu verstellen ist, muss aber genau geprüft werden, wobei vor allem die Differenzierung der beide Springermatts das Löserherz erfreut! (N. Biveroni, Effretikon) Die Batterie wird aufgegeben zu Gunsten einer besseren Position der Dame. Danach folgen drei Thema B-Varianten. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Die zahlreichen Linienverstellungen bei Weiss erfordern tatsächlich Sorgfalt. (A. Rein, Wiesloch, DEU) Gegen die Drohung nach dem präzisen Damenschlüssel hat die schwarze Dame keine Chance: wohin sie auch geht, öffnet sie die weisse Turmlinie und ermöglicht dadurch vier prächtig ausdifferenzierte Matts. Una composizione elegante e originale! (S. Bomio, Bordighera ITA) Die Dame als Schlüsselfigur, um die Integrität eines eindrucksvollen Achsennetzes aufzubewahren: ein meisterhaft konstruiertes Mattbilderrätsel! (R. Gygax, Genf) Après la clé, pas très facile à trouver, il y a quatre variantes avec des mats magnifiques. Surtout les deux mats des cavaliers sont absolument extraordinaires! (Th. Ott, Genf) Die beiden Springermatts nach 1. … Dxb3 und 1. … Dg2 mit der Springerfesselung gefielen mir besonders. (B. Wernly, Muri BE) Ein sehr attraktives Problem. Besonders gefällt, dass je nach Stellung der schwarzen Dame der richtige Springer auf e5 ziehen muss, weil es sonst der Kg8 im Gegenschach wäre. (C. Nordt, Hombrechtikon) Eine sehr schöne Konstruktion! (R. Wüthrich, Langenthal) Das drohende Abzugsschach in der Ausgangsstellung führt auf falsche Fährten. Der Sc4 ist gedeckt und daher kann die Dame auf einen besseren Angriffsplatz verlegt werden. Die doppelte Deckung von d4 entscheidet dann den Tag. (W. Weidert, Zürich) Nur ungern gibt man die schöne Batterie auf und rückt die Dame von a6 weg. Für einen Zweizüger ganz schön schwierig zu lösen. (D. Friedli, Ostermundigen) Nach dem überraschenden Damenschwenk im Schlüssel scheint die schwarze Antipodin alles abwehren zu können, wird aber viermal düpiert. (K. Köchli, Bonstetten) Interessant, die schwarzen Steine können sich praktisch überall hinbewegen, es gibt für Weiss immer eine Mattmöglichkeit! (B. Kunzi, Ebmatingen) Es gibt recht viele Verteidigungsmöglichkeiten zu testen. (J. Meli, Bern) Wie bringt man Schwarz zur Strecke? Die Dame hat‘s gesehn! Sie braucht nur aus der Ecke, nach Feld f6 hinziehn! (H. Fehr, Erlinsbach)

Eine weitere richtige Lösung sandte: R. Schweizer, Neuhausen.

Lösung Nr. 4896

Emil Plesnivý (Tschechoslowakei)
Národní politika 1938, 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

In exemplarischer Form wird hier eine logische Idee doppelt gezeigt. Der schwarze König befindet sich von fünf weissen Steinen abgeschottet fernab seiner Verteidiger am oberen Brettrand. Beinahe könnten daher die vier weissen Leichtfiguren die Entscheidung allein herbeiführen, aber zwei vielversprechende Probespiele kann Schwarz gerade noch parieren:

1. Lf6? droht 2. Le7 matt, aber 1. … Lh4!

1. Sf6? droht 2. Sxd7 matt, aber 1. … Td2!

Selbst die Dame hat keine besseren Angriffsmöglichkeiten; ihre Rolle in diesem Problem beschränkt sich darauf, die Koordination der schwarzen Verteidiger entscheidend zu stören. Sie setzt sich also den Langschrittlern vor die Nase und während dies nach 1. Dg3? noch knapp an 1. … Ld4!! scheitert, ist ihr Opfer auf e3 erfolgreich:

1. De3!! droht 2. Dxh6+ Tg7 3. D oder Lxg7 matt

1. … Lxe3 2. Lf6! (droht 3. Le7 matt) Lg5 3. Lg7 matt!

Der Lf2 wird bei seiner Opferannahme vom Feld h4 abgelenkt, wo er das Probespiel 1. Lf6? parieren konnte. Nachdem nun Weiss dieses Probespiel erneut versucht, kann der Läufer immer noch auf derselben Diagonale verteidigen, aber er kommt jetzt auf ein ungünstiges Feld zu stehen. Tatsächlich verstellt er dort seinen Tg2, was von Weiss ausgenützt wird.

Diese Lenkung eines Steines von einem guten auf ein schlechtes Feld, von wo dieser die Probespieldrohung nur noch ungenügend erwidern kann, heisst römische Lenkung.

Exakt dasselbe geschieht beim anderen Themaspiel. Nimmt der andere Langschrittler das Opfer an, dringt nun das zweite Probespiel durch:

1. … Txe3 2. Sf6! (droht 3. Sxd7 matt) Td3 3. Sxh7 matt!

Wiederum verteidigt dieselbe Figur Linie wie im Probespiel, aber jetzt auf einem schädlichen Feld, so dass sich eine neue Mattmöglichkeit ergibt. Charakteristisch für einen «Römer» ist also, dass im Probespiel und der thematischen Variante nur ein einziger schwarzer Stein involviert ist und die neue, schwache Verteidigung zuvor nicht spielbar war.

Da die Schädigung beide Male durch eine Verstellung erfolgt, sprechen wir von zwei Verstellrömern (siehe auch die Nr. 4810 Blom & Hartong).

Nebenspiel:

1. … Tg5 2. Dxg5 hxg5 (z.B.) 3. Lg7 matt

Eine eindrückliche, wunderbar klare Doppelsetzung des Themas!

Kommentare: Zwei sehr klare Verstellrömer. (Th. Maeder, Bern) Der feine Schlüssel mit Damenopfer erzwingt einen prächtigen, zweifachen Römer. (S. Bomio, Bordighera ITA) Keine Novotny-Verstellung, wie der Schlüssel vortäuscht, sondern zweimal ein Römer mit Nutzung der Verstellungen auf d3 bzw. g5. Eine Augenweide! (N. Biveroni, Effretikon) Ein schöner Dreizüger, der in Erinnerung bleibt! (R. Wüthrich, Langenthal) Ziel ist, die schwarzen Figuren so abzulenken, dass sie sich behindern und den potenziellen weissen Vollstreckern (Lh8 und Sh5) ein Matt ermöglichen. (H. Wyss, Sierre) Die Probespiele Lf6 und Sf6 scheitern an den offenen Linien von Lc2 und Tg2. Der Schlüsselzug zwingt Schwarz, im zweiten Zug eine dieser Linien zu blockieren und dann klappt's. Wirklich eindrücklich. (W. Weidert, Zürich) ) Ziemlich schweres Problem mit Opferschlüssel. In den Hauptvarianten verstellen der Läufer und der Turm zweimal eigene Linien, was das Matt erlaubt. (C. Nordt, Hombrechtikon) Ein wunderschönes Problem mit Damenopferschlüssel und überraschenden Linienverstellungen. (D. Friedli, Ostermundigen) Après la clé, il y a deux variantes étonnantes et extraordinaires ! (Th. Ott, Genf) Die «Turm-Läufer-Turm-Aufstellung» auf der zweiten Reihe lässt uns einen Nowotny ahnen. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Ein Dreizüger der Extraklasse! (R. Gygax, Genf) Die Dame zu verlieren? Weiss muss den Schritt riskieren! Schwarz hat hernach, ich meine, null Chance – wirklich keine! (H. Fehr, Erlinsbach)

Eine weitere richtige Lösung sandte: R. Schweizer, Neuhausen.

Lösung Nr. 4895

Henry W. Barry (USA)
La Stratégie 1901, 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Dieser schöne Zweizüger aus der Belle Epoque besticht durch einen gradlinigen Lösungsverlauf mit vier attraktiven Mattbildern und kann wegen der übersichtlichen Stellung auch von weniger geübten Lösern versucht werden.

In der Diagrammstellung hat der Kc6 zwar ein Fluchtfeld auf b5, aber wenn er dieses besetzt, kann Weiss mit einem spektakulären Mattzug antworten, der gleichzeitig zwei Linien öffnet:

1. … Kb5 2. Sc7 matt!

Da die Dd1 für dieses Mattbild nicht benötigt wird, ist sie frei, um sich in eine aussichtsreichere Position zu bringen. Dass dies dann aber just auf einem Feld gelingt, wo sie dem gegnerischen König zwei weitere Fluchtfelder freigibt, ist schon verblüffend. Witzigerweise ist die Wirkung der Dame also am grössten, wenn sie sich in den Hinterhalt legt:

1. Dg4!! droht 2. Sd4 matt!

1. … Kd7 2. Sxg7 matt!

1. … Kd5 2. Sg5 matt!

1. … Kb5 2. Sc7 matt

Beim prächtigen Drohmatt werden gleich drei weisse Linien gleichzeitig geöffnet. Auf die beiden neuen Königsfluchten ergeben sich hingegen zwei Mattbilder, die durch präzis gewählte Abzugschachs mit jeweils doppelten Linienöffnungen entstehen. Das Satzspiel bleibt sich in der Lösung gleich. Eine faszinierende Konstellation der weissen Langschrittler mit dem viermal mattsetzenden Se6 auf ihrem Linienschnittpunkt.

Wie angemessen diese Aufgabe auch für weniger erfahrene Löser ist, kann tatsächlich nur schwer beurteilt werden. Banal ist sie sicherlich nicht, aber die Auswahl an klugen Schlüsselzügen ist nicht allzu gross, so dass man schliesslich auf den richtigen Zug stossen sollte. Dazu braucht es eventuell einiges an Geduld, aber im Gegensatz zu einer taktischen Kombination, die man in einer Partei am Brett berechnet, weiss man ja bei einem Schachproblem bereits, dass es eine Lösung gibt. Es ist also unmöglich, dass sich Schwarz grundsätzlich herausreden kann – in der Anfangsstellung gibt es immer einen (einzigen) weissen Zug, der den schwarzen Widerstand bricht und zum Matt in der geforderten Zügezahl führt.

Kommentare: Die raffinierte Hinterstellung gewährt zwei weitere Fluchtfelder und schafft zusätzlich zur direkten eine zweite indirekte Batterie, mit Se6 als gemeinsamem Abzug aller drei Batterien. Hübsch und «amächelig». (R. Schümperli, Herrenschwanden) Nach dem Schlüsselzug steht der Se6 im Schnittpunkt von drei Langschrittlern. Sobald er zieht, ist deren Bahn mit durchschlagender Wirkung frei. In allen Varianten ein wunderbares Zusammenspiel der weissen Figuren. (W. Weidert, Zürich) Auf seinem Ursprungsfeld und auf jedem seiner drei Fluchtfelder hat der Kc6 drei diagonal benachbarte freie Felder, die ihm alle im Mattzug durch den abziehenden Se6 und dessen drei Batterie-Hintersteine verbaut werden. Herrlich und erstaunlich komplex. (N. Biveroni, Effretikon) Sehr hübscher Oldtimer mit brillantem, zwei weitere Fluchtfelder gebendem Schlüssel und drei analogen Mattbildern durch fein ausdifferenzierte Batterien-Ausnützung. Comunque, un solutore poco esperto potrebbe avere qualche difficoltà nel risolverlo. (S. Bomio, Bordighera ITA) Zwei zusätzliche Fluchtfelder, zwar Batteriefallen: von charmanter Einfachheit, die Einladung ist zu verlockend! (R. Gygax, Genf) Verblüffend, welche Macht der Se6 plötzlich entfaltet, indem er sein Feld in die richtige Richtung verlässt und damit gleich drei Linien öffnet. (D. Friedli, Ostermundigen) Une menace dévastatrice, à laquelle aucune pièce noire ne peut s’opposer. Il ne reste donc que les fuites du Rc6. Chacune des trois batteries intervient! C’est remarquable! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Der Schlüsselzug gibt zwar zwei zusätzliche Fluchtfelder frei, die aber das Matt nicht verhindern können, weil der zweite Zug statt zwei gleich drei Linien freilegt. Sehr hübsch! (C. Nordt, Hombrechtikon Il y a trois magnifiques variantes: Toutes sont jouées par le Rc6 et toutes sont matées par le Ce6! (Th. Ott, Genf) Schöne, zweifache Fluchtfeldfreigabe! (R. Wüthrich, Langenthal) Danke für das grossartige Problem. Ich finde es für weniger geübte Löser sehr anspruchsvoll. Dem Kc6 zwei weitere Fluchtfelder zu geben, braucht grosse Übersicht. (B. Wernly, Muri BE) Gar nicht so einfach wie angekündigt! (H. Wyss, Sierre) Der Schlüssel gewährt drei Fluchtfelder; sehr schön! Auch für Ungeübte wie mich geeignet, aber gar nicht so einfach. (K. Köchli, Bonstetten) Weiss ist in konfortabler Lage. Dass er gewinnt, ist keine Frage. Um es zu richten in zwei Zügen, muss Dame erst nach g4 «fliegen»! (H. Fehr, Erlinsbach)

Weitere richtige Lösungen sandten: Th. Maeder, Bern; R. Schweizer, Neuhausen.

Lösung Nr. 4894

Alex Casa (Frankreich)
Nice Matin 1971, 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Wir bedanken uns für all die Glückwünsche zum Jahreswechsel! Zum Start ins 2023 war dieser leichtgewichtige, elegant konstruierte Dreizüger zu lösen, der zwei attraktive Themen kombiniert: Die Batterie am Königsflügel steht abzugsbereit, aber noch könnte der König bei einem sofortigen Abzugsschach ins Zentrum entwischen. Dieser Fluchtmöglichkeit schiebt nun der unscheinbare Bauer einen Riegel vor, so dass eine Mattdrohung entsteht:

1. c4! droht 2. Se4+ Ke6 3. Shg5 matt

1. … Dxd6 2. Sf7+! Ke6 3. Sd8 matt! (nach 2. Sh7+?? und 2. Sf3+?? fände der Springer die angepeilten Mattfelder gedeckt vor.)

1. … Txd6 2. Sh7+! Ke6 3. Sf8 matt! (weder 2. Sf3+?? noch 2. Sf7+??, da hier der La5 eingeschaltet ist.)

1. … Sxd6 2. Sf3+! Ke6 3. Sd4 matt! (und nicht 2. Sf7+?? und 2. Sh7+??, da die Dame die 8. Reihe kontrolliert.)

Dreimal gelangt der Sg5 in zwei Sprüngen auf das Mattfeld: Mit Abzugschach überlässt er dem Kf6 ein Fluchtfeld, das er mit seinem folgenden Zug wieder angreift und so den König mattsetzt, da dieser wegen des Batteriehintersteins nicht zurückkehren kann. Wird eine Batterie für einen solchen Mechanismus gebraucht, nennt man sie Siers Batterie. Typischerweise ist dabei der Batterievorderstein ein Springer, der dann Siers Rössel heisst, benannt nach dem Deutschen Theodor Siers (1910-1991).

Neben dem dreifachen Siers-Rössel ergeben sich auf d6 zudem Stocchi Blocks, die in diesem Fall Stocchi Fernblocks sind, da der Kf6 ja dreimal gegen das neu blockierte Feld d6 gelenkt wird.

Dabei müssen mindesten drei Varianten einen Block auf dem nämlichen Feld verursachen, dessen so entstehender Schaden allein dem Weissen die Mattführung ermöglicht. Der blockende Zug verursacht also keine zusätzlichen Nachteile, wie zum Beispiel die selbstschädigende Öffnung einer weissen Linie oder die Aufgabe einer Felddeckung, die so das Matt ermöglichen würde.

Daher müssten eigentlich jedes Mal drei Fortsetzungen mit dem Springer möglich sein, die dann im dritten Zuge den blockierten König mattsetzten. Aber jede der drei Verteidigungen schliesst bereits zwei der drei Möglichkeiten aus, z.B durch die Öffnung einer eigenen, schwarzen Linie. Diese aktive Trippelvermeidung ist für das Thema Stocchi Block unabdingbar (siehe auch Nr. 4795 Stocchi oder Nr. 4842 Blake).

Nebenvariante:

1. … Sxf4 2. Sf7+ Ke5 3. Sxf4 matt

Eine sehr ästhetische und löserfreundliche Aufgabe des franco-monegassischen IM der Komposition, der auch Fide-Meister im Partieschach war und für Monaco spielte.

Kommentare: In diesem wunderschönen Problem wird eine herrliche, schnörkellose Verbindung eines «Stocchi-Fernblocks» mit einem «Siers Rössel» dargestellt. (S. Bomio, Bordighera, ITA) Dreimal «Siers Batterie» gegen «Stocchi-Fernblock» in einer leichten, leichtfüssigen und genialen Aufgabe. Witzig auch die Drohung mit der Auswechslung des Sg5 durch seinen Kollegen. (N. Biveroni, Effetikon) «Stocchi Fernblock» und «Siers Rössel». Gut, dass der abseitige Sh3 auch in der Nebenvariante zum Zug kommt. (Th. Maeder, Bern) Der Springer g5 probiert ein halbes Springerrad, mit Lücke auf e6 und verbindet das «Siers Rössel» mit einem Figurenwechsel auf g5. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Das «Siers Rössel» auf g5 entwertet mit seinem halben Springerrad die schwarze Übermacht komplett. Ein einziges Fluchtfeld nach jedem Abzugsschach und die Blockade von schwarzer Dame und Läufer durch Springer und Turm bringen die drei weissen Leichtfiguren optimal zur Geltung. (W. Weidert, Zürich) Simplicité, beauté, élégance: on serait presque tenté de parler de chef-d’œuvre! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Ein Fluchtfeld, fünf Mattzüge, eine atemberaubende Kavalkade: die Konstruktion ist subtil, la Côte d'Azur à l'honneur! (R. Gygax, Genf) Differenzierte Springerabzüge, ein wahres Pferdeballett, folgen dem unscheinbaren Schlüssel. (D. Friedli, Ostermundigen) Eine Demonstration der Stärke der Doppelschachs und der Springer-Läuferbatterie! (H. Wyss, Sierre) Schön komponiert und gut lösbar. Der unauffällige Lösungszug ist schnell gefunden. Die Varianten erfordern alle das Schlagen eines weissen Bauern und nötigen die weissen Springer zu unterschiedlichen Sprungkombinationen, jedoch wird der schwarze König immer auf dem gleichen Feld mattgesetzt. (C. Nordt, Hombrechtikon) La clé est simple, mais les trois variantes sont excellentes ! (Th. Ott, Genf) Das witzige Problem hat Spass gemacht! Ein einmaliges Problem! Fünf verschiedene Springermatts und das mit nur drei weissen Leichfiguren.Ein hochverdienter 1. Preis! (B. Wernly, Muri BE) Natürlich sieht man schon auf dem Brett, wie schön komponiert das Problem ist, aber ich finde es immer wieder verblüffend, wie man diese Harmonie dann auch noch mathematisch abstrakt im Aufschrieb der Lösungen wiedersieht. (H. Locher, Grenzach, DEU) Die schwarze Kampfkraft ist zwar grösser, die Stellung von Weiss jedoch viel besser! Nach Bc4 ist Schwarz, weiss Gott, nach weiteren zwei Zügen tot! (H. Fehr, Erlinsbach)

Weitere richtige Lösungen sandten: R. Schweizer, Neuhausen; R. Wüthrich, Langenthal.

Lösung Nr. 4893

Andreas Witt (Deutschland)
The Problemist, 2019
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Diese zum Jahresabschluss publizierte, unkonventionelle und humorvolle Aufgabe stellten wir mit folgender Einleitung vor: «Am Sylvesterball liess sich die schwarze Königin in der Nähe des gegnerischen Monarchen ertappen. Welcher weisse Stein bestraft dieses vorwitzige Verhalten?»

Tatsächlich können gleich sieben weisse Steine die Da5, die von a4 oder a3 gekommen sein muss, vom Brett entfernen. Aber witzigerweise wird es nur in einem Fall dann auch Matt im nächsten Zug! Sechsmal hat Schwarz eine Ausrede, trotz jeweils mehrerer Mattdrohungen, weil das Schlagen der Da5 eine Schwächung der weissen Stellung verursacht:

1. Dxa5? d2! und die Dame kann nicht mehr von der Öffnung der Diagonalen b1-h7 profitieren.
1. Taxa5? Sxf2!, weil das Turmmatt auf der e-Linie nicht mehr ausgeführt werden kann.
1. Tcxa5? Txe3!, weil nun 2. Txc4 matt nicht mehr möglich ist.
1. Lxa5? Sxf4! und Schwarz kriegt so ein Fluchtfeld auf e5.
1. S7xa5? Txg4! weil Weiss das Fluchtfeld f5 nicht unter Kontrolle bekommt.
1. S3xa5? Txg2! und nun entwischt der Ke4 über f3.

Es liegt also am König selbst, das Problem zu lösen:

1. Kxa5! droht 2. Te8 matt, 2. Txc4 matt, 2. Sd6 matt und 2. Sd2 matt.

1. … Sxf2 2. Te8 matt

1. … Txe3 2. Txc4 matt

1. … Txg4 2. Sd6 matt

1. … Txg2 2. Sd2 matt

Vier Verteidigungen differenzieren die Mehrfachdrohung, eine Verteidigung pariert total:

1. … d2 2. Db1 matt

Auf die sechste Verteidigung gibt es gleich drei Matts:

1. … Sxf4 2. Txc4 matt, Sd6 matt und Sd2 matt

Aber weder der vierfache Fleck noch dieser Dual dürften diesmal im Zentrum des Interesses stehen, sondern vielmehr die erfrischend unkonventionelle Ausgangssituation und die fast mirakulöse technische Leistung des Komponisten, alle sechs Fehlversuche eindeutig an sechs verschiedenen Paraden scheitern zu lassen.

Kommentare: Majestät muss sich höchstderoselbst um die aufdringliche Dame kümmern. Das gesamte Personal ist damit beschäftigt, deren renitenten Gemahl aus dem Schloss zu werfen. (W. Weidert, Zürich) Ein provozierender Schachwitz als Silvesterfeuerwerk: Sieben Möglichkeiten für Weiss, das Gegenschach zu parieren – man wird ja nie so gut bedient, wie durch sich selbst! (R. Gygax, Genf) Alles nützt nichts, Ihro Majestät müssen höchstselbst die angreifende Dame eliminieren! Auf jeden schwarzen Zug, der dem König ein Fluchtfeld verschaffen möchte, gibt es dank dem eigenhändigen Einsatz des weissen Königs genau einen Mattzug. (D. Friedli, Ostermundigen) It’s his Majesty himself! Alle anderen Figuren werden für das Matt nach einer der schwarzen Paraden gebraucht. Ein «Witt-ziges» Problem. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Natürlich muss die Da5 weg. Schwarz kann aber seinem Chef bei jeder Verführung eine Fluchtmöglichkeit verschaffen. «Do gaat de Meischter sälber uus und gaat go räsoniere!»  Ein echtes Silvester-Stück. «Wittig!» (N. Biveroni, Effretikon) Obschon einem Tête-à-tête womöglich nicht abgeneigt, entledigt sich der König selbst der aufdringlichen Dame – um das Ermatten seines Antipoden zu ermöglichen. (K. Köchli, Bonstetten) Parmi 7 pièces blanches seul le Roi Blanc peut se permettre d'accepter le sacrifice ingénieux de l'épouse du Roi Noir afin de pouvoir mater ce dernier au coup suivant. Une composition sortant de l'ordinaire, fort bien construite et divertissante. Merci et bravo, un excellent choix pour la St Sylvestre que ce problème au «goût de Champagne»! (J. Cramatte, Antigua, GUA) Originell und verblüffend, dass von sieben Schlägen nur derjenige durch den weissen König zum Erfolg führt (und nebenbei zu einem Fleck)! (A. Nievergelt, Winterthur) Un aimable divertissement pour les fêtes de fin d’année, mais aussi un problème très joliment construit! Merci de nous avoir fait sortir des sentiers battus! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) In diesem witzigen Problem wird die schwarze Dame gerade durch den König geschlagen! Die vier bestehenden Mattdrohungen kann Schwarz dann nur noch ausdifferenzieren und die weitere Widerlegung 1. ... d2 wird durch die Dame vereitelt. (S. Bomio, Bordighera, ITA) Es war fast zu erwarten: Der König schlägt persönlich. Bei allen anderen Figuren gibt es eine eigene Widerlegung (H. Wyss, Sierre) Mit nur 7 möglichen ersten Zügen erscheint die Aufgabe auf den ersten Blick einfach, entpuppt sich aber bei der Lösungssuche als um einiges schwieriger… (G. Rusch, Spreitenbach) Dass der König schlagen muss, ist von Anfang an klar, weil dieser Zug offensichtlich keinen Schaden hat. Aber zur Sicherheit will man dann doch die Widerlegungen auf die anderen Versuche sehen. (Th. Maeder, Bern) Der König ist der einzige von sieben weissen Steinen, der die schwarze Dame schlagen sollte. Der schwarze König kann zwar auch sonst mehrfach mit Matt bedroht werden, aber wegen der folgenden Züge kann Weiss nur mit einem Zug mattsetzen. (C. Nordt, Hombrechtikon) Six essais pas faciles faciles… Et une jolie clé! Magnifique! (Th. Ott, Genf) Das witzige Problem hat Spass gemacht! (B. Wernly, Muri BE) Das neue Schachrätsel ist amüsant. Die listige Dame kann sogar von 6 weissen Figuren eliminiert werden: Die Dame lächelt wie zum Gruss! «King Weiss» gibt ihr den Todeskuss. Er hat das Wichtigste getan – den Rest machen die Untertan‘. (H. Fehr, Erlinsbach)

Weitere richtige Lösungen sandten: R. Schweizer, Neuhausen; R. Wüthrich, Langenthal.

Lösung Nr. 4892

Christian G. Christensen (Dänemark)
Trollhättans Schacksällskap, 1919, 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

In diesem spannenden Problem mit einer ziemlich geschlossenen Stellung bieten sich die beiden Springer wegen ihrer Beweglichkeit als mögliche Schlüsselfiguren an. Zöge der Se7, überliesse er die Deckung der beiden Fluchtfelder c6 und d5 allein seiner Dame, was deren Aktionsradius zu stark einschränken würde.

Es ist also der Sf7 der beginnt und dabei trotz Fluchtfeldfreigabe eine spektakuläre Drohung aufstellen kann, die bereits mit zwei Modellmatts endet.

1. Sg5! droht 2. Dxd4+!! Kxd4 3. Sxe6 matt!! und 2. … exd4 3. Se4 matt!!

1. … Lg8 2.Dh4!! (droht 3. Se4 matt) Kd6 3. Se4 matt!!

1. … gxh5 2. Dxh7! (droht 3. Se4 matt) Kd6 3. Se4 matt!!

Obwohl in beiden Varianten die Königszüge die Drohung nicht widerlegen, sollten sie gleichwohl beachtet werden, denn sie führen beide Male zu weiteren Modellmatts. Die Dame deckt dabei den Se7 vom Brettrand aus, was in der ersten Variante erst durch den effektvollen, demaskierenden Mattzug geschieht.

Als Zugabe gibt es bei der vierten, feldräumenden Fortsetzung nochmals ein Damenopfer:

1. … Sf4 2. Dxe5+! Lxe5 3. Se4 matt!! und 2. … Sd5 3. Sxe6 oder Se4 matt

1. … Kd6 2. Sc8+ Kc5 3. Sxe6 matt

Dieses Problem ist also der Böhmischen Schule zuzurechnen, da die Anzahl der geforderten Modellmatts erfüllt ist. Diese sind sich zwar ähnlich, werden aber allesamt strategisch einheitlich mittels präziser Damenzüge erreicht, die dem Sg5 das Mattfeld e4 räumen und somit das Problem inhaltlich zusätzlich bereichern.

Kommentare: Entscheidend war, herauszufinden, wie die Dame ihren zentralen Platz für ihr Ross freimachen kann. Dass dies in allen Varianten möglich war, war schon sehr beeindruckend. (W. Weidert, Zürich) Spannender, unerwartet ein Fluchtfeld schaffender Schlüssel mit feldräumender Damenopferdrohung und einer weiteren Damenopfervariante. Die beiden weissen Springer tanzen den schwarzen König schwindlig bis zur Rückkehr. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Die weisse Dame spielt zwar eine sehr wichtige Rolle in Drohung und Verteidigung, aber kaum zu glauben: Das Mattsetzen ist ausschliesslich Springersache! (G. Rusch, Spreitenbach) Ihre Majestät opfert sich für den Erfolg ihrer Lipizzaner-Show: ein Kunststück, mit fast ausschliesslich Modellmatts! (R. Gygax, Genf) Ein superkniffliges Problem mit einem Schlüssel mit Fluchtfeldfreigabe und mit mehreren Damenopfern. (D. Friedli, Ostermundigen) Ein wirklich spannendes Problem. Ganz überraschend ist, dass in allen Fällen nur durch 3. Se4 oder 3. Se6 mattgesetzt wird. (C. Nordt, Hombrechtikon) Reichhaltiger Oldtimer mit Fluchtfeld gebendem Schlüssel und sehr attraktiven, gut ausdifferenzierten Mattführungen durch Damenopfer mit Mattfeldräumung, Bauernblock und zweifacher Fluchtfelddeckung. Un problema complesso! (S. Bomio, Bordighera ITA) Den Schlüssel hatte ich recht rasch gespielt, aber ob ich an einem Lösungsturnier unter Zeitdruck nach 1. … Lg8 2.Dh4 gefunden hätte, bezweifle ich. (Th. Maeder, Bern) Ein prächtiger Springerschlüsselzug, der dem schwarzen König ein Fluchtfeld verschafft und spektakulär mit einem Damenopfer ein zweizügiges Matt droht. (M. Rüfenacht, Basel) In einem Abspiel deckt der Se7 die beiden Felden d5 und c6, im anderen Abspiel die weisse Dame (R. Wüthrich, Langenthal) «Zug eins» für den Bezwinger, macht einmal mehr ein Springer: Sf7 nach g5 gebracht - für Schwarz heisst’s so bereits: «Gut‘ Nacht»! (H. Fehr, Erlinsbach)

Eine weitere richtige Lösung sandte: R. Schweizer, Neuhausen.

Lösung Nr. 4891

György Bakcsi (Ungarn)
Sportowiec, 1959, 2. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Da in einem Schachproblem alle Steine eine Funktion haben müssen, sei es auch nur zur Vermeidung einer Nebenlösung, eines Duals oder zur Ermöglichung des Verführungsspiels, ist hier der Lc1 sehr auffällig. Seine einzige mögliche Aufgabe kann nur ein Matt auf f4 sein, falls der Se2 den Bauern dort schlägt. Dazu muss aber auch die e-Linie verstellt sein und somit kommt nur ein einziger Zug als Schlüssel in Frage. Dem entsprechend scheitern die Verführungen 1. Df5?, 1. De8? und 1. Df7? an 1. … Sxf4!, da auf 2. Lxf4+ stehts Te5! folgen kann.

1. De4! droht 2. Dd5 matt, 2. De5 matt und 2. De6 matt

Diese dreifache Drohung ist ein Kennzeichen des Fleck-Themas. Dazu gehört nun die Differenzierung dieser Mehrfachdrohung durch ebenso viele Verteidigungen:

1. … Se2 zieht 2. Dd5 matt!

1. … Tc4 zieht 2. De5 matt!

1. … Sb5 zieht 2. De6 matt!

Die beliebigen Züge von drei schwarzen Figuren öffnen den dahinterstehenden Figuren eine Linie, so dass nur noch eine der drei Drohungen durchdringt. Das ist die freie Form des Fleck-Themas. (Dies im Gegensatz zum sogenannten «gebundenden Fleck», bei dem alle spielbaren schwarzen Züge verteidigen würden.)

Hier kann Schwarz aber diese drei beliebigen Verteidigungen noch präzisieren und verbessern:

1. … Sxf4! 2. Lxf4 matt!

1. … Tc5! 2. Bxc5 matt!

1. … Sc7! 2. Td8 matt!

Diese drei fortgesetzten Verteidigungen differenzieren also die drei Drohmattzüge nicht nur, sondern parieren sie komplett: Wenn es auf die Mehrfachdrohung auch noch die exakt gleiche Anzahl von Totalparaden gibt, also Verteidigungen, die alle Drohungen widerlegen, spricht man von einem Karlström-Fleck.

Neben diesem thematischen Zusatz wird der Wert der Aufgabe auch dadurch gesteigert, dass es keine weiteren Nebenvarianten gibt, die zwei der drei Drohmatts zulassen. Zudem sind die drei Variantenmatts der Drohmattdifferenzierungen mit ihren Linienöffnungen sehr elegant begründet. Somit werden hier das Karlstöm-Fleck Thema und eine dreifache fortgesetzten Verteidigung perfekt verwoben. (Zum Thema freier Fleck siehe auch die Nr. 4871 Welyikyj)

Kommentare: Drei schwarze Verteidiger öffnen jeweils die Linie eines schwarzen Langschrittlers, was ihre Paraden speziell wirksam macht. Die Differenzierung von drei Drohungen in der Lösung ist das Fleck-Thema. Da es neben den drei Differenzierungszügen drei Totalparaden gibt, ist es auch ein Karlström-Fleck. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Durch beliebigen Abzug differenzieren der Tc4 und die beiden Springer die Dreifachdrohung der weissen Dame, und jede dieser Figuren zeigt auch eine pointierte fortgesetzte Verteidigung: Fleck-Thema mit drei Totalparaden. Ohne «Firlifanz» präsentiert, einfach zu knacken. Überzeugend! (N. Biveroni, Effretikon) Die drei Mattdrohungen der Dame nach dem Schlüsselzug kann Schwarz dreifach durch Linienöffnung eines Langschrittlers parieren. Jede dieser Möglichkeiten führt dann zu einem Matt durch eine andere Figur. Eindrucksvoll. (W. Weidert, Zürich) Eine dreifache Mattdrohung habe ich noch nie gesehen. Bemerkenswert, dass immerhin drei Abspiele von Schwarz existieren, die einen anderen Mattzug erfordern. (D. Friedli, Ostermundigen) Auswahlschlüssel für die Dame bei einem eigenartigen Mehrfachdrohungsschema, Linienöffnungen und -schliessungen und subtile Mattzüge: eine geniale Kreation! (R. Gygax, Genf) Auf 1. … Sxf4 kann eigentlich nur Lxf4 matt folgen, also muss e4 verstellt werden. Schöne zyklische Anordnung der schwarzen Verteidigungslinien. (Th. Maeder, Bern) Das ist gut lösbar! Schön, die verschiedenen Mattdrohungen auf 1. De4! Aber auf 1. … Sc7, Tc5 und Lxf4 kommt es zu neuen Matts. (B. Wernly, Muri BE) Schlägt der schwarze Springer auf f4, deckt die Dame das Feld e5 mit dem Rücken zum Turm wie ein angreifender Fussballer den Ball vor dem Verteidiger und überlässt das Mattsetzen ihrem Läufer. (G. Rusch, Spreitenbach) Sehr schönes Problem mit grosser Analogie zwischen den Verführungen und der Lösung. Der feine Schlüssel mit vorbeugender Turmverstellung erzwingt drei ebenfalls analoge Mattbilder dank schwarzen Schädigungen durch Linienöffnungen. (S. Bomio, Bordighera, ITA) Der schwarze King – ja, kaum zu fassen – sein ganzes Heer hat ihn verlassen! Dg6 wird nach e4 geh’n, dann ist es schon um ihn gescheh’n! (H. Fehr, Erlinsbach)

Weitere richtige Lösungen sandten: Th. Ott, Genf; Kaspar Köchli, Bonstetten; C. Nordt, Hombrechtikon; H. Wyss, Sierre; R. Schweizer, Neuhausen; R. Wüthrich, Langenthal; B. Kunzi, Ebmatingen.

Lösung Nr. 4890

Michael Herzberg (Deutschland)
Schach, 1992, 1. ehr. Erw.
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

In dieser ansprechenden Stellung fesselt die Db1 zwar den Tc2, aber ohne ihre Hilfe wird es für die vier Leichtfiguren und den König schwierig, zum Erfolg zu kommen. Es liegt also nahe, die Dame aktiver zu stellen. Hat man dann die attraktive Drohung entdeckt, kann man sich schon ziemlich sicher sein, den richtigen Weg gefunden zu haben:

1. Db3! droht 2. Dxd5+!! A Kxd5 3. Sf6 matt B

1. … Td2 2. Sf6+ B Ke3 3. Sf5 matt C

1. … c6 2. Sf5! C (droht 3. Sd6 matt) Kxf5 3. Ld3 matt D und 2. … Lc5 3. Sg3 matt

1. … Lh4 2. Ld3+! D Kxd3 3. Dxd5 matt A

Nach dem Damenopfer in der Drohung folgen in den Varianten die Nutzung des Fernblocks d2, ein stilles Springeropfer und schliesslich ein Läuferopfer. Ein spannender, abwechslungsreicher Lösungsverlauf, aber das eigentliche inhaltliche Kernelement ist die folgende Feinheit: Beim Notieren der Lösung fallen die sich wiederholenden weissen Züge auf – bei richtiger Anordnung der Varianten kann man so unter Einbezug der Drohung einen viergliedrigen Zyklus der 2. und 3. weissen Züge ausmachen. (AB - BC - CD - DA) Also ein rundum ausgewogener und unterhaltsamer Dreizüger.

Kommentare: Der viergliedrige Zyklus der zweiten und dritten weissen Züge ist eine grosse Überraschung und der Aufgabe nicht anzusehen! (A. Nievergelt, Winterthur) Vier Glieder sind für einen Zyklus nicht herausragend, aber die Opferzüge gefallen. (Th. Maeder, Bern) Ein gelungenes «Buchstabenproblem»! (R. Wüthrich. Langenthal) Ich denke, der prächtige Viererzyklus der 2. und 3. Züge von Weiss mit der 3/4-Sternflucht des Ke4 hätte eine bessere Einstufung verdient. (N. Biveroni, Effretikon) Ein echt schwieriger Lösungszug. Danach folgen Varianten mit Opferlenkungen und überraschenden Mattbildern. (C. Nordt, Hombrechtikon) Trotz des leichten Schlüssels ein gelungenes Szenario mit köstlichen Opferzügen! (R. Gygax, Genf) Erst nach vielen vergeblichen Ansätzen kam der Verdacht, dass eine Dame mehr können sollte, als nur den Turm zu fesseln. Jeder Verteidigungszug schwächte dann auf einem Feld die schwarze Position und dies führte zu eindrucksvollen Varianten. (W. Weidert, Zürich) Nicht allzu schwierig, auch wenn es einem zunächst widerstrebt, die Fesselung des Turms c2 aufzugeben. (D. Friedli, Ostermundigen) Eine ansprechende Drohung mit weissem Damenopfer und gut harmonierende Mattführungen nach der Turmentfesselung durch schwarze Figurenlenkungen, zwei weitere, weisse Figurenopfer und schwarzem Turmblock. (S. Bomio, Bordighera, ITA) Eine wunderbare Knacknuss. Vor allem die beiden Hinlenkungen sind wunderbar. (A. Brugger, Steinhausen) La clé est assez facile mais il y a trois variantes magnifiques (Th. Ott, Genf) Dame nach b3, ein kleines Schrittchen! Harmlos sieht`s aus, wie das Schneewittchen. Für Schwarz heisst es, man glaubt es kaum: «Ende Feuer - aus der Traum»! (H. Fehr, Erlinsbach)

Weitere richtige Lösungen sandten: R. Schweizer, Neuhausen; R. Schümperli, Herrenschwanden.

Lösung Nr. 4889

Marjan Kovačević (Serbien)
Zadachi i etyudy 2020, 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

In dieser reizvollen Aufgabe des neu gewählten Präsidenten des Weltverbandes für Schachkomposition (WFCC) wird ein eingängiges Motiv dreifach dargestellt. Nach dem batteriebildenden Damenzug 1. Db4!? glaubt man das Problem bereits gelöst zu haben, denn gegen die Doppelschachmattdrohung scheint es kein Gegenmittel zu geben. Die Df4 könnte zwar, abgesehen vom Gegenschach auf f7, dreimal die 5. Reihe unterbrechen, würde aber auch dort zweimal mit Matt geschlagen:

1. … De5 2.Lxe5 matt
1. … Df5 2. Sxf5 matt
1. … Dg5 2. fxe8=S matt!

Es pariert nur der Doppelschritt des unscheinbaren Bg7, der also nicht nur als Schutz vor dem Kf8 steht:

1. ... g5!! und der Tc5 ist an die Deckung von d5 gebunden.

Da 1.Txc4? an 1. … c6! scheitert muss dieser Bauer eliminiert werden:

1. Txc7! droht 2. Dc5 matt

1. … Df2 2. Le5 matt

1. … De3 2. Sf5 matt

1. … Dd4 2. fxe8=S matt!

Die drei Mattzüge, die in der Verführung auf die Verteidigungen der Dame folgten, bleiben sich in der Lösung gleich, folgen nun aber auf andere Verteidigungen. Das sind drei Paradenwechsel. Das Besondere ist dabei, dass in beiden Phasen die Themavarianten einheitlich durch die De5 und zudem jeweils auf drei benachbarten Feldern ausgeführt werden: In der Verführung auf der 5. Reihe und in der Lösung auf der Diagonalen a7-g1. Dieses Detail verstärkt den ästhetischen und harmonischen Gesamteindruck dieser inhaltsreichen, löserfreundlichen Aufgabe, deren Autor sowohl im Komponieren wie im Lösen einen Grossmeistertitel trägt.

Die weiteren Varianten:

1. … Dxf7+ 2. Sxf7 matt

1. … Txd5 2. Txd5 matt

1. … Sxc7 2. Db4 matt

1. … b6 oder b5 2. Tc6 matt

Noch eine allgemeine Bemerkung: Der Schlagschlüssel eines Bauern stellt keine qualitative Beeinträchtigung eines Problems dar. Das Schlagen einer Figur im ersten Zug verlangte hingegen eine besondere inhaltliche Begründung, andernfalls wäre ein solcher Schlüssel nicht kunstgerecht.

Kommentare: Mit der Aufgabe, drei Matts gleichzeitig im Auge zu behalten, ist die schwarze Dame überfordert. Auf drei orthogonal bzw. diagonal benachbarten Feldern hat sie sowohl in der Verführung als auch in der Lösung nur je zwei dieser Matts im Griff, und es ergeben sich drei schöne Paradenwechsel. Kunstvolle Geometrie! (N. Biveroni, Effretikon) Drei Paradenwechsel. Die Differenzierungen sind in der Lösung deutlich interessanter als in der Verführung; so soll es sein. (Th. Maeder, Bern) Drei interessante Paradenwechsel (R. Schümperli, Herrenschwanden) Die Verführung 1. Db4! mit dem Doppelschachmatt 2.Tc6 sieht verlockend aus, wenn da nicht der unscheinbare schwarze Bauer g7 wäre! (B. Wernly, Muri BE) Schön differenzierte Antworten von Weiss auf vier Damenparaden: eine herrliche Mattbilderkomposition! (R. Gygax, Genf) Die Verführung 1. Txc4? scheitert am unscheinbaren Zug 1. … c6!! (D. Friedli, Ostermundigen) Der Verzicht auf die sofortige Entfesselung des Bauern zwecks Unterverwandlung fällt nicht leicht, zumal für einen Schlagschlüssel. (R. Schweizer, Neuhausen) Die schwarze Dame kann ein sofortiges Matt durch 3 weisse Angreifer verhindern. Der Schlüsselzug erzwingt ihre Ablenkung auf die parallele Diagonale und schädigt diese optimale Position. Ein reizvolles Problem, aber bei einem 1. Preis irritierend, dass im Schlüsselzug eine Figur geschlagen wird. (W. Weidert, Zürich) Wenn der schwarze Springer ziehen würde, könnte Dxc7 mattsetzen. Deshalb wäre 1. Txc4!? naheliegend, um das Feld c5 für die Dame zu räumen. Dies ergibt die gleichen Abspiele wie in der Lösung, jedoch verunmöglicht der unscheinbare Bauernzug 1. … c6! das Matt in zwei Zügen. (C. Nordt, Hombrechtikon) Avant la clé, il y a deux extraordinaires essais: 1. Txc4? c6! et 1. Db4? g5!. Il fallait du temps pour cette clé et pour les deux essais! (Th. Ott, Genf) Gegen die Drohung nach dem brillanten, feldräumenden Opferschlüssel ist die schwarze Dame überfordert und muss drei andere, gut ausdifferenzierte Matts in den Hauptvarianten zulassen. Eine Verführung mit drei analogen Matts und einer feinen Widerlegung harmoniert auch ästhetisch prächtig mit der Lösung. (S. Bomio, Bordighera, ITA) Die Stellung für Weiss ist komfortabel, für Schwarz dagegen miserabel. Die «Opferfalle» Tc7 hat Schwarz gleich ins Schachmatt getrieben. (H. Fehr, Erlinsbach)

Weitere richtige Lösungen sandten: A. Brugger, Steinhausen; H. Wyss, Sierre; R. Wüthrich, Langenthal.

Lösung Nr. 4888

Robin C.O. Matthews (Schottland) und Robert E. Burger (USA)
Schach-Aktiv 1988, 4. Preis
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Im Open der diesjährigen 45. Weltmeisterschaften in Fujairah (VAE) war dieser Dreizüger zu lösen gewesen. Er zeigt in zwei Hauptvarianten ein attraktives, paradoxes Thema.

Die Suche nach dem Stein für den Schlüsselzug dürfte nicht allzu schwierig sein: Die beiden weissen Springer stehen bereits auf idealen Feldern, um den gegnerischen König anzugreifen und da auch die etwas eingeengt stehende Dame ihre Position nicht verbessern kann, fällt die Wahl schnell auf den Ta3. Seine Verstärkung der 5. Reihe bietet sich an, allerdings gibt es dann auch noch die stille und etwas ungewohnt prosaische Drohung zu entdecken:

1. Ta5! droht 2. Dxd6 (droht 3. Dxd4, 3. Dd5, 3. De7 oder 3. Dxf4 matt) Sxd6 3. Sxd6 matt

Aber die folgenden beiden Varianten haben es in sich:

1. … Le5 2. Sd6+!! Lxd6 3. Df5 matt und 2. … Sxd6 3. Sc5 matt!

1. … Te3 2. Sg3+!! Txg3 oder fxg3 3. Df5 matt und 2. … Sxg3 3. Sf2 matt!

Zweimal ist Weiss nur dann erfolgreich, wenn er ein soeben von Schwarz verlassenes Feld besetzt. Hätte er als Drohspiel den schwarzen Stein dort geschlagen und somit einen gegnerischen Verteidiger eliminiert, wäre er wider Erwarten nicht zum Ziel gekommen. Dieses paradoxe Thema heisst Umnow 1. Es wird hier in zwei perfekt analogen Themaspielen gezeigt.

Möglich werden die beiden überraschenden Zugfolgen, weil Schwarz jeweils einen Fluchtfeldblock verursacht, der aber erst nach den feldräumenden Weglenkungsopfern des Sf5 verzögert genutzt werden kann. Zwei faszinierende Varianten!

Für das Thema ist es dabei wichtig, dass der schwarze Stein wieder auf das verlassene Feld zurückkehren kann, um den angekommenen weissen Stein zu schlagen. Wäre die Rückkehr unmöglich, weil der schwarze Stein ein Bauer ist oder er sich in eine Fesselung begeben hat, wäre der zweite weisse Zug nicht paradox und somit nicht gemäss dem Thema.

Weitere Varianten sind:

1. … Db8, Dxb6 2. Sxd6+ Sxd6 3. De7 matt

1. … Td3 2. exd3+ Kf3 3. Sxd4 matt (womit auch der Sinn des Bh2 klar wird)

Beim Thema Umnow 2 hingegen vermag Schwarz paradoxerweise mit der Besetzung des Drohmattfeldes zu verteidigen.

Kommentare: Nach dem ziemlich naheliegenden Schlüssel folgen eine stille Drohung mit Damenopfer und anschliessender dreifacher Mattdrohung. In zwei feinen, analogen Hauptvarianten nützt Weiss einen Läufer- bzw. einen Turmblock und opfert sich auf dem von der Blockfigur verlassenen Feld: Das Thema Umnow 1! (S. Bomio, Bordighera, ITA) Dieser doppelte Umnow 1 wäre weitaus beeindruckender, wenn 2.Sd6+ nicht auch auf 1. … Db8 und 1. … Dxb6 folgen würde. (Th. Maeder, Bern) Die vier zum schwarzen König punktsymmetrisch angeordneten Springer traben auf vier wiederum punktsymmetrisch zum schwarzen König liegende Felder. (R. Schweizer, Neuhausen) Kein unerwarteter Schlüssel, doch sehr variantenreich dank einer schachfreien Drohung: ein harter Brocken für eine Meisterschaft! (R. Gygax, Genf) Die Kraft der weissen Bauern auf der zweiten Reihe ermöglicht erst den Wegzug des Turms. Jeder der schwarzen Springer muss zwei Mattfelder abdecken und diese Überlastung wird in den Varianten wunderbar ausgenützt. Sehr schöne Mattbilder. (W. Weidert, Zürich) Ein Schachrätsel mit vielen leicht zu übersehenen Facetten! (D. Friedli, Ostermundigen) La clé est assez simple, mais il y a trois étonnants deuxième coups des Blancs et quatre inattendus mats! (Th. Ott, Genf) Der «unterbeschäftigte» weisse Turm verriet mir den Weg zur Lösung. (M. Rüfenacht, Basel) Ein sehr schöner Dreizüger! (A. Brugger, Steinhausen) Den Ta3 nach a5 setzen, bringt Schwarz sofort in arges Schwitzen! Er mag sich drehen oder wenden, für ihn wird`s leider tragisch enden! (H. Fehr, Erlinsbach)

Lösung Nr. 4887

Ottavio Stocchi (Italien)
Magyar Sakkvilág, 1950, Lob
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Diese Aufgabe war einer der drei Zweizüger, die den Teilnehmern der 45. Weltmeisterschaften in Fujairah (VAE) vorgelegt worden waren. Sie zeigt die Idee eines fortgesetzten Angriffs, aber weil der primäre Angriff mit den beliebigen Angriffszügen des Schlüsselsteins in diesem Fall nur aus einem einzigen Zug besteht, kann man auch von einem Auswahlschlüssel sprechen.

Nähme man den Sd4 einfach vom Brett, drohte durch die Feldräumung 2. Td4 matt. Dies wäre wie ein primärer Angriff, der in dieser Aufgabe konkret durch den Zug 1. Sb3 dargestellt werden kann. Schwarz konterte jedoch mit der Fesselung des Tf4:

1. Sb3? (droht 2. Td4 matt), aber 1. … Lxe3!

Aber auch dieser für Weiss lästige Fesselungszug hat seine Nachteile: Der Ld2 gibt dabei die Deckung von c3 auf und er exponiert sich auf einem Feld für ein mögliches Springermatt. Mit seinen präziseren, sekundären Angriffen versucht nun der Sd4 aus diesen Schwächen einen Nutzen zu ziehen. Er hat drei Möglichkeiten:

1. Er kann das Feld c3 ins Visier nehmen
1. Sb5!? (droht 2. Td4 matt) Lxe3? 2. Sxc3 matt.
1. … Sxb5? 2. e4 matt, aber 1. … Se2! und nun verstellte der Doppelschritt des Bauern den neuen Bewacher des Feldes c4: 2.e4+?? Kxc4! Dass die auch nach dem linienverstellenden Schlüssel wiederum doppelte Überwachung des Fluchtfeldes c4 mit dem Mattzug aufgehoben würde, erinnert an das Thema Zappas. Sicherlich zeigt diese Verführung aber das Thema F (1. Sonderform) das besagt: Zwei weisse Langschrittler decken ein Fluchtfeld des schwarzen Königs. Da Weiss in der Verführung die eine Linie verstellt, kann Schwarz mit dem Unterbruch der anderen Linie parieren. (Die Da6 und der Lf1 decken beide c4. Der Sd4 verstellt die Damenlinie, der Sc3 folglich als Parade diejenige des Lf1. Dass erst der beabsichtigte Mattzug das Themafeld c4 zum Fluchtfeld machte, gehört zur «1. Sonderform».)
1. Se2!? (droht 2. Td4 matt) Lxe3? 2. Sxc3 matt.
1. … Sxe2? 2. e4 matt, aber 1. … Sb5! als analoge Widerlegung zur vorigen Verführung. Beide Verführungen erinnern an die Nr. 4835 Bruch, die an den letztjährigen Weltmeisterschaften gestellt worden war.

2. Er kann den Sc4 bei der Deckung von e5 entlasten
1. Sxf3!? (droht 2. Td4 matt) Lxe3? 2. Sxe3 matt.
aber 1. … Sxf3!
1. Sc6!? (droht 2. Td4 matt) Lxe3? 2. Sxe3 matt.
aber 1. … dxc5!

3. Er kann selbst e3 ins Visier nehmen
1. Sf5!? (droht 2. Td4 matt) Lxe3? 2. Sfxe3 matt.
aber 1. … Se4!

Es geht nur:

1. Sc2! (droht 2. Td4 matt)

1. … Lxe3 2. S2xe3 matt

1. … Sb5 2. e4 matt

1. … Se2 2. e4 matt

1. … dxc5 2. Td7 matt

1. … Se4 2. Tf5 matt

Auch dank des Aufgabentauschs mit dem Sc4 findet der Springer insgesamt sechs Möglichkeiten, gegen die Parade 1. … Lxe3! des primären Angriffs weiterzukommen. Ein attraktives Konzept, das aber offenbar bereits vor über 70 Jahren nicht mehr neuartig genug war, um mehr als ein «Lob» zu verdienen. Dass dabei der breitgefächerte, fortgesetzte Angriff zusätzlich mit der damals noch unbenannten Linienkombination Thema F kombiniert wurde, fand ebenfalls keine spezielle Wertschätzung, unterstreicht aber den wegweisenden, innovativen Stil des produktiven italienischen Zweizügerspezialisten.

Kommentare: Für diesen Zweizüger brauchte ich am wenigsten lang von den dreien, weil ich per Zufall direkt den richtigen Schlüsselzug probierte. (Th. Maeder, Bern, WM-Teilnehmer in Fujairah 2022) Der Springer hat sieben Felder, um dem Turm sein Feld freizugeben, aber raffinierterweise funktioniert nur 1. Sc2. Eine verführungsreiche Aufgabe, bei der unter Zeitdruck eines Lösungswettbewerbs die eine oder andere Entgegnung leicht zu übersehen ist. (D. Friedli, Ostermundigen) Nur auf 1. Sb3? kann Schwarz mit 1. … Lxe3! widerlegen. Auf 1. Sb5? und 1. Se2? folgen schöne Widerlegungen, denn 2. e4 ist jeweils nicht matt, weil der König ja den Sc4 schlagen kann. Eine gefällige Konstruktion. (R. Wüthrich, Langenthal) Hier gilt es, die Antwort auf die Fesselung des Tf4 zu finden, was nur dem Sd4 gelingt: ein eleganter Klassiker! (R. Gygax, Genf) Auswahlschlüssel mit 7/8-Springerrad, drei Verteidigungen durch den Sc3, versperrte Damen- und Läuferlinien nach c4 durch weisse und schwarze Springer prägen diesen gehaltvollen Zweizüger. (N. Biveroni, Effretikon) Man vermutet schnell, dass das Feld d4 für den Turm freigemacht werden sollte. Von den sechs möglichen Springerzügen ist dann tatsächlich einer zielführend. Die Varianten sind schon sehenswert. (W. Weidert, Zürich) Feiner, feldräumender Springerauswahlschlüssel und ansprechende Mattbilder, die Lenkungen, Blocks und Linienöffnungen nutzen. Dazu kommen noch schöne Mattwechsel zwischen Verführungen und Lösung. Una composizione molto graziosa. (S. Bomio, Bordighera, ITA) Six essais assez faciles et une jolie clé! (Th. Ott, Genf) Die doppelte Deckung des einen Springers weist darauf hin, dass er an Ort bleibt. Beim anderen Springerrad finde man die richtige Speiche. (R. Schweizer, Neuhausen) Den schwarzen King so rasch vernichten? Der weisse Turm, er kann es richten: Dazu muss erst mal ohne Säumen Springer d4 das Feld halt räumen! (H. Fehr, Erlinsbach)

Weitere richtige Lösungen sandten: C. Nordt, Hombrechtikon; A. Brugger, Steinhausen; M. Rüfenacht, Basel.

Lösung Nr. 4886

Wiktor Melnitschenko und Walentyn Rudenko (Ukraine)
Sahs/SHahmaty (Riga), 1980, 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Die trotz des klaren weissen Materialvorteils eher unscheinbare Stellung birgt einen überraschenden, paradoxen Inhalt.

Dem Te7 als einzigem verbliebenen Stein obliegt die gesamte Verteidigungsarbeit, aber dafür ist er unverwundbar. Es handelt sich somit, in Anlehnung an die Mythologie, um einen Siegfried. Denn wenn er geschlagen würde, stünde Schwarz patt. Somit kann er sich den weissen Angriffsfiguren schadlos entgegenstellen:

1. Ta8!? A droht 2. Ta5 matt, aber 1. … Ta7! x
1. Tb8!? B droht 2. Tc1 matt, aber 1. … Tb7! y
1. Tc8!? C droht 2. Tb5 matt, aber 1. … Tc7! z

Weiss könnte nun in allen drei Probespielen versuchen mit dem Doppelschritt des Be2 fortzusetzen, um dem Sf6 die Deckungsaufgabe des Feldes d5 abzunehmen. Dadurch wäre der Siegfried zusätzlich an die Bewachung des Feldes d7 gebunden: 2. e4!? TxT?? 3. Sd7 matt. Aber Schwarz muss seinen Turm nicht bewegen, denn nun hat er ja neu den Zug 2. … dxe3 e.p.! und Weiss kommt nicht ans Ziel.

Aber Weiss kann eine Besonderheit der Stellung nutzen. Er beginnt damit, dass er den Te7 sofort an die 7. Reihe bindet:

1. e4! Zugzwang!

Wird dieser Bauer en passant entfernt, öffnet sich dem Th8 die 4. Reihe:

1. … dxe3 e.p. 2. Th4! und 3. Tc4 matt

Der Clou des Problems zeigt sich nun, wenn der Te7 seine noch möglichen Züge ausführt:

1. … Ta7 x 2. Ta8!! A T zieht 3. Ta5 matt bzw. 3. Sd7 matt

1. … Tb7 y 2. Tb8!! B T zieht 3. Tc1 matt bzw. 3. Sd7 matt.

1. … Tc7 z 2. Tc8!! C T zieht 3. Tb5 matt bzw. 3. Sd7 matt

Da Weiss die Züge umgestellt hat erwartet man nun dasselbe von Schwarz – aber der schwarze Bauernzug mit Schlag des Be4 hat sich auf magische Weise aufgelöst – der en passant-Regel sei Dank! Das Schlagrecht ist erloschen und so muss der Turm gezwungenermassen ziehen und eines der beiden Matts zulassen. Somit dringen dieselben weissen Züge als Fortsetzungen auf diejenigen schwarzen Züge durch, an denen sie in den Probespielen gescheitert waren. Die oben in der Lösung gesetzten Buchstaben dienen zur Erkennung des Schemas:

Probespiele: 1. A? x!  / 1. B? y! / 1. C? z! In der Lösung hingegen wird daraus
1. … x 2. A! / 1. … y 2. B! / 1. … z 2. C!

Dieser paradoxe Sachverhalt kennzeichnet das Wladimirow-Thema, das hier statt der erforderlichen Doppelsetzung sogar dreifach gezeigt wird. Der Kunstgriff mit dem verlorenen Tempo durch den nicht nachholbaren en passant-Schlag ermöglicht eine verblüffende, ansprechende Darstellung dieses überaus schwer zu meisternden Themas. Ein famoser Klassiker.

Kommentare: Der Kniff mit dem e.p.-Schlag ist ein geeigneter Steigbügelhalter zur Realisierung des schwierigen, hochparadoxen Wladimirow-Themas, hier dreifach! (W. Neef, Ulm, DEU) Wohl eine der ersten Darstellungen des Wladimirow-Themas, welche diesen «en passant»-Trick verwendet. Den Mattdual nach 1. … Ta7 2. Ta8 Ta5 könnte man wohl einfach vermeiden, indem man einen schwarzen Bauern dorthin stellt – das hat damals anscheinend weder die namhaften Autoren noch den Preisrichter interessiert; es bliebe dann immer noch der Mattdual nach 1. … Tb7 2. Tb8 Txb6. (Th. Maeder, Bern) Wladimirow im Dreizügergewand. Erstaunlich sparsam dargestellt und mit einer hübschen e.p.-Variante als Kirsche auf der Torte. (N. Biveroni, Effretikon) Wegen Zugzwang muss der schwarze Turm vorzeitig auf jenes Feld ziehen, auf das er nach dem weissen Turmzug gerne gezogen wäre, das er aber jetzt – eben wegen Zugzwang – wieder verlassen muss. Der e.p.-Schlag geht halt bekanntlich nur unmittelbar nach dem weissen Bauernzug. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Dans cette position a priori peu engageante, les auteurs nous offrent un festival de mats inattendus et d'une rare élégance. Un régal! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane). Wunderschönes Zugzwangproblem mit Ausnützung des e.p.-Schlags und drei analogen Mattführungen durch Turmhinterstellungen in den Hauptvarianten. (S. Bomio, Bordighera, ITA) Der Doppelschritt des e-Bauern rüstet den Springer auf, indem er eine Fluchtfeldfreigabe vermeidet, was zu einem witzigen, ungleichen Turmduell führt: ein Zugzwangs-Dreizüger der Extraklasse! (R. Gygax, Genf) Dreimal bietet sich der weisse Turm als Opfer an, damit der Springer mattsetzen kann. Wird das Opfer nicht angenommen, folgen fantasievolle Mattzüge beider Türme. (D. Friedli, Ostermundigen) La clé n’est pas facile mais les coups suivants sont plus difficiles et simplement géniaux! (Th. Ott, Genf) Der weisse Turm verfolgt den Gegner wie eine ferngelenkte Rakete. So etwas habe ich noch nie gesehen. Einfach fantastisch. (W. Weidert, Zürich) Sobald der Sf6 wegen 1. e4! das Feld d5 nicht mehr decken muss, darf der Te7 die 7. Reihe nicht mehr verlassen. Sehr hübsch ist natürlich, dass sich der weisse Turm dann dreimal hinter den schwarzen Turm stellen muss, um mit Fesselung, Deckung oder Eigenangriff matt zu drohen, sofern der schwarze Turm die siebte Reihe nicht verlässt. (R. Nordt, Hombrechtikon) Der Schlüsselzug e2-e4, führt «weisses Heer» zum Siege hier! Für Schwarz kämpft nur der Turm im Spiel, am Schicksal ändert er nicht viel. (H. Fehr, Erlinsbach)

Weitere richtige Lösungen sandten: R. Schweizer, Neuhausen; R. Wüthrich, Langenthal.

Lösung Nr. 4885

Markus J. Ott (Schweiz)
idee & form 1999, 2. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Dieser Zweizüger ist ein typisches Beispiel für eine Lösungsturnieraufgabe. Sie war eigens für die Lösungsweltmeisterschaften 1995 in Turku (Finnland) komponiert worden. (3 Zweizüger sind in 20 Minuten zu lösen)

Die Angriffsidee dürfte zwar bald entdeckt sein, aber das zeitraubende Kopfzerbrechen wird durch die Wahl zwischen all den gleichartigen Möglichkeiten verursacht, von denen schliesslich eine einzige nicht an einer versteckten Widerlegung scheitert. Sogar wer sich per Zufall gleich für den richtigen Zug entscheidet, dürfte wohl zur Absicherung trotzdem noch einige Zeit für die Kontrolle der analogen Versuche investieren.

In dieser ansprechenden Stellung wird der linke Brettbereich von allen schwarzen Langschrittlern besetzt, während ihr König auf der anderen Seite inmitten des Wirkungsbereichs aller weisser Figuren steht. Auf vier Feldern der f-Linie wären bereits Matts möglich, wenn diese nicht durch je einen schwarzen Langschrittler gedeckt wären. Nichts liegt also näher, als die sich im Brettzentrum kreuzenden Deckungslinien mit der Dame zu verstellen, zumal sie durch ihren Wegzug dem Sd3 eine neue Mattmöglichkeit auf e5 schafft. Aber welches ist die richtige Nowotny-Verstellung?

1. Dd5!? droht 2. Lxf3 matt und Se5 matt, aber 1. … Da1!!
1. Dc5!? droht 2. Se5 matt und Sf2 matt, aber 1. … Db5!!
1. Dd4!? droht 2. Sf2 matt und 2. Txf4 matt, aber 1. … Sf7!!
1. De4!? droht 2. Txf4 matt und 2. Lxf3 matt, aber 1. … Txg5!!

Hier besteht die Gefahr, dass der unter Zeitdruck stehende Löser nach drei gefundenen Verführungen dem vierten Nowotny mit der Dame den Zuschlag gibt, ohne noch gründlich nach Widerlegungen zu suchen. Denn die verschmitzte Pointe des Problems liegt eben darin, dass alle vier gleichartigen Verführungen mit der Dame scheitern! Es handelt sich also wider Erwarten nicht um einen Nowotny-Auswahlschlüssel der De5, sondern der unauffällige Le7 kommt zum Zuge:

1. Lc5!! droht 2. Df5 matt und 2. Sf2 matt

Erst jetzt klappt alles. Als typisches Nowotny-Verführungsproblem gibt es für einmal keine Abspiele, sondern nur Differenzierungen der Doppeldrohung.

Das Problem besticht aber nicht nur durch diese unerwartete Wendung, sondern auch durch einen Zyklus der Doppeldrohungen im Verführungsspiel und dem magistralen Einsatz des Materials: Die Da4 und der Sd8 widerlegen nicht nur drei Nowotny-Verführungen, sondern verhindern zudem mehrere Nebenlösungen, u.a. 1. Dxf4+ oder 1. De6+. Eine genial konstruierte, perfekt auf ein Lösungsturnier zugeschnittene Aufgabe, bei der sich auch erfahrene Löser nicht auf ihren Instinkt verlassen können, sondern nur mit geduldigem und präzisem Durchrechnen der Verführungen zum Ziel kommen.

Kommentare: Aus fünf Nowotny-Verstellungen mit je einer Doppeldrohung gilt es, die richtige herauszufiltern: Gegen diejenige mit dem Läufer ist kein Kraut gewachsen. Zyklisch vertauschte Drohungen in den Verführungen. Schön und kristallklar, da braucht es gar keine Abspiele mehr! (N. Biveroni, Effretikon) Embarras de richesse: Welche Figur muss welchen Schnittpunkt besetzen, um zwei verschiedene Mattdrohungen aufzustellen? (R. Schweizer, Neuhausen) Da gibt es Nowotny-Schnittpunkte im Überfluss mit gut versteckten Widerlegungen. Die Dame scheitert mit ihren vier Versuchen, der Läufer hingegen ist mit seinem singulären Angriff erfolgreich. Dass nur der Schlüssel gefragt sei, ist natürlich ein Witz, denn ohne die Widerlegungen der Verführungen kann man sich der Lösung ja nicht sicher sein. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Die vier Nowotny-Verstellungen durch die weisse Dame sind verführerisch, können aber widerlegt werden. Der Le7 muss es mit der der fünften Nowotny-Verstellung richten. Die Varianten sind dann nicht mehr besonders nahrhaft. Die Zeitvorgabe ist schon sehr knapp. (W. Weidert, Zürich) Ein Problem, das gut lösbar ist, solange man nicht unter Zeitdruck steht. (R. Nordt, Hombrechtikon) Le plus difficile n'est pas de trouver la clé, mais de voir pourquoi les mauvais essais échouent! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Ein unkonventionelles Schachrätsel: Die Nowotny-Falle wie aus dem Lehrbuch mit einer doppelten Schachmattdrohung und Schwarz ohne Parade! (R. Gygax, Genf) Des essais assez difficiles et la clé assez facile (Th. Ott, Genf) Dass Weiss den Schnittpunkt der Einflussbereiche von Ta5 und La7 blockieren muss, ist ziemlich offensichtlich. Springer und Dame kommen nicht in Frage, also bleibt nur noch der Läufer, der mit seinem Zug eine lupenreine, unparierbare Doppeldrohung aufstellt. (G. Rusch, Spreitenbach) Das heutige Problem war relativ einfache Kost, weil ich das Glück hatte, schnell die Matts auf f5 und f2 zu sehen und deshalb 1. Lc5 fand, der beide Linien verstellt. Ich benötigte aber doch etwas mehr als 5 Minuten. (M. Rüfenacht, Basel) Matt setzen kann Weiss bloss, mit Dame oder Ross. Bevor dies kann gescheh‘n, muss Le7 nach c5 zieh‘n! Ein Opfer, aber äusserst klug, denn es ist der Schlüsselzug! (H. Fehr, Erlinsbach)

Weitere richtige Lösungen sandten: Th. Maeder, Bern; D. Friedli, Ostermundigen; S. Schneiter, Prilly; R. Wüthrich, Langenthal.

Lösung Nr. 4884

Henk und Piet Le Grand (Niederlande)
6. WCCT 1996 - 2000, 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Das im Kompositionsturnier vorgeschriebene Thema war sehr allgemein gehalten und liess so den Komponisten viel künstlerischen Freiraum: Eine Linie wird von zwei schwarzen Langschrittlern kontrolliert. In den thematischen Abspielen erfolgen auf dieser Linie Selbstverstellungen, die von Weiss genutzt werden. Diese thematische Vorgabe wurde von den bekannten niederländischen Zwillingsbrüdern in zwei hochkarätigen Varianten elegant mit weiteren Motiven kombiniert.

Für sofortige Abzugsschachs ist es anfangs zu früh, da die drei schwarzen Verteidiger sehr flexibel sind:

1. c4+? Ld4?? 2. Lg4 matt, aber 1. … Td4! 2. Le4+ Lf4!
1. Lg4+? Lf4?? 2. c4 matt, aber 1. … Tf4! 2. c4+ Ld4!

Um der Drohung nach dem Schlüssel etwas entgegensetzen zu können muss nun aber der Le3 bereits zweimal die 4. Reihe besetzen. Damit unterbricht er den Kontakt zwischen den beiden Türmen und die weissen Batterien können alternierend zweimal hintereinander abgezogen werden.

1. Dc7! droht 2. Dxd6+ Kxf7 3. Lxg6 matt

1. … Lf4 2. c4+! Le5 3. Lg4 matt (2. … Kxf5 3. Sxd6 matt)

1. … Ld4! 2. Lg4+! Lf2 3. c4 matt

Zu diesen beiden harmonischen Varianten, die neben den vorgeschriebenen Verstellungsnutzungen auch reziproke Fortsetzungswechsel, Batteriespiel, Selbstfesselungen und Sperrzüge zeigen, kommt eine überraschende, knifflige Nebenvariante:

1. … gxf5 2. Sh6!! (droht 3. Dg7 matt und 3. Dxd6 matt) Ke5 3. Txf5 matt!

Andere Verteidigungszüge erweitern nur das Drohspiel um eine Verzweigung:  

1. … Taf4, Thf4 oder Lf2 2. Dxd6+ Kxf5 3. De5 matt und 1. … Tae4 oder The4 2. Dxd6+ Te6 3. Dxe6 matt

Der renommierte Preisrichter Robin C.O. Matthews meinte, frei übersetzt: «Die Kombination von Verstellungen, Selbstfesselungen und konsekutiven Aussperrzügen machen dieses tadellos konstruierte Problem zum Attraktivsten des Turniers, auch wenn es nur zwei thematische Varianten aufweist.»

Kommentare: Sommerzeitende mit einer zusätzlichen Stunde, um ein sehr schönes, doch einfaches Rätsel zu knacken: die Doppelschachmatt-Drohung und ein höllisches Batterieduo treiben Schwarz zur Verzweiflung! (R. Gygax, Genf) Welch bunten Strauss von Wendungen und Mattbildern sich diese Zwillingsbrüder ausgedacht haben – einen ersten Preis haben sie damit redlich verdient! (G. Rusch, Spreitenbach) Der Schlüsselzug gerät wegen der Drohung auf d6 schnell in Verdacht. Danach kommt ein Feuerwerk von spektakulären Liniensperrungen und Fesselungen. Die Mattbilder sind geradezu ästhetisch. Ein wunderbares Problem. (W. Weidert, Zürich) Eine ansprechende Drohung und prächtige, analogen Mattführungen durch Selbstbeeinträchtigung der schwarzen Figuren, Batterie-Ausnützung und Läuferfesselung in den Hauptvarianten. Un problema bellissimo. (S. Bomio, Bordighera, ITA) Ein schönes, reichhaltiges Problem. (C. Nordt, Hombrechtikon) Ein Drohspiel mit zwei winzigen Schritten der Dame. Danach können die beiden Batterien ihre Wirkung entfalten. (D. Friedli, Ostermundigen) Fesselndes Duell der Läufer mit Liniensperrung und Abzugsschach. (R. Schweizer, Neuhausen) Mich dünkte der Inhalt mit 1. … Lf4 als einzige sinnvolle Parade etwas karg, bevor ich dann aber doch noch auf die gut versteckte Hauptvariante 1. ... Ld4 stiess. Sehr schönes Batteriespiel mit Liniensperrungen und Fesselungen! (N. Biveroni, Effretikon) Assez peu de pièces blanches et deux variantes géniales, avec des clouages (Th. Ott, Genf) Die Dame nach c7, schickt Schwarz schon in die «Rüben»! Er mag sich dreh‘n und biegen, er stirbt doch nach 3 Zügen. (H. Fehr, Erlinsbach)

Eine weitere richtige Lösung sandte: Th. Maeder, Bern.  

Lösung Nr. 4883

Ismo Tompuri (Finnland)
Suomen Shakki 2005, 4. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt. 

Dieser Zweizüger war an der diesjährigen Schweizerischen Lösungsmeisterschaft in der ersten Runde vorgelegt worden. Die Teilnehmer hatten 15 Minuten Zeit, um die Schlüsselzüge von zwei Aufgaben zu bestimmen, was pro Aufgabe weniger als 8 Minuten bedeutete.

Die Zweizüger bei Lösungsturnieren sind gewöhnlich so gewählt, dass auch erfahrene Löser in Zeitnot geraten sollen. Es sind also Probleme, bei denen die Schwierigkeit zentral ist, zum Beispiel mit mehreren, gleichwertigen Verführungen, mit einer gerissenen Scheinlösung, die es zu vermeiden gilt oder auch einer überraschenden Zugzwangsstellung. Letzteres ist in unserem Problem der Fall, wobei sich der Löser selbstredend mit allen schwarzen Zügen auseinandersetzen muss, um sich der Sache sicher zu sein.

Die nicht naheliegende Zugzwangstellung entsteht nach einem gediegene Opferschlüssel:

1. Td4!! Zugzwang

1. … Kxd4 2. Dxc5 matt

1. … Kxf4 2. Txe4 matt!

1. … Lxg6 2. Td5 matt!

1. … c4 2. Dxf5 matt!

1. … cxd4 2. Lb8 matt

1. … e3 2. Dxg7 matt

Der Schlüssel offeriert also mittels eines Turmopfers auch ein Fluchtfeld. Dies ist der einzige Weg, um auf das bereits in der Diagrammstellung drohende    1. … Kxf4 ein Matt zu finden. Neben dem optimalen Schlüssel werden alle Varianten mit interessanten Matts beantwortet; drei davon mittels Fesselungsnutzung. Eine harmonische, inhaltlich gut abgerundete Aufgabe klassischer Prägung.

Kommentare: Nach Td4 hat Weiss zwar zwei Figuren eingestellt, dafür aber eine optimale Position eingenommen. Auf jeden der sechs möglichen schwarzen Züge folgt ein sehenswertes Matt. Die 8-Minuten Vorgabe war sehr sportlich. Ich brauchte etwa doppelt so lange und fand das auch nicht schlecht. (W. Weidert, Zürich) Dieses Problem in 8 Minuten zu lösen? Potztausend! Bei mir waren es etliche mehr. Aber als «Gelegenheitslöser» bin ich trotzdem zufrieden: Schwarz hat nur wenige Züge. Die verschiedenen Matts müssen aber trotzdem gefunden werden. (H. Wyss, Sierre) Witzig, wie sich der Td6 auf der vierten Reihe als zusätzliches Opfer zum Sf4 ins Spiel bringt: Es ist die einzige Möglichkeit, im zweiten Zug matt zu setzen, falls Schwarz das Springeropfer annimmt. Dass das Turmopfer nicht angenommen werden darf, ist leichter zu durchschauen. (In 8 Minuten habe ich es leider nicht geschafft, aber viel mehr waren es dann doch nicht…) (G. Rusch, Spreitenbach) Nach dem brillanten zweifachen Turmopferschlüssel entsteht in diesem lebendigen Zugzwangproblem ein bunter Strauss von Varianten durch Linienöffnungen, Block, Königslenkungen und Fesselungen. (Ich brauchte insgesamt etwa 8 Minuten) Uno spumeggiante problema finlandese! (S. Bomio, Bordighera ITA) Hier hilft nur Frechheit! Die Inspiration für die Lösung brauchte aber 12 Minuten, so dass für den andern Zweizüger nicht mehr viel Zeit zur Verfügung gestanden hätte... Unscheinbar, aber giftig und erstaunlich variantenreich. (N. Biveroni, Effretikon) Die Schlüsselfigur liegt nahe, weil die Df8 frei werden muss. Das Zielfeld und der raffinierte Zugzwang unter Ausnützung von Linienöffnungen und Fesselungen sind aber überraschend. Die 8 Minuten haben mir bei weitem nicht gereicht. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Es braucht viel Mut, die Zahl der ungeschützten weissen Steine in einem Zweizüger zu verdoppeln. Ein Zugzwang-Problem, wo der Opferschlüssel sowohl dem Ke5 wie auch dem Bc5 einen zusätzlichen Zug erlaubt, dafür aber das Feld d6 räumt und so dem La7 wie auch der Df8 Mattzüge ermöglicht, ist zwar noch einfach zu sehen. Aber die vielfältigen Nutzungen der Fesselungen in den Abspielen und die Linienöffnungen, welche den Sf4 schützen, sind schwer zu sehen. (Den Lösungszug in 8 Minuten zu finden, hätte ich nie geschafft.) (C. Nordt, Hombrechtikon) À première vue un problème plutôt simple, vu le peu de possibilités qui s’offrent aux noirs. Mais finalement les beaux mats révèlent un problème d’une richesse insoupçonnée. (Il m’a fallu plus que 8 minutes!) (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Dieser Opferschlüssel ist gar nicht so einfach zu finden. Und auf jeden schwarzen Zug steht ein eigener von Weiss bereit. (D. Friedli, Ostermundigen) Ein Opferschlüssel mit zweiter Fluchtfeldfreigabe, Mattwechsel, Fesselungen, Linienöffnungen: ein authentisches Kunststück! (R. Gygax, Genf) Leichte Kost nach dem unverdaulichen Brocken von letzter Woche. (R. Schweizer, Neuhausen) La clé donne au Roi noir une case de fuite de plus, il y a Zugzwang et six mats – facile mais superbe! (Th. Ott, Genf) Die fehlenden Satzmatts helfen dem Löser. Trotzdem ein erstklassiges Rätsel! (A. Nievergelt, Winterthur) Den Turm zu opfern auf d4! Ich denk‘, das ist die Lösung hier. Doch die zu finden, sag’ ich schlicht, reichten acht Minuten nicht. (H. Fehr, Erlinsbach)

Eine weitere richtige Lösung sandte: R. Wüthrich, Langenthal (in 5 Minuten!).

Lösung Nr. 4882

Miroslav Havel (Tschechien)
Tschecheslowakisches Komitee für Kultur und Sport, 1954, 3. Preis
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Diese Aufgabe war am 8. Oktober an der Schweizerischen Lösungsmeisterschaft in Bern vorgelegt worden. Trotz des grossen Materialvorteils ist es für Weiss nicht einfach, das Mattnetz fertig zu knüpfen. Sogar mit dem partiemässig naheliegendsten Zug 1. Dxc4? lässt sich kein Matt in zwei weiteren Zügen erzwingen, weil schlicht eine Drohung fehlt.

Der etwas subtilere, aber doch ein Fluchtfeld raubende Zug 1. Ld8? scheitert gerade noch knapp an 1. … Td4!! Ebenfalls praktisch wäre eine Annäherung des Ke8, um das Feld f6 zu kontrollieren, aber das scheitert natürlich an der Eliminierung des Lc7 mit Schach: 1. Ke7?? oder 1. Kf7?? Txc7+!

Überhaupt ist dieser Turmzug lästig für Weiss, denn er ermöglicht zwar 2. De4+, was aber nur nach 2. … Kxd6 3. Dd5 zum Matt führte, indem der Fernblock auf c7 genutzt wird. Nach 2. … Kf6 wäre hingegen kein Matt möglich. Dieser Umstand bringt uns aber auf die Spur des Schlüssels, der das zukünftige Fluchtfeld g7 deckt:

1. Kf8!! droht 2. Se8+ Txc7 3. De4 matt (2. … Ke6 3. Dd5 matt)

1. … Txc7 2. De4+ Kxd6 3. Dd5 matt und 2. … Kf6 3. Df5 matt

Sogar konsekutive Gegenschachs werden so ermöglicht, die nun aber von der anderen Seite erfolgen und sich als harmlos erweisen:

1. … Tf4+ 2. Ke7! und 3. S(x)f7 matt

Wie oben gesehen, zieht der Sd6 im Drohspiel nach e8 und das eine Damenmatt erfolgt auf e4.

1. … Kf4 2. Sf7+ Txc7 3. Df3 matt (2. … Kg4 3. Dh3 matt)

Nach der Königsflucht erfolgt eine Echowendung bezüglich des Drohspiels und dasselbe Mattbild wiederholt sich auf den diagonalen Nachbarfeldern. Echomatts sind ein typischer stilistischer Bestandteil der böhmischen Schule, bei denen Mattbilder im Zentrum stehen. Miroslav Havel (1881-1958) gilt als wichtigster Vertreter dieser Kompositionsrichtung.

Weitere Abspiele:

1. … Tc5, 1. … Te4 oder 1. … Ld4 2. D(x)e4+ Kf6 3. Ld8 matt

Kommentare: Ein recht schweres Problem mit einem grossen Strauss von Mattstellungen und einem Schlüsselzug, der sowohl das Feld e8 für den Springer freigibt als auch ein Gegenschach ermöglicht. (C. Nordt, Hombrechtikon) Der naheliegende Versuch Ld8 hat viel Zeit gekostet. Dass der weisse Königs sich exponieren und zweimal ziehen muss, war schwer zu finden. Ich war kurz vor dem Aufgeben. Diese offene Stellung hatte es wirklich in sich. (W. Weidert, Zürich) Trotz knappem Materialaufwand und massiver weissen Überlegenheit ein gar nicht einfaches Problem mit brillantem, schachprovozierendem Königschlüssel und prächtigen Mattführungen durch ausdifferenzierte Batterie-Ausnützung und Turmblock. (S. Bomio, Bordighera, ITA) Ein grosszügiger Meredith, dessen Schlüssel fortgesetzte Gegenschachs bietet und welcher eine bemerkenswerte Reichhaltigkeit aufweist! (R. Gygax, Genf) D’abord, je n’arrivais pas à la menace… Un sacré problème! (Th. Ott, Genf) Sehr lange dachte ich, 1. Ld8 müsse der Schlüsselzug sein, aber 1. … Td4!! ist die Widerlegung. Beinahe wäre ich an diesem «nicht einfachen» Problem verzweifelt…  Mutig, aber fein zu Ende gedacht, wie der weisse König den schwarzen Turm gleich zweimal hintereinander provoziert! (G. Rusch; Spreitenbach) Weisser König nach f8, und das Schicksal ist vollbracht! Ein kleines Schrittchen bloss – für Schwarz: der Todesstoss. Schwarz mag sich dreh‘n und wenden, er wird im «Schachmatt» enden. (H. Fehr, Erlinsbach)

Lösung Nr. 4881

Jacques Savournin (Frankreich)
Thèmes 64, 1968, 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Schwarz hat in der Diagrammstellung zwei interessante Züge: Er kann mit dem Ta6 und dem Lb8 die d-Linie sperren, um seinem König ein Fluchtfeld zu schaffen. Dabei verursachen diese beiden Langschrittler aber einen Grimshaw, also eine gegenseitige Verstellung, die von Weiss umgehend genutzt werden kann:

1. … Td6 2. De5 matt
1. … Ld6 2. Sf6 matt

Diese Verteidigungszüge spielen auch in der Lösung eine zentrale Rolle. Zwei analog motivierte, ebenfalls mit einer Liniensperre operierende Verführungen von Weiss scheitern nämlich genau an diesen beiden Zügen.

1. Le5? droht 2.Tf4 matt A
1. … Lxe5 2. Dxe5 matt
aber 1. … Td6! x (2. De5 matt?? ist unmöglich)

1. Lf6? droht 2. Lg6 matt B
1. … Txf6 2. Sxf6 matt
aber 1. … Ld6! y (2. Sf6 matt?? ist unmöglich)

Weiss blockiert sich also bei den Versuchen, dem Gegner eine Linie zu sperren zweimal das Mattfeld.

Es geht in dieser Aufgabe aber vor allem um die Drohmattzüge dieser beiden Verführungen. Denn nach dem Opferschlüssel tauchen diese beiden Drohmatts als Variantenmatts wieder auf, und zwar just auf diejenigen Züge, an denen sie in den Verführungen scheiterten.

1. Dd2! droht 2. Dxe3 matt

1. … Td6 x 2. Tf4 matt! A

1. … Ld6 y 2. Lg6 matt! B

Widerlegt der schwarze Verteidigungszug also den Drohmattzug in der Verführung, muss er ihn in der Lösung als Variantenmattzug zulassen: Das ist das paradoxe Dombrovskis-Thema, benannt nach dem lettischen Problemkomponisten Alfred Dombrovskis (1923-2000). (siehe auch Nr. 4793 Rudenko & Melnitschenko)

Dadurch ergeben sich zudem 2 Mattwechsel im Vergleich zu den Satzspielen. Die weiteren Abspiele sind:

1. … exd2 2. Sf2 matt

1. … Td4 2. Dxd4 matt

1. … Tg6+ 2. Lxg6 matt

1. … Lf4 oder La7 2. T(x)f4 matt

1. … Sc2 2. Dd3 matt

Ein ungemein elegantes und magistral konstruiertes Ideenproblem!

Kommentare: Die beiden Verführungen zeigen mit der Lösung einen Dombrovskis. Dazu kommen noch Paradenwechsel in den Verführungen. Eine äusserst komplexe Angelegenheit, bei der mir speziell die Verführung 1. Td6? (1. … Tc8+!) gefällt, die alle diese 4 Matts gleichzeitig droht. (N. Biveroni, Effretikon) Ein Klassiker – völlig zurecht. (Th. Maeder, Bern) In diesem prächtigen, dreiphasigen Problem sind Satz, Verführungen und Lösung in den Hauptvarianten sehr eng verbunden. Im Satz führen Grimshaw-Verstellungen auf d6 zum Matt. In den Verführungen hingegen kann sich Schwarz dank weissen Selbstbeeinträchtigungen durch dieselben Züge noch retten. Und in der Lösung, mit feinem Damenopferschlüssel, werden die Grimshaw-Verstellungen von Weiss wieder ausgenützt, diesmal aber mit neuen Matts. (S. Bomio, Bordighera ITA) Alle ernsthaften Verführungen werden entweder durch Blockierung der d-Linie oder der schwarzen Diagonalen pariert, so dass d5 zum Fluchtfeld wird. Einzig die Dame kann diesen gordischen Knoten lösen, indem sie einerseits mit Matt droht, sich aber gleichzeitig als Opfer anbietet, dessen Annahme jedoch wegen dem lauernden Springer tabu ist. Sehr hübsch! (G. Rusch, Spreitenbach) Bei fast gleichem Figurenmaterial überrascht das (Schein-)Opfer der Dame. Der Grimshaw-Schnittpunkt d6 kann dadurch das Fluchtfeld d5 nicht bereitstellen und es existiert eine entscheidende Mattdrohung auf e3. Die Abwehrversuche bringen eine Fülle von schönen Mattbildern. (W. Weidert, Zürich) Der Damenopferschlüssel scheint in diesem Spiel der vielen langen freien Linien schon sehr überraschend. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Il y a relativement peu de pièces et deux essais pas très facile à trouver! (Th. Ott, Genf) Der berühmte französische Zweizüger-Meister in einem prächtigen Grimshaw-Klassiker! (R. Gygax, Genf) Überraschenderweise führen nicht der Läufer oder der Turm den ersten Zug aus, sondern die Dame mit einem Opferschlüssel! (D. Friedli, Ostermundigen) Ich habe relativ lange gesucht und alle Schnittpunkte besetzt (aber es gab immer einen Haken) bis ich dann (endlich) das zweite Springermattfeld f2 «entdeckte» (H. Wyss, Sierre) Es war für mich schwierig, dieses Problem zu lösen, weil ich mich auf den Punkt d6 fixierte. Die Ausnützung des schwachen Feldes e3 durch das hübsche Damenopfer war eine Überraschung. (M. Rüfenacht, Basel) Des langen Pröbeln sei’s genug – Weiss tätigt jetzt den Schlüsselzug: Die weisse Dame nach d2! Dann ist für Schwarz der Kampf vorbei. (H. Fehr, Erlinsbach)

Weitere richtige Lösungen sandten: H. Locher, Grenzach-Wyhlen (GER); C. Nordt, Hombrechtikon; R. Wüthrich, Langenthal; R. Schweizer, Neuhausen.

37. internationale Schweizerische Problemlösungsmeisterschaft in Bern

Am 8. Oktober fand in Bern die 37. internationale Schweizermeisterschaft statt, die zudem traditionsgemäss die erste Etappe des neuen Weltcup-Zyklus’ 2022-23 darstellte. Trotz einiger namhaften Absenzen, insbesondere des unter der Fide-Flagge startenden russischen Weltmeisters Danila Pavlov, waren insgesamt 16 Löser aus 5 Nationen am Start, darunter 3 GM, 4 IM und ein FM. So ging der Sieg an den litauischen GM Martynas Limontas (2513 Elo, 60 Punkte, Gesamtzeit 219 min.), der mit dem Punktemaximum gewann. Nur in einer der sechs Disziplinen war Limontas der Stärkste, aber in dieser, der 4. Runde mit den Selbstmatts, gelang es ihm, wegen zweier kleiner Nachlässigkeiten seines hartnäckigsten deutschen Verfolgers GM Arno Zude (2490, 58, 119) die Führung zu übernehmen und den Sieg in den letzten beiden Runden sicherzustellen. Zude  hatte zwar 4 Disziplinen in einer insgesamt extrem kurzen Bedenkzeit gewonnen, konnte aber diese Punktverluste nicht mehr wettmachen.

Für den dritten Podestplatz kamen gleich sechs Löser in Frage, die schlussendlich nur durch 1,5 Punkte getrennt waren. Er ging verdient an den aufstrebenden litauischen Junioren Kevinas Kucnecovas (2154, 50, 179), noch vor seinem Landsmann IM Vidmantas Satkus, der bei gleicher Punktzahl 11 Minuten Bedenkzeit länger gebraucht hatte (2417, 50, 190) In dieser Gruppe der Anwärter auf den dritten Podestplatz befand sich auch der Schweizer GM Roland Baier (2408, 49, 136) der schlussendlich den 6. Platz belegte, als bester Schweizer jedoch zum 24. Mal in seiner Karriere den Schweizermeistertitel gewinnen konnte. Vize-Schweizermeister wurde Roland Ott (2238, 45, 217) und Dritter in der nationalen Wertung Klaus Köchli (2202, 39.5, 234). Elo-Durchschnitt der 10 stärksten Löser: 2339 Elo. 
Weitere Informationen findet man unter 
WFCC – World Federation for Chess Composition oder Home-de - SSB (swisschess.ch).

Lösung Nr. 4880

Knud Hannemann (Dänemark)
Skakbladet 1919, 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Nicht unerwartet wird dieser variantenreiche Klassiker durch einen Schlüssel eingeleitet, der ein sofortiges Matt droht und so die Verteidigungsmöglichkeiten der aktiv stehenden schwarzen Figuren einschränkt. Dazu muss der Tc5 das Feld räumen.

1. Th5! droht 2. Lc5 matt

1. … Dd5 2. Te4+! Dxe4 3. Lc5 matt

1. … Ld5 2. Sc6+! Lxd5 3. Lc5 matt

1. … Df5 2. Df4+! Dxf4 3. Lc5 matt

1. … Tf5 2. Dg7+! Tf6 3. Lc5 matt

1. … Dc3 2. De3+! Dxe3 3. Lc5 matt

1. … Tc3 2. Sb3+! Txb3 3. Lc5 matt

Beim Versuch das Kurzmatt abzuwenden, kommen sich die Dame und drei andere Langschrittler insgesamt sechsmal in die Quere. Auf drei verschiedenen, unbesetzten Feldern behindern sie sich in drei Variantenpaaren gegenseitig. Somit handelt es sich um doppelwendige Holzhausen-Verstellungen, die Weiss mit Weglenkungsopfern auszunützen versteht. Da sich diese Felder jeweils zwischen den beiden Langschrittlern auf der gemeinsamen Linie bzw. Diagonale befinden, handelt es sich präziser um sechs reziproke Anti-Bristol-Verteidigungen oder Verbahnungen. Der schwarze Verteidiger macht also genau das Gegenteil einer Bahnung, bei der der Einfluss des eigenen, hinteren Steins vergrössert würde: Er zieht zu seinem Mitstreiter hin und verkürzt so dessen Wirkungslinie auf schädliche Weise. (zum Thema Holzhausen siehe auch die Nr. 4864 von D. Werner)

Dass sich bei einem derart reichen thematischen Inhalt auch weniger präzise Nebenvarianten ergeben, muss in Kauf genommen werden:

1. … Lxd2 2. Dxd2+ Dd3, Td3 3. Lc5 matt bzw. auch 3. Sb3 matt

1. … gxh5 / g5 2. Dd6+ Dd5 oder Ld5 3. Lc5 matt und auch 3. Te4 matt bzw. auch 3. Sc6 matt

1. … Dc6 2. Te4+ oder 2. Sxc6+ und 3. Lc5 matt

Ein eindrücklicher Task!

Kommentare: Beeindruckt mit drei Paaren von gegenseitigen Verbahnungen. Mich stören die Duale offenbar mehr als den damaligen Preisrichter, vor allem nach 1. … Dc6, denn diese Verteidigung ist ja objektiv nicht weniger wichtig als 1. … Dd5. (Th. Maeder, Bern) Drei Paare von wechselseitiger Verbahnung schwarzer Langschrittler. Sechsmal werden die schwarzen Verteidiger zurückgezwungen, sodass das Drohmatt doch noch durchdringt. Sehr schön! (N. Biveroni, Effretikon) Nach dem Räumungsschlüssel gibt es eine spektakuläre Häufung des Holzhausen-Themas: Allerdings kann hier von «Schnittpunkten» keine Rede sein. Effektiv handelt es sich eher um «Treffpunkte» auf einer gemeinsamen Linie. Vom Mechanismus her ist es aber natürlich völlig egal, ob ein Stein den Schnitt/Treffpunkt von der Seite her oder entlang der Linie betritt - er muss entweder abgelenkt oder gefesselt werden. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Man sieht schnell, dass der Tc5 wegziehen muss, um dem Lb4 Platz zu machen. Nur wenn er sich auf h5 selber opfert, gelingt es Weiss, mit einer Fülle von Weglenkungsopfern jeden Versuch, die Mattdrohung auf c5 abzuwenden, zu verhindern. Sehr eindrucksvolle Varianten. (W. Weidert, Zürich) Erstaunlich, dass trotz der Drohung 2. Lc5 der Mattzug dennoch bei der Mehrheit der möglichen Entgegnungen genau dieser ist. Und wie gelassen die weisse Dame auf ihren Auftritt - wenn überhaupt, dann ausschliesslich im zweiten Zug! – wartet und damit den «Matchball» ihren Offizieren überlässt. (G. Rusch, Spreitenbach) Ein Ausweichsschlüssel und unheimlich variantenreich mit zehn Paraden und originell mit seinem universellen Mattzug 3. Lc5: Ein Schachrätsel, dessen Lösung weniger komplex ist als dessen Beschreibung! (R. Gygax, Genf) Ein Auswahlproblem: Wohin auf dem «Turm-muss-Weg»? (R. Schweizer, Neuhausen) Wieder ein reichhaltiger Oldtimer, diesmal aber etwas leichter als die Vorigen! Nach dem feldräumenden Auswahlschlüssel mit Turmopfer folgen überraschend viele analoge Mattführungen durch reziproke Verstellungen oder Selbstfesselungen der schwarzen Figuren. (S. Bomio, Viganello) Schnell wird klar, dass der Tc5 den Platz für den Läufer machen muss, damit Matt gedroht werden kann; aber wohin mit dem Turm? Danach folgt eine grosse Zahl an Lenkungen durch Opferzüge, welche den angedrohten Mattzug doch ermöglichen, weil die Linie c5-h5 wieder frei ist. Zudem weitere Mattbilder, die mit erzwungenen Fesselungen verwirklicht werden. In der Tat ein reichhaltiger Klassiker! (C. Nordt, Hombrechtikon) Durch differenzierte Schachgebote im zweiten Zug werden die schwarzen Figuren von der 5. Reihe weggelenkt, so dass das Drohspiel durchdringt. (D. Friedli, Ostermundigen) Nur ein witziger Turmzug ganz nach rechts führt Weiss auf acht verschiedenen Wegen zum Ziel! (M. Rüfenacht, Basel) Will Weiss zügig das Spiel beenden, muss Turm c5 zuerst verschwinden, denn dieser Turm ist – nebenbei –, ein «Störefried» und «Kuckucksei». Auf h5, als Lockvogel Blende, blüht ihm vielleicht ein kläglich` Ende. Allein, der Opfergang ist klug, er ist für Weiss der «Schlüsselzug»! (H. Fehr, Erlinsbach)

Eine weitere richtige Lösung sandte: Th. Ott, Genf, R. Wüthrich.

Lösung Nr. 4879

Spartaco Bomio (Schweiz)
Der Landbote, 2008; Roger Federer gewidmet
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt. 

Am 24. September beendete Roger Federer in London seine beispiellose Tenniskarriere. Unser Beitrag zu diesem in den Medien weltweit beachteten Ereignis ist diese einfache, aber reizvolle Widmungsaufgabe in skachographischer Form. Dabei stellen die Figuren auf dem Brett ein Bild dar; dies entweder bereits in der Diagrammstellung oder im Verlauf der Lösung. Zudem sollten idealerweise alle Steine sowohl am Bild wie an der Lösung beteiligt sein.

In der perfekt symmetrischen Stellung lässt sich das mit sieben schwarzen und allen weissen Steinen gebildete Sujet bereits erahnen. Mit dem Umwandlungsschlüssel wird dem imposanten Siegerpokal, wie sie Roger Federer im Einzel insgesamt 103 Male gewann, ein dekorativer Schimmel auf den Deckel gesetzt. Dieser dritte Springer nimmt nun auch den gegnerischen Springern ihre Bewegungsfreiheit; auf alle anderen schwarzen Züge waren bereits Satzmatts vorhanden.

1. d8=S! Zugzwang

1. … Sa7 zieht 2. S(x)c6 matt

1. … Sg7 zieht 2. S(x)e6 matt

1. … b5 2. Lc5 matt

1. … f5 2. Le5 matt

1. … Txb3 2. Sxb3 matt

1. … Txc4 2. Txc4 matt

1. … Txc2 2. Sxc2 matt

1. … Tcxd3 2. c3 matt

1. … Txf3 2. Sxf3 matt

1. … Txe4 2. Txe4 matt

1. … Txe2 2. Sxe2 matt

1. … Texd3 2. e3 matt

Beide schwarzen Türme zeigen ein Turmkreuz bei ihren Zügen.

Eine feine Widmungsaufgabe, bei der 15 weisse Steine direkt am Mattgeschehen beteiligt sind. Glücklicherweise war der letzte in der Figurenschachtel verbleibende Stein genau der richtige, um zusätzlich die d-Linie zu «verstopfen». Denn ohne den Ld5 hätte die Nebenlösungen 1. Lc5+ und 1. Le5+ nebst 2. d8=D matt dieses kunstvoll konstruierte Problem entwertet.

Kommentare: La pubblicazione del mio problema dedicato a Roger Federer, proprio nel momento del suo ritiro dalle competizioni, mi ha fatto molto piacere! Chissà se questa volta ne verrà a conoscenza? (S. Bomio, Viganello) Roger Federer schlägt mit 1. d8=S zum Matchball auf und bringt den abgebildeten Pokal sicher nach Hause. (W. Weidert, Zürich) Ein hübscher Pokal, den Roger Federer bestimmt noch nicht in seiner Sammlung hat… (G. Rusch, Spreitenbach) Für King Roger sollte sich der Bauer in einen König verwandeln dürfen! (R. Schweizer, Neuhausen) Das Bild wird ja wohl einen Masterpokal darstellen. Diese spezielle Verbindung von Schach und Grafik war mir bislang unbekannt. Die 12 Lösungsvarianten sind sehr stimmig konstruiert. (C. Nordt, Hombrechtikon) Eine perfekt symmetrische Stellung; wie ein Wimbledon-Pokal. Bei der Lösung heisst es nun: Symmetrie bewahren, und das geht nur mit dem Bd7. (D. Friedli, Ostermundigen) Bei diesem «Federer-Pokal» sind zahlreiche Satzspiele zu sehen, nur auf Züge der beiden Springer hat Weiss kein Matt. Der Schlüssel behebt diesen Mangel: Ein reichlich gefüllter Pokal. (N. Biveroni, Effretikon) Grosse Handwerkskunst: Totale Symmetrie sowohl bezüglich der Steine als auch derer Farbe. Dann zieht man schön symmetrisch oben den Stöpsel aus dem Pokal – eine etwas gewagte Metapher, da der Stöpsel gemeinhin unten ist. Und dann geht alles auch perfekt symmetrisch weiter bis zum Schluss mit den zwei schwarzen Turmkreuzen als Höhepunkte. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Une jolie image, en effet, que cette position riche et symétrique! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur Coffrane) Zauberhaft, was S. Bomio da geschaffen hat. Die Symmetrie auf 49 Feldern. Gratulation! Auf jeden schwarzen Zug, ausser denjenigen der beiden Springer, folgt ein Satzmatt. Der Bd7 wartet verräterisch. (B. Wernly, Muri BE) Die Vermeidung von Nebenlösungen verlangt Schlüssel und schwarze Paraden ohne symmetrische Äquivalente, also Bd8, Lh2 und Sh5, wobei die letzten zwei bedeutungslos sind: Diese Komposition ist einfach genial, Kompliment an den Erfinder! (R. Gygax, Genf) Symmetrischer geht’s nimmer! (H. Wyss, Sierre) Beau dessin! Et facile à trouver! (Th. Ott, Genf) Ich habe es nicht so mit dieser Art von (skachograpischen) Problemen. Aber vielleicht war es immerhin eine gute Abwechslung nach dem schweren Stück von letzter Woche. (Th. Maeder, Bern) Im Tiebreak kann oft nur ein Ass einen Tennismatch entscheiden. Im Schachspiel hier kann, ohne Spass, der «Bauerntausch» den Sieg bedeuten: Ein Springer nämlich auf d8, bringt Schwarz so in Verlegenheit, dass jeder Zug, den er noch macht, ein Zug nur ist aus Höflichkeit. (H. Fehr, Erlinsbach)

Eine weitere richtige Lösung sandte: R. Wüthrich, Langenthal.

Lösung Nr. 4878

Henry W. Butler (England)
British Chess Magazine 1881
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt. 

Dieser Dreizüger war am International Solving Contest von 2018 in der Kategorie B zu lösen gewesen. Trotz seines Alters gefällt er durch einen modern anmutenden, schnörkellosen Inhalt mit zwei attraktiven Hauptvarianten.

Gegen die Ausbruchsversuche des Kd4 über die dritte Reihe gibt es kein Mittel, da Schwarz auf 1. Sd1? oder 1. Sxd5? mit 1. … Sxd7! den Fluchtfelder deckenden Springer eliminiert. Weiss muss also auch diese Drohung einberechnen und dies gelingt nur mit einem listigen Hinterstellungschlüssel am unteren Brettrand:

1. Ld1!! droht 2. Se2+ Ke3 3. Df4 matt

Der Läufer öffnet die f-Linie, um das Drohspiel zu ermöglichen, aber nur auf d1 gibt es auf die beiden Königsfluchten eine Antwort:

1. … Kxc3 2. Db4+!! Kxb4 3. c3 matt!!

1. … Ke3 2. Df4+!! Kxf4 3. Sxe5 matt!

Zwei Hinlenkungsopfer der Dame zwingen den König zurück auf die 4. Reihe. In der ersten Variante deckt der Ld1 durch den Bauernzug nun die Fluchtfelder b3 und a4 und es ergibt sich ein prächtiges Modellmatt. In der zweiten Variante ergibt sich ein ebenfalls sehenswertes, reines Matt; durch den unbeteiligten Tc1 ist die geforderte Ökonomie für ein Modellmatt nicht erfüllt.

Das Schlagen des Sd7 erweitert die Drohspiel lediglich um eine weiteren schwarzen Königszug:

1. … Sxd7 2. Se2+ Ke5 3. De7 matt

Ein zeitlos attraktives Problem mit Damenopfern, rätselhaftem Schlüssel und vorzüglichen Mattbildern!

Zwei Dreizüger dieses Schwierigkeitsgrades könnten am 8. Oktober in Bern an der internationalen Schweizer Lösermeisterschaft in der allgemeinen Kategorie vorgelegt werden. Für Interessenten hier nochmals die Webseite für weitere Informationen: www.kunstschach.ch.

Zum Zweizüger von A.J. Fink (Nr. 4877) erhielten wir von Gerhard Maleika, Deutschland, IM der Komposition, einen interessanten Hinweis. Die vier von B.D. Stephenson wegrationalisierten Steine hatten in der Originalstellung von 1915 durchaus einen Grund, auch wenn dies in der heutigen Zeit nicht mehr naheliegend ist: Der Bb6 wurde aufgestellt, um die Satzvariante 1. … cxb6 2. Td6 zu ermöglichen. Die anderen drei Steine wurden hingegen aufgestellt um die unthematischen Duale auf die schwarzen Züge 1. … Da4, 1. … Da2, 1. … Da1, 1. … Se7 und 1. … Sh8 zu verhindern. Denn diese schwarzen Züge liessen sowohl das Drohmatt wie ein zweites Matt zu: Die Damenzüge zusätzlich zum Drohmatt 2. Tc5 matt und die Springerzüge zusätzlich zu 2. Te5 matt.

G. Maleika schreibt: «A.J. Fink hat jeden schwarzen Zug beachtet, was verständlich ist, da in einem Zweizüger alle schwarzen Züge gleich gut sind: Nach jedem schwarzen Zug setzt Weiss mit seinem zweiten Zug matt, unabhängig davon, ob der schwarze Zug die Drohung verhindert oder nicht. Leider gibt es auf 1. … Dd2 immer noch einen unthematischen Dual. (2. Le6 matt und 2. Tc5 matt) Im Jahr 1914 war jeder Dual ein unthematischer Dual; thematische Duale wurden erst in den 1940er Jahren von T.R. Dawson eingeführt.» Vielen Dank für diese Erklärung!

Kommentare: Eine spätsommerliche, exquisite Leichtkost, mit tollen Damenopfern gewürzt! (R. Gygax, Genf) Es war kaum zu glauben, dass bei so wenigen weissen Figuren beide Springer eingestellt werden können. Aber die Kraft der Dame wird durch den keineswegs auf der Hand liegenden Schlüsselzug entscheidend gestärkt. Die Variante 1. … Kxc3 führt nach Damenopfer zu einem sehenswerten Matt. (W. Weidert, Zürich) Ein erstklassiger, sehr schwieriger Oldtimer mit feiner Läuferhinterstellung im Schlüssel und zwei spektakulären Mattführungen mit Damenopfern in den Hauptvarianten! (S. Bomio, Viganello) Ein doch recht schwieriges Problem, dessen Symmetrie erst klar wird, wenn die Lösung verstanden wird: Der erste Zug stellt die Symmetrie her und vergrössert den Einflussbereich der Dame, bei den Varianten folgen erzwungene Opfer der Dame zur Lenkung des Königs. (C. Nordt, Hombrechtikon) Die Hinterstellung des Läufers öffnet zugleich der Dame die Vertikale. (R. Schweizer, Neuhausen) C’est un problème magnifique! (Th. Ott, Genf) Zwei Hammer-Varianten! (Th. Maeder, Bern). Weiss kann mit klugen. Schachbiet-Zügen im ersten Schritt durchaus auch siegen. Das dauert aber, bitte, länger als 3 Schritte! Mit Ld1 erst, (Schlüsselzug!), agiert Weiss wie Herr «Meister Klug!» Schwarz mag hernach wohl alles wagen, er riskiert stets Kopf und Kragen. (H. Fehr, Erlinsbach)

Lösung Nr. 4877

Adolph J. Fink (USA)
The Pittsburgh Gazette Times 1915, 1. Preis, Version B.D. Stephenson
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt. 

In dieser vorzüglichen Aufgabe aus der Hochblüte der klassischen Komposition wurden verschiedene bekannte Motive vereint. Neben einem grosszügigen Opferschlüssel mit Fluchfeldfreigabe und Schachprovokation wird ein ansehnlicher Variantenstrauss mit Kreuzschachmatt und Blocknutzungen gezeigt:

1. Tee4? Dc5! oder Td4!; 1. Te3!? S2f4!

1. Te2!! droht 2. Le6 matt

1. … Kxc4+ 2. Td2 matt!

1. … Lxc4 2. Dxf3 matt!

1. … fxe2 2. Df7 matt!

1. … Dc5 2. Txc5 matt

1. … S2f4, Se3 2. S(x)e3 matt

1. … Sf8, S6f4, Se5 2. T(x)e5 matt

Die Originalaufgabe von A.J. Fink hatte aus unerfindlichen Gründen gleich vier Steine mehr auf dem Brett, die aber auf den Lösungsinhalt keinerlei Einfluss hatten und so vom englischen Komponisten Brian D. Stephenson entfernt wurden (sBa4, wBb6, sTh6, sBh7).

Diese Aufgabe wurde vor knapp 20 Jahren an der Schweizer Lösungsmeisterschaft den Lösern der allgemeinen Kategorie vorgelegt. Auch dieses Jahr wird anlässlich der zum Weltcup zählenden, internationalen Schweizer Lösungsmeisterschaft parallel ein Turnier der allgemeinen Kategorie ausgerichtet, wo die beiden zu lösenden Zweizüger etwa diesen Schwierigkeitsgrad haben werden. Der Ablauf des Turniers ist in beiden Kategorien identisch: Es gibt 6 unterschiedlich langen Runden, in denen jeweils 2 Aufgaben der 6 traditionellen Problem-Disziplinen zu lösen sind. Einziger Unterschied: Die Aufgaben der allgemeinen Kategorie sind deutlich einfacher.

Ich möchte alle Löser, auch im Namen der Organisatoren, ermuntern, sich eine Teilnahme an dieser Meisterschaft zu überlegen. Auch wer sich nicht in allen Disziplinen kompetent fühlt, sollte die Chance wahrnehmen, einmal am selben Anlass teilzunehmen wie der aktuelle Weltmeister und andere Gross- und Internationale Meister, die ihre Teilnahme bereits zugesagt haben. Das Turnier findet am Samstag, 8. Oktober in Bern statt und dauert von 12:30 bis ca. 17:00.

Anschliessend an die Preisverteilung sind alle Teilnehmer von der Turnierleitung zu einem gemeinsamen Nachtessen in denselben Lokalitäten eingeladen. Mehr Details können auf der Website des Schweizerischen Vereins der Kunstschachfreunde www.kunstschach.ch in Erfahrung gebracht werden, oder direkt über mich.

Kommentare: Ein schöner Klassiker mit überraschender Selbstverstellung und einem Opfer im Schlüssel, der mittels Fluchtfeldfreigabe ein Kreuzschach und schöne Mattbilder ermöglicht. (C. Nordt, Hombrechtikon) Eine sehr kreative, ästhetische, vielseitige Komposition mit unerwarteten Wendungen! (G. Rusch, Spreitenbach) Die Räumung des Felds e6 beeindruckt, weil beide Türme eingestellt werden und Schwarz den Tc4 mit Schachgebot schlagen kann. Die vier weissen Leichtfiguren halten den schwarzen König fest und die Schwerfiguren erledigen die Mattsetzung. Sehr schön. (W. Weidert, Zürich) Ein Auswahlschlüssel mit Überraschungseffekt: Der weisse Turm muss sein Feld räumen – aber wohin soll er ziehen? Ausgerechnet auf das Feld, wo er seine eigene Dame verstellt und seinen Partnerturm gefährdet! (R. Schümperli, Herrenschwanden) Erstklassiger Ausweich- und Opferschlüssel mit Fluchtfeldfreigabe: auch wenn nicht besonders schwer: ein würdiger Preisträger! (R. Gygax, Genf) Die Lösung dieses reichhaltigen Oldtimers beginnt mit einem brillanten, feldräumenden Auswahlschlüssel mit zwei Turmopfern, der dem schwarzen König ein Fluchtfeld mit Schachprovokation ermöglicht. Danach folgen viele ansprechende Abspiele mit Kreuzschachmatt und Ausnützung von Lenkungen, Läuferblock und Damenlinienöffnung. (S. Bomio, Viganello) Die Frage «wohin mit dem Te6?» stellt sich rasch. Jetzt aber beginnt das genaue Studium erst! Ich brauchte nicht nur fünf Minuten! Das ist Kunstschach im schönsten Sinn des Wortes. (B. Wernly, Muri BE) Wieder einmal fragt sich, wohin die Figur ziehen soll, welche für das Drohmatt weichen muss. Erstaunlicherweise geht nur das Feld e2, welches dem schwarzen König die Flucht erlaubt mit gleichzeitigen Abzugsschach. Brillanter Auswahlschlüssel! (D. Friedli, Ostermundigen) Un très beau problème, avec des mats superbes et parfois inattendus! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur Coffrane) Das habe ich wie ein Komponist gelöst: Nach welchem Schlüsselzug löst die schwarze Königsbatterie eine Kreuzschachvariante aus? (Th. Maeder, Bern) Den Turm verdächtigt man schnell als Schlüsselfigur, aber wohin mit ihm? Er hat diverse Möglichkeiten, aber eine «echte» Verführung ist eigentlich nur 1. Te3, da diese ausschliesslich an 1. … S2f4! scheitert: Ein Relikt aus der Zeit, als Schachprobleme vor allem Rätsel waren. Heute müsste man wohl eine Verführung im Sinne von 1.Tg4 Kxe6+ 2. Td4 matt einbauen! (N. Biveroni, Effretikon) Avec la clé magnifique, la Tour donne une case de fuite aux Noirs. Puis, il y a trois mats étonnants. Joli!  (Th. Ott, Genf) Eine schöne Aufgabe, bei der nur der höchst abenteuerlich anmutende Schlüsselzug zum Ziel führt. (K. Köchli, Bonstetten) Schwarz ist nach Kampfkraft etwas grösser, als Weiss, doch dessen Stellung ist viel besser! Sein Schlüsselzug: Turm nach e2, ist, denk ich, das «Kolumbus Ei»! Schwarz kann hernach gar nichts mehr glücken, hat, was er auch tut, das Zwei am Rücken. (H. Fehr, Erlinsbach)

Weitere richtige Lösungen sandten: R. Schweizer, Neuhausen, R. Wüthrich, Langenthal.

Lösung Nr. 4876

Alexander Goldstein (Australien)
Parallèle 50, 1949, 3. Preis
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt. 

Dreimal vermag Weiss auf subtile Weise die agile schwarze Dame in die Schranken zu weisen: Schwarz hat nicht nur einen eklatanten Materialvorteil, sondern im Gegensatz zum Gegner auch eine frei bewegliche Dame ohne Deckungsaufgaben. Die Dh4 hingegen darf die Fesselung des Tg5 nicht aufgeben und so verbleiben Weiss gerade mal die zwei Springer für den Mattangriff. Umso erstaunlicher ist es, dass bereits mit dem Schlüsselzug sich die Situation völlig umkehrt und Schwarz fast ohne Verteidigungsmöglichkeiten bleibt.

Das weisse Rezept ist die Bildung von Brennpunkten, die die Da4 auf ihrem Standfeld festhalten. Brennpunkte nennt man diejenigen Felder, die ein Langschrittler gleichzeitig bewachen muss, um das Matt zu vermeiden. Die Linien, die einen Brennpunkt und dessen Bewacher verbinden, werden Vektoren genannt. Das Ziel des Angreifers ist es nun, dem Verteidiger die gleichzeitige Deckung der Brennpunkte zu verunmöglichen, um auf einem mattsetzen zu können. 

Mit dem Schlüsselzug nimmt der Sc4 die beiden Felder d7 und g4 ins Visier und bindet so die Da4 an diese beiden Brennpunkte. Dies wird für sie aber erst kritisch, wenn Weiss einen dieser beiden Vektoren unterbrechen kann. Tatsächlich könnte dies auf der vierten Reihe auf drei Arten geschehen, aber nach 2. Sb4? oder 2. Sf4? liesse sich die Da4 nicht aus dem Gleichgewicht bringen und konterte mit 2. … Dd1! und erneuter Kontrolle der beiden Brennpunkte. (2. Sf4? scheiterte auch an 2. … Kxe5) Es bleibt nur die dritte Möglichkeit:

1. Sce5! droht 2. c4!! mit der Idee 3. Sg4 matt. Auf 2. … Dxc4 oder Dd1 folgt 3. Sd7 matt.

Das Drohspiel ist eine erfolgreiche Vektorunterbrechung, der die Da4 nichts entgegensetzen kann. Schwarz verteidigt sich wie folgt:

1. … Tc2 2. Sb4!! (droht 3. Sg4 matt) Dxb4 3. Sxd7 matt und 2. … Kxe5 3. Dd4 matt

Der Turm kommt seiner Dame zu Hilfe, um c4 schlagen zu können. Dabei verstellt er ihr aber den Weg zum Feld d1, das die Da4 nach dem Wegzug des Sd3 aus der d-Linie eben als alternatives Kontrollfeld der beiden Brennpunkte d7 und g4 benutzen könnte. Somit entscheidet diejenige Vektorunterbrechung auf der vierten  Reihe, die der eigenen Dame den Zugang zum Feld d4 lässt.

1. … d6 2. Sf4!! (droht 3. Sg4 matt) Dd1 3. Sd7 matt!,  2. … Kxe5 3. Dxg5 matt und 2. … dxe5 3. Sxh5 matt

Wegen der stillen Drohung 2. c4! hat Schwarz Zeit, den Se5 anzugreifen. Mit diesem Bauernzug unterbricht Schwarz aber die d-Linie und damit einen zukünftigen Vektor. Somit kann der Sd3 wiederum die d-Linie verlassen und den Vektor auf der vierten Reihe auf eine weitere Art unterbrechen, ohne dass die Da4 dies auf d1 kompensieren könnte. Mit 2. Sf4! hält er für den Fall von 2. … dxe5 das neue, blocknützende Matt 3. Sxh5 matt bereit. Geschieht hingegen 2. … Kxe5, nutzt Weiss neu den Fernblock des Bauern auf d6.

Nebenspiel:

1. … Dd4 2. cxd4 und 3. Sd7 matt oder Sg4 matt.

Der Versuch 1. Sde5? mit derselben Angriffsidee, aber mit der Kurzdrohung 2. Sg4 matt scheitert an 1. … Dd1!, weil auf die interessante Fortsetzung 2. Sd2? mit Unterbrechung des Vektors die Rückkehr 2. … Da4!!, aber auch prosaisch 2. … Txd2! folgen kann. 

Diese Idee der Brennpunkte und den Vektoren ist schon sehr alt, man kennt erste Themendarstellungen, die beinahe 175 Jahre alt sind. Bereits angetroffen haben wir das Thema in der kniffligen Nr. 4790 von Weinheimer, bei der Schwarz durch Zugzwang die Vektoren selbst unterbrechen oder aufgegeben musste.

Kommentare: In diesem originellen Problem dreht sich alles um die schwarze Dame als tragische Heldin, die zwei Mattfelder gleichzeitig nicht decken kann: in der Drohung und in der Lösung wird sie jeweils durch ihren Turm und durch weisse Steine verstellt oder geschlagen. (S. Bomio, Viganello) Die beiden für Mattdrohungen neuralgischen Felder d7 und g4 kann Schwarz de facto nur mit der Dame verteidigen, was Weiss mit dem schlauen Bauern c3 und dem intelligenten Springer d3 jedoch geschickt zu verhindern weiss. (G. Rusch, Spreitenbach) Eine harte Knacknuss in harmlosem Look. Weiss gestattet der Da4 den Blick nach g4, um ihn im zweiten Zug auf drei Arten wieder zu nehmen. Drohung und Varianten sind schon sehr subtil! (N. Biveroni, Effretikon) Ein genialer Räumungsschlüssel: Ausgerechnet jener Springerzug ist die Lösung, bei dem beide Fortsetzungsschachgebote durch die schwarze Dame kontrolliert werden – es gibt also keine Kurzdrohungen 2. Sd7 matt und 2. Sf4 matt. Der folgende Drohzug 2. c4 verlangt die Parade 1. … Tc2, was nun der schwarzen Dame den Weg nach d1 verstellt. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Falls 1. Sde5!? gelangt die schwarze Dame auf d1 und der Ta2 verhindert die Blockade der d-Reihe auf d2. Der Schlüsselzug öffnet zwar die vierte Reihe, aber die Blockademöglichkeiten durch den Bc3 und den Sd3 entscheiden in einer Fülle von Abspielen. (W. Weidert, Zürich) Da muss man genau hinschauen! (Th. Maeder, Bern) Ein grosszügiger Schlüssel bietet der schwarzen Dame drei Möglichkeiten, die beiden Mattdrohungsfelder zu kontrollieren: originell und spannend! (R. Gygax, Genf) Erst die erneute Unterbrechung der im ersten Zug geöffneten Linie knackt die harte Nuss. (R. Schweizer, Neuhausen) Zum schnellen Sieg und Halali braucht Weiss hier die Kavallerie! Nach Se5, dem Schlüsselzug, gewinnt Weiss locker, wie im Flug. Wichtig ist nur, dass von den Zwei`n, muss es der Springer c4 sein! (H. Fehr, Erlinsbach)

Weitere richtige Lösungen sandten: H. Locher, Grenzach-Wyhlen (DEU), C. Nordt, Hombrechtikon, D. Friedli, Ostermundigen, R. Wüthrich, Langenthal, H. Wyss, Sierre.

Lösung Nr. 4875

Barry P. Barnes (England)
Problemnoter, 1961, 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt. 

Jeder beliebige Damenzug räumt dem Springer das Feld d6 für eine Mattdrohung.
1. Dd6 beliebig? droht 2. Sd6 matt
Darauf hat Schwarz aber gleich drei Antworten, die diesen beliebigen, primären Angriff widerlegen:
1. … Df8! ; 1. … Lc5! und 1. … Sc4!

Mit präzisen Zügen versucht nun die Dd6 zu ergründen, ob diese drei Paraden für Schwarz auch schädliche Effekte haben könnten. Tatsächlich werden je nach dem gewählten Standfeld der Dame verschiedene ihrer Schwächen offenkundig. Aber bei drei vielversprechenden, sekundären Angriffen vermag jeweils gerade noch eine der drei ursprünglichen Widerlegungen zu parieren:

1. Dxb6!? droht 2. Sd6 matt
1. … Lc5 2. Sxc5 matt!
1. … Sc4 2. Db1 matt!
aber 1. … Df8!!

1. Dxa3!? droht 2. Sd6 matt
1. … Df8 2. Txg4 matt!
1. … Sc4 2. Dd3 matt!
aber 1. … Lc5!!

1. Dxf6!? droht 2. Sd6 matt
1. … Df8 2. Dxg6 matt!
1. … Lc5 2. Sc3 matt!
aber 1. … Sc4!!

Linienöffnungen, Kontrollverluste über Linien oder von Mattfeldern sind die Schädigungen, die diese drei Verteidigungen je nach Standfeld der Dd6 verursachen. Es geht nur der fortgesetzte Angriff mit dem unscheinbarsten Schlüsselzug.

1. De6! droht 2. Sd6 matt

1. … Df8 2. Dxg4 matt!

1. … Lc5 2. Dxd5 matt!

1. … Sc4 2. Txd4 matt!

Als neuer Typ von Schädigung kommt hier noch eine Verstellung hinzu; das Matt erfolgt mittels Fesselungsnutzung.

Diese Mischung verschiedener Schädigungen lässt eine Fülle von effektvollen und abwechslungsreichen Mattwechseln entstehen. Da auf jede der drei Verteidigungen das Matt insgesamt dreimal wechselt, ergibt sich ein 3x3 Zagoruiko, der hier allerdings auf vier Phasen verteilt ist. Die drei Verteidigungen werden zudem zyklisch verschoben zu Widerlegungen der drei Verführungen. Neben diesen Funktionswechseln der schwarzen Züge ist die rekordmässige Anzahl von Mattbildern bemerkenswert: Insgesamt 9 verschiedene Mattbilder ergeben sich auf nur drei schwarze Verteidigungen – ein reichhaltiges und unterhaltsames Programm!

Kommentare: In vier Phasen widerlegt jede der drei schwarzen Paraden eine Verführung und erlaubt in den andern drei Phasen drei verschiedene Matts, also total neun verschiedene Matts. Kristallklar und ohne Beigemüse. Hervorragend! (N. Biveroni, Effretikon) Schon wieder «wohin mit ihr?», aber doch völlig anders als vor 2 Wochen (Nr. 4873 Doukhan): die Schlüsseldame steht nicht im Weg, sondern ermöglicht von jedem Feld aus zwei oder drei Matts. «3x3-Zagoruiko» verteilt auf vier Phasen, so dass jeder schwarze Themazug einmal widerlegt. (Th. Maeder, Bern) Schwarz könnte mit dem Sb2, dem Ld4 oder der Dh6 ein Matt auf d6 verhindern. In jeder der drei Verführungen Da3, Dxb6 und Dxf6 schlägt die Verteidigung durch zwei dieser drei Figuren fehl. In der Lösung hat Weiss wunderbare Mattwechsel auf jede schwarze Abwehr zur Verfügung. (W. Weidert, Zürich) Wunderschöne Mattwechsel! (R. Wüthrich, Langenthal) Effectivement, les mats changés ne manquent pas! De nouveau un problème intéressant, au riche contenu! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Schnell ist klar, dass die weisse Dame das Feld d6 räumen muss, damit der Sb7 mattsetzen könnte. Doch wohin? Das wahrlich Erstaunliche ist, dass Schwarz bei drei Verführungen jedes Mal mit den identischen drei Zügen der korrekten Lösung reagieren kann und die möglichen Mattsetzungen immer neue Felder nutzen. (C. Nordt, Hombrechtikon) Die Dame räumt ihr Feld, damit der Springer mattsetzen kann. Aber wohin soll sie? Ein sehr schöner Auswahlschlüssel. (D. Friedli, Ostermundigen) Eine weisse Feldräumung ist der Schlüssel zu diesem Problem, aber die Dd6 hat extrem viele Möglichkeiten; immer mit der gleichen Springerdrohung auf dem geräumten Feld. Die drei möglichen schwarze Paraden dieser Drohung widerlegen reihum drei Verführungen je ein Mal. Diese Verführungen und die Lösung bilden eine imposante Mattwechsel-Totale mit insgesamt neun verschiedenen Matts: Nicht nur im Vergleich zur Lösung, sondern auch innerhalb der Verführungen gibt es keine Wiederholungen. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Die Verführungen und die Lösung harmonieren sehr gut untereinander: nach allen Damenauswahlschlüsseln mit gleichem Drohmatt entstehen immer neue Mattbilder, meistens durch schwarze Lenkungen, aber auch, in der Lösung, durch eine weisse Turmlinienöffnung, eine schwarze Turmverstellung und eine Bauernfesselung. (Spartaco Bomio, Viganello) Il y a trois essais: 1. Da3?, 1. Dxb6? et 1. Dxf6? et des mats différents entre ces essais et la solution! Mais c’est génial! (Th. Ott, Genf) Elf Damenzüge mit derselben Drohung. Da hiess es, genau hinschauen! (B. Wernly. Muri BE) Ein hübsches, aber nicht allzu schwieriges Problem. Gutes Teamwork zwischen der Dd6 und dem Sb7: Die Dame tritt beiseite und erlaubt so dem Springer, auf d6 mit Matt zu drohen. Allerdings muss sie dabei beachten, dass sie bei allen möglichen Entgegnungen entweder selbst mattsetzen oder dem Mattsetzenden zumindest Schutz bieten kann. (G. Rusch, Spreitenbach) Bei einem unwiderstehlichen Schlüssel werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, ein Springer ist angriffsbereit und ein Bauer gefesselt: so einfach kann Kunstschach sein! (R. Gygax, Genf) Schachmatt zu setzen in 2 Zügen! Weiss muss das reiflich überlegen. Es muss erst De6 riskieren, e5 so sicher zu blockieren! Dann ist für Weiss – sag` ich zu viel? – der Rest nur noch ein Kinderspiel. (H. Fehr, Erlinsbach)

Weitere richtige Lösung sandten: H. Locher, Grenzach-Wyhlen (DEU), B. Kunzi, Ebmatingen, K. Köchli, Bonstetten, R. Frick, Nendeln (FL).

Lösung Nr. 4874

Bernhard Schauer (Deutschland)
Deutsche Schachzeitung, 1962
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Diese Aufgabe mit logischem Aufbau ist ein typisches Beispiel der Kompositionsrichtung der «Neudeutschen Schule» bzw. der «Logischen Schule»: Weiss verfügt über einen Angriffsplan (Hauptplan), der aber bei sofortiger Ausführung von Schwarz ohne Nachteil widerlegt werden kann. Mit dem Schlüssel fasst Weiss daher einen Vorplan, um den den Hauptplan parierenden Stein auszuschalten. Danach kann Weiss den ursprünglichen Hauptplan erfolgreich ausführen. Weiss erreicht also sein Ziel mit logisch begründeten Schritten.

Die Begriffe Hauptplan und Vorplan machen vor allem bei Mehrzügern (Matt in 4 oder mehr Zügen) einen Sinn, wo die die Pläne sich über mehrere Züge erstrecken können und es vielleicht sogar mehrere, gestaffelte Vorpläne braucht, um verschiedene Hindernisse auszuräumen. Bei der kurzen Lösung eines Dreizügers wird an Stelle von Hauptplan meist der Begriff Probespiel verwendet; der Vorplan ist der Schlüsselzug mit Drohspiel.

Hier hat der weisse Springer am Rand offensichtlich noch keine Funktion und daher liegt es nahe, dass er gleich einmal die schwarzen Verteidigungsmöglichkeiten testet: Er verfügt sogar über zwei Hauptpläne, die direkt ein Matt im nächsten Zug drohen, aber Schwarz kann diese beiden Probespiele noch problemlos parieren.

1. Sg5? droht 2. Sge6 matt, aber 1. … Lb3!
1. Sf2? droht 2. Sxd3 matt, aber 1. … Tb3!  

Beide Paraden zielen nach b3 und so verstellen sich dort Läufer und Turm gegenseitig. Dies bleibt für Schwarz aber vorerst ohne Folgen, da der wendige Sh3, der dies ausnützen könnte, sich bereits für eine Angriffsrichtung entschieden hat. Mit dem Schlüsselzug, der den kurzen Vorplan einleitet, wird nun Schwarz gezwungen dieses Feld zu besetzen, bevor der Sh3 sein Feld verlassen hat. Somit kann dieser dann entsprechend reagieren:

1. b3! droht 2. Tc4 matt

1. … Txb3 2. Sg5! (droht 3. Sge6 matt) Ld7 3. Lxd6 matt

Der Turm wird nach b3 gelenkt und schaltet die Probespielparade 1. … Lb3 aus, so dass der eine Hauptplan nun durchdringt. Dieser Turmzug ermöglicht dem La4 aber eine neue Verteidigung. Somit verteidigt sowohl im Probespiel wie in der Lösung mit dem La4 dieselbe schwarze Figur; dies ist ein Merkmal des Römers. Da der La4 aber nicht bereits im ersten Zug (dem Vorplan) gelenkt wurde, sondern seine neue Verteidigungsmöglichkeit eben durch einen Zug des Hilfssteins Tb5 entstand, handelt es sich um einen Hilfsstein-Römer, oder anders gesagt, um einen Hamburger (siehe auch Nr. 4834 Sommer).

1. … Lxb3 2. Sf2! (droht 3. Sxd3 matt) Lc4 3. Se4 matt

Bei der zweiten Lenkung schaltet nun der Läufer die Probespielparade 1. … Tb3 aus, so dass der andere Hauptplan erfolgreich wird. Allerdings schaltet sich der Läufer selbst als Ersatzverteidiger ein, so dass die Verteidigung wiederum um einen Zug verlängert wird. Dieses Ausschalten des einen und Einschalten des anderen Verteidigers ist ein Merkmal des Dresdners (In diesem Fall eines Brunner-Dresdners, siehe auch Nr. 4788 Keller).

Nebenspiel: 1. … Tb4 2. axb4+ Lxb4 3. Tc4 matt

Diese beiden logischen Ideen, benannt nach Heimatstädten von F. Palatz (Hamburg) und F. Palitzsch (Dresden), zwei der wichtigsten Vertreter der Neudeutschen Schule anfangs des 20. Jahrhunderts, sind hier in einem Problem vereint. Diese beiden Städte werden durch denselben Fluss verbunden. So stellt eine Aufgabe, die diese beiden Themen kombiniert, das Elbe-Thema dar.

Kommentare: «Block-Dresdner» und «Verstell-Hamburger» mit gegenseitigen Blocks auf b3 als verbindendem Element. (Th. Maeder, Bern) Durch die feine Drohung mit zweifachem Bauernopfer als Vorplan entsteht eine prächtige Kombination von einem Hilfstein-Römer (nach 1. ... Txb3) mit einem Dresdner (nach 1. ... Lxb3) Un magnifico problema! (Spartaco Bomio, Viganello) Die Probespiele zeigen, dass die Zugreihenfolge geändert werden muss. Mit dem Schlüsselzug wird Schwarz gezwungen, das Feld b3 zu besetzen, bevor der Sh3 zieht. Dann kann dieser entscheidend mit reziproken Fortsetzungen gegenüber den Probespielen reagieren. (W. Weidert, Zürich) Das Feld b3 ist der Dreh- und Angelpunkt, auf dem entweder der Läufer oder der Turm schlagen muss. Danach kommt jeweils der Sh3 zum Zug. Den finalen schwarzen Zug macht der weissfeldrige Läufer, der entweder ein ungedecktes Feld oder eine eigene Drohlinie blockiert und so das Matt ermöglicht. (C. Nordt, Hombrechtikon) Auch wenn Schwarz mit der falschen Figur auf b3 steht, kann er die weissen Springer-Drohungen noch parieren, handelt sich dabei aber einen Kollateralschaden in Form einer Verstellung auf d7 bzw. eines Blocks auf c4 ein. Aber ist die Dc1 dabei nicht etwas unterbeschäftigt? Leichte Sommerkost für heisse Tage! (N. Biveroni, Effretikon) Les coups 1. Cg5 et 1. Cf2 induisent de lourdes menaces, que les noirs parent facilement par Fb3! et Tb3! Il faudrait faire en sorte que le Fa4 et la Tb5 n’aient pas tous deux accès à la case b3. Après la clé, les deux parades du Fa4 sont nuisibles, une fois en prenant au Rc5 la case de fuite c4, et l’autre fois en coupant la colonne de la Td8. Un problème très plaisant! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Der Sh3 muss ins Spiel gebracht werden, aber nicht vorschnell! Erst die gegenseitigen Behinderungen des Ta5 und des La4 auf b3 bringen dann die Probespiele ins Spiel. In beiden Fällen hat der schwarze Läufer eine Ersatzverteidigung, gefolgt von einem neuen Matt. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Il y a deux variantes excellentes où la Tb5 et le Fa4 sont empêchés de venir sur la case b3. (Th. Ott, Genf) Die Züge des Springers h3 funktionieren im ersten Anlauf nicht; sie kommen erst mit dem Drohspiel und dessen Abwehr zur Geltung. (D. Friedli, Ostermundigen) Läufer und Turm von Schwarz kommen einander in die Quere. (R. Schweizer, Neuhausen) Bei der Suche nach dem Schlüssel war der unscheinbare Bauer auf b2 schliesslich die Erlösung: Ein kleiner Schritt für den Bauern, aber ein grosser für die Lösung des Problems! (G. Rusch, Spreitenbach) Ich befand mich lange auf dem Holzweg, weil ich der Überzeugung war, dass der auf h3 abseits platzierte Springer sofort entweder auf f2 oder auf g5 ins Geschehen eingreifen muss! Dass ein unscheinbarer kleiner Bauernzug zum Ziel führt, ist sehr witzig! (M. Rüfenacht, Basel) «Falls weisser Turm auf c4 sitzt, und b3 ihn dort beschützt, so hätte Weiss, ich würde meinen, im zweiten Zug den Sieg im Reinen. Schwarz sieht das und hat routiniert b3 sofort eliminiert! Weiss rechnete damit, und wählt dann klug trotzdem 1. b3 als Schlüsselzug. Auf kleinem Umweg, je nach Täter, siegt er im dritten Zuge später!» (H. Fehr, Erlinsbach)

Weitere richtige Lösung sandten: R. Wüthrich, Langenthal; H. Locher, Grenzach-Wyhlen (DEU).

Lösung Nr. 4873

Gérard Doukhan (Frankreich)
«Thèmes-64», 1975, 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt. 

Die Figur, die den Schlüsselzug ausführt, ist schnell bestimmt, denn sonst bliebe der La2 vom Spiel ausgeschlossen: Es ist der Tb3, denn jeder seiner Züge öffnet dem Läufer die Diagonale, so dass die Mattdrohung 2.Te6 matt entsteht. Sieben Zugsmöglichkeiten hat der Turm und man glaubt vorerst, dass er auf einem Feld der 3. Reihe den Angriff am ehesten unterstützen könne. Aber etwas überraschend wird dort seine Kraft nicht benötigt; im Gegenteil, viermal stört seine Masse die Dame beim Mattsetzen. Und auf b2 kommt er ihr dann zum fünften Mal in die Quere:

1. Tg3? (droht 2. Te6 matt) aber 1. … Lxh3! (2. Dxh2 matt ist unmöglich)
1. Tf3?  aber 1. … Te7! (2. Dxh5 matt ist unmöglich)
1. Te3? aber 1. … Lxe4! (2. Dxe4 matt ist unmöglich)
1. Td3? aber 1. … Sb5+! (2. Dxb5 matt ist unmöglich)
1. Tc3? (droht 2. Te6 matt und 2. Tc5 matt) aber 1. …dxc3!
1. Tb2? aber 1. … d3! (2. Dxb2 matt ist unmöglich)

Also bleibt nur der Zug an den Rand, fernab der Wirkungslinien der De2:

1. Tb1! droht 2. Te6 matt

1. … Lxh3 2. Dxh2 matt

1. … Te7 2. Dxh5 matt

1. … Lxe4 2. Dxe4 matt

1. … Sb5+ 2. Dxb5 matt

1. … d3 2. Db2 matt

Dazu kommt noch die Variante

1. … Txd7+ 2. Sxd7 matt

Fünf der sechs thematischen Verführungen erzeugen also gleichartige Selbstschädigungen, die Linien zu den Mattfeldern der eigenen Dame verstellen. Dies in einer einladenden, übersichtlichen Stellung, die ein derart präzises, weitgefächertes Verführungsspiel kaum erahnen lässt. Ein ideales, bravourös konstruiertes und löserfreundliches Problem mit einem gleich siebenfachen Auswahlschlüssel!

Kommentare: Nur der Abzug des Turms nach b1 aktiviert den La2 und behindert die geradezu omnipotente Dame nicht. Diese Thematik ist sehr schön dargestellt. (C. Nordt, Hombrechtikon) Ein variantenreicher Auswahlschlüssel. Es gilt, für die Geometrie der weissen Damenzüge genügend Platz freizuhalten! (N. Biveroni, Effretikon) Der Turm auf b3 könnte einem fast leidtun: Er weiss, dass er ziehen muss, aber fast überall steht er irgendwie im Weg. Zum Glück hat man ihm das Feld b1 freigelassen! (G. Rusch, Spreitenbach) Auswahl- und Ausweichschlüssel; die Souveränin braucht freien Weg in alle Richtungen sowie das Matt im Blickpunkt: Spannend und grossartig konstruiert! (R. Gygax, Genf) Schöner Auswahlschlüssel. Der Turm ist eigentlich nur dafür da, vom Feld b3 zu verschwinden; wenn möglich auf ein Feld, wo er nicht stört. Und als einziges kommt b1 in Frage. (D. Friedli, Ostermundigen) Der La2 ist nutzlos hinter dem Tb3. All die Satzmatts machen klar, wo überall der Turm nicht im Weg stehen darf und – oh Wunder – es bleibt genau ein Feld übrig! (R. Schümperli, Herrenschwanden) Wenn man in der Ausgangsstellung den Tb3 entfernt, wird in den Satzspielen schnell klar, dass er von der 2. und 3. Reihe verschwinden muss. Das geht nur mit Tb1 und die Dame hat freie Bahn. Ich bin auf die Erklärung gespannt, warum dieses nicht besonders komplexe Problem einen 1. Preis erhalten hat. (W. Weidert, Zürich) «Wohin mit ihm?» ist ein beliebtes Zweizüger-Thema, wird aber vor allem mit den handlicheren Leichtfiguren dargestellt als mit dem Turm. Beeindruckend, dass alle Themamatts durch die Dame gegeben werden. Dafür sind einige Widerlegungen wenig subtil. (Th. Maeder, Bern) Die berühmte Frage: «Wohin damit?» (A. Nievergelt, Winterthur) Des sept coups possibles de la Tb3, six restreignent quelque peu le rayon d’action de la De2 et permettent une (seule) parade. La précision et la rigueur de cette composition échappent au premier coup d’œil, mais c’est admirable! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Hübscher Zweizüger mit Turmauswahlschlüssel und überraschend vielen Damenmatts! (S.Bomio, Viganello) Welcher der sieben Turmzüge ist der Schlüsselzug? Wunderbar! (B. Wernly, Muri BE) Es ist faszinierend, dass von den sieben möglichen Turmzügen, die alle das gleiche Matt drohen, nur der bescheidene Rückzug nach b1 zum Ziel führt. (M. Rüfenacht, Basel) Quel est l’utilité des Pions blancs a3 et b4? Eh bien, ils empêchent la Tb3! Il y a quand même six essais. Bravo! (Th. Ott, Genf) Der Tb3 sitzt dort eigentlich ohne Grund, wie ein Kuckucksei, das aus dem Nest geschupst werden muss: Der Turm, das Bollwerk grosser Macht, wird nicht gebraucht in dieser Schlacht. Auf das Abstellgleis versetzt, staunt er, in seiner Ehr verletzt, wie Weiss dann trotzdem «schachmatt» setzt. (H. Fehr, Erlinsbach)

Weitere richtige Lösungen sandten: R. Wüthrich, Langenthal; K. Köchli, Bonstetten; R. Frick, Nendeln (FL); R. Schweizer, Neuhausen; H. Locher, Grenzach-Wyhlen (DE).

Lösung Nr. 4872

Adriano Chicco (Italien)
L‘Italia Scacchistica 1961, 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt. 

Schlägt Schwarz im Zentrum, gibt es jeweils Fortsetzungen mit Matt im dritten Zug. Diese beiden Züge leiten also Satzspiele ein, die in diesem Fall auf durchaus nachvollziehbaren Zügen von Schwarz beruhen. Trotz der Selbstfesselungen schafften sie nämlich ihrem König ein Fluchtfeld auf c5. Weiss nutzte dann aber gerade diese Fesselungen, um mit seinem Sc2 aktiv zu werden:

1. … Txd4 x 2. Sb4+! A Kc5 3. Db5 matt
1. … Lxd4 y 2. Se3+! B Kc5 3. Db5 matt

Es käme Weiss gelegen, wenn er seinen Gegner zu diesen Fortsetzungen zwingen könnte, aber dazu gibt es keinen passenden Schlüsselzug. Er muss umdisponieren und tut dies mit einem überraschenden Planwechsel, der auf die erwähnten Fesselungsnutzungen verzichtet:

1. Tc1!! droht 2. Dc6+!! Kxc6 3. Sb4 matt

Nur mit diesem Hinterstellungsschlüssel, gefolgt von einem Damenopfer, kann Weiss Fortschritte erzielen!

Jetzt kann Schwarz mit den gleichen Zügen wie in den Satzspielen seinem König auf der e-Linie zur Flucht verhelfen, indem dieser das Damenopfer mit 2. … Ke5 ablehnte.

1. … Txd4 x 2. Se3+! B Lxe3 3. Lb7 matt

1. … Lxd4 y 2. Sb4+! A Txb4 3. Lb7 matt

Wieder kommt der Sc2 zum Zug, nur muss er jetzt so fortsetzen, dass Schwarz das Feld d4 nicht mehr entblocken kann. Somit ergeben sich im Vergleich zu den Satzspielen reziproke Fortsetzungswechsel, die in den Lösungszeilen mit Buchstaben verdeutlicht sind. Diese reizvolle Idee ist dem Autor mit verblüffend ökonomischen Mitteln gelungen!

Dazu kommen noch die weiteren Abspiele:

1. … Txc1 2. Db5+ Ke4 3.Dxf5 matt

1. … Tc4 2. Lb7+ Tc6 3. Dxc6 matt

Eine gelungene Kombination von diversen Problemmotiven in einer optimalen Konstruktion und einem attraktiven Damenopfer als Sahnehäubchen auf der Torte.

Kommentare: Bei den Satzspielen ist zentral, dass die schlagende schwarze Figur zunächst durch den Td1 gefesselt ist. Dies steht aber im Widerspruch dazu, bei der Lösung gerade den Turm von der d-Linie abzuziehen. Die Raffinesse des Problems liegt natürlich in den getauschten Zügen des Sc2 zwischen den Satzspielen und der Lösung. (C. Nordt, Hombrechtikon) Diese reziproken Fortsetzungswechsel waren damals die grosse Mode. Dieses Problem sticht aber heraus mit der ökonomischen Konstruktion und dem hervorragenden Schlüsselzug. (Th. Maeder, Bern) In dieser luftigen Stellung legen die Satzspiele viele falsche Fährten. Erst der Geistesblitz eines möglichen Epaulettenmatts rückt die Turmhinterstellung in den Blickpunkt. Dies war gar nicht leicht herauszufinden. Die Mattbilder der Lösung sind elegant und sehr beeindruckend. (W. Weidert, Zürich) Auf den Schlüssel sind wir ja nach Nr. 4870 von Giegold gut eingestimmt! Es folgen gegenüber dem Satz reziprok vertauschte Fortsetzungen und als überraschende Zugabe ein Dreierzyklus der 2. und 3. Züge von Weiss. Sehr schön! (N. Biveroni, Effretikon) (Zyklus: unter Einbezug der Drohung und der Abspiele 1. … Lxd4 und 1. … Tc4) Ein sehr verblüffender Turmzug mit einer Damenopferdrohung und anschliessendem prächtigen Mattbild! (M. Rüfenacht, Basel) Verführerisch, ohne Fesselungen in d4, sondern mit der Einklemmung des schwarzen Königs zwischen zwei Reihen und eine Doppelschachmatt-Drohung nach einem grosszügigen Damenopfer: diese Kreation des berühmten italienischen Problemisten gehört zur Extraklasse! (R. Gygax, Genf) C’était difficile ! Magnifique et génial! (Th. Ott, Genf)

«Schachmatt» zu setzen in drei Zügen? Einfach ist‘s nicht – ich müsste lügen! Nach Tc1 jedoch man spürt: Der «Mist ist gegen Schwarz geführt!» (H. Fehr, Erlinsbach)

Lösung Nr. 4871

José Luís Monteiro da Silveira (Brasilien)
O Globo 1960, F. V. Agarez Memorial, 2. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt. 

Dieser geradlinige Zweizüger ist ein weiteres effektvolles und attraktives Problem für heisse Sommertage. Er hat weder thematische Verführungen, noch gibt es Mattwechsel auf die bestehenden Satzspiele. Trotzdem bietet die Lösung ein mehr als vollwertiges Programm: Es handelt sich um ein Task-Darstellung des Balbo-Themas. Dieses setzt voraus, dass auf Verteidigungen eines Figurentyps Weiss mit demselben Figurentyp den Mattzug ausführt. Geschieht dies in drei Abspielen, ist die Forderung des Themas erfüllt. In unserem Rekordproblem ist es dem Komponisten gelungen, gleich alle Figurentypen einzubeziehen und das Thema somit sechsfach darzustellen. Er kam zudem ohne themafremde Nebenspiele aus, was die Idee klarer hervortreten lässt.

Da der Kc8 anfänglich noch am Brettrand steht, ist sein thematisches Abzugsmatt auf den ersten Blick kaum voraussehbar. Dieses Überraschungsmoment und die Freigabe eines Fluchtfeldes durch den Schlüsselzug sind zwei weitere Pluspunkte, die allerdings durch die massive Drohung 1. … Lxd4 mit Schaffung des nicht zu kontrollierenden Fluchtfeldes e6 relativiert werden. Der Schlüssel ist also erzwungen – ein qualitatives Zugeständnis, wie man es in Task-Problemen, wo eben der Rekord im Vordergrund steht, öfters antrifft.

1. Kd7! droht 2. Sxc6 matt

1. … Kxd4 2. Ke6 matt!

1. … Dd1 2. Dxe4 matt!

1. … Td1 2. Txe4 matt!

1. … Lxd4 2. Lb8 matt!

1. … Sxg4 2. Sf3 matt!

1. … e5 2. h8 (= D oder L) matt!

Diese vorzügliche Darstellung des unterhaltsamen Themas, das nach dem Franzosen Gaston Balbo (1906-1985) benannt wurde, setzt ein hohes Konstruktionsgeschick des Komponisten voraus.

Kommentare: Aus Sicht des Lösers ist alles ziemlich einfach: man muss das Feld e6 absichern gegen 1. … Lxd4; 1. Td6? Kxd6 2. Lb8 matt sieht eine Sekunde lang sehr gut aus, aber alles andere widerlegt. Also kommt man bald auf den richtigen Schlüsselzug. Aus Sicht des Komponisten, der diesen Balbo-Task darstellen will, ist es etwas komplizierter: der schwarze König sollte seine thematische Flucht erst im Schlüssel erhalten; das ist hier gut gelöst. (Th. Maeder, Bern) Die Schwäche des Feldes e6 ist bald erkannt, daher ist auch die Lösung bald gefunden. Die Aufgabe scheint etwas konfus, bis man merkt, dass Weiss jede Parade eines schwarzen Steins mit einem Stein gleicher Gangart beantwortet: Das Balbo-Thema. Raffiniert! (N. Biveroni, Effretikon) Der Sd4 ist angegriffen und daher mit der Deckung des Felds e6 überfordert. Kd7 wird also schnell einmal in Betracht gezogen. Eine Vielzahl von Varianten mit beeindruckenden Fesselungen bietet ausreichend Stoff zum Nachdenken. (W. Weidert, Zürich) Überraschende Spannung: Nach dem Tausch des potenziellen Fluchtfeldes e6 gegen das reale auf d4 wird der Sd4 zur Drohfigur und zum Königsopferstein zugleich. Nimmt der schwarze König das Springeropfer an, vollendet der weisse König nach dem abenteuerlustigen Schlüssel sein Werk gleich selbst. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Der Lösungszug drängt sich ja richtiggehend auf, da nach dem Schlagen von Sd4 keine andere Möglichkeit besteht, e6 zu decken. Dennoch ein nette Problemanlage, da der Lösungszug den eigenen Turm blockiert und die Deckung des zentralen Springers aufgibt. (C. Nordt, Hombrechtikon) Witzige königliche Initiative! (A. Nievergelt, Winterthur) In dieser witzigen Einleitung macht der weisse König einen Schritt auf seinen Homologen zu und dieser... entfernt sich: Fluchtfeldfreigabe dank Selbstblockade; lecker, erfrischend, meisterhaft konstruiert! (R. Gygax, Genf) Un délice estival, avec, cerise sur le gâteau, ma variante préférée 1. … Rxd4 2. Re6 mat! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Durch den feinen, Fluchtfeld gebenden Königschlüssel entstehen ansprechende Mattbilder durch schwarze Lenkungen und Läuferblock. (S. Bomio, Viganello) Kc8 zieht nach d7: Ein kluger Schritt, nicht übertrieben, weil er von dort dann, wohl durchdacht, das heisse Feld e6 bewacht! Und dieser Schritt ist nicht nur klug, es ist sogar der Schlüsselzug! Hernach lässt Schwarz - sagt man mitunter – im nächsten Zug die «Hosen runter». (H. Fehr, Erlinsbach)

Weitere richtige Lösungen sandten: R. Wüthrich, Langenthal; Th. Ott, Genf; K. Köchli, Bonstetten; H. Wyss, Sierre; D, Friedli, Ostermundigen; R. Schweizer, Neuhausen.

Lösung Nr. 4870

Fritz Giegold (Deutschland)
Schach Echo 1962
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Leichte, aber pfiffig gewürzte Sommerkost stand letzten Samstag auf dem Programm, wobei «leicht» sich zumindest auf den Umfang der Lösung bezog, denn diese beschränkt sich für einmal auf eine einzige Zeile! Wie «leicht», im Sinne von «einfach», das Problem hingegen wahrgenommen wird ist schwer einzuschätzen. Im Vorteil sind sicher all diejenigen Löser, denen der Namen Giegold ein Begriff ist, denn wie bei keinem anderen Komponisten garantiert dessen Name über einem Diagramm für einen rätselhaften und pointierten Inhalt.

Ohne dieses Vorwissen könnte man jedoch schnell einmal in Schwierigkeiten und ins Schwitzen kommen. Versucht man nämlich dem König mittels einer partieähnlichen Optimierung der Stellung beizukommen, wird bald klar, dass man die nach 1. … d5 entstehende Pattstellung nur noch unter zu grossen Zugeständnissen aufheben könnte. Offeriert man hingegen dem König sofort Fluchtmöglichkeiten, kann dieser trotz der grossen weissen Übermacht nicht mehr rechtzeitig eingefangen werden. Es hilft nur ein taktisch ausgewogener Plan: Weiss wartet erst ab, nutzt dann aber das entstehende Patt, um den König zu einer fatalen Opferannahme zu zwingen:

1. Ta6!! d5 2. Dxb6!! Kxg5 3. Dh6 matt

Zur pfiffigen Hinterstellung kommt der gleichermassen überraschende, vom eigentlichen Ziel wegschwenkende Damenzug, der zur Freilegung der sechsten Reihe führt. Das Matt erfolgt schliesslich am anderen Brettrand, nachdem der König mit der erzwungenen Opferannahme eine weitere Linie freilegen musste. Das sind viele problemistische Feinheiten in einer einzigen Lösungszeile: Ein Knaller von einem Problem, dessen Lösung man nicht mehr vergisst. Ein «typischer Giegold»!

Genau dieser Typ von Schachproblem, der keinerlei Theoriekenntnisse der Löser voraussetzt und trotzdem allen Ansprüchen einer vollwertigen Komposition genügt, hat viel dazu beigetragen, dass Probleme unter vielen Schachspielern populär wurden. Besonders wenn sie nicht in der Fachpresse, sondern in einer der einst zahlreichen Schachspalten der Tageszeitungen und Zeitschriften veröffentlicht wurden und so weite Verbreitung fanden.

Kommentare: Ein Lösungsweg, keine Varianten, schwierig zu sehen: typisch Giegold. (R. Schweizer, Neuhausen) Steht «Giegold» über dem Diagramm, so lohnt es sich fast immer, nach einer versteckten Hinterstellung Ausschau zu halten! Ein hübsches Leichtgewicht. Danke für die erholsame, leicht bekömmliche Sommerkost. (N. Biveroni, Effretikon) Wenn man es sieht, ist es banal… aber tatsächlich ist alles andere als offensichtlich, dass der Turm neckisch auf der sechsten statt auf der achten Reihe zum Einsatz kommt! (K. Köchli, Bonstetten) Leichte Kost? – bei einem «Giegold»? Leicht verliert man sich in allen möglichen und unmöglichen Versuchen. Die weisse Verdoppelung durch vorausschauende Turm-Hinterstellung gelingt auf der sechsten Reihe. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Beim Namen Giegold tauchte sofort der Verdacht auf eine Hinterstellung auf. Dies führte dann relativ schnell zum Schlüsselzug. Die Räumung der sechsten Reihe und das Matt geschehen wie von Zauberhand. (W. Weidert, Zürich) Der Name über dem Diagramm hilft bei der Lösungssuche. (Th. Maeder, Bern) Raffinierte Beseitigung der beiden Bauern der 6. Reihe, woraufhin der vereinbarte Einsatz von Turm und Dame zur Krönung des Springeropfers führt: kurz und bündig, brillant durchdacht! (R. Gygax, Genf) Après la clé géniale, la Dame prend, d’abord, le Pion b6 et, enfin, fait mat sur la case h6 - qui est gardé par la Ta6! Magnifique! (Th. Ott, Genf) Die schwarze Lage ist sehr misslich; Weiss sieht das auch und zieht genüsslich: Ta6 und dann Db6 auf dem Fuss, worauf Schwarz Kg5 zieh‘n muss! Nachdem er das erledigt hat, setzt ihn dann Dh6 «schachmatt». (H. Fehr, Erlinsbach)

Eine weitere richtige Lösung sandte: R. Wüthrich, Langenthal.

Lösung Nr. 4869

Yosi Retter (Israel)
Banska Bystrica Thematurnier, 1962, 2.-3. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt. 

Diese attraktive Aufgabe besticht durch einen vorzüglichen Zusammenhang des Variantenspiels. Auffällig in dieser ansprechenden, das Brett optimal nutzenden Stellung sind die weissen Langschrittler, die die drei schwarzen Figuren hinterstellen und bei deren Wegzug die Kontrolle über Fluchtfelder des schwarzen Königs erlangten. Das führte zwar nicht zwangsläufig sofort zum Matt, aber man kann bereits erahnen, dass hier mittels «Zugzwang» die Entscheidung fällt.

Mit einem idealen Schlüssel kann nun Weiss seine Stellung so optimieren, dass die angestrebte Zugzwangstellung entsteht. Dabei überlässt er dem gegnerischen König sogar 2 Fluchtfelder:

1. Sg2!! Zugzwang!

1. … Kxf5 2. Sg3 matt

1. … Kf3 2. Dd3 matt

Die Themaspiele sind aber folgende:

1. … Tf7 zieht 2. Df4 matt A

1. … Txf5! 2. Sd2 matt B

1. … Sg5 zieht 2. Sd2 matt B

1. … Sf3! 2. Sg3 matt C

1. … Lb3 zieht 2. Sg3 matt C

1. … Ld5! 2. Df4 matt A

Alle drei schwarzen Figuren können die Mängel ihrer beliebigen Züge korrigieren und fortgesetzt verteidigen. Dabei ergibt sich eine interessante Beziehung zwischen den Variantenzügen: Werden bei zwei schwarzen Steinen die Mattzüge auf ihre beliebigen Verteidigungen mit den Mattzügen ihrer fortgesetzten Verteidigung reziprok vertauscht spricht man vom Feldmann-Thema (nach dem Ungarn Tibor Feldmann, 1919-1990).

Da wir in unserem Problem sogar drei Themasteine haben erfolgt dieser Wechsel der Mattzüge nicht reziprok, sondern zyklisch; wie es die beigefügten Buchstaben hinter den Mattzügen andeuten. Eine perfekte, harmonische Darstellung der zyklischen Form des Feldmann-Themas, mit einem optimalen Schlüssel und zudem einheitlichen Schädigungen, sowohl bei den drei schlichten wie bei den fortgesetzten Verteidigungen. Der erste Preis in diesem Thematurnier ging übrigens an denselben Autor, mit einer noch ambitionierteren Aufgabe.

Kommentare: Zyklisches Feldmann-Thema. Sehr schöne Realisierung mit Linienöffnungen und Blocks. (Th. Maeder, Bern) In diesem Zugzwangproblem hat Weiss für die Züge der drei beweglichen schwarzen Figuren stets insgesamt zwei massgeschneiderte Antworten; eine gewöhnliche und eine spezielle, wobei die speziellen Antworten eine zyklische Rotation der gewöhnlichen darstellen. Ergänzt wird die Symmetrie durch den schwarzen Königszug. Ein Meisterwerk. (L. Lippert, Madrid, E) Die fortgesetzte Verteidigung setzt auf genau diesen Feldern einen Block, was die gleichen Matts ermöglicht, aber zyklisch verschoben! Die fast im Rentenalter stehende Aufgabe mutet höchst jugendlich modern an und ist wohl zu schlecht bewertet worden. (N. Biveroni, Effretikon) Les trois défenses correctrices des trois pièces noires prennent une case de fuite au Roi, permettant chaque fois un joli mat. Toutes les autres défenses conduisent au mat par les mêmes coups, mais pas dans le même ordre. Un problème remarquablement harmonieux! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Leicht zu lösen, aber beeindruckend, wie bei allen möglichen Zügen der vier beweglichen schwarzen Steine jeweils zwei Mattstellungen resultieren und die Lösung insgesamt lediglich vier weisse Mattzüge beinhaltet. (C. Nordt, Hombrechtikon) Kniffliger, zwei Fluchtfelder erlaubender Schlüssel zum Zugzwang. Alle schwarzen Figuren blockieren weisse Linien, haben beliebige Züge mit je einem weissen Matt und einen speziellen Zug mit einer spezifischen weissen Antwort. Das ist drei Mal schönste fortgesetzte Verteidigung. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Unkomplizierter, jedoch brillanter Schlüssel mit doppelter Fluchtfeldfreigabe: ein seine Versprechen weitgehend haltender Zugzwangszweizüger! (R. Gygax, Genf) Sehr hübsches Zugzwangproblem mit überraschend vielen, sehr gut harmonierenden Varianten: nach dem zwei Fluchtfelder gebenden Schlüssel folgen sechs paarweise analoge Mattbilder jeweils durch Linienöffnung und Block und in den zwei anderen wird der König dank Selbsteinsperrung mattgesetzt. Grazioso! (S. Bomio, Viganello) Nach Sg2 führt der schwarze Zugzwang zu einer Fülle von attraktiven Mattbildern. Das war im Vergleich zum Problem der Vorwoche eine richtige Erholung. (W. Weidert, Zürich) Hübsch, wie mit dem Schlüsselzug dem schwarzen König zwei Fluchtfelder angeboten werden. (M. Rüfenacht, Basel) La clé est sans menace, ce qui est très joli, mais Zugzwang! (Th. Ott, Genf) Trotz der Hitze habe ich mich aufgerafft… Nach dem Schlüssel gibt es viele interessante Möglichkeiten (B. Kunzi, Ebmatingen) Mit Sg2 setzt Weiss sehr klug den listigen, schlauen Schlüsselzug! Was Schwarz auch noch im Köcher hat; im nächsten Zug ist er «schachmatt»! (H. Fehr, Erlinsbach).

Weitere richtige Lösungen sandten: R. Wüthrich, Langenthal; D. Friedli, Ostermundigen, R. Schweizer, Neuhausen.

Lösung Nr. 4868

Pauli Perkonoja und Harri Hurme (Finnland)
Suomen Tehtäväniekat, 2006, 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Diese reichhaltige, anspruchsvolle Aufgabe wurde den Teilnehmern der diesjährigen Deutschen Lösermeisterschaft vorgelegt.  Obwohl die beiden Autoren auch Titel im Komponieren bzw. im Partieschach erlangten, haben sie sich vor allem als internationale Spitzenlöser einen Namen gemacht; der dreifache Weltmeister Perkonoja war sogar der erste Löser, dem vor genau 40 Jahren der GM-Titel in dieser Kategorie zuerkannt wurde. Daher erstaunt es kaum, dass ihr Gemeinschaftswerk, trotz dreier gleich motivierter Varianten, weniger theoretisch als vielmehr rätselhaft und knifflig ist.

Den ersten Zug zieht man wohl schnell in Betracht, da man der Dame einen besseren Überblick über das Brett verschaffen will. Aber bereits die Suche nach einer Drohung ist dann nicht mehr offensichtlich, denn weitere Damenzüge entfesselten den Turm, der durch beliebige Züge auf d5 ein rettendes Fluchtfeld schaffte. Nur ein Sperrzug des Te6 ergibt eine wirksame Drohung:

1. Dc6! droht 2. Te7! nebst 3. Dxg6 matt

Wie angedeutet würde 2. Dc4? an 2. … T- d8! und 2. De8? an 2. … T- a5! scheitern. Gegen die drohende Aussperrung zieht nun der Lf8 dreimal antikritisch, indem er den Schnittpunkt e7 überschreitet:

1. … Ld6 2. Dc4!! (droht 3. Dd3 matt) T- a5 3. Dxd4 matt! (2. … Sc5, Sb2 3. Sxc3 matt)

1. … Lc5 2. De8!! (droht 3. Dxg6 matt) T- d8 3. Txe5 matt!

Nach beiden Fortsetzungen kann der Td5 zwar immer noch entblocken, dies aber nicht mehr in der gewünschten Richtung tun: Sein behindernder Läufer zwingt ihn eine Felddeckung aufzugeben.

1. … Lb4 2. Lxa2! (droht 3. D oder Lxd5 matt) Se3 3. Tf4 matt!

Der dritte antikritische Läuferzug verunmöglicht die erfolgreiche Verteidigung auf den groben, und daher leicht zu übersehenden Versuch 1. Lxa2? Sb4!, so dass nur noch ein ungenügender Springerzug möglich ist. (Beugung)

Ähnliches geschieht, wenn der Lf8 diese Diagonale verlässt. Nun kommt Weiss wiederum zu einer partienahen, aber stillen Fortsetzung:

1. … Lg7 2. Dxa4! (droht 3. Sxc3 matt) Tc5 3. Dxd4 matt

Zuvor hätte der Läufer nach b4 dazwischen ziehen können, um die Drohung zu parieren.

1. … d3 2. Te3+! Sxe3 3. Lxd3 matt! und 2. … Kf5 3. Tf6 matt

Die nächste Überraschung ergibt nach einem eigentümlichen Wechsel der Felddeckung von e3. Der Bd4 gibt die Deckung auf, entfesselt aber damit den Sc2, der nun neu das Feld e3 kontrolliert. Damit scheint alles beim Alten, aber nun dringt das Turmopfer auf e3 durch.

1. … Sc5 2. De8! (droht 3. Dxg6 matt) T- d8 3. Txe5 matt!

Der Springerzug ermöglicht dieselbe Fortsetzung wie auf den antikritischen Läuferzug.

Ein opulentes Werk, das an den auf Schwierigkeit und Variantenfülle ausgerichteten Kompositionsstil alter Meister erinnert. Modern sind jedoch die Motivwiederholungen und das qualitativ ausgeglichene Variantenspiel, das weder abfallende oder gar dualistische Nebenspiele aufweist. Das Problem fand dementsprechend auch Aufnahme ins FIDE-Album, der periodisch erscheinenden Sammlung der weltweit besten Probleme.

Kommentare: Ein erstklassiges Problem mit schwer durchschaubarer Drohung und prächtigen Mattführungen durch reziproke Beeinträchtigung der schwarzen Figuren, Lenkungen, Block und Turmopfer. Eine richtige Knacknuss! Uno dei problemi più difficili che ho trovato finora nelle rubriche. (S. Bomio. Viganello) Das Problem ist von der Art, die mir sehr viel Mühe bereitet. (Th. Maeder, Bern) Variantenreich, mit fein differenzierten Antworten auf entfesselte Figuren mit Königsfluchtpotential: ein meisterhafter Task, besonders anspruchsvoll für ein Lösungsturnier! (R. Gygax., Genf) Mais c’est génial! La clé est relativement facile, mais après il y a des deuxièmes coups des noirs remarquables et très difficiles… Incroyable! (Th. Ott, Genf) Die ganze Schar von schwarzen Bauern, soll weisse Angriffslust versauern! Weiss aber kann das kaum erschrecken; er konnte Dc6 entdecken! Die Dame ist gleich unterwegs, um zu nehmen auf g6. Nachdem sie das erledigt hat, ist auch der Ke4 «schachmatt»! (H. Fehr, Erlinsbach)

Eine weitere richtige Lösung sandte: R. Wüthrich, Langenthal.

Lösung Nr. 4867

Henk Prins (Niederlande)
Het Belgisch Schaakbord / L’Echiquier Belge, 1985, 2. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

In diesem klar konzipierten Ideenproblem sind drei Verführungen und die Lösung thematisch gleich ausgerichtet und somit bilden alle Phasen eine harmonische Einheit.

Es geht darum, welche der vier weissen Figuren den Schnittpunkt e7 besetzt, um so durch die gleichzeitige Linienunterbrechung der beiden Langschrittler Te8 und Ld8 die Matts 2. Tg5 matt und 2. Le6 matt zu drohen. Falls Schwarz nähme, würde die Doppeldrohung nur differenziert: Das ist das klassische Schnittpunktthema Nowotny.

Die Wege der beiden Langschrittler zu den Drohmattfeldern kreuzen sich in der Brettmitte; auf diesem Linienschnittpunkt ergibt sich für Schwarz die Gelegenheit, gleich beide Linien zu kappen und so die Doppeldrohung zu vereiteln. Drei schwarze Steine zielen auf d5 und jeder vermag dort einen der Nowotny-Versuche auf e7 mittels eines weissen Nowotny zu parieren.

1. De7? droht 2. Tg5 matt und 2. Le6 matt, aber 1. … Sd5!!
1. Te7? droht 2. Tg5 matt und 2. Le6 matt, aber 1. … Td5!!
1. Se7? droht 2. Tg5 matt und 2. Le6 matt, aber 1. … d5!!

Es geht nur:

1. Le7! droht 2. Tg5 matt und 2. Le6 matt

1. … Td5 2. Tf4 matt

1. … Sd5 2. Dd7 matt

1. … d5 2. Se5 matt
(1. … Txe7 2. Tg5 matt und 1. … Lxe7 2. Le6 matt)

Eine grandiose Häufung des Nowotny-Themas, das sowohl im Angriff wie auch in der Verteidigung auf zwei Schnittpunkten in Erscheinung tritt. Das Problem ist nicht allzu schwierig, besticht aber neben der thematischen Dichte auch durch die makellose Konstruktion.

Kommentare: Schwarz widerlegt die weissen Nowotny-Versuche mit Nowotnys. Wunderbar konstruiert! (Th. Maeder, Bern) Der Schnittpunkt e7 muss durch den Läufer verstellt werden, damit Springer, Dame und Turm noch zur Verfügung stehen, wenn Schwarz den Schnittpunkt d5 besetzt. Eine wundervoll klare Aufgabe. (D. Friedli, Ostermundigen) La case e7 attire l’œil! Trois essais des blancs occupant cette case, échouent; un seul coup permet de mater. Le lien entre les essais et la solution est vraiment remarquable. Un problème équilibré et cohérent! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Drei Verführungen mit Verstellung von e7 schwächen die weisse Position und können mit einer Blockade des Schnittpunkts d5 abgewehrt werden. Nur die Nowotny-Verstellung durch den Lh4 bringt Schwarz in entscheidenden Nachteil. (W. Weidert, Zürich) Nowotny hin und her, bei den schwarzen Paraden wie beim Schlüssel: eine charmante sommerliche Leichtkost! (R. Gygax, Genf) Ein kristallklarer Fall. Für eine Nowotny-Verstellung auf e7 bieten sich vier weisse Figuren an. Brauchbar ist aber nur eine, da Schwarz seinerseits drei Nowotny-Verstellungen als Paraden zur Verfügung hat. Das Endresultat im „Nowotny-Verstellungs-Match“ zwischen Weiss und Schwarz lautet also 4:3! (N. Biveroni, Effretikon) Sauber und schnörkellos: Schwarz beantwortet drei der Nowotnys mit einem eigenen. Jeder schwarze Sperrstein ermöglicht einer weissen Figur das Matt. Wird diese Figur von Weiss als Sperrstein im Schlüssel verwendet, ist der entsprechende schwarze Zug eine Widerlegung in einer der drei Verführungen. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Von den vier möglichen, gut harmonierenden Nowotny-Drohungen dieser sehr schönen Komposition führt nur eine zum Ziel! (S. Bomio, Viganello) Der Schnittpunkt e7 ist offensichtlich! Die Frage, welche der vier weissen Figuren dort geopfert werden muss, damit das Matt in zwei Zügen möglich ist, ist auch für Amateure nicht allzu schwer zu beantworten. (B. Wernly, Muri BE) Ein hübsches und doch einfaches Problem. Es liegt nahe, mit der Blockade auf e7 den Ld8 und den Te8 zu deaktivieren. (C. Nordt, Hombrechtikon) Eine prächtige Aufgabe – obschon als Schlüssel das Ziehen des Läufers offensichtlich ist, weil der Randspringer verräterisch g3 deckt. (K. Köchli, Bonstetten) Magnifique ! (Th. Ott, Genf) Das Feld e7 muss besetzt werden, wenn man die schwarzen Störenfriede auf d8 und e8 zähmen will: Matt in 2 Zügen? Ob das geht, bei so viel Abwehr, scheint adrett! Doch Weiss mit Läufer auf e7, schickt Schwarz tatsächlich in die «Rüben»! (H. Fehr, Erlinsbach)

Weitere richtige Lösungen sandten: R. Wüthrich, Langenthal. R. Schweizer, Neuhausen. M. Wiederkehr, La Ciotat (FRA) .

Lösung Nr. 4866

Albert Fischli (Schweiz)
Schweizerische Schachzeitung 2016, 1. ehr. Erw.
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Bei dieser vorzüglichen, sparsamen Fassung einer anspruchsvollen Themenkombination kann Schwarz die Umwandlung eines der beiden vorgepreschten Bauern nicht vermeiden. Wenn Weiss auf g8 eine neue Dame holen will, kann der Kc6 aber auf die a-Linie flüchten und es ist kein Matt möglich: 1. fxg7? Kxb6! 2. g8=D Ka6 oder Ka7. Es ist also der andere Bauer, der zur Umwandlung schreitet. Die Angabe eines Drohspiels hilft die Liste der Varianten kurz zu halten, da ja nur die sich der Drohung widersetzenden schwarzen Züge erwähnt werden. Hier verfügt Schwarz aber über so wenige Züge, dass wir die Drohung auch weglassen können:

1. b7!

1. … g5 2. 2. b8=D! g4 3. Dc7 oder Tc5 matt

1. … gxh6 2. b8=T! Kd6 3. Tb6 matt

1. … gxf6 2. b8=L! Kb6 3. Txf6 matt

1. … g6 2. b8=S+! Kb6 3. Le3 matt und 2. … Lf4 matt

Zwei der vier möglichen Züge des schwarzen Bauern erzeugen eine Pattdrohung, die Weiss mit einer differenzierten, Zugzwang schaffenden Bauernumwandlung kontert. Der weisse Bauer antwortet also mit vier verschiedenen Umwandlungen auf die vier möglichen Züge des Bg7. Das ist die Kombination einer Allumwandlung eines Bauern mit einem Pickaninny, dem Begriff für die vier möglichen Züge eines einzelnen, schwarzen Bauern. Dem Basler Komponisten ist eine bewundernswert ökonomische und eingängige Fassung dieser bekannten, aber schwierig zu realisierenden Themenkombination gelungen.

1. … Kb6 2. b8=D+ Ka6 3. Db7 matt und 2. … Kc6 3. Dc7 oder 3. Tc5 matt.
Ein verblüffender Meredith!

Kommentare: Sparsame Kombination von Pickaninny und Allumwandlung – mit noch weniger Steinen geht es wohl kaum. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Gut möglich, dass dies mit 12 Steinen die ökonomischste Darstellung dieser Themenkombination ist. (Th. Maeder, Bern) Verbindung in Meredith-Form eines Pickaninnys mit einer weissen Allumwandlung in den Hauptvarianten. (S. Bomio, Viganello) Weisse Allumwandlung als Antwort auf einen Pickaninny in erstaunlich leichtfüssiger Konstruktion. Da muss in Kauf genommen werden, dass die Umwandlung in eine Dame schon in der Drohung auftaucht und ein kleiner Dual nicht vermieden werden konnte. (N. Biveroni. Effretikon) Eine fantastische Kombination der vier Zugmöglichkeiten des Bauern g7 und den vier Bauernumwandlungen auf dem Feld b8. Erstaunlich! (D. Friedli, Ostermundigen) Nur der Bg7 kann nach dem Schlüssel die Umwandlung in eine Dame verhindern. Die 4 möglichen Züge ergeben eine Allumwandlung und damit in einer Variante auch die ursprüngliche Drohung. Sehr trickreich. (W. Weidert, Zürich) Verwandlungsfestival mit nötigen Unterverwandlungen: ein meisterhaft konstruierter Meredith! (R. Gygax, Genf) Ein vergnügliches Problem! Aber mir scheint, es braucht schon etwas Erfahrung, um zu sehen, dass die Stellung eine Unterverwandlung zur Pattvermeidung nahelegt. (C. Nordt, Hombrechtikon) Die Unterverwandlungen sind mit Zugzwang gepaart. (R. Schweizer, Neuhausen) Mit so wenig Figuren diesen Reichtum mit den drei Unterverwandlungen aufs Brett zu zaubern, finde ich erstaunlich. (B. Wernly, Muri BE) Albert Fischli et son problème ont avec tellement de peu de pièces… Pas de Dame blanche et une Tour, un Fou, un Cavalier et quatre Pions! Incroyable! (Th. Ott, Genf) Zum schnellen Sieg in diesem Handel, braucht Weiss jetzt einen «Bauernwandel»! Nach b8 oder g8, der Bauer? Beides ok., aber auf b8 ist schlauer! (H. Fehr, Erlinsbach)

Eine weitere richtige Lösung sandte: R. Wüthrich, Langenthal.

Lösung 4865

Karl Kaul (Deutschland)
Wettkampf der Wehrmacht 1943, 2. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Diese einladende, locker gebaute Aufgabe hat zwar nur eine Phase, aber einen unerwartet akzentuierten Inhalt. Auffallend sind die zwei abzugsbereiten weissen Batterien, während eine dritte auf der c-Linie noch von einem schwarzen Springer maskiert ist. Allerdings gewährten sofortige Abzüge dieser Batterien dem Kc6 zu viele Fluchtmöglichkeiten. Im Gegenteil, es ist Weiss, der sich der starken Drohung 1. … Lxd7 ausgesetzt sieht, so dass man den Schlüssel trotz der bedrohlichen Konsequenzen wohl bald in Betracht zieht:

1. e6!! droht 2. Da8 matt
Der Schlüssel demaskiert eine vierte, nun aber schwarze Batterie!

1. … Sc3 zieht + 2. Sf6 matt!
Beliebige Springerzüge bieten zwar Schach, entlasten aber durch die Öffnung der c-Linie den Se4 von seiner Deckungsaufgabe, so dass dieser, auf dem richtigen Feld, das Gegenschach mit einem Kreuzschachmatt unterbinden kann.

Daher präzisiert und verbessert Schwarz seine Gegenschachverteidigungen:

1. … Sd5+! 2. Tg7 matt!

1. … Sxe4+! 2. Ld4 matt!
Nach dem schachprovozierenden Schlüssel mit Aktivierung einer schwarzen Batterie kommen als Antworten drei weissen Batterien zum Einsatz – ein facettenreiches Spektakel an Kreuzschachs, kombiniert mit fortgesetzter Verteidigung des Springers!

Dazu die Nebenspiele:

1. … Lxe6 2. Dxe6 matt

1. … Sc8 2. Dxc8 matt
Eine geradlinige, kompakte Aufgabe mit attraktivem Inhalt.

Kommentare: Fortgesetzte Verteidigung, drei überzeugende Kreuzschach-Varianten. (N. Biveroni, Effretikon) Sehr hübsch, wie der Lösungszug dem Sc3 Kreuzschachs ermöglicht, die mit drei ganz unterschiedlichen Mattbildern pariert werden können. (C. Nordt, Hombrechtikon) Nach dem unauffälligen Bauernschlüssel folgen drei prächtig ausdifferenzierte Kreuzschachmatts in den Hauptvarianten. (S. Bomio, Viganello) Drei schöne Kreuzschachvarianten; natürlich muss der Schlüsselzug die schwarze Batterie öffnen. (Th. Maeder, Bern) Die achtfache Schachprovokation sticht ins Auge. Nach Aktivierung der Halbbatterie durch die schwarzen Springerparaden kommen alle drei weissen Batterien mit Kreuzschach zum Zug. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Die insgesamt vier Batterien kommen mit Kreuzschach zum Einsatz. (R. Schweizer, Neuhausen) In diesem grossartigen Werk provoziert der neckische Schlüsselzug Gegenschachs, die allesamt subtil und sorgfältig mit Abzugmatts beantwortet werden. (K. Köchli, Bonstetten) Ein attraktiver Schlüssel und drei elegante Abzugsmatts beeindrucken in diesem feinen Problem. (W. Weidert, Zürich) Batterieaustausch nach verlockendem Provokationsschlüssel: spannend, spektakulär! (R. Gygax, Genf) Überraschungen vom Feinsten, zeigen oft, wie hier, die Kleinsten! (H. Fehr, Erlinsbach) Après la clé, facile à trouver, il y a trois extraordinaires mats; avec, en plus, peu de pièces! (Th. Ott, Genf) Man traut sich wegen des Abzugsschachs zuerst nicht, den Bauern zu ziehen, bis man feststellt, dass auf jedes Abzugsschach ein Abzugsmatt bereitsteht. (D. Friedli, Ostermundigen) Mit dem Bauernzug die Diagonale des Lh8 zu öffnen, war ein grosses Wagnis, das ich nicht sofort einging. Umso grösser die Überraschung, als sich nach den Abzugschachs immer eine Antwort zeigte. Ein feines Problem! (B. Wernly, Muri BE) Dans certaines positions, il est amusant de se demander quel coup il ne faut pas jouer. Ici, il s’agirait sans doute de 1. e6??, car il est impensable de permettre aux noirs de donner échec… J’aime beaucoup ce problème ravissant et plein d’humour! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane).

Weitere richtige Lösungen sandten: B. Kunzi, Ebmatingen, R. Wüthrich, Langenthal, R. Frick, Nendeln (FL), P. Stacher, Bronschhofen.

Lösung 4864

Dieter Werner (Schweiz), Sächsische Zeitung
3. internationales Problemturnier 1982, 1. ehr. Erw.
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Vor fast genau 40 Jahren war diese aufgrund der Häufung eines klassischen Themas eindrückliche Talentprobe eines Nachwuchskomponisten erschienen, der heute den Titel eines internationalen Meisters der Schachkomposition trägt. Bei genauerer Betrachtung der Stellung fällt auf, dass Schwarz trotz fast komplettem Figurensatz in seiner Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt ist. Jeder der Langschrittler muss ein mögliches Mattfeld im Auge behalten und kann daher nur auf der betreffenden Linie ziehen.

Da die schwarzen Deckungslinien sich auf vier Feldern kreuzen könnte man bereits vermuten, dass die Langschrittler sich bei ihren möglichen Zügen selbst ins Gehege kommen werden, ohne dass Weiss sein Mattnetz dichter knüpfen muss. Diese Vermutung wird schliesslich zur Gewissheit, wenn man auch die Abwicklungen auf 1. … Txd4 und 1. … Te6, sowie auf alle Springerzüge entdeckt hat. Es handelt sich also um ein «White to play»-Problem.

In unserer Aufgabe reicht ein Wartezug, der die bereits ideale Stellung der weissen Figuren nicht verändert. Als stellungsneutrale Züge kommen neben 1. Le4?? Tf2+ nur Königszüge in Frage und somit ist richtige Wahl wegen der möglichen Gegenschachs ist nicht mehr schwierig:

1. Kg1! Zugzwang!!

1. … Dd7 2. Dd5+! Dxd5 3. Sa4 matt

1. … Dc6 2. Lxb6+! Dxb6 3. Sa4 matt

1. … Db5 2. Dc4+! Dxc4 3. Sa4 matt

Dreimal verstellt die Dame einen eigenen Langschrittler, so dass das von ihm gedeckte Mattfeld nun von Weiss besetzt werden kann. Dabei lenkt er die schwarze Dame ab und setzt auf dem von ihr zuvor bewachten Feld matt.

1. … Lb5 2. Sa4+! Lxa4 3. Dc4 matt

Besetzt der La6 den Schnittpunkt b5, werden die weissen Fortsetzungen vertauscht. Eine zweite wechselseitige Verstellung mit folgendem Tausch der weissen Züge ergibt sich, wenn die beiden Türme nach d6 ziehen:

1. ... Tdd6 2. Lxb6+! Txb6 3. Dd5 matt

1. … Tfd6 2. Dd5+! Txd5 3. Lxb6 matt

Wenn sich zwei gleichschrittige Langschrittler auf dem Schnittpunkt ihrer Linien verstellen und Weiss diese Verstellung nutzen kann, nennt man das eine Holzhausen-Verstellung. Derartige Verstellungen sind also zwischen zwei Türmen, Dame und Läufer, aber auch zwischen Dame und Turm möglich. In unserem Problem sehen wir gleich sechs Holzhausen-Verstellungen, davon vier doppelwendige mit reziprokem Tausch der weissen Fortsetzungen. Charakteristisch für diese Art der Verstellung ist, wie beim Grimshaw, der fehlende weisse Opferstein auf dem Schnittpunkt.

Zudem bilden Deckungslinien der Themafiguren einen Winkel, der meist 90° beträgt. Stehen sich die Themenfiguren auf derselben Linie gegenüber, spricht man hingegen von Verbahnung oder Anti-Bristol-Verteidigungen.

Der Name dieser Verstellung geht auf den deutschen Komponisten Walter Freiherr von Holzhausen (1876-1935) zurück. Die erste doppelwendige Darstellung war dem Amerikaner Otto Wurzburg (1875-1951) geglückt. Daher trägt das Thema im englischen Sprachraum den Namen Wurzburg-Plachutta.

Dazu kommen noch die gänzlich dualfreien Nebenspiele

1. … Te6 2. Sxe6+ Kb5 3. Da4 matt

1. … Txd4 2. exd4+ Kxd4 / Kb5 3. Dd5 matt / Da4 matt

1. … Sc2, Sb3 2. S(x) b3 Kb5 3. Da4 matt

1. … Sxa5 2. Dxa5+ Db5 / Lb5 3. Sa4 matt

Eine eindrückliche Mehrfachsetzung des klassischen Schnittpunktthemas mit überraschendem Zugzwang!

Kommentare: Ein sehr reichhaltiges «White to play»-Problem mit nicht naheliegendem Wartezug als Schlüssel und wunderschönen Mattführungen durch reziproke Selbstbehinderung der schwarzen Figuren auf engem Raum in den Hauptvarianten (Thema Holzhausen in jeder möglichen Form). Forse questo problema meritava qualcosa di più di una 1. menzione onorevole (S. Bomio, Viganello) Ein spektakuläres «Wurzburg-Plachutta»-Festival! (A. Nievergelt, Winterthur) Kurz vor der totalen Verzweiflung denkt man dann zum Glück doch noch an «Zugzwang»: Einfache und doppelwendige Holzhausen-Verstellungen in einem Problem, dem man den Zugzwang-Charakter auch von weitem nicht gerade ansieht. Sehr schön! (N. Biveroni, Effretikon) Ich war nahe am Verzweifeln, weil mir (…) keine Drohung einfallen wollte. (Th. Maeder, Bern) Il s’agit d’une position de zugzwang incroyable! Ici, par bonheur, les Blancs disposent d’un coup d’attente qui maintient toutes les possibilités: Un festival de déviations et d’interceptions comme on en voit rarement! Du grand art! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Nur mit 1. Kg1! kann Weiss die Ausgangsposition bewahren und den Zugzwang für Schwarz aufrechterhalten. Viele elegante Lenkungsopfer nebst einer Variante mit doppelter Fesselung machen das Problem attraktiv. (W. Weidert, Zürich) Ein rekordverdächtiges «White to play»-Problem mit dem einzig möglichen Wartezug als Auftakt zu einem marathonartigen Mattprozess mit Lenkungen, Selbstblockaden, Opferzügen und Fesselungen; alles wie aus dem Lehrbuch. Die Konstruktion ist äusserst eindrucksvoll! (R. Gygax, Genf) Die schwarzen Figuren werden von den zu verteidigenden Feldern weggelenkt. (R. Schweizer, Neuhausen) Après avoir essayé en vain de trouver la clé, je voyais que tous les jeux des Noirs amènent… un mat! Donc, il faudrait qu’un jeu des Blancs - et ce sera la clé! - soit un jeu «pour rien». C’est la clé 1. Rg1! C’est magnifique et j’aime ça! (Th. Ott, Genf) Überraschenderweise entpuppt sich die Aufgabe als Zugzwangproblem. Der unauffällige Schlüssel ist der einzige weisse Zug, der keinen Schaden anrichtet, sondern Schwarz dazu bringt, die eigene Stellung angreifbar zu machen. (D. Friedli, Ostermundigen) Schwarz ist mit Waffen gut bestückt, Weiss aber reagiert geschickt. (H. Fehr, Erlinsbach)

Eine weitere richtige Lösung sandte R. Wüthrich, Langenthal.

Lösung 4863

Rodolfo Riva (Italien), Probleemblad 2011, 2. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt. 

Es lohnt sich alle Variantenmatts einer Verführung mit denjenigen der Lösung zu vergleichen. Mattwechsel zwischen verschiedenen Phasen der Lösung gehören zu den beliebtesten und häufigsten thematischen Elementen bei Zweizügern. Während sie integraler Teil bei Themen wie Zagoruiko oder Ruchlis sind, können sie den Gehalt einer «White to play»- Aufgabe entscheidend steigern. Oft aber ergänzen sie andere Themen und runden das Lösungsgeschehen inhaltlich ab.

Dass es bei einer Aufgabe nur um einfache Mattwechsel zwischen 2 Phasen geht, ist heutzutage selten. Wenn zudem keine rekordmässige Anzahl an Mattwechseln präsentiert wird, muss sie schon speziell sein, um in einer Fachzeitschrift wie dem niederländischen Probleemblad einen Preis zu bekommen. In unserem Problem ist ein erster inhaltlicher Pluspunkt, dass sowohl die Verführung wie die Lösung auf dasselbe Feld gehen und dieselbe Drohung auslösen:

1. Le3!? (droht 2. Dd4 matt)
1. … Dxf6 2. Sxf6 matt
1. … Lc5 2. Te6 matt
1. … Sf3 2. exf3 matt
1. … Sc2 2. Ld3 matt
1. … c5 2. Lb7 matt,
aber 1. … Le5!

Die Dame kann den Fluchtfeldblock nicht ausnützen. Der Bauer e2 muss es richten:

1. e3! droht 2. Dd4 matt

1. … Dxf6 2. Sxg3 matt!

1. … Lc5 2. De5 matt!

1. … Sf3 2. Dxb1 matt!

1. … Sc2 2. d3 matt!

1. … c5 2. Db7 matt!

(1. … Le5 2. Dxe5 matt)

Das sind fünf teils überraschende Mattwechsel im Vergleich zur analog motivierten Verführung!

Es ist faszinierend, welche entscheidende Stellungsänderungen die beiden kurzen Züge des Läufers und des Bauern bewirken; es lohnt sich, diese Unterschiede auch nach Auffinden der Lösung zu analysieren: Zieht der Läufer nach e3, öffnet er zwar die f-Linie, aber auch die Diagonale des Ld6, und auferlegt der Db2 und dem Bd2 Deckungsaufgaben. In der Lösung hingegen bleibt der Tf6 auf der f-Linien ohne Unterstützung und der La6 ist nun an das Feld d3 gebunden, aber die Dame hat keine weiteren Deckungsaufgaben und kann so auf drei Feldern mattsetzen.  Dies alles ist auf höchst elegante Art und Weise konstruiert. So sah es damals auch der Preisrichter Wieland Bruch, der sinngemäss kommentierte: (…) «Das Problem ist nicht nur perfekt konstruiert, sondern bekommt durch die paarweisen Züge nach e3, b7 und d3 einen eindeutig originellen Anstrich.»

Kommentare: Fünf Mattwechsel sind nicht rekordverdächtig, aber sie werden hier durch eine erstaunliche Vielfalt an Effekten begründet. (Th. Maeder, Bern) Sämtliche Mattzüge in der Verführung werden in der Lösung ersetzt. (R. Schweizer, Neuhausen) Incroyable! Il y a cinq mats différents entre l’essai et la clé! Magnifique! (Th. Ott, Genf) Elegante Komposition mit ansprechenden Mattbildern und prächtigen Mattwechseln zwischen der Verführung und der Lösung, in allen Varianten! (S. Bomio, Viganello) Prächtiger fünffacher Mattwechsel ohne störendes Beigemüse. Ausser nach 1. e3 Sf3 haben wir in Verführung und Lösung scheinbar immer zwei gleichwertige Mattmöglichkeiten. Spannend ist es zu sehen, warum dualvermeidend jeweils nur eine davon richtig ist. (N. Biveroni, Effretikon) On retrouve cinq mats changés! Un problème bien construit, mais pas trop difficile à résoudre (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Der kleinstmögliche Eingriff eines Untertanen und die Herrscherin ist bereit, ihr Potenzial auszuschöpfen: verführungsreich, köstlich inszeniert! (R. Gygax, Genf) Prächtig: Nach unscheinbarem Schlüssel gleich fünf Mattwechsel (R. Schümperli, Herrenschwanden) In dieser prächtigen Aufgabe ist bald offensichtlich, dass die Drohung auf d4 stattfindet – aber lediglich der schlichte Bauernzug erzwingt das zweizügige Matt. (K. Köchli, Bonstetten) Bei den zahlreichen Abwehrversuchen von Schwarz eröffnen sich der weissen Dame mehrere zusätzliche Mattzüge. (P. Stacher, Bronschhofen) Eine echte Knacknuss. (C. Nordt, Hombrechtikon) Ein aussergewöhnlich gehaltvoller Zweizüger. (J. Meli, Bern)

Weitere richtige Lösungen sandten: W. Weidert, Zürich; H. Fehr, Erlinsbach; D. Friedli, Ostermundigen; R. Wüthrich, Langenthal; B. Kunzi, Ebmatingen; H. Wyss, Sierre.

Lösung 4862

Michal Dragoun (Tschechien) und Ladislav Salai jr. (Slowakei)
Maroc Echecs, 2012, 1. Preis, Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt. 

Alle weissen Züge in den Abspielen stehen thematisch in einem Zusammenhang. Der schwarze König ist von weissen Figuren umzingelt, die ihn auf vier Feldern angreifen könnten. Drei dieser Felder sind aber mindestens doppelt überdeckt, so dass Weiss nur mittels sofortiger Weglenkungen zum Ziel zu kommen scheint. Die Dame bietet sich dafür an, aber sofortiges 1. Dc8?? Txc8 ist hoffnungslos. Interessanter ist schon 1. Dc5!?, mit der Doppelschachmattdrohung 2. Sxe7 matt, denn nach Annahme des Opfers kann Weiss das Mattfeld erobern: 1. … dxc5 2. Te5+ Lxe5 3. Txe5 matt. Aber Schwarz verfügt über die versteckte Parade 1. … Tg5!!, die bei Ausführung der Drohung durch die Linienunterbrechung ein Fluchtfeld auf f6 schaffte.

Damit sind wir aber auf der Spur der Lösung, nur dass nicht die Dc1, sondern der unscheinbare Bd3 den Schlüssel ausführt:

1. d4! (droht 2. Te5+ dxe5 3. Txe5 matt)
Durch die Drohung muss nun Schwarz als Erster die Kontrolle der besagten Felder schwächen, so dass die Dc1 danach entsprechend reagieren kann:

1. … Te2 2. Dc5!! (droht 3. Sxe7 matt A) dxc5 3. Te5 matt B

1. … Dg7 2. Dc2!! (droht 3. Te5 matt B) Txc2 3. Sxg7 matt C

1. … Dh8 2. Dc8!! (droht 3. Sg7 matt C) Txc8 3. Sxe7 matt A

Dreimal opfert sich die Dame und bildet dabei eine Batterie, deren Drohung nur durch die Annahme des Opfers pariert werden kann. Der ermöglichte Mattzug taucht dann in der nächsten Variante als Drohmatt auf, das vormalige Drohmatt wird zum Variantenmatt. 

Der reziproke Tausch von Droh- und Variantenmatt wird Le Grand genannt, falls der Verteidigungszug in beiden Themavarianten identisch ist. Falls die Verteidigungen unterschiedlich sind, wie in unserem Fall, handelt es sich um einen Pseudo-Le Grand. In unserem Problem kommt noch dazu, dass es drei Themenvarianten gibt, so dass der Tausch nicht reziprok, sondern zyklisch verschoben stattfindet. Es handelt sich also um einen zyklischen Pseudo-Le Grand.

Angesichts der beidseitig starken Kräfte auf dem Brett sind die stillen Fortsetzungen doch überraschend und recht schwierig zu sehen; denn so überlässt Weiss das Diktat dem Gegner. Aber die starken Drohungen lassen kein Gegenspiel zu, so dass es zur schlackenlosen Darstellung des typischen Zweizügerthemas (zyklischer) Pseudo Le Grand kommt. Dieser spannende, aber auch thematisch sehr interessante und mit Analogien angereicherte Inhalt brachte den beiden Komponisten, die beide den Grossmeistertitel sowohl im Komponieren wie auch im Lösen von Schachproblemen tragen, den wohlverdienten ersten Preis.

Kommentare: Zyklischer Pseudo-Le Grand. Weiss droht jeweils mit Doppelschach; wenn Schwarz sich verteidigt, gibt er einen seiner wunden Punkte auf, und Weiss kommt mit Einfachschach zu Ziel. (Th. Maeder, Bern) Raffinierter Dreier-Zyklus der Droh- und Variantenmatts im dritten Zug von Weiss. Pikant, dass dabei die gleichen Züge bei den Drohmatts als Batterie-Doppelschachs erscheinen, bei den Variantenmatts aber nur noch als einfache Schachgebote. Ein fabelhafter Dreizüger! (N. Biveroni, Effretikon) Une position intéressante, avec un roi noir très coincé… mais comment le mater? Enfin, trois sacrifices de Dame, menaçant chacun un mat à la découverte, conduisent au mat. C’est absolument fabuleux! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Nach dem stillen ersten Zug 1. d4 führen drei sehenswerte Damenopfer mit Doppelschachdrohung die Entscheidung herbei. Es ist toll, wie Schwarz dadurch gezwungen wird, je nach Variante die Deckung eines der Mattfelder e5, e7 und g7 aufzugeben. Ich empfand dieses Problem als ziemlich schwierig. (W. Weidert, Zürich) Per me uno dei più complessi problemi che ho trovato sinora nelle rubriche. Mi sono piaciute soprattutto, anche dal lato estetico, le tre «Hinterstellungen» simmetriche, tutte con sacrificio di donna. In conclusione, quindi, un problema magnifico, non solo difficile! (S. Bomio, Viganello) Durch die weissen Damenzüge wird je ein schwarzer Stein zum Brennpunkt: Tg2 sollte g7 und c2 decken, Te8 sollte c8 und e7 decken, Bd6 sollte c5 und e5 decken, sie sind damit überfordert. Weil sie die weisse Dame schlagen müssen, um das Matt zu verhindern, wird damit das Matt auf dem anderen Feld möglich. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Potenzielle Fluchtfelder nach subtilen Paraden auf der 6. Reihe, vor allem ein zu bändigender Läufer: mit ihren drei Doppelschachmatt-Drohungen ist diese Komposition grossartig! (R. Gygax, Genf) Auf die drei Abwehrzüge folgen drei Doppelmattdrohungen und drei Damenopfer. Es gibt viele raffinierte Verführungen zu beachten (D. Friedli, Ostermundigen) Après la clé, il y a trois magnifiques variantes avec trois sacrifices de Dame: C’est absolument splendide! (Th. Ott, Genf) Die Dame führt dank ihrer Opferbereitschaft Weiss zum Sieg. Das war ein sehr komplexes Problem mit genialen Varianten. (P. Stacher, Bronschhofen) Das neue Problem ist anregend und variantenreich (H. Fehr, Erlinsbach)

Weitere richtige Lösungen sandten: R. Schweizer, Neuhausen; R. Wüthrich, Langenthal.

Lösung 4861

Mykola Welykyj (Ukraine), JT Leontjeva 75, 2004, 1. Platz
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt. 

Trotz offener, unauffälliger Stellung ein Zweizüger mit überraschend reichem Inhalt. Beide Könige stehen ziemlich ungeschützt auf dem Brett. Aber während die Dh4 am Rande derart passiv steht, dass sie dem Ka4 nicht gefährlich werden kann, scheint der Ke4 der nahestehenden Dame schutzlos ausgeliefert. Die Db6 darf zwar vorerst den Se3 nicht aus dem Auge lassen, aber wenn dieser im ersten Zug zieht, drohen mit einem Schlag Damenmatts aus allen Richtungen. Je nach Wahl des Feldes droht der Se3 selbst noch mit einem weiteren Matt.

Erstaunlicherweise findet aber Schwarz auf vier dieser Versuche mit ihren Mehrfachdrohungen jeweils einen präzisen, versteckten Widerlegungszug. Mit diesem nutzt er auf gediegene, einheitliche Art weisse Linienverstellungen durch den Se3.

Satzspiel:
1. … fxe3 2. Db4 matt

Verführungen:
1. Sc2? droht 2. Db4 / Dxb7 / Dg6 matt
aber 1. … Dxg4!! (2. Db1 matt ist unmöglich)
1. Sc4? droht 2. Db1 / Dxb7 / Dg6 / Sd6 matt
aber 1. … f3!! (2. Db4 matt ist unmöglich)
1. Sd5? droht 2. Db1 / Db4 / Dg6 / Sc3 matt
aber 1. … Dxh2!! (2. Dxb7 matt ist unmöglich)
1. Sf5? droht 2. Db1 / Db4 / Dxb7 / Sd6 matt
aber 1. … Dd8!! (2. Dg6 matt ist unmöglich)
1. Sg2?? Lxg2!

Es bleibt:

1. Sef1!! droht 2. Db1 / Db4 / Dxb7 / Dg6 matt)

1. … Dxg4 2. Db1 matt!

1. … f3 2. Db4 matt!

1. … Dxh2 2. Dxb7 matt!

1. … Dd8 2. Dg6 matt!

Nur auf f1 verstellt der Springer keine der vier Drohmattlinien der Dame, so dass Schwarz keine Ausrede mehr hat. Somit dringt auf jede der Verführungswiderlegungen genau eines der vier drohenden Damenmatts durch. Wir beschränken uns auf die Angabe dieser vier Abspiele, die die Mehrfachdrohung eindeutig differenzieren.

Gibt es nach dem Schlüsselzug eine Mehrfachdrohung, die durch ebenso viele Varianten differenziert wird, wird dies Fleck-Thema genannt (nach dem ungarischen Komponisten Ferenc Fleck, 1908-1994). In unserem Problem haben wir eine Vierfachdrohung und dementsprechend vier Varianten, auf die nur eines der Drohmatts durchdringt.

Da nicht alle Verteidigungen drei von vier Drohungen parieren, sehen wir hier einen freien Fleck. So pariert z.B 1. … De7 die Drohungen 2. Db4 matt und Dxb7 matt, lässt aber 2. Db1 matt und Dg6 matt zu. (Wenn jede Verteidigung die Mehrfachdrohung vollständig differenzierte, hätten wir einen gebundenen Fleck. Wenn zudem eine Verteidigung die Mehrfachdrohung als Ganzes widerlegte, aber ein anderes Matt zuliesse, sprächen wir von einer Totalparade.)

Ein eleganter Zweizüger mit verblüffenden schwarzen Verteidigungsressourcen!

Kommentare: Freies Fleck-Thema: Mindestens 3 Drohungen, die dualfrei differenziert werden, wobei alle Drohungen in der Lösung als Matt vorkommen, mit einem 3/4-Springerrad als Auswahlschlüssel. (H. Schümperli, Herrenschwanden) Ein sprachliches Paradoxon: Ein lupenreiner «Fleck»! Hier schön kombiniert mit einem Auswahlschlüssel in Form eines 3/4-Springerrades und verpackt in eine luftige Stellung. Gefällt mir! (N. Biveroni, Effretikon) Das nennen viele Fleck-Thema; ich habe das aber nie als Thema wahrgenommen. Aber technisch ist das alles sehr gut gelungen. (Th. Maeder, Bern) Von den sechs möglichen Springerschlüsseln führt nur derjenige zum Ziel, der der weissen Dame nicht im Weg steht und e3 weiterhin deckt. Schwarz kann dann jeweils nur drei der vier Drohungen widerlegen. Trotz knappem Materialaufwand ein reichhaltiges Problem: Si fa senz'altro apprezzare per la sua complessità (S. Bomio, Viganello) Chaque coup du Cavalier menace de multiples mats, mais les Noirs ont (presque) une parade à chaque fois. Heureusement, il reste une possibilité où le Ce3 ne gêne pas la Db6. Aucune des parades des quatre essais ne suffit! Une position qui n'a l'air de rien, mais qui recèle une grande subtilité. Plaisant! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Nach dem Schlüsselzug droht die Dame gleich auf vier Feldern matt. Überraschenderweise gibt es dennoch vier schwarze Züge, wo nur ein Feld für die Dame übrigbleibt, um mattzusetzen. (C. Nordt, Hombrechtikon) Weiss steht mit der Dame optimal für Vorstösse in allen Richtungen und so muss der Se3 achtgeben, deren offenen Schusslinien nicht zu versperren. Der geniale Zug 1. Sef1 verschafft ihr schlagartig mehrere Mattdrohungen. (P. Stacher, Bronschhofen) Bei vier Mattdrohungen nach dem Springerauswahlschlüssel ist es verblüffend, dass bei dem Versuch, dem schwarzen König ein Fluchtfeld zu verschaffen, duale Matts vermieden werden. Bb7 und Lh6 sind daher nicht unnötig. (W. Weidert, Zürich) Ein Rosssprung zur Befreiung der Monarchin, ohne sie zu behindern, führt zu einer vierfachen Drohung: originell, grosszügig, lustig! (R. Gygax, Genf) Dieses Problem hat mich wegen der vier Drohmatts etwas verunsichert. Dazu kommt noch, dass auf die schwarzen Abwehrzüge immer eines dieser Drohmatts auch zum Zuge kommt. Von den sechs möglichen Feldern für den Se3 ist nur f1 richtig, weil er nur dort nicht im Weg steht oder geschlagen werden kann. (D. Friedli, Ostermundigen) Das Problem ist erheiternd und deutlich leichter zu durchschauen als das letzte. Man sieht den Se3 auf den ersten Blick in Gefahr, vor welcher man ihn bewahren will. (H. Fehr, Erlinsbach) Schwarz bleibt nur die unangenehme Wahl, von den vier Mattzügen der weissen Dame einen auszuwählen. (R. Schweizer, Neuhausen) Quatre essais étonnants et une clé surprenante (Th. Ott, Genf) Fünf schöne Verführungen mit der Krönung 1. Sf5? Dd8! (B. Wernly, Muri BE)

Weitere richtige Lösungen sandten: R. Wüthrich, Langenthal; H. Wyss, Sierre.

Lösung 4860

Reto List (Schweiz) «Schweiz - Italien», 1981, 1. Platz
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt. 

Die kristallklare Doppelsetzung eines logischen Themas brachte den Sieg im damaligen Kompositions-Länderwettkampf. Es sollten auch zwei Probespiele beachtet werden. Die Kräfte sind beinahe ausgeglichen, aber Weiss steht viel aktiver. Schwarz vermag die spontanen weissen Angriffsversuche gerade noch zu parieren:

1. Tc5? droht 2. Ld3 matt
aber 1. … Sf4!
1. Lc5? droht 2. Sf6 matt
aber 1. … Df4!

Dabei kommt sich Weiss auf dem Feld c5 selbst in die Quere und hat keine geeigneten Fortsetzungen mehr. Schwarz profitiert davon, indem er ebenfalls zweimal auf dem gleichen Feld f4 verteidigt. Mit dem antikritischen Schlüsselzug zur Vermeidung einer Selbstverstellung im Mattzug dreht Weiss den Spiess um:

1. Le7! droht 2. Ld3+ Kxd5 3. Tc5 matt
Jetzt ist es Schwarz, der zur Widerlegung der Drohung auf das gleiche Feld ziehen muss und Weiss, der dementsprechend darauf reagieren kann:

1. … Df4 2. Tc5! (droht 3. Ld3 matt) Dxe3 3. Sf6 matt

1. … Sf4 2. Lc5! (droht 3. Sf6 matt) Sxd5 3. Ld3 matt

Weiss versucht jetzt mit demjenigen Probespiel fortzusetzen, dessen Widerlegungszug nun verunmöglicht wurde. Aber auch der neue Verteidiger hat gegen die Probespieldrohung eine Verteidigung, die allerdings ungenügend ist. Diese logische Idee heisst Brunner-Dresdner
Ein Probespiel scheitert an der Parade eines schwarzen Steines. Mit dem Vorplan wird ein zweiter schwarzer Stein so gelenkt, dass der ursprüngliche Verteidiger ausgeschaltet wird. Dieser gelenkte Stein hat aber gegen das Probespiel seinerseits eine Verteidigungsmöglicheit und schaltet sich somit selber ein. Hier sehen wir einen Brunner-Dresdner in Doppelsetzung!
Durch die Konzentration auf wenige Themafelder ergibt sich in den beiden Varianten nicht nur ein reziproker Wechsel von Droh- und Variantenmatt, sondern es werden auch Zweizügerthemen wie Dombrovskis und Banny angedeutet: Die Drohmatts der Probespiele werden in der Lösung just auf diejenigen Verteidigungen zu Mattzügen, an denen sie in den Probespielen scheiterten. (Dombrovskis) Zudem werden in der Lösung die Erstzüge der Probespiele just auf deren dortigen Widerlegungen, aber vertauscht, nun zu erfolgreichen Fortsetzungen. (Banny)
Aber hier geht es mehr um die Darstellung des logischen Themas des Brunner-Dresdners, das dem Komponisten in einer schnörkellosen Doppelsetzung mit zwei wunderbar verwobenen Themavarianten gelungen ist. Ein zeitloses Kunstwerk!

Kommentare: Brunner-Dresdner im Doppelpack mit Vertauschungen von Droh- und Variantenmatts. Der Ersatzverteidiger kann zwar immer noch parieren, bewirkt aber einen Block: Schwarz wird auf dem falschen Fuss erwischt. Einheitlich fokussiert der weisse Angriff auf c5, die schwarze Verteidigung auf f4. (N. Biveroni, Effretikon) Derjenige, der sich zuerst verblockt, hat verloren; das hat es schon oft und früher gegeben. Aber hier haben beide schwarzen Akteure eine dresdnerische Ersatzverteidigung; damit ist das Spiel bis zum dritten Zug interessant. Am besten gefällt mir aber, wie es der Autor geschafft hat, ohne nennenswerten Aufwand mit den Themasteinen einen Schlüssel und eine Drohung einzubauen, die das Ganze in Gang setzen. (Th. Maeder, Bern) In den Probespielen sind 1. Lc5? und 1. Tc5? verfrüht. In der Lösung führt ein antikritischer Läuferschlüssel als Vorplan zur Beeinträchtigung der schwarzen Figuren auf f4 und durch die gleichen weissen Züge Lc5/Tc5 als Fortsetzungen werden zwei schwarze Ersatzverteidigungen erzwungen (Doppelter Dresdener). (S. Bomio, Viganello) Ein sehr schön konstruiertes Problem. (C. Nordt, Hombrechtikon) Auswahlschlüssel als Auftakt zu einer Leichtfiguren-Angelegenheit, wobei die zwei Drohungen und Antworten auf die schwarzen Paraden elegant ausgetauscht werden! (R. Gygax, Genf) Der naheliegende Versuch Ld3+ lässt vermuten, dass der La3 auf die 7. Reihe gehört, um d6 als Fluchtfeld auszuschalten. Danach folgt durch die zweiten weissen Züge eine subtile Lenkung der schwarzen Dame und des Sg2 auf die potenziellen Fluchtfelder d5 und e3. (W. Weidert, Zürich) Ein dreizügiger, mit einem Dombrovskis verbundener Hannelius. Mit dem antikritischen Schlüssel verschiebt Weiss elegant das Selbstblockproblem von sich auf Schwarz. (R. Schümperli, Herrenschwanden) On peut dire que l’auteur porte bien son nom! (F. Gertsch, Les Geneveys-su-Coffrane)

Weitere richtige Lösungen sandten: H. Fehr, Erlinsbach; P. Stacher, Bronschhofen; R. Wüthrich, Langenthal; Th. Ott, Genf.

Lösung 4859

Petrus Overkamp, Tijdschrift van den Koninklijken Nederlandschen
Schaakbond, 1943, 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Ein ungarisches Thema wird hier auf brillante Art mehrfach gezeigt. Bei den schwarzen Zügen geht es ausschliesslich um schädliche Verstellungen. Davon gibt es in der Lösung gleich sieben. Um in die Nähe des schwarzen Königs zu kommen, gibt die Dg8 nicht unerwartet die Fesselung des Se6 auf:

1. Dg4! droht 2. De4 matt

1. … Tf4 2. Sxe3 matt

1. … Lf4 2. Dxf3 matt

Diese wechselseitige Verstellung zweier Langschrittler ist als Grimshaw bekannt. Alle anderen Verstellungen erfolgen durch die Springer:

1. … Sg5 2. Sxe3 matt

Diese einfache Verstellung der Läuferdiagonalen ermöglicht nochmals das gleiche Springermatt. Interessant wird es, wenn die Springer zwei Verstellungen gleichzeitig verursachen. Dies ist der Fall, wenn sie ebenfalls auf dem Grimshaw-Schnittpunkt f4 der weissen Dame den Weg abschneiden. Da sie dort die beiden Langschrittler verstellen, erwartet man eigentlich einen Mattdual, aber mittels Dualvermeidung wird jeweils ein Matt verhindert:

1. … Sdf4 2. Dxf3 matt! (2. Sxe3 matt?? Dxe3! Der verstellende Verteidigungszug öffnet die 3. Reihe.)

1. … Sef4 2. Sxe3 matt! (2. Dxf3 matt?? Ke6! Der verstellende Verteidigungszug entblockt ein Fluchtfeld.)

Die beiden Springer können das Drohmattfeld aber auch direkt decken und so ergibt sich auf c5 eine zweite doppelte Linienverstellung:

1. … Sdc5 2. Txd6 matt! (2. c4 matt?? Lxc4! Die Verstellung der c-Linie wird durch die Öffnung der Diagonale des Lf1 kompensiert.)

1. … Sec5 2. c4 matt! (2. Txd6 matt?? Txf6! Schliesslich kompensiert die Öffnung der 6. Reihe die Schliessung der Diagonalen der Dame.)

Bei all diesen vier Springerzügen werden also zwei eigene Langschrittler gleichzeitig verstellt, was eigentlich einen Mattdual provozieren müsste. Der verstellende Zug hat aber jeweils einen zusätzlichen Effekt, der nur eines der beiden Matts mit Verstellungsnutzung zulässt. Solche Verstellungen mit Dualvermeidung stellen das Herpai-Thema dar, nach dem ungarischen Komponisten Ferenc Herpai (1910-1994).  Wie beim Grimshaw besteht auch das Herpai-Thema normalerweise aus einem Variantenpaar. Der niederländische Komponist hat auf technisch brillante Art gleich zwei solche Variantenpaare aufs Brett gezaubert – eine grandiose Leistung!

Kommentare: Schwarzer Herpai in doppelter Ausführung. Sehr gediegene Konstruktion! (N. Biveroni, Effretikon) Schwarz verstellt jeweils zwei eigene Linien, erlaubt aber dank Dualvermeidung trotzdem nur ein Matt. Einmal ist der Dualvermeidungseffekt nicht eine Linienöffnung, sondern eine Entblockung; vier Linienöffnungen scheinen mit dem orthodoxen Material nicht möglich. (Th. Maeder, Bern) Exakte Dualvermeidung bei den Mattzügen. (R. Wüthrich, Langenthal) Unglaubliche Häufung von Verstellungen und Öffnungen schwarzer Linien: In vier Fällen werden durch die schwarzen Paraden gleich zwei schwarze Linien verstellt und mit jeweils Dualvermeidung im Mattzug. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Ein Feuerwerk von Liniensperrungen und -öffnungen. (W. Weidert, Zürich) Der freigelassene Se6 und sein Kollege von d3 ermöglichen durch ihre Abwehrversuche überraschende Mattzüge. Wahrlich brillant! (D. Friedli, Ostermundigen) Nach dem Damenschlüssel mit Entfesselung des Se6 folgt ein bunter Strauss schwarzer (Grimshaw-)Verstellungen mit prächtig ausdifferenzierten Mattbildern! (S. Bomio, Viganello) Ein relativ einfacher Zweizüger, wenn man wagt, die einzige Fesselung aufzuheben. Danach führen die vier schwarzen Verstellungen auf f4 oder die drei schwarzen Springerdeckungen von e4 zu Verstellungen der eigenen Linien, die von Weiss genutzt werden können. (C. Nordt, Hombrechtikon) Après la clé, il y a quatre variantes des deux Cavaliers difficiles… A chaque fois, l’un des deux Cavaliers empêche la Da3, les Tours ou le Fh6 de prendre une des cases. Compliqué, mais génial! (Th. Ott, Genf) Auch wenn der Schlüssel ins Auge springt, ist der Löser nicht weniger von diesem grossartigen (Grimshaw-) Verstellungsfestival begeistert! (R. Gygax) Ce qui est intéressant, ce sont les nombreuses parades; chacune d’elles crée une interception nuisible. Un problème d’une grande richesse…et nécessitant de nombreuses pièces! (F. Gertsch, Les Geneveys-su-Coffrane) Alles was Rang und Adel hat, auf beiden Seiten, steht auf dem Brett! (H. Fehr, Erlinsbach) Das war für mich, bei dieser Figurenfülle, eine recht harte Knacknuss. Umso schöner das Resultat! (B. Wernly. Muri BE) Mit der etwas abseitsstehenden weissen Dame kann die finale Mattdrohung mit 1. Dg4 elegant herbeigeführt werden. (P. Stacher, Bronschhofen) Ein grossartiges Spektakel mit allen Steinen auf dem Brett – und ein Bauer darf am schönsten Matt setzen. (K. Köchli, Bonstetten)

Weitere richtige Lösungen sandten: B. Kunzi, Ermatingen, H. Wyss, Sierre, M. Meier, Zürich.

Lösung 4858

Thomas J. Warton und Joseph J. Warton (England),
British Chess Magazine, 75 - JT 1955, 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt. 

Dem schwarzen König steht noch der gesamte Bauernstand zur Seite, allerdings ist nur der Be5 beweglich. Auf seine beide möglichen Züge gibt es bereits je eine Mattführung:

1. … e4 2. Tg2! Kf3 3. Txf5 matt, mit Selbstverstellung zur Pattverhütung und
1. … exd4 2. Lxa3! (droht 3. Ld6 matt) e2 3. Lc1 matt, mit Läuferrückkehr im Mattzug.

Es handelt sich also um ein «White to play»-Problem; ein Thema, das vor allem bei Zweizügern dargestellt wird  (siehe z.B. Nr. 4843 Jorgensen).

Wie es die Bauern b6, c2 und g7 vermuten lassen, gibt es keinen simplen Wartezug, der die beiden Satzspiele aufrechterhält. Dabei gibt der Bc2 Schwarz nicht nur das Tempo, um das sofortige Matt nach 1. Lxa3 abzuwenden, sondern lässt auch den vermeintlich einzigen neutralen Wartezug 1. Kb3? an der versteckten Widerlegung
1. … exd4! 2. Lxa3? c1=S+! scheitern. Eine zusätzliche Feinheit!
Weiss muss also den Plan wechseln und obwohl es nur wenige vernünftige Möglichkeiten gibt, braucht es hier wieder einen Geistesblitz, um den entscheidenden Fortschritt zu erzielen: Das Motiv der pattvermeidenden Verstellung wird aufgegeben und durch eine Hinterstellung ersetzt:

1. Lb7!! Zugzwang

1. … e4 2. La6!! Kf3 3. Txf5 matt!
Weiss zieht also die Mattschlinge nicht langsam zu, sondern investiert überraschenderweise zwei Läuferzüge, um das Feld e2 vom entfernten Brettrand aus unter Kontrolle zu bringen! Eine verblüffende Pointe!

Das andere Abspiel bleibt gleich:

1. … exd4 2. Lxa3! (droht 3. Ld6 matt) e2 3. Lc1 matt.
Solche auf den ersten Blick absurde, vernunftwidrige Schlüsselzüge waren ein Markenzeichen der beiden Brüder Warton. Bei ihren Gemeinschaftsarbeiten teilten sie sich die Aufgabe offenbar so auf, dass der jüngere, Joseph, die trickreichen Ideen präsentierte und der um einiges ältere Bruder diese dann in eine korrekte Form brachte.

Kommentare: Damit der schwarze König überhaupt nach f3 darf (Pattvermeidung), muss die Läuferlinie unterbrochen werden, was im Satz durch den weissen Turm und in der Lösung durch den schwarzen Bauer geschieht. (N. Biveroni, Effretikon) Eine feine Zugzwang-«White-to-play»-Aufgabe mit Mattwechsel und Zugzwang-Fortsetzung nach 1. … e4; die Pattvermeidung im Satz erübrigt sich in der Lösung dank dem Schlüsselzug.(R. Schümperli, Herrenschwanden) Das Satzspiel mit der Selbstverstellung gibt man nicht gerne auf. (Th. Maeder, Bern) Die Läufer leisten ganze Arbeit: einmal mit listiger Hinterstellung, einmal mit Rückkehr. (R. Schweizer, Neuhausen) Ein ansprechendes Zugzwangproblem mit einer neuen Mattführung nach 1. ... e4 zwischen Satz und Lösung und einer Läuferrückkehr in der zweiten Variante. (S. Bomio, Viganello) Mit dem diskreten Vormarsch des Läufers nach b7 erhält Weiss die Blockade aufrecht und lässt gleichzeitig dem Be5 Bewegungsfreiheit. (P. Stacher, Bronschhofen) Nicht Schneewittchen und die sieben Zwerge, sondern der schwarze König und die acht Leibwächter; Weiss mit einem raffinierten Einsatz der Läufer: Eine sehr originelle Komposition in ihrer Schlichtheit! (R. Gygax) Es sieht ganz nach Zugzwang aus und Lb7 bietet sich als Schlüssel an. Dennoch hatte ich einige Mühe, die Antwort auf 1. … exd4 zu finden. (D. Friedli, Ostermundigen) Ein verblüffendes Schachzugzwangrätsel mit der raffinierten Verführung 1. Kb3 2. Lxa3 c1S+! (M. Rüfenacht, Basel) In Folge des Zugzwangs wird erst die 5. Reihe für den Turm geräumt und dann die Deckung von f5 aufgehoben. Die trickreiche Hinterstellung des Läufers verhindert dann die Königsflucht auf e2. Eine eindrucksvolle Komposition. (W. Weidert, Zürich) Mais c’est absolument génial! Avant la clé, les deux variantes et mates ne sont vraiment pas faciles. Après la clé, extrêmement difficile, l’une d’elles est intéressante et superbe. (Th. Ott, Genf) Weitere richtige Lösungen sandten: R. Wüthrich, Langenthal; H. Fehr, Erlinsbach; F. Gertsch, Les Geneveys-su-Coffrane.

Lösung 4857

Touw Hian Bwee (Indonesien), idee & form, 1986, 1. ehr. Erwähnung
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt. 

In dieser perfekten Darstellung eines anspruchsvollen Themas, das zwei bekannte Themen kombiniert, hat der Ke4 hat zwar ein Fluchtfeld auf d4, aber Weiss verfügt über das Satzmatt 2. Db4 matt. Will Weiss eine Mattdrohung aufstellen, muss er also auch diese Königsflucht unterbinden. Somit bieten sich als Schlüssel beliebige Züge des Sd5 an, da diese die Drohung 2. Tf4 matt schaffen. Von den fünf interessanten Möglichkeiten gilt es also, das richtige Feld für den Springer zu finden:

1. Se7?, aber 1. … Txd4!
1. Sb6?, aber 1. … Lxd4!
1. Sxe3?, aber 1. … Sxd4!
1. Sb4?, aber 1. … Kxd4!

Schwarz widerlegt alle Versuche des Auswahlschlüssels mit dem Schlagen des Bauern d4. Es geht nur:

1. Sc7! droht 2. Tf4 matt

1. … Txd4 2. De8 matt! (2. Dxb7??; 2. Txe3??)

1. … Lxd4 2. Dxb7 matt (2. Te3??; 2. De8??)

1. … Sxd4 2. Txe3 matt! (2. De8??; 2. Dxb7??)

1. … Kxd4 2. Db4 matt

Nur auf c7 kommt der Springer seinen weissen Mitstreitern nicht in die Quere! Die vormaligen Verführungswiderlegungen werden nun zu Varianten, die durch Blockierungen des Fluchtfeldes einen Stocchi-Block bilden und gemäss Thema mittels Dualvermeidung beantwortet werden (siehe Nr. 4842 Blake).

Nach dem Kiew-Thema, das einen Auswahlschlüssel mit fortgesetzter Verteidigung kombinierte (siehe Nr. 4855 Brehmer) wird hier ein Auswahlschlüssel, mit weisser Selbstbehinderung bei den Verführungen, mit Dualvermeidung kombiniert, und zwar bei denjenigen Varianten, die zuvor Verführungswiderlegungen waren. Diese Kombination heisst Krim-Thema.

Ein perfektes Problem des renommierten indonesischen Grossmeisters, dem nur wegen der mangelnden Originalität der erste Preis vorenthalten wurde. Die Kombination mit Stocchi-Block zur Darstellung des Krim-Themas war also bereits vor 36 Jahren nicht mehr taufrisch.

Dass ein solches Werk ausserhalb der Preisränge klassiert wurde, zeugt aber auch vom hohen Niveau des damaligen Turniers, das in der international geschätzten, seit bald vierzig Jahren erscheinenden schweizerischen Kunstschachzeitschrift «idee & form» ausgeschrieben worden war.

Kommentare: Ein weisses Springerrad, Auswahlschlüssel und Stocchi-Block auf d4 in harmonischer Kombination. Schön auch, dass keine unthematischen Paraden den Inhalt verwässern. (N. Biveroni, Effretikon) Stocchi-Block mit gedeckter Satzflucht und vier thematischen Verführungen. Ich hätte einen Preis gegeben. (Th. Maeder, Bern) Auswahlschlüssel zum Stocchi-Block-Thema mit drei Selbstblöcken, ein Fluchtfeldtransfer und exquisite Dualvermeidungen: die Kreation ist grossartig! (R. Gygax, Genf) Herrliche Verbindung eines Springerauswahlschlüssels mit einem Stocchi-Block! (S. Bomio, Viganello) Vom Springerrad sind alle Speichen bis auf eine morsch, weil Weiss sich selbst Linien verstellt und Schwarz schlagende Widerlegungen ermöglicht. (R. Schweizer, Neuhausen) Parmi les cinque possibilités raisonnables, quatre échouent à cause d’une seule parade des Noirs: Toute cette mécanique fonctionne à merveille! Une précision remarquable! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Eine für einen Zweizüger ganz schön schwierige Aufgabe und mit einem perfekten Auswahlschlüssel. (D. Friedli, Ostermundigen) Ein trickreiches Problem mit vier verschiedenen Matts und vier (!) Verführungen. (M. Rüfenacht, Basel) Geben und Nehmen: bei den Abwehrzügen wird das Fluchtfeld e5 gegeben, aber das Fluchtfeld d4 genommen. Ein schöner Auswahlschlüssel. (W. Weidert, Zürich) Raffiniert, wie einzig d4 das Zentrum der schwarzen Verteidigung darstellt; dies aber nur nach der richtigen Wahl des Feldes für den weissen Springer. (C. Nordt, Hombrechtikon) Ein perfektes, schönes Springerrad (R. Schümperli, Herrenschwanden)
Weitere richtige Lösungen sandten: Th. Ott, Genf; R. Wüthrich, Langenthal; P.  Stacher, Bronschhofen; B. Wernly, Muri BE; H. Fehr, Erlinsbach.

Lösung 4856

Mikhail Marandjuk (Ukraine), Jubiläumsturnier «V. Rudenko-60», 1998
Spezialpreis, Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Überraschende Züge prägen dieses spannende Meisterwerk, in dem trotz massiver weisser Kräfte die gut aufgestellte schwarze Verteidigung scheinbar alle gegnerischen Angriffsversuche parieren kann. Aber ein unscheinbarer Königszug schafft das entscheidende Übergewicht für die angreifende Partei:

1. Kc5!
droht 2. Te3+! S2xe3 3. Dxf4 matt / 2. … S4xe3 3. De5 matt / 2. … fxe3 3. Sxg3 matt.

1. … Tf1 2. Dxf4+!! Txf4 oder Sxf4 3. Sxg3 matt (2. Te3+?? S2xe3!)

1. … exf6 2. De5+!! Sxe5 oder fxe5 3. Sd6 matt (2. Te3+?? S4xe3!)

1. … Th3 2. Sxg3+!! Txg3 oder fxg3 3. Lf5 matt (2. Te3+?? fxe3!)

Schwarz verteidigt sich also in allen Varianten durch eine zusätzliche Deckung je eines der drei Drohmattfelder, so dass nun die Ausführung der Drohung an der richtigen Opferannahme scheitern würde.

Überraschenderweise setzt nun Weiss dreimal genau auf demjenigen Feld fort, das eine weiteres Mal überdeckt wurde! Diese paradoxe Idee, sich trotz Deckungszuwachses bereits im 2. Zug auf dem Drohmattfeld zu opfern, heisst weisses Rudenko Paradox.

Hier ist dieses spannende Thema dreifach dargestellt; das Drohspiel verzweigt sich dementsprechend auf drei schwarze Antworten. Schwarz verstärkt zwar die Kontrolle über Felder, zieht dabei aber die Bewachung von anderen Feldern ab, so dass Weiss, in unserem Fall, mit einem Eliminierungs-, einem Blockungs- und einem Räumungsopfer erfolgreich fortsetzen kann.

Im weissen Rudenko Paradox ist auch das allgemeinere 1. Keller Paradox enthalten, das ebenfalls paradoxe weisse Fortsetzungen auf soeben neu gedeckte Felder vorsieht, ohne dass aber die Drohmattfelder eine thematische Rolle spielten.

Kommentare: Der Name Rudenko in der Quellenangabe hat geholfen. (Th. Maeder, Bern) Tolle Konstruktion mit dreifachem Paradox des Geehrten! (A. Nievergelt, Winterthur) Les deuxièmes coups des Blancs sont exactement les trois mats des Blancs sous la menace 2. Te3+. Surprenant! (Th. Ott, Genf) Gegen die Drohung kann Schwarz die Mattfelder e5, f4 und g3 zusätzlich absichern, kommt aber vom Regen in die Traufe, denn Weiss sagt sich «jetzt erst recht»: Der Mattzug der Drohung, den Schwarz verhindern will, wird ganz einfach als Zweitzug vorgezogen, nachdem die schwarze Verteidigung die direkte bzw. die indirekte Deckung eines andern Feldes aufgegeben hat. Der Block auf e5 im ersten Abspiel ist eine zusätzliche Pointe. Den Spezialpreis hat dieses hervorragende Opus sicher verdient! (N. Biveroni, Effretikon) Jedes der drei Drohmatts wird durch eine schwarze Parade mit Selbstschädigung verhindert, worauf sich zweimal die Dame und einmal der Springer opfert. Ein imposantes Stück! (R. Schümperli, Herrenschwanden) Kompliziert und faszinierend. (D. Friedli, Ostermundigen) Ansprechende Drohung mit dreifachem Turmopfer und gut ausdifferenzierten Matts und sehr feine Mattführungen durch Ausnützung von schwarzen Lenkungen und jeweils mit einem zweifachen Opfer! (S. Bomio, Viganello) Ein brillantes, reichhaltiges Problem mit relativ unauffälligem Schlüsselzug des Königs zur Aktivierung des Sf5 und nachfolgenden spektakulären Opferzügen. (C. Nordt, Hombrechtikon) Es überrascht, dass die drei angegriffenen weissen Figuren an ihrer Position bleiben können. Nachdem d4 durch den Königszug als Fluchtfeld ausgeschaltet ist, führen spektakuläre Opfer zum Matt. Ein Kunstwerk. (W. Weidert, Zürich) Ein königlicher Schritt zur Befreiung des Springers: unheimlich reichhaltig, meisterhaft konstruiert, mit Provokationsantworten von Weiss: ein Osterjuwel! (R. Gygax, Genf) Der Königsschritt gibt dem Springer Bewegungsfreiheit. (R. Schweizer, Neuhausen)

Weitere richtige Lösungen sandten: R. Wüthrich, Langenthal; H. Fehr, Erlinsbach.

Lösung 4855

Siegfried Brehmer (Deutschland), Schach-Express 1949, 3. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt. 

In erster Linie geht es um das bekannte Motiv eines Auswahlschlüssels. Es gilt zwischen anscheinend gleichwertigen Zügen des Sd3 zu wählen. Denn mit jedem seiner Züge befreit er den anderen Springer von dessen Deckungsaufgabe, so dass 2. Sd5 matt droht. Dabei wird auch das eben offerierte Fluchtfeld auf f4 wieder kontrolliert. Versucht der Ke3 sofort dorthin zu fliehen, wird er von der Dame auf g3 gestellt: 1. … Kf4 2. Dg3 matt.

Da 1. Sb2? schlicht an 1. … axb2! scheitert, bleiben noch fünf Möglichkeiten:
1. Sc1? (droht 2. Sd5 matt), aber 1. … Sc4 zieht! Der Springer versperrt seiner Dame auf c1 das Mattfeld, so dass ein beliebiger Zug des Sc4 pariert.
1. Sf2?, aber 1. … Sd2! Das einzige Feld, das der Sc4 zuvor nicht betreten durfte, ist jetzt das richtige, um die Blockierung des Mattfeldes auf f2 auszunützen: 2. Df2 matt ist unmöglich. Die Königsflucht würde nun mit dem Drohmatt beantwortet.
1. Sf4?, aber 1. … Se6 zieht! Der Springer auf f4 verstellt nun seinem Lf6 die Diagonale, so dass 2. Lg5 matt unmöglich ist. Der Se6 muss also dieses Feld nicht mehr decken.
1. Se5?, aber 1. … Sf4! Jetzt darf der Se6 auf f4 blockieren, da dies der Lf6 wegen der Verstellung auf e5 nicht ausnützen kann.

Es bleibt also 1. Sc5! (droht 2. Sd5 matt)

1. … Sc4 zieht 2. Dc1 matt

1. … Sd2! 2. Df2 matt

1. … Se6 zieht 2. Lg5 matt

1. … Sf4! 2. Ld4 matt

1. … Kf4 2. Dg3 matt

Beide Springer können ihre Verteidigungen verbessern, was aber neue Schädigungen verursacht. Wir haben also zweimal fortgesetzte Verteidigungen der beiden Springer.

In den thematischen Verführungen scheitern die Versuche des Auswahlschlüssels aufgrund weisser Selbstbehinderung einmal an den schlichten Verteidigungen und ein anderes Mal an der fortgesetzten Verteidigung der Themafigur. Die Verbindung eines derartigen Auswahlschlüssels mit schlichter und fortgesetzter Verteidigung als Verführungswiderlegungen heisst Kiew-Thema. Mit nur gerade 18 Steinen ist es dem Autor gelungen, ein Schema mit zwei schwarzen Themasteinen zu finden und somit das Thema doppelt darzustellen. Eine eindrückliche Leistung!

Kommentare: Sehr hübsche Auswahl des Springerschlüssels mit zwei Systemen mit fortgesetzter Verteidigung. Mir gefällt die konstruktive Feinheit, dass 1. Sf2? das Feld g4 deckt; deshalb widerlegt 1. … Kf4 nicht, obwohl die Linie e1-g3 verstellt ist. (Th. Maeder, Bern) Die zweimalige fortgesetzte Verteidigung durch die schwarzen Springer bringt je einen Fluchtfeldblock. Attraktiver Auswahlschlüssel in einem schlackenlosen Problem! (N. Biveroni, Effretikon) Die schwarzen Springer sind für die Verteidigung optimal positioniert, dadurch aber an ihren Platz gefesselt. Der Schlüsselzug erzwingt den Wegzug, um d5 durch Läufer oder Dame zu decken. Eindrücklich ist, dass jeder Springerzug die schwarze Verteidigung entscheidend schwächt. (W. Weidert, Zürich) Der Sd3 hat sechs Felder zur Auswahl und muss dasjenige finden, auf dem er weder geschlagen wird (oder wenn dann ohne Folgen) noch eigene Steine behindert. Es sind drei fast vollständige weisse und schwarze Springerräder zu bestaunen. (D. Friedli, Ostermundigen) Après quatre essais très intéressants et la clé remarquable, il y a six mats très admirables, dont quatre sont très formidables. Bravo! (Th. Ott, Genf) Nach einem beliebigen Zug des Sd3 droht der Sb4 matt. Beide schwarzen Springer parieren dies allein durch ihren Wegzug. Dabei verlieren sie aber gleichzeitig die Kontrolle über die weissen Langschrittler Dc1 und Lg5, oder sie blocken Fluchtfelder. Ein prächtiger «gemischter Vierspänner» mit einem «Dreiviertel-Springerrad»-Auswahlschlüssel. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Eine wirklich sehr hübsche Zusatznote, wie die schwarzen Springer die Matts auf der Diagonalen c1-g6 zwar verhindern können, aber damit auch das Fluchtfeld ihres Königs blockieren und damit dem mattsetzenden weissen Stein (Dame bzw. Läufer) ein alternatives Feld ermöglichen. (C. Nordt, Hombrechtikon) Il est intéressant de comparer ces variantes avec celles qui surviennent après les autres coups du Cd3. On découvre alors toute la subtilité de ce problème. (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Fluchtfeldfreigabe, Paraden durch Linienöffnungen und zwei allgemeingültige weisse Antworten mit je einer Ausnahme, welche einen Seitenwechsel erfordert: raffiniert und von seltener Eleganz! (R. Gygax, Genf) Öffnen die schwarzen Springer für Dame oder Läufer die gemeinsame Diagonale, so blockieren sie den König, oder verhelfen Weiss auf einer Parallelen mit Läufer oder Dame zum Erfolg. (R. Schweizer, Neuhausen) Ein brillanter Springerauswahlschlüssel mit Fluchtfeldfreigabe und paarweise analoge Mattbilder durch Block und Damen-, bzw. Läuferlinienöffnung. (S. Bomio, Viganello)

Weitere richtige Lösungen sandten: S. Dowd, Birmingham AL, USA; R. Wüthrich, Langenthal; H. Fehr, Erlinsbach; B. Wernly, Muri BE; K. Köchli, Bonstetten.

Lösung 4854

Zdeněk Libiš (Tschechien), Thema Danicum 1997, 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Auch in neuerer Zeit werden immer noch bemerkenswerte Mattbilderprobleme gebaut, auch wenn der Höhepunkt dieser Stilrichtung weit über hundert Jahre zurückliegt. Dieses exzellente Beispiel der böhmischen Schule hat die Besonderheit, dass alle fünf gezeigten Mattbilder die Kriterien für ein Modellmatt (oder Mustermatt) erfüllen. Sie sind also gleichzeitig rein und ökonomisch: Kein Fluchtfeld des schwarzen Königs, selbst wenn geblockt, ist doppelt überwacht und alle weissen Figuren sind am Mattbild beteiligt. (Ausgenommen von dieser Pflicht sind der König und die Bauern.)

Die schwarze «Bauernwand» kann eigentlich nur dazu dienen, dem Kd6 keine Fluchtmöglichkeiten zu gewähren und somit lässt man diesen gerne in die untere Bretthälfte. Dass man dazu gleich den Turm opfert, ist trotzdem überraschend und attraktiv:

1. Te5!! droht 2. Te6+ Kxc5 3. Lb6 matt!!

1. … Kxe5 2. Lc7+ Kf6 3. Sxe4 matt!!

2. … Kd4 3. Se6 matt!!

1. … Sd7 2. Sb7+ Kc6 3. Ld5 matt!!

2. … Kxe5 Lxc3 matt!!

Keine unreinen Mattbilder oder untätige Figuren trüben den Gesamteindruck – eine hübsche, harmonische Komposition aus Böhmen!

Kommentare: Ein wunderbares böhmisches Schachproblem. Die Drohung und die Varianten zeigen 5 elegante Mustermatts. Dass bei so wenig weissem Figurenmaterial der Turm geopfert werden muss, war überraschend. (W. Weidert, Zürich) Ja, echt böhmisch! Mit 1. Te5! droht Weiss einen Abschluss mit Mustermatt und es kommen vier andere in der Lösung dazu! (S. Dowd, Birmingham AL, USA) Sehr schön: Alle fünf Mattstellungen sind Mustermatts. Ein echter «Böhme»! (N. Biveroni, Effretikon) Ein sehr hübsches böhmisches Problem mit Modellmatts, sowohl in der Drohung als in der Lösung. Nach dem feinem Turmopferschlüssel folgen zwei gut harmonierende Mattführungen durch Einsperrung des schwarzen Königs. (S. Bomio, Viganello) Wunderbar, diese Mustermatts! (B. Wernly. Muri BE) Fünf unterschiedliche Mustermatts mitten auf dem Brett sind eine starke Leistung, auch wenn die vielen schwarzen Bauern es nahelegen, dass der schwarze König nach unten gelassen wird. (Th. Maeder, Bern) Wunderschöne «Böhmische Schule»; eine tolle Häufung von Mustermatts. (R. Schümperli, Herrenschwanden) La collaboration entre les pièces blanches est exemplaire par son maximum d’efficacité pour un minimum de moyens. Un problème délectable! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Nach den heiklen Covid-Strapazen ein kleiner Frühlingswink mit einer reizenden Mattbilderblüte! (R. Gygax, Genf) Ein berückend schönes Problem, dessen Lösung mit den Mustermatts aber nicht wirklich leicht ist. (C. Nordt, Hombrechtikon) Die schwarzen Bauern stehen ihrem König nur im Weg. (R. Schweizer, Neuhausen) Ein kühner Opferschlüssel und schöne Mattbilder. Die Lösung fiel mir aber nicht schwer, nachdem ich einmal die Hemmung überwunden hatte, den Turm auf e5 zu stellen. (D. Friedli, Ostermundigen) Il y a cinq magnifiques mats. (Th. Ott, Genf)

Weitere richtige Lösungen sandten: R. Wüthrich, Langenthal; H. Fehr, Erlinsbach.

Lösung 4853

Peter Gvozdják (Slowakei), A. Pituk-100 JT 2004, 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt

Zur Erkennung des thematischen Inhaltes musste bei diesem modernen Meisterwerk eine Verführung beachtet werden. Auffällig ist der ungeschützte Td6, aber Weiss verfügt über ein witziges Doppelschachmatt mittels Bauernumwandlung in einen Springer, falls der König zugreifen sollte: 1. … Kxd6 2. e8=S matt! Diesen Zug mit einem Springerschach zu erzwingen, scheitert am Gegenschach des La7: 1. Sb3+? oder 1. Se6+? Kxd6+! und auch die Flucht des Td6 nach f6 scheitert, konkret an 1. … Sxa3! oder 1. … Sxc3!

Zieht der Ld5 beliebig, demaskiert er die Hinterstellung des Td6, so dass der Sd4 diese mit Mattdrohung aufheben könnte. Aber hier geht es bei der Suche nach dem Schlüsselzug nicht darum, zwischen anscheinend gleichwertigen Feldern für den Ld5 zu entscheiden. Die thematische Entsprechung zwischen der Verführung und der Lösung besteht diesmal darin, wie man den hängenden Turm mit dem Drohmattzug schützen kann. Neben der erwähnten Art gibt es auch die direkte Hinterstellung mit der Dame:

1. Dh2? droht 2. Sd3 matt und 2. Sfe6 matt
1. … Txd6 2. Sb3 matt!
1. … Sxd6 2. Sde6 matt!
In der Art des Stocchi-Block-Themas wird die doppelte Annahme des Turmopfers mittels Dualvermeidung beantwortet.

1. … Kxd6 2. e8=S matt
1. … Sc7 2. Tc6 matt,
aber Schwarz pariert mit 1. … Sxd4!!

Richtig ist also doch ein Läuferzug:

1. La2! droht 2.Sb3 matt und 2. Sde6 matt

1. … Txd6 2. Sd3 matt!

1. … Sxd6 2. Sfe6 matt!

Die beiden Drohmatts der Verführung werden in der Lösung zu Variantenmatts, während die beiden Drohmatts der Lösung bereits Variantenmatts in der Verführung waren! Dieser reziproke Funktionswechsel von weissen Zügen mittels einer Doppeldrohung heisst Odessa-Thema.

Die Doppeldrohung wird hier toleriert, weil sie, wie z.B nach einem Nowotny-Schlüsselzug, Bestandteil des Themas ist. Da die zwei thematischen Verteidigungen in beiden Phasen die gleichen sind, ergibt sich zudem zweimal das Le Grand-Thema (Tausch von Droh- und Variantenmatt in zwei Phasen auf dieselbe Verteidigung; siehe auch Nr. 4831)

1. … Kxd6 2. e8=S matt!

1. … Sc7 2. Tc6 matt

1. … Sxd4 2. Dxd4 matt

Durch den Schlüssel wird der Sf4 von seiner Deckungsaufgabe des Ld5 befreit, während jetzt der Sd4 das vom Läufer vormals gedeckte Feld c6 im Auge behalten muss. Somit ergibt sich der raffinierte Funktionswechsel zwischen den beiden Springern mit nun dem La6 als dualvermeidendem Langschrittler. Ein scharfsinnig konzipiertes Meisterwerk!

Kommentare: Eine Art doppelter Le Grand, realisiert mit einem verwirrlichen Geflecht von Themalinien. (Th. Maeder, Bern) Zwei Verteidigungen erlauben die Drohungen der je anderen Phase differenziert als Mattzüge. Das ist ein doppelter, die Doppeldrohungen differenzierender Le Grand! (R. Schümperli, Herrenschwanden) Erstklassiges, schwieriges Problem mit spektakulärem Auswahlschlüssel, wunderschönen, fein ausdifferenzierten Mattbildern durch Blocks und Damenverstellung und einem Doppelschachmatt dank Bauernunterverwandlung. Die grosse Analogie mit zwei Mattwechseln zwischen Verführung und Lösung ist eine weitere Bereicherung des Problems. (S. Bomio, Viganello) Auswahlschlüssel zum Schutz des d-Turms, eindrucksvolle Mattvielfalt mit einem tollen Verwandlungs-Doppelschachmatt als Krönung, extrem spannend: eine geniale Kreation! (R. Gygax, Genf) Insbesondere der Mattzug mit der Unterverwandlung ist witzig. (D. Friedli, Ostermundigen) Nachdem der Läufer die d-Linie geräumt hat, ist der dreifach bedrohte Td6 indirekt gedeckt, d5 als Fluchtfeld ausgeschaltet und die Möglichkeiten der beiden Springer sind entscheidend gestärkt. In allen Varianten ein tolles Zusammenspiel der weissen Figuren. (W. Weidert, Zürich) Man wähle von den beiden Doppeldrohungen das richtige Paar. (R. Schweizer, Neuhausen.
Weitere richtige Lösungen sandten: Th. Ott, Genf; C. Nordt, Hombrechtikon; H. Fehr, Erlinsbach; B. Wernly, Muri BE; F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane.

Lösung 4852

Jan Hartong (Niederlande) und Dimiter Ivanow (Bulgarien),
Magyar Sakkélet 1967, 1. Preis,
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Ein spektakulärer Inhalt entschädigt den Löser für seine Mühen. Der weisse König steht ohne Schutz nahe des Brettzentrums, aber die gegnerischen Steine, die ihm bedrohlich werden könnten, sind allesamt gefesselt. Die zwei möglichen Gegenschachs können mit einem sofortigen Matt beantwortet werden: 1. … Df5+ 2. Txf5 matt und 1. … Lxe2+ mit dem Batterieabzugsmatt 2. Kxe2 matt. Angesichts der paralysierten schwarzen Kräfte wäre es verlockend, diese Batterie abzugsbereit zu machen, indem man den Kd3 abschirmt. Der Sh2 kann aber zweimal erfolgreich eingreifen:

1. Lc3? droht 2. Kc2 matt, aber 1. … Sxf3! und
1. f4? droht 2. Ke3 matt; aber 1. … Sg4!

Da auch das abwartende 1. Df7? an 1. … Sg4! scheitert, muss Weiss eine auf den ersten Blick absurde Entscheidung treffen, um weiterzukommen:

1. De8!! droht 2. Sb6+ axb6 oder Kc5 3. Dxc6 matt

1. … Sc5+ 2. Kc2+! Sd3+ 3. Sc3 matt!!

1. … Sf4+ 2. Ke3+! Sd3+ 3. Sf4 matt!!

Zweimal ist es nun der losgelassene Se6, der mittels Gegenschach den Kd3 abschirmt, so dass dieser die angestrebten Batterieabzüge sofort und ohne Tempoverlust ausführen kann. Der Springer kann zwar beide Male nochmals mit einem indirekten Schachgebot dagegenhalten, aber nun ist wegen der neuen Standorte des Kd3 auch der Se2 entfesselt und setzt den beiden grandiosen Kreuzschach-Duellen jeweils ein Ende. Das ist fantastische Schach-Akrobatik!

1. … Lxe2+ 2. Kxe2+ Sxd4+ 3. Txd4 matt

Auch in der dritten Variante gibt es drei Schachgebote in Folge, die aber wegen der Schlagfälle nicht als Kreuzschachs bezeichnet werden.

Kommentare: Die Aufgabe der Fesselung im Schlüssel ist überraschend und führt zu einem Kreuzschachgewitter! Störendes Nebenspiel ist weitgehend ausgeschaltet, so soll es sein! (W. Neef, Ulm, DE) Verblüffenderweise gibt die Dame den Springer frei und entfesselt so ein unvergleichliches Kreuzschachfestival. (D. Friedli, Ostermundigen) Feine Drohung mit Entfesselung des schwarzen Springers samt zweifacher Schachprovokation und zwei raffinierte, analoge Mattführungen mit weissen und schwarzen Kreuzschachs in den Hauptvarianten. (S. Bomio, Viganello) Wunderschöner, doppelt schachprovozierender Schlüssel mit zweifacher Hinterstellung: Hinter den eigenen Springer für die Drohung und hinter den entfesselten schwarzen Springer, so dass durch dessen Wegzug kein Fluchtfeld entsteht. In den beiden Hauptvarianten gibt es rekordverdächtige drei Kreuzschachs in Folge! (R. Schümperli, Herrenschwanden) Zwei wunderschöne Kreuzschach-Kaskaden: Ein spektakuläres Feuerwerk, in Gang gesetzt durch einen verblüffenden Schlüssel: Hervorragend. Das Paradoxe daran aus Problemisten-Sicht: Man wird zum Batteriehaltungs-Liebhaber... (N. Biveroni, Effretikon) Weil die Dame die Achillesferse in der schwarzen Stellung aufs Korn nimmt, entfesselt sie den Rappen, worauf die Springer ihre Kapriolen mit Kreuzschach vollführen. (R. Schweizer, Neuhausen) Die Idee der Entfesselung des schwarzen Springers zugunsten der Angriffsmöglichkeit über c6 ist sehr schwierig zu sehen, fesselt doch zuerst der nur auf den ersten Blick funktionslose Sh2 die Aufmerksamkeit. Wenn die Lösung dann gefunden wurde, begeistert natürlich das Kreuzschachfeuerwerk. (C. Nordt, Hombrechtikon) So ein Festival von Fesselungen habe ich noch nie gesehen. Die Verteidigungszüge des Se6 ermöglichen die nicht für möglich gehaltene Entfesselung des Se2 und führen zu spektakulären Zugfolgen und Mattbildern. Dass die Dame die Fesselung des Springers aufgeben muss, war nicht einfach zu sehen. (W. Weidert, Zürich) Deux variantes magnifiques; c’est génial! (Th. Ott, Genf) La position est plutôt complexe avec tous ces clouages qui paralysent les Noirs. Qui croirait que la clé décloue une pièce noire? Et pourtant… Il y a deux variantes hallucinantes: Les parades noires permettent aux blancs de déclouer le Ce2; c’est tout simplement fantastique! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Dass zwei Abzüge des Königs als Drohung nicht funktionieren, aber nach schwarzem Schachgebot schon, hat etwas von Lepuschütz. (Th. Maeder, Bern) Bemerkung: Damit spielt Th. Maeder auf das faszinierende, logische Mehrzüger-Thema Lepuschütz an, bei dem Weiss nur zum Ziel kommt, wenn er Schwarz ein Gegenschach zugesteht, ihn damit aber ein entscheidendes Tempo verlieren lässt.

Eine weitere richtige Lösung sandte: H. Fehr, Erlinsbach.

Lösung 4851

Leopold Szwedowski (Polen), Schweizerische Schachzeitung 1963,
Brunner-Memorial, 1. Preis, Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

In dieser einladenden Stellung, in der zwei zur Lösung analoge Verführungen zu beachten waren, fällt schnell die weisse Batterie auf. Ein sofortiges Abzugsschach des Tc4 ist aber erfolglos, da drei schwarze Langschrittler auf die Batterielinie ziehen können, so dass ein Matt im zweiten Zug unmöglich ist. Weiss versucht nun mit dem Schlüsselzug eine dieser drei Linien zu unterbrechen und gleichzeitig Schwarz zur Aufgabe der zweiten Kontrolle zu zwingen. Mit dem Mattzug würde dann der dritte kontrollierende Stein ausgeschaltet. Für diesen Plan bietet sich der wendige Sc5 an; er offeriert dabei dem Kf7 sogar ein Fluchtfeld, das dieser aber wegen des Doppelschachmatts nicht betreten darf.

1. Sb7? droht 2. De7 matt
1. … Tf3 2. Tc3 matt!
1. … Txd8 2. Sxd8 matt!
1. … Lf3 2. Te4 matt!
zudem
1. … Ke6 2. Tc6 matt
1. … Lf6, Ld6, Lf4 2. D(x)f6 matt
aber 1. …Txa3!

1. Sd3? droht 2. De7 matt
1. … Tf3 2. Tb4 matt
1. … Txd8 2. Te4 matt
zudem neu
1. … Tb4 2. De8 matt
aber 1. … Lf3!

Also bleibt:

1. Se4! droht 2. De7 matt

1. … Tf3 2. Sg5 matt!

1. … Txd8 2. Tc3 matt!
Auf diese beiden Verteidigungen sehen wir nun nach den beiden Verführungen bereits die dritten neuen Mattbilder. Es handelt sich also um einen Mehrphasenmattwechsel; präziser um einen Mattwechsel in 3 Phasen von 2 Abspielen, einem 3x2 Zagoruiko.

1. … Lf3 2. Tb4 matt!
zudem

1. … Ke6 2. Tc6 matt

1. … Tb4 2. De8 matt

1. … Txa3 2. Sg5 matt

1. … Ld6, Lf6, Lf4 2. D(x)f6 matt.
(1. Se6?, aber ebenfalls 1. … Lf3!)

Durch die Entfesselung des Springers werden die Grimshaw-Züge auf f3 zu Verteidigungen, auch fernab des Drohfeldes. Dieser raffinierte Einfall zur Realisierung der technisch anspruchsvollen Idee zeugt von meisterlichem Geschick und trägt viel zum vorzüglichen, ästhetischen Gesamtbild der Aufgabe bei.

Kommentare: Eine weisse Batterie wird von drei schwarzen Verteidigern bewacht; es gilt, sie alle auszuschalten, wozu sie netterweise grad selber helfen. Sehr komplex! (N. Biveroni, Effretikon) Eine recht knifflige Aufgabe mit vielen sich öffnenden und schliessenden Linien, Fesselungen und Entfesselungen. (D. Friedli, Ostermundigen) Avec les deux essais remarquables et la clé magnifique; le tout était assez difficile, mais génial! (Th. Ott, Genf) Präziser Springerauswahlschlüssel zur Läuferlinienöffnung und mit schönen Mattwechseln zwischen den Verführungen und der Lösung. Schädigungen für Schwarz entstehen insbesondere nach der Springerentfesselung, um das Drohmattfeld e7 decken zu können. (S. Bomio, Viganello) Fluchtfeldfreigabe, Doppelschach-Matt, binäres Paradenschema bestehend aus Entfesselung des f-Springers oder Abfangen der Damen-Unterstützungsachse: originell, subtil, unterhaltsam, ein Zweizüger der Extraklasse! (R. Gygax, Genf) Die offenen Linien von Lg2 und der beiden Türme werden durch den Schlüsselzug ausgeschaltet. Er verdammt die Türme zur Untätigkeit. Und der Grimshaw auf f3 erledigt den Rest. Ein Problem mit fantastischen Linienblockaden. (W. Weidert, Zürich) Nach der simultanen Linienöffnung und -sperrung durch den weissen Springer, nützt die Entfesselung des schwarzen Springers nichts. (R. Schweizer, Neuhausen) Un problème beau et subtil. (F. Gertsch) Les Geneveys-sur-Coffrane) Ein sehr beachtlicher und viele Möglichkeiten offenlassender Zweizüger. Das zentrale Problem ist: wohin mit dem Sc5 ? (J. Meli, Bern) Nicht weniger als je 4 weisse und schwarze Langschrittler-Linien weben ein dichtes Beziehungsgeflecht auf dem Brett – die Damen spielen dabei für einmal nicht mit. Der linienräumende Schlüssel-Springer verstellt in den Verführungen und der Lösung je eine von drei schwarzen Linien, ausgerechnet in der Lösung jedoch keinen der beiden Türme, welche doch die eben geöffnete Linie von Läufer a3 wieder schliessen könnten. Tatsächlich liegt ein Schwerpunkt der schwarzen Verteidigung in der Entfesselung des Springes f5, und entscheidend ist die Batterie des Läufers a2! (R. Schümperli, Herrenschwanden).

Weitere richtige Lösungen sandten: Th. Maeder, Bern, B. Kunzi, Ebmatingen, K. Köchli, Bonstetten, C. Nordt, Hombrechtikon, H. Fehr, Erlinsbach, B. Wernly, Muri BE.

Lösung 4850

Walentyn Rudenko und Jurij Gordian (Ukraine)
Chervoniy girnik 1999, 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Ein Meisterwerk von bestechender Eleganz, das die Doppelsetzung eines logischen Themas zeigt und also auch zwei Probespiele zu beachten sind.

«Man nehme von jedem weissen Schachfigurentyp ein Stück, füge zwei weitere weisse Bauern hinzu und verteile sie auf dem Brett. Danach ergänze man acht schwarze Steine und fertig ist das Schachproblem.» So mühelos und fast zufällig erscheint die Konstruktion dieser logischen Aufgabe, dass man glaubt, sie sei nach einem solchen Rezept erschaffen worden. In Wirklichkeit ist das Komponieren von qualitätsvollen Schachproblemen natürlich immens schwierig und es brauchte zwei Meister, um die Doppelsetzung der dargestellten Idee in eine solch perfekte Form zu bringen. GM Walentyn Rudenko (1938-2016) gilt als einer der grössten Komponisten der Geschichte. IM Gordian (*1937) lebt in Odessa und sei bis jetzt vom Krieg verschont geblieben, wie uns Leser Roland Ott, Oberglatt, mitteilt. Dieses Problem gehöre zudem zu seinen Lieblingswerken, hat ihm der ukrainische Komponist geschrieben.

Die Schwierigkeit steht für einmal nicht im Vordergrund; den Schlüssel dürfte man schnell in Erwägung ziehen. Aber zuerst gibt es zwei Probespiele zu beachten:

1. Sc2? droht 2. Dd4 matt
1. … Td6?? 2. Dxg5 matt
(1. … Sc6? 2. Lxc6)
aber 1. … Ld5!

1 e3? droht 2. Dd4 matt
1. … Ld5?? 2. Dh2 matt
aber 1. … Td6!

Gegen die beiden Probespiele hat Schwarz jeweils neben einer schlechten, ungenügenden Verteidigung eine gute, parierende Widerlegung.

Der Läufer bietet sich für den Schlüssel an:

1. Lc6! droht 2. f4+ gxf4 3. Dxf4 matt

1. … Txc6 2. Sc2! (droht 3. Dd4 matt)

2. … Td6 3. Dxg5 matt!

1. … Lxc6 2. e3! (droht 3. Dd4 matt)

2. … Ld5 3. Dh2 matt!

Der Nowotny-Schlüssel mit Besetzung des Linienschnittpunktes von Ta6 und La8 löst keine typische, verstellungsnutzende Doppeldrohung aus, so dass wir von einem vornehmen Nowotny sprechen. Er verunmöglicht hingegen je nach Annahme des Opfers die gute Verteidigung eines der beiden Probespiele. Weiss setzt folglich mit demjenigen Probespiel fort, bei dem Schwarz mit der ungenügenden, schlechten Verteidigung verbleibt. Das ist die Doppelsetzung einer Beugung, in sehr eleganter Form. (siehe auch Nr. 4814 Brehmer).

In der Nebenvariante mit ebenfalls stiller Fortsetzung werden das Droh-und Variantenmatt bezüglich der Variante 1. … Txc6 vertauscht, so dass sich auch noch ein Pseudo Le Grand ergibt:

1. … Sxc6 2. Td7! (droht 3. Dxg5 matt)

2. … Sd4, Se7 3. D(x)d4 matt.

Kommentare: Schöne Synthese von Nowotny und Beugung. (Th. Maeder, Bern) Brillanter Vorplan mit dreifachem Läuferopferschlüssel, sehr fein ausdifferenzierte Fortsetzungen und anschliessende analoge Damenmatts dank Turm- und Läuferblock in den Hauptvarianten. Ein erstklassiges Problem! (S. Bomio, Viganello) Mit der Besetzung des Schnittpunktes c6 durch den weissen Läufer löst sich der «Gordianische» Knoten. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Il y a vraiment peu de pièces. La clé était relativement facile mais les deuxième coups étaient extraordinaires et difficiles! (Th. Ott, Genf) Ein grossartiger, dreifacher Nowotnyschlüssel verzögert zwei schwarze Fluchtfeldblock-Paraden und bietet Weiss bei der dritten eine alternative Drohung: meisterhaft raffiniert! (R. Gygax, Genf) Da der Ld7 eher unterbeschäftigt ist, versucht man ihn nutzbringend anzuwenden. Nowotny-Verstellung auf c6 in schlackenreiner Darstellung. (N. Biveroni, Effretikon) Sehr schön konstruiert, aber ziemlich einfach zu lösen: das Feld c6 bietet sich geradezu an. (D. Friedli, Ostermundigen) Die Besetzung des Schnittpunkts ist naheliegend, die Fortsetzungen sind es nicht. (R. Schweizer, Neuhausen) Grossartig! (C. Nordt, Hombrechtikon) Ein schöner, aber naheliegender Schlüssel. Die nachfolgenden zweiten Züge erfüllen die Hauptaufgabe. Sie lenken die schwarzen Verteidiger auf Fluchtfelder und öffnen der Dame die Diagonale h2-d6. Die Mattbilder sind ein ästhetischer Genuss. (W. Weidert, Zürich) Die vielen möglichen Damenmattbilder und der Schnittpunkt c6 bringen uns auf die Idee: Den Schnittpunkt besetzen und die sich ergebenden Möglichkeiten ausnützen. (H. Wyss, Sierre)

Eine weitere richtige Lösung sandte: H. Fehr, Erlinsbach

Lösung 4849

Barry J. da Costa Andrade (England), Ajedrez Español 1952
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

In diesem variantenreichen, klassischen Problem mit bekanntem Thema wäre sehr verlockend, mit der Dame von c1 oder a5 aus ein Matt auf c5 zu drohen. Aber Schwarz kann den stützenden Bd3 sowohl mit dem Turm wie auch mit dem Läufer schlagen und so die Mattpläne durchkreuzen. Um ans Ziel zu kommen, muss also ein Mittel gegen diese beiden starken Verteidigungen gefunden werden. Das gelingt nur mit dem liniensperrenden Schlüssel, der einen dieser Verteidigungszüge verunmöglicht und den anderen abschwächt:

1. Tb5! Zugzwang!

1. … Txd3 2. Da4 matt!

1. … Txb5 2. b4 matt!

1. … Ta3 2. bxa3 matt

1. … Tc3 2. bxc3 matt

1. … Tb4 2. b3 matt

Der Bb2 führt von seinem Ausgangsfeld vier Züge aus; in unserem Fall sind es Mattzüge. Diese spezielle Häufung von Zügen eines einzelnen Bauern nennt man einen Albino.

1. … Txb2 2. Dxb2 matt

1. … La6 ~ 2. Da7 matt

1. … Sc7 ~ 2. Sxe6 matt

1. … Sf1 ~ 2. Dg1 matt

1. … Se3! 2. Le5 matt

1. … e5 2. Sf5 matt

Neben dem Albino gibt es auch eine präzisierende, fortgesetzte Verteidigung des Sf1 und auf b5 das Motiv von Verteidigungen auf dem gleichen Feld. Auffallend ist zudem die grosse Anzahl an Varianten, die auch durch die durchwegs differenzierten Matts auf die Turmzüge zurückzuführen ist.

Der am Spiel unbeteiligte Ld8 ist hingegen ein gekonnter Kunstgriff des Komponisten, um die Korrektheit des Problems zu garantieren: Sein Einsatz verhindert ein Schach des Tb3 auf der 8. Reihe. Somit kann der weisse König auf f8 stehen, um die Nebenlösung 1. Sxe6+ Sxe6 2. Td5 matt zu vereiteln. Dies, weil der zurückschlagende Sc7 Schach bietet, auf das der Kf8 dann zuerst reagieren muss. Zum Glück für den Komponisten fand sich dieser schwarzfeldrige Läufer, der zudem mit dem zusätzlichen Be7 blockiert werden musste, noch in der Figurenschachtel.

Kommentare: Dieser Albino-Mechanismus mit Turm vor dem Bauern war schon im 19. Jahrhundert bekannt. Dies hier ist eine attraktive Darstellung. (Th. Maeder, Bern) Ein ungewöhnlich reichhaltiges Zugzwangproblem, dem der Albino noch die Krone aufsetzt. (N. Biveroni, Effretikon) Ein sehr reichhaltiges Zugzwangproblem mit einem sehr hübschen Albino, dreifachem Turmopferschlüssel und überraschend vielen Mattbildern. (S. Bomio, Viganello) Eine interessante Darstellung des Albino-Themas (S. Dowd, Birmingham AL, USA) Ein reichhaltiges Zugzwang-Problem mit einem überraschenden Albino – weil man sich auf die Züge des Turmes konzentriert, bemerkt man ihn zuerst gar nicht. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Überraschenderweise entpuppt sich die Aufgabe als Zugzwangproblem. Mit dem dreifachen Turmopfer und mit dem Ausnützen aller vier Zugmöglichkeiten des Bauern b2 ist es eine höchst vielfältige, unterhaltsame Aufgabe. (D. Friedli, Ostermundigen) Il n’y a pas moins de onze mats. Un problème à la fois riche et subtil. (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Da Weiss auf jeden schwarzen Zug, ausser auf den Bauernzug, mattsetzen kann, muss der Turm die Seite wechseln. (R. Schweizer, Neuhausen) Il n’y a pas de menace mais un Zugzwang! Et il y a onze mats différents: génial! (Th. Ott, Genf) Sehr verräterisch ist das Feld b5. Drei schwarze Figuren zielen dort hin. Mit 1. Tb5! wird zudem der Ausflug des La6 nach c4 oder d3 verhindert. (H.-J. Hahne, Kiel DE) Der Schlüsselzug liegt auf der Hand und trotzdem ist die Besetzung dieses Schnittpunkts super. (J. Meli, Bern) In der Tat, ein reichhaltiges Zugzwang-Problem mit umfangreicher Lösung und einem Turmopfer zur Linienblockierung. (C. Nordt, Hombrechtikon) Ein eher einfaches Problem mit vielen Varianten. (W. Weidert, Zürich) Der d-Bauer darf nicht geschlagen werden: ein raffiniert vielfältiger Zugzwangszweizüger! (R. Gygax, Genf)

Weitere richtige Lösungen sandte: H. Wyss, Sierre, K. Köchli, Bonstetten.

Lösung 4848

Shlomo Seider (Israel), Schakend Niederland 1963, 1. Lob
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Idee und Form dieses Problems ergänzen sich auf unterhaltsame Weise, wobei der dicht besetzte obere Brettabschnitt Begriffe wie Raumnot oder mangelnde Bewegungsfreiheit evoziert. Tatsächlich besteht die Idee von Weiss darin, die gegnerischen Figuren sich in der ohnehin schon beengten Stellung so verkeilen zu lassen, dass sie verteidigungsunfähig werden. Anfänglich scheint dies ein leichtes Unterfangen, aber immer wieder verfügt Schwarz über eine versteckte Verteidigung. So scheitert das naheliegende Tc5? mit präventiver Kontrolle des Fluchtfeldes d5 nur an 1. … b4! nebst 2. … bxc3! mit Schaffung eines Fluchtfeldes auf d4. Auch wenn Weiss dieser Strategie mit Kurzdrohungen zuvorkommen will, findet Schwarz immer eine Ausrede:

1. Lh5 !? droht 2. Lxg6 matt
aber 1. … Lc6!

1. Td1 !? droht 2. Td4 matt
1. … Txd6?? 2. Sg5+ Ke5 3. f7 matt
aber 1. … Tc6!

1. Tf3!? droht 2. Te3 matt
1. … Tc6?? 2. Lh5! Sg6 zieht 3. Tf4 matt
aber wiederum 1. … Lc6!

Mit einem doch überraschenden Turmopfer zwingt Weiss den Gegner das Feld c6 als erster zu besetzen, um dann entsprechend reagieren zu können:

1. Tc6!! droht 2. Sg5+ Kxe5 3. f7 matt

1. … Txc6 2. Lh5! (droht 3. Lxg6 matt) Sg6 zieht 3. T(x)f4 matt

Der Ld5 ist blockiert und kann kein Fluchtfeld schaffen. Die interessante Fortsetzung 2. Tf5? (droht 3. Sg5 matt) führt wegen 2. … Le3! nicht zum Ziel.

1. … Lxc6 2. Td1! und 3. Td4 matt
Nun ist der Tb6 eingeklemmt und kann dem La7 die Diagonale nicht mehr öffnen.

1. … dxc6 2. Tf3! und 3. Te3 matt
Diesmal sind sowohl der Tb6 wie der Ld5 blockiert, aber kompensatorisch kommen der Tb7 und der Bc6 selbst ins Spiel, so dass nur eine Fortsetzung durchdringt: 2. Td1? c5! und 2. Lh5?! oder 2. Tf5? Txf7! scheitern.

Diese originelle Idee mit wechselseitigen Behinderungen war nicht ganz einfach zu durchschauen.

Kommentare: Das logische Gefüge mit wechselseitigen Blocks von Turm und Läufer und fortgesetzter Verteidigung durch den Bauern ist beeindruckend. Es stehen aber schon sehr viele Steine herum, ohne sich zu bewegen. Ich hätte zudem gerne auch die Variante 2. Tf5 (droht 3. Sg5 matt) exf5 3. Lf3 matt gesehen. (Th. Maeder, Bern) «Verteidigungen auf dem gleichen Feld», einer meiner Lieblingsthemas im Zweizüger. Besonders 1. … Txc6 machte mir Schwierigkeiten. Da sah ich lange nicht, wie Weiss weiterkommt. Shlomo war ein sehr begabter Künstler. (S. Dowd, Birmingham AL, USA) Après la clé, il y a trois somptueux deuxièmes coups, après trois mêmes jeux des Noirs. (Th. Ott, Genf) Die schwarzen Figuren stehen einander im Weg. (R. Schweizer, Neuhausen) Ein wunderschönes, originelles Problem mit brillantem dreifachem Turmopferschlüssel und drei sehr fein ausdifferenzierten Mattführungen durch verblüffende Selbsteinsperrung der schwarzen Steine! (S. Bomio, Viganello) Grossartiger Schlüssel und Drohung, schwarze Turm-Bivalve, raffinierte Einmischung des weissen Turms zum Schutz des d-Bauern: eine höchst originelle Konstruktion! (R. Gygax, Genf) Der im Abseits stehende Lg7 erzwingt durch das Abzugsmatt f7 die Besetzung des Felds c6. Dies führt zur gegenseitigen Blockade der schwarzen Figuren und hält den König auf seinem Platz fest. Das Lob für dieses Problem war verdient. (W. Weidert, Zürich) Zur schon im Satz offensichtlichen gegenseitigen Turm-Läufer-Verstellung auf dem Feld c6 kommt in der Lösung noch der Bd7 dazu. Der prächtige Tanz umfasst dann ein Satzmatt als Drohung und drei Probespiele. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Dieser verblüffende Turmopferzug mit drei verschiedenen Linienverstellungen und drei verschiedenen Turmmatts begeistert mich! (M. Rüfenacht, Basel) Pfiffig: Die bescheidene schwarze Mobilität erlaubt immerhin noch das Einschliessen eigener Figuren! (N. Biveroni, Effretikon) Un problème intéressant: L’essai 1. Tf5? échoue à cause de Fc6, l’amélioration éventuelle 1. Tc5? se heurte à b4, alors il ne reste guère que l’invraisemblable clé 1. Tc6! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane)

Lösung Nr. 4847

Milan Velimirović (Serbien), Čik 1969, 2.-3. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Weiss muss etwas gegen die ungedeckte Königsflucht finden. Die Mattzüge der Verführung und der Lösung stehen dann in einem engen Zusammenhang. Dieses eindrückliche, gut gebaute Ideenproblem gelang dem späteren Grossmeister bereits mit 17 Jahren. Dabei geht es weniger um einen kniffligen oder variantenreichen Inhalt als um die Darstellung eines komplexen Themas. Es gibt nur drei Varianten, die aber in zwei Phasen, der Verführung und der Lösung, verglichen werden müssen. Die Aufgabe ist auch nicht allzu schwierig, denn Weiss muss ja auf die ungedeckte Fluchtmöglichkeit des schwarzen Königs ein Matt bereitstellen. Dazu hat er nur zwei Möglichkeiten; die für das Verständnis des Inhaltes wichtige Verführung kann also kaum übersehen werden:
1. Th6? Zugzwang
1. … Kf6 2. Txf5 matt! A
1. … g5 2. d4 matt B
1. … Te7 beliebig 2. Sxd7 matt C
aber 1. … Tf7!, und Weiss hat kein Matt.

Es geht hingegen:

1. Dd8! Zugzwang!

1. … Kf6 2. Sxd7 matt! C

1. … g5 2. Txf5 matt A

1. … Te7 beliebig 2. d4 matt B

In Verführung und Lösung folgen auf dieselben Verteidigungen dieselben Mattzüge, aber zyklisch verschoben! Dieser exklusive, schwierig darzustellende Zyklus von drei Variantenmattzügen heisst Lačný, nach dem Slowaken L’udovit Lačný (1926-2019) Die drei sich automatisch ergebenden Matt- und Paradenwechsel sind nicht mehr speziell erwähnenswert.

Kommentare: Ein sehr harmonischer «Lačný»! (Th. Maeder, Bern) Immer attraktiv: Zyklische Vertauschung der Mattzüge nach schwarzen Paraden: Das Thema Lačný. (N. Biveroni, Effretikon) Die Mattzüge werden in der Lösung gegenüber der Verführung zyklisch rotiert! (L. Lippert , Madrid) Les mats A, B, C de l’essai infructueux deviennent les mats C, A, B de la solution. Joli! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Eine raffinierte, gut versteckte Idee: Zwei Mal Vorausfesselung eines schwarzen Verteidigers bei Königsflucht mit zyklisch vertauschten Mattzügen in Verführung und Lösung, dabei stellt der Zugzwang sicher, dass der schwarze König das Fluchtfeld auch tatsächlich nutzt. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Alle Mattzüge sind die gleichen bei der Verführung wie bei der Lösung. Sehr schön ist auch, dass beide erste Züge beim folgenden Zug des schwarzen Königs eine Figur fesseln und ein Matt ermöglichen. (C. Nordt, Hombrechtikon) Ein attraktives Zugzwangproblem mit grosser Harmonie zwischen Verführung und Lösung: Es gibt jeweils einen Hinterstellungsschlüssel zur späteren Fluchtfelddeckung bzw. Fesselungsausnutzung und prächtig verflochtene schwarze Züge und Matts. (S. Bomio. Viganello) Nach 1. Dd8 entwertet die symmetrische Fesselung von Turm und Springer das Fluchtfeld f6 und bringt Schwarz in Zugzwang. Das Mattbild nach Kf6 ist ein ästhetischer Genuss. (W. Weidert, Zürich) Ein schönes Zugzwangproblem. (D. Friedli, Ostermundigen) Schwarz ist zwar stark gelähmt, aber der Turm ist zu bändigen: Eine lustige Fesselungs-Angelegenheit! (R. Gygax, Genf) C’est de l’art! Magnifique! (Th. Ott, Genf) Immer «schleicht» der König auf f6 ab; mit 1. Dd8 kann man das zum Matt nützen. (B. Kunzi, Ebmatingen) Der Turm versucht die Verführung und nicht die Dame, die eine Fesslung vorbereitend den König am erfolgreichen Türmen hindert. (R. Schweizer, Neuhausen)

Eine weitere richtige Lösung sandte: B. Wernly, Muri BE.

Lösung Nr. 4846

Sergey Bilyk (Russland), Sahs/SHahmaty Riga, 1991, 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Eigentlich möchte man sofort die Dame aus der Ecke holen, um das Mattreiben zu beginnen. Aber dann wird klar, dass sie dort überraschenderweise bereits optimal steht; zumindest bis sich der gegnerische König für ein Fluchtrichtung entschieden hat. Allerdings steht der Ld5 ihrem Einsatz noch im Weg und so macht dieser einen kleinen Schritt zur Seite:

1. Lc4! Zugzwang

1. … Kc3 2. Dh1!!, erneuter Zugzwang:

2. … Kb4 3. De1 matt

2. … Kd4 3. Da1 matt

2. … Kb2 3. Sa4 matt

2. … Kd2 3. Se4 matt

Der König flüchtet auf die vier diagonal angrenzenden Felder: Das ist das beliebte, oft bearbeitete Thema der Königs-Sternflucht. Flüchtet nun der König nach e5, wiederholt sich auf einen anderen stillen weissen Damenzug das Sternflucht-Motiv:

1. … Ke5 2. Dg2!!, wiederum Zugzwang:

2. … Kd4 3. Dg7 matt

2. … Kd6 3. Dh2 matt

2. … Kf4 3. Sd3 matt

2. … Kf6 3. Sd7 matt

Das sind dieselben Mattbilder, allerdings an der Diagonalen a7-g1 gespiegelt! Wohl durch die diagonale Symmetrieachse wirken diese Wiederholungen der Mattwendungen aber kaum repetitiv oder schablonenhaft. Vielmehr überzeugen die differenzierten, raumgreifenden Fortsetzungen in die andere Brettecke und die attraktiven Mattbilder. Zudem ist es verblüffend, mit welch einfachen konstruktiven Mitteln es dem Komponisten vor erst dreissig Jahren gelungen ist, diese alte, unzählige Male gezeigte Problem-Idee gleich doppelt und ohne jegliche weissen Zugswiederholungen darzustellen. Eine Perle!

Kommentare: Nach Linienöffnungsschlüssel doppelt gesetzte prächtige Sternflucht des Königs unter dauerndem Zugzwang, wobei die Dame drei Ecken des Feldes ganz, und mit g7 die vierte fast besetzt. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Doppelte Sternflucht ohne Mattzugwiederholung, ganz erstaunlich! (A. Nievergelt, Winterthur) Der Läuferhüpfer macht den Weg frei für zwei Längstzüge der weissen Dame bei zwei verschobenen Sternfluchten des schwarzen Königs. (R. Schweizer, Neuhausen) Fantastischer Doppelstern! Kein einziges Mattbild ein Mustermatt, aber jedes eine Augenweide! Hat mir ausserordentlich gefallen. (N. Biveroni, Effretikon) Erstklassiges, sehr gut gebautes Zugzwangproblem mit präzisem Läuferauswahlschlüssel, zwei stillen Damenfortsetzungen und wunderschönen analogen Mattbildern nach zwei Sternfluchten! Ein sehr gut verdienter erster Preis! (S. Bomio, Viganello) Unglaublich! Von beiden Fluchtfeldern kann der schwarze König auf je vier Felder weiterziehen und wird mit fantastischen Mattbildern besiegt. Die Dame ihrerseits nutzt das gesamte Brett und die beiden Springer vollbringen Wunder. Ein wohlverdienter 1. Preis! (D. Friedli, Ostermundigen) Soll der König oder der Läufer der Dame den Weg frei machen, damit sie ihres Potentials gerecht ist? Ein eindrucksvoller Marathonlauf zur Beherrschung der schwarzen Diagonalen, gefolgt von verblüffenden, wunderschön symmetrischen Abschlüssen: diese originelle Kreation ist ein Meisterwerk! (R. Gygax, Genf) Nach Lc4 erhält die Dame die entscheidende Kontrolle über die Diagonalen a1-h8 und a8-h1. Ein komplexes Problem, obwohl Schwarz nur 2 Königszüge hat. Das Zusammenwirken der Springer ist beeindruckend. (W. Weidert, Zürich) Für solche Stellungen fehlt mir das Gefühl – ich habe gefühlt ewig gebraucht. (Th. Maeder, Bern) Après la clé suivent des deuxièmes coups superbes et huit mats magnifiques. (Th. Ott, Genf)

Lösung Nr. 4845

Joachim Brügge (Deutschland), Schacholympiade Luzern, 1982, Lob
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Ein Zweizüger vom 18. International Solving Contest (ISC) 2022, der weltweit gemäss Zeitzone gleichzeitig ausgetragen wurde, also z.B. um 19h in Tokio oder um 7h in Rio. Dieses Problem war in der Kategorie 2 zu lösen und zeigt die Kombination zweier beliebter Themen.

Der Le5 scheint im Zentrum für den weissen Angriff mehr hinderlich als nützlich zu sein und so liegt es nahe, dass er den Schlüsselzug ausführt. Tatsächlich verbessert jeder Läuferzug die weisse Stellung merklich: Die Dh8 wird von ihrer Deckungsaufgabe befreit und die 5. Reihe geräumt, so dass mit 2. Sdf6 matt eine Mattdrohung entsteht. Dabei kann der Sd5 die f-Linie verstellen, weil er kompensatorisch die 5. Reihe öffnet, so dass das Fluchtfeld f5 wiederum gedeckt ist. Schwarz versucht nun die 5. Reihe präventiv zu verstellen, so dass der Ke4 bei Ausführung der Drohung tatsächlich nach f5 entweichen könnte. Diese Verteidigungszüge, die eine noch maskierte weisse Linie besetzen, heissen Lewman-Paraden.

Schwarz verfügt über gleich fünf solcher Verteidigungen, die aber Schädigungen verursachen. Bei der Suche nach dem richtigen Schlüsselfeld neutralisiert der Le5 nun fünfmal eine der Schädigungen durch Selbstbehinderung, so dass die entsprechende Lewman-Parade die Verführung auch pariert:

1. Ld4? droht 2. Sdf6 matt
aber 1. … Tb5! (2. Dd4 matt??)
1. Lxc3?
aber 1. … Sc5! (2. Sxc3 matt??)
1. Lxd6?
aber 1. … c5! (2. Sxd6 matt??)
1. Lh2?
aber 1. … Lb5! (2. Dh1 matt??)
1. Lf4?
aber 1. ... Se5! (2. Tf4 matt??)
Zudem: 1. Lg7? Tb5!

Nur auf g3 verhindert der Läufer keinen weissen Mattzug:

1. Lg3! droht 2. Sdf6 matt

1. … Tb5 2. Dd4 matt

1. … Sc5 2. Sxc3 matt

1. … c5 2. Sxd6 matt

1. … Lb5 2. Dh2 matt

1. … Se5 2. Tf4 matt

Diese Kombination eines Auswahlschlüssels mit fünf Lewman-Paraden als Verführungswiderlegungen stellen einen überaus attraktiven und lösernahen Inhalt dar.

Kommentare: Fünfmal «Lewman» mit thematischen Verführungen. Das war wohl der beste Zweizüger in jenem Turnier. (Th. Maeder, Bern) Nach Wegzug des Le5 öffnet der drohende Mattzug die weisse Linie des Ta5 nach f5; daher kann der Mattzug die weisse Linie des Tf7 nach f5 verstellen. Mit seinen Paraden verstellt Schwarz die noch maskierte Linie, die Weiss öffnen möchte – das sind prächtige fünf «Lewman»-Paraden – und das Ganze gekrönt von einem vollständigen Auswahlschlüssel des Le5! (R. Schümperli, Herrenschwanden) Nachdem Weiss die horizontale Turmlinie zu räumen begonnen hat, kann Schwarz zwar die Wirkung des Turmes wieder behindern, erleidet aber jedesmal eine andere Schädigung. (R. Schweizer, Neuhausen) Chacun des 5 essais infructueux échoue à cause d’une seule réfutation; ce n’est que sur 1. Fg3 qu’aucune de ces tentatives de réfutation ne fonctionne. Un problème remarquablement bien construit! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Gar nicht so einfach zu erkennen, dass der Läufer im Zentrum ziehen muss. Mit der Drohung wird die eine Turmlinie geschlossen und die andere geöffnet. Der Läufer muss dann noch das richtige Feld finden, auf dem er die weissen Mattzüge nicht stört, die auf die schwarzen Versuche folgen, die nun geöffnete Turmlinie wieder zu sperren. Genial gemacht. (D. Friedli, Ostermundigen) Der Schlüsselzug ist überraschend. Durch die Räumung des Schnittpunkts e5 erhält der Ta5 die Kontrolle über das Fluchtfeld f5 und die Mattdrohung durch Sf6 kann nur mit einer Blockade der 5. Reihe abgewehrt werden. Daraus resultieren variantenreiche Mattbilder. (W. Weidert, Zürich) Präziser Läuferauswahlschlüssel zur Turmlinienöffnung und fein ausdifferenzierte Matts nach fünffacher Verstellung dieses Turmes. (S. Bomio, Viganello) Es ist nicht einfach zu sehen, dass das Feld f5 auch vom Ta5 gedeckt werden kann und dass dazu erst der Le5 gezogen wird und danach der Sd5 mit dem Zug nach f6 auch noch den Tf7 und die Dh8 verstellen muss. (C. Nordt, Hombrechtikon) Mir gefällt, dass nach dem Schlüsselzug Schwarz die 5. Reihe auf fünf verschiedene Arten schliessen kann, was jedes Mal ein anderes Matt zur Folge hat. (M. Rüfenacht, Basel) Grossartiger Auswahlschlüssel zur Räumung der 5. Reihe, dazu ein herrliches Mattbouquet, vor allem der «Tauchgang» nach h1 Ihrer Majestät! (R. Gygax, Genf) Il y a cinque essais thématiques. C’est magnifique! (Th. Ott, Genf) Eine gut versteckte Drohung, prächtiger Auswahlschlüssel, einheitliche Idee hinter allen schwarzen Paraden: Ob diese Aufgabe nicht eine bessere Bewertung verdient hätte? (N. Biveroni, Effretikon) Diese Frage wird seit 40 Jahren zu Recht gestellt. Die Meinungen scheinen dabei nicht gross zu differieren; das richterliche Verdikt war das eigentliche Rätsel.

Weitere richtige Lösungen erhielten wir von: H. Zingg, Grosshöchstetten und K. Köchli, Bonstetten.

Lösung Nr. 4844

Walery Schawyrin (Russland), Schach 2017, 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

In diesem harmonischen, thematisch klar strukturierten Dreizüger dürfte nur der Anfang etwas knifflig gewesen sein. Um neben Linienthemen auch ein logisches Thema zu entdecken, waren zwei Probespiele zu beachten.

Der unterbeschäftigte Sb7 bietet sich an, ins Spiel einbezogen zu werden. Er hat zwei interessante Versuche:
1. Sa5? droht 2. Sc6 matt
1. … Sd3?? 2. Sxc4 matt, aber
1. … Ld3! und jetzt verstellte bei Ausführung der Drohung der Springer die zweite nach d6 gerichtete Deckungslinie und der Ke5 könnte entkommen. Analog geschieht nach
1. Sd8? droht 2. Sc6 matt
1. … Ld3?? 2. Sxf7 matt, aber
1. … Sd3! und wiederum scheiterte die Ausführung der Drohung, weil Schwarz mit seiner Verteidigung bereits eine auf das Themafeld d6 gerichtete Deckungslinie verstellt hatte. Beide Male verteidigt sich Schwarz also gemäss dem Thema A der weissen Linienkombinationen.

Es braucht einen cleveren Königszug und ein attraktives Drohspiel, um die schwarze Verteidigung auszuhebeln:

1. Kh2! droht 2. Td5+! exd5 3. Lg3 matt
Schwarz verstellt nun zweimal dem Td2 die d-Linie:

1. … Sd3 2. Sa5! Es droht nun neu 3. Sxc4 matt

2. … Sb2 3. Sc6 matt!
Da Schwarz eine auf das Feld d6 gerichtete Linie öffnet, kann Weiss mit dem Mattzug eine andere darauf gerichtete Linie verstellen.

Wiederum geschieht in der anderen Variante analog das Gleiche:

1. … Ld3 2. Sd8! Es droht nun neu 3. Sxf7 matt

2. … Lg6 3. Sc6 matt!

Die Öffnung der d-Line erlaubt im Mattzug die Schliessung der 6. Reihe. Diese Nutzungen erfolgen in beiden Varianten gemäss dem Thema B.
Die logische Idee besteht nun darin, dass nach einleitenden Lenkungen der schwarzen Figuren Weiss die anfänglich ungenügenden Probespiele des Sb7 wiederum ausführt. Diese drohen nun aber eine anderes Matt, gegen die der zuvor parierende Stein keine genügende Verteidigung mehr hat. Bei der erneuten Ausführung der Probespiele wechselt also die Drohung. Diese Idee mit dem Drohwechsel im Verlauf der Themavarianten heisst Schweizer Idee.
Namensgeber war der in Deutschland aufgewachsene Schweizer Erich Brunner, einer der wichtigsten und innovativsten Vertreter der neudeutschen Schule, der diese Idee als erster erörterte. Seinen Namen treffen wir auch in den Begriffen Brunner-Turton oder Brunner-Dresdner an.

Dazu kommt eine den Inhalt wunderbar abrundende Variante mit neuen Funktionen der Züge:

1. … c6 2. Sd6! droht 3. Sd7 matt

2. … Ld3 3. Sxf7 matt

2. … Sd3 3. Sxc4 matt
Die Drohmatts der beiden Themavarianten werden hier zu Variantenmatts. Die Züge 1. … Sd3 und 1. … Ld3 haben sogar drei Funktionen: Zuerst sind sie Paraden der Probespiele, dann Varianten und hier schliesslich Forsetzungen auf den 2. weissen Zug.

Werden mindestens 2 schwarze Züge in der Lösung an verschiedenen Stellen wiederholt, spricht man vom Babuschka-Thema. Hier ist der Sinn des Namens durch die Zusammenführung zweier Züge von zwei einzelnen auf eine einzige, dritte Variante gut nachvollziehbar: Identische Züge werden in «kleinerem», kompakterem Rahmen wiederholt. Beinahe automatisch ergibt sich so auch das Banny-Thema: Die Probespiele 1. Sa5? und 1. Sd8? scheitern an den besagten Paraden, tauchen dann aber in den Varianten vertauscht als erfolgreiche Fortsetzungen auf diese Verteidigungen wieder auf. Ein reicher, sauber realisierter Inhalt in einer übersichtlichen, einladenden Stellung. Ein verdienter erster Preis!

Kommentare: Doppelter «Schweizer» in sehr gepflegter Darstellung. (Th. Maeder, Bern) Dank raffiniertem Rösslispiel kann die Deckung von d6 durch die weissen Türme im Auge behalten werden. Ein kristallklarer «Banny» im Dreizüger-Gewand! (N. Biveroni, Effretikon) Der verblüffende Schlüsselzug verhilft Weiss zum Tempogewinn. Schwarz muss die Verteidigungsposition von Springer oder Läufer aufgeben, um die d-Linie zu blockieren. Danach hat der Sb7 jeweils eine entscheidende, doppelte Drohung. (W. Weidert, Zürich) Kein offensichtlicher Schlüssel, dazu ein meisterhaft reguliertes Lipizzanerballett: einfach genial! (R. Gygax, Genf) Eine Riesenüberraschung: Wie die Probespiele zeigen, dreht sich alles um den Springer b7 – und dann ist der Schlüssel eine Feldräumung durch den König «am anderen Ende des Brettes»! (R. Schümperli, Herrenschwanden) Après la clé, il y a trois coups du Cb7. C’est absolument superbe! (Th. Ott, Genf) Schwarz muss Springer und Läufer auf ihre Herkunftsfelder zurückziehen, die Linienunterbrechung aufheben und so dem weissen Springer einen Doppelzug erlauben. (R. Schweizer, Neuhausen) Sehr ansprechende Drohung und zwei analoge Mattführungen mit weisser Turmverstellung und anschliessender «Turmlinien-Wiederöffnung» durch Springer- bzw. Läuferrückkehr in den Hauptvarianten. In der nicht weniger schönen dritten Variante werden die schwarzen Springer- und Läuferlenkungen auf andere Weise wieder ausgenutzt! (S. Bomio, Viganello)

Lösung Nr. 4843

Walther Jørgensen (Dänemark), Skakbladet 1947, 2. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Ein Klassiker, der auch nach einem Dreivierteljahrhundert nichts von seiner Frische verloren hat. Weiss hätte leichtes Spiel bei gegnerischem Anzug, denn auf jeden schwarzen Zug steht schon ein Matt bereit:

1. … La2 2. Dxc2 matt
1. … Sb6 2. Txc7 matt
1. … Sd6 zieht 2. L(x)b5 matt
1. … d3 2. exd3 matt
1. … e4 zieht 2. Tc5 matt

Ein simpler, abwartender Schlüssel zur Abwälzung der Zugspflicht ist nicht vorhanden und somit muss Weiss den Plan wechseln. (Zugwechsel) In diesem Fall reicht nur ein drastisches Mittel: Der Springer kappt mit dem Schlüssel alle Fäden des bestehenden Mattnetzes und knüpft sie unter Freigabe eines Fluchtfeldes zu einem neuen zusammen!

1. Sd5!! Zugzwang

1. … La2 2. Dxa2 matt!

1. … Sb6 2. Sxb6 matt!

1. … Sd6 zieht 2. D(x)b5 matt!

1. … d3 2. Se3 matt!

1. … e4 zieht 2. Db4 matt!

Das sind also eindrückliche 5 Mattwechsel im Vergleich zum Satzspiel. Neu kommt nun noch die Königsflucht dazu:

1. … Kxd5 2. Dxd4 matt

Wie von magischer Hand werden mit dem Schlüssel alle bestehenden Matts zum Verschwinden gebracht und ein komplett neuer, gut variierter Satz von Mattbildern hervorgezaubert. Eine vorzügliche, exzellent gebaute White-to-play Aufgabe mit komplettem, fünffachem Mattwechsel!

Kommentare: Feinstes «White-to-play»-Problem mit einem vollständigen Satz an neuen Matts. Ein beschwingtes Löservergnügen nach dem «Chnorz» vom letzten Mal. (R. Schümperli, Herrenschwanden) «White-to-play»-Zugzwang mit Fluchtfeldfreigabe und Totalmattwechsel-Konfiguration: technisch hervorragend! (R. Gygax, Genf) Mattwechsel auf alle Satzspiele nach schönem Schlüssel. Fünf Mattwechsel gab es 1947 noch nicht sehr oft. (Th. Maeder, Bern) Après la clé on a tous les mats changés. Une vraie merveille! (F. Gertsch, Les Geneveys sur Coffrane) Nichts bleibt so, wie es war. (R. Schweizer, Neuhausen) Après la clé, tous les Noirs jouent et tous les Blancs matent – avec des mats différents d’avant la clé! Magnifique! (Th. Ott, Genf) Da weit und breit kein Wartezug zu finden ist, müssen die Satzspiele über Bord geworfen werden, aber nach dem Schlüssel werden sie vollwertig ersetzt. Und als Sahnehäubchen auf diese doppelstöckige Torte kommt noch die Königsflucht obendrauf. Ein Leckerbissen! (N. Biveroni, Effretikon) Nach dem Schlüsselzug, der den Springer optimal positioniert, schädigt sich Schwarz mit jedem möglichen Zug. Die folgenden Mattbilder bieten ein perfektes Zusammenspiel der weissen Figuren. (W. Weidert, Zürich) Ein schön konstruiertes Zugzwangproblem mit Feldräumung, Opferschlüssel, Aktivierung gegnerischer Figuren und Fesselungen. (C. Nordt, Hombrechtikon) Prächtiges Zugzwangproblem mit brillantem Springeropferschlüssel und sehr feinen Mattwechseln zwischen Satz und Lösung. (S. Bomio, Viganello). Obwohl es nach Zugzwang aussieht, ist der Schlüssel, der dem König ein Fluchtfeld gewährt, gar nicht offensichtlich (D. Friedli, Ostermundigen) Ein prächtiger Zugzwang-Zweizüger (K. Köchli, Bonstettern) Es sieht nach Zugzwang aus. Die Dame muss mehr Bewegungsfreiheit haben und man muss die Funktion des Tf5 erkennen. (J. Meli, Bern) Nach dem Satzspiel den Schlüsselzug zu finden, hat Zeit gekostet! (B. Wernly, Muri BE) Alle weissen Züge werden also durch die zwei Figuren erledigt, die ursprünglich in der b-Linie stehen. Danke für das extrem schön komponierte Problem! (L. Lippert, Madrid, ES)

Weitere richtige Lösungen erhielten wir von: H. Reddmann, Hamburg, DE, B.Kunzi, Ebmatingen.

Lösung Nr. 4842

Percy F. Blake (England), Brighton Society 1904, 4. Preis
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Diese Aufgabe aus der Belle Époque bot einen unterhaltsamen, überraschenden Inhalt.

Alle Versuche die De2 näher zum Kd5 zu führen, erweisen sich als zu langsam, denn Schwarz kann seinem König mit 1. … c5 oder 1. … Lxc3 wahlweise Fluchtmöglichkeiten schaffen. Es geht nur mit einem fantastischen Feldräumungsschlüssel des Se4, der eine Drohung schafft und zudem präventiv Turmlinien verstellt:

1. Sd6!! droht 2. Dxc4+ Kxd6 3. Se4 matt

1. … Kxd6 2. Dxc4! c5 3. De6 matt und 2. … e4 3. Dd4 matt

Auf die offerierten Königsfluchten folgt die Drohung, wobei sich die Variante nach Annahme des Opfers verzweigt. Thematisch interessant wird es, wenn die anderen Steine das Opfer annehmen:

1. … Txd6 2. Dxe5+!! Kxe5 3. Tf5 matt!! (Modellmatt)

1. … Lxd6 2. Le6+!! Kxe6 oder Kc5 3. Dxc4 matt

1. … cxd6 2. Tf4!! droht 3. Dxc4 matt exf4 3. Dh5 matt!! (Modellmatt) 2. … c5 3. De4 matt und 2. … e4 3. Dh5 oder Tf5 matt

Auf die Opferannahmen setzt Weiss mit einem Damen-, einem Läufer- und einem Turmopfer fort!

Das ist an sich schon spektakulär, aber bei diesen drei schwarzen Zügen handelt es sich zudem um einen Stocchi-Block. Darunter versteht man den Sachverhalt, wenn ein Fluchtfeld des Königs von mindestens drei Steinen geblockt wird. Diese Verteidigungen müssen «trippelvermeidenden» Charakter haben, das heisst, dass ihr einziger Schaden die Blockierung der Königsflucht ist und bereits ihre Ausführung zwei der drei weissen Fortsetzungen dieses Varianten-Terzetts verunmöglicht. Sie dürfen also keine weiteren Schädigungen wie, zum Beispiel, Linienöffnungen oder die Aufgabe von Deckungen zur Folge haben, die dann von Weiss genutzt werden könnten.

Um zu prüfen, ob die Kriterien der Trippelvermeidung erfüllt sind, stelle man sich auf dem Opferfeld einen schwarzen Stein vor, der nur als Masse wirkt (einen sogenannten «dummy pawn»). Nun müssen alle drei weissen Fortsetzungen durchdringen.

Aber damit nicht genug; Schwarz hat ja noch den unangenehmen Zug des c-Bauern im Köcher:

1. … c5 2. Tf6! nebst 3. De4 matt!

Der stille Zug des f7-Turms ist nicht einfach zu sehen. Weiss profitiert nun von der doppelten Turmliniensperre des Sd6 und Schwarz hat gegen die Drohung 3. De4 matt kein Mittel. Eine knifflige Nebenvariante!

Zu diesem imponierenden Problem kann man noch sagen, dass der Entdecker und Namensgeber des Themas, der Italiener Ottavio Stocchi (1906-1964) zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung noch gar nicht geboren war. Die Problemidee war also bereits Jahrzehnte vor ihrer Definition dargestellt worden (Zu diesem Thema siehe auch die Nr. 4795).

Kommentare: Ein viermal geopferter Springer als origineller, keineswegs offensichtlicher Schlüssel, unerwartete Antworten auf die schwarzen Paraden, verführungs- wie variantenreich: vraiment la Belle Epoque! (R. Gygax, Genf) Zum Glück rechnet man beim Namen Blake mit überraschenden Zügen! (Th. Maeder, Bern) Intuitiv gerät das Springeropfer auf d6 schnell in den Blickpunkt. Die vielfältigen Varianten der zweiten weissen Züge machen dieses Problem recht anspruchsvoll und auch reizvoll. (W. Weidert, Zürich) Quel esthétisme! Quelle splendeur! Quel génie! Après la clé, il y a cinq variantes étonnantes. Et ce n’est qu’un quatrième prix? Mais c’est un premier prix! (Th. Ott, Genf) Der Schlüssel sieht zuerst nach «Selbstmord aus Angst vor dem Tode» aus. Es folgt eine reiche Palette an Paraden mit teilweise sehr gut versteckten Matts kulminierend in den drei L-, T- und D-Opfern. «Unterhaltsam» stand im Begleittext – für mich war es eher «en Chrampf»! (R. Schümperli, Herrenschwanden).

Eine weitere richtige Lösung erhielten wir von: R. Schweizer, Neuhausen.

Lösung Nr. 4841

Jacques Cramatte, Antigua (Guatemala), Original
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Eine Aufgabe zum Beginn des Jahres 2022 vom in Mittelamerika lebenden Genfer Komponisten. Es galt, eine Verführung zu beachten.

Zwei in der Stellung vorhandene Satzspiele sind erwähnenswert:
1. … Lf3+ 2. Dxf3 matt
1. … b4 2. Lc4 matt

Ein orthogonal neben dem gegnerischen König stehender Springer ist für den erfahrenen Löser ein Hinweis, dass es sich beim Inhalt um einen Auswahlschlüssel durch eben diesen Springer handeln könnte. Hier ist dies nicht der Fall, aber es gibt die interessante Verführung
1. Sc4? droht 2. Se3 matt
1. … bxc4 2.Lxc4 matt

Ein Paradenwechsel gegenüber dem Satzspiel
1. … f4 2. Dxg5 matt! Verstellungsnutzung
1. … Lg1 2. Te5 matt
aber 1. … Lf4!

Auch markante Verstellungen könnten ins Auge stechen:
1. Dh3? droht 2. Da3 matt
1. … Tg3 2. Dxf5 matt!
1. … Lg3 2. Dxh1 matt!
Ein Grimshaw, also eine wechselseitige Verstellung von Turm und Läufer.
1. … Sc5, Sxd6 2. T(x)c5 matt
aber 1. … a4! und wiederum vermag Schwarz zu parieren.

Es geht nur das unerwartete

1. De2! droht 2. Da2 matt

1. … Tg3 2. De5 matt! Verstellung, mit Mattwechsel gegenüber der Verführung.

1. … Tg2 2. Df3 matt! Verstellung, mit Paradenwechsel gegenüber dem Satzspiel.

1. … b4 2. Dc4 matt! Ein Mattwechsel gegenüber dem Satzspiel.

1. … Sc5, Sxd6 2. T(x)c5 matt

1. … Lf3 2. Dxf3 matt

In insgesamt 4 Phasen werden neben diversen Matt- und Paradenwechseln auch 5 Verstellungen in einer lockeren, löserfreundlichen Form gezeigt. Wir danken dem Autor für seinen Beitrag!

Kommentare: Dank ihrer gemütlichen Promenade gelingt der Dame ein sanfter Rutsch ins neue Jahr! (R. Gygax, Genf) Ein ansprechendes Problem mit bekannten Motiven. Der Ba5 verunmöglicht Dh3, was wegen des Grimshaw auf g3 nahe liegt. Und der Bb6 ist nötig, weil sonst Sc4 möglich wäre. (W. Weidert, Zürich) Der «orthogonale Springer» ist für einmal «nur» Verführung. Eine erstaunlich reichhaltige Lösung mit immerhin sechs Abspielen. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Beim Entschlüsseln dieser ansprechenden Neujahrsaufgabe möchte man intuitiv den d6-Springer wegziehen – doch die Dame stellt die unwiderlegbare Drohung auf. (K. Köchli, Bonstetten) Eigentlich macht ja in solchen Stellungen immer der neben dem König stehende Springer den Schlüssel. (Th. Maeder, Bern) Ansprechender Schlüssel, zwei prächtige, analoge Damenmatts durch schwarze Läuferverstellungen in den Hauptvarianten und ein schöner Mattwechsel zur leider offensichtlich widerlegten Verführung, deren Damenmatts ebenso schön sind wie diejenigen der Lösung. (S. Bomio, Viganello) Deux essais, surtout un essai étonnant et parmi d’autres, deux mats esthétiques (Th. Ott, Genf) Ein schöner, wenn auch eher leichter Zweizüger. Bei der Lösung gefallen mir insbesondere die zwei Verstellungen der eigenen Läufer durch den schwarzen Turm. (C. Nordt, Hombrechtikon) Problème intéressant et bien construit. (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Die Verführung war schwieriger zu finden als die Lösung. (R. Schweizer, Neuhausen) Ich fand es dieses Mal nicht so schwer die Lösung zu finden. (B. Kunzi, Ebmatingen) Die Lösung war nicht so einfach wie ich zuerst dachte, weil die verschiedenen Züge des Sd6 allesamt scheitern. (M. Rüfenacht, Basel)

Weitere richtige Lösungen erhielten wir von: H. Reddmann, Hamburg DE, H. Zingg, Grosshöchstetten, D. Friedli, Ostermundigen, J. Meli, Bern,

Lösung Nr. 4840

Hermann Weissauer (Deutschland),
Schweizerische Arbeiter-Schachzeitung 1978, 1. ehr. Erw.
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Eine vorzüglich realisierte Doppelsetzung eines seltenen, reizvollen Themas.
Die beiden Probespiele 1. Sb4+? und 1. Lc4+? scheitern vorerst an 1. … Kd4! bzw. 1. … Ke4!. Diese Königsfluchten sind nur möglich, weil der Be5 den beiden Langschrittlern Te8 und Lg7 eine Linie verstellt und diesen so die Kontrolle über die entsprechenden Felder verunmöglicht. Da eine Öffnung der Linien mittels eines Zugs des Be5 hoffnungslos ist, versucht nun Weiss den Gegner zu zwingen, ihm den Bauern vom Brett zu schlagen. Dies gelingt mittels eines unscheinbaren Schlüssels mit Opferdrohung:

1. Te6! droht 2. Txd6+! Sxd6 3. Txc5 matt

1. … Txe5 2. Se3+! Txe3 3. Sb4 matt!

1. … Lxe5 2. Sc3+! Lxc3 3. Lc4 matt!

Hat Schwarz den Bauern geschlagen, werden die Langschrittler zum Rückzug gezwungen: Durch die Annihilation des Bauern wird der von den weissen Langschrittlern kontrollierte Linienabschnitt entscheidend verlängert, so dass nun die beiden Fluchtfelder d4 und e4 doppelt überdeckt sind und die Probespiele zu Mattzügen werden. Geschickt wird dabei der jeweils durch die doppelte Linienöffnung provozierte Mattdual vermieden. Wenn diese Annihilation durch ein Weglenkungsopfer auf derselben Linie erfolgt, die von einem weissen Langschrittler kontrolliert wird und somit eine Bahnung zu dessen Gunsten bewirkt, wird das eine Weissauer-Bahnung genannt.

Bei einer herkömmlichen Bahnung zieht ein Langschrittler so, dass eine anderer Langschrittler gleicher Farbe auf derselben Linie nachfolgen kann. Bei der Weissauer-Bahnung hingegen wird der Gegner gezwungen, diese Bahnung erst durch das Schlagen eines Steines und dann durch seine auf derselben Linie erzwungenen Weglenkung auszuführen.

In diesem eindrücklichen Musterbeispiel zeigt der Entdecker der Idee gleich zwei Weissauer-Bahnungen! Dazu kommt noch die unthematische, aber ebenfalls reizvolle Variante

1. … Sxe5 2. Sb4+ Kd4 3. Txd6 matt.

Kommentare: Naheliegender Schlüssel, wunderschöne doppelte Weissauer-Bahnung mit identischem Themafeld, dazu mit nochmaliger Besetzung von e5 eine unthematische, aber ebenfalls attraktive weitere Variante. (A. Nievergelt, Winterthur) Zwei Weissauer-Bahnungen. Schöne reziproke Dualvermeidung in den Mattzügen. (Th. Maeder, Bern) Die Drohung veranlasst Schwarz, den weissen Schnittpunktbauern zu schlagen. In den Themavarianten - Annihilation des weissen Bauern e5 - zwingt der weisse Springer den schlagenden schwarzen Stein zum Rückzug, aber um ein Feld weniger; dadurch gibts raffinierte Dualvermeidung! Obwohl beide weissen Linien geöffnet sind, ist jeweils nur ein Matt möglich. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Ohne den Bauern auf e5 hätte Weiss ein sofortiges Matt. Schwarz ist zu seiner Verteidigung gezwungen, dieses Hindernis zu schlagen, wird dann aber durch Springeropfer genötigt, das Feld wieder freizugeben. Eine nicht alltägliche Idee. (W. Weidert, Zürich) Beeindruckend, wie Weiss den Schwarzen dazu zwingt, mit seiner Verteidigung sowohl die Diagonale a1-h8 als auch die e-Linie zu öffnen, worauf 3 verschiedene Schachs mit drei verschiedenen Mattbildern folgen. (M. Rüfenacht, Basel) Très spectaculaires, les coups Fxc3 et Txe3 qui libèrent simultanément la diagonale du Fg7 et la colonne de la Te8. Et le mat après Cxe5 n’est pas mal non plus. Du grand art! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Der viermal angegriffene e-Bauer als Achillesferse von Weiss: vielfältig und unterthaltsam! (R. Gygax, Genf) Es geht um die Felder d4 und e4, die durch Te8 und Lg7 gedeckt werden könnten, wenn der Be5 wegziehen würde. Der Schlüssel ist nun einen Weg zu finden, dass dieser Stein gezwungenermaßen von den schwarzen Figuren geschlagen wird und die dann wieder abgezogen werden müssen. (C. Nordt, Hombrechtikon) Interessanterweise werden Turm und Läufer wieder vom Feld e5 zurückgepfiffen und der Lg7 und der Te8 können die Felder d4 und e4 wieder decken. (D. Friedli, Ostermundigen) Après la clé, il y a trois variantes élégantes. (Th. Ott, Genf) Ein reizendes Problem (F. Poppenhäger, Zürich) Schwarz muss für Turm oder Läufer ein Retourticket nach e5 lösen und für Weiss Linien öffnen. (R. Schweizer, Neuhausen) Nach 1. Sb4+ oder 1. Lc4+ entweicht der schwarze König auf d4 bzw. e4. Weiss lässt den Be5 entfernen, um eine andere Kontrolle über diese beiden Fluchtfelder zu erhalten. Die Figuren werden zurückgepfiffen: Dieses Thema erscheint hier in Doppelsetzung. (N. Biveroni, Effretikon) Ansprechende Drohung mit Turmopfer und sehr fein ausdifferenzierte Mattführungen durch dreifache Bauern-Annihilation und anschliessender Turm- und Läuferlinienöffnung. Herzlichen Dank dem Redaktor für dieses schöne Weihnachtsgeschenk!
(S. Bomio, Viganello)

Wir erwidern gerne all die zahlreichen Glückwünsche zum Jahreswechsel! (Klaus Köchli, Text und André Behr, Produktion)

Lösung Nr. 4839

Anatoli Slesarenko (Russland) und Waleri Schanschin (Kirgisistan)
Die Schwalbe 1999, 5. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Diese mehrphasige Aufgabe war neulich an der internationalen Schweizerischen Lösungsmeisterschaft in Bern vorgelegt worden. In diesem auch für den Weltcup zählenden Wettkampf mussten in der ersten Runde die Schlüsselzüge von zwei Zweizügern innert 15 Minuten gefunden werden. Der schnellste Teilnehmer gab in 8 Minuten ab; der nachmalige Sieger und amtierende Weltmeister GM Pavlov (Russland) nahm sich hingegen die volle Zeit, wohl im Wissen, dass man einen Wettkampf in der ersten Runde nicht gewinnen, durch einen Flüchtigkeitsfehler aber sehr wohl verlieren kann.

Ein wichtiger Bestandteil des Lösungsprozederes ist das Erkennen der Idee. Stellungsmerkmale können den Löser auf die richtige Spur bringen – oder aber, wie in diesem Fall, in die Irre leiten: Hier wird dem Löser suggeriert, dass es um die richtige Wahl der Batteriebildung durch den abseitsstehenden Le8 ginge. Von den beiden Möglichkeiten müsste dann eine die Verführung, die andere hingegen die Lösung sein:

1. Lc6? droht 2. d6 matt
1. … fxe3 2. Dxb1 matt
1. … Txd5 2. Sd6 matt
aber 1. … exd5!

Dann also:
1. Lg6? droht 2. Tg5 matt
1. … fxe3 2. Sc3 matt! Ein Mattwechsel gegenüber der anderen Verführung.
1. … exf5 2. Lxf5 matt
1. … Tg8 2. Sd6 matt Ein Paradenwechsel gegenüber der anderen Verführung
aber 1. … fxe2!!

Auch diese Batteriebildung führt etwas überraschend nicht zum Ziel; Weiss muss also einen anderen Plan fassen. Trotzdem spielt der Le8 wiederum eine wichtige Rolle:

1. Sg4!! droht 2. Txe5 matt

1. … Kxd5 2. Lc6 matt!

1. … Kxf5 2. Lg6 matt!
Dem König werden zwei Fluchtfelder offeriert, worauf die beiden Erstzüge der Verführungen mattsetzen.

1. … Txd5 2. Dxb1 matt!
Die Dame nutzt nun den Block des geschlagenen Turmes, um mattzusetzen: Das ist ein Paradenwechsel gegenüber der ersten Verführung. Dort gab es zudem ein anderes Matt auf diese Verteidigung des Td8. Das Damenmatt stellt also diesbezüglich auch einen Mattwechsel dar.

1. … exf5 2. Sc3 matt! Auf bestechend analoge Weise nutzt nun auch der Springer nicht mehr den Block auf e3 wie in der zweiten Verführung, so dass sich ein zweiter Paradenwechsel ergibt. Auch dort gab es auf das Schlagen des Turmes ein anderes Matt, so dass hier wiederum ein Mattwechsel erfolgt.

Diese Verflechtung von Matt- und Paradenwechseln von zwei gleichen Verteidigungen und zwei gleichen Mattzügen wird Ruchlis genannt. In unserem Beispiel werden die thematischen Züge auf drei Phasen verteilt dargestellt.

Die inhaltlichen Analogien werden durch die Rückkehr der Verführungs-Schlüsselzüge als Variantenmatts nochmals betont und es ergeben sich je ein weiterer Matt- und Paradenwechsel im Verführungsspiel. Ein grossartiger Inhalt!

Kommentare: Sehr schön die Versuche 1. Lc6? und 1. Lg6? die später als Mattzüge auftauchen. Der Schlüssel gibt d5 und f5 frei und es ergibt sich ein Rukhlis. (S. Dowd, Birmingham AL, USA) Eine typische «Buchstabenaufgabe»; die Konstruktion ist etwas gedrungen, aber sonst gar nicht übel, und vor allem muss man nicht endlos nach dem Sinn suchen. (H. Reddmann, Hamburg, DE) Brillante zweifache Fluchtfeldfreigabe mit Turm- und Bauernopfer im Schlüssel, ansprechende Mattbilder durch Königslenkungen und Blocks, sowie Mattwechsel zwischen Verführungen und Lösung. Die Schlüssel der Verführungen werden zu Matts in der Lösung. (S. Bomio, Viganello) On retrouve les essais 1. Fc6? et 1. Fg6? comme coups de mat sur les deux fuites du roi. Intéressant! Les deux autres mats méritent aussi d’être admirés! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Der Schlüsselzug hebt überraschend die Deckung zweier weisser Figuren auf. Die schwarze Verteidigung verstellt entweder Fluchtfelder für den König oder öffnet Linien für den weissen Läufer. Das Zusammenspiel der weissen Figuren ist beeindruckend. (W. Weidert, Zürich) Der Schlüssel ist kontraintuitiv, opfert einen Turm und gewährt dem König zwei Fluchtfelder. Dennoch – oder gerade deshalb- eher einfach zu lösen. (D. Friedli, Ostermundigen) Zunächst fragt man sich bei dieser schmucken Aufgabe, ob der verräterische Le8 auf c6 oder g6 zum Einsatz kommt. Aber es benötigt einen schönen Opferschlüssel. (K. Köchli, Bonstetten) Wunderschöne Freigabe von zwei Fluchtfeldern mit in der Folge gespiegelten Mattzügen, die in den Verführungen als Schlüssel fungieren. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Ein Springer opfert einen Turm und sichert ihm den Mattzug: lustig und wunderschön durchdacht! (R. Gygax, Genf) Der Schlüsselzug gestattet zwei Königsfluchten, die aber mit den Erstzügen der Verführungen beantwortet werden. (N. Biveroni, Effretikon) An der Meisterschaft habe ich das spektakuläre 1.Sg4! schnell gesehen und, weil ich keine Widerlegung fand, aufgeschrieben. Die vielen Matt- und Paradenwechsel dieses tollen Stücks konnte ich dabei natürlich nicht würdigen. (Th. Maeder, Bern) Wir gratulieren unserem Löser IM Thomas Maeder zum Vizemeisterstitel!

Weitere richtige Lösungen erhielten wir von: R. Schweizer, Neuhausen,
Th. Ott, Genf, C. Nordt, Hombrechtikon

Lösung Nr. 4838

Gino Mentasti (Italien), The Problemist 1984, V, 5. ehr. Erw.
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Ein leichterer, aber nicht weniger reizvoller Dreizüger mit verschiedenen thematischen Elementen. Der Läuferzug ins Zentrum führt nicht unerwartet zur entscheidenden Verstärkung der weissen Stellung:

1. Ld5! droht 2. Lb4+ Kxd4 3. Sc6 matt

1. … dxe5 2. Le1+! Kxd4 3. Lf2 matt

1. … fxe5 2. La5+! Kxd4 3. Lb6 matt

Gegen die Drohung schlägt Schwarz zweimal den Se5 und verursacht so beide Male einen Fernblock: Der schwarze König wird zum soeben blockierten Feld gelenkt.

Diese Schädigung provoziert einen Dual beim Batterieabzug, da der Lc3 sowohl mit 2. La5+ als auch mit 2. Le1+ fortsetzen könnte, um dann auf der Diagonalen a7-g1 mattzusetzen. Aber dieser Dual wird durch die hinter den Bauern stehenden Langschrittler Tf7 und Le7 vermieden, die durch die entstehenden Linienöffnungen eingeschaltet werden. Somit führt jeweils nur ein Batterieabzug zum Ziel. Es gibt also auf die beiden Bauernzüge eine reziproke Dualvermeidung.

In beiden Abspielen erweist sich die Batterie als eine Siers Batterie, das heisst, dass der abziehende Stein dem König ein Fluchtfeld überlässt, dieses aber mit dem Mattzug von einem anderen Feld aus wieder angreift. Typischerweise ist in einer Siers Batterie der Springer der Batterievorderstein und heisst dann «Siers-Rössel», hier ist die Themafigur der Lc3 (siehe auch Nr. 4808).

1. … Ld1 2.Sf5+ Ke2 3. Lc4 matt!
Ein dritter Fernblock; diesmal wird der König zum Ld1 gelenkt.

1. … Ld7 2. Lb4+ Kxd4 3. Sf3 matt
Mit wenigen Figuren ist es dem Komponisten gelungen, einen vielfältigen, kompakten und harmonischen Inhalt darzustellen.

Das «V.» in der Quelle steht für Verbesserung, weil die ursprüngliche Fassung mit einer entwertenden Doppeldrohung behaftet war. Dank dem zugefügten Bb2 konnte eine zweite, ungewollte Drohung (2. Sc4+ Kd3 3. Lb2 matt oder
3. La1 matt) auf einfache Weise ausgeschaltet werden.

Kommentare: Zwei Fernblocks auf e5 mit reziproker Dualvermeidung. (Th. Maeder, Bern) Zwei Bauern-Vorausblocks, die schwarze Linien öffnen, werden fein differenziert genutzt, und als Zugabe gibt’s einen dritten Vorausblock durch den Läufer. Gefällige Mattbilder, auch wenn keine Mustermatts darunter sind. Sehr schön! (N. Biveroni, Effretikon) Dualvermeidung und Fernblock in lockerer Form (A. Schönholzer, Kirchlindach) Der Schlüssel drängt sich auf. Er blockt d6-d5 und deckt das spätere Fluchtfeld c4. Fein ist die Dualvermeidung durch das Öffnen der Läufer- bzw. Turmlinie. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Ansprechende Drohung mit Einsperrung des Königs durch feine Zusammenarbeit der weissen Figuren und zwei analoge, gut ausdifferenzierte Mattführungen dank Fernblock- und Batterienutzung in den Hauptvarianten. (S. Bomio, Viganello) Quelles jolies variantes, et quels mats intéressants! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Ein unterhaltsames Problem (D. Friedli, Ostermundigen) Es war schnell zu sehen, dass der La8 nach d5 ziehen muss, um dem Bd6 den Weg nach d5 zu versperren. Die Hauptlast der Verteidigung lastet auf dem Läufer g4: Er ist mit der Unterbrechung der Turmlinie und der Verteidigung der Felder f3 und c6 überlastet. (W. Weidert, Zürich) In dieser originellen Inszenierung sind die vier Leichtfiguren zu Ehren auf ihren grossen Diagonalen: ein Springer geopfert, sein Kumpel entscheidend, ein eifriger Bauernbeschützer- und ein aktiver Batterie-Läufer! (R. Gygax, Genf) Reichhaltige Mattbilder, die den La8 im Zentrum des Geschehens benötigen und dreimal der Lenkung durch das Springeropfer bedürfen. (C. Nordt, Hombrechtikon) Il y a, surtout, deux extraordinaires variantes et mats.
(Th. Ott, Genf) (Bemerkung: Vorausblock und Fernblock sind Synonyme)

Eine weitere richtige Lösung erhielten wir von R. Schweizer, Neuhausen.

Lösung Nr. 4837

Horacio Musante (Argentinien), British Chess Federation, 1951, 4. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Oft stellt bei einem Problem das Verteidigungsspiel den thematischen Inhalt dar. In dieser Aufgabe wird eine durchdachte Verteidigungsstrategie besonders akzentuiert gezeigt.

Weiss hat zwar eine markante Batterie im Zentrum, aber da der Te5 die beiden Fluchtfelder e3 und g5 allein deckt, ist sie für den Nachziehenden vorerst ungefährlich. Im Gegenteil, Schwarz droht mit 1. … exd6 den Batterie-Hinterstein zu schlagen, so dass der Te5 ungeschützt bliebe. Somit ist der Schlüssel mit präventiver Deckung des Turms ziemlich naheliegend: zieht

1. Sc4! droht 2. Dd2 matt.

1. … Sc5 zieht 2. Txe7 matt!
Jeder beliebige Springerzug pariert die Drohung, weil er dem La7 die Diagonale nach e3 öffnet. Der gemeinsame Nachteil all dieser Züge ist für Schwarz jedoch die Öffnung der 5. Reihe, so dass der Te5 nun die Deckung von g5 aufgeben und die Batterie erfolgreich abziehen kann. Schwarz kann nun den gemeinsamen Schaden all dieser sogenannt schlichten Verteidigungszüge korrigieren und die Verteidigung mit derselben Figur verbessern:

1. … Sb7! 2. Sd5 matt

1. … Se4! 2. Tf5 matt
Bei diesen Verteidigungen 2. Grades nimmt der Sc5 den Batterie-Hinterstein ins Visier, so dass das Abzugsmatt verhindert wird. Er behebt damit den Schaden der Linienöffnung, verursacht aber neue Schädigungen, die von Weiss umgehend genutzt werden: Im ersten Abspiel eine Verstellung der Da8, danach einen Fluchtfeldblock auf e4.

Der Sc5 kann aber auch die e-Linie sperren, damit der Turm den Be7 nicht schlagen kann:

1. … Se6! 2. Txf7 matt
Damit verstellt er jedoch die Diagonale des Lc8, so dass der andere Turm auf der f-Linie mattsetzt.  Diesen neuen Schaden kann der Sc5 jedoch ebenfalls vermeiden, indem er zusätzlich mit dem Springer auch die f-Linie kontrolliert:

1. … Sd7!! 2. Se6 matt
Diese Verteidigung pariert also die negativen Effekte von gleich zwei Schädigungen: Der Öffnung der 5. Reihe und dem Kontrollverlust des Lc8 über die f-Line. Es handelt sich daher um eine Verteidigung 3.Grades! Diese Verteidigung verstellt aber wiederum die Diagonale des Lc8, was der Sc7 nutzen kann.

Eine Nebenvariante:

1. … De4 2. Tf5 matt

In der Absicht einen vorerst entstandenen Fehler zu korrigieren, setzt also eine Figur ihre Verteidigungsbemühungen fort: Das hier dargestellte Thema der fortgesetzten Verteidigung ist häufig anzutreffen; aber nur selten wird es dermassen akzentuiert mit sogar einer Verteidigung 3. Grades gezeigt. Dafür braucht es ein ausserordentliches konstruktives Geschick, wie das vorzügliche Beispiel des argentinischen Komponisten belegt.

Kommentare: Verteidigung 3. Grades; gut konstruiert (H. Reddmann, Hamburg) Eine überzeugende, fortgesetzte Verteidigung! (N. Biveroni, Effretikon) Ce problème met en évidence l’habileté – ou plutôt le génie – du compositeur. (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Gegen die Drohung mit präzisem Springerauswahlschlüssel muss sich Schwarz mit Öffnung der Diagonalen verteidigen und es entstehen fein ausdifferenzierte Mattbilder durch Verstellungen, Block und Lenkungen. (S. Bomio, Viganello) Der Räumungsschlüssel drängt sich auf. Spannend werden die linienöffnenden, schwarzen Paraden des Sc5, denn er öffnet ja unfreiwillig auch eine weisse Linie. Dagegen helfen jene Züge des Springers, die den Läufer d6 angreifen, dessen Diagonale verstellen können oder die Turmlinie verstellen. Weiss profitiert in diesen Fällen von schwarzen Linienverstellungen oder Block. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Il y a la clé magnifique, car le Cavalier garde la case e5. Ensuite, il y a cinq mats étonnants. Joli! (Th. Ott, Genf) Der brillante Schlüssel bringt der Dame einen freien Weg und dem Te5 Schutz. Es folgt ein subtiles Linienöffnungs- und -sperrungs-Festival! (R. Gygax, Genf) Schön, wie der Springer auf c4 den Turm deckt und gleichzeitig das Feld e3 überwacht. Eigentlich nicht so schwierig. (A. Brugger, Steinhausen) Der Abzug des schwarzen Springers aktiviert zwar den eigenen, schwarzfeldrigen Läufer, aber ermöglicht dadurch alternative Mattstellungen. (C. Nordt, Hombrechtikon) Fast wieder ein Springerrad, aber diesmal als Verteidigung! (J. Meli, Bern) Ein sehr schönes, aber auch anspruchsvolles Problem. (K. Köchli, Bonstetten)

Weitere richtige Lösungen erhielten wir von: Th. Maeder, Bern; W. Weidert, Zürich; R. Schweizer, Neuhausen; B. Wernly, Muri BE; D. Friedli, Ostermundigen.

Lösung Nr. 4836

Valentí Marín i Llovet (Spanien), Tidsskrift for Skak, 1897, 2. Preis
Version Paz Einat, WCCC 2021
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Diese katalanische Knacknuss wurde den Teilnehmern des Opens anlässlich des diesjährigen Weltkongresses der Problemisten auf Rhodos vorgelegt.

Die Vorgehensweise des Anziehenden wird durch die drohende Flucht des schwarzen Königs nach d6 bestimmt. Weiss hat darauf keine taugliche Antwort, denn auf 1. … Kd6 2. Sdf5+ folgt 2. … gxf5! und es gibt kein Matt. An diesem Zug scheitert auch der drastische Versuch 1. Sef5? mit Fluchtfeldraub.

Eine interessante Idee ist die Räumung von b5 für den Springer, um auf
1. … Kd6 2. Sb5+! Kxe7 3. Df6 matt spielen zu können. Aber 1. Ta5? bewirkt ausser der Feldräumung nichts und schafft somit auch keine Drohung, die den Zug 1. … Kd6 provozieren könnte.

Weiss muss mutiger sein und den Lc5 entfesseln:
Spontan erwägt man 1. Tb3!?, droht 2. Dg3+ Kxd4 3. Df4 matt, worauf auch
1. … Lxd4 wegen 2. Dg3+ Ke4 3. f3 matt! nichts ausrichtet. Aber Schwarz widerlegt mit 1. … La7! oder 1. … Lb6! und schafft so seinem König ein Luftloch auf c5. Dabei behält er wegen der Abzugschachs 2. Sb5+ oder 2. Sf5+ gleichzeitig das Feld e3 im Auge. Es geht nur das raffinierte, hinterstellende Turmopfer

1. Tb4!! droht 2. Dg3+ Kxc4 oder Kd4 3. De3 matt

1. … Kd6 2. Sb5+! Kxe7 3. Df6 matt

1. … Lxb4 2. Sf3+! Kd6 3. Dxb4 matt; falls 2. … Ke4 oder Kf4 3. De3 matt

1. … Txf7 2. De3+! Kd6 3. Sxc8 matt; falls 2. … Ke4 oder Kf4 3. De3 matt

Die überraschendste Fortsetzung folgt jedoch, wenn der Springer geschlagen wird. Hier braucht es einen Geistesblitz:

1. … Lxd4 2. c5!! droht 3. Dxd4 matt.
Dieser subtile Bauernschritt vereitelt das Entkommen des Königs und erzeugt eine indirekte Kreuzfesselung des Ld4, die trotz des passiven Damenopfers fatal ist!

2. … Lxc3 3. f4 matt!; falls 2. … Ke4 oder Kf4 3. De3 matt
Das Markenzeichen dieses Komponisten waren seine kniffligen, rätselhaften Aufgaben.

Um den Lösern durch den Namen über dem Diagramm nicht schon Hinweise auf den möglichen Inhalt zu verraten, werden daher an Lösungsturnieren die Aufgaben anonymisiert vorgelegt.
Der israelische Komponist Paz Einat hat zudem für dieses Open die Originalstellung von 1897 leicht abgeändert, um einen Dual auszuschalten. In der ursprünglichen Stellung, mit dem weissen König anstelle des Bh3, gab es in der Variante 1. … Txf7 den einst tolerierten Dual 2. De1+ und 2. De3+. Dieser konnte durch Versetzen des Königs und dem Zufügen der Bauern h3 und d2 vermieden werden.
Allerdings ist auch ihm ein doch erheblicher ökonomisches Makel entgangen: Unser Löser R.Schümperli weist darauf hin, dass der Lc8 schlicht überflüssig ist. (Dies gilt auch für die Originalfassung) Vielen Dank für den Hinweis!

Kommentare: Eine ultraharte Knacknuss (C. Nordt, Hombrechtikon) Der Ausdruck «Knacknuss» ist genau richtig! Weiss entfesselt den Läufer c5 mit einem verblüffenden Feldräumungszug. Nicht einmal 1. … Lxd4 mit dem stillen zweiten Zug und dem angebotenen Damenopfer nützt etwas. Die Krönung ist das Matt auf die Königsflucht nach d6, auf die im Satz das Matt knapp fehlt, und wofür eben b5 geräumt werden musste. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Hochkomplex, mit einem unglaublichen Entfesselungs-Schlüssel, wobei sich Weiss mit einem dreifachen Opfer abfindet, dazu ein prächtiges Mattbilder-Bouquet: ein Oldtimer der Extraklasse! (R. Gygax, Genf) Ein herrliches Damenopfer (R. Schweizer, Neuhausen) Das war wieder einmal eine richtige Knacknuss; mit einem wunderschönen Bauernmatt nach 1. ...Lxd4. (A. Brugger, Steinhausen) Dire que la Tb5 tenait le Fc5 cloué… et, pourtant, quitte sur b4! C’est une superbe clé. Magnifique! (Th. Ott, Genf) Ein feiner Schlüssel mit schwer durchschaubarer Drohung, Läuferentfesselung, zwei Figurenopfern und wunderschönen, überraschenden Mattführungen durch Opfer, Lenkungen und Linienöffnungen. Ein prächtiger, sehr schwieriger Oldtimer! (S. Bomio, Viganello) Eine erstaunliche Knacknuss, die in den Hauptvarianten alle vier weissen Figuren opfert und so das Löserherz erfreut, solange dieses nicht (wie in einem Wettkampf) unter Zeitdruck steht... (N. Biveroni, Effretikon).
Eine weitere richtige Lösung erhielten wir von: Th. Maeder, Bern.

Lösung Nr. 4835

Wieland Bruch (Deutschland), Die Schwalbe 1998, 2. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Dieser trickreiche Zweizüger war den Teilnehmern der diesjährigen Löser-Weltmeisterschaft auf Rhodos vorgelegt worden.

Der Springer im Zentrum bietet sich für einen Feldräumungsschlüssel geradezu an. Das ganze Rad steht ihm zur Verfügung, aber in diesem Fall geht es thematisch nicht um den Auswahlschlüssel eines Verführungsspringerrades: Zu unterschiedlich raffiniert erweisen sich die Widerlegungen auf die einzelnen Versuche: Während 1. Sg3? Sf2! noch an einem weissen Selbstblock auf g3 scheitert, würden Züge des Springers nach c5, c3 und d2 gar eine Doppeldrohung erzeugen und dieser dort einfach geschlagen:
1. Sc5? Lxc5!, 1. Sc3? Dxc3! oder dxc3! und 1. Sd2? Dxd2!

Thematisch interessant sind hier diejenigen Springerzüge, bei denen die Verstellungen weisser Linien zu beachten sind. Dabei spielt das von drei weissen Langschrittlern kontrollierte Feld f6 eine zentrale Rolle:

In drei Versuchen verstellt der Se4 einen weissen Langschrittler, der das Feld f6 deckt. Schwarz widerlegt nun erfolgreich mit dem Unterbruch der zweiten Deckungslinie, weil der Mattzug die dritte Deckung aufgäbe. Die Verführungen scheitern also an der zyklischen Elimination dieser dreifachen Felddeckung durch den ersten weissen Zug, die Widerlegung und den vermeintlichen Mattzug. Dieses zyklische Thema wird Zappas genannt, nach dem griechischen Grossmeister der Schachkomposition Byron Zappas (1927-2008).

Dass es sich bei der Elimination der Deckungen sogar ausschliesslich um Linienunterbrechungen handelt, macht das Problem noch exklusiver: Wenn Weiss eine von zwei auf das Themafeld gerichtete, eigene Linie unterbricht und Schwarz sich mit dem Unterbruch der anderen Linie verteidigt, ist dies das Thema F der Linienkombinationen. Hier wird das Thema F also sogar zyklisch dargestellt!

1. Sd6!? (droht 2. De4 matt)
1. … Dxd6 2. Txe1 matt
1. … Txd7 2.h8=D matt
1. … g5 2. Tf5 matt
aber 1. … Sf2!!, denn 2. Lg3+ ist wegen der fehlenden Felddeckung von f6 kein Matt mehr.

1. Sg5!? (droht 2. De4 matt)
1. … Sf2 2. Lg3 matt
1. … Txd7 2.h8=D matt
aber 1. … Dxd6!!, denn nun liesse 2. Txe1+ das Feld f6 ungedeckt.

1. Sf2!? (droht 2. De4 matt)
1. … Dxd6 2. Txe1 matt
1. … Txd7 2.h8=D matt
1. … Sxf2 2. Lg3 matt
aber 1. … g5!!, denn so wird die Diagonale nach f6 unterbrochen.

Den verbleibenden Springerzug hat man beim Ausprobieren eventuell als ersten verworfen. Er scheint an der starken Verteidigung 1. … Txd7 zu scheitern, weil er die lange Diagonale verstellt und so 2. h8=D matt verunmöglicht. Aber nun hat Weiss ein «Ersatzmatt»:

1. Sf6!! droht 2. De4 matt

1. … Txd7 2. Sxd7 matt!
Der Springer hüpft also direkt auf das Themafeld f6 und lässt so alle darauf gerichteten weissen Linien offen. Nun funktioniert alles:

1. … Dxd6 2. Txe1 matt

1. … Sf2 oder Sg3 2. L(x)g3 matt

1. … exf6 2. Lxf6 matt

1. … Ld5 2. Dxd5 matt

Der thematische Inhalt dieses Problems ist als ganz auf das Verführungsspiel ausgerichtet; die Lösung ist in diesem Fall nicht zentral. Da aber durch das dargestellte Thema alle drei Verführungen gehaltvoll und inhaltlich ausgeglichen sind, ist die Gefahr gross, dass man sich für einen falschen Schlüsselzug entscheidet – besonders wenn man unter Zeitdruck ist wie die Wettkampfteilnehmer.
Ein ideales Schachproblem: Schwierig, inhaltsreich und hervorragend konstruiert!

Kommentare: Das Stichwort «griechisch» weckt den Verdacht auf «Zappas»: Der Erstzug in den 3 Verführungen beseitigt eine von drei Deckungen, (…) (N. Biveroni, Effretikon). Das trojanische Pferd bringt Tod und Verderben. Timeo Danaos ut dona ferentes. (R. Schweizer, Neuhausen) Wieland Bruch, der Meister auf dem Gebiet der Linienkombinationen! (A. Schönholzer, Kirchlindach) Ein sehr trickreicher Zweizüger mit fünf Verführungen des Se4, der mir richtig gut gefällt; besonders raffiniert sind 1. Sd6 Sf2! und 1. Sf2 g5! (M. Rüfenacht, Basel) Feld- und linienräumender Schlüssel mit prächtigem Springerrad.(R. Schümperli, Herrenschwanden) Durch den feinen feldräumenden Springerauswahlschlüssel werden die schwarzen Figuren gelenkt und ermöglichen sehr schöne Mattbilder. Weitere Versuche mit dem Springer scheitern an Widerlegungen durch Springer- und Turmschlag. (S. Bomio, Viganello) Eine grosszügige und komplexe Konstruktion mit Springerrad-Auswahlschlüssel: eine anspruchsvolle und spannende Komposition des deutschen Zweizüger-Spezialisten! (R. Gygax, Genf) Compliqué, mais bien construit! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Diese Aufgabe ist für einen Zweizüger sehr anspruchsvoll und hervorragend konstruiert. Das mögliche ganze Springerrad ist sieben Mal nicht die Lösung. (J. Meli, Bern) Der Se4 zieht weg, um der Dame das Feld zu überlassen. Aber wohin? Nur auf der achten Speiche des Springerrads kommt der Springer niemandem in die Quere. Ein sehr komplexer Zweizüger. (D. Friedli, Ostermundigen) Il a fallu pas mal de temps pour avoir la clé: 1. Cf6! Ensuite, il a fallu beaucoup de temps pour avoir tous les essais. Enfin, il a fallu du temps pour avoir le mat changé après 1… Txd7. C’est génial! (Th. Ott, Genf)
Weitere richtige Lösungen erhielten wir von: Th. Maeder, Bern; K.Köchli, Bonstetten; H. Zingg, Sumiswald; C.Nordt, Hombrechtikon.

Lösung Nr. 4834

Bruno Sommer (Deutschland), Die Schwalbe 1936, 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Nur der Te2 kommt für den Schlüsselzug in Frage, denn Züge der anderen Figuren liessen den König aus dem Mattnetz entwischen oder führten zu Gegenschachs.

Der naheliegendste Versuch 1. Te6?, mit der Drohung 2. Lg6 matt, scheitert an 1. … Tc1! mit Fesselung des Lc2 und der sich dadurch ergebenden Gegenschachdrohung. Mehr verspricht das Probespiel 1. Te5!? mit der Drohung 2. Sf6 matt, aber Schwarz spielt 1. … Tf1! und pariert dadurch gleichzeitig auch die Abzugsdrohung 2. Le7+ Kxh6 3. Lf8 matt. Die Durchführung dieses Hauptplans scheitert also noch an einem Hindernis, das es mit einem Vorplan auszuräumen gilt:

1. Te4! droht 2. Th4 matt
Dieser grosszügige Vorplan erlaubt dem schwarzen König gar die Flucht. Die endet aber nach 2 Zügen abrupt:

1. … Kg6 2. Th4+ Kg7 3. Lf6 matt!!
Das ergibt ein prächtiges Modellmatt, an dem gleich fünf Figuren beteiligt sind – eine Seltenheit! Nach diesem Abspiel «böhmischen» Charakters folgt nun eines in «neudeutschem», logischem Stil. Der Lh2 entkräftet die Drohung des Vorplans:

1. … Lg1 2. Te5! droht 3. Sf6 matt
Da der Läufer die erste Reihe verstellt, versucht es der Turm erneut mit dem Hauptplan. Die vormalige Parade ist zwar ausgeschaltet, aber durch die Öffnung der h-Linie ergibt sich für den Th1 eine neue Verteidigungsmöglichkeit mittels Gegenschach:

2. … Th4+ 3. Lf4 matt!
Der Gegenschachzug erweist sich als schädlicher Block, so dass Weiss zu einem Kreuzschachmatt kommt.

Dass es mit dem Th1 derselbe Stein ist, der vorerst den Hauptplan pariert und dann im 2. Zug die entscheidende Schädigung verursacht, erinnert an einen «Römer» (siehe auch Nr.4810). In unserem Fall wird dieser Stein aber nicht bereits im Vorplan gelenkt, sondern ein Hilfsstein, der Lh2, verhindert die ursprüngliche Parade des Hauptplans. Wir haben hier also einen «Hilfsstein-Römer», bekannt auch als «Hamburger», benannt nach dem Entdecker der Idee, dem Hamburger Franz Palatz (1894-1945). Eine elegante, schlackenlose Themendarstellung, die mit einem spektakulären Modellmatt in der zweiten Variante angereichert wurde.

Kommentare: Nebst dem logischen Hamburger gefällt mir besonders das Modellmatt mit den 5 weissen Figuren; da ist es fast unglaublich, dass kein Feld doppelt gedeckt ist! (A. Schönholzer, Kirchlindach) Ein fluchtfeldgewährender Schlüssel: Nach der Kurzdrohung wird es erst richtig spannend! Auf die Läuferparade folgt das Probespiel mit Kreuzschachmatt, und die Königsflucht wird – nach ganz unerwartetem zweitem Zug - gekrönt von einem wunderschönen Mustermatt. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Durch den Vorplan 1. Te4! mit Fluchtfeldfreigabe wird eine Turmverstellung durch den Läufer erzwungen und es entsteht eine prächtige Mattführung mit Kreuzschachmatt und Turmblock. Aber die zweite Variante mit Königsflucht und Batterieausnützung ist nicht weniger schön. Und das alles mit knappem Materialaufwand! (S. Bomio, Viganello) Weiss macht kurzen Prozess mit einer Fluchtfeldfreigabe dank Sperrung des weissen Läufers durch den Turm mit folgendem Modellmatt und der Parade dank Entsperrung des schwarzen Turms durch den Läufer und einem Kreuzschachmatt: Ein Meredith von überraschender Harmonie und von atemberaubender Eleganz! (R. Gygax, Genf) Witzig, dass nach dem schwarzen Läuferzug zur Abwehr der primären Mattdrohung der weisse Turmzug ein Kreuzschach ermöglicht, aber zugleich mit der Blockierung von h4 den mattbringenden Läuferzug erlaubt. (C. Nordt, Hombrechtikon) Un problème incroyable avec un mat magnifique. Une petite merveille! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Ein interessantes, nicht allzu schwieriges Problem mit perfektem Zusammenspiel der weissen Leichtfiguren. (J. Meli, Bern) Etwas schade, dass 1. … Kg6 die Drohung nur verlängert. (Th. Maeder, Bern) Il n‘existe que deux variantes – mais une variante est magnifique (Th. Ott, Genf) Sieht harmlos aus und hat es in sich! Das Mustermatt der Hauptvariante ist wunderschön. (N. Biveroni, Effretikon)
Weitere richtige Lösungen erhielten wir von: Hp. Wyss, Sierre; D. Friedli, Ostermundigen; H. Zingg; R. Schweizer, Neuhausen.

Lösung Nr. 4833

Christian Styger, Flurlingen (Schweiz), Original
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Weiss hat trotz der enormen Übermacht keine vernünftigen Züge, um eine Drohung aufzustellen. Versucht der Sc5 seiner Dame das Feld zu räumen, kann Schwarz mit einem nun ungedeckten Gegenschach auf b7 parieren. So folgt auf (z.B.) 1. Sa4? (droht 2. Dc5 matt) Lb7+! Folglich gilt es eine Stellung zu erreichen, in der sich Schwarz durch den Zugzwang entscheidend schwächen muss. Dies gelingt, indem die Bewegungsfreiheit der einzigen beweglichen Figur eingeschränkt wird:

Mit 1. Le4? sind wird beinahe am Ziel, aber es folgt 1. … Lc6!! und es ist kein Matt möglich. Die Dame muss es selber richten:

1. De4! Zugzwang

1. … Lxe4 2. Sxe4 matt

1. … Ld5 2. Dxd5 matt

1. … Lc6 2. Dxc6 matt

1. … Lb7+ 2. Sxb7 matt

Der Aktionsbereich des La8 wird auf die Nähe seines Königs reduziert, wo er mit Schachmatt geschlagen werden kann. Durch den Liniensperrzug der Dame ergeben sich aber zwei weitere Zugsmöglichkeiten für Schwarz; davon eine Königsflucht:

1. … Kxc5 2. Dd4 matt

1. … f5 2. De5 matt

In diesem geschickt konstruierten Meredith finden wir diverse, typische Problemelemente:
Zugzwang, ein Damenopfer als fluchtfeldgebender Schlüssel mit passivem Springeropfer und eine Liniensperre. Zudem gibt es mit 1. Le4? eine zum Plan der Lösung analoge Verführung. Der Schlüssel ist also auch ein Auswahlschlüssel zwischen zwei Zügen mit derselben Angriffsidee.

Wir hoffen, dass sich durch die übersichtliche Stellung auch weniger geübte Löser an der Aufgabe versucht haben und sie in der Folge knacken konnten. Vielen Dank dem Komponisten für diesen attraktiven Beitrag!

Kommentare: Leicht zu lösen, aber reichhaltig, mit einer Verführung und sehr gut konstruiert. Ein Lob dem Komponisten! (A. Schönholzer, Kirchlindach) Nach 1. De4! herrscht überraschend Zugzwang. Sehr erfreulich, dass der Komponist wieder aktiv ist! (Th. Maeder, Bern) Leichterer, hübscher Zugzwangmeredith mit überraschend vielen Mattbildern. Semplice, ma grazioso! (S. Bomio, Viganello) Hier gilt es, den a8-Läufer zu zügeln: Eine überraschend hochqualitative Meredith-Schöpfung, mit Fluchtfeldfreigabe und sechs verschiedenen Matts bei Zugzwang! (R. Gygax, Genf) Ein bildschöner Meredith mit passivem Springeropferschlüssel. (A. Nievergelt, Winterthur) Schwarz hat noch zuviel Auslauf. Wenn wir dem Läufer drei Felder nehmen, können wir dafür dem Ke5 und dem Bf5 je eine Zugsmöglichkeit offerieren, und alles geht schön auf: Ein hübscher Meredith, der es wieder einmal erlaubt, das Brett im Schrank zu lassen. (N. Biveroni, Effretikon) Der attraktive Opferschlüssel bringt ein Königsfluchtfeld und begrenzt die Bahn des La8. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Un problème remarquable dans sa simplicité: Trop facile? Surtout remarquablement élégant! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Eher einfach, aber nur wenn man das Zugzwang-Motiv sofort sieht. (K. Köchli, Bonstetten) Der Schlüssel gibt dem König ein Fluchtfeld, ermöglicht einen Bauernschritt, opfert die Dame und ist nicht gleich auf den ersten Blick zu sehen. (D. Friedli, Ostermundigen) Ja, das ist Erholung nach den schweren Vorgängern! Ein Zugzwangproblem mit sechs schönen Varianten. (B. Wernly, Muri BE) Zugzwang mit Opferschlüssel, Freigabe von je einem Zug für zwei schwarze Figuren, Gegenschach und Verkleinerung der Bewegungsfreiheit des La8 sind in der Tat würzige Zutaten für ein Schachproblem. Danke dem Erschaffer für das schöne Problem, für das es doch einige Zeit zur Lösung brauchte (C. Nordt, Hombrechtikon) Ein kleines, aber feines Original mit Zugzwang und einem schönen Damenopfer; Glückwunsch an Christian Styger! (M. Rüfenacht, Basel) Die Züge des La8 bringen nichts; nicht einmal das Schlagen der De4. Sehr spannend! (B. Kunzi, Ebmatingen) Nach 1. De4! führen alle schwarzen Züge ins Verderben (Hp. Wyss, Sierre) Après la clé, le Fd3 a une utilité car après la fuite du Roi la case b5 est gardée. (Th. Ott, Genf) Der schwarze Läufer wird nach jedem seiner vier möglichen Züge mit Matt geschlagen. Die weisse Dame erledigt auch das Übrige. (L. Lippert, Madrid, E)
Eine weitere richtige Lösung erhielten wir von R. Schweizer, Neuhausen.

Lösung Nr. 4832

Jewgeni Fomitschow (Russland) und Jurij Gordian (Ukraine),
9. MK Z. Birnov 1989, 1.-2. Preis, Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Um trotz des hängenden Ld5 ein reissfestes Mattnetz hinzubekommen, muss Weiss zu einer versteckten und überraschenden Methode greifen! Er deckt weder den Läufer, noch bildet er auf c1 eine Batterie, sondern er hinterstellt mit seiner Dame diejenige des Gegners und schafft so ein raffiniertes Drohspiel:

1. Da2!! droht 2. Ld4+! Kxd5 3. Se3 matt!!

1. … Dc4 2. Ld6+! Kxd5 3. Sf4 matt!!

1. … Txe5 2. Tc6+! Kxd5 3. Sb4 matt!!

1. … Se6 2. Ld6+! Kxd5 3. Se3 matt!!

Das sind, einschliesslich der Drohung, insgesamt 4 Modellmatts, bei denen die Da2 kein Fluchtfeld deckt, sondern mit einer Fesselung das Matt ermöglicht. Sie nimmt also indirekt am Mattbild teil. Bei drei der Matts sind so gleich fünf weisse Figuren beteiligt, was den ästhetischen Wert der Modellmattbilder unterstreicht. Die Verteidigungen des Th5 und des Sf8 werden zudem als Fernblocks genutzt. Ein ebenso schönes wie schwieriges Mattbilderproblem der böhmischen Schule!

Nebenspiele:
1. … Kxd5 2. Dxb3+ Kxe5 oder Sc4 3. Dxb5 matt (2. … Kc5 3. Ld6 matt und
3. Ld4 matt)
1. … Dxd5 2. Da3+ b4 3. Dxb4 matt (2. … Kc4 3. Dc3 matt und Se3 matt)
1. … Sc4 2. Ld4+ Kxd5 3. Sf4 matt
1. … Sd1 2. Ld4+ oder 2. Dxb3 usw.

In den Nebenspielen gibt es einige Duale, die aber in dieser Aufgabe böhmischer Prägung qualitativ nicht ins Gewicht fallen. Dabei spricht man jeweils von einem Dual minor.

Schwerwiegend wären die Duale hingegen in den Hauptvarianten und müssen vom Komponisten auch unter Einsatz von zusätzlichem Material vermieden werden. Hier hat der rätselhafte Th6 eine solche Funktion. Er verhindert den Dual 1. … Dc4 2. Sc3? wegen der Antwort 2. … g5! Der weisse König in der Ecke verhindert in derselben Variante zudem den Dual 2. Ld4+? wegen
2. … Dxd4+.

Kommentare: Hochkomplex, unheimlich reichhaltig, mit einem Provokationsschlüssel, dazu vier Modellmatts bei gefesselter schwarzer Dame als Krönung: ein Meisterwerk! (R. Gygax, Genf) Wunderbare Mattbilder! (Th. Maeder, Bern) In der Tat, durch die Lenkung, bzw. die spätere Fesselung der schwarzen Dame resultieren wunderschöne Mattbilder! (C. Nordt, Hombrechtikon) Der scheinbar tollkühne Schlüssel ist gar nicht so kühn. Das Damenopfer ändert am Drohspiel nichts. Mit einer Ausnahme wird der König auf das Feld d5 gezwungen, wo er unter Ausnützung der Fesselung der schwarzen Königin mattgesetzt wird. (D. Friedli, Ostermundigen) Der Schlüssel war ein «Reiner Verzweiflungszug»: Die Dame auf a2 entsorgen, selbst wenn Schwarz bei anderen, sinnvollen weissen Damenzügen immer noch Schlupflöcher findet? Erst im Nachhinein bin ich dann klüger: Durch die Hinterstellung ist die schwarze Dame in der Drohung entweder gefesselt, oder sie schlägt die weisse Dame und verschwindet von der dritten Reihe! (Reiner Schümperli, Herrenschwanden) Vier Modellmatts mit gefesselter Db3, vier Blocks durch Dame, Turm und die Springer: Herz, was willst du mehr? Und wen die Vorausfesselung der Db3 genügend reizt, der hat den Schlüssel bald gefunden. Die Suche nach den verschiedenen Abspielen benötig immer noch genügend Zeit… (N. Biveroni, Effretikon) Un superbe problème avec des variantes nombreuses et parfois surprenantes. (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane)

Eine weitere richtige Lösung erhielten wir von: R. Schweizer, Neuhausen

Lösung Nr. 4831

Daniel Papack, Deutschland, Die Schwalbe 2/1999 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Dass dem Problem trotz der fehlenden Satzmatts auf die Königsfluchten ein erster Preis zuerkannt wurde, lässt auf einen thematisch ausserordentlichen Inhalt schliessen!
Natürlich raubt man dem König nicht gleich die beiden Fluchtfelder; so scheitert 1. S3c5? (droht 2. Le4 matt) an 1. … Sxf6!
Auch 1. S3xe5? (droht 2. Dc4 matt) führte kaum zu einem preiswürdigen Inhalt und scheitert an 1. … Kxe6!
Ein anderer, grober Versuch wird aber thematisch interessant:
1. dxc7? (droht 2. Dc6 matt und 2. Sb4 matt) scheitert an der anderen Königsflucht: 1. … Ke4!

Die thematisch relevante Verführung ist jedoch 1. Lxe5? (droht 2. Sxf4 matt A)
1. … Kxe6 x 2. Dc4 matt! B
1. … Ke4 y 2. Dc6 matt! C
1. … Sxe6 z 2. Sb4 matt! D
1. … Txe5+ 2. Txe5 matt
aber 1. … Tf5!

 Richtig ist der Schlag ins Zentrum mit dem anderen Springer:

1. S7xe5! droht 2. Dc4 matt B

1. … Kxe6 x 2. Sxf4 matt! A
Zwischen der Verführung und der Lösung werden Drohmatt A und Variantenmatt B bei gleicher Verteidigung x vertauscht: Das ist das Thema Le Grand, benannt nach einer Idee der niederländischen Zwillinge Henk und Piet Le Grand von 1958. (siehe auch Nr. 4825 Markowtzi)

1. … Ke4 y 2. Sb4 matt! D

1. … Sxe6 z 2. Dc6 matt! C

Auf die andere Königsflucht (y) und den Springerblock auf e6 (z) ergibt sich hingegen ein reziproker Mattwechsel.

1. … Txe5+ 2. Txe5 matt

Schliesslich sehen wir bei der Verführung 1. dxc7?, dass deren Widerlegung
1. … Ke4! sowohl in der Verführung 1. Lxe5? wie auch in der Lösung als Variante auftaucht. Paradoxerweise dringt nun je eines der beiden Drohmatts der Verführung als Variantenmatt auf eben diesen Königszug durch. Somit ergibt sich auch noch das Thema Dombrovskis; allerdings wohl eher als willkommener Nebeneffekt.

Nicht nur war die Kombination der Themen Le Grand und reziproker Mattwechsel damals neu, sie wurde auch in einer sehr ansprechenden, ästhetischen Form dargestellt.

Kommentare: Die reziprok vertauschten Drohungen und Mattzüge in Verführung und Lösung nach der gleichen Parade sind das Le Grand-Thema. Genial ist die Erweiterung mit reziprok vertauschten Mattzügen nach zwei weiteren Paraden. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Le Grand und reziproker Mattwechsel ist schon eindrucksvoll. Ich wäre aber doch etwas strenger gewesen angesichts der ungedeckten Satzfluchten. (Th. Maeder, Bern) Die Verführung und die Lösung dieses wunderschönen Zweizügers harmonieren sehr gut untereinander: der Schlüssel ist jeweils ein Opfer mit Schachprovokation auf dem gleichen Feld e5, das Drohmatt der Verführung wird zum Matt in der Lösung und nach zwei weiteren Paradenumgekehrt und zwischen Verführung und Lösung gibt es drei prächtige Mattwechsel. (S. Bomio, Viganello) Reziproke Mattwechsel im Doppelpack (N. Biveroni, Effretikon) Die Verführung 1. S3xe5? lässt dem schwarzen König zwar nur ein statt zwei Fluchtfelder, aber dort kann er sich retten. (D. Friedli, Ostermundigen)

Weitere richtige Lösungen erhielten wir von: Th. Ott, Genf; K. Köchli, Bonstetten; R. Schweizer, Neuhausen; B. Kunzi, Ebmatingen; F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane.  

Lösung 4830

György Bakcsi, Ungarn, Magyar Sakkszövetség, 1959, 1. ehr. Erw.
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Bei der Beurteilung der Stellung erweist sich ein Einsatz der Dame-Springer-Batterie bald als unrealistisch. Die Dame baut also die Batterie ab und schafft eine attraktive Drohung mit Damenopfer:

1. Dg2! droht 2. Dxd5+! Sxd5 3. Sc5 matt

1. … Td7 2. Dg7! droht 3. Dxf6 matt (2. Dg5?? Se4!!)

2. … Sf6~ 3. Sc5 matt

2. … Se4! 3. De5 matt!

1. … Te4 2. Dg5! droht 3. Dxf6 matt (2. Dg7?? Sd7!!)

2. … Sf6~ 3. Sc5 matt

2. … Sd7! 3. De7 matt!

Wir sehen zwei harmonische Variantenverläufe mit jeweils fortgesetzter Verteidigung des Sf6:

Bereits in der Diagrammstellung öffneten beliebige Züge des schwarzen Springers dem Lh8 die Diagonale, so dass Weiss mit 2. Sc5 matt sofort davon profitieren könnte. Ohne Folgen blieben nur dessen Züge nach d7 oder e4, weil er von dort das Mattfeld kontrollierte.

Nach dem Schlüssel werden durch die Drohung die schwarzen Türme auf je eines dieser beiden Felder gelenkt. Nun kann die Dame den Sf6 unter Mattdrohung angreifen und ihn zum Ziehen zwingen. Sie macht das so, dass seine Flucht auf das verbleibende, gute Feld eine Verstellung verursacht, die von ihr genutzt werden kann.

Nebenvariante: 1. ... Se4 2. Dxe4+! Txe4 / dxe4 3. Sc5 matt

Auch ohne eine logische Struktur mit Probespielen besticht das Problem durch die perfekte Analogie der beiden Hauptvarianten mit Lenkungen, stillen Fortsetzungen und fortgesetzten Verteidigungen.

Kommentare: Für eine fortgesetzte Verteidigung hat der angegriffene schwarze Springer die zwei Felder d7 und e4 zur Verfügung. Nachdem ihm aber der eine Turm das eine Feld blockiert, muss er auf dem andern den zweiten Turm verstellen. Immer diese “Schachzwänge”! (N.Biveroni, Effretikon) Schöne stille Fortsetzungen mit unterschiedlichen fortgesetzten Verteidigungen. Das Stück würde enorm gewinnen, wenn es “neudeutsch-logisch” wäre – wenn also 1. Dg5? und 1. Dg7? möglich wären und eindeutig an Se4! bzw. Sd7! scheitern würden. (Th. Maeder, Bern) Nach „harmlosem“ Schlüssel unter Aufgabe einer nutzlosen Batterie (Der Sf5 kann wegen der doppelten Fluchtfeldfreigabe sowieso nicht ziehen) ergeben sich spannende Fortsetzungen: Die Versuche der Dame auf g5 und g7 („Probespiele“) sind verfrüht, hingegen öffnet das Damenopfer auf d5 die Läuferlinie des Lh8. Auf die Turmblocks auf d7 und e4 folgen nun zielgerichtet die passenden „Probespiele“ 2. Dg7 bzw. 2. Dg5. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Ansprechende Drohung mit Damenopfer zur Läuferlinienöffnung und zwei prächtige analoge Mattführungen jeweils durch reziproke Selbstbeeinträchtigung der schwarzen Figuren (Feldbesetzung, Verstellung) in den Hauptvarianten. (S. Bomio, Viganello) Raffiniert, wie die Dame es schafft, von hinter dem verteidigenden Springer vor ihn zu gelangen, um mit dessen Schutz vor dem jeweiligen Turm Matt zu geben. (D. Friedli, Ostermundigen) Die Dame opfert sich dem Sf6 und befreit den Sd3 durch die Öffnung der schwarzen grossen Diagonale: ein spannendes Springerduell, gekrönt von zwei sensationellen Turmblockaden! (R. Gygax, Genf) Ein sehr vielseitiges Problem mit einigen Verführungen. Der Lh8 steht verdächtig! (J. Meli, Bern)

Weitere richtige Lösungen erhielten wir von: R. Schweizer, Neuhausen und Th. Ott, Genf

Lösung 4829

Marjan Kovačević (Serbien), The Problemist, 2/1981, 2. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Die Halbbatterie auf der d-Linie und die Halbfesselung der beiden schwarzen Läufer scheinen den Inhalt dieser eleganten Aufgabe vorzugeben: Der Löser erwartet, dass Weiss mit einer der beiden Leichtfiguren von der d-Linie wegzieht, um mit der entstandenen Batterie ein Doppelschachmatt zu drohen. Zur Verteidigung würden die Läufer die 6. Reihe verlassen und so jeweils eine schädliche Fesselung ihres Nebenmanns verursachen. Von den zwei sich anbietenden Möglichkeiten müsste dann eine die Verführung und die andere die Lösung sein:

1. Le3!? droht 2. Sc4 matt A
1. … Ke5 2. Sdf3 matt
1. … Ld4 2. Sf7 matt; mit einer Fesselungsnutzung auf eine Verteidigung gemäss dem Thema A,
aber 1. … Ld5!! x

Da Weiss bei Ausführung der Drohung eine Deckung des vorerst doppelt überdeckten Feldes c6 aufgäbe, kann Schwarz mit der Unterbrechung der anderen Deckungslinie parieren. (Thema A) Gleichzeitig entblockt er den Be7, der nun das vermeintliche fesselungsnutzende Matt 2. Lf4?? parieren kann.

Dann also:
1. Sdf3!? droht 2. Le5 matt B
1. … Lxd4 2. Txd4 matt,
1. … Lxg5+ 2. Le3 matt; wiederum beide Male mit Fesselungsnutzung,
aber 1. … Lc4!! y
Diesmal kann Schwarz erfolgreich mit der Schliessung der c-Linie kontern, da Weiss mit dem Schlüssel bereits die Diagonale des Lg2 unterbrochen hat und somit c6 zum Fluchtfeld wird!

Der Löser muss also umdenken. Überraschenderweise wird die Halbbatterie nicht scharf gemacht, sondern abgebaut:

1. Te1! droht 2. Lc5 matt

1. … Ld5 x 2. Le5 matt! B

1. … Lc4 y 2. Sxc4 matt! A

1. … Lxd4 2. Sf7 matt
In der ersten Variante verteidigt sich Schwarz wiederum gemäss dem Thema A und es erfolgt, wie in der dritten Variante, ein fesselungsnutzendes Matt.

Thematisch besonders interessant ist aber, dass in den beiden ersten Varianten die Drohmatts der Verführungen (gekennzeichnet mit A und B) wieder als Variantenmatts auftauchen und zwar auf die Widerlegungszüge der Verführungen (x und y), aber vertauscht. Dies ist die Beschreibung des Themas Hannelius. Es ist eng verwandt mit dem Thema Dombrovskis, erscheint aber durch den Tausch der thematischen Matts gegenüber den Verführungen weniger paradox.

Kommentare: Hannelius. Pikant, dass die weisse Halbbatterie nicht ins Spiel gebracht werden darf! (N. Biveroni, Effretikon) Man ist versucht, den Springer und Läufer aus der d-Linie abzuziehen und so zu einem Doppelschachmatt zu gelangen, aber der Plan muss aufgegeben werden. Es funktioniert nur der überraschende Schlüssel, der für einen Zweizüger recht schwierig zu finden ist. (D. Friedli, Ostermundigen) Meiner Meinung nach ist das abwechslungsreiche Spiel auf den vielen Linien viel interessanter, als dass zufällig auch noch ein Hannelius auftritt. (Th. Maeder, Bern) In den zwei analogen Verführungen versucht Weiss umsonst die Halbbatterie auszunützen. In der nicht naheliegenden Lösung hingegen wird die Halbbatterie aufgelöst und es entstehen prächtige Mattbilder durch Ausnützung der schwarzen Fesselungen. (S. Bomio, Viganello) Deux essais admirables et une solution surprenante, parce qu’on ne pensait pas que la Td1 joue la clé… Superbe! (Th. Ott, Genf) Ein sehr komplexes Liniengeschehen mit vier Läufern, zwei Türmen und zwei Springern als Akteuren. Beide die Halbbatterie aktivierenden Verführungen gewähren ein Fluchtfeld und drohen ein Doppelschachmatt. Schwarz widerlegt durch Verstellen einer der das Feld c6 deckenden weissen Linien. (R. Schümperli, Herrenschwanden) In dieser Problem-Perle gilt es etwas gegen den schwarzen Befreiungszug 1. … Ld5 zu erfinden. Dies ist gar nicht so einfach, tippt man doch zuerst automatisch auf einen Schlüsselzug mit einer der Leichtfiguren auf der d-Linie. (K. Köchli, Bonstetten) Der Ld4, mit Doppelschachmatt-Perspektiven, oder der Td1? Ein raffinierter, anspruchsvoller Selbstfesselungs-Zweizüger! (R. Gygax, Genf) Les clouages sur la sixième traverse ne manquent pas d’élégance! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Zuerst wollte ich dem Turm d1 den Weg freiräumen, aber das Feld e5 ist wichtig. (J. Meli, Bern)

Weitere richtige Lösungen erhielten wir von: N. Bergfreund, Bonstetten; C. Nordt, Hombrechtikon; R. Schweizer, Neuhausen; B. Kunzi, Ebmatingen; L. Lippert, Madrid, E

Lösung 4828

Joseph C. J. Wainwright (USA), Detroit Free Press 1890
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Die Stellung sieht nicht besonders aufregend aus; zu gross ist die weisse Übermacht und zu begrenzt sind die schwarzen Möglichkeiten, um Gegenspiel zu erlangen. Tatsächlich würde sogar jeder schwarze Zug die Verteidigung entscheidend schwächen, wie man feststellen kann:

1. … e6 2. Df4+ Kg6 3. Df7 matt
1. … e5 2. Dg4! S~ 3. Txc6 matt; 2. … e4 3. Lb2 matt
1. … S~ 2. Txc6+ e6 3. D oder Txe6 matt

Es reichte also ein schlichter Wartezug, um zum Erfolg zu kommen. Schnell ist jedoch klar, dass es keine so simple Lösung gibt und dass Weiss den Plan ändern muss. (White to play)

Angesichts der weissen Kräfte bieten sich dazu natürlich viele Versuche an, aber zwischen den weissen Figuren lässt sich ist kein erfolgversprechendes Zusammenspiel verwirklichen.

Das Problem kann nur mit einem grossartigen, verblüffenden «Entfernungsschlüssel» geknackt werden, bei dem sich Dame vom gegnerischen König wegbewegt und ihm gleich zwei Fluchtfelder überlässt:

1. De2!! Zugzwang

1. … Kf5 2. Kf7!! (droht 3. De6 matt) e5 3. Df3 matt
Der König wird vorgelockt, ihm dann aber mittels subtilem Nachrücken seines Antipoden der Rückzug verwehrt!

1. … Kg6 2. Df3! (droht 3. Df7 matt) Kh7 3. Dh5 matt
Eine echoartige Wiederholung des Plans zur Einkesselung des schwarzen Königs.

1. … e6 2. Dh5! (droht 3. Dg5 matt) e5 3. Df7 matt
Hier ergibt sich also eine weitere stille Fortsetzung, während die beiden restlichen Abspiele unverändert zum Satz bleiben:

1. … e5 2. Dg4! S~ 3. Txc6 matt; 2. … e4 3. Lb2 matt

1. … S~ 2. Txc6+ und 3. D(x)e6 matt
Dass nach der doppelten Fluchtfeldfreigabe weder Turm noch Läufer, sondern der unscheinbare weisse König aktiv wird, ist sehr überraschend und schwer zu sehen!
(R. Ott, in Oberglatt, hat uns die richtige Quelle der Erstveröffentlichung mitgeteilt.)

Kommentare: In diesem «White to play»-Problem aus der Belle Epoque gewährt die Dame dem schwarzen König zwei Fluchtfelder, indem sie Abstand nimmt, um einen besseren Überblick zu gewinnen: Der Auswahlschlüssel ist schwierig, die Komposition genial! (R. Gygax, Genf) «Reculer pour mieux sauter» (R. Schweizer, Neuhausen) Reizvoll, locker gebaut – aber unheimlich schwierig. (Th. Maeder, Bern) Traumhaft schön. Doppelte Fluchtfeldfreigabe und stille, nunmehr drohende Züge, in denen zyklische Vorahnungen aufscheinen. (A. Nievergelt, Winterthur) Der Bauer a4 verrät den Zugzwang und daher kommt eigentlich nur die weisse Dame für den Schlüsselzug in Betracht. Gemessen an seinem Alter ein immer noch sehenswertes Problem. (A. Schönholzer, Kirchlindach) C’est vraiment génial! D’abord, avant la clé, tous les jeux des Noirs finissent mat par les Blancs. Mais il n’y a pas de jeu qui permette aux Blancs de jouer la même chose. Il faut donc trouver un jeu des Blancs nouveau. La clé mérite un premier prix! (Th. Ott, Genf) Jeder weisse Zug verschlechtert die weisse Stellung; der Schlüsselzug der Dame gibt zwei weisse Felder für den König frei und ist nicht leicht zu finden. Zudem gibt es viele akurate Abspiele; ein Genuss! (C. Nordt, Hombrechtikon)

Lösung Nr. 4827

Ewgenij Markow (Russland), Schachmatnaja Komposizija 1997 

Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Ohne den Se4 im Zentrum könnte Weiss sofort mit dem Te6 dort mattsetzen. Es liegt also nahe, diesem den Platz zu räumen. Der Springer hat die Auswahl zwischen gleich acht scheinbar gleichwertigen Feldräumungsschlüsseln, von denen aber nur einer richtig ist:

1. Sf2? Dxc2!! (2. Tf1 matt ist unmöglich)
1. Sd2? Txd4!! (2. Txd4 matt ist unmöglich)
1. Sc3? Lxc2!! (2. Dxe3 matt ist unmöglich)
1. Sc5? Sd6!! (2. Dxd6 matt ist unmöglich)
1. Sd6? Sc5!! (2. Lc7 matt ist unmöglich)
1. Sxf6? Te8!! (2. Txf6 matt ist unmöglich)
1. Sg5? f5!! (2. Lg5 matt ist unmöglich)

Es geht nur:

1. Sg3! droht 2. Te4 matt

1. … Dxc2 2. Tf1 matt

1. … Txd4 2. Txd4 matt

1. … Lxc2 2. Dxe3 matt

1. … Sd6 2. Dxd6 matt


1. … Sc5 2. Lc7 matt


1. … Te8 2. Txf6 matt


1. … f5 2. Lg5 matt

Dieser achtfache Auswahlschlüssel zeigt ein vollständiges, weisses Springerrad!

Nur auf dem Feld g3 kommt der Springer seinen Mitstreitern nicht ins Gehege. Auf fünf Feldern verstellt er hingegen eine Linie, so dass ein weisser Mattzug oder ein Matt verunmöglicht wird und auf zwei Feldern blockiert er ein mögliches Mattfeld.

In der Folge beteiligen sich die Da3, der Ld8 und die beiden Türme gleichermassen am Mattsetzen: In den sieben Varianten und der Drohung kommen sie je zweimal zum Zug. Dieses Detail verstärkt die Ausgewogenheit dieser abgerundeten, attraktiven Aufgabe zusätzlich.

Kommentare: Hübscher Zweizüger mit virtuellem Springerrad in den Verführungen und der Lösung. (S. Bomio, Viganello) Der Springer schlägt ein prächtiges Pfauenrad! (R. Schweizer, Neuhausen) Klassischer Auswahlschlüssel: Springerrad mit sieben thematischen Verführungen, die alle an einer Selbstverstellung scheitern. Dieser Rekord ist nicht neu, aber immerhin egalisiert. (N. Biveroni, Effretikon) Springerradverführungen mit sieben Linienverstellungen sind meines Wissens ein unerfüllter Traum. Hier haben wir immerhin fünf Linienverstellungen und zwei Blocks. (Th. Maeder, Bern) Das altehrwürdige Verführungsspringerrad – so leicht ist es aber auch wieder nicht, die Widerlegungen zu den anderen sieben Möglichkeiten zu finden. (A. Schönholzer, Kirchlindach) Die acht Schlüsselzug-Möglichkeiten des Se4 mit derselben Drohung mussten genau angeschaut werden. Das kostete doch etwas Zeit. (Beat Wernly, Muri BE) Sept essais de tous le Cavalier et la clé: 1. Cg3! Magnifique mais… facile! (Th. Ott, Genf) Nicht weniger als sieben Mal droht der Turm auf dem vom Springer geräumten Feld geschlagen zu werden. Trotz einfachem Schlüssel eine vielfältige Aufgabe. (D. Friedli, Ostermundigen) Eine Blütenlese von Linienöffnungen, mit dem Bauern g4 als zu sperrendem Spielverderber: erfrischend und belustigend! (R. Gygax, Genf) Ein sehr schön konstruiertes Problem, da das geräumte Feld von vielen schwarzen Figuren verteidigt werden kann; dies jedoch zum Preis der Schwächungen der eigenen Stellung. (C. Nordt, Hombrechtikon) 

Eine weitere richtige Lösung sandte: Lukas Lippert, Madrid

Lösung Nr. 4826

Ruud Beugelsdijk (Niederlande), Het Belgisch Schaakbond, 2. ehr. Erwähnung
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Nähme Weiss, statt einen Zug auszuführen, den Bc5 vom Brett, drohte er mit dem Bauern auf e4 mattzusetzen. Das könnte Schwarz jedoch mit 1. … Dg6 oder 1. … Lg5 verhindern. Allerdings erwiesen sich diese Verteidigungen beide als Weglenkungen, von denen die Dd7 profitieren könnte. 

(Satzspiele: 1. … Dg6 2. Dc6 matt und 1. … Lg5 2. Dxd6 matt)

Im konkreten Fall muss sich Weiss natürlich zwischen den Bauernzügen 1. c6 oder 1. cxd6 entscheiden, wenn er das Bauernmatt auf e4 anstrebt. Je nach Wahl des Schlüssels blockiert er dabei aber seiner Dame ein Mattfeld, so dass sich Schwarz schadlos verteidigen kann: 

1. c6? droht 2. e4 matt 

1. … Lg5?? 2. Dxd6 matt 

aber 1. … Dg6! 

1. cxd6? droht 2. e4 matt 

1. … Dg6?? 2. Dc6 matt 

aber 1. … Lg5! 

Um die Weglenkungen ausnützen zu können, lenkt nun Weiss die schwarzen Türme auf die g-Linie, so dass die guten Verteidigungen auf die Probespiele unmöglich werden. Er kann sich dann ohne Nachteil selber behindern und dabei auf je eines der eingangs erwähnten Satzmatts verzichten.

1. Ld3! droht 2. Sb6+ Ke5 3. Sxg4 matt

 
1. … Tg6 2. c6! (droht 3. e4 matt) Lg5 3. Dxd6 matt

                   2. … Te5 3. Sb6 matt 

1. … Tg5 2. cxd6! (droht 3. e4 matt) Dg6 3. Dc6 matt

                  2. … Te5 3. Sb6 matt 

Das dargestellte Thema heisst Münchener Idee. Hier wird diese Idee doppelt gezeigt. 

Nochmals zusammengefasst:
Im Hauptplan hat Schwarz gegen eine Drohung eine schädliche Verteidigung. Wegen Selbstbehinderung kann Weiss aber vorerst nicht davon profitieren und Schwarz kann mit dieser Verteidigung widerlegen. Mit dem Vorplan schaltet Weiss nun diese gute Verteidigung aus, so dass die Selbstbehinderung keine negativen Auswirkungen mehr hat.

Eine schnörkellose, sauber formulierte Doppelsetzung der Münchener Idee!

Da zudem von den zwei Verteidigungen der beiden Probespiele jeweils nur die schlechte bestehen bleibt, sehen wir auch zweimal eine Beugung.

Kommentare: Klare Darstellung der Münchener Idee durch den jung verstorbenen Niederländer. (Th. Maeder, Bern) Wie man sich selbst im Weg steht: Weiss auf c6 und d6, Schwarz auf g6 und g5. Pfiffig und löserfreundlich! (N. Biveroni, Effretikon) Das sofortige Ziehen mit dem c-Bauern stellt eine doppelte Verführung dar! Die erfolgreichen Verteidigungen funktionieren aber nach dem schlichten Vorbereitungszug nicht mehr, da sich Schwarz selbst die Felder für die Verteidigungszüge verstellen muss. (M. Rüfenacht, Basel) Das war echt spannend! Während die Probespiele recht nahe liegen, ist der Mechanismus, wie sie dann in der Lösung doch noch ins Spiel kommen für mich überraschend. Die Turmparaden blocken jeweils eine der Widerlegungen der Probespiele. Das Finale auf g4 ist in der Diagrammstellung auch nicht ansatzweise zu erkennen. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Elegante Drohung mit Zusammenspiel der weissen Figuren als Vorplan und zwei prächtige, analoge Mattführungen jeweils durch Selbstbeeinträchtigung der schwarzen Figuren, fein erzwungenen Lenkungen und Turmblock. (S. Bomio, Viganello) Die Springer als Hauptfiguren einer grossartigen Inszenierung! (R. Gygax, Genf). Eine weitere richtige Lösung sandte: R. Schweizer, Neuhausen.

Lösung Nr. 4825

Wassili Y. Markowtzi (Ukraine), Die Schwalbe 2001, 5. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Wie bei den meisten modernen, kompetitiven Zweizügern erstreckt sich auch hier das Lösungsspiel über verschiedene Phasen. Es geht also weniger um eine grössere Anzahl von attraktiven Abspielen, als um den thematischen Zusammenhang einiger weniger Züge zwischen den Verführungen und der Lösung.

In diesem Problem spielt der Zug 1. … Ke4, der im Diagramm bereits mit 2. Sc5 matt beantwortet werden könnte, eine wichtige Rolle. Um in den zwei Verführungen und der Lösung die Beziehung der Drohungen und der Mattzüge auf die Königsflucht besser darzustellen, haben wir die thematisch wichtigen Züge mit Buchstaben versehen.

(Satzspiel: 1. … Ke4 2. Sc5 matt)

1. Db4? (droht 2. Sc5 matt A)
1. … Ke4 x 2. Txe3 matt! B
1. … Se4 y 2. Sb2 matt!
aber 1. … Th5!!

1. Dd6? (droht 2. Txe3 matt B)
1. … Ke4 x 2. Ld5 matt! C
1. … Sg3~ 2. Dxg6 matt
1. … Se4 (!) y 2. Dxa6 matt!
aber 1. … Sf5!!

1. Kd1! droht 2. Ld5 matt C

1. … Ke4 x 2. Sc5 matt! A

1. … Se4 y 2. Se1 matt!

1. … Se2 2. Df5 matt

1. … Lc4 2. Lc2 matt

Die drei Drohmatts der beiden Verführungen und der Lösung erscheinen wieder als Variantenmatts auf die Königsflucht! Diese zyklische Verschiebung der Droh- und Variantenmatts (A, B, C) auf denselben schwarzen Zug (x) heisst Ukraine-Zyklus.

Bei nur einer Verführung und einem Tausch zwischen Droh- und Variantenmatt auf denselben schwarzen Verteidigungszug spräche man von einem Le Grand. Dementsprechend wird der Ukraine-Zyklus auch zyklischer Le Grand genannt.

In der Stellung steckt aber noch mehr: Auch auf den Zug 1. … Se4 (y) wechselt das Matt in allen drei Phasen und somit ergibt sich mit den drei Mattwechseln auf die Königsflucht ein «doppelter Dreiphasenmattwechsel», besser bekannt als 3x2 Zagoruiko. Auf die Verteidigung 1. … Se2 gibt es zudem einen weiteren Mattwechsel zwischen der zweiten Verführung, wo besagter Zug in der Variante 1. … Sg4~ inbegriffen ist, und der Lösung.

Ein beeindruckender Inhalt in einem vorzüglich konstruierten Problem!

Kommentare: Zyklischer Le Grand. Dieses Thema wird im orthodoxen Zweizüger fast immer, wie hier, mit einem Verteidigungszug des schwarzen Königs dargestellt. (Th. Maeder, Bern) Dreigliedriger Zyklus von Drohmatt und Matt nach der Königsflucht 1. … Ke4, dazu drei verschiedene Matts nach dem Fluchtfeldblock 1. … Se4. Hervorragend! Ein hochkomplexes Spiel nach dem Motto: Wie decke ich den Tf3? (N. Biveroni, Effretikon) Grandios: In den beiden Versuchen 1. Dd6? und 1. Db4? und in der Lösung folgen auf die beiden Verteidigungen 1. …Ke4 und 1. …Se4 immer wieder andere Mattzüge. (Ch. Styger, Flurlingen) Trotz der massiven weissen Übermacht ist ein Königschlüssel nötig, um das Matt zu erreichen. Danach entstehen sehr schöne Mattbilder mit Mattwechseln zwischen den Verführungen und der Lösung. (S. Bomio, Viganello) Die Drohung der Lösung war in der Verführung der Mattzug auf die Königsflucht. (R. Schümperli, Herrenschwanden) C’est extraordinaire, élégant et esthétique! (Th. Ott, Genf) Schwierig, da unheimlich verführungsreich und nicht zuletzt wegen einer zurückhaltenden Dame eine raffinierte Komposition; ein Zweizüger der Extraklasse! (R. Gygax, Genf) Die Verführungen haben mich eigentlich nicht zu verführen vermocht. (D. Friedli, Ostermundigen) Der Königszug schien mir wegen c2 offensichtlich. (J. Meli, Bern) Un problème intéressant! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane)
Weitere richtige Lösungen sandten: R. Schweizer, Neuhausen; Benno Kunzi, Ebmatingen. 

Lösung Nr. 4824

Srećko Radović (Serbien), 9th WCCT 2013, 6. Platz
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Die thematische Vorgabe im neunten Weltkompositionsturnier war folgende: In mindestens drei Abspielen muss es sowohl bei den weissen Fortsetzungen bzw. den Mattzügen, als auch bei den schwarzen ersten oder zweiten Zügen Gemeinsamkeiten geben. Der serbische Komponist löste diese Aufgabe auf eine einnehmende, unterhaltsame Weise:

1. Te2! droht 2. Td2+ Ke3 3. Te1 matt

1. … Df5 2. Da5! (droht 3. Td1 matt) b4 3. Dxf5 matt!

1. … Dg6 2. Db6! (droht 3. Se1 matt) c5 3. Dxg6 matt!

1. … Dh7 2. De7! (droht 3. Td2 matt) Le5 3. Dxh7 matt! (2. … De4 3. Dxe4 matt)

Die Gemeinsamkeiten sind drei batteriebildende Hinterstellungszüge durch die schwarze Dh5 im ersten Zug, die durch drei Hinterstellungszüge der weissen Dd8 im 2. Zug beantwortet werden. Die Drohungen dieser Züge provozieren dann sperrwechselartige Verteidigungen: Schwarz unterbricht jeweils eine weisse Damenlinie, öffnet ihr aber gleichzeitig eine andere. Das dreifache Damenduell endet dann schliesslich mit dem Schlag der schwarzen Dame.

Das sind also inhaltlich auf beiden Seiten mehr Entsprechungen als die Aufgabenstellung vorschrieb. Ein weiterer Pluspunkt ist der Einbezug dreier weisser Figuren bei den Drohmatts der Fortsetzungen.

Das gesamte Lösungsspiel wirkt natürlich und ist schnörkellos dargestellt. Nur an die Qualität des Schlüssels mussten Konzessionen gemacht werden; wohl um das vorgeschriebene Thema überhaupt korrekt darstellen zu können.

Ein durch die stillen Fortsetzungen scharfsinniges, aber auch löserfreundliches Spitzenproblem!

Kommentare: Ansprechende Drohung mit Zusammenspiel der Türme und drei witzige, analoge Mattführungen jeweils durch Hinlenkung der schwarzen Dame und anschliessender Linienöffnung für die weisse Dame. (S. Bomio, Viganello) Schöne Varianten, aber der Schlüssel gefällt mir überhaupt nicht. (Th. Maeder, Bern) Elegante und harmonische dreifache Schlaglenkung ohne jeglichen Schematismus! Besonders schön, dass die sekundären Mattdrohungen alle verschieden sind. Die Schlagflucht im Schlüssel ist als Minuspunkt kaum von Bedeutung. (A. Nievergelt, Winterthur) Schwierig, komplex, wunderschön. (D. Friedli, Ostermundigen) Eine faszinierende Komposition. Es ist zuerst frustrierend, denn Schwarz scheint alle Angriffe parieren zu können – und dann erweisen sich die Drohungen der schwarzen Dame mit Kreuzschach in allen drei Versionen als wahre Rohrkrepierer! (R. Schümperli, Herrenschwanden) Es braucht etwas Zeit, um zu verstehen, dass der Clou in der Vermeidung der Kreuzschachs besteht. Eine wirklich schöne Komposition! (C. Nordt, Hombrechtikon) Ein grosser Lösergenuss! (N. Biveroni, Effretikon) Magnifique! J’aime beaucoup les problèmes dans lesquels les Noirs menacent des échecs! (Th. Ott, Genf) Zu Mariä Himmelfahrt der Dame Höllenfahrt: ein witziger Sketch! (R. Gygax, Genf)

Eine weitere richtige Lösung sandte: R. Schweizer, Neuhausen

Lösung Nr. 4823

Michel Caillaud (Frankreich) und Waleri Schanschin (Kirgisistan)
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt

Vorerst deutet in dieser etwas gedrängten Stellung nichts auf einen aussergewöhnlichen Lösungsverlauf hin. Weiss ist wegen der Drohungen durch die Dh8 sogar stark unter Druck. Die beste Rettung ist der Wegzug des angegriffenen Sf6, womit zwar der Dh8 viel Raum zugestanden wird, aber auch die Batterie wirksam werden kann:

1. Sf6 zieht? (droht 2. Lf8 matt) scheitert nicht etwa an einem der nun möglichen Gegenschachs, sondern einfach an 1. … Dxe8!

Da 1. Sg8!? mit 1. … Dxg8! gekontert wird, muss ein Matt auf die Parade 1. … Dxe8! gefunden werden. Dies gelingt mit dem spektakulärsten aller möglichen Schlüsselzüge:

1. Sxh5!! droht 2. Lf8 matt

1. … Dxe8 2. Sg7 matt

Es ergibt sich nun sogar eine vierte Gegenschachmöglichkeit:

1. … Dxh5+ 2. Lg5 matt!
1. … Da1+ 2. La3 matt!
1. … Dc3+ 2. Lb4 matt!
1. … De5+ 2. Lc5 matt!

Das sind vier Kreuzschachmatts aus einer einzigen Batterie!

1. … Df6 2. Lxf6 matt
1. … Sd6 2. Dxd6 matt

Ein nicht allzu schwieriger, aber eindrücklicher Meredith! Keines der vier Gegenschachs ist in der Diagrammstellung bereits spielbar, noch werden diese dann durch den weissen König provoziert.

Kommentare: Ein super Auswahlschlüssel! Er erlaubt der schwarzen Dame nicht weniger als vier Gegenschachs, die vom Läufer aber sauber pariert werden. (D. Friedli, Ostermundigen) Ein unkonventioneller Provokations-Schlüssel als Auftakt zu einem spektakulären Dame-Batterieläufer-Duell mit vierfachem Kreuzschachmatt: eine grossartige Konstruktion! (R. Gygax, Genf) Hoffnungslos altmodisch, aber es ist sehenswert, wie die vier provozierten Schachs durch Kreuzschachmatts derselben Batterie beantwortet werden. (Th. Maeder, Bern) Feiner Springerauswahlschlüssel mit mehrfacher Schachprovokation und ein spannendes Läufer-Dame-Duell mit vier Kreuzschachmatts! (S. Bomio, Viganello) Eindrücklich, dass der Lösungszug gleich vier Kreuzschachs ermöglicht, die jeweils der Läufer beim Matt kontern kann. Doch auch weitere schwarze Züge müssen pariert werden, was das Problem anreichert. (C. Nordt, Hombrechtikon) L’adjectif «élégant» est justifié: les quatre mats sur les variantes avec échec me plaisent beaucoup. (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Vierfach provoziertes Schach, aber immer läuft der Le7 elegant dazwischen, während der Schlüsselspringer im fortgesetzten Angriff auf Dxe8 reagiert. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Auf die Frage, wohin der Springer ziehen soll, wird der Löser mit rekordverdächtigen vier Kreuzschachmatts belohnt – und das alles nur mit 12 Steinen! (Ch. Styger, Flurlingen) Splendide! Quatre coups de la Dh8 qui font échecs! C’est, peut-être, un record, mais, en tout cas, c’est esthétique ! (Th. Ott, Genf) Beinahe wäre ich auf 1. Sg8? Dxg8! reingefallen. (R. Schweizer, Neuhausen)

Lösung Nr. 4822

Werner Keym (Deutschland), Allgemeine Zeitung, Mainz 1963
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

In dieser eigenwilligen Stellung sind gleich drei Leichtfiguren auf der 8. Reihe ungedeckt. Das könnte ein erster Hinweis sein, dass in dieser Aufgabe bei der Wahl des Schlüsselzuges gewisse Konventionen nicht eingehalten werden können. Gemeint sind die herkömmlichen Kunstgesetze, die z.B. besagen, dass der Schlüsselzug weder ein Fluchtfeld rauben noch ein Schachgebot sein sollte. Solche prosaischen Züge sollten normalerweise auch vermieden werden, aber bei ausserordentlichen Inhalten, wie z.B bei Rekorddarstellungen, werden sie durchaus toleriert.

Aber auch unter Nichtbeachtung dieser Gebote stösst man hier mit rechnerischen Mitteln bald an eine Grenze, wie einige rustikale Versuche zeigen:

1. Sed6? (droht 2. Lb6 nebst 3. Ta7 matt) wird mit 1. … Kxd8!! unterbunden. 
Interessanter wäre schon

1. Scd6? (Zugzwang)

1. … Kxd8 2. Ke6! 

1. … g6 2. Ta8 oder 2. Lf6 

aber 1. … bxa4!!

Am vielfältigsten und somit attraktivsten wäre der Versuch 

1. Ta8? (Zugzwang)

1. … Kxe8 2. Sd6+!

1. … Kxd8 2. Ke6!

1. … g6 2. Scd6! 

Aber wiederum hat Schwarz die Ausrede 1. … bxa4!!, weil er dadurch seine Stellung nicht schwächt. 
Versucht man es mit einem Schachschlüssel wie 1. Lxb5+? gibt es zwar auf 1. … Kxc8? die Fortsetzung 2. Ta8+, aber nach 1. … Kxd8! steht der König abgeschirmt zwischen zwei gegnerischen Leichtfiguren. Auch nach 1. Sb6+? Kxe8! stellt der die achte Reihe verstellende Ld8 wiederum einen Nachteil für Weiss dar, da der Turm seine Stärken nicht ausspielen kann.
Weil nicht einmal verpönte Schlüssel zum Ziel führen, könnten an diesem Punkt sogar Zweifel an der Korrektheit des Diagramms aufkommen; besonders wenn man festgestellt hat, dass auch Computerprogramme das Problem nicht knacken können. Aber im Gegensatz selbst zu den stärksten Rechnern verfügt der Mensch über die Fähigkeit, ein Stellungsbild analysieren zu können!

Denn eine genauere Betrachtung des Diagramms führt zur ebenso einfachen wie verblüffenden Lösung: Da Weiss am Zug ist, muss folglich Schwarz den letzten Zug gemacht haben. Welches war aber dieser letzte Zug? Der König kann ihn nicht gemacht haben, da die beiden seitlichen Nachbarfelder doppelt angegriffen sind und er folglich nicht von dort nach d7 gelangt sein konnte. Da der Bg7 noch nicht gezogen hat, bleibt nur ein Zug des Bb5. Dieser kann wegen des Schachgebots nicht von c6 gekommen sein, aber auch nicht von b6, da sonst das Schachgebot des La4 unmöglich wäre. Bleibt also nur noch sein Doppelschritt. Aber wie kam es dann zum Schachgebot des La4? Die Diagrammstellung konnte nur erreicht werden, wenn der weisse Turm, von c6 kommend, mit einem Abzugschach auf a6 einen schwarzen Stein geschlagen hat. Dieser (beliebige) schwarze Stein hat im Zug zuvor nach a6 gezogen (Ohne diesen nun verschwundenen Stein wäre Schwarz «Retro-Patt»). Der Bb7 parierte also dieses Abzugsschach und so befinden wir uns in der Diagrammstellung. Sein Doppelschritt im unmittelbar letzten Zug ist also bewiesen und nur dadurch dürfen wir nun in dieser Stellung den «en passant»-Schlag ausführen:

1. axb6 ep.+!!

1. … Kxc8 2. Ta8+ Kb7 3. Lc6 matt

1. … Kxd8 2. b7! g6 3. Td6 matt!

Ein ökonomischer, mittels einer einfachen Retroanalyse zu lösender Dreizüger mit zwei Varianten und durchwegs eindeutig scheiternden Verführungen! Ein köstlicher Witz!

Diesen Dreizüger haben wir aus dem Buch «Anything but Average» entnommen, das von dem Autoren des Dreizügers, Werner Keym, stammt und bei «Nightrider Unlimited» erschienen ist. Das Buch ist eine Sammlung von mehr als 370 aussergewöhnlichen und  beeindruckenden Diagrammen aus den Bereichen Partie, Endspiel und Problem, deren gemeinsamer Nenner ihre zeitlose Brillanz ist. Der oben besprochenen Dreizüger ist in diesem Sinne ein treffendes Beispiel für einen «alles andere als durchschnittlichen», garantiert im Gedächtnis bleibenden Dreizüger!

Der grosse Teil des Inhaltes zeigt jedoch bekannte Klassiker aus allen Bereichen des Schachs wie berühmte Partien von Anderssen bis Carlsen, Studien von Komponisten wie Troitzky, Kubbel oder Réti und hervorragenden Problemen aller klassischen Kategorien. Das Buch richtet sich folglich an alle Schachspieler, die sich vom Reichtum, der Tiefgründigkeit und Schönheit dieses Spieles faszinieren lassen. Für den Einsteiger bietet es einen umfassenden, mit vorzüglichen Beispielen illustrierten Überblick über alle Disziplinen, für den Kenner eine Sammlung der besten Beispiele zu jedem Genre. Im zweiten Teil geht es mehr um Schachprobleme mit aussergewöhnlichen Forderungen, aber wiederum sind die Beispiele so gewählt, dass der Unterhaltungswert im Vordergrund steht. Zum Verständnis braucht man weder grosses Vorwissen noch Meisterklasse, höchstens gewisse Englischkenntnisse. Bei längeren, schwierigeren Problemen erleichtern zusätzliche Hilfsdiagramme das Nachspielen der Lösungen, so dass man beim Lesen ohne ein Brett auskommen sollte.

Unter den auserlesenen Diagrammen befinden sich auch zwei Aufgaben von Schweizer Komponisten: ein fabelhaftes Rekordproblem des damals 20-jährigen Baslers Markus Ott sowie eine sensationelle Miniatur des langjährigen Problemspaltenleiters des Tages-Anzeigers, Hannes Baumann. Fazit: Dieses unterhaltsame Buch ist unbedingt lesenswert und allen Schachfreunden wärmstens zu empfehlen! Mit 10 Euros + Porto für die kartonierte Ausgabe von 2020 (mit 375 Aufgaben) ist es zudem überaus günstig. Die zweite Auflage von 2021 (mit 40 weiteren Aufgaben) gibt es ausschliesslich als schönen Ganzleinenband für 25 Euros + Porto (siehe www.berlinthema.de) Beides kann bei ralf.kraetschmer@t-online.de bestellt werden. Weitere Informationen über meine E-Mail-Adresse.

Kommentare: Beim Namen «Keym» leuchtet natürlich ein Lämpchen auf: Mindestens eine «Schachbosheit» ist da sicher versteckt. Als letzter schwarzer Zug bleibt nur der Doppelschritt b7-b5, dem ein Abzugsschach Tc6xa6 vorangegangen ist. (N. Biveroni, Effretikon) Dank der Bemerkungen mit «analytisch» und «rechnerisch» in Rekordzeit gelöst. Wer aber so etwas zum ersten Mal sieht, dürfte trotz dieser Hilfe mächtig zu knacken haben. Eine befriedigende, zweischichtige Retroanalyse: Erst nach dem letzten weissen Zug wird alles klar - und dazu ein wunderschöner stiller zweiter Zug als Belohnung. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Solange man sich nicht mit der Rolle des Bb5 auseinandergesetzt hat, ist dessen Parade nicht abzuwehren: ein genialer «Retro-Meredith»! (R. Gygax, Genf) Heutzutage ist die «ep.- Legalisierung» mit dem Abzugsschach durch Turmzug auf der 6. Reihe sehr bekannt. Möglich, dass sie damals neu war. (Th. Maeder, Bern) L’adjectif «unkonventionell» m’a quelque peu troublé…jusqu’à ce que je me demande quel pouvait être le dernier coup des Noirs. Un problème peu conventionnel, mais beau! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Ungewöhnlich ist nicht nur das Schlagen «en passant», sondern auch, dass mit dem Schlüsselzug ein Schachgebot erfolgt. (D.Friedli, Ostermundigen) Es gibt eine Variante mit Zugzwang, gefolgt von einer Art Epaulettenmatt (Hp. Wyss, Sierre) Das Epaulettenmatt ist perfekt und das Feuerwerk zum 1. August kann gezündet werden! (R. Schweizer Neuhausen) Nach einigem Nachdenken erkennt man, dass der letzte schwarze Zug b7-b5 sein musste. Interessant ist also, dass man nicht nur nach vorne, sondern auch zurück rechnen muss. Besten Dank für den «food for thought» (L. Lippert, Madrid) Schwarz muss im letzten Zug b7-b5 gezogen haben. Sehr geschickt ausgedacht und gar nicht offensichtlich; zudem mit diversen Verführungen, die man zuerst testet. (J. Meli, Bern)

Lösung Nr. 4821

Walentyn W. Lukjanow (Russland), Sahs/Sahmaty (Riga) 1973, 2.-3. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Nach beliebigen Zügen des Td6 kontrolliert der Lb8 das Feld g3, sodass Weiss 2. Sh2 matt droht. Diese Drohung scheint jedoch ziemlich harmlos, da sie durch mehrere Paraden widerlegbar ist. Beispielsweise scheitert 1. Tb6? (droht 2. Sh2 matt) gleich an sechs Widerlegungen. Erst wenn der Td6 bei der Schlüsselwahl eine schwarze Linie unterbricht und sich selber in Stellung bringt, wird es spannend:

1. Td5? (droht 2. Sh2 matt und unterbricht die Linie der Dame auf Reihe 5)
1. … Da2 2. Tdxg5 matt!
1. … Tb2 2. Se5 matt!
1. … Sf3 2. Lf5 matt!

Dreimal setzt Weiss auf der 5. Reihe matt: Zuerst der Turm selber, danach der Sd7 und der Lh7 dank der Liniensperre des Turms. Schwarz hat aber die Ausrede: 1. … Dd2!!

1. Td4? (droht 2. Sh2 matt, unterbricht die lange Diagonale und setzt so den La1 ausser Gefecht.)
1. … Da2 2. Se5 matt!
1. … Tb2 2. e5 matt!
1. … Sf3 2. Sf6 matt!

Jetzt sind es drei Felder der langen Diagonale, von wo aus die Mattzüge erfolgen. Der Turm wird dabei beim zweiten Abspiel mittels eines Abzugsmatts aktiv. Aber wiederum kann Schwarz parieren: 1… Dc7!! Erst wenn der Td6 die gegnerische Turmlinie auf der 3. Reihe unterbricht, klappt alles:

1. Td3! droht 2. Sh2 matt

1. … Da2 2. Lf5 matt!

1. … Tb2 2. Sf6 matt!

1. … Sf3 2. Dxf3 matt!

Diesmal trägt der Turm seinen Teil bei, indem er das Fluchtfeld f3 ein zweites Mal deckt. So kann die Dame dort mattsetzen, während in den ersten beiden Abspielen ihre Deckungslinie bei den Mattzügen unterbrochen werden darf.

Die Mattzüge Se5, Sf6 und Lf5 treten je zweimal auf, aber jedes Mal zyklisch verschoben nach einer anderen der drei Verteidigungen. Dadurch ergeben sich neben den Mattwechseln auch automatisch drei Paradenwechsel. Dieser Zyklus zwischen den gleichen Matts und Paraden nennt man Karussell-Thema.

Als weitere Feinheit wechseln dabei auch die Schädigungsnutzungen zwischen VerstellungBlock (Thema B2) und Deckungsverlust.

Der Wechsel der Verteidigung bei gleichbleibenden Mattzügen nennt man Paradenwechsel, während der Wechsel des Mattzuges bei gleichbleibenden Verteidigungen Mattwechsel heisst.

Neben drei Paradenwechseln haben wir hier sogar einen Mehrphasenmattwechsel, weil die Matts bei drei Varianten in allen drei Phasen (den zwei Verführungen und der Lösung) wechseln. Der betreffende Fachbegriff heisst 3x3 Zagoruiko, nach dem belarusischen Komponisten Leonid Zagoruiko (1923-1999). Eine Nebenvariante ist:

1. … Dd2 2. Lf5 matt

Ein grossartiges, harmonisches Meisterwerk mit einem faszinierenden 3x3 Zagoruiko und dem exklusiven, die inhaltliche Geschlossenheit betonenden Karussell-Thema!

Kommentare: Ein wunderbarer 3x3-Zagorujko. Zwei von drei Mattzügen erscheinen zyklisch verschoben nach zwei der Themaverteidigungen: Das nennt man heutzutage «Karussell-Thema». (Th. Maeder, Bern) 3x3-Zagorujko, garniert mit drei Paradenwechseln. Ein reichhaltiger und sehr komplexer Zweizüger! Und auch hier die sich oft aufdrängende Frage: Womit hat der erste Preisträger das überbieten können? (N. Biveroni, Effretikon) Der Td6 sticht sofort ins Auge. Aber was nachher folgt, bedarf schon des sehr genauen Hinsehens. Das Problem ist perfekt durchstrukturiert: Zwei der drei Matts sind zyklisch vertauscht, das dritte ist jeweils eine neues Matt. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Magnifique! Il y a trois variantes des Noirs qui sont les mêmes dans les deux essais extraordinaires 1.Td5?, 1.Td4? et dans la solution. Les mats suivants varient entre les deux essais et la solution! Mais c’est génial! (Th. Ott, Genf) Nach dem feinen Turmauswahlschlüssel mit Läuferlinienöffnung entstehen drei analoge Mattbilder durch Lenkungen und Verstellungen mit prächtigen Mattwechseln zwischen den Verführungen und der Lösung. (S. Bomio, Viganello) Der Td6 muss nicht nur die schwarze lange Diagonale freigeben, sondern auch noch f3 und g3 abdecken, sonst kann Schwarz sich aus der Affäre ziehen. (C. Nordt, Hombrechtikon) Nach der doppelten Deckung des Bg3 bleiben Schwarz nur noch wenige Paraden zur Verfügung: Eine originelle, verführungsreiche Konstruktion! (R. Gygax, Genf) Der Td6 muss weg, aber wohin? Es geht nur 1.Td3! (H. Wyss, Sierre) Die Verführungen gefallen mir fast besser als die Lösung! (M. Rüfenacht, Basel)
Weitere, richtige Lösungen sandten: D. Friedli, Ostermundigen; R. Schweizer, Neuhausen; F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane.

Lösung Nr. 4820

Wacław Hebelt (Belarus), Uzbekskiy konkurs 1964, ehrende Erwähnung
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Gerade mal fünf Leichtfiguren und eine Handvoll Bauern brauchte der weissrussische Komponist, um eine interessante, gehaltvolle Aufgabe zu erfinden. Sie ist nicht besonders schwierig, dafür ist die  Einheitlichkeit der weissen Fortsetzungen umso reizvoller:

1. Kd2! Zugzwang!

1. … Sf7 2. Se8! nebst 3. Sc7 matt

1. … f4 2. Se4! (droht 3. Sxf6 matt) Kxe4 3. Lc6 matt

1. … g5 2. S3h5! (droht 3. Sxf6 matt) Ke4 3. Lc6 matt

1. … b3 2. Se2! (droht 3. Sc3 matt) Ke4 3. Lc6 matt

Trotz der Annäherung des weissen Königs reichen die weissen Kräfte nicht aus, um eine Drohung aufzustellen. Nur dank des Zugzwangs kann die Forderung erfüllt werden!

In den ersten zwei Varianten profitiert Weiss von Fernblocks, danach zweimal von aufgegebenen Felddeckungen, um mit stillen Springerzügen den Schwarzen in eine rettungslose Situation zu bringen.

Von einem Fernblock spricht man, wenn ein schwarzer Stein ein zukünftiges Fluchtfeld seines Königs besetzt und ihm so die Fortsetzung der Flucht verunmöglicht.

Kommentare:
Meredith, bei dem Schwarz gegen den weissen König mit den nachfolgenden, fein differenzierten zweiten Springerzügen chancenlos ist. (Ch. Styger, Flurlingen) Nach etwas prosaischem Schlüssel ergeben sich bildschöne Varianten mit attraktiven Fernblocks. (A. Nievergelt, Winterthur) Un problème sans prétention, mais non sans une certaine élégance. J’ai bien aimé! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Ein Schritt ihrer Majestät in Richtung des homologen Antagonisten und die Lipizzaner-Show kann beginnen: eine perfekte Modellmatt-Delikatesse! (R. Gygax, Genf) Ein etwas eigenartiges Problem: Die darin enthaltenen Modellmatts beschränken sich fast völlig auf die Drohungen, und der Mattzug Lc6 ist auch ziemlich allgegenwärtig. Aber leicht und luftig ist die Aufgabe, also angenehme Hochsommerkost! (N. Biveroni, Effretikon) Feiner Zugzwang mit einem eleganten Tanz der Springer und dem Todesstoss durch den Läufer auf c6, wobei das Fluchtfeld f4 geblockt oder durch den weissen Springer für den schwarzen König gesperrt wird. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Hübsches Zugzwangproblem mit gut harmonierenden  Mattführungen durch Bauern- und Königslenkungen, Springeropfer und Fernblocks samt Mitwirkung der weissen Figuren. Per piacere i problemi non devono necessariamente essere difficili! (S. Bomio, Viganello) Gefälllt mir sehr gut! (B. Liphardt, Reinach) Il n’y a que douze pions et aucune Dame! Formidable…et un petit peu trop facile…! (Th. Ott, Genf) Obschon einfach ist dieses Problem ein wunderschönes, luftiges Lehrstück, das zeigt, wie mit relativ wenigen Figuren ein grosser Bereich des Bretts optimal, mittels Nutzung der schwarzen Figuren, abgedeckt werden kann. (C. Nordt, Hombrechtikon) Weitere, richtige Lösungen sandten: Th. Maeder, Bern; R. Schweizer, Neuhausen; J. Meli, Bern; H. Oesch, Affoltern a/A; D.Friedli, Ostermundigen.

Lösung Nr. 4819

J. D. Williams (Australien) Hampstead and Highgate Express 1907, 2. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Diese zeitlos schöne Aufgabe stammt aus einer Epoche, als die Lösungen der Zweizüger vornehmlich einphasig waren. So wurden in den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts unzählige attraktive Aufgaben mit z. B. Fesslungsnutzungen, Kreuzschachvarianten, oder, wie in unserem Beispiel, Häufungsmotiven als thematischem Inhalt geschaffen. Erst in den folgenden Jahren kamen auch Satzspiele und Verführungen dazu, sodass die Lösungen aus mehreren Phasen bestanden. Dies war dann auch die Voraussetzung für viele neue, faszinierende Themen.

1. c4! droht 2. Dd5 matt

1. … De4 2. Dxb2 matt!
1. … Te4 2. Sf3 matt!
1. … Le4 2. Dxg1 matt!
1. … e4 2. Dg7 matt!

4 reizvolle Antworten auf die Fluchtfeldblocks im Zentrum; dazu kommen drei weitere Blocks:

1. … Txc4 2. Sb3 matt
1. … Sxc4 2. Sxc6 matt!
1. … Tc5 2. Lc3 matt

Das sind insgesamt sieben Fluchtfeldblocks – ein magistral konstruierter Task.

Kommentare: 
Sehr attraktiver Oldtimer mit hübschem Bauernschlüssel und sieben prächtig ausdifferenzierten Mattbildern durch Blockausnützung auf nur drei Feldern! (S. Bomio, Viganello) Schöne Differenzierungen! Je zwei Blocks auf c4 und e4 mit Dualvermeidung im Mattzug; ferner nach 1… De4 und 1… e4 zwar ohne Dualvermeidung, aber mit fortgesetztem Verteidigungseffekt gegenüber den anderen beiden Blockvarianten auf nämlichem Feld. (Th. Maeder, Bern) Grossartige, rekordverdächtige sieben Mal gibt es ein Block eines Fluchtfeldes, gefolgt von sieben verschiedenen Matts. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Alle 7 schwarzen Paraden sind Blocks. Wie sie differenziert genutzt werden (vor allem diejenigen auf e4), ist grosse Klasse. Und das soll 114 Jahre auf dem Buckel haben? (N. Biveroni, Effretikon) Pas moins de 7 parades, et 7 mats différents. J’ai beaucoup apprécié les 3 mats de la Dg2 sur les cases noires. Un problème de toute beauté! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Die schwarzen Verteidigungszüge erlauben wundervoll differenzierte weisse Mattzüge. (D. Friedli, Ostermundigen) Befreiung der weissen Figuren durch die schwarzen Paraden um den König herum: ein spektakulärer Oldtimer mit schön symmetrischen Mattbildern! (R. Gygax, Genf)
Après la clé, assez facile, il y a huit mats différents, dont la menace! C’est magnifique! (Th. Ott, Genf)
Bald wird klar, dass d5 gedeckt werden muss. Die überraschend vielfältigen Mattstellungen sind sehr ansprechend. (C. Nordt, Hombrechtikon).

Weitere, richtige Lösungen sandten: R. Schweizer, Neuhausen; H. Wyss, Sierre; B. Wernly, Muri BE.

Lösung Nr. 4818

Iwan I. Storoshenko (Russland), Nabokov Memorial Turnier, 1994, 1. Preis
Matt in 3 Zügen.

Neben der Batterie ist der Schnittpunkt auf e3 augenfällig: Versuchen wir ihn also probehalber mit den beiden Langschrittlern Tb3 und Lc1 zu besetzen, um zu sehen, ob es auf diesen Grimshaw bereits Fortsetzungen gäbe. Beide Züge würden zwar in einer Partie kaum in Betracht gezogen, aber bei einem Schachproblem können solche Satzspiele inhaltliche Hinweise auf die gesuchte Lösung sein.

Und es gibt wirklich bereits Fortsetzungen:

1. … Te3 2. Td4+! Ke5, Kxf5 3. Dxf4 matt
1. … Le3 2. Sg3+! fxg3 3. Df5 matt

In der Lösung gelingt es Weiss diesen Grimshaw tatsächlich zu erzwingen. Aber es folgen nicht mehr die gleichen, sondern weitaus exklusivere Fortsetzungen:

1. Sh6! droht 2. Td4+ Ke5 3. Te4 matt

1. … Te3 2. Dxf4+!! Kxf4 3. Tf5 matt!

1. … Le3 2. Df3+!! Kxf3 3. Td2 matt!

Angesichts der wenigen weissen Figuren zwei verblüffende Damenopfer!

1. … Sc3 2. Dc2+ Ke3, Kf3 3. Td3 matt
1. … Sd6+ 2.Txd6+ 3. Dd4 mat

Neben den alles überstrahlenden Damenopfern ist es dem Komponisten also auch gelungen, zwei Fortsetzungswechsel auf den Grimshaw zu realisieren; ein brillanter Inhalt bei nur 15 Steinen!

Kommentare: Verdrängung des schwarzen Königs durch Doppelschachdrohung, Turm- und Dameneinsatz, wovon ein zweimaliges Damenopfer bei Grimshaw-Verstellung: Das Schwerfigurenduo in traumhafter Harmonie! (R. Gygax, Genf) Die beiden Verteidigungen auf e3 werden von Weiss im zweiten Zug mit spektakulären Damenopfern als Grimshaw-Verstellungen genutzt und im dritten Zug als Blocks. Sehr schön! (N. Biveroni, Effretikon) Erstklassiges Problem mit präzisem Springerschlüssel und zwei beeindruckenden analogen Mattführungen jeweils nach Grimshawverstellung mit Damenopfer und Blocks in den Hauptvarianten. Dazu noch zwei prächtige Mattwechsel zwischen Satz und Lösung. (S. Bomio, Viganello) Ein originelles Drohspiel mit Doppelschach, gleich zwei Damenopfer (mit Nutzung der gegenseitigen Liniensperrung von Läufer und Turm) und eine Kreuzschachvariante! Höchst unterhaltsam. (D. Friedli, Ostermundigen) Perfekte Harmonie der lediglich sieben weissen Steine – bereits die Drohung ist wunderbar, die beiden Damenopfer sind schlicht genial. Ein magistraler Dreizüger. (K. Köchli, Bonstetten) Eine unglaubliche Konstruktion: Der Auswahlschlüssel macht die Satzmatts unmöglich und trotzdem werden die schwarzen Erstzüge der Satzspiele zu Paraden der tollen Drohung, auf die neue Antworten gefunden werden müssen. Der Schlüssel mit zwei Damenopfern führt schliesslich zum Erfolg. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Incroyable! Après la clé, pas facile à trouver, il y a deux variantes fantastiques avec la Dame blanche qui va disparaître… Absolument génial! (Th. Ott, Genf) Nicht so einfach. Gefühlsmässig zieht man Springer im Schlüssel auf die Feldfarbe des schwarzen Königs, damit sie später angreifen können. Hier passiert grad das Gegenteil. (Th. Maeder, Bern) Zwei prächtige Damenopfer bereiten viel Freude! (M. Rüfenacht, Basel) Das Duo Lb7 und Td5 lassen dem schwarzen König keine Chance. (H. Oesch, Affoltern a/A)
Eine weitere, richtige Lösung sandte: R. Schweizer, Neuhausen

Hinweis: Wie wir erfahren haben, ist dem Problem der 1. Preis im Nabokov-Gedenkturnier nachträglich aberkannt worden, da ein Vorgänger ausgemacht werden konnte: Dieselbe Idee war bereits von M. Kuznecov und M. Marandjuk, («Mat», 3. ehr. Erw., 1978) dargestellt worden. Wenn auch das Problem von Storoshenko bei gleichem Inhalt ohne Zweifel eleganter ist (um gleich 4 Steine ökonomischer und mit besser akzentuiertem Variantenspiel), gilt die Aufgabe als antizipiert und somit nicht eigenständig genug, um prämiert zu werden.

Lösung Nr. 4817

Wieland Bruch (Deutschland), «Schach» 2005, 2. ehrende Erwähnung
Matt in 2 Zügen.

Die Bildung einer Batterie mit der Dame liegt ziemlich nahe, da Weiss so die Drohung 2. Sg2 matt aufstellen kann. Dass er bei Ausführung der Drohung die Linie des Th2 verstellt, hilft auf elegante Weise die beiden Möglichkeiten der Batteriebildung zu differenzieren: Nach dem vorsichtigeren 1. Dg5? (droht 2. Sg2 matt) unterbricht 1. … c4!! die Linie des Lb5, sodass das Feld e2 ungedeckt bliebe. Weiss muss sich also für den mutigeren Zug entscheiden:

1. Dh6! droht 2. Sg2 matt

1. … c4 2. Dxb6 matt!
1. … Sd3 2. Te2 matt
1. … Tg8+ 2. Sg6 matt!
1. … Txf4 2. Dxf4 matt
1. … Se2+ 2. Txe2 matt

Der Schlüssel erlaubt also ein weiteres Gegenschach, das mit einem Kreuzschachmatt beantwortet wird. Aber thematisch geht es um die beiden folgenden Abspiele:

1. … Tc4 2. Scd5 matt! (2. Sfd5??)

1. … Td3 2. Sfd5 matt! (2. Scd5??)

Wie in den beiden ersten aufgelisteten Abspielen sperrt auch hier Schwarz die Linie des Lb5. Die bereits angedeutete Verteidigungsidee ist folgende:

Das Feld e2 wird durch die beiden Langschrittler Th2 und Lb5 gedeckt. Bei Ausführung der Drohung verstellte der Sf4 den Th2 und nähme so dem Feld eine Deckung. Schwarz verteidigt sich nun, indem er den Lb5 verstellt. Somit hätte der Ke3 bei Ausführung der Drohung das Fluchtfeld e2. (Thema A) (Dass der Sf4 das Feld e2 anfänglich ebenfalls deckt, spielt thematisch keine Rolle)

Der Tc3 öffnet dabei in beiden Varianten die Linie des La1, so dass das Feld d4 wegen des Td7 nun ein zweites Mal gedeckt ist. Dank dieser doppelten Deckung darf nun Weiss die eigene Turmlinie beim Mattsetzen verstellen. (Thema B)

In beiden einzelnen Abspielen tritt also das Thema A als schwarze Verteidigung und das Thema B als weisse Nutzung auf. Diese Themenkombination nennt man Issajew; hier in Doppelsetzung gezeigt. Diese beiden Variantenmatts erfolgen zudem mittels Dualvermeidung.

Kommentare: Thema A verteidigt, und Thema B erlaubt das Matt – das ist die Kombination Issajew. (Th. Maeder, Bern) Herrliche zweifache Kombination der Themen A und B durch den gleichen schwarzen Stein (Tc3) in den Hauptvarianten! Dazu noch weitere ansprechende Varianten samt Kreuzschachmatt. (S.Bomio, Viganello) Grosse Klasse: In zwei Varianten sind Thema A und B beide jeweils doppelt gesetzt miteinander verknüpft – und als Dessert gibt es nach der Schachprovokation ein feines Kreuzschachmatt. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Doppel- und Kreuzschachmatt dank Springerbatterie, Linienöffnung und -sperrung: eine hinreissend schöne Konstruktion! (R. Gygax, Genf) Vier Thema A-Paraden und zwei wunderschön differenzierte Springermatts auf dem gleichen Feld. (N. Biveroni, Effretikon) Hochelegante Linienspiele in traumhafter Konstruktion! (A. Nievergelt, Winterthur) Un essai intéressant 1. Dg5? c4! et après la clé esthétique 1. Dh6!, il y a sept mats, dont quatre admirables. (Th. Ott, Genf) Die vielen Figuren und die mehrfachen Abdeckungen durch die weissen Figuren erfordern ein gutes Auge für die richtige Reaktion auf die schwarzen Linienblockierungen. Daneben brauchte es auch Mut, die Deckung des weissen Königs aufzugeben. (C. Nordt, Hombrechtikon) Die Funktion der Dame muss zuerst geklärt werden. Ein ansprechender Zweizüger mit zwei schwarzen Gegenschachs. (J. Meli, Bern) Ein sehr schönes Problem! (A. Brugger, Steinhausen) Gar nicht so einfach, den Schlüssel zu finden, auf den diese wunderschön differenzierten Matts folgen. (D. Friedli, Ostermundigen)
Weitere richtige Lösungen sandten: H. Wyss, Sierre; F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane; A. Fischli, Basel; Ch. Styger, Flurlingen

Lösung Nr. 4816

Frantisek Richter (Tschechoslowakei)
K. Traxler Memorial Turnier 1937, 6. Preis
Matt in 3 Zügen

Schwierig, aber mit vielen Mattbildern: Ein typisches Problem der Böhmischen Schule.

Dieses übersichtliche Problem aus dem Ursprungsland der Böhmischen Schule beginnt mit einem attraktiven, aber schwierigen Entfernungsschlüssel des Le4. Nicht dass dieser Zug abwegig wäre, denn so entzieht sich der Läufer dem Angriff des Sc3 und gibt der Dc2 mehr Raum. Da es aber unmöglich erscheint, zwischen drei seiner vermeintlich gleichwertigen Zügen auf der langen Diagonalen zu unterscheiden, wird man ihn als Schlüsselfigur vorerst kaum in Erwägung ziehen.

Der Löser wird die einzelnen Züge des Le4 möglicherweise erst eingehender prüfen, wenn er erkannt hat, dass sich trotz der weissen Kräfte kein Drohspiel finden lässt und es sich folglich um ein Problem mit Zugzwang handelt. So wird er auf den raffiniert begründeten Auswahlschlüssel stossen:

1. Ld5?? Sxd5!
1. Lc6? Se4!!, und 2. Dc7+ ist unmöglich
1. La8? Kxg3!!, und nach 2. Lh2+ Kxh3 ist 3. Lc8 matt unmöglich.

Es geht nur: 1. Lb7!! Zugzwang!

1. … Kxg3 2. Lh2+ Txh2 3. Dxh2 matt!! Modellmatt
(2. … Kxh3 3. Lc8 matt)

1. … Txg1 2. Dd2+! Kxg3 3. Dh2 matt!! Modellmatt

1. … Txh3 2. Le3+! Kxg3 3. Dxg6 matt!! Modellmatt
(2. … Kxe3/Kg4 3. Dd2 matt/Dxg6 matt; 1. … Th2 2. Lxh2 usw.)

1. … Se4 2. Dc7+! Kxf3 3. Lxe4 matt!! Modellmatt
(2. … Sd6 3. Dxd6 matt; 1. … Sd5 2. Se2+! Kxf3 3. Lxd5 matt)

1. … h4 2. Df5+!! gxf5 3. Sh5 matt!! Modellmatt
(2. … Kxg3 3. Dg4 matt)

Es gibt 4 verschiedene Modellmattbilder zu bewundern; drei bräuchte es um das Problem der Böhmischen Schule zuordnen zu können. Diese Stilrichtung setzt die Ästhetik mit möglichst vielen Modellmattbildern in den Vordergrund einer Schachkomposition. (Dies im Gegensatz zur anfangs des 20. Jahrhunderts entstandenen Neudeutschen Schule, die bei einem Problem strategische Inhalte verlangt.)

Aber auch sonst gefällt das Problem durch das modern anmutende Verführungsspiel mit Auswahlschlüssel, den überraschenden Zugzwang, die teils weiträumigen und kniffligen Fortsetzungen, die ästhetische Stellung mit wenigen Bauern sowie der Dualfreiheit bei zweiten weissen Zügen in den Nebenvarianten. (Früher wurden Duale in den Nebenvarianten nicht beanstandet und bedeuteten, im Gegensatz zu heute, keine Qualitätsminderung)

Kommentare: Schwieriger Zugzwang, unheimlich reichhaltig, atemberaubend spektakulär, mit einem tollen Damenopfer als Krönung: ein Meisterstück der böhmischen Schule! (R.Gygax, Genf) Sehr reichhaltiges, schwieriges Zugzwangproblem, trotz des knappen Materialaufwands! Nach dem überraschenden Auswahlschlüssel folgen viele wunderschöne, gut ausdifferenzierte Mattführungen durch Lenkungen, Opfer und (Fern)blocks. (S.Bomio, Viganello) Puh …, als ich 1. … h4 2. Df5+ gefunden hatte, wusste ich, dass ich richtig lag. Aber bis ich alle Varianten hatte ... (Th. Maeder, Bern) Après la clé, il fallait reconnaitre qu’il n’y a pas de menace – mais un Zugzwang! Il y a sept variantes, c’est génial! (Th. Ott, Genf) Ein echter «Böhme»: Vier verschiedene hübsche Mustermatts, nicht einfach zu lösen und ein guter Schlüssel (1. La8? 1. Lc6?). (N. Biveroni, Effretikon) Nicht zu viel versprochen: Ziemlich schwierig und vielfältig (D. Friedli, Ostermundigen) Bei so vielen Figuren ist ein Problem mit Zugzwang-Schlüssel und vielen reinen Mattbildern ein wahres Zauberkunstwerk und ich frage mich, weshalb es nur einen 6. Preis bekam! (M. Rüfenacht, Basel) Dies ist einer der genialsten Dreizüger mit einem grossartigen Zusammenspiel der Figuren und mächtigen Springern. Auch der Schlüsselzug ist nicht offensichtlich, da 1. Lc6? der Dame den Weg nach c7 blockiert. (J. Meli, Bern) 1. Lb7 muss der Schlüssel sein, da nur so 1. … Kxg3 und die Züge des Sc3 beantwortet werden können. Aber Zugzwang? Besonders die Antworten auf 1. … Txh3 und 1. … h4 sind extrem schwer zu finden. Letztlich wird der Löser mit 5 Mustermatts belohnt. (R. Schümperli, Herrenschwanden).
Bemerkung: Mustermatt und Modellmatt sind Synonyme.

Lösung Nr. 4815

Frojm M. Simchowitsch (Russland), Leipziger Tageblatt und Anzeiger 1925
3. Preis, Matt in 2 Zügen

Ein näherer Blick auf die Stellung zeigt, dass sich Weiss wegen der aktiv stehenden Df6 keine Sorgen machen muss, denn auf all ihre starken Züge verfügt er über ein Satzmatt.

Neben z.B. 1. … Dxg6 2. Tgf3 matt oder 1. … Dxe5 2. Tef3 matt trifft das besonders auf das Gegenschach zu:

1. … De6+ 2. Sxe6 matt

Beim Versuch 1. Da5? (droht 2. Tef3 matt) bemerkt man hingegen, dass 1. … Sg4! eine starke, linienunterbrechende Verteidigung ist, auf die es einstweilen keine Antwort gibt.

Dagegen erscheint nun 1. Db6? mit Deckung des Te3 ein geeignetes Mittel, denn jetzt droht der Batterieabzug 2. Tg4 matt. Aber nach 1. … Dxg6 !! gibt es keine Fortsetzung, da nur noch der Tg3 den Sg5 deckt und somit das Satzmatt nicht mehr möglich ist.

Sowohl der Sg5 wie der Te3 scheinen wegen des Gegenschachs an ihre Felder gebunden zu sein und für den Schlüsselzug nicht in Frage zu kommen. Aber genau dieses Satzmatt kann völlig überraschend ersetzt werden! Dazu braucht es einen echten Geistesblitz:

1. Ta3!! droht 2. Tg4 matt 

1. … De6+ 2. Tgb3 matt!!

Der optimale Schlüssel mit Bahnung der 3. Reihe ermöglicht das Nachrücken des Batterievordersteins!

1. … Kxe5 2. Tgd3 matt!
1. … Dxe5 2. Taf3 matt!
1. … Dxg6 2. Tgf3 matt
1. … Sd3 2. Sxd3 matt

Neben der Bahnung des Turms, die zu einem Mattwechsel mit Kreuzschachmatt führt, wird dem Kf4 auch noch ein Fluchtfeld gewährt: Ein rätselhafter, überaus effektvoller Zweizüger!

Zu diesem beinahe hundertjährigen Problem gibt es jedoch eine interessante Neuigkeit: Wie uns der ‘Löser-IM’ Thomas Maeder mitteilt, ist der Lg7 schlicht überflüssig! Weder spielt dieser mit noch verhindert er eine Nebenlösung oder einen Mattdual. Das scheint damals dem Preisrichter kurioserweise nicht aufgefallen zu sein. Da der Berner auch ‘FIDE-Meister der Komposition’ ist, präsentiert er uns gleich auch die Idee für einen neuen Einsatz des redundanten Läufers: Man stelle ihn nach d1, füge einen schwarzen Bc2 hinzu und nehme den Bd2 vom Brett. Dadurch ergäbe sich die neue Verführung 1. Te2? Dxe5! und der weissfeldrige Lg6 wäre nicht mehr erzwungenermassen ein Umwandlungsläufer (siehe auch Nr. 4812 Eiche). Der Le1 verhinderte die Nebenlösung 1. Te2 Dxe5 2. Txf2 matt und der Bd2 den widerlegenden Zug 1. Ta3 Lc3! 2.??
Vielen Dank für den Hinweis!

Kommentare: Der Zug 1. Ta3 ist verlockend, da das Feld wie ein «gemachtes Nest» für den Te3 aussieht; aber die Gewissheit erfolgt erst, wenn die Differenzierung zu 1. Tc3 klar wird. (Th. Maeder, Bern) Brillanter Schlüssel mit Fluchtfeldfreigabe und Turmbahnung, auf die prächtige Mattbilder durch ausdifferenzierte Batterie-Ausnützung samt Kreuzschachmatt und Mattwechsel zwischen Satz und Lösung folgen. (S.Bomio, Viganello) Des Rätsels überzeugende Lösung: Der Schlüsselzug überquert b3 und bahnt für das Kreuzschachmatt. (R. Schümperli, Herrenschwanden) J’adore ce genre de problème! Il y a trois magnifiques mats après la clé; ce qui est le plus génial, c’est 2. Tgb3 mat! (Th. Ott, Genf) Es hilft nur der Wegzug des Te3, und wenn schon weg, dann gerade richtig! Der folgende Mattwechsel nach dem schwarzen Damenschach zeigt eine überraschende Turm-Bahnung! (N. Biveroni, Effretikon) Schwierig zu sehen, dass für die Lösung des Problems mit dem offensichtlichen Gegenschachgebot 1. … De6+ beide Türme den Schutz der beiden Springer aufgeben müssen. (C. Nordt, Hombrechtikon) Überraschend gibt in diesem wunderbaren Problem der Turm die Deckung des Springers preis und gewährt damit seinem Kollegen den nötigen Platz zum Mattsetzen. (K. Köchli, Bonstetten) Überraschender Schlüssel! Die Türme bewegen sich auf der 3. Reihe hin und her. Zuerst versucht man jedoch die Dame zu bewegen, um den Te3 oder den Se5 zu decken. Dies in der Absicht mit dem Tg3 oder Te3 Matt zu setzen. Vergeblich! (D. Friedli, Ostermundigen) Das Doppelschach ist offensichtlich, der Ba4 ist verdächtig. Also bewegen sich die Türme je nach Situation auf der 3. Reihe. Trotz der vielen schwarzen Figuren ein ansprechendes Problem. (J. Meli, Bern) Prächtiger T-T-Bristol, Fluchtfeldfreigabe und Mattwechsel auf das Schachgebot. Einziger Schwachpunkt ist die nur marginal benötigte Dd8, die man schadlos durch einen Läufer ersetzen könnte. (Ein paar unthematische Verführungen kann man ihr zugutehalten.) (A. Nievergelt, Winterthur) Bristol ist das international verwendete Synonym für Bahnung. Dies nach dem Ort des Turniers, bei dem das Stammproblem von Healey (einem weiteren Synonym) vor genau 160 Jahren gewonnen hatte.

Nachträglicher Kommentar: Ein brillianter erster und zweiter Zug der weissen Türme, die in diesem Problem Unglaubliches leisten! (M. Rüfenacht, Basel)

Lösung Nr. 4814

Siegfried Brehmer (Deutschland), Sächsische Zeitung 1984, 1. Preis
Matt in 3 Zügen.

Die Dame hat zwei vielversprechende Möglichkeiten, um den weissen Angriff zu unterstützen:
1. Dxf7? (droht 2. Dxc7 oder Dd7 matt
1. … Le7?? 2. De8 matt; aber
1. … Te7! und die 7. Reihe ist schadlos versperrt.

Der zweite Versuch wäre:
1. Dd3? (droht 2. Lb7 matt)
1. … Tc4?? 2. Dxd5 matt; aber
1. … Lc4! und wiederum kann Weiss aus der Verstellung keinen Nutzen ziehen.

Beide Male verteidigt sich Schwarz also mit einem Grimshaw, wobei jeweils eine der Verstellungen eine schlechte und die andere eine gute, parierende Verteidigung ist. Weiss gelingt es nun mit einer subtilen, stillen Einleitung diese beiden guten Verteidigungen zu entwerten und nutzbar zu machen:

1. Lb4! droht 2. Sa3! nebst 3. Lb7 matt.
Diese Feldräumung für den Sc2 ist ein Hinlenkungsopfer, nach dessen Annahme die beiden ursprünglichen Angriffsversuche durchdringen:

1. … Txb4 2. Dxf7! (droht 3. Dxc7 oder 3. Dd7 matt) Le7/Te7 3. De8 matt/Sxb4 matt!

1. … Lxb4 2. Dd3! (droht 3. Lb7 matt) Tc4/Lc4 3. Dxd5 matt/Sxb4 matt!

Dabei wird das anfänglich von Schwarz doppelt überdeckte Feld b4 von Weiss erobert: Zuerst wird einer der beiden schwarzen Steine dort hingelenkt, dann wird der zweite weggelenkt oder eben verstellt, so dass der erste ohne Deckung bleibt und mit Matt geschlagen werden kann.

Das Feld b4 nennt man in diesem Zusammenhang einen Treffpunkt.

Wie beschrieben verfügt Schwarz zudem in den Probespielen neben der Widerlegung jeweils auch über eine ungenügenden Verteidigung. Da Weiss die gute Verteidigung ausschaltet (oder zumindest entwertet; wie in unserem Problem) und Schwarz mit der schlechten Verteidigung zurücklässt, spricht man von einer (abwertendenBeugung.

Eine logisch konzipierte Aufgabe zum Thema Treffpunkt, die in zwei harmonischen Varianten auch die Themen Grimshaw und abwertende Beugung zeigt.

Kommentare: Raffiniertes Spiel mit Grimshaw-Verstellungen auf e7 und c4 nach kritischen Zügen von Th4 bzw. Lf8 über diese beiden Felder hinaus auf den Schnittpunkt b4! (N. Biveroni, Effretikon) Eine wirklich schwierige Knacknuss! (C. Nordt, Hombrechtikon) Das Problem enthält eine versteckte Drohung und zwei subtile Varianten mit Linienverstellungen in Bezug auf das Feld b4; was will man mehr! (M. Rüfenacht, Basel) Raffinierte Lenkungen beider Turm-Läufer-Paare in zwei «Grimshawfallen»: Ein hocheleganter Verstellungs-Klassiker! (R. Gygax, Genf) Après la clé, il y a deux variantes extraordinaires et deux coups magnifiques des Blanches. (Th. Ott, Genf) Die Lösung spielt sehr schön mit der gegenseitigen Verstellung von Turm und Läufer (D. Friedli, Ostermundigen) Der Feldräumungsschlüssel liegt recht nahe, aber wohin mit dem Läufer? Überraschende Antwort: Der Schnittpunkt b4, als Nachbarfeld des Grimshaw-Schnittpunktes c4! Ein schwer zu durchschauender Zug! (R. Schümperli, Herrenschwanden) Durch den feinen Opferschlüssel samt stiller Fortsetzung ermöglichen sich zwei Mattführungen durch Grimshaw-Verstellungen. (S. Bomio, Viganello)
Weitere richtige Lösung sandte: Th. Maeder, Bern.

Lösung Nr. 4813

Francesco Simoni (Italien), Die Schwalbe 1991, 1. Preis
Matt in 2 Zügen

Der Linienschnittpunkt e5 der beiden Langschrittler Th5 und Lh2 fällt schnell ins Auge, denn dessen Besetzung durch Weiss erzeugte die Doppeldrohung
2. Lxd5 matt und 2. Sd6 matt (Nowotny).

1. De5? scheitert aber an 1. … Lxe5+! und dieses Gegenschach macht klar, dass die Df6 auch für andere Versuche nicht in Frage kommt.

Subtiler ist die Widerlegung, wenn der Ld4 den Nowotny auf e5 versucht: Schwarz verfügt nun über den versteckten Zug 1. … Tb5!!, der die 5. Reihe sperrt.
Aber auch die anderen Züge des Ld4 sind vielversprechend; lösen sie doch allesamt dieselbe Drohung aus:
1. Ld4~? droht 2. Dd4 matt.

Dieser allgemeine, primäre Angriff scheitert an 1. … Dd1!  Weiss kann nun den Angriff verbessern, indem er auf diesen Damenzug ein Matt bereitstellt:
1. Lxc3!? (droht 2. Dd4 matt) Dd1? 2. Sa3 matt!

Schwarz widerlegt in diesem Fall aber mit 1. … Te5!, da der Se4 nun den Lc3 decken muss. Dasselbe geschieht hier:
1. Lc5!? (droht 2. Dd4 matt) Dd1? 2. Sa3 matt

Analog kann hier Schwarz mit 1. … Le5! widerlegen, da Weiss die 5. Reihe unterbrochen hat.

Diese beiden sekundären Angriffe werden also durch einen schwarzen Grimshaw auf e5 vereitelt. Erst ein weiterer, sekundärer Angriff bringt den Durchbruch:

1. Lb6! droht 2. Dd4 matt

1. … Dd1 2. Txa4 matt!

Gegen die Parade des primären Angriffs verfügt nun Weiss also über eine neue Mattmöglichkeit!

1. … Te5 2. Sd6 matt

1. … Le5 2. Lxd5 matt

Grimshaw als Variantenpaar; zudem kehren die Drohmatts des eingangs erwähnten Angriffs mit dem Nowotny als Variantenmatts zurück (Drohrückkehr).

Fortgesetzter Angriff, Grimshaw, Drohrückkehr und Nowotny als weitere Verführung stellen den reichen, gut verwobenen Inhalt dieses zudem meisterhaft konstruierten Problems dar!

Kommentare: Vielschichtiger, fortgesetzter Angriff mit dramatischem Wechsel zwischen beidseitiger Grimshaw- und Nowotny-Nutzung! Ein äusserst dichtes Geschehen. (A. Nievergelt, Winterthur) Die erfolglosen Nowotny-Drohungen der Verführungen werden in der Lösung, nach dem richtigen Auswahlschlüssel, durch Grimshaw-Verstellungen auf dem gleichen Feld raffiniert ersetzt. Ein sehr reichhaltiger Zweizüger! (S. Bomio, Viganello) Erstklassiger Auswahl-Räumungsschlüssel. Er verknüpft einen wunderschönen Verführungs-Läuferstern und vier verschiedene Widerlegungen mit vier Mal Grimshaw und einem Mal Nowotny (R. Schümperli, Herrenschwanden) Der Ld4 öffnet der Dame den Weg und sperrt den Tb7: Verführungsreich, wunderschön konstruiert, mit einer Grimshaw-Krönung! (R. Gygax, Genf) Weiss und Schwarz stehen sich in diesem prächtigen, 1. Preis-gekrönten Problem mit der gesamten Figurengarde gegenüber. (K. Köchli, Bonstetten) Es läuft auf einen Räumungsschlüssel hinaus. Wohin soll der Ld4? (D. Friedli, Ostermundigen) Quatre essais thématiques magnifiques et la clé sublime! (Th. Ott, Genf) Der Ld4 muss das Feld für die Dame räumen und die b-Linie blocken, so dass der Ta5 nach 1. … Dd1 nicht am Mattzug gehindert werden kann. (C. Nordt, Hombrechtikon) Grossartig! (B. Wernly, Muri BE) Der Ld4 muss aus dem Weg und zugleich den Tb7 blockieren (J. Meli, Bern) Bei der Wahl des Schlüssels gilt es genau hinzusehen! (N. Biveroni, Effretikon) Schöne Verführungen und gekonnte Linienverstellungen prägen diesen prächtigen Zweizüger. (M. Rüfenacht, Basel)
Weitere richtige Lösungen sandten: B. Kunzi, Ebmatingen; Th. Maeder, Bern; R. Schmid, Zürich; H.-P. Wyss, Sierre; L. Lippert, Madrid E

Lösung Nr. 4812

Walter Eiche (Deutschland),
Basler Nachrichten 1948
Matt in 3 Zügen 


In dieser eigentümlichen Stellung stünde Schwarz nach dem einzigen möglichen Zug 1. … g6 patt.
Weiss könnte zwar diese Drohung mittels der pattaufhebenden Anderssen-Verstellung 2. Ld2! mit der erzwungenen Folge Kd4 3. Lc3 matt! entkräften. Er hat aber zu Beginn keinen Wartezug, um diesen Spielverlauf zu erzwingen!
Auch nach 1. Ld2? g6! befindet sich Weiss im Zugzwang und er kann wiederum die Zugspflicht nicht abwälzen. Nun liegt es nahe einen Inder in Erwägung zu ziehen, bei dem der Td1 zur Pattverhütung kritisch über den Schnittpunkt d7 zieht:
1. Td8? g6 2. Kd7 Kd4 3. Kxe6+ Kc5!  Die Anderssen-Verstellung erfolgt diesmal durch den Kc6, aber der schwarze König entschlüpft einfach nach c5.

Weiss muss also einen anderen Plan finden und dieser ist doch recht versteckt: 

1. Ta1!! Zugzwang

1. … g6 2. Ta4!! Kd4 3. Lc3 matt!
Statt eines Verstellungsmanövers erfolgt eine rätselhafte, auf zwei Züge gestreckte Hinterstellung mit Nutzung einer Fesselung! 

1. … Kd4 2. e5! g6 3. Td1 matt! 
Der König wird ausgesperrt und kann gegen die Rückkehr des Turms nichts unternehmen.

Dieses verblüffende Rätselproblem, erstveröffentlicht in einer Tageszeitung, fand Aufnahme im FIDE-Album 1945-1955, einer Sammlung der weltweit besten Probleme der entsprechenden Epoche.

Es wurde dem bekannten Mathematiker und Schachmeister Dr. Erwin Voellmy gewidmet.

Das Diagramm zeigt eine typische “Problemstellung”, die in einer Partie höchst unwahrscheinlich wäre, aber das unerlässliche Gebot der Legalität erfüllt: Die Stellung könnte zumindest theoretisch entstehen, auch wenn der La5 eine Umwandlungsfigur ist. Der auf dem Brett fehlende, schwarze Bauer muss sich während des Spielverlaufs in diesen Läufer umgewandelt haben, da der ursprüngliche, schwarzfeldrige Läufer sein Ausgangsfeld f8 ja nie verlassen hat und dort von Weiss geschlagen wurde.

Zur Erinnerung:
Ein Problem muss eine legale, gemäss den Schachregeln erreichbare Stellung aufweisen.
In einem Problem sind Rochaden immer erlaubt, solange nicht bewiesen werden kann, dass das Rochaderecht verwirkt wurde.
Hingegen sind En Passant-Schläge als Schlüsselzüge nur dann erlaubt, wenn bewiesen werden kann, dass der letzte Zug der Doppelschritt des geschlagenen Bauern war.

Kommentare: Ein witziger White-to-play-Dreizüger mit rätselhaftem Zugzwangschlüssel und verblüffenden Mattführungen durch Bauernfesselung und Königseinsperrung samt Turmrückkehr. Ein recht glücklicher Fund! (S. Bomio, Viganello) Mattvermehrung und Mattwechsel, spektakulär inszeniert mit «Giegoldschem Hinterstellungsesprit.» (A. Nievergelt, Winterthur) Ich habe blind 1. Td8 g6 2. Kd7 Kd4 gezogen und war erstaunt, dass es keinen Mattzug gibt… (Th. Maeder, Bern) Auf die Anderssen-Verstellung im Satz folgt in der Lösung die Freigabe des Satz-Fluchtfeldes. Der Königszug wird durch Sperrung des Rückkehrfeldes beantwortet, der Bauernzug durch Vorausfesselung des Bb4. Ein hochkomplexes Geschehen auf kleinem Raum; eine nicht ganz einfach zu knackende Nuss. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Wie lockt man Ihre Majestät in die Falle auf d4? Wird der Td1 geopfert, vom Läufer gesperrt oder nach links verschoben? Eine blendende Schöpfung mit unerwartetem Schlüssel! (R. Gygax, Genf) Der Schlüssel ist schon sehr überraschend. (D. Friedli, Ostermundigen) C’est génial! A Monsieur Eiche, voilà un 1er prix! (Th. Ott, Genf) Schon das zweizügige Matt auf den einzigen schwarzen Zug 1...g6 ist bestechend. Wie aber kann der Zugzwang auf Schwarz abgewälzt werden, ohne dass die weisse Stellung "geschädigt" wird? Nach längerem Suchen fand ich den genialen und etwas verrückten Zug, auf den der Ld2 schliesslich trotz des Bb4 auf c3 mattsetzen kann; einfach brilliant! (M. Rüfenacht, Basel)

Lösung Nr. 4811

Gustav H. von Düben (Schweden),  British Chess Magazine 1890; 1. Preis
Matt in 2 Zügen

Auf jeden Zug von Schwarz stünde bereits ein Matt bereit. Somit handelt es sich um ein Problem mit dem Thema White-to-play (oder Zugwechsel). In unserem Fall verfügt Weiss über keinen simplen Wartezug, um die Zugspflicht auf den Gegner abzuwälzen. So scheitern zum Beispiel 1. Kg5? an Le3+! oder 1. Kxg4? an Lh5+! und die raffinierteren Versuche 1. Db3? an Lb5!!, 1. Db1? an d3!!, 1. Txe6? an Txb6!! und 1. d3? an Le3!!
 
Weiss kann also die günstige Ausgangslage nicht nutzen und muss den Plan ändern.
 
Hier vorerst alle Satzspiele:

1. … Tb8~ 2. S(x)b7 matt

1. … Txb6 2. Dxb6 matt

1. … Lg1~ 2. Tc1 matt

1. … Sc7 2. Db4 matt

1. … Sb4 2. Dxb4 matt

1. … d3 2. De5 matt

1. … e5 2. Td5 matt

1. … Ld7 2. Sxd7 matt

1. … Lc6 2. Txc6 matt

1. … Lb5 2. Sb3 matt

1. … La4 2. Sxa4 matt

1. … Lf7, Lg6, Lh5 2. Tc6 matt, 2. Sd7 matt oder 2. Sa4 matt (Diese dreifache Mattmöglichkeit galt damals nicht als Makel, da Satzspiele thematisch noch keine Rolle spielten.)

Durch den folgenden Schlüssel werden gleich vier der bestehenden Matts verunmöglicht und durch neue ersetzt. Die betreffenden vier Abspiele sind hier aufgeführt; bei allen anderen gibt es im Vergleich zu den Satzspielen keine Änderung. 

1. a4! Zugzwang

1. … Sc7 2. Da3 matt

1. … Sb4 2. Sb3 matt

1. … d3 2. Dc3 matt 

1. … Lb5 2. Dxb5 matt

Das sind 4 Mattwechsel zwischen Satz und Spiel. Zudem sehen wir beim Mattzug 2. Sb3 matt auch noch einen Paradenwechsel

Ein imposanter, avantgardistischer Inhalt für ein Problem aus einer Zeit, als Kompositionen vornehmlich eine einzige Phase, die Lösung, hatten und weder Satzspielen noch (thematischen) Verführungen eine Bedeutung zugemessen wurde.

Kommentare: Zugwechsel mit vier Mattwechseln. Seiner Zeit um Jahrzehnte voraus – ohne Jahresangabe hätte ich die 1920er Jahre geschätzt. (Th. Maeder, Bern) Auf alle schwarzen Züge ist schon ein Matt vorbereitet, aber Weiss hat keinen Wartezug zur Verfügung. Nur ein unauffälliger Bauernschlüssel kann die Zugspflicht auf Schwarz abwälzen und es entstehen dadurch vier schöne Mattwechsel zwischen Satz und Lösung. Ein sehr gut gebauter White-to-play – Oldtimer! (S. Bomio, Viganello) Ein kleines Bauernschrittchen verwandelt den weissen Zugzwang (White-to-play) in einen schwarzen Zugzwang mit vier schönen Mattwechseln. (R. Schümperli, Herzogenbuchsee) Ein White-to-play der Extraklasse, mit vier tollen Mattwechseln: eine beeindruckende Leistung! (R. Gygax, Genf) Quatre mats changés. Un problème d’une incroyable richesse. (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Elf schöne Matts auf das Brett zu zaubern ist bewundernswert. (B. Wernly, Muri BE) Après la clé, il y a quatre mats différents. Magnifique! (Th. Ott, Genf) Nur der unschuldige Bauernzug nach a4, der der weissen Dame das Feld a3 zugängig macht und das Feld b5 ein zweites Mal überdeckt, lässt die Stellung praktisch unverändert und führt deshalb mit dem Zugzwangmotiv zum Ziel! (M. Rüfenacht, Basel) Ein berückend schönes Problem mit einem überraschenden Bauernzug als Schlüssel. (C. Nordt, Hombrechtikon) Erst der unscheinbar anmutende Bauernzug bringt Schwarz in die Bredouille, aus der es kein Entrinnen gibt. (K. Köchli, Bonstetten) Ein sehr interessantes Problem mit den vielen sofortigen Mattzügen (J. Meli, Bern) Ein unglaubliches Bouquet an Mattkombinationen! (R. Frick, Nendeln FL) Der Bauernschritt ermöglicht eine seltene Fülle von Matts. (D. Friedli, Ostermundigen)

Lösung Nr. 4810

J.K. Blom und Jan Hartong (Niederlande)

American Chess Bulletin 1956; 2. Preis

Matt in 3 Zügen

Alle weissen Offizieren stehen auf dem Brett und scheinen in ihrem Bemühen den umzingelten König mattzusetzen geradezu überzählig zu sein. So hat der Springer in der Ecke keine direkten Felddeckungsaufgaben und bietet sich daher für Angriffsversuche an:

1. Sb6? droht 2. Sxd7 matt; aber 1. …Th7!

1. Sac7? droht 2. Sa6 matt; aber 1. …Th6!

Beide Versuche des Sa8 können durch den Th3 ohne Nachteile abgewehrt werden. (Das Gegenschach 1. …Lxd4+ ist wegen 2. Lxd4 matt keine valable Verteidigung.)Weiss fasst daher einen anderen, versteckten Plan mit einer stillen Drohung:

1. Tc2! droht 2. Tb2! nebst 3. Db4 matt

Schwarz kann nun das Drohmatt abwehren indem er seinerseits droht die Dame auf der Grundreihe zu fesseln.Dies ermöglicht aber Weiss, auf die ursprünglichen Angriffsideen zurückzugreifen:

1. … Tg3 2. Sb6! (droht 3. Sxd7 matt) Tg7 3. Tg4 matt! 

1. … Txf3 2. Sac7! (droht 3. Sa6 matt) Tf6 3. Tf4 matt! 

(2. … Lxd4+ 3. Lxd4 matt)

Attraktive Mattwendungen durch liniensperrende Batterieabzüge!

Der Turm hat also zur Verteidigung beide Male die h-Linie verlassen und kommt nun auf anderen, ungünstigen Feldern der 7. bzw. der 6. Reihe zu stehen, wenn er die drohenden Springermatts parieren will. 

Eine solche für den Verteidiger schädliche Lenkung wird eine römische Lenkung genannt. Bei einem sogenannten «Römer» ist es immer derselbe Verteidiger, der anfangs die ursprüngliche Angriffsidee, genannt Hauptplan, pariert (in diesem Fall z.B. 1. Sb6? Th7!) und dann mittels eines anderen Angriffsplans, genannt Vorplan, (1. Tc2 ! usw.) so gelenkt wird, dass er danach den Hauptplan nicht mehr erfolgreich parieren kann. Hier sind 2 Römer dargestellt, und da die Schädigungen jeweils Verstellungen sind, handelt es sich um zwei Verstellrömer. Wegen des methodischen Vorgehens zur Eliminierung der anfänglich erfolgreichen Verteidigung spricht man zudem von einem logischen Problem.

Kommentare: Doppelter Verstellrömer. Der schwarze Turm will fesseln, wird aber zum Entfesseln gezwungen. (Th. Maeder, Bern) Doppelter Römer: Der schwarze Turm wird zweimal so gelenkt, dass er die Probespiel-Matts zwar noch verhindern kann, aber um den Preis der Verstellung der Diagonale des Lh8. (R. Schümperli, Herzogenbuchsee) Durch die subtile, stille Drohung als Vorplan entstehen zwei prächtige, analoge Mattführungen mit jeweils schwarzer, römischer Turmlenkung, weisser Turmfesselung und einem Abzugsmatt. (S. Bomio, Viganello) Herrlich, wie nach dem Schlüsselzug der weisse Sa8 dank der beiden Mattdrohungen auf a6 und d7 den Th3 auf die Läuferdiagonale a1-h8 lenkt und so die beiden Abzugmatts ermöglicht. (B. Wernly, Muri BE) Eine spannende Turmkonfrontation, mit einem Geniestreich als Abschluss: der schwarze Turm entfesselt den weissen Batterieturm und lässt sich von ihm sperren! (R. Gygax, Genf) Ein raffiniertes Fernduell! Überraschend, wie auf der langen schwarzen Diagonale durch Züge des Sa8 schwarze Selbstverstellungen erzwungen werden können. (C. Nordt, Hombrechtikon) Nach seelenruhig aufgebauter Drohung des weissen Turmes scheitert der Damenfesselungs-Plan seines Gegenübers, weil er den Läufer verstellen muss. (K. Köchli, Bonstetten) Es war sehr schwierig, den Schlüssel zu finden, und auch die zweiten Züge sind gut versteckt. (D. Friedli, Ostermundigen) Eine sehr spannende Lösung! (H. Oesch, Affoltern a/A) Verblüffend, dass ein stiller Turmzug ohne direkte Mattdrohung zum Ziel führt und die Paraden von Schwarz an der Entfesselung auf der Diagonalen a1-h8 scheitern. (M. Rüfenacht, Basel) Bei den Hauptabspielen verstellt der Turm zweimal den Läufer. Erst jetzt gelingt der Abzug. Ein gediegenes, gut konstruiertes Problem mit happigen Verführungen und einem gelungenen, nicht offensichtlichen Schlüssel. (J. Meli, Bern) Même si la clé était relativement simple, le tout avec les deux variantes extraordinaires reste superbe! (Th. Ott, Genf).

Lösung Nr. 4809

Comins Mansfield (England)
British Chess Federation 1927, 2. Preis
Matt in 2 Zügen

Mit gerade mal zwölf Steinen zauberte Mansfield einen verblüffenden und reichhaltigen Inhalt aufs Brett. Der Kc6 ist zwar eingekesselt, aber Weiss scheint der entscheidende, stellungsverstärkende Zug zu fehlen, um den Mattangriff abzuschliessen; zumal 1. Td7? subtil an 1. … Db6!! scheitert.

Es geht nur auf eine unerwartete, spektakuläre Weise.

Auf zwei Schachgebote der schwarzen Dame auf b8 und e4 stehen zwar bereits Mattzüge bereit; trotzdem ist es überraschend, dass ein Matt im zweiten Zug nur gelingt, wenn man den Kf4 aus seiner Deckung aufs offene Feld führt und ihn dabei weiteren Gegenschachs aussetzt:

1. Ke5!! droht 2. Tc8 matt

1. … Db2+ 2. Sc3 matt!

1. … Db5+ 2. Sc5 matt!

1. … Db8+ 2. Sd6 matt!

Das sind drei Kreuzschachmatts; der gegnerische, schachgebende Stein wird dabei nicht geschlagen.
Dazu kommen zwei blocknutzende Damenmatts:

1. … Db7 2. Dc5 matt

1. … Db6 2. Dd7 matt

1. … Dxe4+ 2. Lxe4 matt

1. … Sd6, Se7 2. T(x)d6 matt

Der anscheinend tollkühne Schlüssel wird ermöglicht, weil die Dame bei ihren Gegenschachs die Kontrolle über die lange Diagonale a8-h1 aufgibt, so dass die Batterie die Schachgebote parieren und gleichzeitig mattsetzen kann. Der reiche Inhalt dieses Merediths (Problem mit maximal zwölf Steinen) wird durch zwei Varianten mit Fluchtfeldblocks durch die schwarze Dame abgerundet.

Kommentare: Ein verblüffender Königsschlüssel mit mehrfacher Schachprovokation und wunderschöne, gut harmonierende Kreuzschachmatts und blocknutzende Mattbilder. Ein grossartiger Meredith (S. Bomio, Viganello)! Ein prächtiges Feuerwerk: Ein vorwitziger Königsschlüssel mit vierfacher Schachprovokation, drei feinen Kreuzschachantworten und zwei Damenmatts mit Blockausnützung (R. Schümperli, Herzogenbuchsee). Solche Batterie-Stellungen riechen förmlich nach Kreuzschach (Th. Maeder, Bern). Mit einem mutigen Schritt Richtung seines Antipoden führt der weisse Monarch die Entscheidung herbei (K. Köchli, Bonstetten). Überraschenderweise zieht der König und setzt sich zusätzlichen Schachgeboten der schwarzen Dame aus. Aber die Abzugsbatterie funktioniert perfekt (D. Friedli, Ostermundigen). Dame und Turm zählen nicht umsonst auf einen mutigen Schritt ihres Monarchen in ihre Richtung: Lebhaft und brillant (R. Gygax, Genf)! Magnifique (Th. Ott, Genf)! Der gut gedeckte weisse König muss an den Ort, wo drei Kreuzschachs ermöglicht werden (C. Nordt, Hombrechtikon)- Der König greift ins Geschehen ein. Eine relativ einfache, aber schöne Aufgabe mit vielen Abspielen (J. Meli, Bern). Quand on voit ce pauvre roi en c6, encerclé par toutes ces pièces blanches, on se dit que le mat doit être élémentaire et facile. Et pourtant, après beaucoup d’essais, on se rend compte que le roi en personne doit mettre la main à la pâte: La clé donne lieu à une avalanche de parades et de mats.de toute beauté (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane)! Phantastisch (B. Wernly, Muri BE)! Wahrlich brilliant, wie sich der weisse König freiwillig drei Schachs der schwarzen Dame aussetzt und ihn sein Springer mit drei verschiedenen Matts rettet; ein genialer Zweizüger von Comins Mansfield (M. Rüfenacht, Basel)!

Lösung Nr. 4808

Allard P. Eerkes (Niederlande)
Lippische Landeszeitung 1952; 2. Preis
Matt in 3 Zügen

Trotz der eher unübersichtlichen Stellung ist die hier mit dem Drohspiel und zwei Varianten dargestellte Idee von eindrücklicher Klarheit und Harmonie.
Ein sofortiger Einsatz der Batterie am unteren Brettrand ist noch nicht angesagt; es braucht einen unscheinbaren Vorbereitungszug, damit diese effizient werden kann:

1. Da6! droht 2. Sh3+! Kd3 3. Sxf4 matt!

1. … Lb5 2. Sg4+! Kd3 3. Se5 matt!

1. … Lf5 2. Se4+! Kd3 3. Sc5 matt!

Das Drohmatt nützt 2 Fesselungen aus. Versucht nun der Ld7 eine dieser Fesselungen präventiv zu verhindern, ergeben sich zweimal neue, nutzbare Doppelfesslungen mit zyklischem Wechsel der gefesselten Steine!

Eine Batterie, bei der der abziehende Stein dem gegnerischen König vorerst ein Fluchtfeld gewährt und dieses dann mit dem Mattzug wieder angreift, wird Siers-Batterie genannt (nach Theodor Siers, D, 1910-1991). Hier sehen wir beim Drohspiel und den zwei Hauptvarianten eine dreifache Darstellung einer solchen Nutzung, kombiniert mit reizvollen, durch die wechselnden Fesselungen und Entfesselungen differenzierten Fortsetzungen.

Nebenspiel:

1. … Sd5 2.Dxc4 Sxc3+ 3.Dxc3 matt

Kommentare: Ein idealer Auftakt für die Online-Spalte: Nicht so schwierig zu lösen, denn es zielt schon im Diagramm fast alles nach d3. Aber es gibt, die Drohung eingerechnet, drei schöne Varianten mit zyklischen Doppelfesselungen in den Mattstellungen (Th. Maeder, Bern). Ein prächtiges Problem mit einer herrlichen Kombination von fein erzwungenen Fesselungen und Siers-Rössel-Mattführungen in Drohung und Lösung (S. Bomio, Viganello). Ein dreifach differenziertes Abzugsschach im 2. Zug, wobei das Matt durch den Springer dank jeweils zwei gefesselten Steinen möglich ist (D.Friedli, Ostermundigen). Un problème superbe (Th.Ott, Genf)! Brillant, wie die Königsflucht nach d3 immer zwei Kämpfer so fesselt, dass ein Matt durch das Siers-Rössel auf f2 möglich wird (R.Schümperli, Herzogenbuchsee). Der Lösungszug ist diskret und die zahlreichen Fesselungen beeindruckend (C. Nordt, Hombrechtikon)! Zyklische Vertauschung der gefesselten schwarzen Steine Turm, Springer und Bauer. (Ph. Kalbermatter, Turtmann). Der feine Schlüsselzug der weissen Königin bereitet drei verschiedene Fesselungsmatts für das der Batterie entweichende Siers-Rössel vor (R. Ott, Oberglatt). Ein wunderbares und würdevolles Problem zum Auftakt der auferstandenen Tagi-Schachspalte (K.Köchli, Bonstetten).

Lösung Nr. 4807

Andreas Schönholzer (Schweiz), «Tages-Anzeiger» 1972
Matt in 2 Zügen

Geschickt meisterte der bekannte Schweizer Komponist einen ambitionierten, schwierig umzusetzenden Vorwurf: Weiss zwingt Schwarz zu drei doppelten Blockschäden, die allesamt differenziert genutzt werden.

1. Sf4! droht 2. Txd5 matt

1. … Txf4 2. De7 matt
1. … Sxf4 2. Sf7 matt
1. … Txd6 2. Df5 matt
1. … Sxd6 2. Te7 matt!
1. … Ld4 2. Sd3 matt!
1. … d4 2. Te2 matt

Kommentare: Als Abwehr der Matt-Drohung muss sich Schwarz (je 2x auf 3 schwarzen Feldern um den König) ein Feld verstellen. Dies kann Weiss mit 6 verschiedenen, schönen Matt-Zügen ausnutzen (M.P. in H.). Nach dem Springerschlüsselzug eröffnen sich schöne Mattstellungen (C.N. in H.). Chaque parade prend une case de fuite au roi noir! Tout cela est réglé comme un mouvement d’horlogerie (F.G. in G.). Nach dem hübschen weissen Schlüsselzug verteidigt sich Schwarz je zweimal auf f4, d4 und d6, worauf Weiss jedes Mal ein verschiedenes Matt zur Verfügung steht (M.R. in B.)! Mattzügen-Bouquet als strahlender Strauss Weihnachtssterne: eine grossartige Konstruktion (R.G. in G.)! Nach dem eleganten zweifachen Opferschlüssel folgen wunderschöne, paarweise analoge Block nutzende Mattbilder. Herzliche Glückwünsche dem Autor (S.B. in V.)! Ein schöner Abschluss mit dem Problem von Andreas. Vielen Dank und auch dir alles Gute für 2021 (B.W. in M.). Der Se6 stört und muss Lc8 freistellen. Alle weissen Figuren sind nötig (J.M. in B.).

Der Problemteil erscheint jeden Samstag auf tagesanzeiger.ch.

Lösung an Klaus Köchli
Fontana 1, 6535 Roveredo
Tel. 079 519 58 64
E-Mail: k.koechli@bluewin.ch

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

be