FC Zürich - Servette 1:1Dieser 17-Jährige aus Seebach rettet den FCZ
Die Zürcher liegen gegen Servette 0:1 hinten. Dann kommt Calixte «Junior» Ligue und trifft zum 1:1. Trainer Henriksen sagt über das ehemalige Letzikid: «Ich liebe ihn von ganzem Herzen.»

Die Ballannahme ist vielleicht nicht perfekt. Aber dann ist da diese Überzeugung, diese Selbstverständlichkeit. Aus 15 Metern zieht Calixte «Junior» Ligue mit links ab. 1:1 für den FC Zürich in der 78. Minute. Und manch einer im Letzigrund fragt sich: Calixte wer?
17 Jahre, 11 Monate und 14 Tage alt ist der Stürmer erst an diesem Sonntagnachmittag, als er dem FCZ einen Punkt gegen Servette rettet. Als er trifft, hat er die geballte Erfahrung von 15 Minuten in der Super League in den Beinen. Und während manch einer auf den Medienplätzen noch einmal nachschauen muss, wie man diesen Namen richtig schreibt, fühlt sich Marinko Jurendic bestätigt.
Bereits vor dem Wiederbeginn der Super League hat der Zürcher Sportchef von diesem Teenager erzählt, der die erste Saisonhälfte noch in der U-21 in der dritthöchsten Schweizer Liga gespielt hat. Eine beeindruckende Quote von einem halben Skorerpunkt pro Spiel hat ihm den Platz im Trainingslager der ersten Mannschaft eingebracht. Und dort hat sich Ligue gleich ins Herz des Cheftrainers gespielt.
Nun ist Bo Henriksen keiner, der mit seinen Gefühlen hinter dem Berg hält. Aber wenn der Däne über Ligue sagt, «ich liebe ihn von ganzem Herzen», dann darf das schon was zählen. Ligue drückt bei Henriksen all die richtigen Knöpfe. Er ist unbekümmert und einsatzfreudig. «Er lässt sich von niemandem etwas einreden», sagt Henriksen, «ausserdem hat er diese wunderbare Einstellung.»
Was das Tor aus lokalpatriotischer Sicht noch etwas wertvoller macht: Sein Name mag zwar die Wurzeln in der Elfenbeinküste verraten. Aber Ligue ist Zürcher. Ein Junge aus Seebach, der das Spiel seit den Letzikids beim FCZ gelernt hat. Und das offenbar ganz gut. «Er ist gross, robust, schnell», sagt Jurendic über Ligue. «Und er hat einfach einen guten Abschluss.»
Wörter, die der Trainer lieber nicht öffentlich wiederholt
Es braucht an diesem Nachmittag vermutlich einen Teenager, der im Kopf völlig frei ist, um den FCZ noch einmal ins Spiel zurückzubringen. Die Zürcher leiden in der Partie gegen Servette. Nichts geht leicht vom Fuss. Alles wirkt verkrampft.
Ohne Adrian Guerrero auf der linken Seite ist das Zürcher Spiel ungewohnt flügellahm. Und im Sturm wirkt Aiyegun Tosin, der in den letzten drei Partien stets getroffen hat, als nehme er gar nicht am Spiel teil. Als Henriksen in der Pause zu seiner Mannschaft spricht, gebraucht er Wörter, die er danach lieber nicht öffentlich wiederholt: «Das wäre nicht gut für die Kinder.»
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Es ist das Glück der Zürcher, dass Servette zwar ein Team ist, das gefälligen Fussball spielt. Aber die Genfer lassen auch konsequent die meisten ihrer Chancen liegen. Dereck Kutesa trifft die Latte, Chris Bedia trifft einmal den Ball fünf Meter vor dem Tor mit dem Kopf so schwach, dass Yanick Brecher den Ball auch mit verbundenen Beinen gehalten hätte.
«Wir sind Zweiter in der Super League mit dem bloss sechstbesten Angriff der Liga», sagt Alain Geiger danach. Was der Genfer Trainer damit ausdrücken will: Sein Matchplan ist eigentlich gut – bloss die Qualität der Stürmer hält nicht Schritt. Es ist eine Art Verteidigungsrede. Geiger muss spüren, dass ihn der Club Ende Saison ersetzen wird.
Als Enzo Crivelli in der 73. Minute doch noch ein Genfer Tor gelingt, hält die Führung bloss fünf Minuten. Und so mau der Zürcher Auftritt bis dahin gewesen ist, so eindrücklich ist es, welche offensive Power Henriksen inzwischen von der Bank bringen kann.
Roko Simic ersetzt schon zur Pause Tosin und sorgt mit seiner physischen Präsenz sofort für mehr Bewegung vorne. Fabian Rohner misslingt zwar jede entscheidende Szene – aber er kann mit seiner Geschwindigkeit eine Abwehr trotzdem in Aufregung versetzen. Antonio Marchesano kommt kurz vor Schluss – und erzielt fast noch den 2:1-Siegtreffer.
«In meiner Welt ist er die Zukunft»
Und dann ist da eben dieser Ligue, den bislang ausser Jurendic und Henriksen noch keiner auf der Rechnung hatte. «Er hat die Voraussetzungen, um sich auf höchstem Niveau durchsetzen zu können», sagt Sportchef Jurendic. Und Trainer Henriksen sagt: «In meiner Welt ist er die Zukunft.» Aber natürlich wollen die Zürcher diesen Teenager nun nicht gleich verheizen. «Er braucht schon noch etwas Zeit», sagt Henriksen darum auch.
Der Satz passt ganz gut zu seiner gesamten Mannschaft. Noch ist das Gefüge fragil. Noch weiss die Abwehrlinie manchmal nicht, was die Offensive macht. Noch eröffnet der FCZ dem Gegner Räume und Freiheiten, weil das Pressing nicht konsequent durchgeführt wird.
Und doch sind die Zürcher insgesamt auf dem richtigen Weg. Das beweist der Blick auf die Resultate 2023. Da hat der FC Zürich gleich viele Punkte gewonnen wie der designierte Meister Young Boys.
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