Medienkonferenz von Bühnen BernProbenleiter von Bern Ballett bleibt trotz Belästigungsvorwürfen
Keine Entlassung trotz massiver Anschuldigungen: Bern Ballett wird seinem Probenleiter nicht kündigen, wie am Donnerstag an einer Pressekonferenz klar wurde.
Der Probenleiter von Bern Ballett darf weiter am Berner Stadttheater arbeiten, obwohl er Tänzerinnen zumindest verbal sexuell belästigt hat. Das gab Florian Scholz, der Intendant von Bühnen Bern, an einer Medienkonferenz bekannt.
Von den Vorwürfen der Tänzerinnen, der Probenleiter habe sie verbal und physisch sexuell belästigt, wurde die Leitung im April 2021 informiert. Bühnen Bern habe laut Scholz sofort reagiert und den Probenleiter «augenblicklich» freigestellt für die Zeit, während der das Unternehmen BeTrieb die Vorwürfe untersuchte. «Zudem habe ich mich persönlich in aller Demut bei den Betroffenen entschuldigt», so Scholz. «Es tat und tut mir leid, dass im Arbeitsumfeld unseres Hauses ein solches Fehlverhalten stattfinden konnte.»
Eine Probezeit für den Probenleiter
BeTrieb hat während den folgenden zwei Monaten Gespräche mit allen Tänzerinnen und Tänzern geführt und anschliessend das Verhalten des Probenleiters rechtlich beurteilt. Die verbalen sexuellen Belästigungen wurden bestätigt, die physischen nicht.
«Wir haben Bühnen Bern empfohlen, mindestens eine Verwarnung mit Androhung der Kündigung im Wiederholungsfall auszusprechen», so Monika Hirzel, Rechtsanwältin bei BeTrieb. «Zudem empfahlen wir, konkrete Verhaltensanweisungen für die beschuldigte Person auszusprechen.»
«Die Zeit der Bewährung hat er tadellos überstanden.»
Bühnen Bern hat daraufhin den Beschuldigten verwarnt, zudem wurde sein Vertrag nicht verlängert – er musste eine Art Probezeit überstehen. Diese Zeit der Bewährung, die mehr als ein halbes Jahr dauerte, habe der Probenleiter «tadellos» überstanden, sagte Scholz – weswegen er wieder unter Vertrag gestellt wurde. Während dieser Probezeit habe Bühnen Bern keine externe Supervision beigezogen. Im Nachhinein wäre das aber eine gute Idee gewesen, gibt Scholz zu.
An der Medienkonferenz betonten sowohl Scholz als auch Tanzchefin Isabelle Bischof mehrmals, dass sie seither keinerlei Beschwerden über den Probenleiter vernommen hätten. Im Gegenteil: Das Arbeitsklima wurde als «sehr gut» beschrieben.
Angesprochen wurde auch die Frage, ob Tanzcompagnien für sexuelle Belästigungen besonders anfällig seien. Der Tanz sei ein sehr vulnerables Metier, antwortete Bischof, weil der Körper selber ein Arbeitsinstrument sei. «Der Körperkontakt ist per se da. Klar kann es da eine Prädisposition geben.»
Bestürzung über weitere Vorwürfe
Dass in der Berichterstattung der «Zeit» Tänzerinnen zu Wort kommen, die von weiteren Übergriffen seit der Probezeit des Probenleiters berichten, sei laut Scholz «bestürzend». Bühnen Bern treffe per sofort intensive Massnahmen, um allfälliges weiteres Fehlverhalten abzuklären. Aufgrund der Vorkommnisse befürchte Bühnen Bern durchaus einen Reputationsverlust, sagte zum Schluss Isabelle Bischof.
Die Schweiz-Ausgabe der Wochenzeitung «Die Zeit» hatte die Vorwürfe am Donnerstag publik gemacht. Auch diese Zeitung berichtete anschliessend darüber.
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