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Weihnachtsmuseum Husum (D)
«Ihr Kinderlein kommet» – das ganze Jahr!

Der nostalgisch eingerichtete und ausgestattete Laden ist das «Herz» des Weihnachtshauses.

Kalter Wind pfeift durch Husums Gassen, Nieselregen nässt die Touristen vor den Fischbrötchenständen. Zumindest meteorologisch herrscht im nordfriesischen Städtchen früh Weihnachtsambiance – ganz besonders und dauerhaft im Gründerzeitgebäude am Rande der Altstadt: Willkommen im Weihnachtshaus! Es besteht aus einem Museum und einem altertümlichen Laden, in dem ganzjährig fast alles zu haben ist, was irgendwie mit dem grössten christlichen Fest zu schaffen hat. «Schon im Februar verkaufen wir Adventskalender», sagt Alix Paulsen.

Die 65-Jährige ist Chefin und Seele des Weihnachtshauses, das sie seit 2008 betreibt, in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Büros der familieneigenen Verlagsgruppe Husum. Paulsen verlangt für den Eintritt ins nicht subventionierte Museum gerade mal drei Euro.

«Ein wenig handgestrickt»

«Obwohl in einem guten Jahr 12’000 Besucherinnen und Besucher ins Museum kommen, können wir den Betrieb nur dank des Umsatzes im Laden sichern», sagt die Verlegerin. Sie hat die Vitrinen für die Ausstellung in halb Deutschland und in England eingesammelt. Das Museum ist liebevoll eingerichtet, nostalgisch, ohne interaktive Stationen. «Ein wenig handgestrickt», bekennt Alix Paulsen.

Baumzubehör, Adventskalender, engelhafte Lichtträger, Weihnachtspyramiden, Krippen – was im deutschsprachigen Raum für weihnachtliche Rituale steht, findet sich auf drei Etagen am Husumer Westerende. Zum Beispiel einer der ersten industriell produzierten Adventskalender. Er stammt von 1902 – eine Uhr mit einem Messingzeiger, der von Bild zu Bild geschoben wird, jeweils mit den ersten Worten eines Liedtextes: «Vom Himmel hoch», «Tochter Zion» oder «Ihr Kinderlein kommet».

Warum nur 13 und nicht 24 Tage, wie wir sie aus der Jugend kennen? «Früher begann im Gegensatz zu heute die Weihnachtszeit erst knapp zwei Wochen vor dem Heiligen Abend», erklärt Paulsen.

Martialischer Baumschmuck während der Kriege

Die Produkte und Ingredienzen der Adventszeit verschaffen einen Blick in die Kultur- und Wirtschaftsgeschichte und verraten einiges über den deutschen Zeitgeist. Vor und während der drei grossen Kriege im 19. und 20. Jahrhundert wurden Christbaumschmuck und Weihnachtsgeschenke martialisch, tauchten Trommeln und Kriegstrompeten zwischen grünen Zweigen auf.

Zur Nazizeit verdrängte das Hakenkreuz die christliche Symbolik in vielen Weihnachtsbäumen. Als die Deutschen nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg untendurch mussten, hängte das Christkind auch mal ein Paket Kaffeebohnen oder Zucker in den Baum.

Ein Schwerpunkt im Husumer Weihnachtsreich sind die gläsernen Kugeln, die ab Mitte des 19. Jahrhunderts in Thüringen gefertigt wurden. Ein Produktionstisch mit Blasebalg und der samtbeschlagene Musterkoffer eines Handelsvertreters gehören zu den interessantesten Exponaten.

«Gerade im Osten Deutschlands habe ich viel auf Flohmärkten gefunden», sagt Alix Paulsen, «mittlerweile ist der Markt aber leer gefegt und wertvolle Engel und Lichtträger aus dem Erzgebirge werden zurückgekauft.»
Ihre drei längst erwachsenen Kinder stöbern immer mal wieder was auf für Mutters Museum. «Und wir haben ja ein riesiges Lager», sagt diese, «es ist noch längst nicht alles ausgestellt.»

weihnachtshaus.info; husum-tourismus.de