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Teheran und Riad nähern sich an
Huthi-Rebellen zeigen sich offen für Ende des Bürgerkriegs im Jemen

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Im vergangenen Jahr hatten sich die Konfliktparteien im Jemen auf einen sechsmonatigen Waffenstillstand geeinigt.
Der chinesische Aussenminister Qin Gang bei Gesprächen mit dem Saudi Arabischen Aussenminister Prince Faisal bin Farhan Al Saud und dem iranischen Aussenminister Hossein Amir-Abdollahian in Peking.  
Auf Vermittlung Chinas hatten sich die beiden rivalisierenden Regionalmächte im März auf die Wiederaufnahme ihrer diplomatischen Beziehungen geeinigt.
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Nach sieben Jahren diplomatischer Eiszeit treiben Saudi-Arabien und der Iran die Normalisierung ihrer Beziehungen voran. Eine saudi-arabische Delegation führt seit Samstag Gespräche im Iran über die Wiedereröffnung der dortigen diplomatischen Vertretungen des Königreichs. Teheran kündigte seinerseits Delegationsbesuche in den kommenden Tagen in Saudi-Arabien an. Ausserdem traf eine saudi-arabische Delegation im Jemen zu Friedensverhandlungen mit der vom Iran unterstützten Huthi-Miliz ein.

Die Regionalmächte Saudi-Arabien und der Iran rivalisieren seit Jahren um Einfluss im Nahen Osten. Einer der wichtigsten Schauplätze dieses Ringens ist der Bürgerkrieg im Jemen, in dem die schiitischen Huthi-Rebellen mit iranischer Rückendeckung gegen Truppen des ins Exil geflüchteten sunnitischen Präsidenten Abd Rabbo Mansur kämpfen. Riad wiederum führt eine Militärkoalition mit den Vereinigten Arabischen Emiraten an, welche die Regierung im Jemen stützt.

Der ehemalige jemenitische Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi (links) mit dem saudi-arabischen König Salman ibn Abd al-Aziz al Saud im 2019.  

Vor knapp einem Monat schlossen die beiden Regionalmächte dann aber zusammen mit China ein Abkommen, das auf die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Teheran und Riad abzielt. Diese Beziehungen waren sieben Jahre lang ausgesetzt, nachdem Demonstranten im Iran diplomatische Vertretungen Saudi-Arabiens nach der Hinrichtung eines schiitischen Klerikers in Riad angegriffen hatten. Das dann am 10. März durch Vermittlung Chinas zustande gekommene Abkommen sieht neben der Wiederaufnahme der Beziehungen auch vor, dass beide Länder ihre wirtschaftlichen Verbindungen wiederbeleben.

Am vergangenen Donnerstag führten die Aussenminister beider Länder Gespräche in Peking. Am Samstag traf dann nach Angaben der saudiarabischen Nachrichtenagentur SPA eine «technische Delegation» des Königreichs zu einem mehrtägigen Besuch im Iran ein. In Teheran sprach die Delegation demnach mit dem Protokollchef des iranischen Aussenministeriums. Dabei sei es um die Wiedereröffnung der Botschaft und von Konsulaten gegangen. Der Protokollchef habe der Delegation jegliche Unterstützung zugesagt.

Der iranische Vize-Aussenminister Aliresa Enjati kündigte seinerseits am Sonntag im staatlichen Fernsehen seines Landes an, dass bis Freitag zwei iranische Delegationen nach Saudi Arabien reisen würden, eine davon in die Hauptstadt Riad und die andere nach Dschiddah. Dabei solle die Wiedereröffnung diplomatischer Vertretungen in dem Königreich vorbereitet werden.

Saudiarabische Delegation zu Friedensverhandlungen im Jemen

In der jemenitischen Hauptstadt Sanaa ist eine saudi-arabische Delegation für Friedensverhandlungen mit der vom Iran unterstützten Huthi-Miliz eingetroffen. Die Vertreter Riads wollten «über Fortschritte bei der Schaffung von Frieden im Jemen» sprechen, sagte ein jemenitischer Diplomat in der Golfregion am Sonntag. Dies wurde von einem zweiten Diplomaten bestätigt.

Im Jemen kämpfen seit Jahren Truppen des ins Exil geflüchteten sunnitischen Präsidenten Abd Rabbo Mansur Hadi gegen schiitische Huthi-Rebellen. Während Teheran die Huthi-Miliz unterstützt, führt Riad eine Koalition mit den Vereinigten Arabischen Emiraten an, die die Regierung im Jemen stützt und seit Jahren massive Luftangriffe in dem Land fliegt.

Huthi-Rebellen offen für Ende des Bürgerkriegs

Die schiitischen Huthi-Rebellen haben sich beim Treffen offen für ein Ende des Bürgerkriegs gezeigt. Der Vorsitzende des Hohen Politischen Rats, Mahdi al-Maschat, habe sich für einen «gerechten und ehrenwerten Frieden» ausgesprochen, berichtete die von den Rebellen kontrollierte Nachrichtenagentur Saba am Sonntag.  Ziel sei, den brüchigen Waffenstillstand zu erneuern und ein Friedensabkommen zu schliessen, hiess es. Aus Saudi-Arabien gab es zunächst keine Stellungnahme.

Der UN-Sonderbeauftragte Hans Grundberg verhandelt schon seit längerer Zeit mit den vom Iran unterstützten Huthis, um eine Lösung zu finden. (Archivbild)

Die Rebellen kontrollieren weite Teile des Nordens samt der Hauptstadt Sanaa. Sie kämpfen gegen die jemenitische Regierung und ein von Saudi-Arabien angeführtes Militärbündnis. Der seit 2015 dauernde Bürgerkrieg hat in dem völlig verarmten Land auch eine humanitäre Krise zur Folge. Eine von den Vereinten Nationen vermittelte Waffenruhe lief im Oktober aus. Alle Bemühungen, den Konflikt dauerhaft zu lösen, scheiterten bisher.

Annäherung weckt Hoffnung auf einen Durchbruch

Die Annäherung zwischen dem mehrheitlich sunnitisch-muslimischen Saudi Arabien, dem grössten Ölexporteur der Welt, und dem mehrheitlich schiitischen Iran, der wegen seines Atomprogramms vom Westen sanktioniert wird, hat das Potenzial, die Kräfteverhältnisse in einer seit Jahrzehnten von Gewalt und Unruhen geprägten Region umzugestalten.

Ermöglicht wurden die Gespräche durch die unlängst begonnene Normalisierung der Beziehungen zwischen Riad und Teheran. Auf Vermittlung Chinas hatten sich die beiden rivalisierenden Regionalmächte im März auf die Wiederaufnahme ihrer diplomatischen Beziehungen geeinigt. Am vergangenen Donnerstag trafen sich die Aussenminister beider Länder in Peking. Das Abkommen war ein diplomatischer Erfolg für den chinesischen Präsidenten Xi Jinping, der eine stärkere globale politische Rolle seines Landes anstrebt.

Die Vereinbarung stiess international auf weitgehend positive Reaktionen. Chinas Erfolg bei der Vermittlung zwischen dem Iran und Saudi-Arabien stellt allerdings die Rolle der USA als traditioneller Vermittler im Nahen Osten infrage.

AFP/SDA/sda