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Skurriler Plagiatsfall im Iran
Hat dieser Oscar­gewinner seine Studentin beklaut?

Kurzer Moment des Triumphs: Asghar Farhadi gewinnt für «A Hero» (2021) den Grossen Preis der Jury in Cannes. 
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2011

Asghar Farhadi, eine der grossen Figuren des iranischen Kinos, schafft mit «A Separation» den internationalen Durchbruch. Das komplexe Scheidungsdrama gewinnt den Goldenen Bären an der Berlinale und wird mit dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet.

2014

Die Studentin Azadeh Masihzadeh besucht einen von Farhadi geleiteten Workshop an einem Teheraner Privatinstitut. Die Filmschülerinnen und -schüler sollen basierend auf Zeitungsartikeln, die Farhadi zusammenstellt, Dokumentarfilme über Menschen drehen, die Wertsachen gefunden haben und diese später ihren Besitzern zurückgeben.

Alles allein gemacht: Regisseurin Azadeh Masihzadeh.

Masihzadeh beginnt mit der Arbeit an ihrem Film «All Winners, All Losers». Später behauptet die Regisseurin, dass die Teams im Workshop bereits komplett gewesen seien und sie keine Geschichte als Vorlage erhalten habe. Ihren Film habe sie aus eigenen Recherchen entwickelt. Einige ihrer Mitschüler sowie der Leiter des Instituts bestätigen Masihzadehs Aussage. Der damalige Student Rola Shamas sagte dem «The Hollywood Reporter»: «Wir waren alle schockiert – auch Asghar Farhadi –, weil Masihzadehs Geschichte so spannend war und sie alles allein gemacht hatte.»

2017

Farhadi gewinnt mit «The Salesman» zum zweiten Mal den Oscar für den besten fremdsprachigen Film. Der iranische Regisseur boykottiert die Gala jedoch wegen der strikten Immigrationspolitik von Präsident Donald Trump.

2018

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Masihzadeh stellt «All Winners, All Losers» fertig und zeigt den Film auf internationalen Festivals. Die 44-minütige Doku handelt vom überschuldeten und deshalb inhaftierten Mohamed Reza Shokri, der angeblich bei einem Hafturlaub ein volles Portemonnaie gefunden hat. Nachdem Shokri das Geld zurückgegeben haben will, beginnt sein eigentlicher Leidensweg.

2019

Laut «ABC News» fordert Farhadi seine ehemalige Studentin Masihzadeh plötzlich dazu auf, ein Dokument zu unterzeichnen, das bestätigt, dass die Idee zu «All Winners, All Losers» von Farhadi stammt. Masihzadeh willigt ein. Später sagt sie, dass sie das Dokument nur deshalb unterschrieben habe, weil sie von Farhadis Stellung als bekannter Filmemacher eingeschüchtert gewesen sei. Gemäss «IndieWire» soll dieses Dokument allerdings keinen rechtlichen Wert haben.

2021

Gerät in Bedrängnis: Rahim Soltani (Amir Jadidi) im Film «A Hero».

Farhadis Spielfilm «A Hero» gewinnt den Grossen Preis der Jury in Cannes und schafft es auf die Oscar-Shortlist für den besten internationalen Film. Im Zentrum der Geschichte steht der verschuldete und deshalb inhaftierte Rahim Soltani (Amir Jadidi), der bei einem Hafturlaub in den Besitz von Goldmünzen kommt, womit er sich freikaufen könnte. Doch dann gibt Soltani die Münzen der angeblichen Besitzerin zurück, worauf er in den Medien zunächst als moralischer Held gefeiert wird. Nach zahlreichen Ungereimtheiten kippt dann aber die Stimmung gegen Soltani. Ein filigranes Prachtstück von einem Film.

Oktober 2021

Als Masihzadeh «A Hero» im Kino sieht, bemerkt sie auffällige Parallelen zu ihrem eigenen Dokumentarfilm. Gegenüber «ABC News» sagt sie: «Mein ganzer Körper zitterte aufgrund des Schocks, weil ich jede einzelne Filmszene voraussehen konnte.»

2022

Farhadi verklagt Masihzadeh wegen übler Nachrede. Bei einem Schuldspruch würden Masihzadeh gemäss «ABC News» bis zu zwei Jahre Gefängnis oder 74 Peitschenhiebe drohen. Das Gericht weist Farhadis Klage im April jedoch ab.

Shokri, die zentrale Figur aus Masihzadehs Dokumentarfilm, verklagt Farhadi wegen Rufschädigung. Auch diese Klage wird abgewiesen.

Schliesslich verklagt Masihzadeh Farhadi wegen Plagiats an ihrem Dokumentarfilm.

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Nun schreibt Farhadis französischer Filmproduzent Alexandre Mallet-Guy in einem öffentlichen Statement, dass die Geschichte um den vom Pech verfolgten Gefängnisinsassen lange vor Masihzadehs Dokumentfilm öffentlich bekannt gewesen sei. Masihzadeh widerspricht dieser Darstellung. Laut «The Hollywood Reporter» sei die Geschichte nur in kleineren lokalen Medien bekannt geworden.

Das zuständige Gericht hat jetzt entschieden, dass genügend Beweismaterial vorhanden sei, um den Plagiatsprozess gegen Farhadi fortzusetzen. Der Regisseur muss persönlich vor Gericht erscheinen. Bei einem Schuldspruch droht Farhadi alle Einnahmen aus seinem Film (weltweit bislang geschätzte 2,5 Millionen Dollar) an Masihzadeh abtreten zu müssen.

«A Hero» von Asghar Farhadi läuft ab 5. Mai im Kino. «All Winners, All Losers» von Azadeh Masihzadeh kann man auf YouTube sehen.