Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Aufstiegstrainer Mario Frick
«Manchmal hätte ich besser geschwiegen»

Die Vaduzer Spieler lassen ihren Trainer Mario Frick nach dem vollbrachten Aufstieg in die Super League hochleben. 
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Die Stunde ist reserviert, auch heute. Er wird loslaufen, begleitet von seinem Hund, und im Wald seines Wohnorts Schaan den Abend vorbereiten: Was sage ich der Mannschaft vor dem Anpfiff? Wie reagiere ich, wenn im Spiel gegen den FCZ Fall X, Y oder Z eintritt?

Es ist das Ritual, das Mario Frick vor jedem Match braucht, um offene Fragen abzuarbeiten und die Gewissheit zu erlangen, dass ihn keine Eventualität überraschen kann. «Wenn ich wieder daheim bin, ist der letzte Teil der Vorbereitung erledigt», sagt er. «Es kann losgehen.»

Seit zwei Jahren ist Frick Trainer des FC Vaduz, den er in diesem Sommer zurück in die Super League brachte. Den Erfolg kostete er aus, «den kann uns niemand mehr nehmen», aber er realisierte schnell: «Die Meisterprüfung steht uns erst noch bevor. Die bestehen wir, wenn wir den Ligaerhalt schaffen.»

Frick ist im Land nicht irgendwer, er ist Liechtensteins berühmtester Fussballer. Seine Reise führt ihn über GC, St. Gallen, Basel und den FC Zürich nach Italien (Arezzo, Hellas Verona, Ternana, Siena), er bringt es auf 111 Spiele in der Serie A und absolviert 125 Länderspiele. Die 16 erzielten Tore sind Liechtensteiner Rekord, und den wird ihm keiner so schnell streitig machen. All das hat er erreicht, weil er als Kind von seinen Onkeln inspiriert worden war. Und weil er seinem Vater eine Antwort geben wollte.

Frick platziert das Maskottchen

In seiner Jugend lebt er mit seiner Familie anfänglich unweit des Stadions, in dem der FC Vaduz zu Hause ist. Frick ist an den Heimspielen Stammgast, er darf das Maskottchen, einen grossen Teddybären, im Tor platzieren und ist mächtig stolz darauf. Sein Grossvater ist Platzwart, die Grossmutter sitzt im Kassenhäuschen, und sechs Onkel gehören zum Kader des damaligen Erstligisten. Sie, die Haas-Brüder, gelten als wild, ja unzähmbar, sie legen sich mit Gegnern und Schiedsrichtern an, und Klein-Mario mag es gar nicht, wenn sie beschimpft werden.

Oft kickt er mit den Onkeln, die er nicht nur wegen ihres Talents bewundert, sondern vor allem auch wegen ihrer Unerschrockenheit. Er will auch einmal für Vaduz spielen, und er will noch viel mehr: Profi werden. Von seinem Vater bekommt er zu hören: «Du bist ein Träumer.» Das schmerzt, spornt aber auch an: «Ich wollte ihm beweisen, dass ich ein toller Bub bin.»

Frick fährt die Ellbogen aus, scheut sich vor keinem Konkurrenzkampf und schafft den Aufstieg. Er fällt mit seiner enormen Geschwindigkeit auf, aber auch mit seiner forschen Art – auf und neben dem Platz, zum Beispiel in Interviews. «Ich habe zwischendurch den Kopf heftig angeschlagen», sagt er, «manchmal hätte ich besser geschwiegen.»

Das Zeugnis für seine Trainer

Besonders pointiert äussert er sich schriftlich – auf einer eigenen Website. Frick urteilt über Trainer, unter denen er spielte. Er geht offen damit um, dass er Mühe unter dem Deutschen Jörg Berger in Basel hatte, dass er mit Gilbert Gress’ Menschenführung zu gemeinsamen FCZ-Zeiten nichts anfangen konnte. Als er aus dem Ausland in die Schweiz zurückkehrt, hat er seine Website zwar längst nicht mehr, aber weiterhin eine klare Meinung. Mit den Methoden von Uli Forte in St. Gallen und Ciriaco Sforza bei GC tut er sich schwer: «Nach so vielen Jahren brauchte ich niemanden mehr, der mich im Training ständig kontrollierte.»

1999 entschliesst sich Frick zu einem Wechsel, den er heute als «meinen grössten Fehler» bezeichnet: den von Basel zum FC Zürich. Nach drei Jahren verlässt er den FCB, obwohl er einen langfristigen Vertrag unterschreiben könnte und Präsident René C. Jäggi ihm verspricht, dass er in Zukunft eine zentrale Rolle übernehmen dürfe. Doch Frick kann der Verlockung des Geldes aus Zürich nicht widerstehen. Aber er fühlt sich nicht annähernd so wohl wie beim FCB, und er kommt mit Gress nicht klar. Im Oktober 2000 ist er weg.

Seltene Glücksmomente: Mario Frick bezeichnet seinen Wechsel zum FC Zürich im Jahr 1999 als grössten Fehler.

Frick startet in Italiens Serie C neu, bei Arezzo wird Antonio Cabrini sein Chef, einer der Weltmeister von 1982. Mit ihm versteht er sich blendend, so gut wie wohl mit keinem Trainer sonst in der Karriere. Von ihm lernt er am meisten, was den Umgang mit den Spielern angeht. Als er ein Jahr später in der Serie A bei Hellas Verona stürmt, profitiert er von Alberto Malesani. Der Trainer ist sparsam mit Worten, «gefühlte zehn Sätze redeten wir in einer Saison zusammen», aber er bringt dem Liechtensteiner taktisch am meisten bei. «Eine Mischung aus Cabrini und Malesani wäre perfekt», sagt Frick.

100 Niederlagen in Länderspielen

Er liebt Italien, er liebt die Emotionen, aber er liebt es auch, zwischendurch heimzukehren nach Liechtenstein, um in seiner Oase durchzuatmen. «Der Druck, der Stress – das war enorm», sagt er. «Nach Siegen gab es Einladungen im Restaurant, nach Niederlagen war es ratsam, daheim zu bleiben.» Mit der Nationalmannschaft verliert er zwar genau 100-mal, aber er nimmt das mit Humor: «Wer von all den Millionen Fussballern auf der Welt kann schon sagen, so manches Länderspiel verloren zu haben?»

Eine von 100 Niederlagen: Mario Frick im Länderspiel gegen Xherdan Shaqiri und die Schweiz im Jahr 2015.

Aus dem Spieler Frick wird ein Spielertrainer und Trainer. Der Fan von Bayern München fängt in Balzers an, wechselt zum Verband, erwirbt die Uefa-Pro-Lizenz und steigt im September 2018 beim FC Vaduz ein. Im Winter der Saison 2019/20 lässt er ein Plakat anfertigen mit Jubelbildern, versehen ist es mit kurz- und mittelfristigen Zielen. Und als Motto: «No limits. All in.»

So tickt Frick. Er überzeugt seine Spieler, er findet den richtigen Ton, er erkennt Strömungen. «Ich habe feine Antennen», sagt er, «ich habe in meiner Karriere mitbekommen, wie wichtig es ist, dass gerade Leute, die auf der Ersatzbank sitzen, vom Trainer nicht vernachlässigt werden dürfen.»

«Ich habe noch einiges vor»

Keinen schöneren Job kann er sich derzeit vorstellen als jenen beim FCV. Sieben Minuten benötigt er mit dem Auto von seinem Zuhause in Schaan bis in den Rheinpark, der Erfolgsdruck ist überschaubar, Frick scheint unantastbar und sagt selber: «Ich bewege mich in einer Komfortzone.»

Aber Vaduz soll nicht die letzte Station als Trainer sein. Den Biss, der ihm zu einer Karriere als Spieler verhalf, hat er nicht verloren. Er fährt die Ellbogen, wenn nötig, auch im neuen Beruf aus. Er mag aus einem kleinen Land kommen, aber er will nicht als kleine Nummer im Geschäft wahrgenommen werden: «Ich habe noch einiges vor.»

Vorderhand aber hat er in Vaduz einen Auftrag zu erfüllen. Und kurzfristig ist dieses Spiel gegen den FCZ. Was ist der Plan für Samstag? «Ein Sieg», sagt er. Den Weg zum Ziel schreitet er gedanklich vorher schon ab. Auf dem Spaziergang mit seinem Hund.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.