BAG-Liste aktualisiertGibt es jetzt einen Ansturm auf Flüge in den Kosovo?
Der Bund nimmt Kosovo, Montenegro und Nordmazedonien von der Quarantäneliste: gute News für die heimwehgeplagte Diaspora in der Schweiz. Airlines und Reiseanbieter sind gerüstet.
Ende September 2020 liefen beim Zürcher Flugveranstalter Air Prishtina die Drähte plötzlich heiss. Soeben hatte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) Kosovo von der Quarantäneliste gestrichen.
Hierzulande bot sich für viele Kosovaren oder Schweizer mit kosovarischen Wurzeln nach langem Warten endlich wieder die Möglichkeit, Verwandte oder Freunde in der Heimat zu besuchen – und das ohne bei der Rückkehr in Quarantäne zu müssen. Damals legte der Flugveranstalter, der seit 40 Jahren Flüge aus diversen europäischen Metropolen nach Pristina in Kosovo, Skopje und Ohrid in Nordmazedonien sowie Podgorica in Montenegro anbietet, für den Oktober zusätzliche Verbindungen mit Chair Airlines nach Pristina auf.
Jetzt, rund acht Monate später, ist es wieder so weit. Kosovo ist dank laufend sinkender Ansteckungszahlen ab 6. Mai nicht mehr auf der BAG-Liste (Lesen Sie hier, für welche Länder eine Quarantänepflicht gilt). Derzeit verbucht der noch junge Staat 127 Fälle auf 100’000 Einwohner, ein Minus von 68 % gegenüber der Vorwoche (Stand 4. Mai 2021).
Doch nicht nur das: Auch Montenegro und Nordmazedonien sind «grün». Beides ebenfalls Länder, die über eine grosse Diaspora in der Schweiz verfügen. Gerade während der Corona-Pandemie, in der die Umsätze für Ferienflüge einbrachen, waren sie für Fluggesellschaften eine wichtige Einnahmequelle. Wie wichtig, zeigt das Beispiel von Helvetic Airways: Im Winter operierte die Schweizer Airline laut Pressesprecher Mehdi Guenin gerade noch mit 30 % des üblichen Volumens. Ein wesentlicher Anteil davon waren die Verbindungen nach Pristina. Jetzt hofft man auf eine steigende Nachfrage.
Brücke zur Heimat
Erleichterung macht sich nach dem BAG-Entscheid derweil auch bei Air Prishtina breit. Obwohl der Flugveranstalter seit diesem Jahr neu diverse Feriendestinationen auf Zubucherbasis im Angebot hat, wird der Hauptteil des Umsatzes mit den Flügen in den Balkan generiert.
Trotz Quarantäneliste flog man viermal in der Woche nach Pristina und zweimal nach Skopje. Dies aber nicht immer kostendeckend. «Es war unser Beitrag während der Krise, die Brücke zur Heimat aufrechtzuerhalten. Denn viele reisen nicht nur der Ferien wegen, sondern aus privaten Gründen», sagt Leyla Ibrahimi-Salahi, VR-Präsidentin und CEO von Air Prishtina. Man dürfe nicht vergessen, dass etwa im Westen lebende Kosovaren dank ihrer finanziellen Unterstützung der Familien in Kosovo so was wie «die Sozialversicherung» des Landes seien.
Wegen der jüngsten Streichung von der BAG-Liste erwartet Leyla Ibrahimi-Salahi aber keinen ähnlich grossen Ansturm wie damals im September 2020, als viele zuvor die Sommerferien hatten absagen müssen. Mit einer erhöhten Nachfrage rechnet sie lediglich für das Auffahrtswochenende von Mitte Mai, das mit dem Ende des Fastenmonats Ramadan zusammenfällt – dafür bietet Air Prishtina bis zu drei tägliche Flüge nach Pristina und einen täglichen nach Skopje an. «Danach werden viele auf die Sommerferien warten, um ab Basel oder Zürich in die Heimat zu fliegen.»
Montenegro, der Dauergast
Anders sieht das mit Podgorica aus. Pünktlich zum Auffahrtswochenende startet Chair Airlines jeweils donnerstags und sonntags und ab Juli zusätzlich dienstags ihren Nonstop-Flug ab Zürich in die Hauptstadt Montenegros. Das Land war bis auf wenige Wochen durchgehend auf der Quarantäneliste zu finden. «Viele konnten ihre Familie lange nicht sehen und es ist die einzige direkte Verbindung ab Zürich nach Podgorica. Zudem ist Montenegro auch touristisch eine interessante Destination», sagt Carmen Schmid, Mediensprecherin von Chair Airlines.
Auch bei Edelweiss, wo der ethnische Verkehr einen sehr grossen Anteil ausmacht, sind die Flugzeuge in Richtung Pristina und Skopje «ready for take-off». Einer erhöhten Nachfrage Herr zu werden, sei derweil kein Problem, sagt Andreas Meier, Head of Corporate Communications Edelweiss: «Wir haben in den letzten Monaten gelernt, mit dieser Dynamik umzugehen, und können sehr kurzfristig auf eine Nachfrageveränderung reagieren. Zusatzkapazitäten sind innerhalb von ein bis zwei Tagen vor Abflug aufgelegt.»
Sollte die Nachfrage explodieren, könnten die Airlines kurzfristig reagieren.
Edelweiss fliegt ab dem 10. Mai 2021 Pristina bis zu zehnmal pro Woche an, im Sommer zwölfmal. Skopje wird ab dem 16. Mai wöchentlich mit bis zu drei Flügen bedient, im Sommer bis zu deren vier. Und neu hebt die Airline ab dem 1. Juli einmal pro Woche von Zürich nach Tivat in Montenegro ab.
Eines haben die genannten Airlines und das Reisebüro Air Prishtina also gemein: Sollte die Nachfrage explodieren, könnten sie kurzfristig reagieren und zusätzliche Kapazitäten auflegen. Das kommt den Reisenden zugute. Und nicht nur das: Alle erwähnten Fluggesellschaften geben an, dass sich die Ticketpreise auf einem normalen Niveau wie zu Zeiten vor Corona bewegen werden.
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