Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Meeting in Rio de Janeiro
Lula hat eigene Ziele am G-20-Gipfel, Selenski muss zu Hause bleiben

Brazil's President Lula Da Silva delivers a speech during the opening session of the G20 Summit in Rio de Janeiro, Brazil, on November 18, 2024. (Photo by Ludovic MARIN / AFP)
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk
In Kürze:
  • Der G-20-Gipfel findet aktuell in Rio de Janeiro statt.
  • US-Präsident Biden kündigte Investitionen für den Umweltschutz an.
  • Lula plant die Einführung einer Sondersteuer für Superreiche zur Armutsbekämpfung.

Die Cariocas, wie man die Einwohner von Rio de Janeiro nennt, sind Grossereignisse gewohnt: Jedes Jahr wird in der Stadt Karneval gefeiert, dazwischen veranstalten Musikstars Mega-Konzerte, es gibt Massendemonstrationen oder irgendwelche Sportereignisse. Die Reaktionen auf den G-20-Gipfel, der am Montag und Dienstag in der Stadt stattfindet, sind darum bisher auch brasilianisch-gelassen: Am Strand des legendären Stadtteils Ipanema sonnen sich weiter die Bikinischönheiten, Jungs spielen Fussball, Jogger drehen ihre Runden – ab und an braust eine Karawane aus gepanzerten Wagen mit Blaulicht vorbei. Tudo tranquilo: Alles ganz entspannt.

Brasilien ist der diesjährige Gastgeber des G-20-Treffens: Einmal im Jahr versammeln sich bei ihm die Staats- und Regierungschefs der weltweit wichtigsten Industrie- und Schwellenländer. Angereist ist zum Beispiel US-Präsident Joe Biden. Am Sonntagabend traf er in Rio de Janeiro ein, nachdem er zuvor einen Zwischenstopp in der Amazonas-Metropole Manaus eingelegt hatte. (Lesen Sie dazu den Bericht «Kann Brasilien noch mit allen – oder endet bald die Samba-Diplomatie?»)

Helikopterrundflug über die Baumwipfel

Der Besuch dort war historisch: Noch nie zuvor hatte ein amtierender Staatschef der Vereinigten Staaten den brasilianischen Teil des Regenwaldes betreten. Biden machte einen Helikopterrundflug über die Baumwipfel, danach kündigte er Investitionen für den Umweltschutz an: Man könne den Klimawandel zwar leugnen, «aber niemand, wirklich niemand kann ihn rückgängig machen», erklärte der scheidende US-Präsident.

TOPSHOT - (L to R) Giant portraits of US President Joe Biden, China's President Xi Jinping, President of the European Commission Ursula von der Leyen, India's Prime Minister Narendra Modi, Russia's President Vladimir Putin, and Japan's Prime Minister Shigeru Ishiba are submerged by indigenous people to protest the lack of leadership among the world's richest nations on addressing the climate and biodiversity crisis in Rio de Janeiro, Brazil, on November 16, 2024, ahead of the G20 Summit. (Photo by Pablo PORCIUNCULA / AFP)

Ebenfalls anwesend in Rio de Janeiro ist Xi Jinping: Der chinesische Präsident war zuvor in Peru zu Gast gewesen, wo er einen gigantischen neuen Hafen eingeweiht hat. Finanziert wurde dieser mit Geldern aus der Volksrepublik und gebaut vor allem mit dem Ziel, die Wirtschaftsbeziehungen mit Südamerika in Zukunft massiv auszubauen. Dabei ist Peking schon jetzt in vielen Ländern der Region der mit Abstand wichtigste Handelspartner.

Selenski nicht eingeladen

Wie sehr sich die Kräfteverhältnisse ändern, hat der deutsche Kanzler Olaf Scholz schon vor seiner Ankunft zu spüren bekommen. Inständig hatte er den Gastgeber, den brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva, gebeten, auch den ukrainischen Staatschef Wolodimir Selenski einzuladen. Auch Biden soll sich dafür eingesetzt haben.

Die Ukraine kämpft nicht nur verzweifelt gegen vorrückende russische Truppen, sondern auch gegen schwindenden Rückhalt jenseits des Westens. Für Selenski wäre wichtig gewesen, beim G-20-Gipfel Präsenz zu zeigen. Lula liess sich dennoch nicht erweichen. Zum einen wohl, um Russland nicht zu verprellen. Zum anderen, weil ihm andere Themen deutlich wichtiger sind.

Denn Brasiliens Staatschef hat sich für den Gipfel ehrgeizige Ziele gesetzt: Der 79-Jährige ist in bitterer Armut aufgewachsen, und er will das diesjährige G-20-Treffen nutzen, um eine ganze Reihe sozialer Themen voranzubringen. Einmal ist da der Kampf gegen den Hunger: «Es gibt nichts Traurigeres als ein Kind, das ohne ein Frühstück aufstehen muss und abends ins Bett geht, ohne auch nur ein Brot gegessen zu haben», erklärte der brasilianische Staatschef im Vorfeld des Gipfels.

In seinem eigenen Land hat Präsident Lula mit Programmen wie «Fome Zero», Null Hunger, schon erfolgreich gegen Mangelernährung gekämpft. Nun will er dieses Anliegen global verankern: Am Montag hat er darum in Rio de Janeiro die Schaffung einer «Allianz gegen Hunger und Armut» bekannt gegeben.

Gleichzeitig will Brasiliens Staatschef eine Sondersteuer für Superreiche auf den Weg bringen: Die Wohlhabendsten dieser Welt sollen Abgaben zahlen auf zwei Prozent ihres gesamten Nettovermögens, also nicht nur auf ihr Jahreseinkommen, sondern auch auf Investitionen, Mieteinnahmen und Beteiligungen an Unternehmen. Regierungen könnten dadurch jährlich Milliarden einnehmen.

Auch wenn die Idee Zuspruch findet, bleibt fraglich, ob sie Erfolg haben wird beim Gipfel: Die Delegation Argentiniens, angeführt vom rechts-libertären dortigen Präsidenten Javier Milei, soll bereits versucht haben, das Vorhaben zu blockieren.

Der Auftakt des Gipfels war dennoch harmonisch: Brasiliens Präsident begrüsste am Montagmorgen alle Gäste persönlich im Veranstaltungsort, dem MAM, Museum für moderne Kunst, untergebracht in einem postmodernen Bau an der Uferpromenade von Rio de Janeiro. Für EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gab es links und rechts ein Küsschen, mit Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron einen kumpelhaften Handschlag.