Formel-1-GP von China Kurioses nach Rennschluss: Wenn sich der «Fahrer des Tages» verfährt
Ein Aufreger in der Boxengasse, ein sportliches Drama bei Sauber und ein überraschter Zweitplatzierter: In Shanghai lief eine Menge. Und alles für Verstappen.
Lando Norris hat vor diesem Grand Prix von China gewettet: 35 Sekunden würde er in seinem McLaren verlieren auf die beiden Ferrari. Mindestens.
Dann ist Renntag in Shanghai – und alles ganz anders, als der Brite befürchtet hat. Der 24-Jährige lässt nicht nur die beiden Autos aus Maranello hinter sich, die auf die Ränge 4 und 5 fahren, nein, er sprengt sogar das Red-Bull-Duo ganz vorne, wird Zweiter hinter Max Verstappen und vor Sergio Pérez.
Dass ihn das ziemlich überrascht, kann Norris, dieser hochtalentierte und hochanständige Mann aus Bristol, nicht verbergen. Als das Rennen zu Ende ist, stehen nur zwei Autos auf der Start-/Ziel-Geraden, dort, wo die Besten ihren Rennwagen nun einmal abstellen, es sind die beiden Red Bull. Der orange Bolide von Norris? Steht in der Boxengasse. Der Brite ist falsch abgebogen.
Es ist das einzige Mal an diesem Tag, dass sich Norris verfährt. Die Strategie von McLaren hat sich voll ausbezahlt. Bis zum ersten Boxenstopp wartet Norris so lange zu, bis Valtteri Bottas seinen Sauber mit einem Motorschaden abstellen muss und das Safety-Car auf die Shanghaier Piste fährt. Weil nun alle Autos langsamer unterwegs sind, verliert Norris bei seinem ersten und einzigen Boxenstopp weniger Zeit und arbeitet sich auf Platz 2 vor.
Das wird auch vom Formel-1-Publikum honoriert, das ihn zum «Fahrer des Tages» wählt. «Das habe ich nicht erwartet, ich bin glücklich, auch für das Team», sagt Norris. «Einiges hat mich überrascht: dass Ferrari so langsam war – und ich so schnell, dass ich mich gar mit den Red Bull messen konnte.» Für Verstappen hat es zwar auch Norris nicht gereicht. Der Niederländer, der am Samstag auch das Sprintrennen für sich entschied, hat vier der bislang fünf Saisonrennen gewonnen. Einzig in Australien triumphierten andere, die Ferraristi, siegte Sainz vor Leclerc, weil Verstappens Auto streikte.
Alonsos Schlussfurioso
Überhaupt gab es bislang in dieser Saison nur Doppelsiege, diesen hat Norris in China verhindert. Und auch die schnellste Runde, Verstappens Lieblingsbeute, geht nicht an Red Bull. Altmeister Fernando Alonso sichert sich diese in seinem Aston Martin bei der Aufholjagd kurz vor Schluss.
Am Start noch ist der Spanier an Pérez vorbei auf Rang 2 geschossen, danach läuft bei der Planung seines Rennens einiges schief. Immerhin kämpft er sich in den letzten Runden mit frischen Reifen noch vom 12. auf den 7. Platz und zur schnellsten Rundenzeit des Tages.
Es ist eine von vielen Geschichten, die dieses Rennen schreibt – die rührendste ist die von Zhou Guanyu. Der 24-jährige Pilot in den Diensten des Schweizer Sauber-Teams ist der erste Chinese in der Formel 1 überhaupt. Er erlebt einen ersten Heim-Grand-Prix, weil die Königsklasse in den letzten Jahren einen Bogen gemacht hat um seine Heimat. Vor dem Start gibt es Sprechchöre für ihn und ein ziemliches Tohuwabohu. Während des Rennens werden Zhous rare Überholmanöver frenetisch gefeiert. Und hinterher dürften sich diejenigen Betrachter verwundert die Augen reiben, die den Fernseher erst gerade eingeschaltet haben.
Zhou nimmt Norris’ Platz ein
Da nämlich steht neben den beiden Red Bull, aus denen Verstappen und Pérez kraxeln und in die Menge jubeln, der knallgrüne Sauber von Zhou. Er hat sich im Gegensatz zu Norris nicht verfahren, der Platz auf der Start-/Ziel-Geraden war für ihn vorgesehen, auch wenn es nicht Rang 3 geworden ist, wie das Bild vermuten lassen könnte, sondern nur Platz 14.
Immerhin hat Zhou im Gegensatz zu Teamkollege Bottas die Zielflagge gesehen. Auch im fünften Rennen aber gibt es keine Punkte für das Schweizer Team. Mit Williams und Alpine sind noch zwei weitere Teams punktelos in dieser Saison. Und doch sind es neben Sauber auch die Franzosen, die an diesem Sonntag für einen Moment im grellen Scheinwerferlicht stehen, sorgen sie doch für den grossen Aufreger des Tages.
Beim Boxenstopp von Pierre Gasly geben sie das Auto frei, bevor das rechte Hinterrad montiert ist. Der Alpine schnellt zu Boden und reisst einen Mechaniker um. Dieser kommt zwar mit dem Schrecken davon, es passt aber zur bislang komplett verkorksten Saison der stolzen Franzosen.
13/56
Von der Spitzengruppe war erst Fernando Alonso beim Reifenwechsel – bis jetzt. Dann fahren gleich beide Red-Bull-Fahrer in die Garage, der Doppelwechsel läuft reibungslos. Verstappen ist nun Vierter, Pérez Sechster. Norris (McLaren) führt vor Leclerc (Ferrari) und Piastri (McLaren).
Fast-Crash
Yuki Tsunoda im Racing Bull erlebt einen grossen Schreckmoment. Beinahe wäre er mit dem Sauber von Zhou Guanyu kollidiert, als er in der Boxengasse wieder losfahren wollte. Das dürfte eine Strafe für das Team nach sich ziehen.
Attacke Charles Leclerc
Der Monegasse im Ferrari überholt den Mercedes von George Russell und ist jetzt Sechster. Und schon in der neunten Runde gibt es die ersten Reifenwechsel. Auch der umjubelte Zhou Guanyu hat die Pneu gewechselt und fährt jetzt seine Runden mit den härtesten Reifen.
Acht Fahrer waren schon an der Box, auch Valtteri Bottas, der mit seinem Sauber nun auf Rang 15 liegt.
8/56
Und für Fernando Alonso kommt es noch bitterer. Der Altmeister wird auch noch von Lando Norris im McLaren überholt und ist jetzt Vierter.
Gute Nachrichten derweil für die Schweizer Fans: Valtteri Bottas ist im Sauber an Nico Hülkenbergs Haas vorbeigekommen und nun Zehnter. Das gäbt immerhin den ersten Punkt der Saison.
5/56: Pérez kommt vorbei
Nur für kurze Zeit konnte Fernando Alonso das Red-Bull-Duo leicht ärgern. Schon ist Sergio Pérez wieder vorbei am Aston Martin und ist nun Zweiter hinter Teamrivale Max Verstappen.
4/56: Zwischenstand
So schaut es nach vier Runden aus in den Top 10, direkt dahinter folgt Sauber-Pilot Valtteri Bottas, der einen Rang verloren hat:
Unzufriedener Hamilton
Der siebenfache Weltmeister tönt leicht resigniert: Selbst mit den roten, weichen Reifen mache er «keinen Boden gut» auf die Gegner. Hamilton ist im Mercedes gar noch vom 18. auf den 19. und vorletzten Platz zurückgefallen. Dann aber schnappt er sich Zhou Guanyu, das Heimpublikum scheint dem Chinesen im Schweizer Sauber-Team nicht viel zu helfen.
Ferrari-Piloten als Verlierer
Die beiden Ferrari-Fahrer haben je zwei Plätze verloren beim Start, zwischenzeitlich ist Charles Leclerc Achter, Carlos Sainz Neunter. Immerhin kommen sie in der zweiten Runde am Haas von Nico Hülkenberg vorbei.
Start
Die Lichter sind aus in Shanghai und Max Verstappen kommt gut weg. Allerdings werden die Red-Bull-Piloten bedrängt von Fernando Alonso im Aston Martin, der mit viel Angriffslust losfährt und schon einmal an Sergio Pérez vorbeigekommen und nun Zweiter ist.
Reifenwahl
Die Top-10-Fahrer sind alle mit den gelben, mittelharten Reifen unterwegs. Lance Stroll (11.), Lewis Hamilton (18.), Yuki Tsunoda (19.) und der aus der Boxengasse startende Logan Sergeant starten mit den weichen Pneus, Kevin Magnussen (17.) versucht es mit der härtesten Mischung.
Verstappen funkt
Und schon gibt es den ersten Funkspruch. Weltmeister Max Verstappen meldet leichten Nieselregen. Stimmt das, könnte das Wetter Einiges zur Spannung beitragen.
Interviews
Während Valtteri Bottas im Interview vor dem Rennen sagt, das Auto sei durchaus gut für einen Top-10-Platz, braucht sein Sauber-Teamkollege Zhou Guanyu gar nicht viele Worte, um eine Euphorie auf den Tribünen zu entfachen. Seine Landsleute feiern den ersten Chinesen in der Formel 1 schon vor der ersten Runde frenetisch mit Gesangschören.
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Willkommen
Guten Morgen und herzlich willkommen zum Grand Prix von China, dem fünften Rennen dieser Formel-1-Saison. Max Verstappen, Dauersieger, Weltmeister und Gewinner des Sprintrennens vom Samstag, ist auch heute der grosse Favorit. Wieder startet der 26-Jährige mit seinem Red Bull von der Poleposition. Einzig in Australien, wo sein Red Bull für einmal streikte, gewann er nicht.
In China ist sein erster Verfolger Teamrivale Sergio Pérez. Altmeister Fernando Alonso ist mit seinem Aston Martin im Qualifying auf Rang 3 gefahren.
Hoffnungen auf ein Erfolgserlebnis macht man sich auch im Zürcher Oberland. Valtteri Bottas startet als Zehnter und könnte heute die ersten Punkte für das Sauber-Team in dieser Saison holen. So präsentiert sich die komplette Startaufstellung:
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