Erträge halbiertFlughafen erleidet wegen Corona beispiellosen Einbruch
Der Flughafen Zürich hat im Corona-Jahr 2020 einen historischen Einbruch erlitten. Wegen der Pandemie blieben die Flugzeuge in Kloten zeitweise fast gänzlich am Boden.

Es hat sich schon lange abgezeichnet: 2020 wird für den Flughafen als rabenschwarzes Geschäftsjahr in die Geschichte eingehen. Wie düster es war, wird aus dem Jahresbericht deutlich, den die Flughafen Zürich AG am Freitag veröffentlicht hat. Die Folge der Corona-Pandemie ist ein historischer Verkehrseinbruch.
In Zahlen heisst das: Der Umsatz sackte im Geschäftsjahr 2020 um gut 48 Prozent auf 624 Millionen Franken ab. Im Vorjahr waren es 1,2 Milliarden Franken gewesen. Das Fluggeschäft ging dabei um knapp 67 Prozent auf 222 Millionen zurück. Und im Nichtfluggeschäft lag der Umsatzverlust bei knapp 27 Prozent auf 146 Millionen, wie der Flughafenbetreiber am Freitag mitteilte. Das Passagieraufkommen lag bei rund 8,34 Millionen – knapp 72 Prozent tiefer als 2019. Der Verkehrsanteil der Swiss machte etwas mehr als die Hälfte aus, gefolgt von Edelweiss (rund 10 Prozent), Lufthansa (2,7 Prozent) und Eurowings sowie Easyjet (je 2,5 Prozent). Auch das Frachtvolumen sank im Jahr 2020 gegenüber 2019 deutlich. Nämlich um 35,6 Prozent. Das Frachtvolumen sank im Verhältnis deutlich geringer als die Anzahl Passagiere und Flugbewegungen.
Stephan Widrig, CEO der Flughafen Zürich AG, wies trotz allem auf positive Aspekte hin: «Die Flughafen Zürich AG ist ein langfristig ausgerichtetes Unternehmen und hat in der Vergangenheit immer auf einen hohen Eigenfinanzierungsgrad geachtet.» So könne diese historisch einmalige Krise aus eigener Kraft bewältigt werden. Die getroffenen Massnahmen: Kostensenkungen, eine angepasste Investitionsplanung, am Anleihenmarkt nahm der Flughafen zusätzliches Kapital auf. Und die Aktionäre werden keine Dividende ausbezahlt erhalten.
Damit fällt die Dividendenzahlung der Flughafen Zürich AG zum zweiten Mal in Folge aus. Bereits 2020, also für das Geschäftsjahr 2019, wurde auf eine Ausschüttung verzichtet. Dies, weil die Zahlen angesichts des Lockdown bereits eingebrochen waren. Der Verwaltungsrat nahm kurzerhand eine Neubeurteilung der Lage vor und schlug den Verzicht der Generalversammlung vor. Besonders stark traf die wegfallende Dividende den Kanton Zürich, der ein Drittel der Aktien der Flughafen Zürich AG hält. Im vorerst letzten Jahr mit Dividendenausschüttung, 2019, hatte der Kanton für seine Beteiligung noch 70 Millionen Franken erhalten.
Kostendisziplin verhindert Schlimmeres
Beachtlich am Geschäftsjahr 2020: Dem Unternehmen gelang es, dank Kostendisziplin noch einen Betriebsgewinn (Ebitda) zu erzielen. Dieser machte allerdings mit 196 Millionen Franken nicht einmal mehr ein Drittel des Vorjahreswerts (642 Mio.) aus. Kostenmassnahmen wie etwa Kurzarbeit halfen, den Schaden in Grenzen zu halten, wie es im Communiqué heisst, das die Flughafen Zürich AG am Freitag versandte. Die Betriebskosten sanken denn auch um knapp 25 Prozent. Zudem bot das Immobiliengeschäft in der Krise eine Stütze. Die Erträge aus der Liegenschaftsbewirtschaftung nahmen um knapp 13 Prozent zu. Unter dem Strich blieb bei den Immobilien trotzdem ein Verlust von 69,1 Millionen, nachdem im Vorjahr noch ein Gewinn von 309 Millionen zu Buche stand.
Überraschend kam der Verlust aber nicht – angesichts des bereits im Vorfeld bekannt gewesenen Passagierrückgangs. Die Erwartungen der Analysten wurden indes klar übertroffen. Diese gingen noch von einem deutlich höheren Verlust aus. Die Aktie der Flughafen Zürich AG legte jedenfalls leicht zu.
Widrigs Forderungen an die Politik
Wer am Flughafen in die Zukunft blickt, sieht derzeit Unsicherheit. Eine Prognose ist praktisch unmöglich. Wie das Geschäftsjahr 2021 ausfällt, wird vor allem von einer allfälligen Lockerung oder Aufhebung der Reisebeschränkungen abhängen. Und davon, wann diese in Kraft tritt. Stephan Widrigs Forderung diesbezüglich geht an die Politik: «Wer eine Impfung oder einen negativen Test vorweisen kann, soll ohne Beschränkungen reisen können und auch von Quarantäneregeln entbunden werden.» Man werde auch in Zukunft einen Fokus auf Hygiene- und Schutzmassnahmen legen, damit eine Flugreise ab dem Flughafen Zürich sicher sei. «Wir brauchen aber dringend Bedingungen, die das Reisen wieder planbar machen.»
mst//mrl
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