Lange Durststrecke von FerrariDank der Streithähne lebt der Titeltraum in Rot
Das giftige Duell zwischen Max Verstappen und Lando Norris im WM-Kampf der Formel 1 spielt der Scuderia in die Karten.
- Charles Leclerc sieht das Duell zwischen Verstappen und Norris als vorteilhaft.
- Ferrari hat grössere Chancen auf den Konstrukteurstitel als auf den Fahrertitel.
- Der Kampf zwischen McLaren, Ferrari und Red Bull ist derzeit sehr eng.
Für Charles Leclerc kann das WM-Duell von Max Verstappen und Lando Norris gar nicht hitzig genug sein. «Ich begrüsse es, dass Max so aggressiv wie möglich gegen Lando fährt. Das hilft mir», sagt der Monegasse. Und ja: Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Ferrari-Fahrer von einem eskalierten Zweikampf um die Formel-1-Weltmeisterschaft profitiert.
Leclerc schielt persönlich zwar erst mal nur auf den zweiten Platz im Klassement. «Realistisch betrachtet, denke ich nicht an die Fahrer-WM», sagte der 27-Jährige. Daran zu denken, helfe ihm nicht, mehr zu erreichen. Klar ist, dass er vier Grands Prix vor dem Saisonende derjenige mit den geringsten Chancen ist. 71 Punkte fehlen ihm auf Spitzenreiter Verstappen im Red Bull, 24 auf Norris von McLaren. «Es ist nicht in meiner Hand», sagt Leclerc.
Das war es beim letzten Triumph eines Ferrari-Fahrers lange Zeit aber auch nicht. Und das ist, so schwer das zu glauben ist für einen Rennstall mit solcher Historie, schon 17 Jahre her.
2007 war es Kimi Räikkönen, und es passierte auf einem der legendärsten Kurse in der Formel 1: im Autódromo José Carlos Pace in Brasiliens Mega-Metropole São Paulo. Dort macht die Formel 1 an diesem Wochenende wieder halt.
Damals war es eine Saison der Unmöglichkeiten. Nur einmal hatte Räikkönen das Klassement mit Vorsprung angeführt: nach seinem Sieg im Auftaktrennen in Melbourne. Vergeben wurden damals 10 statt 25 Punkte für einen Rennsieg, einen Zähler für die schnellste Runde wie (noch) in diesem Jahr gab es nicht, an Sprintrennen dachte noch keiner in der Formel 1.
Räikkönens Rivalen von damals sind, anders als der Finne selbst, noch immer dabei. Es waren keine Geringeren als der damals frische zweimalige Weltmeister Fernando Alonso und der damals noch titellose Lewis Hamilton – für den mittlerweile siebenmaligen Champion war es die erste Saison in der Formel 1. Das Pikanteste an dem spanisch-britischen Duell: Sie waren Teamkollegen bei McLaren.
Die Zutaten in diesem Jahr: ein Fahrer-Zweikampf, der zuletzt in Mexiko-Stadt mit einer Doppelstrafe gegen Verstappen nach seiner Knallhart-Verteidigung gegen Norris eskalierte, und ein Team-Dreikampf zwischen McLaren, Ferrari und dem schwächelnden Titelverteidiger Red Bull, dessen zweiter Fahrer Sergio Pérez sich wohl nur weiter in den nächsten Grand Prix rettete, weil die Rennen so dicht aufeinanderfolgen.
Jubelt die Scuderia noch vor der Hamilton-Ankunft?
Bei Ferrari dominiert das Duo. In Austin beim Grossen Preis der USA gewann Leclerc vor Sainz, am vergangenen Sonntag siegte Sainz, Leclerc wurde hinter Norris Dritter. In der Teamwertung überholte Ferrari Red Bull und liegt nun 25 Punkte vor Verstappens Rennstall. Auf McLaren fehlen der Scuderia 29 Punkte. Das ist nicht mehr viel bei noch vier Grands Prix mit zwei Sprintentscheidungen.
Es wäre eine Art Erlösung für Ferrari. Denn: Wer hat es nicht alles versucht? Mit einem Alonso gelang es nicht, auch nicht mit einem Sebastian Vettel. Nun aber, bevor der aktuell grösste Name im Fahrerfeld – Lewis Hamilton – ab 2025 für die Marke aus Maranello fahren wird anstelle von Sainz, könnte es so weit sein.
«McLaren und Red Bull mit weniger Waffen, Ferrari mit zwei: Warum Maranello vom Konstrukteurstitel träumen kann», erklärte bereits die italienische Zeitung «La Repubblica». Oscar Piastri hatte im zweiten McLaren zuletzt nur den achten Platz belegt. «Die Konstrukteursmeisterschaft lächelt auf dem Cavallino», schrieb «Tuttosport» mit Blick auf das legendäre Wappen mit dem springenden Pferd.
DPA
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