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Hotels und Corona
Ferienatmosphäre trotz Sicherheit

Abstandsregeln einhalten: Der weitläufige Park vom Hotel Lenkerhof bietet genügend Platz.
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Seit Ueli Maurers bundesrätlichem Aufruf für Ferien in der Schweiz glühen die Drähte vor allem in Berggebieten. In manchen Wochen wurden in Schweizer Hotels vierzig Prozent mehr Reservationen von inländischen Gästen registriert als im Vorjahr. Es herrscht Zuversicht, wenigstens in Teilen der Branche, die massiven Verluste der Lockdown-Monate bis Jahresende kompensieren zu können. Um von der nationalen Reisewelle zu profitieren, müssen die Hotels jedoch investieren. Einerseits in Corona-Schutzkonzepte, anderseits in zusätzliche Massnahmen, die Vertrauen schaffen.

Sicherheit vermittle man vor allem mit einer entspannten Haltung gegenüber dem Gast, so die Überzeugung von Thomi Blatter, der in Arosa das Viersternhotel Blatter‘s führt. Er hat die Schutzkonzepte vor Ort konform umgesetzt, dazu alle Mitarbeitenden angewiesen, in den Gesprächen mit Gästen stets Abstand zu halten. «Wir reden aber bewusst von ‹Smart Distancing› statt ‹Social Distancing›, weil das weniger abschreckend klingt», sagt Blatter. Auf Verbotstafeln, Absperrbänder und Klebstreifen am Boden verzichtet er. Die locker vermittelte Seriosität wirke auf Gäste ansteckend, beobachtet der Hotelier. «Sie schätzen es, dass wir Corona ernst nehmen, aber dezent behandeln. Das zerstreut die anfängliche Anspannung oft sofort.»

Auch das Hotel National in Zermatt arbeitet mit der Psychologie der «Deeskalation von Unsicherheit». In einem Willkommensbrief werden Gäste über das Schutzkonzept informiert. «Wir reden aber nicht dauernd über Corona, was eher Ängste schürt, als Ferienstimmung vermittelt», sagt Hotelière Line Février. Stattdessen sei jeder Gast eingeladen, eigene Anregungen zur Verbesserung des individuellen Sicherheitsgefühls mitzuteilen. «Das setzen wir dann nach Möglichkeit um», so Février.

Respekt vor Menschenansammlungen

Was alle Hoteliers spüren, ist ein erheblicher Respekt der Gäste vor Menschenansammlungen. Ein Risiko dafür besteht etwa am Frühstücksbuffet zu Stosszeiten. Im Romantik Hotel Säntis in Appenzell hat Gastgeber Stefan Heeb die «Zwei-Leute-Regel» eingeführt. Er ist gar noch weiter gegangen und teilt den Gästen Frühstückszeiten im Halbstundentakt zu. Und Hotelier-Kollege Marvin Portmann vom Romantik Hotel Stadthaus in Burgdorf hat kurzerhand einen Frühstücks-Tellerservice eingeführt. Auch hier mit positivem Echo. «Die Gäste sind froh um die Einhaltung der Abstände und schätzen den Service.»

Mit etwas Kreativität will auch Hotelier Jan Stiller seinen Gästen im Lenkerhof einen entspannten Ferienaufenthalt ohne Corona-Sorgen ermöglichen. Er hat im hauseigenen Park diverse «Kornkreise» in gebührendem Abstand in den Rasen gemäht. Pro Kreis werden zwei Liegestühle platziert, womit die Abstandsregel auch beim Sonnenbad spielerisch signalisiert und eingehalten wird.

Neben den Anstrengungen, Gästen Sicherheit und Vertrauen zu vermitteln, müssen sich die Hoteliers auch mit den zuletzt rasch ändernden Rahmenbedingungen und Bestimmungen im Zuge der Corona-Krise arrangieren. Dass etwa die Grenzen zu den Nachbarländern unverhofft früher aufgingen, löste erst Bedenken aus: Würden sich viele Schweizer kurzfristig für Strandferien umentscheiden?

Anzeichen für einen versöhnlichen Sommer

Die Sorge war bislang unbegründet. «Wir hatten deswegen kaum Annullationen, und erhalten weiter viele Schweizer Buchungen», sagt Kurt Baumgartner, Direktor vom Abstandsregeln einhalten: Der weitläufige Park vom Hotel Lenkerhof bietet genügend Platz. Aus den internationalen Nahmärkten sei das Buchungsverhalten hingegen vorerst zurückhaltend. Das gleiche berichten Line Février aus dem Hotel National in Zermatt und Jan Stiller vom Lenkerhof, wo der Schweizer Anteil der Gäste traditionell bei neunzig Prozent liegt. Einen kurzfristig positiven Effekt der Grenzöffnung erhofft sich Stefan Heeb, der im Hotel Säntis in den letzten Jahren einen treuen Gästestamm aus Deutschland aufgebaut hat.

Die Zeichen stehen aktuell positiv für einen versöhnlichen Sommer in der Schweizer Hotellerie. Gleichwohl scheint es verfrüht, mögliche Risiken rund um Corona schon ad acta zu legen. «Das Informationsbedürfnis der Gäste ist eindeutig erhöht – bei der Buchung oder während des Aufenthalts», sagt Kurt Baumgartner, der einen News-Dienst rund um Covid-19 auf seiner Webseite installiert hat. Denn letztlich steht auch das Schreckgespenst einer zweiten Infektionswelle nach wie vor im Raum. «Wir wären mit unseren Massnahmen darauf vorbereitet», sagt Marvin Portmann von Stadthaus Burgdorf.

In Zermatt gehen die Gedanken bereits in Richtung Wintersaison: Spätestens dann will Line Février im Hotel National wieder die fürs wirtschaftliche Gedeihen wichtigen Gäste aus den USA und Kanada empfangen.