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Wahlen in den Universitätsrat
Zu alt für Führungsjob an der Uni

Weil Franziska Widmer Müller nicht die einzige Person über 70 im Universitätsrat ist, lehnt die Kommission ihre Wahl ab. 
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Paukenschlag in der Zürcher Bildungslandschaft: Der Kantonsrat lehnt die Wiederwahl von zwei amtierenden Mitgliedern des Universitätsrats voraussichtlich ab. In der Regel ist diese Wahl nie ein öffentliches Thema. Der Universitätsrat ist der Verwaltungsrat der Uni Zürich. Der Regierungsrat wählt die sieben Mitglieder dieses Gremiums alle vier Jahre neu, und der Kantonsrat bestätigt die Wahl ohne Umschweife.

Diesmal ist es anders, wie die 15-köpfige Kommission für Bildung und Kultur (KBIK) am Donnerstag in einem Communiqué bekanntmachte. 

Im Mai hatte der Regierungsrat fünf Mitglieder des amtierenden Universitätsrats wiedergewählt: Den Ökonomen Peter E. Bodmer, die Medizinerin Petra S. Hüppi, den Ägyptologen Antonio Loprieno, den Politologen Beat Hotz-Hart und die Germanistin Franziska Widmer Müller, die viele Jahre Rektorin an der Kantonsschule Rychenberg in Winterthur gewesen war. Dazu wählte der Regierungsrat zwei Neue: Daniela Decurtins, ehemaliges Mitglied der TA-Chefredaktion,  und Andreas Dudler, Ex-Direktor der Stiftung Switch, die Bildungs- und Forschungsinstitute im IT-Bereich vernetzt. Vorgeschlagen hatte die sieben Personen Bildungsdirektorin Silvia Steiner, die den Universitätsrat von Amtes wegen präsidiert.

Nun verweigert die Mehrheit der zuständigen Kantonsratskommission Beat Hotz-Hart und Franziska Widmer Müller eine weitere Legislatur im Unirat. Der Entscheid fiel mit 9 zu 6 Stimmen.

Zwei Personen sind kein Einzelfall 

Die Mehrheit der Kommissionsmitglieder aus SP, FDP, GLP und Grünen stört sich ausschliesslich am Alter der beiden. Mit über 70 Jahren seien sie zu alt. Die massgebende Verordnung lasse eine Wahl von über 70-jährigen Mitgliedern in begründeten Einzelfällen zu. Die Kommissionsmehrheit ist aber dagegen, dass der Regierungsrat die Ausnahmeregelung gleich für zwei von insgesamt neun Mitgliedern beansprucht. Mit diesem Entscheid will die Kommission auch die Verjüngung des Universitätsrats vorantreiben. 

Kommissionsmitglied Marc Bourgeois (FDP) betont auf Anfrage, die FDP-Fraktion habe an den Personen Widmer Müller und Hotz-Hart, an deren Qualifikationen oder deren Arbeit nichts auszusetzen. Personen über 70 seien aber nun mal gesetzlich nur ausnahmsweise in Einzelfällen zulässig. Mit der vorgeschlagenen Zusammensetzung mangle es dem Unirat an Vielfalt. Vor allem fehlten jüngere Generationen. Daniela Decurtins ist mit 56 Jahren das jüngste Mitglied.

«Best friends» der Bildungsdirektorin?

Bourgeois kritisiert hauptsächlich Silvia Steiner: «Die Bildungsdirektorin hat offensichtlich die Nachfolgeplanung verschlafen. Vielfalt äussert sich nicht nur im Geschlecht, sondern mindestens so sehr im Alter.» Viele Gremien im Bildungsbereich, darunter auch der aktuelle Universitätsrat, seien eine Ansammlung handverlesener «best friends» der Bildungsdirektorin, von denen kaum nennenswerter Widerstand zu erwarten sei. Silvia Steiner weist diesen Vorwurf  eines möglichen Amtsmissbrauchs vehement zurück.

Für Bourgeois ist klar, dass die Jobs in diesen Gremien vermehrt öffentlich ausgeschrieben werden sollten: «Da hätten sich womöglich interessante jüngere Kandidatinnen und Kandidaten gemeldet, etwa aus der Start-up-Szene.» Dieser wichtige Teil der Hochschule sei im Unirat überhaupt nicht vertreten.

Generelle Rückweisung scheiterte 

Eine Minderheit aus SP, GLP und Grünen wollte die Vorlage gar ganz an den Regierungsrat zurückweisen. Sie fordert gemäss Mitteilung «generell einen diverser zusammengesetzten und jüngeren Universitätsrat, der näher am aktuellen und universitären Geschehen ist». Einer Mehrheit der Kommission war die Rückweisung der Vorlage dann aber doch zu weitgehend.