Es braucht eine Lösung gegen die «Ricken-Raser»
Pascal Jäggi zur Situation auf der Rickenstrasse.
Die Situation auf dem Ricken ist unbefriedigend. Die Passstrasse ist auf der Gommiswalder Seite teilweise schnurgerade und lädt offenbar zum Tempobolzen ein. Die Kantonspolizei St. Gallen führt rund zehnmal im Jahr Geschwindigkeitskontrollen auf der Rapperswilerstrasse durch. Regelmässig erwischt sie dabei Verkehrsteilnehmer, die mit über 110 Kilometern pro Stunde in der 80er-Zone unterwegs sind. Obwohl die Kontrollen seit längerem stattfinden, scheint es dazuzugehören, dass mindestens einer pro Jahr über 140 km/h fährt. Die Kontrollen dauern höchstens 90 Minuten. Dabei werden im Schnitt fünf Personen erwischt, die schneller als 105 km/h fahren. Und das von morgens bis abends. Man muss also davon ausgehen, dass täglich Dutzende Lenker viel zu schnell unterwegs sind. Das sind keine Kavaliersdelikte. Und doch passiert nichts. Die Kapo lässt bloss verlauten, dass mehr Kontrollen mehr Anzeigen und Verurteilungen bringen würden. Schon aus Kostengründen kanndie Kapo aber nicht dauernd am Ricken im Einsatz stehen.
Selbst Road Cross, eine Verkehrssicherheitsorganisation, sieht keinen Grund für Veränderungen. Schon klar, die Strasse liegt nicht in bewohntem Gebiet. Dass etwa Fussgänger zu Schaden kommen, ist unwahrscheinlich. Doch andere Autos oder Töfffahrer sind durch die Raser sehr wohl gefährdet. Der Bremsweg ist länger, die Kontrolle bei hohen Geschwindigkeiten schlechter. Was, wenn ein Reh am Strassenrand auftaucht? Oder der Fahrer vom Handy abgelenkt ist? Unfälle bei Tempo 140 können schlimme Folgen haben.
Nicht zuletzt gefährden Schnellfahrer sich selber. Muss das die Allgemeinheit kümmern? Sind die nicht einfach selber schuld, wenn sie verunfallen? Das kann man so sehen. Aber gewisse Leute sind offensichtlich nicht intelligent genug, um zu begreifen, was sie tun. Das hat kürzlich ein Raser-Prozess am Kreisgericht in Uznach gezeigt. Der Beschuldigte war mit 148 km/h auf der Rapperswilerstrasse unterwegs — ohne Fahrausweis. Während der Verhandlung wurde offensichtlich, dass der junge Mann keine Ahnung hatte, wie gefährlich schnell fahren sein kann. Er sprach davon, einen Fehler gemacht zu haben, was ja jedem mal passieren könne. Bereut hat er das Ganze nicht. Es scheint, dass die Prävention bei diesem Lenker mehrfach versagt hat. Den Ausweis hat er verloren, weil er bekifft am Steuer erwischt wurde. Schon Jahre vorher wurde er mit 140 km/h in einer 80er-Zone geblitzt. Voraussichtlich muss er bald ins Gefängnis. Eine Aussicht, die ihn nicht gestört hat. Wie können solche Typen vom Rasen abgehalten werden?
Als Lösung käme ein fixer Radar infrage. Am besten ein gut sichtbarer, ungefähr in der Mitte des Strassenabschnitts. Das bringt nichts, weil die Lenker an der Stelle abbremsen und danach wieder Gas geben, kann man einwenden. Das ist so, aber wenigstens bremsen sie ab. Das betroffene Teilstück ist rund 900 Meter lang. Sehen die Lenker den Radarkasten von weitem, beschleunigen sie nie auf 130 oder 140 km/h. In der Nähe des Blitzers fahren sie genau 80. Und danach reicht die Zeit bis zur nächsten Kurve nicht, um den Motor wieder auf Touren zu bringen. Das funktioniert durchaus, auch wenn sich die Strategie der Kantonspolizeien eher auf mobile Kontrollen verschoben hat. Niemand könnte den Vorwurf der «Abzockerei» gegen die Polizei erheben. Im Übrigen zeigt die Kapo St. Gallen sich schon heute transparent: Die Standorte der neun semi-stationären Geräte werden jeden Freitag bekannt gegeben. Dass sichtbare stationäre Radarkästen sinnvoll sein können, zeigt ein Blitzer auf der A12 zwischen Bern und Freiburg. Fast jeder weiss, dass der Radar in einer Senke auf einer geraden Strecke angebracht ist. Fast alle halten sich darum während gut einem Kilometer an das vorgegebene Tempo 120. Immerhin. Wenn denn doch einer zu schnell in diese Gegend hineinfährt, muss er die gleichen Konsequenzen tragen wie bei einer mobilen Kontrolle.Ein fixer Radar ist kein Allheilmittel. Aber wohl das Einzige, was notorische Schnellfahrer vom Rasen abhält.
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