Corona-Auswirkungen auf ÖV177 Millionen mehr Steuergelder für den ZVV
Weil sich die Passagierzahlen gemäss ZVV erst 2025 vom Corona-Schock erholen, braucht der ZVV mehr Geld. Und zwar deutlich.
Der neue ZVV-Direktor Dominik Brühwiler präsentierte am Freitag gemeinsam mit Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh (FDP) die neue ZVV-Strategie. Und alles war anders als in den vorigen Jahren.
Die Corona-Pandemie hat dem öffentlichen Verkehr arg zugesetzt, erklärte Brühwiler vor den Medien und präsentierte die jüngsten Schätzungen und Zahlen: «Wir rechnen damit, dass 10 Prozent der Passagiere aufgrund von verändertem Arbeits- und Mobilitätsverhalten wegbleiben», sagte Brühwiler. Deshalb rechnet der ZVV erst 2025 wieder mit gleich vielen Passagieren wie vor Corona. Und das hat Folgen für die Finanzen. Der ZVV braucht mehr Geld vom Staat, um die Verluste zu decken.
Für das laufende Jahr braucht der ZVV einen Nachtragskredit von 33 Millionen Franken. Und für die Jahre 2022/23 beantragt der Regierungsrat beim Kantonsrat einen Rahmenkredit von 870 Millionen Franken, also 177 Millionen Franken mehr als noch vor zwei Jahren geplant. Die Kosten übernehmen die Gemeinden und der Kanton je zur Hälfte.
Keine Tariferhöhung
Die Fahrgäste sollen vom Finanzloch vorerst wenig spüren. Die Tarife werden nicht erhöht, wie Brühwiler betonte. Dies sei auch nicht geplant. Letztmals erhöhte der ZVV die Preise im Dezember 2016.
Für die Passagiere bedeuten die Mindereinnahmen hauptsächlich, dass Angebotsausbauten vorerst zurückgestellt werden. «Primär sollen jene Ausbauten umgesetzt werden, die im Zusammenhang mit der Fertigstellung von Infrastrukturen stehen», heisst es in der Mitteilung. So wird zum Beispiel voraussichtlich wie geplant Ende 2022 die Limmattalbahn zwischen Zürich-Altstetten und Killwangen Spreitenbach AG in Betrieb genommen. Zurückgestellt werden beispielsweise Angebotsausbauten auf verschiedenen Linien, etwa verzichten die VBZ vorerst darauf, dass die Buslinie 83 zwischen Bahnhof Altstetten und Milchbuck bis später in den Abend hinein verkehrt.
Kritik an den Städten
Brühwiler und Walker Späh zeigten sich an der Medienkonferenz wenig erfreut über die Städte Winterthur und Zürich. Diese hatten in den vergangenen Tagen beschlossen, auf ihren Strassen weitgehend Tempo 30 zu verordnen. Dabei soll auf den öffentlichen Verkehr keine Rücksicht genommen werden. Der ZVV-Direktor und die Regierungsrätin kritisieren die Städte scharf. Ein solch flächendeckendes Vorgehen schade dem öffentlichen Verkehr und verursache Kosten für die Steuerzahlerinnnen und Steuerzahler. Denn diese müssten am Ende die Mehrkosten tragen, die es für zusätzliches Rollmaterial und Fahrpersonal brauche, um den Takt aufrechtzuerhalten.
Alleine in Zürich würden jährlich 20 Millionen Franken zusätzliche Kosten anfallen, in Winterthur nochmals 6 Millionen. «Für das ganze Kantonsgebiet haben wir noch keine Schätzungen», sagte Brühwiler. Carmen Walker Späh kündigte an, für jede einzelne ÖV-Strecke zu kämpfen. Es sei aber nicht nur eine Frage des Geldes, sagte Brühwiler. Mehr Rollmaterial bedeute auch mehr Platz für Depots. Und diesen gebe es kaum mehr im Kanton.
Über den Rahmenkredit und die neue ZVV-Strategie wird der Kantonsrat entscheiden. Die Finanzierung von Tempo 30 wird dann bestimmt noch viel zu reden geben.
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