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Nachruf auf Peter Bogdanovich
Er war einer der Grössten, und fast alle waren gegen ihn

Ein Vertreter des New Hollywood: Peter Bodanovich auf Visite des Fim-Festivals von Venedig im Jahre 2014.
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«Verdammt, Bogdanovich! Können Sie denn nichts als Fragen stellen?» So blaffte ihn einst der Westerregisseur John Ford an, als diesem der Kragen platzte. Tatsächlich war Peter Bogdanovich zunächst als Filmjournalist tätig, der seine Idole mit Fragen löcherte und der darüber auch ein 1000-seitiges Buch schrieb. In Zeiten der Nouvelle Vague, zu der sich der Amerikaner zurechnen lässt, war solch cineastische Engagiertheit ein Must.

Seine grössten Erfolge feierte der 1939 in New York geborene Bogdanovich mit Filmen wie «The Last Picture Show» (1971) oder «Paper Moon» (1973). Es waren, wenn man so will, cineastische Wehmütigkeiten im Vorwärtsmodus, und beide Schwarzweiss-Filme waren damals nicht nur «talk of the town», sondern Teil einer grösseren filmischen Bewegung: New Hollywood.

Die Losung hiess: schnell, vorwärts, nieder mit dem Zeug der Väter.

Wie Bogdanovich damals noch die ebenfalls erfolgreiche und quietschbunte Screwball-Comedy «What’s Up, Doc?» mit Barbra Streisand und Ryan O’Neal innert Jahresfrist dazwischen klemmte?

In den Siebzigern hiess die Losung: schnell, vorwärts, nieder mit dem Zeug der Väter. New Hollywood, das war eine Ära, die Bogdanovich tatsächlich ermöglicht hätte, einer wie Martin Scorsese, Steven Spielberg oder Francis Ford Coppola zu werden. Umso mehr, als der Regisseur Themen aufnahm, die den Nerv der rebellischen Jugend punktgenau spiegelte.

Und das war nicht alles. In Bogdanovichs Filmen wurde auch die Tradition gefeiert. Das war neu, das war spannend, ein Aufbruch in alle Richtungen.

Opfer eines privaten Skandals

Aber dann wurde Bogdanovich zum Verhängnis, dass er sich in eine seiner Schauspielerinnen verliebte, und die Story wurde zum Riesenskandal: Dorothy Stratten, Bogdanovichs Geliebte, war ein Playmate, das in den Achtzigerjahren von ihrem ehemaligen Zuhälter umgebracht wurde. Wenig später verliebte sich der Regisseur dann ausgerechnet in deren jüngere Schwester und heiratete diese.

Hollywood war entsetzt, um es höflich auszudrücken, und der Skandal nahm überhand. Bogdanovich hielt dagegen, sein Film «The Mask» (1984) über einen Jugendlichen mit Gesichtsdeformation sollte sein Comeback werden. Das Problem war, dass sich Bogdanovich damals mit allen Geldgebern schon dermassen überworfen hatte, dass keine Rückkehr mehr möglich schien.

So wurde es ruhig und ruhiger um einen der Grössten. Auch dann, als er seinen letzten grossen Film «The Cat’s Meow» 2001 persönlich auf der Piazza Grande in Locarno präsentierte. Präsentieren sollte. Es wäre als grosse Reminiszenz gedacht gewesen, eine Erinnerung an die Zwanzigerjahre, aber der Regen in Locarno war dagegen. Wie fast alles in Bogdanovichs Leben.

Jetzt ist der Regisseur 82-jährig in Los Angeles verstorben.